4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ... 4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...
Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen tigkeit (Arbeits-, Lern- oder Spieltätigkeit) und Persönlichkeitsentwicklung als ganzheitlichen Prozeß zu erfassen in der Lage ist. − Hierdurch wird es möglich, die Analyse und Bewertung von Lernhandeln und Arbeitshandeln vor dem Hintergrund eines einheitlichen theoretischen Bezugssystems durchzuführen und beide Handlungsformen im Hinblick auf die Übungsfirmenarbeit ineinander zu verschachteln. − Im Sinne dieser Konzeption stellen sie das im Rahmen seiner gesellschaftlich-sozialen und gegenständlichen Umwelt tätige und lernende Subjekt in den Mittelpunkt ihrer Analyse. − Sie thematisieren den Arbeitsinhalt als zentralen Aspekt des Handelns und interpretieren diesen in Verbindung mit den inneren und äußeren Rahmenbedingungen des Handelns, insbesondere mit dem Handlungs- bzw. Dispositionsspielraum als Determinante der Handlungsanforderungen und damit des Lernpotentials des Handelns. − Sie bieten hierfür einen begrifflich-konzeptuellen Rahmen, der es erlaubt, objektive und subjektive Phänomene der Arbeitssituation, externe und interne Aspekte des Arbeitshandelns differenziert zu erfassen, sie dynamisch aufeinander zu beziehen und in theoretisch fundierter Weise unter dem Aspekt der Lernrelevanz oder der Persönlichkeitsförderlichkeit zu interpretieren. − Sie liefern insbesondere Kriterien zur Bewertung objektiver Situationsmerkmale unter dem Aspekt ihrer Auswirkungen auf Prozesse der arbeitsimmanenten Qualifizierung bzw. Persönlichkeitsentwicklung. − Sie liefern methodologische Hinweise auf die angemessene Vorgehensweise bei der Erfassung und Deskription des Arbeitshandelns bzw. seiner objektiven und/oder subjektiven Determinanten. Trotz dieser gewichtigen Leistungen und Anregungen war es nicht möglich, für die Analyse der Übungsfirmenarbeit unmittelbar auf das Instrumentarium und die Kriterien der handlungspsychologischen Arbeitsanalyse zurückzugreifen. Hierfür waren vor allem vier Gründe ausschlaggebend: − Die Ausarbeitung der einzelnen Konzepte und adäquater Instrumente innerhalb dieses Ansatzes sowie deren empirische Überprüfung und kritische Diskussion waren im Zeitraum unserer empirischen Erhebungen noch keineswegs soweit vorangeschritten, daß bereits von einem hinreichend elaborierten, konzeptuell geschlossenen und praktisch bewährten Gesamtkonzept gesprochen werden konnte (vgl. z. B. VOLPERT 1980a; FREI/ULICH 1981; kritisch: LEMPERT/HOFF/LAPPE 1979; SIMON 1980). − Die Modellierungen und Instrumentarien waren überwiegend auf den Bereich industriellgewerblicher Tätigkeiten bezogen, also auf Tätigkeitsfelder, in denen Formen der "Handarbeit" in "Mensch-Maschinen-Systemen" (HACKER 1978) dominieren (VOLPERT et al. 1983). − Im Mittelpunkt stand weiterhin die Analyse der Anforderungen und der daraus sich ergebenden arbeitsimmanenten Qualifizierungsprozesse, die sich im Zuge des aufgabengerechten Arbeitens für hinreichend eingearbeitete Personen ergaben (vgl. z. B. VOLPERT 1980b, S. 16). Anlernprozesse und vor allem Lernprozesse im Rahmen der beruflichen Ausbildung 307
Kapitel 4: Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen waren, auch wenn die Querbezüge grundsätzlich auf der Hand lagen, nicht unmittelbarer Gegenstand dieser Analysekonzepte. − Das handlungstheoretische Modell der Arbeitstätigkeit und die entsprechenden Analyseansätze weisen offensichtlich (Entwicklungs-)Defizite im sozial-kommunikativen, emotionalen und affektiven Bereich auf (vgl. VOLPERT 1980b, S. 20ff.; vgl. HACKER/VOLPERT/ VON CRANACH 1983; VOLPERT 1992; 1994). Diese Lücken sind unter berufspädagogischem Interesse besonders problematisch. Wenn wir in bezug auf unsere Projektarbeit davon sprechen, daß der Ansatz der handlungspsychologischen Arbeitsanalyse den zentralen Bezugspunkt unseres Versuchs der Rekonstruktion arbeitsimmanenter Lernprozesse im Modell Übungsfirma bildete, so bedeutet dies, daß wir uns unter drei Aspekten an den Überlegungen und Konzeptualisierungen dieser Theoriefamilie orientierten, d. h. uns anregen ließen und uns um eine im theoretischen Kontext schlüssige, den besonderen Bedingungen unseres Gegenstandsfeldes entsprechende Adaptation bemühten: - Bei der Modellierung des Gegenstandsbereichs operierten wir im Rahmen des Annahmengefüges der Handlungsregulationstheorie, wie sie unter Rückgriff auf Ergebnisse der Materialistischen Tätigkeitspsychologie (LEONTJEW, RUBINSTEIN) und der systemtheoretischen Handlungsanalyse (MILLER/GALANTER/PRIBRAM 1973) vor allem von HACKER (1978) und VOLPERT (1983a; 1975; 1979a; 1994) ausgearbeitet worden ist. Aus diesem Zusammenhang heraus lassen sich vor allem die psychische Prozeßstruktur des Arbeitshandelns unter gegebenen gesellschaftlich-technisch-organisatorischen Bedingungen und darauf bezogene Prozesse der Entwicklung individueller Orientierungs- und Handlungsregulationssysteme theoretisch rekonstruieren. - Bei der Bewertung der objektiven Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen unter dem Aspekt der Lernrelevanz bzw. der Persönlichkeitsförderlichkeit beziehen wir uns auf Kriterien, die im Rahmen der handlungspsychologischen Arbeitsanalyse entwickelt und begründet wurden. Dies bedeutet zugleich, daß auch die Erfassung und Beschreibung der Arbeitssituation sich an den Dimensionen orientiert, die über diese Kriterien angesprochen werden. - Wir orientieren uns schließlich auch an der Erfassungs- und Beschreibungsmethodik, wie sie im Rahmen der psychologischen Arbeitsanalyse vorgeschlagen wird. Im folgenden sollen diese drei Aspekte konkretisiert und auf die Analyse arbeitsimmanenter Lernprozesse in der Übungsfirma bezogen werden. Der Hauptakzent wird dabei auf der Diskussion der Kriterien persönlichkeitsförderlichen bzw. lernrelevanten Arbeitshandelns liegen. Bei der Diskussion der Modellierung der Arbeitssituation aus der Perspektive der Handlungsregulationstheorie werden wir uns weitgehend auf unsere Ausführungen zur Charakterisierung des Lernhandelns beziehen können, die sich aus dem gleichen theoretischen Kontext begründen. Unsere Darstellung stützt sich vorwiegend auf die Arbeiten der Berliner Gruppe um VOLPERT, weil nach unserer Einschätzung hier der Gesichtspunkt der Lernrelevanz von Arbeitssituationen am konsequentesten in der synchronen Entwicklung von Theorie und empirischem Instru- 308
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Kapitel 4: <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />
waren, auch wenn die Querbezüge gr<strong>und</strong>sätzlich auf der Hand lagen, nicht unmittelbarer<br />
Gegenstand dieser Analysekonzepte.<br />
− Das handlungstheoretische Modell der Arbeitstätigkeit <strong>und</strong> die entsprechenden Analyseansätze<br />
weisen offensichtlich (Entwicklungs-)Defizite im sozial-kommunikativen, emotionalen<br />
<strong>und</strong> affektiven Bereich auf (vgl. VOLPERT 1980b, S. 20ff.; vgl. HACKER/VOLPERT/<br />
VON CRANACH 1983; VOLPERT 1992; 1994). Diese Lücken sind unter berufspädagogischem<br />
Interesse besonders problematisch.<br />
Wenn wir in bezug auf unsere Projektarbeit da<strong>von</strong> sprechen, daß der Ansatz der handlungspsychologischen<br />
Arbeitsanalyse den zentralen Bezugspunkt unseres Versuchs der <strong>Rekonstruktion</strong><br />
arbeitsimmanenter Lernprozesse im Modell Übungsfirma bildete, so bedeutet dies, daß<br />
wir uns unter drei Aspekten an den Überlegungen <strong>und</strong> <strong>Konzept</strong>ualisierungen dieser Theoriefamilie<br />
orientierten, d. h. uns anregen ließen <strong>und</strong> uns um eine im theoretischen Kontext<br />
schlüssige, den besonderen Bedingungen unseres Gegenstandsfeldes entsprechende Adaptation<br />
bemühten:<br />
- Bei der Modellierung des Gegenstandsbereichs operierten wir im Rahmen des Annahmengefüges<br />
der Handlungsregulationstheorie, wie sie unter Rückgriff auf Ergebnisse der<br />
Materialistischen Tätigkeitspsychologie (LEONTJEW, RUBINSTEIN) <strong>und</strong> der systemtheoretischen<br />
Handlungsanalyse (MILLER/GALANTER/PRIBRAM 1973) vor allem <strong>von</strong> HACKER<br />
(1978) <strong>und</strong> VOLPERT (1983a; 1975; 1979a; 1994) ausgearbeitet worden ist. Aus diesem Zusammenhang<br />
heraus lassen sich vor allem die psychische Prozeßstruktur des Arbeitshandelns<br />
unter gegebenen gesellschaftlich-technisch-organisatorischen Bedingungen <strong>und</strong> darauf<br />
bezogene Prozesse der Entwicklung individueller Orientierungs- <strong>und</strong> Handlungsregulationssysteme<br />
theoretisch rekonstruieren.<br />
- Bei der Bewertung der objektiven Arbeitsinhalte <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen unter dem Aspekt<br />
der Lernrelevanz bzw. der Persönlichkeitsförderlichkeit beziehen wir uns auf Kriterien,<br />
die im Rahmen der handlungspsychologischen Arbeitsanalyse entwickelt <strong>und</strong> begründet<br />
wurden. Dies bedeutet zugleich, daß auch die Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung der Arbeitssituation<br />
sich an den Dimensionen orientiert, die über diese Kriterien angesprochen werden.<br />
- Wir orientieren uns schließlich auch an der Erfassungs- <strong>und</strong> Beschreibungsmethodik, wie<br />
sie im Rahmen der psychologischen Arbeitsanalyse vorgeschlagen wird.<br />
Im folgenden sollen diese drei Aspekte konkretisiert <strong>und</strong> auf die Analyse arbeitsimmanenter<br />
Lernprozesse in der Übungsfirma bezogen werden. Der Hauptakzent wird dabei auf der Diskussion<br />
der Kriterien persönlichkeitsförderlichen bzw. lernrelevanten Arbeitshandelns liegen.<br />
Bei der Diskussion der Modellierung der Arbeitssituation aus der Perspektive der Handlungsregulationstheorie<br />
werden wir uns weitgehend auf unsere Ausführungen <strong>zur</strong> Charakterisierung<br />
des Lernhandelns beziehen können, die sich aus dem gleichen theoretischen Kontext begründen.<br />
Unsere Darstellung stützt sich vorwiegend auf die Arbeiten der Berliner Gruppe um VOLPERT,<br />
weil nach unserer Einschätzung hier der Gesichtspunkt der Lernrelevanz <strong>von</strong> Arbeitssituationen<br />
am konsequentesten in der synchronen Entwicklung <strong>von</strong> Theorie <strong>und</strong> empirischem Instru-<br />
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