4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Von grundsätzlicher Bedeutung ist, daß die Rückkopplung das Eintreten von Störungen nicht verhindert, sondern erst nachdem diese sich auf den Output ausgewirkt haben, Maßnahmen zu ihrer Abwehr oder Kompensation einleitet. Daher kann bei der Regelung der Sollwert nicht ständig eingehalten werden; der Istwert schwankt um den Sollwert herum. Der Grad an Stabilität eines Regelsystems wird durch das Ausmaß dieser Schwankung bestimmt. „Die Schwingungen ... sind um so geringer, je schneller und fehlerloser die Feedbackvorgänge ablaufen und je feiner die Feedbackschleifen geschaltet sind, d. h. je kleinere Subsysteme als Regelkreise konstruiert oder organisiert sind“ (ULRICH 1970, S. 122). Auf ein weiteres Merkmal von Regelsystemen wird später im Zusammenhang mit vermaschten Komplexitätshierarchien zurückzukommen sein: Ein Regelsystem kann ausschließlich Aktivitäten niederer Ordnung kontrollieren, nicht jedoch sich selbst. Zur Kontrolle der Feedbackvorgänge ist es daher erforderlich, daß das Regelsystem seinerseits „Objekt eines Regelsystems höherer Ordnung“ sein muß (vgl. ebenda, S. 124). (3) Anpassung: „Das System verändert sein Verhalten so, daß sich ein Gleichgewichtszustand zwischen System und Umwelt einspielt - dieser selbst entwickelte Sollwert wird jetzt der künftigen Regelung zugrunde gelegt“ (FLECHTNER 1966, 44). Im Unterschied zum Regelsystem bedarf das Anpassungssystem keiner externen zielsetzenden Instanz. Es benötigt lediglich allgemein eine Umwelt, mit der es interagiert. ULRICH hebt hervor, daß mit der Systemanpassung insbesondere vertikale Systemverknüpfungen akzentuiert werden (vgl. 1970, S. 124), d. h. Prozesse zur Koordination verschiedenster Steuer- und Regelungssubsysteme insbesondere durch Setzung bzw. Modifikation der jeweiligen Sollwerte. In seiner Gesamtheit kann das System Unternehmung als Anpassungssystem angesprochen werden, das fähig ist, selbstgesetzte Ziele unter variablen Umweltbedingungen zu verfolgen und das sich zur Lenkung der zielführenden Prozesse im Systeminnern auf Steuerungs- und Regelungsprozesse stützt. Um diese Charakterisierung weitergehend zu präzisieren, sollen nachfolgend vier grundlegende Systemeigenschaften angesprochen werden, die in ihrem Zusammenwirken die Anpassungsfähigkeit des Systems Unternehmung konstituieren. (1) „Ultrastabilität“: Nach ULRICH (1970, S. 125) ist ein ultrastabiles System durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: − „Es verfügt über Regelungs- und Steuerungsfähigkeit; Rückkoppelungen und Vorwärtskopplungen ermöglichen eine Stabilisierung gegenüber bestimmten Klassen und Intensitäten von Störungen“ (ebenda). Das Zusammenwirken von Regelungs- und Steuerungsprozessen kann mit Abbildung 54 verdeutlicht werden: 369

Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Sollwert Input Steuer- Instanz Input Regelstrecke (Aktivität) Output Störungen Regler Sollwert Output Abbildung 54: Zusammenwirken von Regelungs- und Steuerungsprozessen Eine Kombination von Regelungs- und Steuerungsprozessen ist vor allem dann angebracht, wenn die Störungen so stark werden, daß sie die Kapazität des Reglers überschreiten (vgl. Abbildung 55): Intensität der Regelungsmaßnahmen Steuerungsmaßnahme aufgrund starker Störung des Input Grenze der kontinuierlichen Regelung Intensität der Störung (Absinken des Output) Abbildung 55: Beispiel für das Zusammenwirken von Regelungs- und Steuerungsprozessen Am Beispiel: Nachfragestörungen für ein Produkt (genauer: Absinken des Output) können durch „normale“ Werbemaßnahmen nicht mehr „geregelt“ werden; zur 370

Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Von gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung ist, daß die Rückkopplung das Eintreten <strong>von</strong> Störungen nicht<br />

verhindert, sondern erst nachdem diese sich auf den Output ausgewirkt haben, Maßnahmen zu<br />

ihrer Abwehr oder Kompensation einleitet. Daher kann bei der Regelung der Sollwert nicht<br />

ständig eingehalten werden; der Istwert schwankt um den Sollwert herum. Der Grad an Stabilität<br />

eines Regelsystems wird durch das Ausmaß dieser Schwankung bestimmt.<br />

„Die Schwingungen ... sind um so geringer, je schneller <strong>und</strong> fehlerloser die Feedbackvorgänge<br />

ablaufen <strong>und</strong> je feiner die Feedbackschleifen geschaltet sind, d. h.<br />

je kleinere Subsysteme als Regelkreise konstruiert oder organisiert sind“<br />

(ULRICH 1970, S. 122).<br />

Auf ein weiteres Merkmal <strong>von</strong> Regelsystemen wird später im Zusammenhang mit vermaschten<br />

Komplexitätshierarchien <strong>zur</strong>ückzukommen sein: Ein Regelsystem kann ausschließlich Aktivitäten<br />

niederer Ordnung kontrollieren, nicht jedoch sich selbst. Zur Kontrolle der Feedbackvorgänge<br />

ist es daher erforderlich, daß das Regelsystem seinerseits „Objekt eines Regelsystems<br />

höherer Ordnung“ sein muß (vgl. ebenda, S. 124).<br />

(3) Anpassung:<br />

„Das System verändert sein Verhalten so, daß sich ein Gleichgewichtszustand zwischen System<br />

<strong>und</strong> Umwelt einspielt - dieser selbst entwickelte Sollwert wird jetzt der künftigen Regelung<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt“ (FLECHTNER 1966, 44).<br />

Im Unterschied zum Regelsystem bedarf das Anpassungssystem keiner externen zielsetzenden<br />

Instanz. Es benötigt lediglich allgemein eine Umwelt, mit der es interagiert. ULRICH hebt hervor,<br />

daß mit der Systemanpassung insbesondere vertikale Systemverknüpfungen akzentuiert<br />

werden (vgl. 1970, S. 124), d. h. Prozesse <strong>zur</strong> Koordination verschiedenster Steuer- <strong>und</strong> Regelungssubsysteme<br />

insbesondere durch Setzung bzw. Modifikation der jeweiligen Sollwerte.<br />

In seiner Gesamtheit kann das System Unternehmung als Anpassungssystem angesprochen<br />

werden, das fähig ist, selbstgesetzte Ziele unter variablen Umweltbedingungen zu verfolgen<br />

<strong>und</strong> das sich <strong>zur</strong> Lenkung der zielführenden Prozesse im Systeminnern auf Steuerungs- <strong>und</strong><br />

Regelungsprozesse stützt. Um diese Charakterisierung weitergehend zu präzisieren, sollen<br />

nachfolgend vier gr<strong>und</strong>legende Systemeigenschaften angesprochen werden, die in ihrem Zusammenwirken<br />

die Anpassungsfähigkeit des Systems Unternehmung konstituieren.<br />

(1) „Ultrastabilität“: Nach ULRICH (1970, S. 125) ist ein ultrastabiles System durch folgende<br />

Eigenschaften gekennzeichnet:<br />

− „Es verfügt über Regelungs- <strong>und</strong> Steuerungsfähigkeit; Rückkoppelungen <strong>und</strong> Vorwärtskopplungen<br />

ermöglichen eine Stabilisierung gegenüber bestimmten Klassen <strong>und</strong><br />

Intensitäten <strong>von</strong> Störungen“ (ebenda). Das Zusammenwirken <strong>von</strong> Regelungs- <strong>und</strong><br />

Steuerungsprozessen kann mit Abbildung 54 verdeutlicht werden:<br />

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