Publikationen des Umweltbundesamtes
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Standpunkte-Panorama<br />
Bezüglich Wohlfahrt gehen auch die betrachteten Vermittlungsorganisationen mehrheitlich<br />
von einem umfassenderen Verständnis aus als es das konventionelle und auf materielle<br />
Aspekte fokussierte Konzept <strong>des</strong> Lebensstandards nahe legt. Es gehe um ein „gutes Leben“<br />
und nicht um eine vorwiegend fiskalische Generationengerechtigkeit, so der RNE beispielsweise.<br />
Damit rekurrieren auch sie auf das multidimensionale Wohlfahrtskonzept der<br />
Lebensqualität, das sowohl materielle als auch immaterielle, individuelle wie kollektive,<br />
objektive wie subjektive Komponenten einschließt und sich teilweise mit der umfassenden<br />
Idee der Nachhaltigkeit überschneidet (RNE 2005). Auf nationaler Ebene spricht sich der<br />
RNE für alternative Formen der Wohlfahrtsberechnung aus und fordert ein „ökologisch<br />
bereinigtes Sozialprodukt“ (RNE 2005: 6-7). Einseitige Orientierungen von Wohlfahrt an<br />
ökonomischen Kategorien wie Marktökonomie, Effizienz und Verwertbarkeit werden auch<br />
von diesen Organisationen kritisiert (genanet 2004: 42-43).<br />
Mit ihren Forderungen wenden sich die betrachteten Organisationen - u.a. mit der Initiierung<br />
von Fachtagungen und Diskussionsforen - meist sowohl an die Regierung, als auch an<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft (Hauff 2004: 10-11; DUK 2003: 1). Hinsichtlich<br />
der Überwindung einer Rahmung von Ökologie und Ökonomie als Gegensätze<br />
bestünden, so der RNE, bereits potenzielle Parallelen und damit Anknüpfungspunkte zwischen<br />
beiden Diskursen: Sowohl in der Umwelt- als auch in der Sozialstaatsdiskussion<br />
spielten Begrenzungen eine zentrale Rolle. Zu fragen sei nun, „wie diese Konzepte mit der<br />
Vorstellung von Zukunftsoptionen und der Erweiterung von Handlungsspielräumen zu<br />
verbinden“ seien (RNE 2005: 4).<br />
2.5 Zivilgesellschaftliche Initiativen<br />
Zivilgesellschaftliche Initiativen fungieren in erster Linie als Dialogplattformen oder Think<br />
Tanks. Auch unter ihnen setzen sich viele aktiv mit Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit auseinander<br />
bzw. sehen Zusammenhänge zwischen den beiden Themen.<br />
Allen aus diesem Bereich analysierten Initiativen ist zunächst gemein, dass sie mehr oder<br />
weniger einen ethischen Rahmen für verschiedenste Bereiche <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens<br />
anstreben. Unterschiedlich ist ihr Engagement im Hinblick auf die gesellschaftlichen<br />
Bereiche und die jeweiligen konkreten Implikationen.<br />
So zielen einige ökonomische Nachhaltigkeitsinitiativen beispielsweise besonders auf ein<br />
stärkeres Nachhaltigkeitsengagement der Wirtschaft und sehen diese als Schlüsselakteur<br />
für eine nachhaltige Entwicklung (Econsense 2003: 3). Die branchenübergreifende Unternehmensinitiative<br />
<strong>des</strong> BDI „Econsense - Forum Nachhaltige Entwicklung der Deutschen<br />
Wirtschaft e.V.“ 8 etwa definiert eine solche nachhaltige Wirtschaftsweise in Unternehmen<br />
als gutes Wirtschaften, „mit einer realistischen Ausgewogenheit zwischen Gewinnerzielung<br />
und Sicherung der Zukunftsfähigkeit“ (Mittelbach, 2005: 146). Ihre derzeit 23 natio-<br />
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8 Mehr Informationen unter http://www.econsense.de/.