18.01.2014 Aufrufe

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

In diesem Sinne kann die Abstraktion - ganz im Sinne der Modelltheorie STACHOWIAKs - als<br />

reduzierendes, akzentuierendes Modell der durch sie repräsentierten Klasse <strong>von</strong> Phänomenen<br />

angesehen werden.<br />

Als Prototyp der Abstraktion ist dabei der Begriff anzusehen. Auf der begrifflichen Ebene läßt<br />

sich der Übergang vom Konkreten zum Abstrakten am besten veranschaulichen; am begrifflichen<br />

Denken <strong>und</strong> am begrifflich oder symbolisch kodierten Wissen läßt sich die Funktion<br />

der Abstraktion am deutlichsten erkennen: Sie erlaubt es, Erfahrungen, die der Mensch im<br />

Zuge seines Handelns, Wahrnehmens <strong>und</strong> Denkens macht, aus ihrer Singularität zu lösen, Regelhaftigkeiten<br />

in der Zeit, Invarianzen in der Vielfalt der Phänomene zu erkennen. Und<br />

schließlich ermöglicht es die begriffliche Abstraktion, über menschliche Erfahrungen <strong>und</strong> den<br />

Versuch, diese Erfahrungen zu generalisieren <strong>und</strong> zu übertragen, zu kommunizieren.<br />

Die doppelte Leistung des Begriffes, Beziehungen in Komplexionshierarchien <strong>und</strong> in Abstraktionshierarchien<br />

herzustellen <strong>und</strong> dadurch Erkenntnis <strong>und</strong> Orientierung zu ermöglichen, verdeutlicht<br />

AEBLI (1981, S. 89), wenn er „die Gütezeichen des Begriffs“ definiert:<br />

„Die minimale Anforderung an einen Begriff besteht darin, daß er dem Menschen<br />

erlaubt, eine bestimmte Erscheinung wiederzuerkennen, sie zu identifizieren. Dies<br />

vermittelt ihm ein Gefühl der Vertrautheit <strong>und</strong> macht ihm Spaß.<br />

Ein wichtigeres Gütezeichen ist die Tatsache, daß der Begriff eine Erscheinung bezeichnet,<br />

die zu weiteren Erscheinungen in einem gesetzmäßigen Zusammenhang<br />

steht, wobei dieser naturwissenschaftlicher oder geisteswissenschaftlicher Natur sein<br />

<strong>und</strong> Korrelationen ebenso wie Beziehungen der genetischen Verwandtschaft<br />

betreffen kann.<br />

Die höchste Anforderung an einen Begriff ... besagt, daß der Begriff einen<br />

Tatbestand oder eine Größe bezeichnet, die über Transformationen der äußeren<br />

Erscheinung invariant bleibt. Dies ist für das menschliche Handeln <strong>von</strong> Vorteil, denn<br />

es erlaubt eine gleiche Behandlung auch bei verschiedener Erscheinungsform. Es ist<br />

auch für die Erkenntnis wichtig, denn Erkenntnis invarianter Größen vereinfacht das<br />

Bild der Welt <strong>und</strong> eröffnet die Erkenntnis stabiler Züge im Vielerlei der<br />

Erscheinungen“.<br />

Wir können nunmehr ein Zwischenergebnis unserer Erörterungen schematisch zusammenfassen.<br />

284

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!