4. Konzept zur analytischen Rekonstruktion und zur Beurteilung von ...

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Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen Dimension Aspekt Kriterien B4 B4a Störpotentiale Realisation und Verlaufskontrolle B4b Indikatordichte/ Effektevidenz B4c psychomotorische/ technische Ausführungs-schwierigkeit incl. PC-Handling B5 Kontrolle und Bewertung des Handlungsergebnisses B5a B5b B5c Kontrollverfahren - Selbst- vs. Fremdkontrolle - objektivierte Messung vs. subjektive Einschätzung Bewertungsmaßstab/Bezugsnorm - kriterienorientiert - sozialnormorientiert - individualnormorientiert Bewertungsverfahren - Selbstbewertung - diskursive Bewertung - Fremdbewertung C Reflexions- und Systematisierungsniveau des Lernhandelns C1 Abstraktions- und Reflexionsniveau hinsichtlich - Lerngegenstand - Lernhandlung (Metakognition) - Lehr-Lern-Prozeß (Metaunterricht C1a Ausmaß der Verbalisierung und der symbolischen Transformation C1b Abstraktionstiefe C2 Systematisierungsniveau C2a Bezugnahme auf wissensch. Theorien C2b Bezugnahme auf andere Erfahrungsbereiche oder die Erfahrungen anderer C3 Dekontextualisierungs- bzw. Rekonkretisierungsintensität C4 Sequenzierungsmerkmale C4a....Strategie in der Komplexitätsdimension C4b Strategie in der Abstraktionsdimension Abbildung 38: Zusammenfassende Übersicht über zentrale Aspekte und Kriterien der Qualitätsdimensionen des Lernhandelns 4.3 Lern- und Handlungsebenen in der didaktisch gestalteten Lernumwelt Übungsfirma 4.3.1 Zur analytischen Unterscheidung zweier Ebenen des Lernhandelns in der Übungsfirma Im Zentrum dieses vierten Kapitels steht insgesamt die Absicht, eine pädagogisch fundierte Sichtweise der Lernumwelt Übungsfirma zu entwickeln und zu begründen, die es erlaubt, jenseits eingefahrener Leitbilder schulischer oder auch betrieblicher Ausbildung, den Blick dafür zu öffnen, welche Lernprozesse an diesem Lernort unter welchen situativen Bedingungen stattfinden, welche weitergehenden Möglichkeiten er bietet und wo konkrete Ansatzpunkte für 297

Kapitel 4: Zur Rekonstruktion und Beurteilung von Lernprozessen eine Weiterentwicklung dieses didaktischen Konzepts liegen. Wir haben uns zu diesem Zweck für den Versuch einer Rekonstruktion der Übungsfirmenarbeit aus der Perspektive des handelnd lernenden Subjekts entschieden. Es gilt mithin, die didaktisch gestaltete Lernumwelt Übungsfirma in ihrem Verhältnis zum Lernhandeln des Schülers zu bestimmen und es gilt, die spezifischen Lernchancen der Übungsfirma auf die von uns unterschiedenen Ergebnisdimensionen des Lernhandelns zu beziehen. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, daß Lernen und Lehren in der Übungsfirma unter anderen Bedingungen und nach anderen Regeln verlaufen als im herkömmlichen Unterricht. Das Geschehen entzieht sich den bewährten Wahrnehmungs- und Urteilsmustern schulischen Lernens; zugleich jedoch kann aus pädagogischer Sicht die bloße Abbildtreue gegenüber kaufmännischer Betriebs- und Berufspraxis kein geeignetes Ersatzkriterium sein. Schulische Übungsfirmenarbeit hebt sich deutlich vom „theoretischen“ Unterricht ab und ist dennoch über die Einheit des Lern- und Erfahrungsprozesses der Schüler mit diesem verbunden. Die Übungsfirma steht als ausgeformte, überdauernde Institution im Zentrum eines ökonomisch ausgerichteten Funktionssystems und ist zugleich nur ein didaktischer Lernort unter mehreren im Rahmen des institutionellen Lernortes Schule. All dies hat uns veranlaßt, mit der Fokussierung auf das Lernhandeln von Schülern eine Perspektive zu wählen, die nicht an herkömmliche Organisations- und Interaktionsmuster schulischen Unterrichts gebunden ist, sondern über dessen traditionelle Organisationsformen hinausweist. In systematischer Sicht besteht die besondere Herausforderung des Lernortes Übungsfirma darin, daß dieser unter handlungsstrukturellem Aspekt als Verkörperung des Lerngegenstandes Betrieb sowohl ein komplexes Lernobjekt darstellt als und andererseits ein relativ geschlossenes Handlungsmilieu für Schüler bildet. Die Ausprägung der einzelnen Merkmale des Modells Übungsfirma und seiner Elemente und Subsysteme ist dadurch für den Lernprozeß in zweifachem Sinne bedeutsam: - Zum einen wird hierdurch die materielle, soziale und normative Lernumwelt für die Schüler definiert, d. h. ihre Handlungs-, Erfahrungs- und Reflexionsmöglichkeiten werden durch die Zuweisung von Aufgaben, durch die Bereitstellung von Hilfsmitteln zur Aufgabenbearbeitung, durch die Definition der Arbeitsbedingungen und der Leistungsstandards u. a. m. festgelegt. - Zum anderen repräsentieren diese Bedingungen und Merkmale der Lernumwelt Übungsfirma zugleich ein außerschulisches Bezugssystem als komplexen Lerngegenstand, auf das hin die Lernangebote ausgerichtet sind. Die Übungsfirma stellt ein Modell einer am Markt operierenden Unternehmung aus der Perspektive der kaufmännischen Administration dar. Diese beiden Aspekte stehen zueinander in einem komplexen Wechselwirkungsverhältnis. Aus didaktischer Perspektive ist zu beachten, daß jeder Eingriff in die Gestaltung der Lernumwelt Übungsfirma nicht nur die Bedingungen des Lernhandelns, sondern zugleich die Repräsentation des Lerngegenstandes verändert: Eine unter dem Gesichtspunkt der Handlungsqualität unter Umständen sinnvolle Rücknahme von Arbeitsteilung und Organisationshierarchie kann durchaus unter dem Aspekt kritisiert werden, daß hiermit ein verzerrtes Realitätsbild erzeugt werde. Tatsächlich geht diese Interdependenz so weit, daß das Lernhandeln im Rahmen des Modells - das modellimmanente Arbeitshandeln - selbst die 298

Kapitel 4: Zur <strong>Rekonstruktion</strong> <strong>und</strong> <strong>Beurteilung</strong> <strong>von</strong> Lernprozessen<br />

eine Weiterentwicklung dieses didaktischen <strong>Konzept</strong>s liegen. Wir haben uns zu diesem<br />

Zweck für den Versuch einer <strong>Rekonstruktion</strong> der Übungsfirmenarbeit aus der Perspektive<br />

des handelnd lernenden Subjekts entschieden. Es gilt mithin, die didaktisch gestaltete<br />

Lernumwelt Übungsfirma in ihrem Verhältnis zum Lernhandeln des Schülers zu bestimmen<br />

<strong>und</strong> es gilt, die spezifischen Lernchancen der Übungsfirma auf die <strong>von</strong> uns unterschiedenen<br />

Ergebnisdimensionen des Lernhandelns zu beziehen.<br />

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, daß Lernen <strong>und</strong> Lehren in der Übungsfirma unter<br />

anderen Bedingungen <strong>und</strong> nach anderen Regeln verlaufen als im herkömmlichen Unterricht.<br />

Das Geschehen entzieht sich den bewährten Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Urteilsmustern schulischen<br />

Lernens; zugleich jedoch kann aus pädagogischer Sicht die bloße Abbildtreue gegenüber<br />

kaufmännischer Betriebs- <strong>und</strong> Berufspraxis kein geeignetes Ersatzkriterium sein. Schulische<br />

Übungsfirmenarbeit hebt sich deutlich vom „theoretischen“ Unterricht ab <strong>und</strong> ist dennoch<br />

über die Einheit des Lern- <strong>und</strong> Erfahrungsprozesses der Schüler mit diesem verb<strong>und</strong>en. Die<br />

Übungsfirma steht als ausgeformte, überdauernde Institution im Zentrum eines ökonomisch<br />

ausgerichteten Funktionssystems <strong>und</strong> ist zugleich nur ein didaktischer Lernort unter mehreren<br />

im Rahmen des institutionellen Lernortes Schule. All dies hat uns veranlaßt, mit der<br />

Fokussierung auf das Lernhandeln <strong>von</strong> Schülern eine Perspektive zu wählen, die nicht an<br />

herkömmliche Organisations- <strong>und</strong> Interaktionsmuster schulischen Unterrichts geb<strong>und</strong>en ist,<br />

sondern über dessen traditionelle Organisationsformen hinausweist.<br />

In systematischer Sicht besteht die besondere Herausforderung des Lernortes Übungsfirma<br />

darin, daß dieser unter handlungsstrukturellem Aspekt als Verkörperung des<br />

Lerngegenstandes Betrieb sowohl ein komplexes Lernobjekt darstellt als <strong>und</strong> andererseits ein<br />

relativ geschlossenes Handlungsmilieu für Schüler bildet. Die Ausprägung der einzelnen<br />

Merkmale des Modells Übungsfirma <strong>und</strong> seiner Elemente <strong>und</strong> Subsysteme ist dadurch für den<br />

Lernprozeß in zweifachem Sinne bedeutsam:<br />

- Zum einen wird hierdurch die materielle, soziale <strong>und</strong> normative Lernumwelt für die<br />

Schüler definiert, d. h. ihre Handlungs-, Erfahrungs- <strong>und</strong> Reflexionsmöglichkeiten werden<br />

durch die Zuweisung <strong>von</strong> Aufgaben, durch die Bereitstellung <strong>von</strong> Hilfsmitteln <strong>zur</strong><br />

Aufgabenbearbeitung, durch die Definition der Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> der<br />

Leistungsstandards u. a. m. festgelegt.<br />

- Zum anderen repräsentieren diese Bedingungen <strong>und</strong> Merkmale der Lernumwelt Übungsfirma<br />

zugleich ein außerschulisches Bezugssystem als komplexen Lerngegenstand, auf das<br />

hin die Lernangebote ausgerichtet sind. Die Übungsfirma stellt ein Modell einer am Markt<br />

operierenden Unternehmung aus der Perspektive der kaufmännischen Administration dar.<br />

Diese beiden Aspekte stehen zueinander in einem komplexen Wechselwirkungsverhältnis.<br />

Aus didaktischer Perspektive ist zu beachten, daß jeder Eingriff in die Gestaltung der<br />

Lernumwelt Übungsfirma nicht nur die Bedingungen des Lernhandelns, sondern zugleich die<br />

Repräsentation des Lerngegenstandes verändert: Eine unter dem Gesichtspunkt der<br />

Handlungsqualität unter Umständen sinnvolle Rücknahme <strong>von</strong> Arbeitsteilung <strong>und</strong><br />

Organisationshierarchie kann durchaus unter dem Aspekt kritisiert werden, daß hiermit ein<br />

verzerrtes Realitätsbild erzeugt werde. Tatsächlich geht diese Interdependenz so weit, daß das<br />

Lernhandeln im Rahmen des Modells - das modellimmanente Arbeitshandeln - selbst die<br />

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