Der Wandel maritimer Strukturen - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...
Der Wandel maritimer Strukturen - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...
Der Wandel maritimer Strukturen - am Institut Arbeit und Wirtschaft ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schriftreihe <strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong> 02 | 2008 11<br />
soziale <strong>und</strong> kulturelle Zielsysteme, Normen <strong>und</strong> Wertvorstellungen, die ihrerseits<br />
grob zus<strong>am</strong>mengefasst als “Gesellschaftsmodell” in mannigfaltiger Weise Entwicklungsoptionen<br />
befördern oder beschränken. Die vielen Facetten eines “Gesellschaftsmodells”<br />
zu erfassen <strong>und</strong> in ihren Wechselwirkungen mit räumlichen oder<br />
wirtschaftlichen Entwicklungsprozessen vollständig abzubilden, ist selbstverständlich<br />
kaum möglich; dennoch existieren – z.B. mit den “Three Worlds of Welfare Capitalism”<br />
(Esping-Andersen 1990) oder den “Varieties of Capitalism” (Hall/Soskice 2001;<br />
Gingerich/Hall 2004) – brauchbare Annäherungen, die die Komplexität unterschiedlicher<br />
Gesellschaftsmodelle einer systematischen Analyse zugänglich machen (siehe<br />
Holtrup/Warsewa 2008).<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser dauerhaften, langfristig wirks<strong>am</strong>en Entwicklungsbedingungen<br />
ist es durchaus möglich, für spezifische Regionen, Städte oder auch Unternehmen<br />
<strong>und</strong> <strong>Wirtschaft</strong>szweige Pfadabhängigkeiten zu identifizieren, die gleichs<strong>am</strong> einen<br />
spezifischen Korridor aus der Vergangenheit in die Zukunft markieren. Dieser Korridor<br />
bezeichnet gleichzeitig die Grenzen, innerhalb derer Steuerungsmechanismen<br />
<strong>und</strong> (politische) <strong>Institut</strong>ionen auf lokaler Ebene auf die Entwicklung einwirken können.<br />
Dennoch lassen sich immer wieder Fälle beobachten, in denen keine geradlinigen<br />
oder zumindest regelmäßigen, trajektorischen Entwicklungsprozesse, sondern stattdessen<br />
Sprünge oder auch unregelmäßige Dyn<strong>am</strong>iken ablaufen, die sich gerade<br />
nicht als Pfadabhängigkeiten aufgr<strong>und</strong> interner oder externer Stabilisierungsfaktoren<br />
erklären lassen.<br />
<strong>Der</strong> hohe Anpassungs- <strong>und</strong> Modernisierungsdruck, der auf den maritimen <strong>Strukturen</strong><br />
lastet, kann also in einzelnen Bereichen ganz unterschiedlich aufgenommen <strong>und</strong><br />
verarbeitet werden, wobei sich die resultierenden Entwicklungsdyn<strong>am</strong>iken immer aus<br />
den Wechselwirkungen von Stabilität <strong>und</strong> Flexibilität sowie von eigener Gestaltung<br />
<strong>und</strong> erzwungener Anpassung ergeben. Lokale bzw. regionale Entwicklungspfade<br />
sind also selten reine Anpassungen an die Dyn<strong>am</strong>ik der Globalisierung; in vielen<br />
Fällen sind sie gleichzeitig auch als Ausdruck einer gewissen Autonomie zu interpretieren,<br />
die die Diversität von regionalen oder branchenmäßigen Entwicklungsbedingungen<br />
reproduziert. Autonomie <strong>und</strong> Individualität können sich schließlich in dem<br />
Maße behaupten <strong>und</strong> entfalten, in dem sie zur Schaffung jener lokalen Anwesenheitszus<strong>am</strong>menhänge,<br />
Rückbettungen (Giddens 1996) <strong>und</strong> Vernetzungen beitragen<br />
(Lokalisierung), die unter verallgemeinerten Globalisierungsbedingungen die Erneuerung<br />
<strong>und</strong> Diversifizierung ehemals exklusiver <strong>und</strong> hochspezialisierter Funktionen erst<br />
ermöglichen.