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4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

außerhalb des eigentlichen didaktischen Systems stehend - durch das didaktische Modell<br />

repräsentiert wird. Die Funktion des didaktischen Systems kommt über die Ovale zum<br />

Ausdruck: Es gilt Aussagen über das Bezugssystem (A B ) zu gewinnen, indem am<br />

didaktischen Modell (A M ) gewonnene Aussagen mit Hilfe <strong>von</strong> Aussagen über spezifische<br />

Zuordnungsregeln (A Z ) entsprechend transformiert werden.<br />

Diesen Vorgang der hypothetischen Aussagenübertragung in der Phase der Erfahrungsauswertung<br />

bezeichnet NEUGEBAUER (1980, S. 54) als funktionale Aussagen-Supposition (vgl.<br />

Kap. 2.2.2). Ihm entspricht in der Phase der Erfahrungsbildung auf Seiten des aktiv lernenden<br />

Subjekts der Prozeß der instrumentellen Handlungs-Substitution, d. h. der Ersetzung einer<br />

Handlung gegenüber dem didaktischen Bezugssystem durch eine entsprechende Handlung gegenüber<br />

seinem Modell. Handlungs-Substitution <strong>und</strong> Aussagen-Supposition sind untrennbar<br />

miteinander verknüpft <strong>und</strong> konstituieren erst in ihrem Zusammenwirken die didaktische<br />

Modellsituation. NEUGEBAUER (1980, S. 58) faßt den bisher umrissenen Zusammenhang<br />

folgendermaßen zusammen<br />

„Im Vollzug des Unterrichts werden ... Aussagen über ein Bezugssystem (Lerninhalt,<br />

Thematik) benötigt. Sehr häufig ist es nicht möglich, das Bezugssystem selbst (z. B.<br />

wirtschaftliche, historische, geographische Sachverhalte) als Unterrichtsobjekt in den<br />

Unterricht zu integrieren. Das Unterrichtsprogramm wird dann vorsehen, anstelle des<br />

nicht verfügbaren Bezugssystems ein leichter verfügbares Modell desselben als<br />

Unterrichtsobjekt zu verwenden (instrumentale Handlungs-Substitution), um mit<br />

Hilfe des Modells <strong>und</strong> der entsprechenden Zuordnungsregeln hypothetische<br />

Aussagen über das Bezugssystem zu gewinnen (funktionale Aussagen-Supposition).“<br />

Von gr<strong>und</strong>legender Bedeutung für die didaktische Qualität <strong>von</strong> Modellen ist die Frage nach<br />

der Verschiedenartigkeit <strong>und</strong> der Ähnlichkeit <strong>von</strong> Bezugssystem <strong>und</strong> Modell. Erst dadurch,<br />

daß das Modell sich vom Original unterscheidet <strong>und</strong> dadurch Lernhandlungen ermöglicht, die<br />

das Original nicht erlaubt, ergibt sich die Zweckmäßigkeit seines Einsatzes im Unterricht. Die<br />

Zweckmäßigkeit der Handlungs-Substitution beruht mithin auf dieser Verschiedenheit, oder<br />

wie NEUGEBAUER sagt Diaphorie. Andererseits setzt natürlich die Aussagen-Supposition<br />

voraus, daß Modell <strong>und</strong> Bezugssystem in wenigstens einem für den Verwender wesentlichem<br />

Merkmal übereinstimmen. Die Fruchtbarkeit der Aussagen-Supposition beruht also auf<br />

partieller Übereinstimmung oder Analogie.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Überlegungen kann nun auf der Urteilsebene über die Qualität des<br />

didaktischen Modells entschieden werden:<br />

„Die urteilende Instanz, die mit dem Subjekt des Verwendersystems [im didaktischen<br />

System also Lehrer <strong>und</strong> auch Schüler, T.T.] zusammenfallen kann, verwendet bei<br />

Setzung <strong>und</strong> Prüfung zwei Kriterien: Hinsichtlich der instrumentalen Handlungs-<br />

Substitution wird Zweckmäßigkeit gefordert, hinsichtlich der funktionalen Aussagen-<br />

Supposition Fruchtbarkeit. Dabei basiert die Substitutionszweckmäßigkeit auf Diaphorie<br />

(Verschiedenheit) <strong>und</strong> die Suppositionsfruchtbarkeit auf Analogie (Ähnlichkeit)<br />

... Diaphorie <strong>und</strong> Analogie stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander.<br />

Große Diaphorie bei geringer Analogie kann zwar die Zweckmäßigkeit der Handlungs-Substitution<br />

begünstigen, gefährdet aber gleichzeitig die Fruchtbarkeit der<br />

Aussagen-Supposition (<strong>und</strong> umgekehrt) ... Das besondere Problem der urteilenden<br />

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