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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

• Im Vollzug des Handlungsschemas werden die Handlungselemente miteinander<br />

verknüpft. AEBLI spricht da<strong>von</strong>, daß den „Teilnehmern“ der Handlung<br />

ihre Rolle im Handlungszusammenhang zugewiesen wird. Elemente <strong>von</strong><br />

Handlungen können „Sachen, Vorgänge, Personen, fremde Handlungen,<br />

eigene Handlungen bzw. abstrakte Beziehungen innerhalb derselben sein“.<br />

Wesentlich ist nur: „Sie müssen alle wahrgenommen oder vorgestellt werden,<br />

<strong>und</strong> sie werden im Zuge der Handlungsplanung bzw. der Durchführung der<br />

Handlung zueinander in Beziehung gesetzt (AEBLI 1980, S. 89).<br />

− Objekte sind Komplexionen ihrer in bestimmter Weise räumlich angeordneten <strong>und</strong><br />

miteinander verb<strong>und</strong>enen Elemente.<br />

− Prozesse sind Komplexionen, bestehend aus der chronologisch geordneten Abfolge<br />

<strong>von</strong> Zuständen, deren Zusammenhang erklärbar oder durch Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

definierbar ist.<br />

− Wahrnehmungen sind Komplexionen, in denen Sinneseindrücke zueinander in<br />

Beziehung gesetzt <strong>und</strong> damit Ganzheiten erkannt werden.<br />

− Denken schließlich ist - wie das Handeln - ein Prozeß des Zueinander-in-Beziehung-setzens<br />

<strong>von</strong> Elementen, d. h. des Bildens <strong>von</strong> Komplexionen. Wo das<br />

Handeln zumindest in seiner gegenständlich-konkreten Form Objekte zu neuen<br />

Objekten mit neuer Qualität (d. h. neuen Teilnehmermerkmalen in Handlungsschemata)<br />

verbindet, operiert das Denken mit Gedächtnisinhalten, i. d. R. mit<br />

Begriffen, <strong>und</strong> objektiviert die so hergestellten Komplexionen im Begriff.<br />

Komplexionen dienen also im wesentlichen dazu, Instrumente <strong>zur</strong> menschlichen Lebensbewältigung<br />

durch Wahrnehmen, Denken <strong>und</strong> Handeln bereitzustellen, <strong>und</strong> sie sind selbst das<br />

Ergebnis konstruktiven menschlichen Tuns. In diesem Sinne stehen Komplexionen <strong>und</strong> steht<br />

die Bildung <strong>von</strong> Komplexionen im Mittelpunkt handlungsorientierten Lernens. Genauer: sie<br />

bilden dessen Ausgangspunkt (die Voraussetzungen, das Vorwissen) <strong>und</strong> dessen Zielpunkt<br />

(Handlungs- <strong>und</strong> Sachwissen). Zugleich wird deutlich, wie operative Fähigkeiten (Handeln,<br />

Denken, Wahrnehmen) <strong>und</strong> Sachwissen aufeinander zu beziehen sind: über die Erzeugung<br />

oder <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>von</strong> Komplexionen, also über zielgerichtetes Handeln,<br />

interessengeleitetes Wahrnehmen oder problemlösendes Denken.<br />

Unter pädagogischem Interesse stellt sich nunmehr die Frage, wie es möglich wird, denkend,<br />

wahrnehmend <strong>und</strong> handelnd eine unendliche Vielfalt <strong>von</strong> Komplexionen aus einer notwendig<br />

begrenzten Menge <strong>von</strong> Gedächtnisinhalten zu konstruieren.<br />

Der Schlüssel <strong>zur</strong> Beantwortung dieser Frage liegt offenbar darin, im Neuen <strong>und</strong> Unbekannten<br />

vertraute Schemata <strong>und</strong> Strukturen zu erkennen. DÖRNER (1987, S. 33) formuliert dies im<br />

Hinblick auf Wahrnehmungsleistungen so: „Ob etwas <strong>von</strong> jemandem als ein einheitliches<br />

Gebilde angesehen wird oder nicht, hängt da<strong>von</strong> ab, ob das Individuum über das Gedächtnisbild<br />

der entsprechenden Komplexion verfügt“. Und er führt in Richtung auf die Beantwortung<br />

unserer Frage aus, daß diese „Bilder“ nicht nur in Komplexionshierarchien eingeordnet<br />

sind, sondern als Ganzes <strong>und</strong> in ihren Teilen <strong>und</strong> Elementen immer auch in eine Vielzahl <strong>von</strong><br />

Abstraktionshierarchien.<br />

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