4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
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Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen (b) Kompetenzsteigerung durch Verbesserung der immanenten Teilstrategien Der Gegensatz zur Routinesituation ist die inhaltlich bedeutungsreiche, sowohl hinsichtlich ihres Zieles als auch bezüglich der möglichen Transformationen subjektiv schlecht definierte Problemsituation (vgl. DÖRNER 1987; vgl. PUTZ-OSTERLOH 1988). Bereichsspezifische Wahrnehmungs- und Deutungsschemata sind dem Subjekt in diesem Fall nicht verfügbar. Den Prototyp dieser Situationsklasse haben DÖRNER u. a. (1983) in ihrer „Lohhausen- Studie“ beschrieben, in der sie untersucht haben, „wie sich Menschen in komplexen, teilweise unbekannten, vernetzten, eigendynamischen Realitätsausschnitten bewegen, wenn sie polytelisch handeln müssen und der zu erreichende Zielzustand offen ist, also partiell schlecht definiert“ (ebenda, S. 23; Hervorhebung im Orig.). Die Autoren unterscheiden in bezug auf derartige Situationen fünf Teilleistungen der Zielfindung, die auch für unseren Zusammenhang interessant sind. Einen orientierenden Überblick bietet Abbildung 27: Unkenntnis ^ Vermehrung strukturellen Wissens ^ ^ Offene Ziele Zielpräzisierung Polytelie Vernetztheit ^ Zielkontradiktionen Zielbalancierung Eigendynamik Zeitdruck ^ Schwerpunktbildung Komplexität ^ relative Komplexität ^ Hintergrundkontrolle lese man «erzeugt», bedeutet «erzeugen gemeinsam»; lese man «erfordert», ^ lese man «erfordert zusammen . . .» Abbildung 27: Anforderungen, die sich aus den Merkmalen des Realitätsausschnitts und den Merkmalen der Zielliste ergeben; Quelle: DÖRNER et al. 1983, S. 38. (b1) Zielpräzisierung Beim Vorliegen offener Ziele sehen DÖRNER et al. (1983, S.37f.) die Notwendigkeit der Zielpräzisierung unter dem Aspekt der „Dimensionalisierung und Valenzierung des globalen Ziels“. „Dimensionalisierung“ bezieht sich auf „die Zerlegung einer globalen Variablen (‘finanzielle Gesundheit der Firma’) in eine Menge konkreter Variablen (‘Einnahmen’, ‘Ausgaben’, ‘Gewinn’,...) und ihre Beziehungen“ ... „Valenzierung“ bedeutet die Angabe von Werten (Valenzen) für die Variablen, die als Zielzustand angestrebt werden (‘Der Gewinn muß in der 249
Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Größenordnung von xxx liegen!’)“. Voraussetzung hierfür sei ein adäquates „Strukturwissen“ über den entsprechenden Realitätsausschnitt, ein Wissen über „... die Verknüpfung der Elemente eines Realitätsausschnitts“. Diese Aussagen lassen sich ohne weiteres auf die Abbildung der Ausgangssituation oder beliebiger Zwischenzustände übertragen. (b2) Vermehrung von Strukturwissen Die Notwendigkeit zur Erhöhung des handlungsrelevanten Strukturwissens sehen DÖRNER et al. (1983, S. 39ff.) in zwei Bereichen. Zum einen gehe es darum, Informationen zu sammeln oder auf möglichst vernünftige Weise Hypothesen über die Zusammenhänge in jenen partiell unbekannten Realitätsbereiche zu entwickeln und zu überprüfen. Als geeignete Verfahren der Hypothesenbildung sehen die Autoren die „Analogiebildung“ und die „Verwendung abstrakter Strukturschemata“. Die zweite Möglichkeit zur Vermehrung des Strukturwissens bestehe darin, den Auflösungsgrad vorhandenen Strukturwissens zu variieren: Denn ein „zu geringer Auflösungsgrad bedeutet eine undifferenzierte Sichtweise und damit Unfähigkeit zur adäquaten Planung von Maßnahmen. Ein zu hoher Auflösungsgrad bedeutet die Gefahr der Verzettelung in unwesentlichen Details. Der richtige Auflösungsgrad ergibt sich aus der Wahl des Zieles.“ (DÖRNER et al. 1983, S. 41). Die Variation des Auflösungsgrades kann einerseits die Wahl der Elemente und Beziehungen betreffen, die jeweils ein System konstituieren. Sie kann sich andererseits auch auf den „Diskriminanzgrad“ einzelner Elemente beziehen, also auf die „Meßgenauigkeit“ in bezug auf die Merkmalsausprägungen. Es ist unschwer zu erkennen, daß die hier skizzierte Vermehrung des Strukturwissens (mit Ausnahme der „Informationssammlung“) nicht primär auf die Vermehrung des Wissensbestandes zielt, sondern auf die flexible Nutzung schon vorhandenen Wissens. Diese flexible Nutzung stellt sich erstens als Bewegung in der Abstraktionshierarchie der Wissensbestände dar, insbesondere als Schlußfolgerungsprozeß von allgemeinem, generalisierbarem Wissen auf direkt anwendbares, bereichsspezifisches Wissen (vgl. PUTZ-OSTERLOH 1988, S. 247) (Analogiebildung, „Verwendung abstrakter Strukturschemata“). Zweitens erweist sich die Flexibilität vorhandenen Wissens in der Fähigkeit zur Verdichtung von Wissensbeständen zu Komplexionen bzw. in der Auffächerung von Komplexionen zu detaillierterem Wissen, also in der Bewegung in der Komplexitätsdimension des Wissens. Hierbei lassen sich auch die drei Strukturdimensionen der Differenziertheit, Diskriminiertheit und Integriertheit unmittelbar wiedererkennen. (b3) Zielbalancierung Bei der Bewertung von wahrgenommenen oder antizipierten Situationen und bei der Entscheidung zwischen Handlungsalternativen ergibt sich in vernetzten Realitätsbereichen das Problem, daß Ziele oder situationsrelevante Werte zueinander in Widerspruch stehen können. DÖRNER et al. sprechen in diesem Fall von einem „kontradiktorischem Verhältnis zwischen Teilzielen“ (1983, S. 43f.). In 250
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Größenordnung <strong>von</strong> xxx liegen!’)“. Voraussetzung hierfür sei ein adäquates<br />
„Strukturwissen“ über den entsprechenden Realitätsausschnitt, ein Wissen über „...<br />
die Verknüpfung der Elemente eines Realitätsausschnitts“. Diese Aussagen lassen<br />
sich ohne weiteres auf die Abbildung der Ausgangssituation oder beliebiger<br />
Zwischenzustände übertragen.<br />
(b2) Vermehrung <strong>von</strong> Strukturwissen<br />
Die Notwendigkeit <strong>zur</strong> Erhöhung des handlungsrelevanten Strukturwissens sehen<br />
DÖRNER et al. (1983, S. 39ff.) in zwei Bereichen. Zum einen gehe es darum, Informationen<br />
zu sammeln oder auf möglichst vernünftige Weise Hypothesen über die<br />
Zusammenhänge in jenen partiell unbekannten Realitätsbereiche zu entwickeln <strong>und</strong><br />
zu überprüfen. Als geeignete Verfahren der Hypothesenbildung sehen die Autoren<br />
die „Analogiebildung“ <strong>und</strong> die „Verwendung abstrakter Strukturschemata“. Die<br />
zweite Möglichkeit <strong>zur</strong> Vermehrung des Strukturwissens bestehe darin, den Auflösungsgrad<br />
vorhandenen Strukturwissens zu variieren:<br />
Denn ein „zu geringer Auflösungsgrad bedeutet eine <strong>und</strong>ifferenzierte Sichtweise<br />
<strong>und</strong> damit Unfähigkeit <strong>zur</strong> adäquaten Planung <strong>von</strong> Maßnahmen. Ein zu<br />
hoher Auflösungsgrad bedeutet die Gefahr der Verzettelung in<br />
unwesentlichen Details. Der richtige Auflösungsgrad ergibt sich aus der Wahl<br />
des Zieles.“ (DÖRNER et al. 1983, S. 41).<br />
Die Variation des Auflösungsgrades kann einerseits die Wahl der Elemente <strong>und</strong> Beziehungen<br />
betreffen, die jeweils ein System konstituieren. Sie kann sich<br />
andererseits auch auf den „Diskriminanzgrad“ einzelner Elemente beziehen, also<br />
auf die „Meßgenauigkeit“ in bezug auf die Merkmalsausprägungen.<br />
Es ist unschwer zu erkennen, daß die hier skizzierte Vermehrung des Strukturwissens<br />
(mit Ausnahme der „Informationssammlung“) nicht primär auf die<br />
Vermehrung des Wissensbestandes zielt, sondern auf die flexible Nutzung schon<br />
vorhandenen Wissens. Diese flexible Nutzung stellt sich erstens als Bewegung in<br />
der Abstraktionshierarchie der Wissensbestände dar, insbesondere als<br />
Schlußfolgerungsprozeß <strong>von</strong> allgemeinem, generalisierbarem Wissen auf direkt<br />
anwendbares, bereichsspezifisches Wissen (vgl. PUTZ-OSTERLOH 1988, S. 247)<br />
(Analogiebildung, „Verwendung abstrakter Strukturschemata“). Zweitens erweist<br />
sich die Flexibilität vorhandenen Wissens in der Fähigkeit <strong>zur</strong> Verdichtung <strong>von</strong><br />
Wissensbeständen zu Komplexionen bzw. in der Auffächerung <strong>von</strong> Komplexionen<br />
zu detaillierterem Wissen, also in der Bewegung in der Komplexitätsdimension des<br />
Wissens. Hierbei lassen sich auch die drei Strukturdimensionen der<br />
Differenziertheit, Diskriminiertheit <strong>und</strong> Integriertheit unmittelbar wiedererkennen.<br />
(b3) Zielbalancierung<br />
Bei der Bewertung <strong>von</strong> wahrgenommenen oder antizipierten Situationen <strong>und</strong> bei<br />
der Entscheidung zwischen Handlungsalternativen ergibt sich in vernetzten<br />
Realitätsbereichen das Problem, daß Ziele oder situationsrelevante Werte<br />
zueinander in Widerspruch stehen können. DÖRNER et al. sprechen in diesem Fall<br />
<strong>von</strong> einem „kontradiktorischem Verhältnis zwischen Teilzielen“ (1983, S. 43f.). In<br />
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