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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

AEBLI charakterisiert Reflexivität als Fähigkeit <strong>zur</strong> „Selbstbeobachtung des Handelns <strong>und</strong><br />

Denkens im Lichte der erreichten Ergebnisse“. Dabei handle es sich nicht um ein besonderes<br />

Verhalten; „Reflexion des eigenen Handelns <strong>und</strong> Denkens ist deren integrierender<br />

Bestandteil“ (1980, S. 27). Es ist eine „Metatätigkeit“, die, auf symbolischen Daten<br />

operierend, die „Struktursicherung <strong>und</strong> -verbesserung“ im Denken <strong>und</strong> Handeln erlaubt<br />

(ebenda, S. 22f.).<br />

Wir begegnen hier in etwas anderer Terminologie dem Hinweis DEWEYs wieder, wonach die<br />

Qualität der erfahrungsbildenden Interaktion wesentlich bestimmt durch die Qualität der<br />

verbindenden Denkleistungen werde, also durch das Ausmaß „des absichtlichen Bemühens,<br />

zwischen unserem Handeln <strong>und</strong> seinen Folgen die Beziehungen im einzelnen aufzudecken“<br />

(1964, S. 195). Das Denken bestehe also darin, „daß wir die intellektuellen Bestandteile<br />

unserer Erfahrung herausheben <strong>und</strong> klar ersichtlich machen“ (ebenda).<br />

Reflexion bzw. Denken leistet im hier angesprochenen Zusammenhang zumindest zweierlei:<br />

− Als Informationsverarbeitung im Dienste des Handelns, des Wahrnehmens <strong>und</strong> auch des<br />

Denkens selbst trägt es dazu bei, „deren Struktur zu sichern <strong>und</strong> auszubauen bzw. neue<br />

Strukturen des Handelns <strong>und</strong> Wahrnehmens zu elaborieren“ (AEBLI 1980, S. 20). Im<br />

Gegensatz <strong>zur</strong> prozeßbegleitenden kognitiven Regulationsleistung sucht die Reflexion<br />

dabei jedoch die Distanz zum Verhaltensstrom <strong>und</strong> seinen sinnlichen Korrelaten. Reflexion<br />

bedeutet, so AEBLI:<br />

„Innehalten in der praktischen Tätigkeit <strong>und</strong> Austausch des praktischen Tuns gegen<br />

eine Tätigkeitsform, die die Strukturanalyse erleichtert. Das kann sein: Ersatz der<br />

praktischen Handlung durch ihren innerlichen, vorstellungsmäßigen Vollzug,<br />

Übersetzung verschiedener möglicher Handlungsabläufe in Worte, Zuhilfenahme<br />

einer anschaulichen Darstellung, in der die raumzeitlichen Beziehungen simultan<br />

vergegenwärtigt werden können (z. B. auf einem Stadtplan), Abstraktion <strong>von</strong> unproblematischen<br />

Aspekten der Handlung <strong>und</strong> Zentrierung auf die problematischen,<br />

kurz: Zentrierung der Struktur“ (AEBLI 1980, S. 21f.).<br />

In diesem Sinne versteht AEBLI Reflexion als „Metatätigkeit über dem konkreten<br />

Handeln“, die nicht etwa im dualistischen Sinne ein vom Handeln unabhängiges Verhalten<br />

darstelle, sondern „aus dem gleichen, nur verfeinerten <strong>und</strong> daher seinem Zwecke besser<br />

angepaßten Stoff“ bestehe:<br />

„In der Vorstellung, auf symbolischen Daten operierend, mit Worten statt mit wirklichen<br />

Taten <strong>und</strong> Gegenständen handelnd, ist es beweglicher. Im innerlichen <strong>und</strong><br />

abstrakten Probehandeln - im ‘Operieren’ - werden die wesentlichen Beziehungen<br />

rascher <strong>und</strong> sicherer geknüpft. Die Struktursicherung <strong>und</strong> -verbesserung gelingt<br />

eher als in der schwerfälligen, praktischen Handlung“ (ebenda, S. 22f.).<br />

Hierbei kommt nach AEBLI der Begriffsbildung insofern eine zentrale Rolle zu, als es hierüber<br />

möglich ist, „ein Gefüge <strong>von</strong> Beziehungen innerhalb <strong>von</strong> Handlungen, <strong>von</strong> sachlichen<br />

Gegebenheiten oder irgendwelcher anderer Aspekte der Wirklichkeit zu objektivieren, d. h.<br />

in eine quasi-gegenständliche Form überzuführen“ (ebenda) <strong>und</strong> damit weiteren gedanklichen<br />

Prozessen als Komplex zugänglich zu machen.<br />

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