Deutscher Bundestag 5. Wahlperiode Drucksache V ... - bundestag.de
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<strong>Drucksache</strong> V/4066<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bun<strong>de</strong>stag</strong> — <strong>5.</strong> <strong>Wahlperio<strong>de</strong></strong><br />
verarbeiten. Das darf aber nicht dazu verleiten,<br />
lediglich die Daten über die technische Leistung zu<br />
<strong>de</strong>n durchzuführen<strong>de</strong>n Arbeiten in Beziehung zu setzen<br />
und daraus Schlüsse zu ziehen. Es ist irrig anzunehmen,<br />
die neue Technik müsse zwangsläufig Verbesserungen<br />
in <strong>de</strong>r Organisation und Wirtschaftlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Verwaltung zur Folge haben und eine Vermin<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Verwaltungskosten sei gera<strong>de</strong>zu<br />
selbstverständlich, wenn nur die Zahl <strong>de</strong>r zu verarbeiten<strong>de</strong>n<br />
Daten genügend groß und damit eine<br />
ausreichen<strong>de</strong> Auslastung <strong>de</strong>r Maschine gewährleistet<br />
ist. Eine direkte Senkung <strong>de</strong>r Verwaltungskosten<br />
ist mit Hilfe <strong>de</strong>r EDV nur über eine Personaleinsparung<br />
zu erreichen, die so groß ist, daß die immer<br />
erheblichen Sachkosten und <strong>de</strong>r Aufwand für<br />
das EDV-Personal mehr als ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wann ein solcher Fall vorliegt, ist nicht durch eine<br />
allgemein gültige Relation zwischen Datenmengen<br />
einerseits und Größe und Auslastung <strong>de</strong>r DVA<br />
an<strong>de</strong>rerseits zu bestimmen. Entschei<strong>de</strong>nd sind vielmehr<br />
Art und Umfang <strong>de</strong>r zu lösen<strong>de</strong>n Datenverarbeitungsprobleme.<br />
Von <strong>de</strong>n Kosten her gesehen sind die Voraussetzungen<br />
für <strong>de</strong>n Übergang auf die EDV dort günstig,<br />
wo innerhalb eines Aufgabengebiets dieselben<br />
Grunddaten häufig, vielseitig und schematisch zu<br />
verarbeiten und auszuwerten sind und diese Arbeiten<br />
bisher manuell o<strong>de</strong>r teilmaschinell, in je<strong>de</strong>m<br />
Falle aber mit großem Personaleinsatz, durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Oft ist aber trotz eines großen Datenanfalls<br />
keine o<strong>de</strong>r eine zu geringe Personaleinsparung zu<br />
erzielen und somit nicht eine Senkung, son<strong>de</strong>rn<br />
eine Steigerung <strong>de</strong>r Kosten die Folge. Das ist darauf<br />
zurückzuführen, daß die mit Hilfe <strong>de</strong>r Maschine zu<br />
verarbeiten<strong>de</strong>n Daten vorher ermittelt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Außer<strong>de</strong>m setzt die Verarbeitung <strong>de</strong>r Daten<br />
ihre Erfassung und Übertragung auf Datenträger<br />
voraus. Der hierfür notwendige Aufwand könnte<br />
zwar unter Umstän<strong>de</strong>n dadurch vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
daß verschie<strong>de</strong>ne Stellen Datenträger austauschen<br />
und dadurch insbeson<strong>de</strong>re Locharbeit ersparen.<br />
Solche Möglichkeiten haben sich aber in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverwaltung<br />
bisher nur in geringem Umfang ergeben;<br />
sie sollten in<strong>de</strong>ssen im Auge behalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Kosten-Nutzen-Rechnung kann sich dann verbessern,<br />
wenn durch Einführung <strong>de</strong>r automatischen<br />
Beleglesung im Laufe <strong>de</strong>r Jahre <strong>de</strong>r Personalaufwand<br />
für die Datenerfassung und -eingabe entbehrlich<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. Überwiegt jedoch in einem Aufgabengebiet<br />
die nicht automatisierbare Tätigkeit<br />
(Datenermittlung u. a.), so wird <strong>de</strong>r mögliche personalsparen<strong>de</strong><br />
Automationseffekt <strong>de</strong>r EDV auch in<br />
Zukunft gering bleiben.<br />
38. Man wird <strong>de</strong>r EDV ohnehin nicht gerecht, wenn<br />
man ihre Be<strong>de</strong>utung vorwiegend danach beurteilt,<br />
ob Verwaltungskosten durch Automation einzelner<br />
Arbeitsvorgänge gespart wer<strong>de</strong>n können. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
sind vielmehr ihre neuartigen Möglichkeiten,<br />
die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Verwaltung zu steigern.<br />
Beispiele hierfür könnten etwa die geplante Errichtung<br />
eines politischen Informationszentrums für die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung, die Überwachung <strong>de</strong>s Haushaltsablaufs<br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r EDV durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sminister<br />
-<br />
<strong>de</strong>r Finanzen, die Verbesserung <strong>de</strong>r Verbrechensbekämpfung<br />
durch Einführung <strong>de</strong>r EDV beim Bun<strong>de</strong>skriminalamt<br />
und die Beschleunigung <strong>de</strong>r Patentrecherche<br />
beim Deutschen Patentamt durch Aufbau<br />
einer maschinellen Patentdokumentation sein. In<br />
diesen und an<strong>de</strong>ren Fällen erscheint eine finanzielle<br />
Bewertung <strong>de</strong>r erwarteten Leistungssteigerung und<br />
damit die Herstellung einer Beziehung zu <strong>de</strong>n<br />
Kosten <strong>de</strong>r neuen Verfahren kaum möglich. Für die<br />
Beurteilung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r EDV können<br />
dann die kostenmäßigen Auswirkungen nicht die<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen. Die Wirtschaftlichkeit<br />
ließe sich vielmehr in solchen Fällen schon bejahen,<br />
wenn die als Ziel bezeichneten Ergebnisse tatsächlich<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n und die Kosten im vertretbaren<br />
Rahmen bleiben. Erst wenn das feststeht, sollte gefragt<br />
wer<strong>de</strong>n, welche Lösung im einzelnen die beste<br />
und billigste ist. In diesem Zusammenhang kann<br />
auch eine optimale Auslastung <strong>de</strong>r Anlage von Be<strong>de</strong>utung<br />
sein.<br />
In <strong>de</strong>r Privatwirtschaft ist die EDV ein Mittel zur<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Rentabilität; so kann ein Informationssystem<br />
die Unternehmensleitung in die Lage versetzen,<br />
Produktion, Absatz, Lagerhaltung, Transportwesen<br />
o<strong>de</strong>r Personaleinsatz effektiver zu planen und<br />
zu steuern o<strong>de</strong>r durch Leistungsverbeserung die<br />
Konkurrenzfähigkeit zu steigern. Den direkten Aufwendungen<br />
für die EDV können dann indirekte<br />
finanzielle Vorteile — möglicherweise in weit größerem<br />
Umfang — gegenüberstehen. Auch in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sverwaltung sind ähnliche Ergebnisse <strong>de</strong>nkbar,<br />
wie sich beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Betriebsverwaltungen<br />
und <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr gezeigt hat.<br />
39. Die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage, ob und wie im<br />
konkreten Fall die angestrebten Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
können, erfor<strong>de</strong>rt umfangreiche und schwierige<br />
Vorbereitungen, die zunächst die Analyse <strong>de</strong>s Ist<br />
Zustan<strong>de</strong>s und dann die Entwicklung eines neuen<br />
Verfahrens unter Einbeziehung <strong>de</strong>r EDV zum Gegenstand<br />
haben. Dafür bedarf es einer Planungsgruppe.<br />
Die Planungsgruppe muß sich aus qualifizierten<br />
Fachleuten auf <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Aufgabengebiet<br />
sowie aus EDV- und Systemspezialisten zusammensetzen;<br />
sie sollte <strong>de</strong>r Leitung unmittelbar unterstellt<br />
wer<strong>de</strong>n und mit ausreichen<strong>de</strong>n Kompetenzen ausgestattet<br />
sein. Die Beteiligung externer Berater wird<br />
sich mitunter nicht vermei<strong>de</strong>n lassen. Aber auch<br />
dann muß die Leitung dafür Sorge tragen, daß eigenes<br />
Personal von Anfang an mitwirkt und möglichst<br />
früh selbständig arbeitet.<br />
Die Planungsarbeiten, an <strong>de</strong>nen die Koordinierungsund<br />
Beratungsstelle für die EDV in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverwaltung<br />
beteiligt und über die <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechnungshof<br />
sowie <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sbeauftragte für Wirtschaftlichkeit<br />
in <strong>de</strong>r Verwaltung unterrichtet wer<strong>de</strong>n sollten,<br />
wer<strong>de</strong>n zweckmäßig in eine Voruntersuchung und in<br />
die Detailplanung geglie<strong>de</strong>rt.<br />
Für die Voruntersuchung dürfte eine Gruppe von<br />
drei bis sechs Kräften ausreichen. Der Personalbedarf<br />
für die Detailplanung kann wesentlich höher<br />
sein. Er richtet sich nach Umfang und Schwierigkeits-