4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Als Kapital werden dabei mit LÖFFELHOLZ (1975, S. 582) die Finanzierungsmittel der Unternehmung für Investitionen, die als Passiva in der Bilanz erfaßt sind, bezeichnet, die der Unternehmung vom Eigentümer oder von Dritten zur Verfügung gestellt wurden. Dabei wird ein weiter Investitionsbegriff zugrunde gelegt, der über das Anlagevermögen hinaus auch das Umlauf- und Finanzierungsvermögen erfaßt (vgl. ebenda, S. 625). Als Beschaffung von Kapital wird in dieser Sicht primär die Kapitalzuführung aus dem Umsystem auf dem Wege der Eigenfinanzierung und der Fremdfinanzierung angesehen; auch die Selbstfinanzierung kann jedoch als zumindest mittelbare Kapitalzuführung aus dem Umsystem angesehen werden, da hier Elemente des Umsystems, nämlich die Haushalte der Eigentümer, auf Kapitalrückführung in Form von Gewinnausschüttung verzichten. Demgegenüber betrachten wir die Finanzierung bestimmter betrieblicher Aufgaben durch Kapitalumschichtungen auf der Aktivseite der Bilanz (Kapitalfreisetzung im Umsatzprozeß, durch Abschreibung, durch Rationalisierung, durch Umwandlung langfristiger Finanzanlagen in Kassenbestand o. ä.) nicht als Beschaffung - dem Gesamtsystem wird kein zusätzliches Kapital zugeführt, die Passivseite bleibt unberührt - sondern als Kapitalverwaltung. Ziel solcher Maßnahmen ist es, die Einsatzbereitschaft des Kapitals für spezifische Zwecke zu sichern. Eine weitere Aufgliederung des finanzwirtschaftlichen Aufgabenbereiches erfolgt anhand der bereits bekannten Kriterien: (a) Finanzierungsvorbereitung Im Mittelpunkt der Finanzierungsvorbereitung steht die Finanzplanung, worunter die systematische Erfassung und Gegenüberstellung der innerhalb eines definierten Zeitraumes zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben „sowie die finanziellen Maßnahmen zu ihrem Ausgleich“ verstanden werden. Als Zielkombinat der Finanzplanung nennt LÖFFELHOLZ (1975, S. 10) Liquidität, Sicherheit und Rentabilität; HANSEN/ALGERMISSEN führen neben dem finanziellen Gleichgewicht bei möglichst niedrigen Finanzierungskosten als weitere Ziele „Risikostreuung der Kapitalbeschaffung“, „Erhaltung wirtschaftlicher Unabhängigkeit gegenüber Banken und Lieferanten“ und „zeitliche Flexibilität“ an (1979, S. 99f.). Die Finanzplanung setzt eine enge Abstimmung mit den Plänen anderer Funktionsbereiche der Unternehmung voraus. „Dabei bildet der Absatzplan den zentralen Ausgangspunkt für die Einnahmenplanung, während sich die Ausgaben aus den Warenbeschaffungsplänen, der Personalplanung und dem Investitionsplan ergeben. Nach dem Planungshorizont unterscheidet man kurz- bis mittelfristige Finanzplanung“ (HANSEN/ALGERMISSEN 1979, S. 105). Ein weiterer Aufgabenbereich der Finanzierungsvorbereitung betrifft die Analyse und Beobachtung des Kapitalmarktes, was sowohl für die Möglichkeiten der Kapitalzuführung aus dem Umsystem (Passivseite) als auch für die Planung von Umschichtungen auf der Aktivseite von Bedeutung ist. 363

Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen (b) Finanzierungsanbahnung Hierunter sind Aufgaben zur Aufnahme und zur Erhaltung der Kontakte zu Partnern auf dem Kapitalmarkt zu verstehen, insbesondere zu Banken als Fremdkapitalgebern, aber auch zu Eigenkapitalgebern und zu kreditgewährenden Lieferanten. (c) Finanzierungsdurchführung Sie betrifft den Abschluß von Finanzierungsverträgen, insbesondere die vertragsrechtliche Gestaltung der Fremdfinanzierung (incl. der Finanzierung durch Lieferanten) und von Veränderungen der Eigenkapitalverteilung. Darüber hinaus fallen hierunter rechtliche Probleme bei der Umstrukturierung der Bilanzaktiva, vor allem im Bereich der Finanzanlagen. (d) Finanzierungsabwicklung bzw. Finanzierungssicherung In diesem Aufgabenfeld kann wiederum unterschieden werden zwischen Verrichtungen zur Beschaffung und zur Verwaltung finanzieller Mittel. In Bezug auf die Beschaffung sind zu nennen die Veranlassung und Kontrolle der vertraglich gesicherten Leistungen im Zusammenhang mit der Finanzierung, die Vereinnahmung der finanziellen Mittel, die Abwicklung von Gewinnausschüttungen; die Rückzahlung von Lieferantenkrediten. Ergänzt wird dies durch verwaltungstechnische Maßnahmen zur Sicherung der Einsatzbereitschaft der Unternehmenskapitals. Darunter fallen Aufgaben der Liquiditäts- und Finanzkontrolle (vgl. GUTENBERG 1958, S. 115f.), Verrichtungen zur Koordination und Überwachung des Zahlungsverkehrs, die finanztechnische Abwicklung und Kontrolle von Aktivumwandlungen sowie die Verwaltung der Finanzanlagen. 4.5.2.4 Prozesse der Führung und Organisation des Systems Unternehmung: Metaprozesse 4.5.2.4.1 Systemtheoretisch-kybernetische Grundlagen zur Beschreibung von Metaprozessen Die bisherige Betrachtung des Systems Unternehmung galt vorrangig der verrichtungsbezogenen Analyse ihrer Leistungs- und Versorgungsprozesse; im Vordergrund stand die isolierende Ausdifferenzierung relevanter funktionaler Subsysteme. Unsere Überlegungen zur Prozeßstruktur waren auf den sachlogisch bedingten Zusammenhang der einzelnen Leistungsund Versorgungsprozesse beschränkt. Entsprechend standen im Bereich der informativen Beziehungen Informationsströme horizontaler Art im Vordergrund. Im folgenden soll es unternommen werden, eine integrative Sicht der Beziehungsstruktur des Systems Unternehmung zu entwerfen, die über den rein zweckbezogenen Zusammenhang hinausgehend die reflexive Zielorientierung des Gesamtsystems verdeutlicht. Den Ausgangspunkt unserer Überlegungen bildet die Tatsache, daß das System Unternehmung nicht allein zweckbezogene Leistungen für sein Umsystem erbringt, sondern daß diese Leistungen zugleich und bezogen auf die Subjekte des Systems sogar vorrangig der Verfolgung autonom gesetzter Ziele dienen. In betriebswirtschaftlicher Terminologie wäre hier von „Formalzielen der Unternehmung“ zu sprechen. Der Gesamtkomplex dieser Zielsetzungen - Sachziel und Formalziel - stellt „die Voraussetzung für ein einheitliches, zielgerichtetes Handeln der Unternehmung als Ganzheit dar. Falls keine Gesamtziele für die Unternehmung ge- 364

Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Als Kapital werden dabei mit LÖFFELHOLZ (1975, S. 582) die Finanzierungsmittel der Unternehmung<br />

für Investitionen, die als Passiva in der Bilanz erfaßt sind, bezeichnet, die der Unternehmung<br />

vom Eigentümer oder <strong>von</strong> Dritten <strong>zur</strong> Verfügung gestellt wurden. Dabei wird ein<br />

weiter Investitionsbegriff zugr<strong>und</strong>e gelegt, der über das Anlagevermögen hinaus auch das<br />

Umlauf- <strong>und</strong> Finanzierungsvermögen erfaßt (vgl. ebenda, S. 625).<br />

Als Beschaffung <strong>von</strong> Kapital wird in dieser Sicht primär die Kapitalzuführung aus dem Umsystem<br />

auf dem Wege der Eigenfinanzierung <strong>und</strong> der Fremdfinanzierung angesehen; auch die<br />

Selbstfinanzierung kann jedoch als zumindest mittelbare Kapitalzuführung aus dem Umsystem<br />

angesehen werden, da hier Elemente des Umsystems, nämlich die Haushalte der Eigentümer,<br />

auf Kapitalrückführung in Form <strong>von</strong> Gewinnausschüttung verzichten.<br />

Demgegenüber betrachten wir die Finanzierung bestimmter betrieblicher Aufgaben durch Kapitalumschichtungen<br />

auf der Aktivseite der Bilanz (Kapitalfreisetzung im Umsatzprozeß,<br />

durch Abschreibung, durch Rationalisierung, durch Umwandlung langfristiger Finanzanlagen<br />

in Kassenbestand o. ä.) nicht als Beschaffung - dem Gesamtsystem wird kein zusätzliches Kapital<br />

zugeführt, die Passivseite bleibt unberührt - sondern als Kapitalverwaltung. Ziel solcher<br />

Maßnahmen ist es, die Einsatzbereitschaft des Kapitals für spezifische Zwecke zu sichern.<br />

Eine weitere Aufgliederung des finanzwirtschaftlichen Aufgabenbereiches erfolgt anhand der<br />

bereits bekannten Kriterien:<br />

(a) Finanzierungsvorbereitung<br />

Im Mittelpunkt der Finanzierungsvorbereitung steht die Finanzplanung, worunter die systematische<br />

Erfassung <strong>und</strong> Gegenüberstellung der innerhalb eines definierten Zeitraumes zu erwartenden<br />

Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben „sowie die finanziellen Maßnahmen zu ihrem Ausgleich“<br />

verstanden werden. Als Zielkombinat der Finanzplanung nennt LÖFFELHOLZ (1975, S.<br />

10) Liquidität, Sicherheit <strong>und</strong> Rentabilität; HANSEN/ALGERMISSEN führen neben dem finanziellen<br />

Gleichgewicht bei möglichst niedrigen Finanzierungskosten als weitere Ziele „Risikostreuung<br />

der Kapitalbeschaffung“, „Erhaltung wirtschaftlicher Unabhängigkeit gegenüber<br />

Banken <strong>und</strong> Lieferanten“ <strong>und</strong> „zeitliche Flexibilität“ an (1979, S. 99f.).<br />

Die Finanzplanung setzt eine enge Abstimmung mit den Plänen anderer Funktionsbereiche<br />

der Unternehmung voraus. „Dabei bildet der Absatzplan den zentralen Ausgangspunkt für die<br />

Einnahmenplanung, während sich die Ausgaben aus den Warenbeschaffungsplänen, der Personalplanung<br />

<strong>und</strong> dem Investitionsplan ergeben. Nach dem Planungshorizont unterscheidet<br />

man kurz- bis mittelfristige Finanzplanung“ (HANSEN/ALGERMISSEN 1979, S. 105).<br />

Ein weiterer Aufgabenbereich der Finanzierungsvorbereitung betrifft die Analyse <strong>und</strong> Beobachtung<br />

des Kapitalmarktes, was sowohl für die Möglichkeiten der Kapitalzuführung aus dem<br />

Umsystem (Passivseite) als auch für die Planung <strong>von</strong> Umschichtungen auf der Aktivseite <strong>von</strong><br />

Bedeutung ist.<br />

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