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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

unserem Beispiel umfaßte dieser Entscheidungsspielraum den Einsatz des absatzpolitischen<br />

Instrumentariums bei extern vorgegebenen Absatzplanzahlen <strong>und</strong> Produktmerkmalen.<br />

(3) Indem wir in diesem Beispiel die Stabilisierung eines Subsystems betrachtet haben, wurde<br />

bereits das Merkmal der „Multistabilität“ illustriert: „Ein multistabiles System (hier<br />

Gesamtunternehmung, T.T.) ist aus ultrastabilen Subsystemen zusammengesetzt, die<br />

zeitweise <strong>von</strong>einander unabhängig sind, also über relative Autonomie verfügen“<br />

(ULRICH 1970, S. 127). Daraus ergibt sich, daß erfolgreiche Teilanpassungen <strong>von</strong> Subsystemen<br />

gegenüber abgegrenzten Teilumwelten möglich sind (z. B. Absatzmarkt). Dadurch<br />

wird in bezug auf das Gesamtsystem eine erhebliche Reduktion <strong>von</strong> Umweltkomplexität<br />

ermöglicht (vgl. LUHMANN 1968; 1984). Erst bei Überschreiten gewisser Toleranzgrenzen<br />

der Teilanpassung, insbesondere wenn dadurch die Anpassungsprozesse anderer<br />

Subsysteme beeinflußt werden, ist eine hierarchische Koordination im Sinne einer<br />

abgestimmten Gesamtanpassung erforderlich.<br />

(4) Als letztes, jedoch in gewisser Weise übergreifendes <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legendes Merkmal anpassungsfähiger<br />

Systeme ist deren „Lernfähigkeit“ anzusprechen. Im systemtheoretischen<br />

Kontext ist darunter allgemein „jede dauerhafte Verhaltensänderung <strong>von</strong> Systemen oder<br />

Systemelementen, deren Zweck in einer wirksameren Abwicklung der Systemprozesse<br />

besteht“ (ULRICH 1970, S. 127) zu verstehen. Gr<strong>und</strong>lage derartiger Lernprozesse sind<br />

das „aktive Suchen <strong>und</strong> Auswerten <strong>von</strong> Informationen über die Umwelt“, über jeweilige<br />

Zustände des Systems sowie die differenzierte Wahrnehmung, Verarbeitung <strong>und</strong> Wiederverwendung<br />

<strong>von</strong> Informationen, die mit der Erfahrung mehr oder weniger erfolgreicher<br />

Verhaltensänderung verb<strong>und</strong>en sind. Es ist offensichtlich, daß die Lernmöglichkeiten<br />

des Systems <strong>und</strong> seiner Subsysteme vom Grad der Äquifinalität, also den zugestandenen<br />

Entscheidungsspielräumen, sowie <strong>von</strong> der Komplexität der jeweiligen Teilsystem-<br />

Teilumwelt-Beziehungen abhängig sind. Bezieht man diese Aussage auf die einzig lernfähigen<br />

Elemente des Gesamtsystems, nämlich Menschen, so wird die Bedeutung des<br />

zugestandenen individuellen Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsspielraumes für deren Lernchancen<br />

evident.<br />

<strong>4.</strong>5.2.<strong>4.</strong>2 Führungsprozesse <strong>und</strong> Führungsebenen<br />

Unter Rückbeziehung dieser Systematisierungen auf die <strong>von</strong> uns aufgeführten Basisprozesse<br />

kann nunmehr festgehalten werden, daß die funktionalen Bereiche äquifinale, ultrastabile<br />

Subsysteme des multistabilen Gesamtsystems Handelsbetrieb darstellen. Die Entscheidungsspielräume<br />

der einzelnen Subsysteme sind begrenzt durch spezifische Sollwerte, die deren jeweilige<br />

Leistungsbeiträge definieren.<br />

Innerhalb der Subsysteme können wiederum verschiedene Teil-Subsysteme nach spezifischen<br />

Verrichtungs-Objekt-Kombinationen unterschieden werden. Ihr Beitrag <strong>zur</strong> Leistung des Subsystems<br />

wird durch Produkt- oder Prozeßvorgaben in Form <strong>von</strong> Sollgrößen definiert <strong>und</strong> innerhalb<br />

des Subsystems durch Regelungs- <strong>und</strong> Steuerungsprozesse gesichert (Planungs- <strong>und</strong><br />

Kontrollprozesse). Im Falle schwerwiegender Störungen erfolgen zunächst Anpassungspro-<br />

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