4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen schaffungs- bzw. Absatzvorbereitung gehen explorative Informationsströme aus dem Umsystem und interne Informationen über die Planungen der anderen funktionalen Teilbereiche ein; Beschaffungs- und Absatzplanung sind als Teilbereiche der Beschaffungs- bzw. Absatzvorbereitung gesondert hervorgehoben. Den vier von BUDDEBERG unterschiedenen Handlungsebenen in den Bereichen Absatz und Beschaffung entsprechen deutlich unterscheidbare Kommunikationsprozesse bzw. Informationsströme, wie mit der nachfolgenden Tabelle noch einmal im Zusammenhang dargestellt werden soll: Phase Art der Verrichtung Art der Informationsströme Beschaffung Lager Absatz I Explorative und dispositive Verrichtungen explorative Informationsströme Beschaffungsvorbereitung Lagerplanung Absatzvorbereitung II Verrichtungen zur Pflege der Marktbeziehungehungen Informationsströme zur Pflege der Marktbezie- Beschaffungsanbahnung - Absatzanbahnung II Verrichtungen zum Vertragsabschluß vertragsrelevante Informationsströme Beschaffungsdurchführung - Absatzdurchführung IV Verrichtungen zur Lenkung und Kontrolle der Güterströme Informationsströme zur Lenkung und Kontrolle der Güterströme Einlagerung/ Auslagerung Beschaffungsabwicklung Absatzabwicklung Abbildung 51: Charakter der Verrichtungen und Informationsströme im Zusammenhang der Handelsaufgabe 4.5.2.3.3 Verrichtungen im Zusammenhang mit der Systemversorgung Während wir uns in der bisherigen Analyse der betriebszweckbezogenen Verrichtungen unmittelbar an der idealtypischen Ablaufstruktur der Handelsleistungen orientiert haben, so soll diese Perspektive im folgenden Schritt dadurch erweitert werden, daß jene Tätigkeiten Berücksichtigung finden, die auf die Versorgung des Systems mit produktiven Elementen aus dem Umsystem gerichtet sind. Diese „Versorgungsprozesse“ bilden in Verbindung mit den bereits beschriebenen „Handelsleistungsprozessen“ den Gesamtbereich betriebszweckbezogener „Basisprozesse“. BAUMANN (1978) unterscheidet allgemein Prozesse der Systemversorgung - mit Mitarbeitern, - mit Betriebsmitteln, - mit Werkstoffen, - mit Informationen und - mit finanziellen Mitteln. Uns scheint eine derart weite Fassung des Versorgungssystems zumindest in bezug auf Handelsbetriebe wenig sinnvoll, weil damit eine Abgrenzung gegenüber den originären Leistungsprozessen erschwert wird. Wir grenzen daher aus den genannten Versorgungsbereichen aus: - Die Versorgung mit Werkstoffen, da diese definitionsgemäß nur bei der Gütererzeugung Verwendung finden, nicht jedoch im handelsbetrieblichen Leistungszusammenhang. Eine Ersetzung des Betriebsfaktors Werkstoffe durch Handelswaren wird bei BUDDEBERG 359
Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen (1959, S. 41) grundsätzlich abgelehnt, da diese „nicht im gleichen Sinne in den betrieblichen Leistungsprozeß eingehen“. Wir schließen uns dieser Sichtweise mit dem zusätzlichen Argument an, daß die Ware selbst keinen produktiven Beitrag zur wertschöpfenden Handelsleistung liefert. Daher kann auch bei der Beschaffung von Handelswaren nicht von einer Versorgung des Systems mit produktiven Elementen gesprochen werden, die Grundlage der Leistungserstellung wäre, sondern die Beschaffung selbst ist bereits Teil der Leistungserstellung. - Die Versorgung mit Informationen ist gleichfalls bereits bei der Analyse des originären Leistungsprozesses als konstitutive Teilfunktion identifiziert worden. Dies entspricht auch dem herrschenden Verständnis der zweckbezogenen Handelsfunktionen (vgl. etwa SEYFFERT 1972, S. 10; SCHÄFER 1966, S. 310; BEHRENS 1972, S. 11ff.; HANSEN 1976, S. 19; BUDDEBERG 1959, S. 24ff.). Zwar bestehen ohne Zweifel auch außerhalb des handelsbezogenen Leistungsbereiches Informationsbedarfe der Unternehmung; es scheint uns jedoch aufgrund ihrer Heterogenität und der engen Zweckbindung an spezifische Aufgaben unterschiedlichster Provenienz sinnvoller, die „Informationsbeschaffung“ als Teilaufgabe unterschiedlicher anderer Funktionen zu berücksichtigen. Diese Aussagen betreffen jedoch ausschließlich die Informationsbeschaffung aus der Umwelt des Systems Unternehmung; auf die Notwendigkeit der Identifikation eines Subsystems zur Beschaffung und Verarbeitung unternehmensinterner Informationen wird im Zusammenhang mit den Metaprozessen des Systems näher einzugehen sein. Die verbleibenden drei funktionalen Subsysteme der Systemversorgung sollen im folgenden im Hinblick auf die in ihnen enthaltenen Verrichtungen näher betrachtet werden. Dabei zielt der Begriff der Versorgung auf die Ermöglichung wirtschaftlicher Produktivitätsentfaltung dieser aus dem Umsystem entstammenden Faktoren und umschließt damit sowohl die gezielte Heranführung aus der Umwelt, als auch die Verwaltung, worunter „das Vorbereiten und Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft zu verstehen“ ist (vgl. BAUMANN 1978, S. 102). A Versorgung mit menschlicher Arbeitsleistung Als Ziel der betrieblichen Personalversorgung nennt BAUMANN (1978, S. 102), „für die Wahrnehmung der im System anfallenden Aufgaben genügend Mitarbeiter zu gewinnen, die den erwünschten qualitativen, sozialen und motivationalen Anforderungen entsprechen“. Dabei wird das Leistungspotential der Mitarbeiter als dynamische Größe angesehen, die Veränderungen in der Zeit unterliegt und deren Entfaltung durch situative Komponenten wesentlich bestimmt wird. Damit ist auf die grundlegende Bedeutung von Fragen der „Personalführung“ hingedeutet, in deren Zusammenhang neben wirtschaftlich-zweckrationalen Erwägungen auch ethisch-normative Aspekte zu berücksichtigen sind. Dieser Problemkomplex übersteigt (transzendiert) den bislang eingehaltenen funktionalistischen Blickwinkel und ist systematisch im Zusammenhang mit dem Metasystem der Unternehmung zu diskutieren (vgl. hierzu z. B. P. ULRICH 1987). Unser Versuch der Identifikation und Strukturierung funktionsspezifischer Verrichtungen orientiert sich wiederum an der formalen Struktur, die bereits der Analyse der Leistungsprozesse zugrundegelegt wurde. Dies ist zwar unseres Wissens in der einschlägigen Literatur ohne Vorbild, scheint uns aber neben seinem heuristischen Nutzen auch wegen der damit ver- 360
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