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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

− Der Ansatz <strong>von</strong> LEITNER et al. <strong>zur</strong> Entwicklung eines Arbeitsanalyseverfahrens für Büroarbeit,<br />

auf den wir in dieser Arbeit nur am Rande eingehen konnten, greift die Idee zweier<br />

Handlungsebenen leider nicht mehr auf <strong>und</strong> scheint uns insgesamt in stärkerem Maße als<br />

dies noch bei RESCH der Fall war, wieder dem Gr<strong>und</strong>modell materieller Güterproduktion<br />

verhaftet. Dies wird insbesondere daran deutlich, daß dieses Verfahren sich durch eine<br />

starke Fokussierung auf einzelne Aufgaben bzw. stellenbezogene Aufgabenbündel den<br />

Blick für das betriebliche Gesamtsystem verstellt. Erst auf der Ebene des betrieblichen Gesamtsystems<br />

jedoch sind jene ganzheitlich-sinnbezogenen Handlungszusammenhänge zu<br />

erkennen, an denen der Arbeitende im Sinne des Ideals der vollständigen Handlung idealtypisch<br />

teilhaben soll. Die stellenbezogene Analyseperspektive bedarf mithin gerade bei<br />

der Anwendung des 5-Ebenen-Modells auf den kaufmännischen Bereich der Ergänzung um<br />

eine das gesamte Handlungssystem Unternehmung in den Blick nehmende betriebswirtschaftliche<br />

Perspektive.<br />

Resümierend läßt sich hinsichtlich der Anwendung der arbeits<strong>analytischen</strong> Denkfiguren<br />

<strong>und</strong> Analysekategorien auf das kaufmännische bzw. betriebswirtschaftliche Handlungsfeld<br />

festhalten, daß der Ansatz einer Restriktivitätsanalyse in bezug auf eine idealtypisch vollständige<br />

Handlungsstruktur hier durchaus anwendbar erscheint <strong>und</strong> unter Anwendung des Zwei-<br />

Handlungsfelder-Modells <strong>von</strong> RESCH sogar um eine weitere Partialisierungsdimension ergänzt<br />

werden kann, nämlich die der Isolierung kaufmännischen Handelns <strong>von</strong> seinem Referenzsystem.<br />

Zugleich jedoch ist deutlich geworden, daß die idealtypisch-vollständige Handlung im kaufmännischen<br />

Bereich nicht lediglich formal beschreibbar ist, wie dies die Arbeitsanalyseansätze<br />

im Bemühen um einen breiten Anwendungsbereich in verschiedenen Arbeitsfeldern <strong>und</strong><br />

Branchen versucht haben. Es scheint vielmehr erforderlich, diese normativ-idealtypische Bezugshandlung,<br />

auf die sich alle Restriktivitätsanalysen beziehen, durch die explizite Berücksichtigung<br />

der inhaltlichen Besonderheiten des kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Bereichs<br />

an<strong>zur</strong>eichern. Hierin sehen wir ein erstes wesentliches Adaptationsproblem arbeitsanalytischer<br />

Kriterien.<br />

Im gewerblichen Bereich lassen sich ganzheitliche bzw. vollständige Handlungen in der Form<br />

rekonstruieren, daß die Arbeitsteilung bei der Erzeugung eines materiellen Produkts gedanklich<br />

<strong>zur</strong>ückgenommen <strong>und</strong> der gesamte Produktionsprozeß fiktiv einem „ideellen Gesamthandelnden“<br />

zugeschrieben wird. Der kaufmännische Bereich kennt jedoch ein solches, das Ziel<br />

des Handelns vergegenständlichendes Produkt nicht. Indem hier der Wertschöpfungsprozeß<br />

an sich im Vordergr<strong>und</strong> steht, kann nicht mehr ein einzelner, isolierbarer Teilvorgang (etwa<br />

die Produktion eines bestimmten Gutes) als Ziel <strong>und</strong> Bezugspunkt der Gesamthandlungsstruktur<br />

gewählt werden, sondern nur der gesamte am Wertschöpfungsprozeß beteiligte Handlungsbereich<br />

der Unternehmung.<br />

Es gilt mithin im Zuge einer handlungsorientierten Arbeitsanalyse im kaufmännischen Bereich<br />

die Tätigkeit der einzelnen Person in Beziehung <strong>zur</strong> Tätigkeit des Gesamtsystems Unternehmung<br />

zu setzen. Die Unternehmung insgesamt ist aus der Perspektive kaufmännischer<br />

Arbeitstätigkeit als „ideeller Gesamthandelnder“ zu sehen. Die Analyse <strong>und</strong> Beschreibung der<br />

Handlungsstruktur ist Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre. Über den Bezug auf eine systemorientierte<br />

<strong>Konzept</strong>ion der BWL wäre es möglich, den Gegenstandsbereich der Be-<br />

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