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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

- Wie können die Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Interpretationen hinsichtlich ihrer Generalisierbarkeit geprüft<br />

werden?<br />

Diese Fragen sind in vielfältiger Weise miteinander verb<strong>und</strong>en; sie stellen einen Gesamtkomplex<br />

dar, der nur unter Einbeziehung forschungsmethodologischer <strong>und</strong> wissenschaftstheoretischer<br />

Reflexionen rational zu behandeln ist.<br />

Im Mittelpunkt der nachfolgenden Überlegungen steht die Annahme, daß Entscheidungen<br />

über die Art der Datenerhebung, der Analyse, Beschreibung <strong>und</strong> Interpretation dieser Daten in<br />

hohem Maße durch implizite oder explizite Modellvorstellungen der Übungsfirmenarbeit<br />

geprägt sind, d. h. durch reduzierende <strong>und</strong> akzentuierende Vorstellungen darüber, wie Lernen<br />

in der Übungsfirma stattfindet, wie eine Übungsfirma aussieht, welche Prozesse in ihr<br />

ablaufen, welche Effekte auf welchem Wege erzielt werden usw. Wir gehen da<strong>von</strong> aus, daß<br />

derartige Leitmodelle gegenstandskonstituierende <strong>und</strong> forschungsleitende Funktion haben,<br />

<strong>und</strong> wir verstehen diese Leitmodelle selbst wiederum als Konkretisierungen bestimmter<br />

theoretischer <strong>und</strong> normativer Orientierungen unter bestimmten pragmatischen Interessen.<br />

Schließlich - <strong>und</strong> dies begründet eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung mit diesem<br />

Aspekt - sind wir da<strong>von</strong> überzeugt, daß derartige Leitmodelle einerseits die Gefahr in sich<br />

bergen, unterrichtspraktische wie wissenschaftliche Dogmatisierungen zu begünstigen, daß sie<br />

jedoch zugleich auch die Chance bieten, Impulse für weitreichende unterrichtliche<br />

Innovationen zu liefern.<br />

Diese Annahmen <strong>und</strong> Überzeugungen sollen im folgenden begründet <strong>und</strong> im Hinblick auf die<br />

Übungsfirmenarbeit konkretisiert werden. Wir wollen damit die argumetative Gr<strong>und</strong>lage dafür<br />

schaffen, in den nachfolgenden Abschnitten unser gegenstandskonstituierendes <strong>und</strong><br />

forschungsleitendes Gr<strong>und</strong>modell des Lernens im <strong>und</strong> am Modell Übungsfirma vorzustellen.<br />

Jeder Versuch, komplexes <strong>und</strong> dynamisches Unterrichtsgeschehen zu analysieren, setzt<br />

voraus, den Gegenstand der Untersuchung im hochkomplexen Ereignisstrom zu fixieren <strong>und</strong><br />

ihn auf jene Aspekte zu reduzieren, die der Forschungsintention entsprechend als relevant<br />

betrachtet werden. Dabei wird bereits vor jeder willentlichen Bemühung in diese Richtung die<br />

Erfassung des Gegenstandes selbst durch die Perspektive des Betrachters, durch sein Wissen,<br />

seine Interessen, Erfahrungen <strong>und</strong> theoretischen Orientierungen geprägt <strong>und</strong> damit auch in<br />

gewisser Weise „verzerrt“. POPPER (1973, S.85 f.) bringt diesen erkenntnistheoretischen<br />

Gr<strong>und</strong>sachverhalt, mit dem Satz zum Ausdruck, daß alle Erkenntnis, auch unsere<br />

Beobachtungen, „theoriedurchtränkt“ sei.<br />

Wir wollen diesen Gedanken, der auf die KANTschen „a priori“ verweist <strong>und</strong> gerade in den<br />

letzten Jahren durch die intensive Rezeption konstruktivistischer Ansätze in den Bereichen<br />

der Erkenntnis- <strong>und</strong> Wissenschaftstheorie, der Kommunikations- <strong>und</strong> Verhaltensforschung,<br />

der Biokybernetik sowie der Neurophysiologie <strong>und</strong> der Kognitionswissenschaften an<br />

Aktualität gewonnen hat <strong>und</strong> aus unterschiedlichsten Perspektiven bestätigt <strong>und</strong> verfeinert<br />

worden ist, hier nicht systematisch vertiefen (vgl. dazu POPPER 1973; WATZLAWICK 1976;<br />

1981; LORENZ 1973; RIEDL 1979; 1985; MATURANA/VARELA 1987; SCHMIDT 1987;<br />

LUHMANN 1990; DUFFY/JONASSEN 1992; GERSTENMAIER/MANDL 1995; DUBS 1995;<br />

ARNOLD/SIEBERT 1995).<br />

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