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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

kurz fassen. Die individuelle Konstruktion operativer Modelle beinhaltet gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

folgende Teilleistungen:<br />

− die Definition <strong>und</strong> Präzisierung eines spezifischen Handlungsziels oder Erkenntnisinteresses;<br />

− die Wahrnehmung, Strukturierung <strong>und</strong> Bewertung relevanter Situationsmerkmale, wobei<br />

diese drei Prozesse eng miteinander verzahnt sind. Die Akzente sind dabei so gesetzt, daß<br />

• Wahrnehmung den sensorischen Kontakt <strong>zur</strong> Umwelt betont, aber auch das reflexive<br />

Gewahrwerden eigener Zustände beinhaltet. Über die Wahrnehmung werden objektive<br />

<strong>und</strong> subjektive Gegebenheiten zu psychischen Phänomenen, die das widergespiegelte<br />

Objekt bedeutungsvoll, d. h. unter Einbeziehung spezifischer Erfahrungen des Subjekts<br />

mit diesem Objekt, repräsentieren. Die Wahrnehmung wird wesentlich vom Vorwissen,<br />

<strong>von</strong> Wahrnehmungsschemata, bestimmt <strong>und</strong> ist in der Regel <strong>von</strong><br />

„Orientierungsverhalten“ begleitet (SCHÖNPFLUG/SCHÖNPFLUG 1983, S. 66ff.);<br />

• Strukturierung die situationsspezifische <strong>Rekonstruktion</strong> der Wahrnehmungsinhalte betont.<br />

Schon die Wahrnehmung selbst strukturiert die Sinneseindrücke, indem sie diese<br />

den vorhandenen Wahrnehmungsschemata assimiliert. Sie differenziert, diskriminiert<br />

<strong>und</strong> integriert Phänomene nach Maßgabe der Erfahrungen des Subjekts <strong>und</strong> unter dem<br />

Eindruck des spezifischen Handlungs- oder Erkenntnisinteresses. Dies setzt sich im<br />

Zuge der Situationsdefinition fort: Im operativen Situationsmodell werden Akzente<br />

gesetzt, bestimmte Aspekte werden ausgeblendet, es wird „superiert“. Umgekehrt<br />

werden unvollständige Wahrnehmungen unter Rückgriff auf inhaltliches Vorwissen<br />

<strong>und</strong>/oder Strategien des wahrscheinlichkeitsbestimmten Interpolierens ergänzt. Die<br />

Strukturierung dient der Erhöhung der Funktionalität des inneren Modells durch die<br />

Reduktion <strong>von</strong> Komplexität <strong>und</strong> Unbestimmtheit;<br />

• mit dem Aspekt der Bewertung darauf verwiesen wird, daß die Wahrnehmungsinhalte<br />

im Zuge der Situationsdefinition ihre spezifische kognitive, emotionale <strong>und</strong><br />

motivationale Bedeutung ausbilden. Dies bezieht sich sowohl auf die kognitive<br />

Bewertung der Merkmale in Hinblick auf das Handlungsziel oder auf erwartete<br />

Handlungsergebnisse als auch darauf, daß das Subjekt sich selbst in Auseinandersetzung<br />

mit seiner gegenständlichen <strong>und</strong> sozialen Umwelt erlebt, daß es aufgefordert ist, den<br />

Anforderungen der Außenwelt zu entsprechen <strong>und</strong> dieser gegenüber seine Ansprüche zu<br />

vertreten, kurz: Identität zu entwickeln. Insofern dies immer zugleich Chancen <strong>und</strong><br />

Risiken beinhaltet, die individuell - auf der Gr<strong>und</strong>lage subjektiver Wertigkeiten <strong>und</strong><br />

erfahrungsgestützter Wahrscheinlichkeiten - abgewogen werden, sprechen wir da<strong>von</strong>,<br />

daß die Situationsdefinition auch ein Prozeß affektiver <strong>und</strong> motivationaler Bewertung<br />

ist.<br />

Entscheidungsprozesse in den verschiedenen Phasen der Handlung basieren auf diesen<br />

Definitions- <strong>und</strong> Bewertungsprozessen <strong>und</strong> setzen sie in Entschlüsse darüber um, ob ein Ziel<br />

(weiter-)verfolgt werden soll, welcher Handlungsweg eingeschlagen werden soll, ob ein<br />

erreichter Zustand als befriedigend angesehen wird usw.<br />

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