Globale Entwicklung - Bildung für nachhaltige Entwicklung ...
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42 2.2.2 Curriculare Konsequenzen aus der Einführung eines Lernbereichs Globale Entwicklung Inhalte des Lernbereichs Globale Entwicklung finden in der Sekundarstufe I bisher v.a. in den dafür als besonders geeignet angesehenen Unterrichtsfächern wie Geographie, Politik/Sozialkunde, Biologie, Religion/Ethik, Arbeitslehre/Wirtschaft und Geschichte Berücksichtigung. Dabei wird jedoch in der Regel durch die fachspezifische Perspektive eine inhaltliche Kohärenz nicht erreicht. Fachübergreifendes und fächerverbindendes Arbeiten ist dabei oft von der Bereitschaft und der eher zufällig vorhandenen Möglichkeit der einzelnen unterrichtenden Lehrkraft abhängig. Mit der Vereinbarung über Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss vom 04.12.2003 hat sich die Kultusministerkonferenz darüber verständigt, dass gerade hierbei ein Umdenken zwingend erforderlich ist und mit den Bildungsstandards fachliche und fachübergreifende Basisqualifikationen formuliert werden sollen, die auf systematisches und vernetztes Lernen zielen und dem Prinzip des kumulativen Kompetenzerwerbs folgen. Dies soll für die weitere schulische und berufliche Ausbildung ein anschlussfähiges Lernen ermöglichen. Mit dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung wird diesem Ansatz insbesondere durch die Definition von Kernkompetenzen entsprochen. Durch den Ausweis daran anschlussfähiger fachspezifischer Teilkompetenzen wird eine strukturierte curriculare Umsetzung über mehrere Fächer hinweg ermöglicht (siehe Kap. 3). Gleichzeitig wird mit den Kernkompetenzen die Grundlage für einen Anschluss weiterer Unterrichtfächer gewährleistet (z. B. der Geschichte, der sprachlichliterarischen aber auch die musisch-künstlerischen Fächer). Damit verbessern sich auch die Möglichkeiten der einzelnen Schule, den Lernbereich Globale Entwicklung in ihrem schuleigenen Handlungskonzept (schulinternes Curriculum) umzusetzen, das in einigen Ländern bereits schulgesetzlich verankert ist, im Rahmen der Schulprogrammentwicklung gefordert wird und bei Schulinspektionen Gegenstand der Qualitätsüberprüfung ist. Der Lernbereich Globale Entwicklung fördert mit seinem fachübergreifenden und fächerverbindenden sowie lebensweltlichen Ansatz die Bearbeitung komplexer Fragestellungen auch im Rahmen von Unterrichtsprojekten. Dies bietet sich insbesondere dort an, wo die schulartenbezogenen, flexiblen Stundentafeln die Bildung von Lernbereichen in der Sekundarstufe I vorsehen und durch so genannte Pool- bzw. Profilstunden der selbstverantwortlichen Schule die Profilbildung ermöglicht wird. 2.2.3 Tendenz zur Bildung von Lern- und Fachbereichen Die in den letzten Jahren in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland zunehmende Tendenz, Fächer zu Verbünden, Lern- oder Fachbereichen zusammenzufassen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Lernbereiche, die quer zu den klassischen Schulfächern liegen, in das Fundamentum des verpflichtenden Unterrichts aufgenommen werden. Das gilt seit je her für den Sachunterricht bzw. Heimat- und Sachunterricht in der Grundschule, der grundsätzlich fachübergreifend angelegt ist. In den Haupt- und Realschulen bzw. deren Integrationsformen setzt sich die Einführung von Fach- oder Lernbereichen (z.B. „Natur und Technik“, „Gesellschaft“, „Arbeit und Beruf“, „Künste“) immer mehr durch, um einen möglichst lebensnahen Unterricht zu ge-
43 währleisten. Dies betrifft ebenso den Unterricht an Sonder- bzw. Förderschulen. Auch in den gymnasialen Oberstufen gewinnt das fachübergreifende Lernen durch Profilbildung an Bedeutung (u.a. im Zusammenhang mit der „Besonderen Lernleistung“ und mit Seminarkursen). In den Berufsschulen kann die seit 1996 eingeführte Erarbeitung von Rahmenlehrplänen nach Lernfeldern die Berücksichtigung der Inhalte des Lernbereichs „Globale Entwicklung“ fördern, vor allem dort, wo Berufsarbeit vielfältig mit Globalisierungsfragen verknüpft ist. 2.2.4 Selbständigkeit von Schulen und Profilbildung Alle Länder der Bundesrepublik Deutschland haben die Selbstverantwortung der einzelnen Schulen auf ihrer Agenda. Damit ist in der Regel die Aufforderung verbunden, sich ein eigenes Schulprofil zu erarbeiten, das die Schwerpunkte und Besonderheiten der Bildungs- und Erziehungsarbeit darstellt. Inspiriert werden solche Profile z.B. vom Gedanken der Nachhaltigkeit, von den Besonderheiten der Nachbarschaft, von politischen Zielsetzungen (z.B. Europa) usw. Gerade unter diesen Gesichtpunkten könnten auch Dimensionen der Globalisierung eine profilgebende Rolle spielen. Erfolgreiche Schulen, die sich der „Globalen Entwicklung“ in besonderer Weise verpflichtet fühlen, können zu einer schnelleren Verankerung dieses Lernbereichs in Unterricht und Schulleben beitragen, indem sie vorbildlich für andere Schulen wirken. 2.2.5 Trend zu Ganztagsschulen als Chance Der seit Bekanntwerden der ersten PISA-Ergebnisse einsetzende Trend zu Ganztagsschulen begünstigt die Umsetzung der Ziele des Lernbereichs Globale Entwicklung im Unterricht und vor allem auch im Schulleben. Der größere zeitliche Spielraum ermöglicht Projekte, an denen sich auch außerschulische Akteure beteiligen können. Im Organisationsrahmen von Ganztagsschulen lassen sich klassenübergreifende Arbeitsgruppen bilden, die für eine entsprechende Profilbildung der Schule wichtig sind. In schulischen Medienzentren können Sonderabteilungen für den Lernbereich Globale Entwicklung aufgebaut werden. Ein tieferes Verständnis für fremde Lebensverhältnisse und Entwicklungsbedingungen braucht ein hohes Maß an Veranschaulichung. Bildmaterial, Nachschlagewerke, typische Artefakte, Spiele und vor allem der Einsatz des Internets spielen bei der Vermittlung der Inhalte des Lernbereichs Globale Entwicklung eine herausragende Rolle. In den Ganztagsschulen eröffnen Konzepte zur Vernetzung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten erweiterte Lernmöglichkeiten. Gerade hierbei kommt den Angeboten zivilgesellschaftlicher Akteure eine wachsende Bedeutung zu. Ihr Beitrag zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung verspricht dann Erfolg, wenn sie sich in den Prozess des strukturierten Lernorts Schule „einfädeln“ können. Das gilt auch für Personen aus Entwicklungsländern, die eine realitätsnahe und lebendige Wahrnehmung ihrer eigenen Lebensbedingungen vermitteln können. Außerschulische Kooperationspartner sind in der Regel mit unterrichtlichen Prozessen und schulischen Strukturen nicht hinreichend vertraut. Hier bietet der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung eine Grundlage zur Verständigung auf ein abgestimmtes Vorgehen (z.B. Orientierung auf Kompetenzen und Anforderungen, verbindliche Inhalte und geeignete methodische Ansätze). Er kann
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2.2.2 Curriculare Konsequenzen aus der Einführung eines Lernbereichs<br />
<strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Inhalte des Lernbereichs <strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> finden in der Sekundarstufe I bisher<br />
v.a. in den dafür als besonders geeignet angesehenen Unterrichtsfächern wie Geographie,<br />
Politik/Sozialkunde, Biologie, Religion/Ethik, Arbeitslehre/Wirtschaft und Geschichte<br />
Berücksichtigung. Dabei wird jedoch in der Regel durch die fachspezifische<br />
Perspektive eine inhaltliche Kohärenz nicht erreicht. Fachübergreifendes und fächerverbindendes<br />
Arbeiten ist dabei oft von der Bereitschaft und der eher zufällig vorhandenen<br />
Möglichkeit der einzelnen unterrichtenden Lehrkraft abhängig. Mit der<br />
Vereinbarung über <strong>Bildung</strong>sstandards für den Mittleren Schulabschluss vom<br />
04.12.2003 hat sich die Kultusministerkonferenz darüber verständigt, dass gerade<br />
hierbei ein Umdenken zwingend erforderlich ist und mit den <strong>Bildung</strong>sstandards fachliche<br />
und fachübergreifende Basisqualifikationen formuliert werden sollen, die auf<br />
systematisches und vernetztes Lernen zielen und dem Prinzip des kumulativen<br />
Kompetenzerwerbs folgen. Dies soll für die weitere schulische und berufliche Ausbildung<br />
ein anschlussfähiges Lernen ermöglichen.<br />
Mit dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich <strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> wird diesem<br />
Ansatz insbesondere durch die Definition von Kernkompetenzen entsprochen. Durch<br />
den Ausweis daran anschlussfähiger fachspezifischer Teilkompetenzen wird eine<br />
strukturierte curriculare Umsetzung über mehrere Fächer hinweg ermöglicht (siehe<br />
Kap. 3). Gleichzeitig wird mit den Kernkompetenzen die Grundlage für einen Anschluss<br />
weiterer Unterrichtfächer gewährleistet (z. B. der Geschichte, der sprachlichliterarischen<br />
aber auch die musisch-künstlerischen Fächer).<br />
Damit verbessern sich auch die Möglichkeiten der einzelnen Schule, den Lernbereich<br />
<strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> in ihrem schuleigenen Handlungskonzept (schulinternes Curriculum)<br />
umzusetzen, das in einigen Ländern bereits schulgesetzlich verankert ist, im<br />
Rahmen der Schulprogrammentwicklung gefordert wird und bei Schulinspektionen<br />
Gegenstand der Qualitätsüberprüfung ist.<br />
Der Lernbereich <strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong> fördert mit seinem fachübergreifenden und fächerverbindenden<br />
sowie lebensweltlichen Ansatz die Bearbeitung komplexer Fragestellungen<br />
auch im Rahmen von Unterrichtsprojekten. Dies bietet sich insbesondere<br />
dort an, wo die schulartenbezogenen, flexiblen Stundentafeln die <strong>Bildung</strong> von Lernbereichen<br />
in der Sekundarstufe I vorsehen und durch so genannte Pool- bzw. Profilstunden<br />
der selbstverantwortlichen Schule die Profilbildung ermöglicht wird.<br />
2.2.3 Tendenz zur <strong>Bildung</strong> von Lern- und Fachbereichen<br />
Die in den letzten Jahren in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland zunehmende<br />
Tendenz, Fächer zu Verbünden, Lern- oder Fachbereichen zusammenzufassen,<br />
erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Lernbereiche, die quer zu den klassischen<br />
Schulfächern liegen, in das Fundamentum des verpflichtenden Unterrichts aufgenommen<br />
werden. Das gilt seit je her für den Sachunterricht bzw. Heimat- und Sachunterricht<br />
in der Grundschule, der grundsätzlich fachübergreifend angelegt ist. In den<br />
Haupt- und Realschulen bzw. deren Integrationsformen setzt sich die Einführung von<br />
Fach- oder Lernbereichen (z.B. „Natur und Technik“, „Gesellschaft“, „Arbeit und Beruf“,<br />
„Künste“) immer mehr durch, um einen möglichst lebensnahen Unterricht zu ge-