4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen
welchem Merkmalen in den Prozeß des Lernhandelns einzubeziehen waren; zum anderen ist
es wichtig, welche Operationen an diesen Gegenständen (gedanklich, symbolisch und/oder
real) vollzogen wurden. Wir werden darauf später ausführlich zurückkommen.
4.2.2.6 Lernhandeln als hierarchisch-sequentiell organisiertes Handeln
Haben wir in unserem bisherigen Versuch einer Präzisierung der Strukturkomponenten des
Lernhandelns bzw. der Lerntätigkeit den Akzent vorrangig auf die analytische Betrachtung
einzelner Merkmale und Komponenten gelegt, so sollen diese Überlegungen nunmehr zu einer
stärker prozeßbezogenen Gesamtsicht zusammengeführt werden. Es gilt zu zeigen, wie das
sich linear in der Zeit erstreckende Verhalten, mit dem der Lernende sein Lernhandeln realisiert,
kognitiv reguliert wird. Mit anderen Worten, es soll - in bezug auf das allgemeine Handlungsmodell
- gezeigt werden, daß Lernhandeln eine vom Lernsubjekt organisierte Aktivität
darstellt.
Wir können in der Darstellung unmittelbar an die Diskussion der Zielproblematik
anschließen. Wir hatten dort als kleinste Einheit des willensmäßig gesteuerten Lernhandelns
die einzelne Lernhandlung genannt, die ein bestimmtes, auf einen Lerngegenstand bezogenes
Lernziel unter bestimmten äußeren und inneren Bedingungen realisiert. Wir hatten davon
gesprochen, daß die Realisierung dieser Lernhandlung durch eine Folge von Operationen bzw.
Teilhandlungen erfolgt und daß diese komplexe Handlung selbst als Element einer Folge von
Handlungen in einen übergeordneten Sinnzusammenhang eingebettet ist. Diese Aussagen
können als bereichsspezifische Konkretisierungen des Modells der hierarchisch-sequentiellen
Handlungsregulation im Sinne der Materialistischen Tätigkeitspsychologie bezeichnet werden
(vgl. z. B. HACKER 1978; HACKER/SKELL 1993; VOLPERT 1983a; 1983b; 1992; 1994). Wir
wollen die Merkmale des Lernhandelns unter diesem Aspekt weitergehend präzisieren.
Die Basiseinheit im Modell der hierarchisch-sequentiellen Handlungsregulation ist die VVR-
Einheit (HACKER 1978) bzw. die TOTE-Einheit (MILLER/GALANTER/PRIBRAM 1973) oder
„zyklische Einheit“ (VOLPERT 1983b). Zur Strukturierung der Leistungen, die im Zuge der
Realisierung einer solchen „zyklischen Einheit“ erbracht werden, greifen wir auf eine sehr
vereinfachte Darstellung bei VOLPERT (1983b, S. 41) zurück:
Z
T
T
T
T
1 2 3 4
Abbildung 26: Die zyklische Einheit nach Volpert (1983b, S. 41; vgl. auch 1994, S. 15ff.)
„Das Modell nimmt ... einen bestimmten zeitlichen Ablauf an: Zuerst wird das Ziel
gebildet und dann die Folge der Transformationen .... erzeugt; dies ist die Generierung
(absteigender Pfeil und gerade Pfeile von links nach rechts). Diese Folge
wird nun der Reihe nach vollzogen; dies ist das Durcharbeiten (gebogene Pfeile).
Dabei hat das Generieren einen Vorlauf vor dem Durcharbeiten... Ist auch die
vollendende Transformation durchgearbeitet, so findet eine Rückmeldung
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