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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

1. Das Abbildungsmerkmal<br />

Im Sinne der didaktischen Transformation sind Lerninhalte Abbildungen korrespondierender<br />

Wissenschaftsinhalte ..., die sich auf gleiche Realitätsausschnitte beziehen<br />

...<br />

(2) Das Verkürzungsmerkmal<br />

Lerninhalte als Modelle sind gegenüber ihren korrespondierenden Wissenschaftsinhalten<br />

mehr oder minder stark verkürzt/vereinfacht. ... Die Abbildung ... erfolgt im<br />

Modell mit unterschiedlichen Graden der inhaltlichen <strong>und</strong> formal-strukturellen Angleichung<br />

...<br />

(3) Das didaktisch-pragmatische Merkmal<br />

Für didaktische Transformationen ist das didaktisch-pragmatische Fragetripel (für<br />

wen, wann, wozu) konstitutiv: Indem Lerninhalte als Modell stets im Hinblick auf<br />

bestimmte Schüler, zu bestimmten Lernzeitpunkten <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>en an bestimmte<br />

Lernabsichten/-ziele konstruiert <strong>und</strong> nachfolgend im Unterricht repräsentiert werden,<br />

wirken die subjektiven, zeitlichen <strong>und</strong> intentional-zweckorientierten Bezüge als<br />

transformationsleitende didaktische Steuerungsparameter“.<br />

MÖHLENBROCK weist ausdrücklich darauf hin, daß in der pragmatischen Auslegung des<br />

Transformationskonzepts ein Hinweis auf die gr<strong>und</strong>sätzliche Vorläufigkeit des vermittelten<br />

Wissens enthalten ist, wodurch dieses offen bleibt für mögliche Veränderungen, konstruktive<br />

Erweiterungen, aber auch Kritik auf späteren Stufen des Lernens. Er versteht dies auch als<br />

Forderung an den Lehrer, vorgenommene Vereinfachungen als solche kenntlich zu machen<br />

<strong>und</strong> auf den vorläufigen Charakter <strong>von</strong> Lerninhalten hinzuweisen (vgl. ebenda, S. 150). Dies<br />

dürfe nicht beiläufig geschehen, sondern die Aspekthaftigkeit, Verkürztheit <strong>und</strong> Vereinfachung<br />

der Lerninhalte sei auf der Basis eines explizit eingeführten Modellbegriffs zu thematisieren<br />

(vgl. ebenda, S. 153; vgl. auch HAUPTMEIER/KELL/LIPSMEIER 1975, S. 913; vgl.<br />

BUDDENSIEK/KAISER/KAMINSKI 1980, S. 101ff.).<br />

Es ist offensichtlich, daß sowohl für die Konstruktion als auch für die analytische <strong>Rekonstruktion</strong><br />

<strong>von</strong> Modellen eine Klärung der Attribute des Originals unerläßlich ist. Wurde mit den<br />

bisherigen Überlegungen die Relation zwischen Original <strong>und</strong> Modell in den Mittelpunkt gestellt,<br />

so bedarf dies unter curricularem Aspekt einer Ausweitung: Vor der Frage, wie das Original<br />

im Modell abzubilden ist, steht gr<strong>und</strong>sätzlich die Frage, welches Original der Modellbildung<br />

zugr<strong>und</strong>egelegt werden soll, welche Wirklichkeitsauffassung also im Modell wiedergegeben<br />

werden soll (vgl. BUDDENSIEK 1979, S. 113).<br />

Die Hervorhebung dieser Fragestellung ist sowohl erkenntnistheoretisch als auch curriculardidaktisch<br />

zu begründen.<br />

Unter erkenntnistheoretischem Aspekt ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß Modelle<br />

„Abbildungen“ <strong>von</strong> Originalen <strong>und</strong> nicht etwa der „Wirklichkeit“ oder der „Realität“ sind.<br />

„Wirklichkeit“ oder „Realität“ kann mithin nicht als objektive, feste Größe angesehen werden;<br />

ein ontologischer Wirklichkeits- oder Realitätsbegriff kann nicht Bezugspunkt der Modellbildung<br />

sein. Diesem Gedanken wird in der Modelltheorie durch die Einführung des Konstrukts<br />

„Original“ Rechnung getragen. Der Originalbegriff steht - wie oben angesprochen - in<br />

einer eindeutigen Relation zun Modellbegriff, er „weist jedoch keine feste Beziehung zu einem<br />

- wie auch immer definierten - Wirklichkeitsbegriff auf“ (BUDDENSIEK 1979, S. 112). Je-<br />

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