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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Zu (a): Hinsichtlich der medialen Repräsentation lassen sich grob drei Modalitäten<br />

unterscheiden (vgl. BRUNER 1974) 1 :<br />

− Die real-gegenständliche Repräsentation des Lerngegenstandes, bei der die Lernobjekte<br />

im Original oder als Modell unmittelbar zugänglich sind. Dabei sind<br />

durchaus unterschiedliche Grade der materiellen <strong>und</strong> strukturellen Angleichung<br />

vorstellbar. Wesentlich ist jedoch, daß der Lerngegenstand in seiner konkreten<br />

Objektivation weitgehend offen ist für eigenständige, sinnliche Erfahrungen im<br />

praktischen Umgang, so daß seine Merkmale <strong>und</strong> Eigenschaften handelnd<br />

erschlossen werden können;<br />

− die ikonische Repräsentation, etwa über Bilder oder Filme. Im Unterschied <strong>zur</strong><br />

vorangegangenen Form kann der Lerngegenstand hier nur über betrachtende,<br />

erkennende Tätigkeiten erschlossen werden, ist aber der unmittelbaren, handelnden<br />

Einwirkung des Lerners entzogen. Dennoch läßt die ikonische Präsentation<br />

insofern Erfahrungsraum, als das Bild/der Film in vielfältiger Weise kognitive <strong>und</strong><br />

affektive Informationen bieten <strong>und</strong> Deutungen zulassen;<br />

− die symbolische Repräsentation durch Sprache oder Zeichen/Symbole legt den<br />

Erfahrungsraum vergleichsweise am stärksten fest. Die Informationsmenge ist auf<br />

der semantisch-syntaktischen Ebene definiert; Erfahrungsbildung im<br />

pragmatischen Kontext, die Möglichkeiten <strong>zur</strong> individuellen Deutung,<br />

Informationsergänzung <strong>und</strong> Interpretation sind hier am stärksten begrenzt. Eine<br />

gewisse Ausnahme dürften allenfalls literarische Texte bilden.<br />

Zu (b): Bezüglich der strukturellen Repräsentation wollen wir ebenfalls drei Stufen der<br />

Angleichung unterscheiden:<br />

− Die isolierte Repräsentation <strong>von</strong> elementarisierten Lerngegenständen, die es nicht<br />

oder nur schwer ermöglicht, diese in ihrer Beziehung zu anderen Phänomenen zu<br />

erleben, <strong>und</strong> die damit die Erfahrung der Komplexbildung wesentlich erschwert;<br />

− die Abbildung <strong>von</strong> Lerngegenständen unter Einschluß ihrer Struktur - dies kann<br />

ein gegenständliches Modell (Globus, Skelett), ein Stadtpanorama, ein Schaltplan<br />

sein. Mit anderen Worten, die Elemente <strong>und</strong> ihre Beziehungen können in unterschiedlicher<br />

Weise medial repräsentiert sein. Wo das Lernobjekt die Struktur<br />

analog abbildet, kann diese vom Lernenden aktiv erschlossen werden, ja sie kann<br />

u. U. Objekt der Umstrukturierung <strong>und</strong> damit der herstellenden Lerntätigkeit<br />

werden;<br />

− die Präsentation dynamischer Lernobjekte stellt einen Sonderfall der Strukturabbildung<br />

dar. Hier werden Aspekte der Eigendynamik bzw. selbständig<br />

ablaufende Teilprozesse mit abgebildet, der Lerngegenstand wird in Form einer<br />

Simulation repräsentiert (s. Kap. 2.2; vgl. auch LEHMANN 1975; BUDDENSIEK<br />

1979).<br />

1<br />

Neben diesen Gr<strong>und</strong>formen wären mediale Kombinationen zu berücksichtigen, in denen verschiedene Repräsentationsmodi<br />

<strong>zur</strong> Geltung kommen <strong>und</strong> die unter dem Stichwort „Multimedia“ etwa in Form <strong>von</strong> Hypertexten im pädagogischen<br />

Bereich wachsende Aufmerksamkeit finden (vgl. z. B. EULER/TWARDY 1995; MCKNIGHT/DILLON/RICHARDSON 1993).<br />

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