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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Wir gehen da<strong>von</strong> aus, daß dieses Original dem Stand der Wirtschaftswissenschaften gerecht<br />

werden muß, ohne jedoch<br />

− einseitig „exklusiven“ Lehrmeinungen zu folgen <strong>und</strong> damit an Orientierungs- <strong>und</strong> Integrationspotential<br />

zu verlieren;<br />

− disziplinäre Begrenzungen fraglos zu akzeptieren <strong>und</strong> dadurch die Komplexität des Erfahrungsfeldes<br />

systematisch zu verfehlen;<br />

− den (wahrscheinlichen oder doch zumindest möglichen) Perspektiv- <strong>und</strong> Intentionsunterschied<br />

zwischen wissenschaftlichen Theoriegebäuden <strong>und</strong> unterrichtlichem Lehrstoff zu<br />

ignorieren;<br />

− bloße Miniaturisierungen oder gar „Trivialversionen“ wirtschaftswissenschaftlicher Lehrgebäude<br />

darzustellen.<br />

Positiv gewendet läßt sich fordern, daß im Bezug <strong>zur</strong> Fachwissenschaft die Verpflichtung auf<br />

die pädagogische Leitidee des reflektiert, verantwortlich <strong>und</strong> kompetent handelnden Arbeitnehmers<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsbürgers gewahrt bleiben muß. Die Angemessenheit fachwissenschaftlicher<br />

Ansätze als Bezugsmodelle der didaktischen Transformation ist demnach daran<br />

zu messen, ob sie den Aufbau <strong>von</strong> internen Handlungs- <strong>und</strong> Orientierungssystemen erlauben,<br />

die <strong>zur</strong> Gestaltung ökonomisch aspektierter Lebenssituationen befähigen. Dies wiederum wird<br />

sich wesentlich daran bemessen, ob diese wissenschaftlichen Modelle der Vernetztheit, Offenheit,<br />

Dynamik, Intransparenz <strong>und</strong> normativen Ambivalenz ökonomischer Situationen<br />

Rechnung tragen.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> vergleichbarer Anforderungen gelangten HAUPTMEIER/KELL/LIPSMEIER<br />

(1975) zu ihrem <strong>Konzept</strong> der „komplexen didaktischen Reduktion“, dessen Gr<strong>und</strong>gedanke<br />

darin besteht, daß das Bezugsmodell der didaktischen Reduktion unter Rückgriff auf wissenschaftliche<br />

Theorien, jedoch zugleich unter Überwindung disziplinärer Begrenzungen <strong>von</strong> den<br />

Fachdidaktikern zu konstruieren ist (siehe auch S. 340 <strong>und</strong> Abbildung 44).<br />

Eine entscheidende Schwäche dieses Ansatzes liegt unseres Erachtens darin, daß die Schwierigkeiten<br />

der Zusammenführung <strong>von</strong> Theorien unterschätzt wurde, die nicht nur unterschiedlichen<br />

Disziplinen entstammen, sondern vor allem auch differierende Intentionen, Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Paradigmen widerspiegeln. Man denke hier nur an die Schwierigkeit, Ansätze der Betriebswirtschaftslehre,<br />

der Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> der Soziologie zu verknüpfen. Ein solches<br />

Unterfangen scheint uns ohne ein metatheoretisches Ordnungssystem <strong>und</strong> ohne die substantielle<br />

Ausrichtung der einzelnen Theoriebereiche auf dieses Ordnungssystem hin nicht<br />

realisierbar. Diese Arbeiten wiederum kann eine Fachdidaktik kaum seriös leisten.<br />

Wir sehen demgegenüber im Ansatz der „Systemorientiertenen Betriebswirtschaftslehre“, wie<br />

er insbesondere <strong>von</strong> der Forschergruppe um Hans ULRICH (1970; 1984; 1987) an der Hochschule<br />

St. Gallen entwickelt wurde, die Chance, im Bereich der Fachwissenschaft selbst ein<br />

Modell aufzugreifen, das unseren normativen Kriterien sehr nahe kommt, <strong>und</strong> das die Integration<br />

unterschiedlicher Perspektiven <strong>und</strong> Ergebnisse zu einem ganzheitlichen Bild des Systems<br />

Betrieb in seiner Umwelt ausdrücklich zum Programm erhoben hat. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

orientieren wir uns bei der <strong>Rekonstruktion</strong> der normativen Vorgaben <strong>und</strong> bei der curricularen<br />

Konstruktion an diesem betriebswirtschaftlichen Modell. Es soll deshalb zunächst in seinen<br />

Gr<strong>und</strong>zügen kurz umrissen werden:<br />

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