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Publikationen des Umweltbundesamtes

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Standpunkte-Panorama<br />

Vermittlungs- und Servicestelle, die sich mit der Geschlechterproblematik im Umwelt- und<br />

Nachhaltigkeitsbereich beschäftigt (Life e.V. 2005). Sie sucht das Prinzip Nachhaltigkeit<br />

vor allem im Hinblick auf frauenpolitische Gerechtigkeitsprobleme zu vermitteln. Während<br />

in den ärmeren und weniger entwickelten Regionen der Welt Unterschiede zwischen<br />

den Geschlechtern vermehrt wahrgenommen werden, werde dem Problem in den Industrieländern,<br />

so auch in Deutschland, bis heute zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. So bezeichnet<br />

genanet selbst es als ein explizites Gründungsmotiv der Leitstelle, „Geschlechtergerechtigkeit<br />

in Umwelt und nachhaltiger Entwicklung im industrialisierten „Norden“ der<br />

Welt - und hier speziell in Deutschland - zu thematisieren“ (http://www.genanet.de). Denn<br />

Umwelt- und Nachhaltigkeitspolitik seien nicht geschlechtsneutral. Umweltbewusstsein<br />

und Umweltverhalten beispielsweise seien bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt,<br />

viele Umweltchemikalien wirken sich auf Männer und Frauen unterschiedlich aus<br />

und viele Umweltrisiken werden von Männern und Frauen unterschiedlich wahrgenommen<br />

(genanet 2005). Die Ursachen dafür sind nach genanet primär in den gesellschaftlichen<br />

Rollenzuschreibungen und den daraus resultierenden Machtverhältnissen zu suchen. Auch<br />

im Umweltbereich sei der Anteil von Frauen in Entscheidungspositionen gering. Die unbezahlte<br />

Versorgungsarbeit, die in erster Linie noch von Frauen ausgeführt wird, werde weniger<br />

wertgeschätzt als Erwerbsarbeit. „Bei genauerem Hinsehen“, so genanet, „spiegelt<br />

sich das in vielen politischen Konzepten und Umweltschutzmaßnahmen wider“.<br />

Bezüglich der konkreten Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitsverständnisse lassen sich vor<br />

allem zwei Dinge feststellen. Einerseits bemühen sich alle analysierten Vermittlungsorganisationen<br />

um eine möglichst breite Thematisierung von Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitsthemen:<br />

Von der intergenerationellen bis zur intragenerationellen Dimension, sowohl<br />

im nationalen als auch globalen Zusammenhang, sowohl in individueller als auch kollektiver<br />

Hinsicht werden die verschiedensten Thematiken problematisiert. Andererseits wird<br />

dabei jedoch meist auf eine endgültige Festlegung auf einen festen Kanon an Nachhaltigkeitswerten<br />

und Gerechtigkeitsprinzipien verzichtet (Hauff 2004: 4).<br />

Statt enger ideologischer Festlegungen suchen diese Vermittlungsorganisationen vor allem<br />

den Dialog und die Vermittlung zwischen verschiedenen Themen und Akteuren anzuregen.<br />

Sie konzentrieren sich weniger auf die Produktion wissenschaftlicher Gutachten, sondern<br />

versuchen vielmehr, politische Prozesse in Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik anzustoßen<br />

(Hauff 2005a: 5). Nach dem Motto: „Nachhaltigkeit ist kein Rezeptbuch, sondern<br />

ein Suchraum.“ (RNE 2004: 5).<br />

Im Fall <strong>des</strong> Nationalkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission erklärt sich der Verzicht<br />

auf eine ideologische Festlegung speziell auch über die Rolle, die Bildung und Pädagogik<br />

zugeschrieben wird:<br />

„Pädagogik ist nicht praktische Philosophie; Pädagogik ist aber auch nicht, wie die Politik,<br />

für die Entwicklung gesellschaftlicher Zielsetzungen zuständig – und ebenso nicht für die<br />

Durchsetzung dieser Zielsetzungen in den jeweiligen Sozietäten.“ (Haan 2001: 177).

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