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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

<strong>4.</strong>2.2 Strukturkomponenten des Lernhandelns<br />

<strong>4.</strong>2.2.1 Überblick<br />

Galt bisher unsere Aufmerksamkeit dem Versuch, das Lernhandeln gegenüber anderen<br />

Formen menschlicher Tätigkeit abzugrenzen, so soll im folgenden versucht werden, unter<br />

Bezugnahme auf die Kategorien eines allgemeinen Handlungsmodells, zentrale<br />

Strukturkomponenten des Lernhandelns herauszuarbeiten <strong>und</strong> spezifischer zu beschreiben.<br />

Wir wollen uns dabei auf fünf Aspekte konzentrieren, die uns <strong>zur</strong> Charakterisierung des<br />

Lernhandelns zentral scheinen:.<br />

1. Lernhandeln ist eine Form adaptiv-konstruktiver Interaktion des Individuums mit seiner<br />

Umwelt;<br />

2. Lernhandeln ist gesellschaftlich <strong>und</strong> sozial eingeb<strong>und</strong>enes Handeln;<br />

3. Lernhandeln ist zielorientiert, d. h. zielgerichtet <strong>und</strong> rückgemeldet;<br />

<strong>4.</strong> Lernhandeln ist gegenständlich;<br />

5. Lernhandeln ist hierarchisch-sequentiell organisiert.<br />

<strong>4.</strong>2.2.2 Lernhandeln als adaptiv-konstruktive Interaktion des Individuums mit seiner<br />

Umwelt<br />

Im Rahmen unserer kognitiv-interaktionistischen Gr<strong>und</strong>konzeption haben wir die Tätigkeit<br />

bzw. das Handeln des Menschen als zentrale Kategorie seiner aktiven Auseinandersetzung mit<br />

der physikalischen <strong>und</strong> sozialen Umwelt beschrieben. Im Gegensatz zu personalistischen oder<br />

situationistischen Positionen (vgl. PERVIN 1981, S. 11ff.; LANTERMANN 1980) kommt im<br />

Handlungsbegriff ein interaktionistisches Menschenbild zum Ausdruck: Mit seinem Handeln<br />

tritt der Mensch in Wechselwirkung zu seiner Umwelt; er verändert handelnd seine Umwelt<br />

oder seine Beziehung <strong>zur</strong> Umwelt, <strong>und</strong> durch diesen Prozeß verändert er sich selbst; individuelles<br />

Handeln wird durch die zielorientierte Verschränkung <strong>von</strong> Umweltvariablen mit<br />

Personvariablen bestimmt.<br />

Die Integration <strong>von</strong> Umwelt- <strong>und</strong> Personvariablen im Zusammenhang definierter Handlungsinteressen<br />

wird als Situation bezeichnet (vgl. BOESCH 1976, S. 37; ULICH 1976, S.<br />

179ff.). Entsprechend wird die „Situation“ bzw. der Prozeß der Situationsdefinition <strong>zur</strong><br />

entscheidenden Referenzgröße für die Erklärung des Zustandekommens (z. B. im<br />

Motivationsmodell HECKHAUSENs 1977; 1989), der Verlaufsqualität <strong>und</strong> der Effekte<br />

individuellen Handelns.<br />

Ausgangspunkt einiger terminologischer Klärungen soll die Feststellung sein, daß „Situation“<br />

ihrem Wesen nach eine subjektive Größe ist, d. h. daß (a) eine Situation nicht ohne ein<br />

Subjekt mit bestimmten Handlungsabsichten zu definieren ist, <strong>und</strong> (b) daß die<br />

Situationsdefinition nur so wirksam wird, wie sie vom konkreten Subjekt vorgenommen wird.<br />

Im Bereich der Soziologie prägte THOMAS bereits 1928 (S. 572) den Satz „If men define<br />

situations as real, they are real in their consequences“.<br />

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