4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Aus dieser Grundstruktur leitet RESCH ein zweifaches Handlungsfeld 1 geistiger Arbeit ab, indem er zwischen einem Referenz-Handlungsfeld und einem faktischen Handlungsfeld unterscheidet. Als Referenz-Handlungsfeld bezeichnet er dabei jenen Realitätsbereich, auf den sich die Handlungsplanung des Aktors bezieht; in der Sprache der Modelltheorie würden wir vom Original- oder Abbild-Vorbereich in Hinsicht auf das innere Modell sprechen. Im Referenz-Handlungsfeld agiert der Handelnde nicht selbst; das faktische Handlungsfeld ist dagegen der Bereich, in dem der Akteur die Ergebnisse seiner Arbeit in symbolischer Form manifestiert. Abbildung 45 veranschaulicht diesen Zusammenhang: Inneres Modell Abbildung 45: Die zwei Handlungsfelder in der geistigen Arbeit nach RESCH (1988, S. 51) Aus diesem vermittelnden Charakter geistiger Arbeit heraus leitet RESCH sieben idealtypische Phasen geistiger Arbeit ab, die im folgenden dargestellt und anhand eines Beispiels aus dem Bereich der kaufmännischen Sachbearbeitung (Einkauf) illustriert werden (RESCH 1988, S. 56 u. 110f.): füg- 1. Orientierung im faktischen Handlungsfeld Klärung der Dringlichkeit der Bestellanforderungen, Zusammenstellung der verbaren Informationen 2. Planung im faktischen Handlungsfeld faktisches Handlungsfeld Referenz- Handlungsfeld 1 Mit Handlungsfeld bezeichnet RESCH (1988; S. 42ff.) in Anlehnung an OESTERREICH (1981) „einen Bereich von Handlungsmöglichkeiten, der dem Handelnden offensteht“. 329

Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Festlegung der Bearbeitungsreihenfolge 3. Orientierung über das Referenz-Handlungsfeld Lektüre von Handbüchern, Prospekten; ggf. Führen von Telefonaten mit Herstellern, Rücksprache mit der anfordernden Abteilung 4. Planung für das Referenz-Handlungsfeld Entscheidung für ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Lieferanten, Festlegung der Bestellmenge unter Berücksichtigung von Rabattstaffeln u. ä. 5. Ausführung im faktischen Handlungsfeld Fertigen und Versenden der Bestellung; Mitteilung an die anfordernde Ablage des Vorgangs Abteilung;, fe- 6. Rückmeldung aus dem faktischen Handlungsfeld Beschwerde der anfordernden Abteilung, daß Lieferant wegen unpünktlicher Lierungen in der Vergangenheit problematisch ist 7. Rückmeldung aus dem Referenz-Handlungsfeld Rückmeldung aus dem Lager über erfolgte Lieferung; Beschwerde der anfordern- Abteilung wegen mangelhafter Qualität den Um auch im Bereich der geistigen Arbeit Restriktivitäts-Analysen durchführen zu können, ist es erforderlich, das Konstrukt der Partialisierung auf diese Handlungsform zu übertragen. Dieser Gedanke ist insofern gleichermaßen befremdend und doch auch konsequent, weil zunächst einmal geistige Arbeit ihr Entstehen der Partialisierung körperlicher Arbeit verdankt. Wenn sie selbst wiederum unter dem Einfluß rationalisierender Arbeitsteilung zum Gegenstand von Partialisierungsbemühungen wird, so kann das im Sinne BRAVERMANs (1977, S. 245) als Ausdruck einer Übertragung tayloristischer Prinzipien auf den Bereich der geistigen Arbeit interpretiert werden, durch die Arbeitszerlegung, repetitive Arbeitsvollzüge, Arbeitsintensivierung und rigorose externe Kontrolle auch für diesen Bereich bestimmend werden. RESCH (1988, S. 91ff.) unterscheidet auf der Grundlage seiner oben referierten Systematisierungen zwei Ansatzpunkte zur Rationalisierung und damit zur Partialisierung geistiger Arbeit: (a) Partialisierung im faktischen Handlungsfeld, worunter er alle Maßnahmen faßt, die das Ausmaß der im faktischen Handlungsfeld erforderlichen Planungen und Antizipationen einschränken. Er unterscheidet hierbei zwischen Vereinfachungen des Herstellungsprozesses der symbolischen Gegenstände und Vereinfachungen der symbolischen Gegenstände selbst (ebenda). Als Beispiel für die erste Variante kann die Einführung eines Finanzbuchhaltungsprogramms mit standardisierter Eingabemaske und automatisierten Kontrollprozeduren genannt werden; als Beispiel der zweiten Variante die Verwendung von Kurzbriefen oder Formularen statt individuell formulierter Briefe. (b) Partialisierung im Referenz-Handlungsfeld, wozu alle Maßnahmen beitragen, „die das Ausmaß der im Referenz-Handlungsfeld notwendigen Planungen reduzieren“. 330

Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Aus dieser Gr<strong>und</strong>struktur leitet RESCH ein zweifaches Handlungsfeld 1 geistiger Arbeit ab, indem<br />

er zwischen einem Referenz-Handlungsfeld <strong>und</strong> einem faktischen Handlungsfeld<br />

unterscheidet. Als Referenz-Handlungsfeld bezeichnet er dabei jenen Realitätsbereich,<br />

auf den sich die Handlungsplanung des Aktors bezieht; in der Sprache der Modelltheorie<br />

würden wir vom Original- oder Abbild-Vorbereich in Hinsicht auf das innere Modell<br />

sprechen. Im Referenz-Handlungsfeld agiert der Handelnde nicht selbst; das faktische<br />

Handlungsfeld ist dagegen der Bereich, in dem der Akteur die Ergebnisse seiner Arbeit<br />

in symbolischer Form manifestiert. Abbildung 45 veranschaulicht diesen Zusammenhang:<br />

Inneres<br />

Modell<br />

Abbildung 45: Die zwei Handlungsfelder in der geistigen Arbeit nach RESCH (1988, S. 51)<br />

Aus diesem vermittelnden Charakter geistiger Arbeit heraus leitet RESCH sieben idealtypische<br />

Phasen geistiger Arbeit ab, die im folgenden dargestellt <strong>und</strong> anhand eines Beispiels<br />

aus dem Bereich der kaufmännischen Sachbearbeitung (Einkauf) illustriert werden<br />

(RESCH 1988, S. 56 u. 110f.):<br />

füg-<br />

1. Orientierung im faktischen Handlungsfeld<br />

Klärung der Dringlichkeit der Bestellanforderungen, Zusammenstellung der verbaren<br />

Informationen<br />

2. Planung im faktischen Handlungsfeld<br />

faktisches<br />

Handlungsfeld<br />

Referenz-<br />

Handlungsfeld<br />

1<br />

Mit Handlungsfeld bezeichnet RESCH (1988; S. 42ff.) in Anlehnung an OESTERREICH (1981) „einen Bereich<br />

<strong>von</strong> Handlungsmöglichkeiten, der dem Handelnden offensteht“.<br />

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