Publikationen des Umweltbundesamtes

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18.01.2014 Aufrufe

12 Standpunkte-Panorama Denn eine Bedingung der Lösung der ökologischen Frage sei die Lösung der sozialen Frage geworden - ohne ein Maß an sozialer Sicherung könne es in der Bevölkerung keine Bereitschaft zu Änderungen des Lebensstils geben. Tiefgreifender als eine „Effizienzrevolution“ in Produktion und Verbrauch sei ein „kultureller Wandel“ nötig. 2.3 Verbände 2.3.1 Umweltverbände Eine zunehmende Anzahl an deutschen Umweltverbänden thematisiert im Rahmen ihrer Arbeit auch Probleme der Gerechtigkeit. Der größte unter den Umweltverbänden Deutschlands, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ist besonders stark gerechtigkeitspolitisch engagiert, wie viele der Umweltverbände vor allem in intergenerationeller Hinsicht (hoher Ressourcenverbrauch) und in intragenerationeller globaler Hinsicht (Nord-Süd-Gerechtigkeit). Eine Analyse von wahrgenommenen Zusammenhängen zwischen Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ist daher an diesem Beispiel besonders gut durchführbar und aufschlussreich. Eine wesentliche Ursache für Gerechtigkeitsprobleme im Umweltbereich sieht der BUND zunächst in dem „Klischee vom Gegensatz zwischen dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Schutz von Natur und Umwelt“ (BUND 2004, 7). Dieses nach seiner Ansicht noch immer verbreitete Verständnis führe zu dem gegenwärtig dominanten neoliberalen Kurs eines Abbaus von Regelungen, die die Umwelt schützen, und von Instanzen, die diese Gemeinwohl sichernden Regelungen bisher durchgesetzt und ihre Einhaltung überwacht haben (BUND 2004, 7). Der BUND nimmt derartige Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gerechtigkeit jedoch nicht nur faktisch wahr, sondern gründet darauf auch eine seiner wesentlichen Politikbotschaften: Er lehnt die so genannte Dreisäulentheorie der Nachhaltigkeit von Wirtschaft, Umwelt und Sozialem, nach der diese Säulen als gleichgewichtig zu bewerten seien, explizit ab. Da klar ökologische Belastbarkeitsgrenzen bestünden, müssten sich wirtschaftliche und soziale Entwicklung darin einfügen (Politische Ökologie 2003: 61). Nachhaltigkeit sei ein integratives Konzept mit Umwelt als Basis, für das die Frage der Gerechtigkeit konstitutiv sei. Die Gerechtigkeitsfrage stelle sich dabei sowohl zwischen den Staaten als auch innerstaatlich: „Das (die Frage nach Gerechtigkeit, Anm. d. Verf.) trifft auf Umwelt, Armut und auf Nord und Süd zu, aber auch wie wir innerhalb der Bundesrepublik Ressourcen verteilen, ist wichtig.“ (Politische Ökologie 2003: 62). Insgesamt nimmt er Gerechtigkeitsfragen vor allem in inter- und in intragenerationeller globaler Hinsicht wahr („Globalisierungskritik und Umweltschutz gehören zusammen: (...) Können wir ökologische Standards für Entwicklungsländer fordern, wenn unser eigener

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Standpunkte-Panorama<br />

Denn eine Bedingung der Lösung der ökologischen Frage sei die Lösung der sozialen Frage<br />

geworden - ohne ein Maß an sozialer Sicherung könne es in der Bevölkerung keine Bereitschaft<br />

zu Änderungen <strong>des</strong> Lebensstils geben. Tiefgreifender als eine „Effizienzrevolution“<br />

in Produktion und Verbrauch sei ein „kultureller Wandel“ nötig.<br />

2.3 Verbände<br />

2.3.1 Umweltverbände<br />

Eine zunehmende Anzahl an deutschen Umweltverbänden thematisiert im Rahmen ihrer<br />

Arbeit auch Probleme der Gerechtigkeit. Der größte unter den Umweltverbänden Deutschlands,<br />

der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ist besonders stark<br />

gerechtigkeitspolitisch engagiert, wie viele der Umweltverbände vor allem in intergenerationeller<br />

Hinsicht (hoher Ressourcenverbrauch) und in intragenerationeller globaler Hinsicht<br />

(Nord-Süd-Gerechtigkeit). Eine Analyse von wahrgenommenen Zusammenhängen<br />

zwischen Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ist daher an diesem Beispiel besonders gut<br />

durchführbar und aufschlussreich.<br />

Eine wesentliche Ursache für Gerechtigkeitsprobleme im Umweltbereich sieht der BUND<br />

zunächst in dem „Klischee vom Gegensatz zwischen dem Erhalt und der Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen und dem Schutz von Natur und Umwelt“ (BUND 2004, 7). Dieses nach<br />

seiner Ansicht noch immer verbreitete Verständnis führe zu dem gegenwärtig dominanten<br />

neoliberalen Kurs eines Abbaus von Regelungen, die die Umwelt schützen, und von Instanzen,<br />

die diese Gemeinwohl sichernden Regelungen bisher durchgesetzt und ihre Einhaltung<br />

überwacht haben (BUND 2004, 7).<br />

Der BUND nimmt derartige Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gerechtigkeit jedoch<br />

nicht nur faktisch wahr, sondern gründet darauf auch eine seiner wesentlichen Politikbotschaften:<br />

Er lehnt die so genannte Dreisäulentheorie der Nachhaltigkeit von Wirtschaft,<br />

Umwelt und Sozialem, nach der diese Säulen als gleichgewichtig zu bewerten seien, explizit<br />

ab. Da klar ökologische Belastbarkeitsgrenzen bestünden, müssten sich wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung darin einfügen (Politische Ökologie 2003: 61). Nachhaltigkeit sei<br />

ein integratives Konzept mit Umwelt als Basis, für das die Frage der Gerechtigkeit konstitutiv<br />

sei. Die Gerechtigkeitsfrage stelle sich dabei sowohl zwischen den Staaten als auch<br />

innerstaatlich:<br />

„Das (die Frage nach Gerechtigkeit, Anm. d. Verf.) trifft auf Umwelt, Armut und auf Nord<br />

und Süd zu, aber auch wie wir innerhalb der Bun<strong>des</strong>republik Ressourcen verteilen, ist<br />

wichtig.“ (Politische Ökologie 2003: 62).<br />

Insgesamt nimmt er Gerechtigkeitsfragen vor allem in inter- und in intragenerationeller<br />

globaler Hinsicht wahr („Globalisierungskritik und Umweltschutz gehören zusammen: (...)<br />

Können wir ökologische Standards für Entwicklungsländer fordern, wenn unser eigener

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