Abstract - FG Berufsbildungsforschung (i:BB), Universität Bremen
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Prof. Dr. F. H. Esser<br />
Leiter der Abteilung Berufliche Bildung<br />
Lehrbeauftragter der Universität zu Köln<br />
Welche Aus- und Weiterbildung braucht<br />
das Handwerk der Zukunft<br />
Information Referat in WS 1: Qualifizieren für den<br />
Strukturwandel im Handwerk<br />
Arbeitstagung der I<strong>BB</strong> 2010 am 22. 02. 2007 in <strong>Bremen</strong><br />
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sehen sich drei zentralen<br />
Herausforderungen der Zukunft gegenüberstehen:<br />
• Allgemeine Entwicklungen: Internationalisierung und Globalisierung der<br />
Märkte und des Wettbewerbs; beschleunigte Innovationszyklen; Demographischer<br />
Wandel; Entwicklung der Wissenswirtschaft und -gesellschaft<br />
• Entwicklungen in der Arbeitsorganisation: Virtualisierung von Arbeitsprozessen;<br />
verstärkte Team- und Projektorientierung; Hierarchienabbau;<br />
Spezialisierung auf Kernkompetenzen<br />
• Veränderungen bei den Arbeitsverhältnissen: Einsatz flexibler Arbeitszeitmodelle;<br />
Verzahnung von Arbeiten, Lernen und Freizeit; mehr Selbständigkeit<br />
und Flexibilität, Sozial- und Kommunikationskompetenz,<br />
Verantwortungs- und Lernbereitschaft der Mitarbeiter<br />
These zur Arbeitsmarktentwicklung: Ein Fachkräftemangel in der deutschen<br />
Wirtschaft wird auf mittlere Sicht immer wahrscheinlicher!<br />
• Generell gilt: Je höher das Bildungsniveau, desto niedriger ist das Arbeitslosenrisiko<br />
in der Zukunft und umgekehrt<br />
• Die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes für Personen ohne Berufsausbildung<br />
wird immer geringer<br />
• Problem: Die Nachfrage nach gut und hoch qualifizierten Arbeitskräften<br />
wird auf mittlere Sicht bei problematischer demographischer Entwicklung<br />
sowie ungünstigen Qualifikationstrends in der Bevölkerung steigen<br />
These zur Entwicklung in der gewerblichen Wirtschaft: In den traditionellen<br />
Berufen der Industriegesellschaft bestehen Anpassungsdefizite an den Strukturwandel!<br />
• Abnehmende Beschäftigtenzahlen<br />
• Verhaltene Diffusion der Wissensökonomie<br />
• Abschwächende intersektorale Arbeitskräftewanderungen aus der gewerblichen<br />
Wirtschaft
- 2 -<br />
These zur Entwicklung des Berufsbildungssystems: Das traditionelle Berufskonzept<br />
der Industriegesellschaft ist ohne erhebliche Veränderungen den zukünftigen<br />
Herausforderungen nicht mehr gewachsen!<br />
• Abnehmende Aus- und Weiterbildungszahlen<br />
• Imageverluste: Handwerksberufe stehen gerade bei leistungsstärkeren<br />
Schulabgängern nicht im Trend<br />
• Bedeutungszuwachs höherer Ausbildungsabschlüsse<br />
• Berufsorientierte Studiengänge von Hochschulen treten in den Wettbewerb<br />
mit den Aus- und Fortbildungsangeboten des Berufsbildungssystems<br />
Generelle Konsequenzen für die Ausrichtung des Bildungs- bzw. Berufsbildungs-<br />
und Hochschulsystems<br />
• Entwicklung von einem Bildungsvorrats- zu einem Bildungserweiterungsmodell<br />
• Gestaltung des Wettbewerbs zwischen Berufsbildungs- und Hochschulsystem<br />
um leistungsstarke Schulabgänger<br />
• Ermöglichen einer Lernkultur, die flexibles, gleichsam verbindliches Lehren<br />
und Lernen in der Nähe zur Arbeitswelt fördert<br />
• Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung, Werteorientierung und Innovationsförderung<br />
sind die Zielkategorien der Persönlichkeitsentwicklung in der<br />
Berufsbildung<br />
Bildungsstrategien für das Handwerk der Zukunft – Anknüpfungspunkte für die<br />
Weiterentwicklung des Berufsbildungssystems<br />
• Konsequente Wertkettenorientierung im gesamten Bildungssystem<br />
• Flexibilisierung und Differenzierung der Berufs- und Hochschulbildung,<br />
d. h. Ausdifferenzierung der Bildungsangebote durch Modularisierung<br />
• Förderung strategischer Allianzen zwischen Bildungszentren des Handwerks<br />
und Hochschulen<br />
• Einführung der international lesbaren Zusatzbezeichnung „Bachelor Professional“<br />
für hochrangige Abschlüsse der Aufstiegsfortbildung<br />
• Verbindliche Förderung von Schlüsselqualifikationen der Wissensgesellschaft<br />
in der Berufsausbildung, vor allem IT- und Fremdsprachenkompetenzen<br />
• Weiterentwicklung der Bildungsträger zu Bildungsdienstleistern<br />
• Umsetzung eines stringenten Qualitätsmanagements im Berufsbildungssystem:<br />
Bezugspunkte: Lehr- und Lernkultur, Professionalität der Akteure,<br />
Kooperationen, berufsbildungspolitische Steuerung<br />
• Erhöhung der Bildungsbeteiligung – Weiterentwicklung der Bildungsfinanzierung