Publikationen des Umweltbundesamtes
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Standpunkte-Panorama 21<br />
Die „Autonomie <strong>des</strong> Einzelnen“ nötige die pädagogisch Handelnden vielmehr, ihre Vorstellungen<br />
von der Zukunft zurückzunehmen zugunsten der Bildung eigener Vorstellungen<br />
der Individuen selbst (Haan 2001: 179). Es sei von primärer Wichtigkeit, bei den Einzelnen<br />
einen „Möglichkeitssinn“ zu entfalten, eine „Fähigkeit (...), alles, was ebenso gut sein<br />
könnte, zu denken, und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.“<br />
(Haan 2001: 197). Bezogen auf die Dimension von Verteilungsgerechtigkeit beispielsweise<br />
sei es wichtig, die Möglichkeiten zu entfalten, in denen sich diese ausformen könnte. Was<br />
wäre dann zu bevorzugen? Man könnte zum Beispiel durchaus auch der älteren Generation<br />
Aufmerksamkeit widmen, was im derzeitigen Nachhaltigkeitsdiskurs noch nicht geschehe<br />
(Haan 2001: 198-199).<br />
Zentral und bezeichnend für die Position <strong>des</strong> Nationalkomitees ist, dass es nicht versucht,<br />
die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen, sondern vielmehr allein deutlich<br />
zu machen, wie unterschiedlich diese sind (Haan 2001: 199).<br />
„Pädagogisch gesehen benötigen wir nicht mehr Klarheit im Hinblick auf die Bedeutung<br />
von Positionen einer Ethik der Nachhaltigkeit als eine Theorie <strong>des</strong> Gebrauchs (als Theorie<br />
der Zwecke, Funktionen, Haltungen, Situationen) und eine Entfaltung der Möglichkeiten,<br />
die in den ethischen Konzeptionen der Nachhaltigkeit stecken mögen.“ (Haan 2001: 203)<br />
Die Präsentation allgemein richtungsweisender Leitlinien wie das Ziel eines „Generationenvertrages“,<br />
in dem sich gegenwärtige Generationen verpflichten, bei der Erfüllung ihrer<br />
eigenen Bedürfnisse den Erhalt gleicher Optionen für künftige Generationen zu berücksichtigen,<br />
ist bei dieser Zurücknahme auf eine Vermittlerposition jedoch nicht ausgeschlossen<br />
(DUK 2003: 1; RNE 2005: 2). Darüber hinaus werden bei einigen dieser Organisationen<br />
durchaus auch eigene Positionen formuliert.<br />
Die Leitstelle genanet beispielsweise erachtet explizit Geschlechtergerechtigkeit als Basis<br />
und notwendige Voraussetzung für soziale und ökologische Nachhaltigkeit:<br />
„Umweltpolitische Maßnahmen, die die unterschiedlichen gesellschaftlichen Realitäten<br />
von Frauen und Männern unberücksichtigt lassen, können ihr Potenzial (...) nicht voll entfalten.<br />
Sie finden weniger Akzeptanz, weil sie an den realen Lebenssituationen vorbei geplant<br />
sind, oder ihre adäquate Umsetzung scheitert an den nicht bedachten Anforderungen<br />
<strong>des</strong> Alltags.“ (Röhr/Becker 2005: 61)<br />
Die Leitstelle bezieht ihre Forderungen dabei konkret auf Gerechtigkeit gegenüber Frauen<br />
und hält das Prinzip <strong>des</strong> „Gender Mainstreaming“ für eine sinnvolle und wichtige Strategie<br />
(Röhr/Becker 2005: 63). Dieses Prinzip geht davon aus, dass es keine geschlechtsneutrale<br />
Wirklichkeit gibt. Folglich kann wirkliche Gerechtigkeit erst dann gegeben sein, wenn bei<br />
allen gesellschaftlichen Planungen die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen<br />
von Frauen und Männern berücksichtigt werden (vgl. http://www.gendermainstreaming.net).