4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen lungsbildern, Episoden und Szenen, Normen und Standards wirksam werden. Bei der Modellierung der Übungsfirma gilt es, solche „situativen Repräsentationen“ des Erfahrungsobjekts Betrieb einerseits und wissenschaftliche Repräsentationen des Erkenntnisobjekts Betrieb andererseits zu integrieren. Der Gesamtzusammenhang der konstruktiven Auswahl- und Transformationsprozesse im Zuge der Modellierung einer Übungsfirma wird mit Abbildung 49 zusammenfassend dargestellt. In Abweichung von den bisherigen Darstellungen sind hier die beiden zentralen Transformationsschritte als Knotenpunkte besonders hervorgehoben, in denen jeweils verschiedene Originalsysteme unter Berücksichtigung intentionaler Aspekte und der anthropogenen Voraussetzungen der Lernenenden aufeinander bezogen und zu einem Modell („Lerngegenstand Unternehmung“ als Ergebnis der curricularen Integration und „didaktisches Modell Übungsfirma“ als Ergebnis der Reifikation) integriert werden. Außerdem ist als weiteres - zumindest formales - Bezugssystem (Original) das idealtypische Handlungsstrukturmodell, wie es im Kapitel 4.4 dargestellt wurde - berücksichtigt. Realitätsbereich intersubjektive, perspektivische Rekonstruktion curriculare Integration Reifikation päd. Intention: Orientierungs- und Handlungsfähigkeit Realitätsbereich BWL B BWL A Soz.-Wiss. C Erkenntnisobjekt O O M M M BWL-Modell A BWL-Modell B Soz.-Wiss. Modell C O O O M Lernvoraussetzungen der Schüler (Interessen, Kenntnisse, Fähigkeiten) Lerngegenstand: Integrationsmodell Unternehmung idealtypisches Handlungsstrukturmodell O O subjekt. Erfahrungshintergrund d. Modelleurs (Epsioden, Bilder) O M didaktisches Modell Übungsfirma Abbildung 49: Idealtypischer Zusammenhang der curricularen und didaktischen Transformationen im Prozeß der Modellierung des Unternehmensmodells Übungsfirma 4.5.1.2 Argumente für eine systemtheoretisch orientierte Konzeption der Betriebswirtschaftslehre als Bezugsmodell Unsere modelltheoretisch akzentuierten Überlegungen zur Auswahl bzw. Konstruktion des Originals des Unternehmensmodells Übungsfirma haben gezeigt, daß die Wahl des fachwissenschaftlichen Bezugsmodells, das der didaktischen Transformation zugrundegelegt wird, von ausschlaggebender Bedeutung für die Qualität der Übungsfirmenarbeit ist. 343
Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Wir gehen davon aus, daß dieses Original dem Stand der Wirtschaftswissenschaften gerecht werden muß, ohne jedoch − einseitig „exklusiven“ Lehrmeinungen zu folgen und damit an Orientierungs- und Integrationspotential zu verlieren; − disziplinäre Begrenzungen fraglos zu akzeptieren und dadurch die Komplexität des Erfahrungsfeldes systematisch zu verfehlen; − den (wahrscheinlichen oder doch zumindest möglichen) Perspektiv- und Intentionsunterschied zwischen wissenschaftlichen Theoriegebäuden und unterrichtlichem Lehrstoff zu ignorieren; − bloße Miniaturisierungen oder gar „Trivialversionen“ wirtschaftswissenschaftlicher Lehrgebäude darzustellen. Positiv gewendet läßt sich fordern, daß im Bezug zur Fachwissenschaft die Verpflichtung auf die pädagogische Leitidee des reflektiert, verantwortlich und kompetent handelnden Arbeitnehmers und Wirtschaftsbürgers gewahrt bleiben muß. Die Angemessenheit fachwissenschaftlicher Ansätze als Bezugsmodelle der didaktischen Transformation ist demnach daran zu messen, ob sie den Aufbau von internen Handlungs- und Orientierungssystemen erlauben, die zur Gestaltung ökonomisch aspektierter Lebenssituationen befähigen. Dies wiederum wird sich wesentlich daran bemessen, ob diese wissenschaftlichen Modelle der Vernetztheit, Offenheit, Dynamik, Intransparenz und normativen Ambivalenz ökonomischer Situationen Rechnung tragen. Vor dem Hintergrund vergleichbarer Anforderungen gelangten HAUPTMEIER/KELL/LIPSMEIER (1975) zu ihrem Konzept der „komplexen didaktischen Reduktion“, dessen Grundgedanke darin besteht, daß das Bezugsmodell der didaktischen Reduktion unter Rückgriff auf wissenschaftliche Theorien, jedoch zugleich unter Überwindung disziplinärer Begrenzungen von den Fachdidaktikern zu konstruieren ist (siehe auch S. 340 und Abbildung 44). Eine entscheidende Schwäche dieses Ansatzes liegt unseres Erachtens darin, daß die Schwierigkeiten der Zusammenführung von Theorien unterschätzt wurde, die nicht nur unterschiedlichen Disziplinen entstammen, sondern vor allem auch differierende Intentionen, Perspektiven und Paradigmen widerspiegeln. Man denke hier nur an die Schwierigkeit, Ansätze der Betriebswirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie zu verknüpfen. Ein solches Unterfangen scheint uns ohne ein metatheoretisches Ordnungssystem und ohne die substantielle Ausrichtung der einzelnen Theoriebereiche auf dieses Ordnungssystem hin nicht realisierbar. Diese Arbeiten wiederum kann eine Fachdidaktik kaum seriös leisten. Wir sehen demgegenüber im Ansatz der „Systemorientiertenen Betriebswirtschaftslehre“, wie er insbesondere von der Forschergruppe um Hans ULRICH (1970; 1984; 1987) an der Hochschule St. Gallen entwickelt wurde, die Chance, im Bereich der Fachwissenschaft selbst ein Modell aufzugreifen, das unseren normativen Kriterien sehr nahe kommt, und das die Integration unterschiedlicher Perspektiven und Ergebnisse zu einem ganzheitlichen Bild des Systems Betrieb in seiner Umwelt ausdrücklich zum Programm erhoben hat. Aus diesem Grund orientieren wir uns bei der Rekonstruktion der normativen Vorgaben und bei der curricularen Konstruktion an diesem betriebswirtschaftlichen Modell. Es soll deshalb zunächst in seinen Grundzügen kurz umrissen werden: 344
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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />
lungsbildern, Episoden <strong>und</strong> Szenen, Normen <strong>und</strong> Standards wirksam werden. Bei der Modellierung<br />
der Übungsfirma gilt es, solche „situativen Repräsentationen“ des Erfahrungsobjekts<br />
Betrieb einerseits <strong>und</strong> wissenschaftliche Repräsentationen des Erkenntnisobjekts Betrieb andererseits<br />
zu integrieren.<br />
Der Gesamtzusammenhang der konstruktiven Auswahl- <strong>und</strong> Transformationsprozesse im Zuge<br />
der Modellierung einer Übungsfirma wird mit Abbildung 49 zusammenfassend dargestellt.<br />
In Abweichung <strong>von</strong> den bisherigen Darstellungen sind hier die beiden zentralen Transformationsschritte<br />
als Knotenpunkte besonders hervorgehoben, in denen jeweils verschiedene<br />
Originalsysteme unter Berücksichtigung intentionaler Aspekte <strong>und</strong> der anthropogenen Voraussetzungen<br />
der Lernenenden aufeinander bezogen <strong>und</strong> zu einem Modell („Lerngegenstand Unternehmung“<br />
als Ergebnis der curricularen Integration <strong>und</strong> „didaktisches Modell Übungsfirma“<br />
als Ergebnis der Reifikation) integriert werden. Außerdem ist als weiteres - zumindest<br />
formales - Bezugssystem (Original) das idealtypische Handlungsstrukturmodell, wie es im<br />
Kapitel <strong>4.</strong>4 dargestellt wurde - berücksichtigt.<br />
Realitätsbereich<br />
intersubjektive,<br />
perspektivische<br />
<strong>Rekonstruktion</strong><br />
curriculare<br />
Integration<br />
Reifikation<br />
päd. Intention:<br />
Orientierungs- <strong>und</strong><br />
Handlungsfähigkeit<br />
Realitätsbereich<br />
BWL<br />
B<br />
BWL<br />
A<br />
Soz.-Wiss.<br />
C<br />
Erkenntnisobjekt<br />
O<br />
O<br />
M<br />
M<br />
M<br />
BWL-Modell<br />
A<br />
BWL-Modell<br />
B<br />
Soz.-Wiss.<br />
Modell C<br />
O<br />
O<br />
O<br />
M<br />
Lernvoraussetzungen<br />
der Schüler (Interessen,<br />
Kenntnisse,<br />
Fähigkeiten)<br />
Lerngegenstand:<br />
Integrationsmodell<br />
Unternehmung<br />
idealtypisches<br />
Handlungsstrukturmodell<br />
O<br />
O<br />
subjekt.<br />
Erfahrungshintergr<strong>und</strong><br />
d. Modelleurs<br />
(Epsioden, Bilder)<br />
O<br />
M<br />
didaktisches<br />
Modell<br />
Übungsfirma<br />
Abbildung 49:<br />
Idealtypischer Zusammenhang der curricularen <strong>und</strong> didaktischen Transformationen im<br />
Prozeß der Modellierung des Unternehmensmodells Übungsfirma<br />
<strong>4.</strong>5.1.2 Argumente für eine systemtheoretisch orientierte <strong>Konzept</strong>ion der Betriebswirtschaftslehre<br />
als Bezugsmodell<br />
Unsere modelltheoretisch akzentuierten Überlegungen <strong>zur</strong> Auswahl bzw. Konstruktion des<br />
Originals des Unternehmensmodells Übungsfirma haben gezeigt, daß die Wahl des fachwissenschaftlichen<br />
Bezugsmodells, das der didaktischen Transformation zugr<strong>und</strong>egelegt wird,<br />
<strong>von</strong> ausschlaggebender Bedeutung für die Qualität der Übungsfirmenarbeit ist.<br />
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