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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

sich in reflektierendem Handeln in balancierender Identität verwirklicht. In dieser<br />

Bildungsidee sehen wir nicht nur den qualifikatorischen Bezugspunkt beruflichen Lernens,<br />

sondern sie bezeichnet zugleich in durchaus idealtypischer Weise die formale Prozeßqualität,<br />

auf die hin sich das Lernhandeln <strong>von</strong> Schülern im Verlaufe ihres Bildungsprozesses<br />

entwickeln soll. Ein in diesem Sinne ganzheitliches, selbstgesteuertes <strong>und</strong> verantwortliches<br />

Handeln stellt somit die höchste Niveaustufe des Lernhandelns dar (vgl. z. B. VOLPERT 1983a,<br />

S. 108 ff.; DULISCH 1986, S. 149ff.) <strong>und</strong> kann damit als Bezugspunkt für unseren Versuch<br />

dienen, prozeßbezogene Dimensionen des Lernhandelns <strong>und</strong> entsprechende qualitative<br />

Abstufungen zu identifizieren.<br />

Zur Konkretisierung <strong>und</strong> Ausdifferenzierung dieser Qualitätsdimension des Lernhandelns<br />

beziehen wir uns auf die im Kapitel <strong>4.</strong>2.3 vorgestellten Prozeßkomponenten des Lernhandelns<br />

<strong>und</strong> versuchen hierauf bezogen, lernerfolgsrelevante Merkmale zu identifizieren.<br />

(1) Die Orientierungsphase bzw. Situations-Definition, die „zu einer zunehmenden<br />

Strukturierung, Organisation <strong>und</strong> Durchgliederung des subjektiv wahrgenommenen<br />

Handlungsfeldes führt“ (LANTERMANN 1980, S. 139), eröffnet in logisch-analytischer<br />

Betrachtung den Funktionskreis des Handelns. „Mit dem Handlungsfeld ist die<br />

Gesamtheit der äußeren <strong>und</strong> inneren Determinanten gemeint, die auf das Handeln einer<br />

Person einwirken können“; der Begriff des „subjektiv wahrgenommenen<br />

Handlungsfeldes“ ist synonym zum bereits eingeführten Begriff der Handlungssituation<br />

(ebenda, S. 131).<br />

Die Orientierungsleistung enthält in ihrer komplexesten Form die kognitive Analyse des<br />

prospektiven Handlungsfeldes, seine valutative Bewertung (vgl. OSTERLOH 1983,<br />

S. 171; KIRSCH 1977, Bd. II S. 82f.) <strong>und</strong> affektive <strong>Beurteilung</strong> - wobei diese Aspekte<br />

kaum trennscharf abzugrenzen sind <strong>und</strong> sich im Prozeß überlagern.<br />

Für die kognitive Analyse sind Informationen darüber relevant, zu „welchen Klassen<br />

<strong>von</strong> Handlungen (die jeweiligen Handlungsfelder) auffordern, welchen sie Barrieren<br />

entgegensetzen, inwieweit sie die Durchführung spezifischer Klassen <strong>von</strong> Handlungen<br />

erleichtern oder unterstützen, wie weit der Handlungsspielraum eingegrenzt ist“<br />

(LANTERMANN 1980, S. 138). Valutative Leistungen setzen die Ergebnisse der<br />

kognitiven Analyse, zu denen auch Informationen über gesellschaftlich <strong>und</strong> sozial<br />

vermittelte Handlungserwartungen <strong>und</strong> Handlungsnormen gehören, in Beziehung zum<br />

individuellen Normsystem, definieren auf dieser Basis eine Soll-Ist-Lage <strong>und</strong> führen zu<br />

einer Handlungstendenz (vgl. HECKHAUSEN 1977; 1989).<br />

Diese Handlungstendenz schließlich wird zudem in besonderem Maße durch affektive<br />

Gesichtspunkte geprägt, die sowohl die Bewertung des Ist- <strong>und</strong> Soll-Zustandes beeinflussen,<br />

als auch die Erwartung, Handlungen erfolgreich realisieren zu können, sowie<br />

die Bereitschaft, Risiken <strong>und</strong> den Verzicht auf alternative Aktivitäten in Kauf zu<br />

nehmen.<br />

Hiermit ist die mögliche Komplexität dieser Handlungs(vor)phase angedeutet; zugleich<br />

dürfte die restringierte Form der Orientierung jedem intuitiv zugänglich sein, der an<br />

einen eng geführten, lehrerzentrierten, fragend-entwickelnden Frontalunterricht denkt.<br />

Der Orientierungsspielraum ist hier häufig so eng, daß eine inhaltlich ausgerichtete,<br />

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