4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
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Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Signale hin kann das Subjekt bereichsspezifische Aktionsprogramme aus dem Gedächtnis abrufen (vgl. z. B. HACKER 1978, S. 103ff.). Letztlich können sie im Zuge weiterer Automatisierung des Handlungsvollzugs ihren Charakter als selbständige Handlungen völlig verlieren und als unselbständige Bestandteile in hierarchisch übergeordnete Handlungen eingehen. Die dispositionelle Verfestigungen derartiger automatisierter Regulationsprozesse werden im Kontext der Handlungstheorie als Fertigkeiten bezeichnet (vgl. HACKER 1978, S. 305; BRANDES 1980, S. 53; SCHNOTZ 1979, S. 84) (2) Die zweite Möglichkeit, die Kompetenz zur Generierung von Handlungsplänen zu fördern, liegt in einer Verbesserung der Problemlösefähigkeit, d. h. insbesondere in einer Weiterentwicklung der Strategien zur Überwindung von Barrieren. Hierbei lassen sich wiederum zwei Komponenten unterscheiden, deren Zusammenwirken eine Verbesserung der Problemlösefähigkeit ermöglicht: (2.1) Die Verbesserung der Problemraumrepräsentation, womit wiederum auf die zentrale Bedeutung der Qualität operativer Modelle und des in ihnen enthaltenen Wissens verwiesen ist. Je besser diese inneren Abbilder des Problemraumes sind, desto angemessener kann die Problemlösung und deren antizipative gedankliche Simulation sein. Unter Bezugnahme auf GREENO (1977; 1980) nennt PUTZ-OSTERLOH (1988, S. 254) drei Qualitätskriterien der internen Problemrepräsentation, auf deren Nähe zu unseren Qualitätsmerkmalen operativer Modelle wir oben bereits kurz hingewiesen haben: „1. Kohärenz: Sie bezieht sich auf das Verknüpfungsmuster der internen Problemrepräsentation. je stärker die einzelnen Komponenten eines Problems untereinander verknüpft sind und sich gleichzeitig einheitlichen, globalen thematischen Konzepten (im Sinne von chunks) zuordnen lassen, desto leichter soll das Wissen mit Hilfe analogen Schließens auf neue Bereiche übertragen werden können. 2 Korrespondenz: Hierunter ist die Übereinstimmung zwischen ‘objektiver’ Problembeschreibung und subjektiver Repräsentation zu verstehen. Der subjektive Problemraum sollte im optimalen Fall alle relevanten (d. h. zur Zielerreichung notwendigen) Elemente und Veränderungsprozeduren beinhalten, und nur diese. 3. Verknüpfung des problemspezifischen Wissens mit dem übrigen Wissen einer Person. Je mehr eine interne Problemrepräsentation mit dem allgemeinen konzeptuellen Wissen einer Person verknüpft ist, desto besser soll die Person neue Probleme ‘interpretieren’, d. h. intern repräsentieren und bearbeiten können. In der Systematik DÖRNERs führt eine Verbesserung der Problemraumrepräsentation im Sinne der von uns oben diskutierten Kriterien zu einer Präzisierung der Zielkriterien und der einsetzbaren Mittel und damit tendenziell zu einfacher handhabbaren Barrieretypen. (2.2) Die Verbesserung des Umfangs und der Qualität intellektueller Operatoren und Strategien zur Problemlösung, und damit die „Erweiterung der Möglichkeiten inneren Handelns“ (SCHNOTZ 1979, S. 84). 255
Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Ein Problem ist dadurch definiert, daß der Mensch aktuell nicht über das spezifische Wissen verfügt, einen unbefriedigenden Zustand zieladäquat zu überwinden. Insofern er jedoch potentiell in der Lage ist, ein solches Problem zu lösen, muß es eine andere Art von Wissen geben, aufgrund dessen er zur erfolgreichen Problemlösung gelangen kann. „Denn ohne Wissen wäre ein Individuum in einer Situation auf ‘blindes Versuchs- und Irrtumsverhalten’ angewiesen“ (PUTZ-OSTERLOH 1988, S: 247). Es handelt sich bei diesem nutzbaren Wissen um allgemeines, generalisierbares und das heißt i. d. R. abstrakteres Sach- und Verfahrenswissen, das mit Hilfe spezifischer Strategien, u. a. Strategien der Abstraktion, der Rekonkretisierung und/oder der Analogiebildung, angewandt werden kann. Diese Anwendung stellt sich subjektiv als durchaus offener Suchvorgang dar; DÖRNER (1987, S. 38) bezeichnet diese Strategien als „Heurismen“, als „Verfahren zur Lösungsfindung“. „Heurismen sind ... gewissermaßen Programme für die geistigen Abläufe, durch welche Probleme bestimmter Form unter Umständen gelöst werden können“ (ebenda). Die Suche nach geeigneten Heurismen des Problemlösens ist ein zentrales Anliegen der Problemlösetheorie. KLIX (1971, S. 717ff.) etwa nennt folgende grundlegenden heuristischen Strategien, durch die der Problemraum in sinnvoller Weise abgegrenzt, differenziert, strukturiert oder ausgeweitet wird: Teilzielbildung, Rückwärtsarbeiten, Analogiebildung und Modellbildung. Obwohl einzelne Effekte experimentell nachgewiesen werden konnten, haben bislang weder Simulationsexperimente noch Forschungen nach dem Experten- Novizen-Paradigma zu hinreichend generalisierungsfähigen Ergebnissen geführt (vgl. PUTZ-OSTERLOH 1988, S. 255ff.; DÖRNER et al. 1983). Eine gewisse Orientierung darüber, wie sich Lernfortschritte im Bereich der Heuristik des Problemlösens darstellen, läßt sich anhand einer Zusammenstellung AEBLIs (1981, S. 74f.) gewinnen. Dabei ist allerdings zu beachten - und AEBLI weist ausdrücklich darauf hin -, daß es sich keineswegs um empirisch gesicherte, generalisierte Sätze handelt, sondern um wissenschaftlich reflektierte, vielfach praktisch bewährte „Alltagstechnologie“. Regel 1: „Definiere die Schwierigkeit, fasse sie sprachlich, begrifflich, wenn Du kannst, sonst vergegenwärtige sie Dir in einer anschaulichen Form Regel 2: „Wenn sich die Schwierigkeit im alltäglichen Handeln und Erleben eingestellt hat, beginne damit, sie in der Sprache des Alltags zu fassen.“ Regel 3: „Formuliere das Problem mit Hilfe der schärfsten begrifflichen Mittel, die dir zur Verfügung stehen.“ 256
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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />
Signale hin kann das Subjekt bereichsspezifische Aktionsprogramme aus dem<br />
Gedächtnis abrufen (vgl. z. B. HACKER 1978, S. 103ff.). Letztlich können sie im Zuge<br />
weiterer Automatisierung des Handlungsvollzugs ihren Charakter als selbständige<br />
Handlungen völlig verlieren <strong>und</strong> als unselbständige Bestandteile in hierarchisch<br />
übergeordnete Handlungen eingehen. Die dispositionelle Verfestigungen derartiger<br />
automatisierter Regulationsprozesse werden im Kontext der Handlungstheorie als<br />
Fertigkeiten bezeichnet (vgl. HACKER 1978, S. 305; BRANDES 1980, S. 53; SCHNOTZ<br />
1979, S. 84)<br />
(2) Die zweite Möglichkeit, die Kompetenz <strong>zur</strong> Generierung <strong>von</strong> Handlungsplänen zu fördern,<br />
liegt in einer Verbesserung der Problemlösefähigkeit, d. h. insbesondere in einer<br />
Weiterentwicklung der Strategien <strong>zur</strong> Überwindung <strong>von</strong> Barrieren. Hierbei lassen sich<br />
wiederum zwei Komponenten unterscheiden, deren Zusammenwirken eine<br />
Verbesserung der Problemlösefähigkeit ermöglicht:<br />
(2.1) Die Verbesserung der Problemraumrepräsentation, womit wiederum auf die<br />
zentrale Bedeutung der Qualität operativer Modelle <strong>und</strong> des in ihnen<br />
enthaltenen Wissens verwiesen ist. Je besser diese inneren Abbilder des<br />
Problemraumes sind, desto angemessener kann die Problemlösung <strong>und</strong> deren<br />
antizipative gedankliche Simulation sein. Unter Bezugnahme auf GREENO<br />
(1977; 1980) nennt PUTZ-OSTERLOH (1988, S. 254) drei Qualitätskriterien der<br />
internen Problemrepräsentation, auf deren Nähe zu unseren Qualitätsmerkmalen<br />
operativer Modelle wir oben bereits kurz hingewiesen haben:<br />
„1. Kohärenz: Sie bezieht sich auf das Verknüpfungsmuster der internen<br />
Problemrepräsentation. je stärker die einzelnen Komponenten eines<br />
Problems untereinander verknüpft sind <strong>und</strong> sich gleichzeitig einheitlichen,<br />
globalen thematischen <strong>Konzept</strong>en (im Sinne <strong>von</strong> chunks)<br />
zuordnen lassen, desto leichter soll das Wissen mit Hilfe analogen<br />
Schließens auf neue Bereiche übertragen werden können.<br />
2 Korrespondenz: Hierunter ist die Übereinstimmung zwischen ‘objektiver’<br />
Problembeschreibung <strong>und</strong> subjektiver Repräsentation zu verstehen.<br />
Der subjektive Problemraum sollte im optimalen Fall alle<br />
relevanten (d. h. <strong>zur</strong> Zielerreichung notwendigen) Elemente <strong>und</strong><br />
Veränderungsprozeduren beinhalten, <strong>und</strong> nur diese.<br />
3. Verknüpfung des problemspezifischen Wissens mit dem übrigen<br />
Wissen einer Person. Je mehr eine interne Problemrepräsentation mit<br />
dem allgemeinen konzeptuellen Wissen einer Person verknüpft ist,<br />
desto besser soll die Person neue Probleme ‘interpretieren’, d. h. intern<br />
repräsentieren <strong>und</strong> bearbeiten können.<br />
In der Systematik DÖRNERs führt eine Verbesserung der Problemraumrepräsentation<br />
im Sinne der <strong>von</strong> uns oben diskutierten Kriterien zu einer Präzisierung<br />
der Zielkriterien <strong>und</strong> der einsetzbaren Mittel <strong>und</strong> damit tendenziell zu einfacher<br />
handhabbaren Barrieretypen.<br />
(2.2) Die Verbesserung des Umfangs <strong>und</strong> der Qualität intellektueller Operatoren<br />
<strong>und</strong> Strategien <strong>zur</strong> Problemlösung, <strong>und</strong> damit die „Erweiterung der Möglichkeiten<br />
inneren Handelns“ (SCHNOTZ 1979, S. 84).<br />
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