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ältere arbeitnehmer in der jobrotation.pdf - am Institut Arbeit und ...

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Hubertus Schick/Karl Wöstmann<br />

Ältere <strong>Arbeit</strong>nehmer <strong>in</strong> <strong>der</strong> JobRotation: Intelligente Lösungen<br />

für betrieblichen Qualifikationserhalt <strong>und</strong> Wissenstransfer<br />

„Das Umdenken hat e<strong>in</strong>gesetzt“ sagt Dr. Hans-Peter Klös vom <strong>Institut</strong> <strong>der</strong> Deutschen<br />

Wirtschaft zum Thema ‚Ältere <strong>Arbeit</strong>nehmer’, Frühverrentung wird bereits<br />

allgeme<strong>in</strong> als „wenig <strong>in</strong>telligente“ Lösung diskutiert, vom „Leitbildwechsel“ ist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Fachpresse die Rede. Die Notwendigkeit, ältere <strong>Arbeit</strong>nehmer zu e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en<br />

Zielgruppe <strong>der</strong> Personalentwicklung zu machen, wird <strong>in</strong>zwischen weith<strong>in</strong> anerkannt.<br />

Praktikable Umsetzungsstrategien e<strong>in</strong>er solchen Personalentwicklung<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs schon weit weniger bekannt. Häufig verlassen ältere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter noch eher unfreiwillig den Betrieb. Sie wünschen sich flexible<br />

Übergangslösungen – nicht nur wegen <strong>der</strong> Auswirkungen auf die Rente.<br />

Seit 2002 bereits Instrumente für die <strong>in</strong>dividuelle För<strong>der</strong>ung von betrieblichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern über 50 Jahre bereitgestellt, zentral ist dabei die<br />

„JobRotation“.<br />

Zwei Themen s<strong>in</strong>d es, die im Zus<strong>am</strong>menhang mit älteren <strong>Arbeit</strong>nehmern immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> gestellt werden: <strong>der</strong> Qualifikationserhalt für den Betrieb <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wissenstransfer<br />

an die jüngeren Mitarbeiter. Hier beson<strong>der</strong>s auch für kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

praktikable Lösungen aufzuzeigen, ist das Gebot <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e.<br />

Qualifikationserhalt<br />

E<strong>in</strong> typischer Fall: Nach dem Weggang des älteren Mitarbeiters fehlen plötzlich wesentliche<br />

Informationen <strong>und</strong> stehen dem Betrieb nicht mehr zur Verfügung. Und nicht selten<br />

werden sie von eben diesem Mitarbeiter dann wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gekauft – nicht gerade e<strong>in</strong> Fall<br />

effektiven Wissensmanagements.<br />

Das Beispiel e<strong>in</strong>er 53jährigen St<strong>am</strong>mkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Baubetreuung, <strong>der</strong>en Weiterbeschäftigung<br />

wegen starker ges<strong>und</strong>heitlicher Bee<strong>in</strong>trächtigung gefährdet war, zeigt, dass es auch<br />

an<strong>der</strong>s geht. Da <strong>der</strong> langjährige Beschäftigte e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für die Durchführung <strong>der</strong><br />

Aufträge hatte, sollte er auf ke<strong>in</strong>en Fall entlassen werden. Man konnte <strong>und</strong> wollte auf<br />

se<strong>in</strong>e Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen nicht verzichten, das Unternehmen e<strong>in</strong>igte sich daher<br />

mit ihm auf e<strong>in</strong>e Versetzung <strong>in</strong> den Innendienst. Jahrelang mit <strong>der</strong> Bauaufsicht vor Ort<br />

beschäftigt, fehlten bei dem Mitarbeiter allerd<strong>in</strong>gs gr<strong>und</strong>legende Qualifikationen im Bereich<br />

EDV, die <strong>in</strong>zwischen für die Projektabwicklung elementar s<strong>in</strong>d. Daher wurde für<br />

diese Umsetzung e<strong>in</strong>e entsprechende Weiterbildung angesetzt, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong>er den<br />

Mitarbeiter arbeitsplatznah für die neue Tätigkeit qualifizierte. Als Stellvertreter wurde e<strong>in</strong><br />

junger Ingenieur beschäftigt, <strong>der</strong> die <strong>Arbeit</strong> auf den Baustellen fortführte <strong>und</strong> <strong>der</strong> nach<br />

kurzer Zeit e<strong>in</strong>gestellt werden konnte.


Es handelt sich hier um e<strong>in</strong>e geradezu klassische Variante <strong>der</strong> Unterstützung e<strong>in</strong>er Weiterbeschäftigung<br />

älterer <strong>Arbeit</strong>nehmer bzw. <strong>Arbeit</strong>nehmer<strong>in</strong>nen: JobRotation begleitet<br />

den Wechsel des Mitarbeiters, <strong>der</strong> nur noch e<strong>in</strong>geschränkt auf se<strong>in</strong>em bisherigen <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

e<strong>in</strong>setzbar ist, auf e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en <strong>Arbeit</strong>splatz im Unternehmen. E<strong>in</strong>e passende<br />

Nachwuchskraft wird als Stellvertreter e<strong>in</strong>gestellt, <strong>der</strong> Aufwand <strong>und</strong> die Kosten für e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Anpassungsfortbildung können so merklich m<strong>in</strong>imiert werden. Und die<br />

Frage <strong>der</strong> Neue<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> dem bisherigen <strong>Arbeit</strong>sbereich des älteren <strong>Arbeit</strong>nehmers<br />

wird mit dieser Form <strong>der</strong> Personalentwicklung unmittelbar gelöst: E<strong>in</strong>stellung als neuer<br />

Mitarbeiter, wenn Stellvertreter <strong>und</strong> Unternehmen zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> passen.<br />

Hier hat sich also e<strong>in</strong>e passgenaue Qualifikationserweiterung e<strong>in</strong>gestellt, die mit <strong>der</strong><br />

JobRotation <strong>in</strong> Zukunft systematischer entwickelt werden kann. Denn die Regiestelle für<br />

JobRotation kann für e<strong>in</strong>en solchen Fall e<strong>in</strong> Angebot unterbreiten <strong>und</strong> dem Betrieb gleich<br />

mehrere Aufgabenstellungen <strong>der</strong> Personalentwicklung abnehmen:<br />

• die betriebliche Qualifikationsbedarfsanalyse,<br />

• die Sichtung von Weiterbildungsangeboten für betriebliche Mitarbeiter,<br />

• die Erschließung von För<strong>der</strong>möglichkeiten bis zum unterschriftsreifen Antrag,<br />

• die Suche nach dem „idealen“ Stellvertreter,<br />

• die Organisation e<strong>in</strong>er Stellvertretung <strong>und</strong><br />

• die Abwicklung e<strong>in</strong>er eventuellen Feste<strong>in</strong>stellung nach Ablauf <strong>der</strong> Vertretung.<br />

Wissenstransfer<br />

Schon beim geschil<strong>der</strong>ten Beispiel handelt es sich um e<strong>in</strong>e Form von JobRotation, bei<br />

<strong>der</strong> die Qualifikationen des älteren Mitarbeiters gewürdigt <strong>und</strong> weiterh<strong>in</strong> betrieblich nutzbar<br />

gehalten werden. Mit dem Thema ‚Wissenstransfer auf jüngere Mitarbeiter’ wird dieser<br />

Aspekt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em noch weitaus höheren Maße <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> gerückt.<br />

E<strong>in</strong> gutes Beispiel: Wissenstransfer beim K<strong>und</strong>enservice im SHK-Handwerk. Gute K<strong>und</strong>enservice-Monteure<br />

s<strong>in</strong>d rar, denn ihre Qualifikation besteht nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesellenbrief<br />

des SHK-Handwerks, auch nicht e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längeren Erfahrung im Umgang<br />

mit den gebräuchlichen Geräten. Servicemonteure müssen die Firma <strong>und</strong> die Firmenphilosophie<br />

gegenüber dem K<strong>und</strong>en vertreten, die konkreten Geräte vor Ort warten <strong>und</strong> reparieren<br />

<strong>und</strong> dabei die Firma für e<strong>in</strong>en ganzen E<strong>in</strong>zugsraum ihrer K<strong>und</strong>en repräsentieren<br />

können. Ihr Kompetenzerwerb spielt sich daher auf e<strong>in</strong>er Ebene ab, die mit zertifizierten<br />

Kursen alle<strong>in</strong>e nicht zu erfassen ist, son<strong>der</strong>n die im Idealfall zum Beispiel e<strong>in</strong>e mehrmonatige<br />

Begleitung e<strong>in</strong>es Servicemonteurs umfasst. Mit dem Instrument JobRotation war<br />

e<strong>in</strong>e solche Art <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerbetrieblichen Qualifizierung bis zu 12 Monaten möglich: Der jüngere<br />

Mitarbeiter begleitet den älteren, erfahrenen Servicemonteur, lernt den K<strong>und</strong>enst<strong>am</strong>m<br />

<strong>und</strong> die Geräte kennen <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Zeit dieser speziellen Qualifizierung<br />

kann <strong>der</strong> Betrieb e<strong>in</strong>e Vertretungskraft für den jüngeren Mitarbeiter beantragen.<br />

Deutlich wird dabei, dass gerade kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> mittlere Unternehmen auf sich gestellt e<strong>in</strong>e<br />

praxisnahe Organisation von Wissenstransfer nur schwer leisten können. Ihre K<strong>und</strong>en


dürften wohl kaum bereit se<strong>in</strong>, sich zwei <strong>Arbeit</strong>skräfte für e<strong>in</strong>en solchen Wissenstransfer<br />

<strong>in</strong> Rechnung stellen zu lassen, für den bis dato e<strong>in</strong>e <strong>Arbeit</strong>skraft ausreichend war. Das<br />

heißt: Ohne den E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es geeigneten Instruments lässt sich diese für e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

durchaus wichtige Funktion kaum betrieblich e<strong>in</strong>richten. Und auch hier ist JobRotation<br />

das geeignete Instrument.<br />

Das Beispiel ist auch auf an<strong>der</strong>e Branchen übertragbar: Betriebswissen an speziellen<br />

<strong>Arbeit</strong>splätzen darf nicht auf die bestehenden, häufig schon überalterten Mannschaften<br />

beschränkt bleiben. Durch die JobRotation können jüngere Mitarbeiter von den erfahrenen<br />

älteren Kollegen e<strong>in</strong>gewiesen werden <strong>und</strong> von <strong>der</strong>en Erfahrungswissen über mehrere<br />

Wochen profitieren.<br />

Innerbetrieblicher Wissenstransfer ist gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anfangsphase mit se<strong>in</strong>en neuen<br />

Organisationsformen <strong>und</strong> -e<strong>in</strong>richtungen häufig zeit- <strong>und</strong> daher kosten<strong>in</strong>tensiv. Daher<br />

kommt e<strong>in</strong>e Firma auf sich gestellt erst e<strong>in</strong>mal nicht unbed<strong>in</strong>gt auf solche Beispiele von<br />

Personalentwicklungslösungen, weil sie zu hohe Kosten <strong>und</strong> Organisationsaufwand erfor<strong>der</strong>lich<br />

machen. Dagegen wird das Personalentwicklungs<strong>in</strong>strument JobRotation von<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Hand bereitgestellt <strong>und</strong> ist von vornhere<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em viel ger<strong>in</strong>geren Aufwand<br />

für den e<strong>in</strong>zelnen Betrieb zu kalkulieren - zumal noch umfangreiche Beratungs- <strong>und</strong><br />

Organisationsleistungen durch das Büro JobRotation h<strong>in</strong>zukommen. Hier liegt also Entwicklungspotenzial<br />

brach, das Bremische Firmen bislang viel zu wenig zur Kenntnis genommen<br />

haben <strong>und</strong> breiter nutzen könnten.

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