18.01.2014 Aufrufe

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

Insgesamt gesehen scheint uns somit das <strong>Konzept</strong> OESTERREICHs ein geeignetes Ausgangsmodell<br />

<strong>zur</strong> Integration der verschiedenen Ansätze, mit denen versucht worden ist, den Aspekt<br />

der gestaltungs- <strong>und</strong> entscheidungsbezogenen Denkanforderungen im Zuge aufgabenbezogenen<br />

Arbeitshandelns zu thematisieren. Eine einfache Anwendung dieses Modells bzw. seiner<br />

Kriterien im Rahmen unserer Analyse der arbeitsanalogen Lernumwelt Übungsfirma war dennoch<br />

nicht möglich. Auf erforderliche Modifikationen <strong>und</strong> Ergänzungen der arbeits<strong>analytischen</strong><br />

<strong>Beurteilung</strong>saspekte soll im nächsten Abschnitt eingegangen werden.<br />

<strong>4.</strong><strong>4.</strong>3 Modifikationen <strong>und</strong> Ergänzungen der arbeits<strong>analytischen</strong> <strong>Beurteilung</strong>saspekte<br />

Bei unserem Versuch, den methodischen Ansatz <strong>und</strong> die Kriterien der handlungspsychologischen<br />

Arbeitsanalyse für die Untersuchung des Lernpotentials der arbeitsanalogen Lernumwelt<br />

Übungsfirma zu nutzen, gaben seinerzeit - neben dem noch unbefriedigenden Ausarbeitungs-<br />

<strong>und</strong> Erprobungsstand dieser Verfahren - vor allem die folgenden Aspekte Anlaß zu<br />

pragmatischen Einschränkungen, Modifikationen <strong>und</strong> Ergänzungen:<br />

Bezogen auf den Zweck <strong>und</strong> die spezifische Zielsetzung des Verfahrens orientiert sich VERA<br />

- wie auch andere arbeitsanalytische Verfahren - daran, durch die Identifizierung beeinträchtigender<br />

oder belastender Faktoren <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>von</strong> Arbeitsbedingungen im Sinne einer<br />

„Humanisierung der Arbeit“ bzw. einer Förderung arbeitsimmanenter Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Lernpotentiale beizutragen. Unter dieser Zielsetzung ist das Verfahren primär darauf gerichtet,<br />

die Höhe der Regulationserfordernisse <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Regulationschancen zu<br />

bestimmen, die sich aus den Handlungsanforderungen spezifischer Arbeitsaufgaben ergeben<br />

(vgl. OESTERREICH/VOLPERT 1987, S. 44). Damit verbindet sich der Versuch, restriktive Aufgaben<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbedingungen zu identifizieren, die partialisiertes Handeln erzwingen <strong>und</strong><br />

deshalb als persönlichkeitsschädigend <strong>und</strong> damit zugleich als motivations- <strong>und</strong> leistungsmindernd<br />

angesehen werden (vgl. VOLPERT 1987, S. 19).<br />

Dieser Ansatz einer Restriktivitätsanalyse ist im Kontext unserer evaluativ-konstruktiven<br />

Curriculumstrategie ausgesprochen gut adaptierbar. Er greift jedoch für unsere Zwecke zugleich<br />

insofern zu kurz, als er letztlich - wenn auch weitgehend unausgesprochen - unter dem<br />

Primat der technologischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Ziele steht, auf die die Arbeit ausgerichtet ist.<br />

Persönlichkeitsförderlichkeit bleibt im Zuge des Arbeitshandelns in aller Regel eine Nebenbedingung,<br />

die der materiellen Zielerreichung <strong>und</strong> den wirtschaftlichen Optimierungskriterien<br />

untergeordnet ist. Deutlich wird dies etwa im hierarchischen System <strong>zur</strong> psychologischen<br />

Bewertung <strong>von</strong> Arbeitsgestaltungsmaßnahmen <strong>von</strong> HACKER/RICHTER (1980, S. 29ff.; vgl.<br />

auch HACKER 1978, S. 378), in welchem dem Kriterium der „Persönlichkeitsförderlichkeit“ in<br />

aufsteigender Folge jene der „Ausführbarkeit“, der „Schädigungslosigkeit“ <strong>und</strong> der „Beeinträchtigungsfreiheit“<br />

vorgeordnet sind. Dabei wird der hierarchische Charakter so interpretiert,<br />

„daß jeweils vor dem Fortschreiten <strong>zur</strong> nächsthöheren Bewertungsebene die Mindestforderungen<br />

der vorgeordneten, erforderlichenfalls durch Umgestaltung, als Voraussetzung erfüllt<br />

sein müssen“ (HACKER/RICHTER 1980, S. 29).<br />

Im Kontext unseres Projekts ist die Persönlichkeitsförderlichkeit keine (mehr oder weniger)<br />

relevante Nebenbedingung, sondern das zentrale Handlungsmotiv. Entsprechend ist die<br />

325

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!