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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

„Denn wie kann eine in der personenbezogenen Analyse festgestellte Vorgehensweise<br />

als personenspezifisch gekennzeichnet werden, wenn dem Untersucher nicht bekannt<br />

ist, welche Arten der Vorgehensweise <strong>von</strong> den Arbeitsbedingungen her vorgegeben<br />

sind? Es könnte ihm unterlaufen, daß er ein stets ... erforderliches Vorgehen<br />

als individuelle Eigenart eines Arbeitenden interpretiert.“<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Überlegungen haben wir uns für eine Variante der Handlungsanalyse<br />

entschieden, mit der versucht wird, Hinweise auf die Qualität des Handelns in der<br />

Lern- <strong>und</strong> Arbeitssituation Übungsfirma auf indirektem Wege zu erschließen. Ein solches<br />

Vorgehen wird im Hinblick auf die Analyse des Arbeitshandelns etwa <strong>von</strong> LEMPERT/HOFF/<br />

LAPPE (1979, S. 281ff.) oder auch <strong>von</strong> KARG/STAEHLE (1982, S. 33ff.) empfohlen, <strong>und</strong> letztlich<br />

finden sich auch bei OESTERREICH <strong>und</strong> VOLPERT (1988, S. 54ff.) deutliche Hinweise auf<br />

eine Verknüpfung der bedingungsbezogenen (objektiven) <strong>und</strong> der personenbezogenen (subjektiven)<br />

Perspektive bei der Arbeitsanalyse.<br />

Der <strong>von</strong> uns gewählte Ansatz, der mit KARG/STAEHLE (1982, S. 33ff.) als „Duale Arbeitssituationsanalyse“<br />

bezeichnet werden könnte, ist durch einen zweifachen Zugriff gekennzeichnet:<br />

− Zum einen wurde versucht, durch die Analyse überindividuell gültiger Charakteristika<br />

der Arbeitssituation Informationen über ihren objektiven Anforderungsgehalt zu gewinnen;<br />

hierüber wird im Kapitel 5.2 ausführlich berichtet. Im Vordergr<strong>und</strong> stand dabei die<br />

Analyse <strong>von</strong> Arbeitsaufgaben <strong>und</strong> ihrer konkreten Ausführungsbedingungen auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage bedingungsorientiert-arbeitsanalytischer <strong>und</strong> betriebswirtschaftlicher <strong>Konzept</strong>e<br />

<strong>und</strong> Instrumente. Mit diesem Ansatz wurde zwar <strong>von</strong> individuellen Leistungsvoraussetzungen<br />

abstrahiert, „nicht jedoch vom handelnden Menschen schlechthin“ (GABLENZ-<br />

KOLAKOWIC et al. 1981, S. 218). Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage war es uns möglich, unter Einbeziehung<br />

weiterer Informationen, wie etwa über die spezifischen Vorkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

der Handelnden, begründete Hypothesen über das individuell wirksame Anforderungspotential<br />

der Lern- bzw. Arbeitsaufgaben zu formulieren.<br />

− Auf einer zweiten Ebene wurde erfaßt, in welcher Weise die gegebene Lern- <strong>und</strong> Arbeitssituation<br />

Übungsfirma <strong>von</strong> den Schülern individuell wahrgenommen, erlebt <strong>und</strong> bewertet<br />

wurde; Ansatz <strong>und</strong> Ergebnisse dieses Teilprojekts werden im Kapitel 5.3 vorgestellt. Damit<br />

wurde der Tatsache Rechnung getragen, daß letztlich nicht die objektiven Merkmale der<br />

Umwelt, sondern die Art <strong>und</strong> Weise, wie diese subjektiv repräsentiert <strong>und</strong> verarbeitet werden,<br />

über Qualität <strong>und</strong> Intensität individuellen Handelns entscheiden. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Informationen war es uns einerseits möglich, begründete Hypothesen über das Anreizpotential<br />

der Übungsfirma zu gewinnen, d. h. darüber, inwieweit die Lernumwelt Ü-<br />

bungsfirma für die Schüler ein attraktives, motivierendes Handlungsfeld darstellte.<br />

Zugleich erlaubten sie uns Aufschlüsse darüber, in welcher Weise die Schüler objektiv gegebene<br />

Situationsmerkmale subjektiv erfassen <strong>und</strong> mit welchen Strategien <strong>und</strong> Einstellungen<br />

sie den objektiven Handlungsanforderungen begegneten <strong>und</strong> diese dadurch individuell<br />

moderierten (Bewältigungsstrategien). Schließlich erlaubte es die Erhebung individueller<br />

Aussagen über die Lern- <strong>und</strong> Arbeitssituation auch, die Ergebnisse der objektiven Analysen<br />

zu validieren <strong>und</strong> ggf. zu ergänzen.<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Erhebungen objektiver <strong>und</strong> subjektiver Daten über die Übungsfirmenarbeit wie<br />

auch der daraus abgeleiteten Hypothesen war unser in den Kapiteln <strong>4.</strong>2 <strong>und</strong> <strong>4.</strong>3 dargelegtes in-<br />

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