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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Wenn wir vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>von</strong> den Gegenständen des Lernhandelns bzw. <strong>von</strong> den<br />

„Lerngegenständen“ sprechen, so wird der Gegenstandsbegriff in jenem Sinne verwendet, den<br />

man zugr<strong>und</strong>e legt, „wenn man beispielsweise vom ‘Gegenstand einer Verhandlung’, ‘Gegenstand<br />

eines Gesprächs’, ‘Gegenstand einer Auseinandersetzung oder Diskussion’ usw.<br />

spricht“ (BROMME/SEEGER 1979, S. 45). Wir folgen damit dem Gedanken, daß dieser<br />

„’Gegenstand’ sowohl außerhalb des jeweiligen interaktiven Systems ... existiert als zugleich<br />

auch modellhaft durch dieses System abgebildet werden kann <strong>und</strong> in diesem System<br />

gegenwärtig <strong>und</strong> bestimmend sein kann“ (ebenda).<br />

Die wohl präziseste Bestimmung des Begriffs „Lerngegenstand“ findet sich bei LOMPSCHER<br />

(1984, S. 36):<br />

„Gegenstand der Lerntätigkeit sind Ausschnitte der objektiven Realität - aber nicht<br />

die Objekte, Ereignisse, Prozesse selbst, sondern die gesellschaftlichen Erfahrungen<br />

darüber, d. h. Ergebnisse des gesellschaftlichen Erkenntnisprozesses im weitesten<br />

Sinne: Begriffe <strong>und</strong> Gesetzesaussagen, Methoden theoretischer <strong>und</strong> praktischer<br />

Tätigkeiten, Werte, Normen, Verhaltensweisen. Die realen Objekte <strong>und</strong> Prozesse,<br />

mit denen sich der Schüler in der Lerntätigkeit auseinandersetzt, sind Repräsentanten<br />

des gesellschaftlichen Wissens <strong>und</strong> Könnens. Bleiben sie für ihn einzelne, für sich<br />

genommene Objekte <strong>und</strong> Prozesse, dringt er nicht bis zum eigentlichen<br />

Lerngegenstand vor.“<br />

In diesem Sinne fassen wir also den Lerngegenstand als Handlungs- oder Erkenntnisobjekt,<br />

auf dessen Erfassung, Durchdringung, Aneignung <strong>und</strong>/oder Beherrschung sich das<br />

Lernhandeln intentional bezieht.<br />

Lerngegenstände können in unterschiedlicher Weise medial repräsentiert werden; in<br />

Anlehnung an ACHTENHAGEN (1984, S. 145) bezeichnen wir die dem Lernenden zugängliche<br />

oder zugewiesene Erscheinungsform bzw. Einheit des Lerngegenstandes als Lernobjekt. Der<br />

Prozeß der Erfassung <strong>und</strong> Verarbeitung des Lerngegenstandes vollzieht sich also in der<br />

individuellen Auseinandersetzung mit den entsprechenden Lernobjekten im Zuge spezifischer<br />

Lernhandlungen.<br />

Unter Verwendung der Kategorien der allgemeinen Modelltheorie (vgl. STACHOWIAK 1980)<br />

kann der Lerngegenstand als Ergebnis eines mehrstufigen Modellierungsprozesses verstanden<br />

werden, der selbst im Unterricht wieder durch das korrespondierende Lernobjekt modellhaft<br />

abgebildet wird (vgl. hierzu MÖHLENBROCK 1979; ACHTENHAGEN et al. 1992, S. 66ff., WITT<br />

1995). Das Lernhandeln (die Lerntätigkeit) der Schüler ist auf die Aneignung des Lerngegenstandes<br />

gerichtet; hierin besteht das Finalziel des Lernhandelns. Es wird realisiert, indem die<br />

Schüler eine strukturierte Sequenz <strong>von</strong> zielgerichteten Lernhandlungen in bezug auf konkrete<br />

Lernobjekte realisieren, die den Lerngegenstand repräsentieren. Die Ziele dieser einzelnen<br />

Lernhandlungen stellen im Hinblick auf das Finalziel der Lerntätigkeit Modalziele dar, sie<br />

sind „Mittel zum Zweck“.<br />

Ob schließlich über die Folge der Modalziele das Finalziel tatsächlich erreicht wird, hängt<br />

nicht allein da<strong>von</strong> ab, daß die Modalziele realisiert werden, sondern auch da<strong>von</strong>, in welcher<br />

Weise sie realisiert werden, welche Prozeßqualität also das Lernhandeln auszeichnet. In<br />

Hinblick auf diese Prozeßqualität des Lernhandelns kann eine inhaltliche <strong>und</strong> eine formale<br />

Dimension unterschieden werden. Einmal stellt sich die Frage, welche Gegenstände mit<br />

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