4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Die „Systemorientierte Betriebswirtschaftslehre“ versteht sich selbst als pragmatische Wissenschaft, als „notwendige Vorstufe zu einem sinnvollen praktischen Handeln“ für alle Menschen, die „mit-gestaltend auf die Unternehmung und mit-bestimmend auf die Unternehmungsaktivitäten einwirken“ wollen (vgl. ULRICH 1984, S. 32). Sie nutzt zur Beschreibung, Erklärung und Prognose wirtschaftlicher Strukturen und Prozesse das Instrumentarium der Kybernetik bzw. der allgemeinen Systemtheorie. Hierin ist der wesentliche Grund dafür zu sehen, daß die Überlegungen der Systemorientierten Betriebswirtschaftslehre und der Handlungs- und Kognitionstheorie, die sich ebenfalls an systemtheoretischen Überlegungen orientieren (vgl. MILLER/GALANTER/PRIBRAM 1973; AEBLI 1980; VON CRANACH et al. 1980), ohne größere konzeptuelle Probleme aufeinander zu beziehen sind. Die Charakteristika der inhaltlichen Rekonstruktion des Systems Unternehmung im Rahmen dieses Ansatzes lassen sich nach ULRICH (1984, S. 40) in fünf Punkten zusammenfassen: (1) Die Unternehmung wird formal als ein offenes, komplexes, dynamisches sowie ziel- und zweckorientiertes System aufgefaßt, das in seiner Verflechtung mit der Umwelt beschrieben und analysiert wird; inhaltlich wird die Unternehmung als „produktives soziales System“ gekennzeichnet (ULRICH 1970), also als strukturierter Sozialverbund „zur Erzeugung von Leistungen für Institutionen und Individuen ihrer Umwelt“ (ULRICH 1984, S. 24). (2) Die Unternehmung wird gedanklich aufgegliedert „in operationelle Vollzugs- und Versorgungsbereiche und in einen diese überlagernden Führungsbereich“; durch weitere Aufgliederung ergeben sich die einzelnen Funktionsbereiche der Unternehmung, welche wiederum als „inputverarbeitende und outputorientierte (Sub-)Systeme“ beschrieben werden können (ULRICH 1984, S. 40). (3) Es werden verschiedene „Dimensionen der Unternehmung“ unterschieden, „um das Unternehmungsgeschehen und die entsprechenden Gestaltungsprobleme in materieller, sozialer, kommunikativer und wertmäßiger Sicht herausarbeiten zu können“ (ebenda). ULRICH hebt aus didaktischer Sicht drei Ziele hervor, die durch diese Dimensionierung des Unternehmungsgeschehens erreicht werden können: − „Durch die Einfügung der ‘sozialen Dimension’ wird der Charakter der Unternehmung als soziales System hervorgehoben, Problemkreise wie Gestaltung eines guten Arbeitsklimas, Menschenführung, Weiterbildung von Führungskräften usw. werden in die Betriebswirtschaftslehre eingegliedert und nicht als ‘Nebenprobleme’ abgeschoben. − Durch die Unterscheidung einer ‘kommunikativen Dimension’ wird die Unternehmung als informationsverarbeitendes System dargestellt und die Betriebswirtschaftslehre für die Aufnahme von Erkenntnissen und Methoden der modernen Datenverarbeitung geöffnet“ (1984, S. 26). Ergänzend ist hier auf die herausragende Bedeutung hinzuweisen, die ULRICH der Dimension Information für das Unternehmensgeschehen beimißt. Er weist darauf hin, daß wir die „materiellen und sozialen Dimensionen uns immer überlagert vorstellen von Informationsnetzwerken, vor allem zur Lenkung der entsprechenden Subsysteme“ (1984, S. 39); dieses Informationsnetzwerk wird bei der Beschreibung zum Subsystem „Informations- 345
Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Versorgung“ zusammengefaßt. Dadurch wird erreicht, „daß beispielsweise das Rechnungswesen nicht mehr als etwas für sich, sondern als Bestandteil des Informationssystems der Unternehmung erscheint“ (ULRICH 1984, S. 38 f.). − „Der klassisch-wirtschaftswissenschaftliche Ansatz kann in der ‘wertmäßigen’ Dimension“ voll entwickelt werden, wobei dem Studierenden jedoch nicht nur die Notwendigkeit, sondern auch die Grenzen der geldmäßigen Betrachtung gezeigt werden können und zudem dargestellt werden kann, daß auch ethische, in Lebensanschauungen und gesellschaftlichen Wertsystemen verankerte Normen im Unternehmungsgeschehen eine wichtige Rolle spielen“ (ULRICH 1984, S. 26). (4) Es wird systematisch zwischen „repetitiven und novativen Aufgaben unterschieden, um die Probleme der Innovation in der Unternehmung herausarbeiten zu können“ (ebenda, S. 40) (5) Es werden „drei Kategorien von Gestaltungs- und Lenkungsproblemen“ unterschieden, um typische Probleme der Unternehmungsführung herausarbeiten zu können: „- Probleme der Bestimmung der Ziele, welche das System erreichen soll; - Probleme der Gestaltung eines zielentsprechend handlungsfähigen Systems; - Probleme der Abwicklung der zielorientierten Handlungen im System“ (ebenda, S. 40f.). Diese Problemkategorien finden sich sowohl auf der Ebene des Gesamtsystems als auch bei allen funktionalen Teilsystemen der Unternehmung. Wohl noch deutlicher als bei dieser inhaltsbezogenen Charakterisierung der Systemorientierten Betriebswirtschaftslehre tritt die Affinität dieses Ansatzes zu unserem Qualifikationsleitbild hervor, wenn man die formalen „Charakteristika systemorientierten Denkens“ betrachtet, wie sie ebenfalls von ULRICH (1984, S. 52ff.) formuliert wurden: „1. Systemorientiertes Denken ist ein ganzheitliches Denken in offenen Systemen“. „2. Systemorientiertes Denken ist ein analytisches und synthetisches Denken zugleich ... Das ... wechselweise Denken auf verschiedenen Abstraktionsniveaus erlaubt uns, die Analyse nur dort und nur insoweit voranzutreiben, als es uns wirklich auf die Details ankommt, während in anderen Fällen mit der Vorstellung des schwarzen Kastens operiert wird“. „3. Systemorientiertes Denken ist kreisförmig,... (es ist) ein Denken in Verknüpfungen, ... in vielseitigen Interdependenzen und ersetzt das monokausale Denken, wonach, wenn etwas passiert, immer einer - ein anderer - Schuld sein muß“. „4. Systemorientiertes Denken ist ein Denken in Strukturen und informationsverarbeitenden Prozessen ... Die Betonung ... liegt ... auf dem Wort ‘Prozeß’. Es ist ein Denken in zusammenhängenden Vorgängen, Abläufen oder Geschehnissen, ein dynamisches Denken im Gegensatz zu einem Betrachten statischer Zustände“. „5. Systemorientiertes Denken ist ein interdisziplinäres Denken.“ Dies mag hier zur ersten Charakterisierung des systemtheoretisch orientierten Ansatzes der Betriebswirtschaftslehre genügen. Vor diesem Hintergrund können wir nunmehr sehr kompri- 346
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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />
Versorgung“ zusammengefaßt. Dadurch wird erreicht, „daß beispielsweise das<br />
Rechnungswesen nicht mehr als etwas für sich, sondern als Bestandteil des Informationssystems<br />
der Unternehmung erscheint“ (ULRICH 1984, S. 38 f.).<br />
− „Der klassisch-wirtschaftswissenschaftliche Ansatz kann in der ‘wertmäßigen’ Dimension“<br />
voll entwickelt werden, wobei dem Studierenden jedoch nicht nur die<br />
Notwendigkeit, sondern auch die Grenzen der geldmäßigen Betrachtung gezeigt<br />
werden können <strong>und</strong> zudem dargestellt werden kann, daß auch ethische, in Lebensanschauungen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Wertsystemen verankerte Normen im Unternehmungsgeschehen<br />
eine wichtige Rolle spielen“ (ULRICH 1984, S. 26).<br />
(4) Es wird systematisch zwischen „repetitiven <strong>und</strong> novativen Aufgaben unterschieden, um<br />
die Probleme der Innovation in der Unternehmung herausarbeiten zu können“ (ebenda, S.<br />
40)<br />
(5) Es werden „drei Kategorien <strong>von</strong> Gestaltungs- <strong>und</strong> Lenkungsproblemen“ unterschieden,<br />
um typische Probleme der Unternehmungsführung herausarbeiten zu können:<br />
„- Probleme der Bestimmung der Ziele, welche das System erreichen soll;<br />
- Probleme der Gestaltung eines zielentsprechend handlungsfähigen Systems;<br />
- Probleme der Abwicklung der zielorientierten Handlungen im System“ (ebenda,<br />
S. 40f.).<br />
Diese Problemkategorien finden sich sowohl auf der Ebene des Gesamtsystems als auch<br />
bei allen funktionalen Teilsystemen der Unternehmung.<br />
Wohl noch deutlicher als bei dieser inhaltsbezogenen Charakterisierung der Systemorientierten<br />
Betriebswirtschaftslehre tritt die Affinität dieses Ansatzes zu unserem Qualifikationsleitbild<br />
hervor, wenn man die formalen „Charakteristika systemorientierten Denkens“ betrachtet,<br />
wie sie ebenfalls <strong>von</strong> ULRICH (1984, S. 52ff.) formuliert wurden:<br />
„1. Systemorientiertes Denken ist ein ganzheitliches Denken in offenen Systemen“.<br />
„2. Systemorientiertes Denken ist ein analytisches <strong>und</strong> synthetisches Denken<br />
zugleich ... Das ... wechselweise Denken auf verschiedenen Abstraktionsniveaus<br />
erlaubt uns, die Analyse nur dort <strong>und</strong> nur insoweit voranzutreiben, als es uns<br />
wirklich auf die Details ankommt, während in anderen Fällen mit der Vorstellung<br />
des schwarzen Kastens operiert wird“.<br />
„3. Systemorientiertes Denken ist kreisförmig,... (es ist) ein Denken in Verknüpfungen,<br />
... in vielseitigen Interdependenzen <strong>und</strong> ersetzt das monokausale Denken,<br />
wonach, wenn etwas passiert, immer einer - ein anderer - Schuld sein muß“.<br />
„<strong>4.</strong> Systemorientiertes Denken ist ein Denken in Strukturen <strong>und</strong> informationsverarbeitenden<br />
Prozessen ... Die Betonung ... liegt ... auf dem Wort ‘Prozeß’. Es ist<br />
ein Denken in zusammenhängenden Vorgängen, Abläufen oder Geschehnissen,<br />
ein dynamisches Denken im Gegensatz zu einem Betrachten statischer Zustände“.<br />
„5. Systemorientiertes Denken ist ein interdisziplinäres Denken.“<br />
Dies mag hier <strong>zur</strong> ersten Charakterisierung des systemtheoretisch orientierten Ansatzes der<br />
Betriebswirtschaftslehre genügen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> können wir nunmehr sehr kompri-<br />
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