4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Zur Fundierung dieser Aussage beziehen wir uns exemplarisch auf eine Mannheimer Diplomarbeit aus dem Jahre 1977 (SCHMIEG 1977), weil in ihr die Leitidee der Realitätsorientierung nicht nur implizit durchscheint oder apodiktisch postuliert wird, sondern weil der Verfasser sich nachhaltig um ihre Begründung und Operationalisierung bemüht. Diese Explizitheit der Modellierungsüberlegungen zeichnet diese Arbeit gegenüber fast allen anderen Arbeiten zur Übungsfirma aus; sie erlaubt es uns freilich auch, die Schwächen dieser Konzeption deutlich zu machen und damit unsere Position in kritischer Abgrenzung hierzu zu präzisieren. Die Auseinandersetzung mit der Übungsfirmenarbeit erfolgt dort am Beispiel einer Übungsfirma im Rahmen der Fachhochschulausbildung des Rehabilitationszentrums Heidelberg unter der Fragestellung nach den „Möglichkeiten und Grenzen der beruflichen Qualifizierung innerhalb einer verschulten kaufmännischen Ausbildung“. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht dabei die Frage, inwieweit die Übungsfirma - als Beispiel eines „verschulten“ Lernortes - „die Ausbildung am Arbeitsplatz im Betrieb zu ersetzen vermag“ (ebenda, S. 31). Zur Klärung dieser Frage beschreibt und analysiert der Verfasser die Übungsfirmenarbeit unter dem Aspekt der Reduktion im Verhältnis zur Betriebsrealität. Er begründet dieses Vorgehen unter Hinweis auf das im wesentlichen von ZABECK ausgearbeitete funktionale Konzept beruflicher Curriculumentwicklung (z. B. ZABECK 1972, 1973). Danach könne die anzustrebende „Ein- und Anpassung der Auszubildenden in funktionale Zusammenhänge ... nur erreicht werden, sofern die Ausbildung am Arbeitsplatz im Betrieb erfolgt, denn nur durch die Mitarbeit im Produktionsprozeß selbst können jene - insbesondere affektiven - Qualifikationen erworben werden, die es ermöglichen, die real gestellten Anforderungen zu bewältigen.“ (SCHMIEG 1977, S. 25). Entsprechend werden in der Arbeit drei, „unter der Zielsetzung der beruflichen Qualifizierung bedeutsam erscheinende Aspekte der in der ÜF (Übungsfirma, T.T.) simulierten Betriebsrealität ... auf ihre Validität überprüft ...: - inwieweit entspricht die räumliche und technische Ausstattung der ÜF dem Original (Betrieb), bzw. welche Reduktion hat stattgefunden, - inwieweit entspricht die ÜF hinsichtlich des personellen Umfangs und der Organisationsstruktur dem Original (-Betrieb), bzw. welche Reduktion hat stattgefunden und - inwieweit ergibt sich an einigen ausgewählten Arbeitsplätzen im Betrieb und in der ÜF eine Übereinstimmung, bzw. eine Reduktion hinsichtlich der Berufsanforderungen.“ (Ebenda, S. 42). Es ist für unsere Fragestellung nicht weiter interessant, die Befunde zu den beiden ersten Fragen zu referieren - in der Tendenz weisen sie auf eine „Reduktion“ im Bereich der hierarchischen Arbeitsorganisation, der organisatorischen Komplexität und Intransparenz, der formalen Informationsströme sowie der sozialen Konflikte hin. Wir wollen unsere Aufmerksamkeit statt dessen auf die Frage richten, wie das Problem der Übereinstimmung der „Berufsanforderungen“ in der Untersuchung behandelt wird. Quantitativ überwiegt dieser Gesichtspunkt die anderen beiden deutlich. Die Stoßrichtung der Analyse wird vom Verfasser nochmals anhand einer „Hypothese“ verdeutlicht: „Wenn die beruflichen Anforderungen, die an den betrieblichen Arbeitsplätzen und den Arbeitsplätzen in der ÜF bestehen, in wesentlichen Dimensionen differieren, 193

Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen dann kann der in der ÜF Ausgebildete nicht die für die Bewältigung der beruflichen Anforderungen am betrieblichen Arbeitsplatz notwendigen Qualifikationen erwerben.“ Im Begriff der „wesentlichen Dimensionen“ sind die für den Verfasser relevanten Beurteilungsaspekte enthalten, die konsequenterweise im Zuge der Beschreibung und Analyse weiter aufzuschlüsseln sind und die damit auch die spezifische Modellierung des Erkenntnisgegenstandes aus seiner Perspektive prägen. Zur „Operationalisierung“ dieses Begriffs und der Hypothese insgesamt verwendet der Verfasser eine Liste von „Berufsfähigkeiten“, denen er unter Berufung auf ZABECK (1975, S. 57) „eine hohe Bedeutung für die Bewältigung von Berufsaufgaben“ zuschreibt (SCHMIEG 1977, S. 60): 194

Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

dann kann der in der ÜF Ausgebildete nicht die für die Bewältigung der beruflichen<br />

Anforderungen am betrieblichen Arbeitsplatz notwendigen Qualifikationen<br />

erwerben.“<br />

Im Begriff der „wesentlichen Dimensionen“ sind die für den Verfasser relevanten<br />

<strong>Beurteilung</strong>saspekte enthalten, die konsequenterweise im Zuge der Beschreibung <strong>und</strong> Analyse<br />

weiter aufzuschlüsseln sind <strong>und</strong> die damit auch die spezifische Modellierung des<br />

Erkenntnisgegenstandes aus seiner Perspektive prägen. Zur „Operationalisierung“ dieses<br />

Begriffs <strong>und</strong> der Hypothese insgesamt verwendet der Verfasser eine Liste <strong>von</strong><br />

„Berufsfähigkeiten“, denen er unter Berufung auf ZABECK (1975, S. 57) „eine hohe<br />

Bedeutung für die Bewältigung <strong>von</strong> Berufsaufgaben“ zuschreibt (SCHMIEG 1977, S. 60):<br />

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