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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

<strong>4.</strong>3.3 Systematisierung, Generalisierung, Übertragung <strong>und</strong> Überprüfung <strong>von</strong> Erfahrungen<br />

aus der Übungsfirma - Lernen am Modell<br />

Auch über den Begriff des „Lernens am Modell“ soll auf eine spezifische Perspektive verwiesen<br />

werden, die sich mit dem Lernort Übungsfirma verbindet. In Abgrenzung zum Lernen<br />

im Modell geht es hier darum, das dynamische Modell Übungsfirma (oder auch einzelne<br />

Aspekte oder Ausschnitte) aus der Distanz des außenstehenden Beobachters zum Gegenstand<br />

systematischer Wahrnehmung, Deutung <strong>und</strong> Erklärung zu machen. Das Modell Übungsfirma<br />

wird damit zum Objekt des Lernhandelns, sein Original bzw. Bezugssystem wird zum Lerngegenstand,<br />

auf dessen Aneignung das Lernhandeln intentional gerichtet ist. Wir haben diese<br />

Perspektive unter Bezugnahme auf die Systematik NEUGEBAUERs ausführlich beschrieben.<br />

Dies muß nicht notwendig außerhalb des zeitlichen oder räumlichen Rahmens der Übungsfirmenarbeit<br />

geschehen. Auch im unmittelbaren Kontext der Übungsfirmenarbeit kann es<br />

möglich (<strong>und</strong> sinnvoll!) sein, vorübergehend aus der Rolle <strong>und</strong> aus dem Modellkontext<br />

herauszutreten, reflexive Distanz zu suchen <strong>und</strong> aus dieser Perspektive heraus die Handlungs<strong>und</strong><br />

Prozeßerfahrungen zu ordnen, sie auf den Begriff zu bringen, zu systematisieren <strong>und</strong><br />

schließlich die Generalisierbarkeit bzw. Übertragbarkeit der Erfahrungen im Modell kritisch<br />

zu reflektieren.<br />

Ausschlaggebend für die Zuordnung ist also letztlich die Distanz zum funktional geb<strong>und</strong>enen<br />

Rollenhandeln innerhalb des Modells sowie die subjektive Zielsetzung, die sich mit der Reflexion<br />

verbindet. Das Lernen am Modell ist durch die Absicht gekennzeichnet, Bezüge des funktionalen<br />

Modells zu seinen theoretischen oder empirisch-sinnlichen Bezugssystemen herzustellen.<br />

Stärker aus der Subjektperspektive heraus formuliert, geht es darum zu prüfen, ob die<br />

modellinduzierten Erfahrungen mit dem Vorwissen, dem Alltagsverständnis, mit parallelen<br />

Erfahrungsfeldern <strong>und</strong> schließlich auch parallel erworbenen fachtheoretischen Inhalten in<br />

Übereinstimmung gebracht werden können, oder ob innerhalb des Modells oder zwischen<br />

dem Modell <strong>und</strong> den anderen Erfahrungs- <strong>und</strong> Wissensbereichen Widersprüche auftreten.<br />

Wir gehen da<strong>von</strong> aus, daß Schüler diese Perspektive in jedem Falle einnehmen. Schon der<br />

Hinweis eines Schülers, eine bestimmte Praxis der Korrespondenz, die Gestaltung des<br />

Belegschaftseinkaufes oder auch die Stärke der Belegschaft seien „unrealistisch“, ist nichts<br />

weiter als der Ausdruck <strong>von</strong> Reflexionsprozessen aus der Perspektive des Lernens im Modell.<br />

Wenn derartige Überlegungen nicht mehr nur beiläufig erfolgen, sondern wenn die<br />

entsprechenden Fragestellungen in bewußt zielgerichteter Weise verfolgt werden, gewinnt das<br />

Lernen am Modell die Qualität eines Lernhandelns am Modell.<br />

Unter Bezugnahme auf NEUGEBAUER lassen sich zwei wesentliche Aspekte des Lernens am<br />

Modell unterscheiden.<br />

Der erste Aspekt betrifft den Prozeß der Aussagen-Supposition, also die Verallgemeinerung<br />

<strong>von</strong> Erfahrungen aus dem Modellkontext <strong>und</strong> ihre Übertragung auf das Bezugssystem bzw.<br />

auf Konkretionen des Bezugssystems (z. B. reale Betriebe, wenn als Bezugssystem ein im<br />

Sinne der Betriebswirtschaftslehre idealtypischer Betrieb angenommen wird). Im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen hierbei die Prozesse der begrifflichen Abstraktion, über den die Inklusionsfähigkeit<br />

ursprünglich singulärer Aussagen schrittweise erhöht wird, <strong>und</strong> der Ausbildung begrifflicher<br />

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