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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

(aufsteigender Pfeil) statt: Ist die gewünschte Form der Beziehung zwischen Subjekt<br />

<strong>und</strong> Umwelt eingetreten ... (so) ist die Einheit beendet.“ (Ebenda).<br />

Die Lernhandlung kann in diesem Sinne als abgegrenzte Einheit des Lernhandelns verstanden<br />

werden, deren (psychische) Binnenstruktur dem Modell der „zyklischen Einheit“ entspricht.<br />

Wir wollen dies anhand eines Beispiels <strong>und</strong> unter Rückgriff auf das HACKERsche Modell der<br />

psychischen Struktur <strong>von</strong> Arbeitstätigkeiten (1978, S. 76ff.) weiter ausdifferenzieren.<br />

Als Beispiel wählen wir die Bearbeitung einer Dreisatzaufgabe:<br />

Ein Unternehmen hat eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen, deren Jahresprämie<br />

692,- DM beträgt. Die Versicherung tritt zum 1.5. des laufenden Jahres in<br />

Kraft. Wie hoch ist der für das laufende Jahr zu zahlende Versicherungsbeitrag?<br />

Die Aufgabe sei schriftlich <strong>und</strong> ohne Benutzung eines Taschenrechners zu lösen. Der Algorithmus<br />

<strong>zur</strong> Lösung <strong>von</strong> Dreisatzaufgaben ist den Schülern bekannt; die Aufgabe wird als<br />

Übungsaufgabe gestellt.<br />

Folgende idealtypische Phasen im Zuge der Aufgabenbearbeitung lassen sich unterscheiden:<br />

(a)<br />

Zielbildung <strong>und</strong> Orientierung<br />

(aa) Übernahme der Aufgabe bzw. Definition der Zielsetzung<br />

Als Beginn der Handlung kann der Moment angesehen werden, in dem der Lernende<br />

„eine ‘Fremdaufforderung’ als ‘Selbstaufforderung’ übernimmt“ (LANTERMANN 1980,<br />

S. 128) oder aber aus einem umfassenderen Handlungskomplex ein einzelnes<br />

Handlungsziel ausgrenzt <strong>und</strong> damit einen in der gegenständlichen Zielorientierung<br />

neuen Aktivitätsabschnitt einleitet. Das generelle Kennzeichen der Aufgabenübernahme<br />

- HACKER (1978, S. 77) spricht hier vom „Richten“ bzw. <strong>von</strong> der „Vorsatzbildung“ -<br />

liegt darin, daß der Schüler sich als Subjekt der Transformation eines Ist-Zustandes in<br />

einen Soll-Zustand definiert. Mit der Übernahme der Aufgabe verbindet sich also<br />

zugleich ein Prozeß der (subjektiven) Situationsdefinition bzw. zumindest die weitere<br />

Spezifizierung einer bereits wirksamen Situationsdefinition. Ein zentrales Moment der<br />

Aufgabenübernahme besteht darin, daß sie das subjektive Bindeglied zu umfassenderen<br />

Handlungszusammenhängen bildet. Der Schritt <strong>zur</strong> Selbstaufforderung setzt also<br />

voraus, daß Motive auf Seiten des Handelnden wirksam werden.<br />

(bb) Orientieren<br />

Die Orientierungsphase dient dazu, die Zielvorstellung, die Bedingungen im Handlungsfeld,<br />

mögliche Handlungswege sowie die eigenen Chancen <strong>zur</strong> Erreichung des Handlungsziels<br />

zu erk<strong>und</strong>en. Schließlich setzt sich in dieser Phase der Motivationsprozeß<br />

fort, d. h. die Folgen der Zielerreichung werden kognitiv <strong>und</strong> affektiv bewertet, ebenso<br />

die „Kosten“ der Handlungsrealisation, des Nichthandelns oder des Scheiterns der<br />

Handlung. Einige wesentliche Aspekte seien kurz aufgeführt:<br />

−<br />

Welche formalen Merkmale weist das angestrebte Handlungsergebnis auf? (DM-<br />

Betrag kleiner als 692 DM; auf zwei Dezimalstellen genau).<br />

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