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Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern

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2013<br />

Jahresrückblick<br />

1


2<br />

Inhalt<br />

Brü<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

Frater Eduard (60): Wenn ich noch mal 20 wäre 3<br />

Goldene Profess: Pater Johannes, Frater Malchus 4<br />

Frater Christoph (65) ist Fußballfan 8<br />

Feierliche Profess von Frater Magnus 9<br />

Frater Robert (65) begeistert sich für Volksmusik 12<br />

Frater Timotheus (80) – Pionier in Algasing 13<br />

Frater Alfons (70): Engagement für Indien 14<br />

Frater Seraphim: Wie ich meine Gelübde lebe 16<br />

Pater Leodegar blickt zurück 18<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Johannes von Gott und die Palliativmedizin 19<br />

Klosternächte in Schwandorf, Königstein, Malseneck 20<br />

150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing 22<br />

Pastoralpapier des <strong>Orden</strong>s übergeben 25<br />

„Handbuch“ für die Charta <strong>der</strong> Hospitalität 26<br />

Vorbereitung auf das Provinzkapitel 2014 27<br />

Besinnungstage/Exerzitien<br />

Auf Weihnachten zu 28<br />

Den Glauben bekennen, feiern und leben 29<br />

Brü<strong>der</strong>-Wochenende in Algasing 31<br />

Das Jahr des Glaubens 32<br />

Exerzitien: Leben in Begegnung 33<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />

Die neue Generalleitung 35<br />

Johannes von Gott – Pionier <strong>der</strong> Krankenpflege 37<br />

Krankenpfleger spielt Frater Fortunatus Thanhäuser 39<br />

<strong>Orden</strong>sausbil<strong>der</strong>-Treffen in Kostenz 40<br />

Scholastikerwerkwoche in Krakau 41<br />

Unterstützung für indische Einrichtungen 43<br />

Papst Franziskus und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> 45<br />

Seligsprechung von Märtyrern in Spanien 46<br />

Missionswoche für Ghana 48<br />

Nachrufe<br />

Ehrenmitglied Prälat Prof. Dr. Alfred Läpple 50<br />

Frater Michael Mockenhaupt 50<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

bei seinem ersten Angelusgebet<br />

am 17. März 2013<br />

bekannte Papst Franziskus<br />

sich ausdrücklich zur Barmherzigkeit als Grundakzent <strong>der</strong> Kirche:<br />

„Etwas mehr Barmherzigkeit verän<strong>der</strong>t die Welt; es macht<br />

sie weniger kalt und mehr gerecht.“ Diese Worte und viele Gesten<br />

des Heiligen Vaters ermutigen uns Barmherzige Brü<strong>der</strong> auf<br />

unserem Weg <strong>der</strong> Hospitalität.<br />

„Die Hospitalität mit Hoffnung und Mut zum Wagnis leben“<br />

– so lautet das Leitthema des 50. Provinzkapitels <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz, das im März 2014 in Kostenz stattfinden<br />

wird. Ja, wir können als Barmherzige Brü<strong>der</strong> hoffnungsvoll in<br />

die Zukunft gehen, weil wir uns im Glauben an Jesus Christus<br />

verankert wissen. „Dank des Glaubens können wir in denen,<br />

die unsere Liebe erbitten, das Antlitz des auferstandenen Herrn<br />

erkennen“, heißt es im Apostolischen Schreiben „Porta fidei“<br />

von Papst Benedikt XVI. zum Jahr des Glaubens.<br />

Auch wenn das Glaubensjahr nun zu Ende gegangen ist,<br />

bleibt die stete Verankerung unserer Tätigkeit im Glauben für<br />

uns Barmherzige Brü<strong>der</strong> ein großes Anliegen. Nur daraus kann<br />

auch <strong>der</strong> „Mut zum Wagnis“ entstehen, wie im Motto des Provinzkapitels<br />

gefor<strong>der</strong>t. Was Mut in <strong>der</strong> Nachfolge Christi heißen<br />

kann, das zeigen uns die am 13. Oktober im spanischen<br />

Tarragona seliggesprochenen Märtyrer aus dem Spanischen<br />

Bürgerkrieg. Beson<strong>der</strong>s dankbar sind wir dafür, dass auch 24<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> „zur Ehre <strong>der</strong> Altäre“ erhoben wurden, die<br />

ihr Ausharren bei den Kranken mit dem Leben bezahlt haben.<br />

Eine solche Prüfung bleibt uns in <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

gottlob heute erspart. Dennoch stehen auch wir<br />

vielen Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenüber, die es mutig und beherzt<br />

anzupacken gilt. Wir müssen uns <strong>der</strong> enormen wirtschaftlichen<br />

Verantwortung stellen, dürfen aber dabei den Kern unserer Sendung<br />

als <strong>Orden</strong>sleute nicht aus den Augen verlieren: Wir weihen<br />

uns Gott und stellen uns durch die Betreuung <strong>der</strong> Kranken und<br />

Hilfsbedürftigen in den Dienst <strong>der</strong> Kirche, heißt es in den Konstitutionen.<br />

Dabei sind wir außerordentlich dankbar dafür, dass<br />

Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitwirken<br />

in <strong>der</strong> „Familie des heiligen Johannes von Gott im Dienst <strong>der</strong><br />

Hospitalität“ - so lautete das Motto des Generalkapitels 2012.<br />

Wir <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sagen „Vergelt’s Gott“ für Unterstützung<br />

in jedwe<strong>der</strong> Form und wünschen Ihnen ein gesegnetes<br />

Weihnachtsfest sowie ein glückliches und gesundes Jahr 2014.<br />

In Abwandlung einer von Papst Franziskus oft gebrauchten Formulierung<br />

bitte ich Sie: „Beten Sie für uns Barmherzige Brü<strong>der</strong>,<br />

wir brauchen Ihr Gebet sehr.“<br />

Ihr<br />

Das Titelbild zeigt die beiden <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Thomas<br />

Väth (hinten) und Markus Krippner, die beim Schülertag am<br />

8. Mai 2013 in Algasing ein Spezial-Fahrrad ausprobieren.<br />

Frater Emerich Steigerwald<br />

Provinzial


BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

3<br />

„Wenn ich noch mal zwanzig wäre“<br />

Frater Eduard Bauer ist am 21. Januar<br />

60 Jahre alt geworden und vor 40 Jahren,<br />

am 1. Mai 1973, hat er seine Erste<br />

Profess abgelegt – seinen Entschluss, in<br />

den <strong>Orden</strong> einzutreten, hat er nie bereut.<br />

Frater Eduard Bauer (hinten, zweiter von links)<br />

1973 als 20-Jähriger; mit auf dem Foto unter an<strong>der</strong>em:<br />

Frater Meinrad Ebner, Pater Leodegar<br />

Klinger, Frater Robert Wimmer, Frater Timotheus<br />

Rohrmoser<br />

Willy Schnei<strong>der</strong> war ein deutscher<br />

Volks- und Schlagersänger.<br />

Zu seinen erfolgreichsten<br />

Lie<strong>der</strong>n gehören „Schütt die<br />

Sorgen in ein Gläschen Wein“ und „Man<br />

müsste nochmals zwanzig sein“. Dieses<br />

Lied komponierte Schnei<strong>der</strong> im Jahre<br />

1953, in dem ich geboren wurde.<br />

Als ich am 1. Januar 1971 in den <strong>Orden</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> eintrat, war<br />

ich noch nicht volljährig und brauchte<br />

hierzu die Erlaubnis meiner Mutter, die<br />

sie mir nur wi<strong>der</strong>willig gab. Sie war <strong>der</strong><br />

Meinung, dass man eine solche Entscheidung<br />

im Alter von 17 Jahren noch nicht<br />

treffen könne. Außerdem war sie <strong>der</strong> Ansicht,<br />

dass ich meine Entscheidung bald<br />

bereuen und wie<strong>der</strong> nach Hause kommen<br />

würde. Heute, nach fast 45 Jahren,<br />

habe ich meinen Klostereintritt noch immer<br />

nicht bereut, wohl aber die verschiedensten<br />

Durststrecken durchgemacht.<br />

Bei <strong>der</strong> Fortbildung für leitende<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichten<br />

mehrere Mitbrü<strong>der</strong> über ihren<br />

Weg in den <strong>Orden</strong>. Dabei wird häufig<br />

die Frage gestellt, ob man sich heute<br />

wie<strong>der</strong> für diesen Weg entscheiden<br />

würde. Ich vergleiche meine Berufung<br />

gerne mit einem Mosaik. Es ist nicht<br />

<strong>der</strong> Berufungsweg eines Apostels Paulus,<br />

<strong>der</strong> vom Pferd fällt, blind wird und<br />

dann seinen eigentlichen Weg zu Christus<br />

findet. Es ist vielmehr <strong>der</strong> Weg, wo<br />

sich Steinchen an Steinchen reiht und<br />

daraus ein Bild entsteht.<br />

Bereits vor meinem Klostereintritt<br />

gab es Menschen in meinem Leben,<br />

die mir die Richtung zeigten. Erwähnen<br />

möchte ich hier die Ausbil<strong>der</strong>in in<br />

meinem Lehrberuf, eine Barmherzige<br />

Schwester, die mir bei meinen Sozialeinsätzen<br />

im Krankenhaus zur Richtschnur<br />

wurde, und nach meinem Klostereintritt<br />

meinen Novizenmeister, <strong>der</strong> mir heute<br />

noch ein großes Vorbild ist. In meiner<br />

Ausbildungszeit, die ich zum größten<br />

Teil im Reichenbacher Konvent verbrachte,<br />

haben mir die Mitbrü<strong>der</strong>, von<br />

denen die meisten verstorben sind, so<br />

manches Mosaiksteinchen für meine<br />

Berufung geliefert. Aber auch viele Mitarbeiter,<br />

die mit mir ein Stück des Weges<br />

gegangen sind.<br />

Wie in unserer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />

üblich, wurde ich im Laufe meines <strong>Orden</strong>slebens<br />

oftmals versetzt. Dies war<br />

nicht immer ganz einfach für mich.<br />

Wenn man sich an Menschen und Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

gewöhnt hat, fällt es schwer,<br />

Abschied zu nehmen. Im Alter von 30<br />

Jahren bin ich zum ersten Mal Oberer geworden.<br />

So sehr mich das Vertrauen <strong>der</strong><br />

Mitbrü<strong>der</strong> geehrt hat, so sehr hat mich<br />

diese Aufgabe auch oft belastet und mir<br />

Entscheidungen abverlangt, die mir nicht<br />

leicht gefallen sind.<br />

In diese Zeit fällt auch die schwere<br />

Erkrankung meiner Mutter. Der <strong>Orden</strong><br />

war mir sehr behilflich, dass ich sie in<br />

meine Nähe holen konnte. Irgendwann<br />

hat sie mir gesagt, dass dies die glücklichste<br />

Zeit in ihrem Leben war. Das hat<br />

mich versöhnt mit ihrem Wi<strong>der</strong>stand<br />

beim Eintritt in den <strong>Orden</strong>.<br />

Lange Zeit bin ich nun schon im<br />

Provinzialat in München tätig. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />

und die provinzweite<br />

Fortbildung ist hier meine Hauptaufgabe.<br />

Ich bin gerne hier, weil die Aufgaben<br />

vielfältig sind. An<strong>der</strong>erseits bin ich auch<br />

mit 60 verfügbar und offen für das Werk<br />

<strong>der</strong> Hospitalität und die Familie des heiligen<br />

Johannes von Gott, die 40 Jahre mein<br />

Leben ausgemacht haben.<br />

Frater Eduard Bauer<br />

Frater Eduard 1977 in <strong>der</strong> Reichenbacher Werkstatt<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen


4<br />

BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

„Vergelt’s Gott für Euren Dienst!“<br />

Goldene Profess von Pater Johannes von Avila Neuner und Frater Malchus Schmid<br />

Pater Johannes und Frater Malchus (von rechts) bei <strong>der</strong> Professerneuerung – links: <strong>der</strong> Neuburger Prior Frater Donatus Wiedenmann<br />

Im Altenheim St. Augustin in Neuburg<br />

an <strong>der</strong> Donau begingen am 1. Mai Pater<br />

Johannes von Avila Neuner, Prior<br />

und Seelsorger am Münchner Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>, und<br />

Frater Malchus Schmid, <strong>der</strong> im Neuburger<br />

Altenheim des <strong>Orden</strong>s lebt, ihr<br />

50-jähriges Professjubiläum. Am gleichen<br />

Tag erinnerte sich Frater Eduard<br />

Bauer an seine Erste Profess vor genau<br />

40 Jahren.<br />

In seiner Predigt beim Festgottesdienst<br />

bezog sich <strong>der</strong> Hausgeistliche Pater Alfred<br />

Blöth OSFS auf die Lesung aus<br />

dem ersten Buch Samuel: Der junge Samuel<br />

hört den Ruf des Herrn, den er aber<br />

nicht zu deuten weiß, und geht zum alten<br />

Eli, um ihn um Rat zu fragen. Der Prediger<br />

vermutet, dass es auch heute „vielleicht<br />

gar nicht so wenige“ Samuels gibt: „junge<br />

Menschen, die mit Gott rechnen, junge<br />

Leute, die eigentlich mehr wollen als Geld<br />

verdienen, ein schnelles Auto fahren, eine<br />

Karriere machen“.<br />

Beim Festessen dankte Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald den beiden Jubilaren<br />

„für die Treue zu Eurer Berufung im<br />

Hospitalorden“ und für „allen begeisterten<br />

Dienst und Einsatz“.<br />

Frater Malchus:<br />

ruhig und zugewandt<br />

Frater Malchus wurde 1931 in Unterzeitlbach<br />

bei Altomünster geboren und<br />

erhielt den Taufnamen Georg. 1968 legte<br />

er in Regensburg seine Feierliche Profess<br />

ab, im gleichen Jahr begann er die Ausbildung<br />

zum Krankenpflegehelfer am Klinikum<br />

Dritter <strong>Orden</strong> in München. Nach<br />

<strong>der</strong>en Abschluss war er vor allem in den<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen Straubing,<br />

Gremsdorf und Reichenbach im Dienst,<br />

meist übernahm er auch das Amt des<br />

Subpriors. Seit 2004 lebt er im Altenheim<br />

St. Augustin in Neuburg.<br />

Bei <strong>der</strong> Feier in Neuburg sagte Provinzial<br />

Frater Emerich über Frater Malchus, er<br />

habe seinen Dienst an den Heimbewohnern<br />

in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ten- und Altenhilfe<br />

„eifrig, ruhig und zugewandt verrichtet<br />

… Er hat die Teilnahme <strong>der</strong> Anvertrauten<br />

am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft, am Leben<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft … gestaltet, um die<br />

Menschen ihre Würde und ihr Wohl erleben<br />

zu lassen.“<br />

Pater Johannes:<br />

vielseitig und erfolgreich<br />

Pater Johannes (Taufname: Andreas)<br />

wurde 1942 in Mittenwald geboren.<br />

Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann<br />

und einer Tätigkeit als Finanzbuchhalter<br />

trat er 1961 in den <strong>Orden</strong> ein.<br />

Unter an<strong>der</strong>em war er auch maßgeblich<br />

am Aufbau <strong>der</strong> Werkstätten für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen in Reichenbach und Algasing<br />

beteiligt. Schon über 40 Jahre alt, nahm er<br />

1984 das Theologiestudium auf und wurde<br />

1989 zum Priester geweiht.<br />

Der Provinzial würdigte Pater Johannes<br />

mit den Worten, er habe „als in Krankenpflege<br />

und Behin<strong>der</strong>tenarbeit Ausgebildeter<br />

wie auch später als Theologe in unseren<br />

Krankenhäusern und Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen<br />

in Reichenbach, Regensburg, Algasing,<br />

Neuburg und München vielseitig und<br />

anerkannt sehr erfolgreich gewirkt“. Er sei<br />

mit vielen Talenten gesegnet und „immer<br />

eifrig, verfügbar und einsatzbereit“. Auch<br />

sei er bestrebt, in seinem seelsorglichen<br />

Wirken den seligen Eustachius Kugler „als<br />

Vorbild und Fürsprecher“ zu empfehlen.<br />

Johann Singhartinger


5<br />

50<br />

PROFESS<br />

Foto oben: Die beiden Jubilare, Pater Johannes (links) und Frater Malchus, beim<br />

Anschneiden <strong>der</strong> Festtagstorten – rechts: Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

Foto rechts: Frater Malchus als junger Barmherziger Bru<strong>der</strong>


6<br />

BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

Anekdoten aus<br />

50 Jahren <strong>Orden</strong>sleben<br />

Pater Johannes von Avila Neuner erinnert sich<br />

Am 1. Mai beging Pater Johannes von<br />

Avila Neuner, Prior und Seelsorger am<br />

Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

München, gemeinsam mit Frater Malchus<br />

Schmid (siehe Beitrag auf Seite 4)<br />

in Neuburg seine Goldene Profess. Im<br />

Gespräch mit Johann Singhartinger erzählt<br />

er einige lustige Begebenheiten aus<br />

seinen frühen <strong>Orden</strong>sjahren.<br />

Kardinal Reinhard Marx (rechts) hat Pater Johannes<br />

am 27. März zum Erzbischöflichen Geistlichen<br />

Rat ernannt – „in dankbarer Anerkennung<br />

und Würdigung seines seelsorgerlichen Wirkens<br />

… auf dem Gebiet <strong>der</strong> Krankenhausseelsorge“,<br />

wie es in <strong>der</strong> Ernennungsurkunde heißt.<br />

„Ja, ist denn <strong>der</strong> Kaffee<br />

das Wichtigste?“<br />

Während des Noviziats in Reichenbach<br />

gab uns Chorleiter und Organist Frater<br />

Bertrand Bierler einmal eine neue Messe<br />

zum Proben. Mitnovize Frater Alfons<br />

Wittmann fragte: „Warum lernen wir denn<br />

heute eine neue Messe?“ Frater Bertrand<br />

antwortete: „Weil wir bald das Fest unseres<br />

Regelvaters Augustinus feiern!“ Darauf<br />

Frater Alfons: „Oh, da gibt es ja dann mittags<br />

Kaffee!“ „Ja, ist denn <strong>der</strong> Kaffee für<br />

Sie das Wichtigste?“ empörte sich da <strong>der</strong><br />

Chorleiter mit donnern<strong>der</strong> Stimme und<br />

erhobenen Armen. Für Frater Bertrand<br />

spielte <strong>der</strong> Kaffee keine große Rolle – er<br />

bekam ihn nämlich täglich nach dem Essen,<br />

während den Novizen damals nur an<br />

Festtagen <strong>der</strong> Genuss des begehrten Filterkaffees<br />

vergönnt war.<br />

Der Versprecher<br />

des Kardinals<br />

Der Dom zu Freising: Bei einer Festpredigt<br />

von Kardinal Julius Döpfner, damals<br />

Erzbischof von München und Freising,<br />

ging es um die Ankunft des heiligen<br />

Korbinian in Freising. Leidenschaftlich<br />

führte Kardinal Döpfner aus: „Herzog<br />

Grimoald wünschte sich einen Bischof<br />

für sein Herzogtum – und wer kam: <strong>der</strong><br />

heilige Kilian …“ Da konnten die Besucher<br />

in den Kirchenbänken das Lachen<br />

nicht zurückhalten – und <strong>der</strong> Kardinal<br />

stimmte, nach einer Schrecksekunde, mit<br />

ein; auch er hatte nun seinen Versprecher<br />

bemerkt: Kilian statt Korbinian. Die Verwechslung<br />

des Münchner Diözesanpatrons<br />

mit dem Würzburger kam natürlich<br />

nicht von ungefähr, stammte Döpfner<br />

doch aus <strong>der</strong> Diözese Würzburg und war<br />

von 1948 bis 1957 <strong>der</strong>en Bischof. Danach<br />

wirkte er in Berlin und ab 1961 in<br />

München-Freising.<br />

„Wir wi<strong>der</strong>sagen“<br />

Der hochbetagte Frater Bertrand Bierler<br />

unterrichtete in <strong>der</strong> Gruppe St. Vinzenz<br />

in Reichenbach täglich schwer geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Kin<strong>der</strong> von etwa zehn bis sechzehn<br />

Jahren in <strong>der</strong> damals sogenannten<br />

„Vor-Hilfsschule“. Zur Vorbereitung auf<br />

den Empfang <strong>der</strong> ersten Heiligen Kommunion<br />

kam einmal wöchentlich auch<br />

<strong>der</strong> Hausgeistliche Pater Lothar Schwarz,<br />

ein Benediktiner, zu den Kin<strong>der</strong>n. Er übte<br />

mit ihnen den Ablauf <strong>der</strong> Erstkommunion-Feier,<br />

unter an<strong>der</strong>em die Erneuerung<br />

des Taufversprechens. Auf die Fragen „Wi<strong>der</strong>sagt<br />

ihr dem Bösen …?“ usw. mussten<br />

die Kin<strong>der</strong> dreimal antworten: „Wir wi<strong>der</strong>sagen.“<br />

Dann aber kam sehr schnell – zu<br />

schnell – die Frage: „Glaubt ihr an Gott,<br />

den Vater, den Allmächtigen …?“ Und es<br />

schallte dem Pater entgegen: „Wir wi<strong>der</strong>sagen“.<br />

Als Novizen hatten wir dieser Szene<br />

gelauscht und uns köstlich amüsiert.<br />

Die braunen Finger<br />

Frater Kupertin E<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> einige Jahre<br />

seines <strong>Orden</strong>slebens in Japan verbracht<br />

hatte, wirkte Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre als<br />

Koch in Reichenbach. Den Sonntagnachmittag<br />

nutzte er gerne für Spaziergänge in<br />

die Umgebung. An einem schönen Herbstsonntag<br />

war er in Richtung <strong>der</strong> Ortschaft<br />

Wald unterwegs, als ihm ein Autofahrer<br />

anbot, ihn zurück nach Reichenbach zu<br />

nehmen. Frater Kupertin nahm das Angebot<br />

an. Der Autofahrer bemerkte die<br />

braunen Finger des <strong>Orden</strong>smannes und<br />

fragte ihn, ob er denn Walnüsse geerntet<br />

und geschält habe. Frater Kupertin lachte


7<br />

Foto oben: Frater Johannes von Avila Neuner legt<br />

1968 seine Feierliche Profess ab.<br />

Foto rechts: Mit einem Musikstück begrüßen die<br />

Novizen 1963 den Generalprior bei einem Besuch<br />

in Reichenbach – Frater Johannes am Hackbrett,<br />

im Hintergrund sein 2012 verstorbener Mit-Novize<br />

Frater Ambrosius Werkmeister.<br />

50<br />

PROFESS<br />

herzlich und erwi<strong>der</strong>te: „Nein, die braunen<br />

Finger kommen nicht vom Walnuss-<br />

Schälen, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Freude am Rauchen.“<br />

Die Sache mit dem<br />

„Kin<strong>der</strong>-Machen“<br />

Im Krankenhaus St. Wolfgang <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Neuburg an <strong>der</strong><br />

Donau, das <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> 1980 aufgegeben<br />

hat, war es üblich, dass die Patienten nach<br />

einer orthopädischen Operation noch im<br />

OP geröntgt wurden. Fiel eine Operation<br />

in die Mittagszeit, wurde einer <strong>der</strong> beiden<br />

Röntgen-Assistenten, Frater Bernulf Meier<br />

und Frater Virgil Ster, gerufen. Eines Mittags<br />

saßen die Brü<strong>der</strong> beim Essen, als das<br />

Telefon klingelte. Frater Melchior Kracker<br />

nahm den Anruf entgegen. Da er nicht<br />

wusste, wer von den beiden „Röntgen-Brü<strong>der</strong>n“<br />

Dienst hatte, rief er laut vernehmbar<br />

in das Refektorium: „Im OP wäre ein Kind<br />

zu machen …“ Schallendes Gelächter war<br />

die Antwort. Von dem Zeitpunkt an gab<br />

es, wenn bei den Brü<strong>der</strong>n das Telefon klingelte,<br />

immer wie<strong>der</strong> die Bemerkung: „Mal<br />

schauen, ob im OP wie<strong>der</strong> mal ein Kind<br />

zu machen wäre …“<br />

Pater Johannes von Avila Neuner /<br />

Johann Singhartinger


8<br />

Warum ich<br />

mich für<br />

Fußball<br />

interessiere<br />

65 Jahre ist Frater Christoph Meißner,<br />

Krankenpfleger am Münchner Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong>, am<br />

11. Mai alt geworden. Er spielte auch<br />

noch im <strong>Orden</strong> gerne selbst Fußball –<br />

an seinen Einsatzorten in Neuburg an<br />

<strong>der</strong> Donau, Rom, Algasing und Regensburg.<br />

Ihre Wurzeln hat die Fußball-Begeisterung<br />

in Frater Christophs Kindheit,<br />

wie er im Folgenden erklärt.<br />

Schon als kleiner Bub war mir Fußball<br />

vertraut. Ich erinnere mich<br />

noch gut an die Sonntagnachmittage,<br />

wenn mein Vater im Radio die<br />

Fußballergebnisse hörte und keiner<br />

mehr etwas sagen durfte. Die Stimme<br />

des Rundfunk-Reporters Josef Kirmaier<br />

„liebe Sportfreunde“ ist mir unvergesslich.<br />

Da wurden auch die Resultate<br />

<strong>der</strong> ausländischen Ligen durchgegeben,<br />

so dass mir italienische Vereine wie Lanerossi<br />

Vicenza o<strong>der</strong> Juventus Turin<br />

schon damals im Gedächtnis blieben.<br />

Von <strong>der</strong> Weltmeisterschaft 1954 habe<br />

ich noch nichts mitbekommen, aber die<br />

darauffolgende in Schweden 1958 lebte<br />

ich mit.<br />

Auch war ich sehr interessiert am<br />

Wohl und Wehe meines Heimatvereines<br />

„FC Röthenbach“. Sonntag für Sonntag<br />

ging ich hinunter zum Pegnitzgrund und<br />

konnte gar nicht mehr das Ende des Mittagessens<br />

erwarten. Einmal nahm mich<br />

mein Vater mit nach Nürnberg zum<br />

„Club“. Nürnberg spielte gegen Mannheim<br />

und ich fragte meinen Vater: „Wo<br />

ist denn <strong>der</strong> Morlock?“ Der Name des<br />

berühmten Stürmers des 1. FC Nürnberg<br />

war mir ja bekannt. Mein Vater sag-<br />

Frater Christoph mit einem Pokalsieger-T-Shirt des „Clubs“, also des 1. FC Nürnberg<br />

te darauf: „Da ist er!“ Morlock machte<br />

gerade einen Einwurf und so konnte ich<br />

ihn sehr gut sehen. Diese Episode prägte<br />

sich mir tief ein, so dass <strong>der</strong> „Club“<br />

für immer mein Lieblingsverein wurde.<br />

Selber spielte ich natürlich auch<br />

Fußball, dies war aber schwierig, da wir<br />

überall verjagt wurden. Letzten Endes<br />

blieb uns nur <strong>der</strong> Wald, wo wir die Bäume<br />

als Tore benutzten. Ich ging gerne<br />

ins Tor, war aber auch als „Abstauberkönig“<br />

bekannt. Vor Kopfball hatte ich<br />

keine Angst. Gerne hätte ich mit meinem<br />

Vater gespielt, um ihm zu zeigen,<br />

was ich kann, aber das war lei<strong>der</strong> wegen<br />

seines Gesundheitszustandes nicht<br />

mehr möglich.<br />

Frater Christoph Meißner


BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

9<br />

Ein Versprechen auf Dauer<br />

Feierliche Profess von Frater Magnus Morhardt<br />

Am Pfingstsamstag, den 18. Mai, legte Frater Magnus Morhardt in <strong>der</strong> Regensburger Krankenhauskirche St. Pius seine feierlichen <strong>Orden</strong>sgelübde ab.<br />

Bei <strong>der</strong> Feierlichen o<strong>der</strong> Ewigen<br />

Profess bindet sich <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>smann<br />

mit den Gelübden „<strong>der</strong><br />

Keuschheit, <strong>der</strong> Armut, des Gehorsams<br />

und <strong>der</strong> Hospitalität im Dienst <strong>der</strong> Armen<br />

und Kranken“, wie es in <strong>der</strong> Professformel<br />

heißt, endgültig an den <strong>Orden</strong>.<br />

Das vierte Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität ist<br />

die Beson<strong>der</strong>heit bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n. Die letzte Feierliche Profess<br />

in <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz liegt<br />

drei Jahre zurück – am 8. Mai 2010 hatte<br />

Frater Seraphim Schorer seine feierlichen<br />

Gelübde abgelegt.<br />

Bevor Frater Magnus Morhardt (34)<br />

kniend, die Hand auf dem Evangeliar,<br />

vor Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

die Professformel sprach, legte sich<br />

<strong>der</strong> Professkandidat als uraltes Zeichen<br />

<strong>der</strong> Ganzhingabe an Gott vor dem Altar<br />

auf den Boden – gleichzeitig wurde<br />

die Allerheiligenlitanei gesungen. Nach<br />

<strong>der</strong> Unterzeichnung <strong>der</strong> Professurkunde<br />

sprach Pater Leodegar Klinger das Segensgebet<br />

über den Professen. Anschließend<br />

nahm <strong>der</strong> Provinzial die Profess<br />

an, er „vereinigte“ Frater Magnus „für<br />

immer mit unserer <strong>Orden</strong>sfamilie“ und<br />

überreichte ihm Kreuz, Stundenbuch<br />

und Rosenkranz.<br />

Hauptzelebrant Pater Leodegar<br />

Klinger, <strong>der</strong> gemeinsam mit dem Heimatpfarrer<br />

und fünf weiteren Mitzelebranten<br />

am Altar stand, ging in seiner<br />

Predigt auf die Gelübde ein. Das Gelübde<br />

<strong>der</strong> Armut beispielsweise sei heute<br />

nicht in erster Linie äußerlich zu verstehen,<br />

son<strong>der</strong>n solle zu einer innerlichen<br />

„Freiheit des Herzens und zur Offenheit<br />

vor Gott“ führen. Es gehe um das Freiwerden<br />

von unnützen o<strong>der</strong> „verkehrten<br />

Bindungen“. Gott, <strong>der</strong> die Liebe sei,<br />

„will in unseren Herzen wohnen“, sagte<br />

<strong>der</strong> Prediger. Gerade beim Gelübde <strong>der</strong><br />

Hospitalität, <strong>der</strong> Hinwendung zu kranken<br />

und hilfsbedürftigen Menschen, reiche<br />

eine qualifizierte Ausbildung nicht<br />

aus – „die Liebe muss hinzukommen“,<br />

for<strong>der</strong>te Pater Leodegar.


10<br />

Mit dem Danklied „Großer Gott,<br />

wir loben dich“ endete die liturgische<br />

Feier, und danach nahm ein jetzt gelöster<br />

Frater Magnus die Glückwünsche<br />

und Geschenke <strong>der</strong> Festgäste entgegen.<br />

In <strong>der</strong> alten Cafeteria wartete eine festliche<br />

Tafel auf die Geladenen. Erneut bestätigte<br />

sich die Erfahrung, dass bei den<br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n geistliches und<br />

leibliches Wohl in enger Verbindung<br />

stehen. Nach dem Festmahl ging es<br />

noch einmal in die Kirche zur gemeinsamen<br />

Vesper.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Nikolaus Morhardt, Jahrgang 1978,<br />

wuchs als älterer von zwei Brü<strong>der</strong>n auf<br />

einem kleinen Bauernhof in Lengenfeld<br />

(Ostallgäu) auf und entwickelte schon<br />

früh den Wunsch, Priester zu werden.<br />

Nach dem Abitur trat er deshalb in das<br />

Augsburger Priesterseminar ein und begann<br />

Theologie zu studieren. Schließlich<br />

entschied er sich aber dafür, das Priesterseminar<br />

zu verlassen, das Theologiestudium<br />

setzte er fort. Seinen geistlichen<br />

Weg suchte er nun in einem <strong>Orden</strong> und<br />

lernte schließlich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

kennen.<br />

Bei seiner Einkleidung erhielt Nikolaus<br />

Morhardt den <strong>Orden</strong>snamen Frater<br />

Magnus, nach dem im Allgäu beson<strong>der</strong>s<br />

verehrten Heiligen. Es schlossen<br />

sich zwei Jahre Noviziat an, am 20. Januar<br />

2008 legte er in Regensburg seine<br />

Einfachen Gelübde ab. Im Regensburger<br />

Krankenhaus absolvierte er dann die<br />

Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete<br />

anschließend in <strong>der</strong> Klinikseelsorge<br />

mit und bildete sich auf diesem Gebiet<br />

auch weiter. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin<br />

betreut er seit zwei Jahren den<br />

Auftritt <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>provinz<br />

in dem sozialen Netzwerk facebook und<br />

absolviert einen Kurs zum kirchlichen<br />

Archivar. Sich schriftlich auszudrücken<br />

fällt dem sonst eher zurückhaltenden<br />

Bru<strong>der</strong> nicht schwer. Im Vorfeld <strong>der</strong> Seligsprechung<br />

von Frater Eustachius Kugler<br />

brachte er in Buchform ein „geistliches<br />

Profil“ des ehemaligen Provinzials<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz heraus,<br />

Titel: „Gottvertrauen und Nächstenliebe“.<br />

Johann Singhartinger<br />

Rechte Spalte von oben:<br />

Blick auf die Teilnehmer des Festgottesdienstes in<br />

<strong>der</strong> St. Pius-Kirche<br />

Mit <strong>der</strong> Hand auf dem Evangeliar spricht Frater<br />

Magnus die Professformel vor Provinzial Frater<br />

Emerich Steigerwald.<br />

Mittlere Spalte von oben:<br />

Frater Karl Wiench beglückwünscht Frater Magnus<br />

Frater Magnus Morhardt mit seinen Eltern und<br />

seinem Bru<strong>der</strong><br />

Blick auf den festlich geschmückten Altar <strong>der</strong> Kirche<br />

St. Pius


BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

11<br />

Auf Fototour mit dem Fahrrad<br />

Ein Barmherziger Bru<strong>der</strong> und sein Hobby<br />

AAn Samstagen, Sonn- und Feiertagen<br />

führt mein Weg häufig per<br />

Fahrrad aus Regensburg hinaus<br />

in das Umland <strong>der</strong> Stadt. Mit dem Radfahren<br />

verbinde ich sowohl Erholung,<br />

das „Atemholen <strong>der</strong> Seele“ wie auch<br />

sportliche Betätigung. Fast immer habe<br />

ich auch eine Fotokamera dabei, um das<br />

Schöne, das mir unterwegs begegnet, im<br />

Bild festzuhalten. Spezialisiert habe ich<br />

mich dabei auf Landschaftsaufnahmen<br />

und Bil<strong>der</strong> von Gebäuden und Ensembles<br />

– und hier wie<strong>der</strong>um auf Kirchen<br />

und Kapellen. Viele von den Fotos, die<br />

bei den Touren entstanden sind, habe<br />

ich bereits im Internet, zum Beispiel auf<br />

<strong>der</strong> facebook-Seite <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

veröffentlicht.<br />

Bei den Fototouren rund um Regensburg<br />

lerne ich Land und Leute kennen<br />

und erfahre auch etwas von <strong>der</strong> (Glaubens-)<br />

Geschichte <strong>der</strong> Bevölkerung. Patienten<br />

im Regensburger Krankenhaus<br />

sind dann immer erstaunt, wenn ich<br />

ihre Heimatdörfer kenne. Am liebsten<br />

bin ich auf dem Regensburger Gäuboden<br />

rund um Mintraching, entlang <strong>der</strong><br />

Flüsse Donau, Naab und Regen und den<br />

Bayerischen Vorwald hinauf unterwegs.<br />

In den besuchten Kirchen und Kapellen<br />

lasse ich immer auch ein Gebet zurück.<br />

Denn die Gotteshäuser sind nicht nur<br />

Zeugen <strong>der</strong> Kunstgeschichte, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr Stätten des Glaubens.<br />

Link: http://www.panoramio.com/<br />

user/2022294 (ausgewählte Bil<strong>der</strong>)<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Friesheim im Spiegel <strong>der</strong> Donau


12<br />

BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

Begeistert vom Klang<br />

<strong>der</strong> Volksmusik<br />

Aus Anlass seines 65. Geburtstags am<br />

13. Juni 2013 erläutert Frater Robert<br />

Wimmer seine Liebe zur Volksmusik.<br />

Zugegeben: Das Musik-Gen wurde<br />

mir schon in die Wiege gelegt<br />

seitens musikalischer Eltern. In<br />

jungen Jahren spielte ich bei <strong>der</strong> Blasmusik<br />

Trompete und war ein Fan von Ernst<br />

Mosch und seinen Original Egerlän<strong>der</strong><br />

Musikanten. Doch alsbald hörte ich die<br />

ersten Melodien von Polkakönig Slavko<br />

Avsenik und war total begeistert von diesem<br />

neuen Sound! Also erlernte ich das<br />

Akkordeon.<br />

Sogar meinen <strong>Orden</strong>seintritt verschob<br />

ich kurzfristig, um die jugoslawischen<br />

Stars im September 1971 erstmals live zu<br />

erleben in <strong>der</strong> Passauer Nibelungenhalle.<br />

Seitdem bin ich vom „Oberkrainer-<br />

Virus“ befallen, zum Glück unheilbar!<br />

Inzwischen war ich schon mehrmals<br />

zu Besuch bei Slavko Avsenik in Begunje,<br />

dem Mekka aller Oberkrainerfans.<br />

Jede Begegnung mit ihm ist für mich<br />

fast gleichbedeutend mit einer Papstaudienz:<br />

ich gestehe es! Dem Papst – Johannes<br />

Paul II. – durften die Oberkrainer<br />

sogar aufspielen bei seinem Besuch<br />

in Slowenien 1996. Ende August war ich<br />

erneut zu Gast in Begunje und es wurde<br />

groß gefeiert: 60 Jahre Oberkrainermusik!<br />

Sogar <strong>der</strong> Staatspräsident gab<br />

sich die Ehre und die Ovationen wollten<br />

kein Ende nehmen im Großzelt, als<br />

Slavko einzog.<br />

Zu vielen Stars <strong>der</strong> Volksmusik habe<br />

ich seit zehn Jahren persönlichen Kontakt,<br />

was mir sehr zugute kommt bei den<br />

Frater Robert mit Volksmusik-Star Géraldine Olivier bei <strong>der</strong> Jubiläumsgala am 11. Mai in Algasing<br />

Benefizkonzerten in unseren Einrichtungen<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

welche auf große Resonanz stoßen.<br />

Täglich übe ich auf dem Akkordeon<br />

und ich bin sehr froh, unsere Patienten<br />

auf <strong>der</strong> Geriatrie im Krankenhaus<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg durch<br />

Gesang und Musik erfreuen zu dürfen:<br />

auch das ist Medizin!<br />

Frater Robert Wimmer


BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

13<br />

Eine Einrichtung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung aufbauen<br />

Frater Timotheus Rohrmoser feierte<br />

am 26. Juni 2013 seinen 80. Geburtstag.<br />

Er stand erstmals 1968 bis 1974<br />

als Prior dem Kloster Algasing vor.<br />

Erst 1967 hatte die dortige Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

ihre Pforten geöffnet.<br />

Im Gespräch mit Wolfgang Lanzinger<br />

erinnert sich Frater Timotheus an die<br />

frühen Jahre.<br />

Welche prägenden Erinnerungen haben<br />

Sie an die Anfänge Ihres Wirkens in Algasing?<br />

Man kann die damalige Situation mit<br />

<strong>der</strong> heutigen gar nicht vergleichen. 1968<br />

hatten wir nur 35 Mitarbeiter für über<br />

210 Heimbewohner. Auf einer Gruppe<br />

waren bis zu 40 Personen untergebracht.<br />

Ein weiteres Problem ergab sich in <strong>der</strong><br />

Haustechnik: Wir hatten nur eine Kühlanlage.<br />

Deren Kapazität war mit einem<br />

geschlachteten Schwein erschöpft. So<br />

war <strong>der</strong> unumgängliche Küchenanbau<br />

die erste größere Maßnahme, die ich<br />

damals veranlasst habe. Allerdings war<br />

seinerzeit auch die finanzielle Ausstattung<br />

unserer Einrichtung sehr schlecht,<br />

so dass die Gel<strong>der</strong> für solche Investitionen<br />

nur schwer aufzubringen waren.<br />

Wie muss man sich den Alltag auf den<br />

Stationen – so hießen die Gruppen damals<br />

noch – vorstellen?<br />

Die Heimbewohner hatten kaum Arbeit<br />

und abgesehen von Spaziergängen<br />

war nicht viel geboten. Lediglich einige<br />

waren in <strong>der</strong> Gärtnerei beschäftigt.<br />

Die Beschäftigungstherapie haben wir<br />

erst 1970 eingerichtet. Damit wurde es<br />

dann besser.<br />

Das Krippenbauen war eine große Leidenschaft von Frater Timotheus Rohrmoser.<br />

Welche weiteren „Startschwierigkeiten“<br />

sind Ihnen noch in Erinnerung?<br />

Wir haben uns anfangs auch schwer getan,<br />

genügend Mitarbeiter zu finden.<br />

Es war damals natürlich viel weniger<br />

qualifiziertes Personal im Bereich <strong>der</strong><br />

Heilerziehungspflege verfügbar, und es<br />

gab in <strong>der</strong> Gesellschaft auch mehr Vorurteile<br />

gegenüber Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Das hat sich aber rasch gebessert.<br />

Gibt es im Nachhinein auch etwas, das<br />

Sie gern ungeschehen machen würden?<br />

Sicher, nicht alles ist letztlich auf Anhieb<br />

geglückt. Aber was wir durchgeführt haben,<br />

hat sich im Grunde bewährt. Ich<br />

bin 1954 in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> eingetreten und habe diesen<br />

Schritt nie bereut. Und ich war immer<br />

bemüht, mein Bestes zu geben.<br />

Interview: Wolfgang Lanzinger


14 BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

Im Engagement für Indien<br />

nicht nachlassen<br />

Frater Alfons Höring bei einem Besuch in einem<br />

Adivasi-Dorf<br />

Frater Alfons Höring ist am 18. September<br />

70 Jahre alt geworden. Im folgenden<br />

Beitrag erläutert er das große<br />

Herzensanliegen, das sein Leben geprägt<br />

hat und das ihn weiter umtreibt:<br />

das Engagement <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in Indien und warum es weiterhin<br />

so wichtig ist.<br />

Nach 1945 haben aus Schlesien vertriebene<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> die Rheinische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> aufgebaut. Mitte <strong>der</strong> 1960er<br />

Jahre bestanden in <strong>der</strong> damaligen Generaldelegatur<br />

drei eigene Einrichtungen,<br />

die von einer ausreichenden Anzahl von<br />

Brü<strong>der</strong>n versorgt wurden. Beständig traten<br />

dem <strong>Orden</strong> junge Brü<strong>der</strong> bei. Wegen<br />

dieser positiven Entwicklung plante Frater<br />

Fortunatus Thanhäuser das Wirken<br />

des <strong>Orden</strong>s von Deutschland aus in Län<strong>der</strong><br />

auszudehnen, in denen noch großer<br />

Bedarf für die Apostolatsformen unseres<br />

<strong>Orden</strong>s bestand.<br />

Gemeinsam mit dem Erzbischof von<br />

Changanacherry im südindischen Bundesstaat<br />

Kerala, Mar Mathew Kavukatt,<br />

wurde die Entscheidung getroffen ein<br />

Krankenhaus zu gründen. Kattappana,<br />

im Hochgebirge gelegen, wurde unsere<br />

erste Nie<strong>der</strong>lassung in Indien. Die Ärmsten<br />

<strong>der</strong> Armen aus <strong>der</strong> Tiefebene hatten<br />

illegal große Urwaldgebiete besetzt und<br />

gerodet. Durch harte Arbeit war es ihnen<br />

zum Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre gelungen,<br />

den notwendigen Lebensunterhalt<br />

für ihre Familien zu erarbeiten. Und sie<br />

hatten auch von den staatlichen Stellen<br />

die Eigentumsrechte erhalten. Es mangelte<br />

aber völlig an einer medizinischen<br />

Versorgung. Die Menschen mussten bis<br />

zu fünf Stunden mit Jeeps auf Straßen,<br />

die keine Straßen waren, bis zum nächsten<br />

Arzt o<strong>der</strong> Krankenhaus fahren.<br />

Frater Fortunatus Thanhäuser und<br />

Frater Prakash Madapally trafen am<br />

19. November 1969 in Kattappana ein.<br />

Ich folgte mit Frater Werenfried Diel im<br />

April 1970. Wir wollten in Kattappana<br />

ein mo<strong>der</strong>nes Krankenhaus errichten –<br />

mit 80 Betten wurde es im Februar 1971<br />

seiner Bestimmung übergeben und war<br />

hilfreich und erfolgreich vom ersten Tag<br />

an. Erweiterungen, Zubauten, neue Abteilungen<br />

kamen ständig hinzu und das<br />

nun schon seit mehr als 42 Jahren und<br />

mit heute 350 Betten.<br />

Neben dem eigentlichen Krankenhausbetrieb<br />

entstanden viele Projekte aus<br />

<strong>der</strong> schieren Notwendigkeit und aufgrund<br />

<strong>der</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

heraus:<br />

• Armenspeisung und Lebensmittelverteilungen<br />

an mittellose Menschen<br />

• Häuserbauprogramm für arme und<br />

kin<strong>der</strong>reiche Familien<br />

• Kin<strong>der</strong>patenschaften<br />

• Alten- und Pflegeheim und Langzeitkrankenhaus<br />

für chronisch Kranke<br />

mit heute 250 Betten<br />

• Finanzielle Unterstützung armer und<br />

alter Menschen<br />

• Krankenpflegeschule<br />

• Fakultät für Krankenpflegewissenschaften<br />

Daneben sind weitere Einrichtungen in<br />

an<strong>der</strong>en indischen Orten entstanden.<br />

Meine eigenen<br />

Erfahrungen haben<br />

mich bezüglich <strong>der</strong><br />

Inkulturation <strong>der</strong><br />

Hospitalität in Indien<br />

das Folgende gelehrt:<br />

Frater Fortunatus Thanhäuser war<br />

und ist für mich, für alle indischen Brü<strong>der</strong><br />

und Johannes-von-Gott-Schwestern<br />

ein prägendes Beispiel und Vorbild.


15<br />

Wir haben immer von Seiten <strong>der</strong> Bischöfe,<br />

<strong>der</strong> Priester, <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />

(Hindus, Muslime, Christen)<br />

und <strong>der</strong> staatlichen Beamten Wertschätzung<br />

und Unterstützung für unsere Tätigkeit<br />

als Barmherzige Brü<strong>der</strong> erhalten.<br />

Wir sind mit einem relativ engen<br />

Verständnis unseres Charismas <strong>der</strong> Hospitalität<br />

nach Indien gekommen. Aufgrund<br />

unserer Erfahrung und <strong>der</strong> Praxis<br />

in Deutschland war die Hospitalität<br />

vor allem auf die Sorge und Pflege von<br />

kranken und alten Menschen ausgerichtet.<br />

Die Bedürfnisse <strong>der</strong> notleidenden<br />

Menschen in Indien hat uns geholfen,<br />

den „Reichtum und die Breite unseres<br />

Charismas <strong>der</strong> Hospitalität“ besser zu<br />

erkennen und es auf verschiedenste Art<br />

und Weise auszuüben. Dies ist in Indien<br />

auch weiter notwendig, dort, wo<br />

Johannes-von-Gott-Schwestern und<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong> heute tätig sind, als<br />

auch an ungezählten Orten, denen diese<br />

Wirksamkeit noch fehlt.<br />

Und hierzu bedarf es auch weiter<br />

<strong>der</strong> beständigen Unterstützung durch<br />

den <strong>Orden</strong> und durch unsere Wohltäter.<br />

Frater Alfons Höring<br />

Oben: Frater Alfons bei <strong>der</strong> Rekreation mit Novizen<br />

Mitte: Unter Mitbrü<strong>der</strong>n und Novizen<br />

Unten: Bei <strong>der</strong> Grundsteinlegung in Poonamallee<br />

mit dem deutschen Generalkonsul


16<br />

BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

Wie ich meine Gelübde lebe<br />

Frater Seraphim Schorer erklärt, wie er seinen Lebensstil an Jesus orientiert<br />

Seit zehn Jahren bin ich Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong>. Vor acht Jahren<br />

habe ich die Gelübde <strong>der</strong> ehelosen<br />

Keuschheit, <strong>der</strong> Armut, des Gehorsams<br />

und <strong>der</strong> Hospitalität abgelegt. Die<br />

Gelübde werden auch evangelische Räte<br />

genannt. Evangelisch bezieht sich wie bei<br />

<strong>der</strong> Bezeichnung <strong>der</strong> gleichnamigen Kirche<br />

auf das Evangelium, genauer auf die<br />

Lebensweise Jesu. Er lebte gehorsam, das<br />

heißt er hörte auf Gott, seinen Vater, und<br />

lebte im Einklang mit dessen Willen. Jesus<br />

lebte auch arm, das heißt er hatte einen<br />

sehr einfachen Lebensstil und war<br />

den Armen nahe. Jesus war nicht verheiratet,<br />

daher kommt <strong>der</strong> evangelische Rat<br />

<strong>der</strong> ehelosen Keuschheit.<br />

Seit zwei Jahrtausenden leben Menschen<br />

gemeinsam o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einsamkeit<br />

einen beson<strong>der</strong>en Lebensstil. Sie<br />

möchten leben wie Jesus von Nazareth<br />

gelebt hat, dabei helfen ihnen die evangelischen<br />

Räte. Die ersten, die dieses Leben<br />

in <strong>der</strong> Einsamkeit lebten, waren die<br />

sogenannten Wüstenväter wie Antonius<br />

<strong>der</strong> Große. Sie lebten in <strong>der</strong> Wüste in<br />

Einsiedeleien und suchten ein intensives<br />

Zusammenleben mit Gott in Meditation<br />

und Gebet. Nach einiger Zeit entstanden<br />

erste Gemeinschaften von Einsiedlern.<br />

Es kristallisierten sich immer neue<br />

„Charismen“ <strong>der</strong> Gemeinschaften heraus,<br />

das heißt je<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> hat einen bestimmten<br />

Charakterzug Jesu, den er beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt lebt und so versucht<br />

ihm immer ähnlicher zu werden.<br />

Zum Beispiel ging Jesus von Stadt zu<br />

Stadt und predigte. So gibt es Gemeinschaften,<br />

die ihre Hauptaufgabe im Verkündigen<br />

des Wortes Gottes haben. Jesus<br />

zog sich immer wie<strong>der</strong> an einsame Orte<br />

zurück, um zu beten und mit seinem Vater<br />

zu reden – es gibt Gemeinschaften<br />

die genau das in ihrem <strong>Orden</strong>sleben umsetzen,<br />

sogenannte kontemplative Gemeinschaften.<br />

Jesus heilte kranke und<br />

aussätzige Menschen, diese Eigenschaft<br />

Jesu leben wir als Barmherzige Brü<strong>der</strong>.<br />

Wir leben neben den drei klassischen<br />

Gelübden ein viertes, nämlich das Gelübde<br />

<strong>der</strong> Hospitalität.<br />

Gelebte Gastfreundschaft<br />

Hospitalität bedeutet so viel wie<br />

gelebte Gastfreundschaft. Mit diesem<br />

Gelübde versprechen wir, unser Leben<br />

ganz für Gott und die Menschen einzusetzen.<br />

Beson<strong>der</strong>s für die Menschen, die<br />

am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft stehen. Wie<br />

Jesus lenken wir unsere Achtsamkeit<br />

beson<strong>der</strong>s auf kranke, arme, behin<strong>der</strong>te<br />

und von <strong>der</strong> Gesellschaft ausgegrenzte<br />

Menschen und verstehen unser Wirken<br />

als liebende Hinwendung Gottes zum<br />

Menschen.<br />

Wenn ich zum Beispiel als Physiotherapeut<br />

einem gelähmten Patienten<br />

mit Schlaganfall das Gehen wie<strong>der</strong> beibringe,<br />

dann bin ich überzeugt, dass Gott<br />

diesem Menschen Heilung schenkt,<br />

ihm dadurch begegnet und seine Liebe<br />

zeigt. Natürlich sehen das nicht alle<br />

Menschen so. Dennoch ist es ein Angebot<br />

Gottes mit ihm in Kontakt zu kommen.<br />

Mit ihm, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Tür steht und<br />

anklopft. Wie Pater Leodegar Klinger,<br />

ein Mitbru<strong>der</strong> meiner Gemeinschaft in<br />

Regensburg, immer betont: „Gott geht<br />

nicht gewaltsam in den Menschen hinein,<br />

son<strong>der</strong>n steht vor <strong>der</strong> Tür und klopft<br />

an.“ Hospitalität schafft Raum für Gott<br />

und den Menschen.<br />

Frater Seraphim beim Rosenkranzgebet – im Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Regensburger Prior Frater Benedikt<br />

Hau<br />

Armut leben<br />

Mit dem Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität<br />

bekommen die an<strong>der</strong>en drei Gelübde<br />

neben <strong>der</strong> Angleichung des eigenen<br />

Lebensstils an den Lebensstil von Jesus<br />

eine weitere spezielle Ausrichtung. Das<br />

heißt: Arm sein, um die Nöte <strong>der</strong> Armen<br />

zu erkennen und darauf zu reagieren.<br />

Für mich bedeutet das Gelübde <strong>der</strong><br />

Armut zu leben, sensibel zu sein für die<br />

Nöte <strong>der</strong> Armen, auf einer Augenhöhe<br />

mit den Armen zu sein, um zu erkennen,<br />

was ich tun kann, um kompetente<br />

Unterstützung anzubieten. Auch wenn<br />

mein Lebensstandard eher dem Mittelstand<br />

entspricht, lebe ich mit allen Dingen,<br />

die mich umgeben und die ich nutze,<br />

so, dass ich nicht mein Lebensglück<br />

an ihnen festmache, son<strong>der</strong>n auch ohne<br />

sie leben kann.


Gelebte<br />

Gastfreundschaft<br />

Ehelos<br />

leben<br />

17<br />

Hören auf Gott<br />

Gehorsam sein, um den Willen Gottes<br />

zu hören und danach zu handeln. –<br />

In dem Wort Gehorsam steckt das Wort<br />

Hören. Hören in erster Linie auf Gott,<br />

auf den Willen Gottes: Was möchte<br />

Gott in meinem Leben, wohin möchte<br />

er mich führen? Hören aber auch auf die<br />

Brü<strong>der</strong> in meiner Gemeinschaft und auf<br />

die Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong>. In <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>gemeinschaft haben die Oberen<br />

eine beson<strong>der</strong>e Rolle, sie bekommen<br />

die Möglichkeit, Entscheidungen für<br />

die Gemeinschaft zu treffen. Im Beson<strong>der</strong>en<br />

ist es in unserem <strong>Orden</strong> und in <strong>der</strong><br />

ganzen Hospitalfamilie des heiligen Johannes<br />

von Gott das Hören auf die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Menschen, die beson<strong>der</strong>e<br />

Unterstützung und Hilfe brauchen, die<br />

armen, kranken, behin<strong>der</strong>ten und ausgegrenzten<br />

Menschen.<br />

Ehelos leben<br />

Ehelos leben, um Bru<strong>der</strong> Jesu und aller<br />

Menschen zu sein. – Immer wie<strong>der</strong> ist<br />

mir aufgefallen, dass bei Beerdigungen<br />

von Mitbrü<strong>der</strong>n eine an<strong>der</strong>e Stimmung<br />

herrscht als bei an<strong>der</strong>en Bestattungen. Es<br />

ist zwar Trauer vorhanden, aber dennoch<br />

ist die Stimmung an<strong>der</strong>s. Längere Zeit<br />

fragte ich mich, warum dies wohl so sei.<br />

Ich fragte mich sogar, ob wir uns – wie<br />

Nietzsche den Christen vorwirft – nicht<br />

kennen und deshalb nicht umeinan<strong>der</strong><br />

trauern. Doch das kann nicht sein, denn<br />

ich kenne meine Mitbrü<strong>der</strong> und mag<br />

sie. Inzwischen habe ich erkannt, dass<br />

bei diesen Trauerfeiern eine beson<strong>der</strong>s<br />

große Hoffnung und Zuversicht spürbar<br />

ist. Denn ein verstorbener Mitbru<strong>der</strong> hat<br />

sein ganzes Leben lang geglaubt und gehofft,<br />

dass er nach seinem Tod mit Gott<br />

vereinigt wird, in die ganze Fülle des Lebens<br />

mit Gott eintaucht.<br />

Hören<br />

auf Gott<br />

Armut<br />

leben<br />

Aus diesem Glauben an den Gott des<br />

Lebens lebe ich dieses Gelübde, es verbindet<br />

mich in beson<strong>der</strong>er Weise immer<br />

tiefer mit Gott. Auch wenn das Leben<br />

<strong>der</strong> ehelosen Keuschheit immer wie<strong>der</strong><br />

mit Zweifeln über die Sinnhaftigkeit verbunden<br />

ist, lebe ich dieses Gelübde in <strong>der</strong><br />

festen Hoffnung und Überzeugung, dass<br />

alle Menschen, die es möchten, auf ewig,<br />

über den Tod hinaus in Gottes Herrlichkeit<br />

ihre vollkommene Erfüllung finden.<br />

Frater Seraphim Schorer,<br />

Frater Lukas Ryneš, Frater<br />

Markus Krippner und Frater<br />

Karl Wiench (von links)<br />

beim Schülertag in Algasing<br />

am 8. Mai 2013


18<br />

BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />

„Die Liebe Gottes vermitteln“<br />

Im Interview mit Kerstin Laumer blickt Pater Leodegar Klinger (82),<br />

seit Jahrzehnten Seelsorger vor allem in den Krankenhäusern <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>,<br />

auf fast 60 Jahre <strong>Orden</strong>sleben zurück.<br />

Was war das einschneidendste Erlebnis<br />

in Ihrem Leben?<br />

Das war sicherlich die Priesterweihe,<br />

weil damit für mich persönlich ein<br />

neuer Lebensabschnitt begann, im Wesentlichen<br />

wurde dadurch die Seelsorge<br />

meine Hauptaufgabe. Das war für mich<br />

damals etwas Neues und Interessantes,<br />

auch deshalb, weil ich eine beson<strong>der</strong>e<br />

Liebe und Hinwendung zu den kranken<br />

Menschen habe, und seither kann und<br />

darf ich sie auch seelsorgerlich begleiten.<br />

So wie mein Glaube mein Leben geprägt<br />

hat und prägen wird, so habe ich auch<br />

das Bedürfnis, Menschen zu begleiten,<br />

die krank sind, und ihnen einfach die<br />

Liebe Gottes zu vermitteln.<br />

Welche Begegnung hat Sie lange beschäftigt?<br />

Mir fällt ein Erlebnis aus dem Krankenhaus<br />

Regensburg ein, das war vielleicht<br />

so um 1990/91. Mit dem Hubschrauber<br />

wurde aus Oberbayern ein<br />

ungefähr vierjähriger Junge ins Krankenhaus<br />

eingeliefert. Das Kind war mit<br />

dem Papa nach den Weihnachtstagen<br />

im Wald, weil dieser einen Baum fällen<br />

wollte. Dabei hat ein Ast den Kopf des<br />

Jungen gestreift und schwer verletzt. Die<br />

Ärzte waren in großer Sorge, ob er diesen<br />

Unfall überleben wird. Der Kleine<br />

war in den sieben Wochen auf <strong>der</strong> Intensivstation<br />

nie alleine, meist war die<br />

Mutter am Bett. Wenn sie nicht am Bett<br />

war, ging sie immer wie<strong>der</strong> in die Kirche<br />

und hat sehr viel gebetet. Sechs bis<br />

sieben Wochen hat sich das Kind nicht<br />

bewegt, war nicht ansprechbar. Nach<br />

dieser Zeit macht das Kind plötzlich die<br />

Augen auf und spricht. Das war für alle<br />

eine große Überraschung, es hört sich<br />

wie ein Wun<strong>der</strong> an. Mittlerweile ist aus<br />

dem Kind ein junger Mann geworden,<br />

ich habe ihn ein paar Mal besucht, das<br />

letzte Mal vor vier, fünf Jahren, da war<br />

er schon über zwanzig. Es geht ihm gut,<br />

nur an seinem Bein ist ein kleiner Schaden<br />

zurückgeblieben, aber er ist ein sehr<br />

froher Mensch. Mit seinen Eltern bin ich<br />

immer noch in Kontakt.<br />

Welche Schwierigkeiten gab es in Ihrem<br />

Leben zu meistern?<br />

Je<strong>der</strong> Mensch ist ein Mensch und bleibt<br />

ein Mensch. Das heißt einerseits, ich<br />

hätte gerne ein liebes, nettes Mädchen<br />

gehabt und trotzdem empfand ich in<br />

mir parallel eine an<strong>der</strong>e Sehnsucht. Ich<br />

spürte, dass ich auf das eine verzichten<br />

muss, damit ich mir das an<strong>der</strong>e ermöglichen<br />

kann. Die Gottesbeziehung war<br />

mir dann sehr viel wert und wichtiger.<br />

So eine Entwicklung und Entscheidung<br />

geht nicht von heute auf morgen, es<br />

dauert, es ist eine innere Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Dieser Reifungsprozess, dieses<br />

Loslassen war für mich schon eine Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Trotzdem sind mir die<br />

Frauen genauso wertvoll wie zuvor.<br />

Welche Ziele hatten Sie mit zwanzig Jahren?<br />

Ich wollte ganz einfach ein Leben<br />

führen in Ehe und Familie und das<br />

mit Inhalten schön gestalten. Das war<br />

mir sehr nahe. Bei meiner Ausbildung<br />

als Drogist in München vor dem <strong>Orden</strong>seintritt<br />

habe ich viele Mädchen<br />

kennengelernt. In dieser Zeit sind mir<br />

schon Ehe und Familie vorgeschwebt.<br />

Aber dann kam <strong>der</strong> liebe Gott dazwischen.<br />

Was haben Sie heute für Wünsche und<br />

Ziele?<br />

Ziele hat man immer, solange man<br />

lebt. Das heißt für mich keine neuen<br />

Ziele mehr, son<strong>der</strong>n weiterhin <strong>Orden</strong>schrist<br />

sein, da ist man noch nicht am<br />

letzten Ziel angelangt. Ich würde das mit<br />

einer sehr gelungenen Ehe vergleichen:<br />

beide werden wachsen, zueinan<strong>der</strong>, so<br />

auch die Beziehung Mensch - Gott. Die<br />

Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.<br />

Das ist immer ein Werden,<br />

ein Wachsen, ein Reifen, ein Näherkommen.<br />

Schließlich geht es um die Liebe.<br />

Wenn zwei Menschen sich in <strong>der</strong> Ehe lieben,<br />

ist es ein schönes, ein gelungenes<br />

Leben. Mein Leben ist auf einer an<strong>der</strong>en<br />

Ebene, die Beziehung zu Gott wird sich<br />

immer mehr und mehr vertiefen. So wie<br />

es Papst Benedikt XVI. öfter gesagt hat:<br />

„Ein Mensch, <strong>der</strong> sich von Gott geliebt<br />

weiß, dessen Leben wird gelingen.“ Und<br />

darum geht es. Das kann sowohl in <strong>der</strong><br />

Ehe als auch auf meinem Weg zu einem<br />

erfüllten Leben führen.<br />

Immer am Ball: Pater Leodegar Klinger


BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />

19<br />

Johannes von Gott<br />

als Namensgeber und Vorbild<br />

Dr. Thomas Binsack, bis Ende 2013<br />

Chefarzt <strong>der</strong> Palliativstation am<br />

Münchner Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong>, beleuchtet die Rolle des <strong>Orden</strong>sstifters<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Station vor mehr<br />

als 20 Jahren und seine Bedeutung für<br />

<strong>der</strong>en Alltag.<br />

Was hätte <strong>der</strong> heilige Johannes<br />

von Gott getan, ginge<br />

er heute durch die Straßen<br />

einer Großstadt? – Diese Frage stellten<br />

sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in den<br />

achtziger Jahren, als es um die neuen<br />

Aufgaben eines Krankenpflegeordens<br />

in unserer Zeit ging. Und die Antwort<br />

war: Er hätte sich um die Menschen in<br />

unserer Gesellschaft gekümmert, die in<br />

unserem Sozialsystem wenig Beachtung<br />

finden und in unserem Gesundheitswesen<br />

wenig Wertschätzung erfahren, um<br />

die Schwerkranken und Sterbenden.<br />

In den Krankenhäusern galten sie als<br />

die „austherapierten Fälle“, für die man<br />

nichts mehr machen könne und für die<br />

es auch nach <strong>der</strong> Entlassung kaum tragfähige<br />

Strukturen gab.<br />

Einen überzeugenden Ansatz sahen<br />

die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in den Ideen<br />

<strong>der</strong> Hospizbewegung, die in den angelsächsischen<br />

Län<strong>der</strong>n seit den sechziger<br />

Jahren des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

tragfähige Konzepte für die Betreuung<br />

und Begleitung von schwerstkranken<br />

Menschen erarbeitet hatte. Eng damit<br />

verbunden war von Anfang an die Palliativmedizin,<br />

die bei unheilbaren Kranken<br />

durch Behandlung quälen<strong>der</strong> Symptome<br />

einen würdevollen Weg bis zuletzt<br />

ermöglichen kann. In Deutschland war<br />

diese Idee noch wenig verbreitet; es gab<br />

wenige Hospizvereine, ein stationäres<br />

Hospiz sowie eine modellhafte Palliativstation<br />

in <strong>der</strong> Universitätsklinik in Köln.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung des Planes <strong>der</strong><br />

Einrichtung einer palliativmedizinischen<br />

Abteilung am Krankenhaus in<br />

München galt es, viele Hin<strong>der</strong>nisse zu<br />

überwinden. Die Beschäftigung mit<br />

Sterben und Tod weckt Wi<strong>der</strong>stände<br />

und Vorbehalte. Ganz im Sinne ihres<br />

<strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s ließen sich die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> jedoch nicht beirren,<br />

sodass es schließlich mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong> Kostenträger zur<br />

Gründung <strong>der</strong> ersten bayerischen Palliativstation<br />

im Jahr 1991 kam. Wie<strong>der</strong><br />

waren die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> des heiligen<br />

Johannes von Gott zu Pionieren im Gesundheitswesen<br />

geworden.<br />

Der heilige Johannes von Gott hatte<br />

bei <strong>der</strong> Gründung seines Krankenhauses<br />

in Granada schon wesentliche Gesichtspunkte<br />

<strong>der</strong> Hospizarbeit vorausgedacht:<br />

die ganzheitliche Sorge für das körperliche<br />

und seelische Wohl, die medizinische<br />

und pflegerische Betreuung aus<br />

<strong>der</strong> Liebe zu den Kranken sowie die Behandlung<br />

aller Menschen ohne Ansehen<br />

ihrer Herkunft, ihrer Konfession o<strong>der</strong> ihrer<br />

sozialen Schicht. Von Anfang an galt<br />

seine beson<strong>der</strong>e Sorge den Schwerkranken<br />

und Sterbenden, er richtete geeignete<br />

Räume für die Sterbebegleitung ein<br />

und formulierte die Begriffe Bedürfnisorientierung<br />

und Interprofessionalität.<br />

Die Seelsorge war für ihn von beson<strong>der</strong>er<br />

Bedeutung. Einer seiner Biographen,<br />

Valentin Antonio Riesco Alvarez, hob<br />

auch seine Rolle als Versöhner hervor.<br />

Chefarzt Dr. Thomas Binsack im Gespräch mit<br />

<strong>der</strong> indischen <strong>Orden</strong>sschwester Alphy auf <strong>der</strong> Palliativstation<br />

St. Johannes von Gott des Münchner<br />

Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Versöhnung in <strong>der</strong> letzten Phase des Lebens<br />

spielt in <strong>der</strong> Begleitung Sterben<strong>der</strong><br />

eine ganz beson<strong>der</strong>e Rolle.<br />

Der heilige Johannes von Gott ist<br />

nicht nur <strong>der</strong> Namensgeber Palliativstation<br />

in München, er hat die Arbeit in ihr<br />

auch ganz wesentlich geprägt: als Bild<br />

in unserer Kapelle, als Vorbild für unsere<br />

Arbeit und als immer wie<strong>der</strong> zu spüren<strong>der</strong><br />

Helfer bei Problemen. Er ist uns<br />

auch Vorbild geworden beim morgendlichen<br />

Gebet während <strong>der</strong> Pflegeübergabe,<br />

beim wöchentlichen Totengedenken<br />

sowie bei den Freitagsmeditationen<br />

in unserer Kapelle. Wir sind froh und<br />

dankbar, in seiner Tradition leben und<br />

arbeiten zu dürfen.<br />

Dr. Thomas Binsack


20<br />

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />

Offenheit aktiv vorgelebt<br />

Klosternächte in Schwandorf, Königstein und Malseneck<br />

Die in blaues Licht getauchte Krankenhauskapelle in Schwandorf<br />

Unter dem Motto „Dem <strong>Orden</strong><br />

ein Gesicht geben“ gestalteten<br />

Pater Leodegar sowie die Fratres<br />

Eduard, Karl, Seraphim, Thomas<br />

und Magnus am 6. März die erste Klosternacht<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am<br />

Krankenhaus St. Barbara Schwandorf<br />

mit. In verschiedenen Workshops stellten<br />

sie ihre Arbeit und ihre Berufung<br />

vor und bewiesen damit den rund 60<br />

Besuchern, dass die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> ihre<br />

Offenheit gegenüber den Mitmenschen<br />

nicht nur predigen, son<strong>der</strong>n auch aktiv<br />

leben.<br />

Am 29. Mai luden die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> zu einer Klosternacht in<br />

das Alten- und Pflegeheim St. Raphael<br />

in Königstein (Taunus) ein. Etwa 25<br />

Personen – Heimbewohnerinnen, Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen, Freunde<br />

<strong>der</strong> Einrichtung und Interessierte –<br />

nutzten dieses Angebot. Am folgenden<br />

Fronleichnamstag feierten die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> den Festgottesdienst in <strong>der</strong><br />

Königsteiner Ursulinenkirche mit und<br />

begleiteten anschließend das Allerheiligste<br />

in <strong>der</strong> Pfarrprozession durch die<br />

Straßen und Gassen <strong>der</strong> Taunusstadt.<br />

Die erste Station <strong>der</strong> Prozession am St.-<br />

Josefs-Krankenhaus wurde von den Brü<strong>der</strong>n<br />

zum Thema „Krankheit – Heilung“<br />

gestaltet.<br />

Gut 200 Besucherinnen und Besucher<br />

konnte Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, Pri-


21<br />

Oben: In Malseneck konnten Besucherinnen und<br />

Besucher Lagerfeuer-Romantik erleben.<br />

Mitte: Pater Leodegar Klinger gestaltete den<br />

Wortgottesdienst in Schwandorf.<br />

Unten: Viele Besucher kamen in Königstein mit<br />

den jungen Brü<strong>der</strong>n ins Gespräch.<br />

or in Algasing und Kostenz, bei <strong>der</strong> ersten<br />

Klosternacht in Schloß Malseneck<br />

am 21. September 2013 begrüßen. Anstelle<br />

einer Predigt erzählte Frater Thomas<br />

Väth beim Auftakt-Gottesdienst<br />

seine Berufungsgeschichte. Auf dem<br />

weiteren Programm standen unter an<strong>der</strong>em:<br />

<strong>der</strong> Film „Ein Gelübde für mehr<br />

Menschlichkeit“, die Vorstellung des<br />

Berufsbildes Heilerziehungspflege, die<br />

Märchenaufführung „Die Gänsemagd“,<br />

die Meditation, „In <strong>der</strong> Stille angekom-<br />

men“, ein Gespräch mit <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong>n<br />

über sich und ihr Leben, eine Information<br />

über den Granatapfel. Um 21 Uhr<br />

wurde im Rahmen einer Statio mit anschließen<strong>der</strong><br />

Lichterprozession die<br />

neue Johannes-von-Gott-Statue vom<br />

Innenhof <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte in die Hauskapelle<br />

begleitet und dort aufgestellt<br />

und gesegnet.<br />

Marion Hausmann, Frater Magnus Morhardt,<br />

Rudolf Siegmund


22<br />

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />

150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

in Algasing<br />

Glanzpunkte des Jubiläumsjahres<br />

Geschäftsführer Günter Ducke begrüßt die Gäste<br />

bei <strong>der</strong> Aufführung des Oratoriums.<br />

Johannes-von-Gott-<br />

Oratorium<br />

Zum Hochfest des heiligen Johannes<br />

von Gott am 8. März und anlässlich<br />

des Jahrestages <strong>der</strong> Seligsprechung<br />

von Frater Eustachius Kugler<br />

am 2. Oktober wurde in Algasing unter<br />

<strong>der</strong> Leitung von Ernst Bartmann das<br />

Oratorium „Das Leben und Werk des<br />

Johannes von Gott“ aufgeführt.<br />

Das Oratorium des bekannten, 2010<br />

verstorbenen Kirchenmusikers Wolfram<br />

Menschick wurde 2007 in Regensburg<br />

uraufgeführt, <strong>der</strong> Text stammt von dem<br />

Regensburger Journalisten Siegfried<br />

Höhne. Das Oratorium stellte durch die<br />

brilliante Besetzung mit Reinhild Buchmayer<br />

(Mezzosopran), Martin Summer<br />

(Bariton und Sprecher), dem Kirchenchor<br />

Dorfen und dem Salzburger „viva<br />

musica orchester“ unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Ernst Bartmann einen Glanzpunkt des<br />

Algasinger Jubiläumsjahres dar.<br />

Schülertag<br />

Die Behin<strong>der</strong>teneinrichtung Algasing<br />

richtete am 8. Mai einen großen<br />

Schülertag für alle Schülerinnen und<br />

Schüler sowie Auszubildende des <strong>Orden</strong>s<br />

in <strong>Bayern</strong> und Österreich aus. An<br />

die 1000 Teilnehmer kamen mit Autos<br />

und Bussen in die Einrichtung im Landkreis<br />

Erding.<br />

Gemäß dem Motto des Tages „Do<br />

schau‘g her!“ wurden die angehenden<br />

Heilerziehungspfleger, Altenpfleger,<br />

Krankenpfleger, Erzieher und gewerblichen<br />

Auszubildenden sowie <strong>der</strong>en Lehrkräfte<br />

mit „boarischer Musi“ <strong>der</strong> Gruppe<br />

„Ledawix“ und einem herzhaften Frühstück<br />

im Wirtshauszelt empfangen.<br />

Auch und gerade in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />

geht es mit Spaß und Humor leichter<br />

– das war die Botschaft des Tages. Die<br />

Musikclowns „Gogol & Mäx“ begeisterten<br />

die Gäste im Algasinger Festsaal mit<br />

einer atemberaubenden Kombination<br />

aus musikalischem Können und akrobatischen<br />

Kunststücken.<br />

Ein klein wenig näher am Berufsalltag<br />

agierte im Zirkuszelt <strong>der</strong> Clown<br />

und Therapeut „Pello“ aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />

Die zusammengefaltete Zeitung steht<br />

bei ihm für einen Menschen, einen Patienten,<br />

einen Bewohner … Den könnten<br />

die Fachkräfte aufrichten, „zur Entfaltung<br />

bringen“, bis er schließlich wie<strong>der</strong><br />

einigermaßen selber stehen kann.<br />

Gestärkt von Schweinebraten o<strong>der</strong><br />

veganen Spaghetti begaben sich die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

Schülertags am Nachmittag in rund 50<br />

Workshops „zum Ausspanna“, „zum<br />

Mitmacha“, „zum Fitwerdn“, „zum Selbermacha“<br />

und „zum Zuhörn“. Die<br />

Bandbreite reichte von Ayurveda bis<br />

Zumba, von Kirchen-Snoezelen und<br />

Klöppeln bis hin zu einer Kettensägenaktion<br />

mit dem Erdinger Künstler Harry<br />

S. Beson<strong>der</strong>s groß war <strong>der</strong> Andrang<br />

beim Workshop Gebärdensprache, es<br />

mussten drei Gruppen gebildet werden.<br />

Ein trotz hoher Temperaturen gut<br />

besuchter Wortgottesdienst im Zirkuszelt<br />

rundete den Erlebnistag ab. Er war<br />

von <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege<br />

in Reichenbach und dem dortigen<br />

Pastoralreferenten Uli Doblinger<br />

vorbereitet worden. Die verschiedenen<br />

Ausbildungseinrichtungen trugen zu<br />

Aussagen des seligen Frater Eustachius<br />

Kugler kreative Präsentationen – Texte,<br />

Bil<strong>der</strong>, Transparente – bei und erhielten<br />

dafür Applaus von den Gottesdienstbesuchern.<br />

Theaterstück<br />

„Herzzentrum Algasing“<br />

Am 21. Juli hatte das Theaterstück<br />

„Herzzentrum Algasing“ im Festsaal <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Algasing Premiere.<br />

Am 24. Juli und am 27. Juli gab es weitere<br />

Gelegenheiten, das historische Spiel<br />

aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> von Wolfgang Lanzinger<br />

zu sehen.


1863-2013 Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

23<br />

Das Gemeinschaftsprojekt <strong>der</strong> Theatergruppe<br />

Eibach mit <strong>der</strong> Algasinger Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

gab auf unterhaltsame<br />

Weise Einblick in die Algasinger<br />

Geschichte. Für die musikalische Umrahmung<br />

sorgten die Algasinger Hausband<br />

Die Weber‘s und <strong>der</strong> Algasinger<br />

Kirchenchor.<br />

Geschickt wurden die einzelnen<br />

Szenen durch Talkrunden mit „Günther<br />

Jauchzer“ verbunden; da trat dann<br />

beispielsweise Frater Pierluigi Marchesi<br />

auf (mit perfektem Akzent: Thorsten<br />

Berner), <strong>der</strong> Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in den 1970er und<br />

1980er Jahren maßgeblich die „Humanisierung“<br />

in den Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s<br />

vorangetrieben hat. Ihm zur Seite<br />

saß Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige<br />

Algasinger Prior (bis hin zur Gestik<br />

glaubwürdig: Martin Wastl). Martin<br />

Wastl hatte vorher schon als Köhler<br />

Adalgis geglänzt, welcher <strong>der</strong> Sage nach<br />

Kaiser Karl den Großen (ebenfalls großartig:<br />

Alexan<strong>der</strong> Sperr) vor dem Angriff<br />

eines Bären errettet und dafür ein Stück<br />

Land erhalten hatte.<br />

Bei <strong>der</strong> letzten – wie auch die beiden<br />

vorher – gut besuchten Aufführung<br />

war Prior Frater Bernhard Bin<strong>der</strong> auch<br />

im Original zugegen. Er bedankte sich<br />

bei allen Beteiligten für den gelungenen<br />

Theaterabend, <strong>der</strong> ihm zur „Lebensreflexion“<br />

geworden sei. Schließlich sei er in<br />

Algasing schon als Schüler im Internat<br />

gewesen, später dann als junger <strong>Orden</strong>smann<br />

zurückgekehrt, noch einmal Jahre<br />

später habe er die Einrichtung immer<br />

wie<strong>der</strong> als Provinzial besucht und jetzt<br />

übe er das Priorenamt aus. Frater Bernhard<br />

wünschte sich, dass Algasing auch<br />

in Zukunft für viele Menschen „Heimat<br />

und ein Ort des Segens“ bleiben könne,<br />

ein „Herzzentrum“ eben.<br />

Weihbischof beim Herbstfest<br />

Weihbischof Bernhard Haßlberger,<br />

im Erzbistum München und Freising<br />

zuständig für die Region Nord, feierte<br />

am 1. September den Festgottesdienst<br />

beim Algasinger Herbstfest. Angesichts<br />

von 150 Jahren Barmherzige Brü<strong>der</strong> in<br />

Algasing würdigte <strong>der</strong> Weihbischof die<br />

Behin<strong>der</strong>teneinrichtung als Heimat für<br />

Menschen mit Handicaps: Hier erführen<br />

sie Wertschätzung und hätten „festen<br />

Boden unter den Füßen“. Zum Jubiläumsgottesdienst<br />

waren unter an<strong>der</strong>em<br />

auch Generalrat Frater Rudolf Knopp<br />

aus Rom und Provinzial Frater Emerich<br />

Steigerwald aus München angereist.<br />

Generalprior beim Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung von<br />

Eustachius Kugler<br />

In <strong>der</strong> festlich geschmückten Algasinger<br />

Klosterkirche St. Josef feierten<br />

Mitarbeiter, Bewohner <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />

und Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

am 2. Oktober den vierten Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung von Frater Eustachius<br />

Kugler. Für Hauptzelebrant und Festprediger<br />

Landescaritasdirektor Prälat<br />

Bernhard Piendl war die Seligsprechung<br />

von Eustachius Kugler am 4. Oktober<br />

2009 im Regensburger Dom im „wahrsten<br />

Sinne ein Jahrhun<strong>der</strong>tereignis“. Die<br />

Menschen seien in einer Atmosphäre<br />

Do daugt‘s ma!<br />

Beobachtungen am Rande des Schülertags: Frater Markus Krippner (links) und Frater Eduard Bauer<br />

beim Billard und Frater Thomas Väth bei <strong>der</strong> Teller-Jonglage


24<br />

<strong>der</strong> Freude bewegt gewesen von einem<br />

Heiligen, <strong>der</strong> „als einer von uns“ empfunden<br />

wurde und „nicht als <strong>der</strong> Heilige<br />

o<strong>der</strong> Selige in <strong>der</strong> unnahbaren Ferne“.<br />

Beim anschließenden Festakt dankte<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

den vielen Mitbrü<strong>der</strong>n, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, „die in all diesen<br />

Jahrzehnten liebevoll in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Buben und später in <strong>der</strong> Pflege und<br />

Betreuung <strong>der</strong> Heimbewohner gewirkt<br />

haben und wirken“. Eustachius Kugler<br />

bekannte sich selbst gegenüber zweifelnden<br />

<strong>Orden</strong>soberen in Rom „klar und<br />

deutlich zum Lehr- und Erziehungsauftrag<br />

<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und dieser so gelebten<br />

Hospitalität“. Auch <strong>der</strong> Neuausrichtung<br />

von Algasing, wie sie sich heute als<br />

Heim, Werkstatt und För<strong>der</strong>stätte zeige,<br />

wäre Eustachius Kugler wohl aufgeschlossen<br />

gegenübergestanden, war <strong>der</strong><br />

Provinzial überzeugt, da hier „gezielt<br />

För<strong>der</strong>ung geschieht und <strong>der</strong> Mensch<br />

im Mittelpunkt steht“, also die Heimbewohnerinnen<br />

und Heimbewohner „fühlen<br />

sich hier - auf gut Bairisch- ‚dahoam’“.<br />

Dieses auf Bairisch gesprochene<br />

„dahoam“ griff dann <strong>der</strong> oberste Barmherzige<br />

Bru<strong>der</strong> aus Rom in seiner ansonsten<br />

spanisch gehaltenen Festrede<br />

auf: Generalprior Pater Jesús Etayo<br />

wünschte, dass die unzähligen in Algasing<br />

betreuten Bewohner „sich stets im<br />

Mittelpunkt des Hauses gefühlt und die<br />

Hospitalität <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />

konkret erfahren haben.“<br />

Nach dem ausgezeichneten Festessen<br />

lauschten die Festgäste noch Arien<br />

aus dem Johannes-von-Gott-Oratorium.<br />

Gerda Guillery, Johann Singhartinger,<br />

Kirsten Oberhoff<br />

Von oben<br />

Generalprior Pater Jesús Etayo mit Übersetzer<br />

Nikolaus Mutschlechner beim vierten Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung von Eustachius Kugler am 2.<br />

Oktober<br />

Theaterstück „Herzzentrum Algasing“: Szene<br />

aus dem Schülerheim mit Frater Suitbert<br />

Beim Herbstfest am 1. September: Generalrat<br />

Frater Rudolf Knopp (Mitte) beim Anstoß zu<br />

einem Benefiz-Fußballspiel zwischen Robert<br />

Glasl (rechts) vom „Algasinger Ehrenteam“ und<br />

Kabarettist Michael Altinger<br />

Mit Käppi beim Schülertag: Frater Seraphim<br />

Schorer (links) und Frater Karl Wiench<br />

Beim Schülertag konnten auch Spezial-Fahrrä<strong>der</strong><br />

ausprobiert werden.


BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />

25<br />

Seelsorge im Stil des<br />

heiligen Johannes von Gott<br />

Bei einem Treffen in Regensburg wurde das neue Pastoralpapier des <strong>Orden</strong>s übergeben<br />

Es war <strong>der</strong> 28. Februar, <strong>der</strong> Tag des<br />

Papst-Rücktritts, an dem Seelsorgern<br />

und Pastoralräten <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> das neue Grundsatzpapier<br />

<strong>der</strong> Generalkommission für Pastoral<br />

vorgestellt wurde. Und damit lag eine<br />

beson<strong>der</strong>e Atmosphäre über <strong>der</strong> feierlichen<br />

Überreichung des fast 200 Seiten<br />

starken Werkes in <strong>der</strong> Johannes-von-<br />

Gott-Kapelle im Regensburger Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>.<br />

Um 9.30 Uhr trafen sich dort 18 Delegierte<br />

aus allen Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

zu einer Eucharistiefeier<br />

mit Pater Johannes von Avila Neuner,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Erinnerung an zwei Bil<strong>der</strong><br />

im alten Refektorium des Krankenhauses<br />

in den Gottesdienst einführte: Das<br />

eine zeigte Augustinus, dem ein Junge<br />

mit einer Muschel, mit <strong>der</strong> er das Meer<br />

ausschöpfen wollte, die Unerklärbarkeit<br />

des dreifaltigen Gottes nahebrachte, das<br />

an<strong>der</strong>e Johannes von Gott, dem ein Junge<br />

den Weg nach Granada wies, indem er<br />

ihm einen Granatapfel mit einem Kreuz<br />

überreichte. Diese beiden Säulen des<br />

<strong>Orden</strong>s sollten gleichsam als Portal den<br />

Weg des Grundsatzpapieres „Pastoral im<br />

Stil des heiligen Johannes von Gott“ in<br />

die bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz eröffnen.<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

erläuterte den Werdegang <strong>der</strong><br />

Schrift und die theologische Bedeutung<br />

für das Wirken in den Einrichtungen des<br />

<strong>Orden</strong>s und überreichte vor dem Segen<br />

jedem <strong>der</strong> Anwesenden ein Exemplar.<br />

Das Dokument, das laut Provinzial<br />

auch die Handschrift des Reichenbacher<br />

Pastoralreferenten Uli Doblinger trage,<br />

wurde im Anschluss von Uli Doblinger,<br />

Luitgart Bie<strong>der</strong>er-Wutsios und Pater Johannes<br />

vorgestellt – sie waren auch in<br />

Rom bei <strong>der</strong> Endabstimmung des Textes<br />

dabei. Im weiteren Verlauf beschäftigte<br />

sich die Konferenz dann mit den<br />

Grundsatzthesen des Papiers. Peter Jankowetz<br />

aus Gremsdorf verglich das Pastoralkonzept<br />

in seiner Bedeutung mit<br />

Konzilstexten, die oft erst Jahre später<br />

Auswirkungen zeigten.<br />

Die Veranstaltung klang aus mit einem<br />

Statement von Frater Seraphim<br />

Schorer über die Fokusgruppen, die<br />

anlässlich des Generalkapitels in Fatima<br />

neue Fel<strong>der</strong> für Hospitalität aufgezeigt<br />

hatten, organisatorischen Hinweisen<br />

zum Missionstag im Herbst, einem<br />

Rückblick auf den letzten Ministrantentag<br />

und Informationen aus einzelnen<br />

Einrichtungen.<br />

Die Zusammenkunft war ein hoffnungsvoller<br />

Aufbruch: Kirche, die ihren<br />

Weg im Licht des Heiligen Geistes<br />

weitergeht – auch wenn gerade <strong>der</strong> Papst<br />

zurückgetreten ist.<br />

Gerhard Kaiser, Pastoralreferent, Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> Straubing<br />

Gruppenbild in <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-Kapelle des Regensburger Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong>


26<br />

BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />

Wegweiser für den Arbeitsalltag<br />

Neues Dokument zu wichtigen Inhalten des <strong>Orden</strong>s<br />

Wofür steht <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>, was<br />

macht die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> aus? Die Ausrichtung<br />

und den Auftrag des <strong>Orden</strong>s zu erläutern,<br />

kann Tage dauern. Diese Zeit<br />

nimmt sich <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> bei den Fortbildungen<br />

zur „Gelebten Gastfreundschaft“.<br />

Dem Gesamtorden war es aber<br />

auch ein Anliegen, die wichtigsten Eigenschaften<br />

und Werte des <strong>Orden</strong>s für<br />

alle unmittelbar zugänglich und für die<br />

Praxis umsetzbar zu machen.<br />

Der erste Schritt dazu<br />

war die Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> „Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />

im Jahr 2000, die<br />

auf 100 Seiten diese Inhalte<br />

zusammenfasst. Die<br />

Charta ist aufgrund ihres<br />

Umfangs und <strong>der</strong> teils<br />

theologischen und wissenschaftlichen<br />

Sprache<br />

für eine schnelle Information<br />

im Arbeitsalltag nur<br />

bedingt geeignet, für die<br />

Charta braucht es Zeit<br />

zum Lesen.<br />

Um den Mitarbeitern,<br />

Schülern und Freunden<br />

des <strong>Orden</strong>s Orientierung<br />

zu geben, ist nun eine ergänzende<br />

Publikation, ein<br />

sogenanntes „Handbuch<br />

für die Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />

mit dem Titel „Erste<br />

Schritte auf dem Weg<br />

<strong>der</strong> Hospitalität“ erschienen.<br />

Nur 48 Seiten benötigt<br />

das Dokument, um<br />

kurz und knapp folgende<br />

Themen zu erläutern:<br />

• Der <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> Johannes von<br />

Gott<br />

• Das <strong>Orden</strong>scharisma<br />

• Der <strong>Orden</strong>sauftrag<br />

• Die Hospitalfamilie<br />

• Die <strong>Orden</strong>swerte<br />

• Prinzip <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit<br />

• Pastoral<br />

• Ethik<br />

• Charismatisches Management<br />

• Bildung und Forschung<br />

Jedes Kaptitel ist gleich aufgebaut:<br />

Zuerst wird unter dem Punkt „Baustelle“<br />

das jeweilige Thema erläutert,<br />

und unter „Orientierung“ wird die Verbindung<br />

zwischen Theorie und Praxis<br />

hergestellt. Weitere Informationsmöglichkeiten<br />

zum Kapitel finden die Leser<br />

unter „Auftanken und Vertiefen“.<br />

Damit die Mitarbeiter nicht nur Informationen<br />

erhalten, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Möglichkeit haben, diese wichtigsten<br />

Kernpunkte des <strong>Orden</strong>s vor Ort an ihrem<br />

Arbeitsplatz umzusetzen,<br />

werden unter „Erste<br />

Hilfe in <strong>der</strong> Provinz“ ganz<br />

konkret die Namen und<br />

Kontaktdaten <strong>der</strong> zuständigen<br />

Personen für das jeweilige<br />

Thema genannt.<br />

Die Punkte „Baustelle“<br />

„Orientierung“, „Auftanken<br />

und Vertiefen“ sowie“ „Erste<br />

Hilfe in <strong>der</strong> Provinz“ sind<br />

immer mit dem gleichen<br />

Verkehrszeichen gekennzeichnet.<br />

Sie sollen Wegweiser<br />

sein, um die Schritte<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter auf dem<br />

Weg <strong>der</strong> Hospitalität zu begleiten<br />

und ihnen Orientierung<br />

zu geben. Durch die<br />

konkreten Inhalte, die klare<br />

Sprache und das Herunterbrechen<br />

<strong>der</strong> Inhalte bis zur<br />

Umsetzung in <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz soll<br />

das Handbuch eine Hilfestellung<br />

für die Aufgaben<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter sein.<br />

Kerstin Laumer


27<br />

Vorbereitung Provinzkapitel 2014<br />

Mit Schreiben vom 5. August<br />

2013 hat Generalprior Pater<br />

Jesús Etayo das Provinzkapitel<br />

2014 einberufen. Das 50. Provinzkapitel<br />

<strong>der</strong> Bayerischene <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

steht unter dem Motto „Die Hospitalität<br />

mit Hoffnung und Mut zum Wagnis<br />

leben“. Es ist für die Brü<strong>der</strong> und Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Familie des heiligen Johannes<br />

von Gott eine beson<strong>der</strong>e Gelegenheit<br />

zur Beteiligung am Provinzgeschehen.<br />

Die Feier des Provinzkapitels stellt ein<br />

wichtiges spirituelles Moment dar und<br />

bietet allen Beteiligten die Möglichkeit,<br />

intensiv auf die Stimme Gottes zu hören,<br />

um im Geist ehrlicher Selbstkritik Wege<br />

für den <strong>Orden</strong> und für die Provinz in die<br />

Zukunft zu erschließen.<br />

Zur Vorbereitung des Provinzkapitels<br />

und des Vorkapitels hat <strong>der</strong> Provinzial<br />

eine Vorbereitungskommission<br />

einberufen, <strong>der</strong> die Geschäftsführer<br />

Christian Kuhl, Dr. Andreas Kestler und<br />

Hans Emmert angehören sowie Frater<br />

Seraphim Schorer und Frater Eduard<br />

Bauer. Am 28. Oktober 2013 fand in Regensburg<br />

die erste Sitzung dieses Gremiums<br />

statt. Man einigte sich darauf, nach<br />

den Aktionsvorgaben und Prioritäten<br />

des 68. Generalkapitels von Fatima vorzugehen.<br />

Sowohl die Geschäftsführer als<br />

auch die Mitbrü<strong>der</strong> werden dazu ein Arbeitspapier<br />

vorbereiten.<br />

Das Vorkapitel, bei dem <strong>der</strong> genaue<br />

„Fahrplan“ für das Provinzkapitel festgelegt<br />

wird, findet am 26. und 27. Februar<br />

2014 in Kostenz statt, das Provinzkapitel<br />

selbst vom 10. bis 14. März.<br />

Frater Eduard Bauer


28 BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />

Auf Weihnachten zu<br />

Besinnungstag am 8. Dezember 2012<br />

in Regensburg mit Prälat Franz Xaver Hirsch<br />

Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />

bedankte sich zu Beginn<br />

des Besinnungstages bei Ehrenmitglied<br />

Prälat Franz Xaver Hirsch für<br />

seine Bereitschaft, trotz Erkrankung den<br />

Besinnungstag zu gestalten. „Wir wollen<br />

mit Eifer und Liebe unser <strong>Orden</strong>sleben<br />

pflegen und dazu gehört die Feier <strong>der</strong><br />

kirchlichen Hochfeste in <strong>der</strong> Gemeinschaft“,<br />

sagte <strong>der</strong> Provinzobere.<br />

Prälat Hirsch begann seine Ausführungen<br />

mit <strong>der</strong> Frage: „Was tut mir<br />

gut, in dieser Zeit <strong>der</strong> Vorbereitung auf<br />

Weihnachten, in <strong>der</strong> Zeit des Wartens<br />

auf das göttliche Kind?“ Das Wichtigste<br />

im Advent sei <strong>der</strong> Aufbruch aus dem Alltag,<br />

aus dem Gewohnten, aus <strong>der</strong> Routine.<br />

Paul Claudel beschrieb einmal, dass<br />

er in <strong>der</strong> Stille <strong>der</strong> Adventszeit seine Bekehrung<br />

erfahren habe, als er Gott spürte,<br />

<strong>der</strong> die Arme nach ihm ausstreckte.<br />

Der Mensch ohne Gott betrachtet<br />

sich selbst als Mitte <strong>der</strong> Schöpfung. Er<br />

sucht nicht die Begegnung mit Gott und<br />

spürt ihn nicht in <strong>der</strong> Stille. Er hat auch<br />

keine Sehnsucht, aus dem Gewohnten<br />

auszubrechen und <strong>der</strong> Hektik des Alltags<br />

zu entkommen.<br />

Prälat Hirsch zitierte ein altbayerisches<br />

Volkslied:<br />

In Nacht und Dunkel liegt die Erd,<br />

<strong>der</strong> Himmel, <strong>der</strong> ist zugesperrt,<br />

verloren ist das Paradeis.<br />

Die Menschheit ruft: Kyrie eleis.<br />

Wer ist’s, <strong>der</strong> durch das Dunkel bricht<br />

und uns aufzünd’ das große Licht?<br />

Herrgott, uns einen Retter weis’<br />

aus unsrer Not! Kyrie eleis.<br />

Gott hat erhört das irdisch Flehn,<br />

hat schon den Retter ausersehn.<br />

Gottes Sohn, <strong>der</strong> will auf sein Geheiß<br />

uns Bru<strong>der</strong> sein. Christe eleis.<br />

In vielen adventlichen Begegnungen<br />

wird das Wirken <strong>der</strong> dunklen Mächte auf<br />

den Menschen thematisiert. Beson<strong>der</strong>s<br />

im Salzburger Adventssingen treten im<br />

ersten Teil die dunklen Mächte auf, die<br />

uns damit konfrontieren, was die Propheten<br />

Jeseia und Jeremia verkünden. Es wird<br />

ein Retter, ein Erlöser kommen, <strong>der</strong> uns<br />

aus <strong>der</strong> „Erdennacht“ befreien wird. Krankenhäuser<br />

sind Adventstationen. Wir<br />

werden konfrontiert mit Leid, Schmerz<br />

und seelischer Zerrissenheit, die uns auf<br />

die Dunkelheit <strong>der</strong> Welt verweisen.<br />

Wenn wir auf Weihnachten zugehen,<br />

sollten wir vor dem Mensch gewordenen<br />

Gotteskind verweilen. Gott hält<br />

sich nicht im Unsichtbaren auf, son<strong>der</strong>n<br />

er wird Mensch. Das Kind in <strong>der</strong> Krippe<br />

for<strong>der</strong>t von uns Herzensbildung. Jesus<br />

sagt es deutlich: „Wenn ihr nicht werdet<br />

wie die Kin<strong>der</strong>, kommt ihr nicht ins<br />

Himmelreich.“<br />

In <strong>der</strong> Weihnachtszeit werden wir<br />

mit den menschlichen Seiten des Gotteskindes<br />

konfrontiert: Der Engel bringt<br />

Maria die Botschaft von <strong>der</strong> bevorstehenden<br />

Geburt des Kindes. Josef hegt<br />

Zweifel an <strong>der</strong> jungfräulichen Empfängnis.<br />

Josef und Maria finden keinen Platz<br />

in <strong>der</strong> Herberge. Das Kind wird in einem<br />

Stall geboren. Die Eltern müssen mit<br />

ihm nach Ägypten fliehen. – Denken<br />

wir bei allem Weihnachtsrummel, bei<br />

aller Weihnachtsromantik an die vielen<br />

Kin<strong>der</strong>, die sich heute auf <strong>der</strong> Flucht befinden?<br />

Frater Eduard Bauer


29<br />

Den Glauben bekennen,<br />

feiern und leben<br />

Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am 23. März in Straubing<br />

In <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-Kirche begann und endete <strong>der</strong> Besinnungstag in Straubing.<br />

Am 23. März fand in <strong>der</strong> Einrichtung<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />

Straubing ein Besinnungs- und Brü<strong>der</strong>tag<br />

<strong>der</strong> Bayerischen Provinz statt.<br />

Nachdem eine Gruppe von Brü<strong>der</strong>n<br />

sich im Vorfeld über die Neugestaltung<br />

dieser Tage Gedanken gemacht hatte,<br />

wurde <strong>der</strong> Besinnungstag diesmal inhaltlich<br />

von jungen Brü<strong>der</strong>n gestaltet.<br />

Er stand unter dem Motto „Jahr des<br />

Glaubens“.<br />

Das „Jahr des Glaubens“ wird<br />

von <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

anlässlich des Beginns des<br />

Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50<br />

Jahren und <strong>der</strong> Veröffentlichung des Katechismus<br />

<strong>der</strong> katholischen Kirche vor<br />

20 Jahren begangen. Das Jahr begann<br />

am 11. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Eröffnung des Zweiten Vatikanums,<br />

und endete am 24. November<br />

2013, dem Christkönigssonntag. Der<br />

emeritierte Papst Benedikt XVI. formulierte<br />

im Apostolischen Schreiben „Porta<br />

fidei“ vom 11. Oktober 2011 als Ziele<br />

für das Jahr des Glaubens: die Beschäftigung<br />

<strong>der</strong> Gläubigen mit den Inhalten<br />

des christlichen Glaubens, das Bekenntnis<br />

und die Feier des Glaubens, die Wie<strong>der</strong>entdeckung<br />

<strong>der</strong> Texte des Zweiten<br />

Vatikanischen Konzils sowie ein glaubwürdigeres<br />

Lebenszeugnis <strong>der</strong> Christen.<br />

Der Brü<strong>der</strong>tag begann mit einer von<br />

Frater Thomas Väth gestalteten Morgenmeditation<br />

in <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />

Kirche. Er nahm das Lied „Wer glaubt,<br />

ist nie allein“, das von Hagen Horoba<br />

und Christian Dostal anlässlich des Besuchs<br />

von Papst Benedikt XVI. in Regensburg<br />

2006 komponiert wurde, zum<br />

Anlass, Gedanken daraus zu betrachten.<br />

Das Lied beschreibt den christlichen<br />

Glauben als Freundschaft mit Christus.<br />

Nach <strong>der</strong> Meditation führte Frater Magnus<br />

Morhardt die Brü<strong>der</strong>tagsteilnehmer<br />

im Magnobonus-Markmiller-Saal anhand<br />

des päpstlichen Schreibens „Porta<br />

fidei“ in das Jahr des Glaubens ein.<br />

„Tür des Glaubens“<br />

Der erste Abschnitt von „Porta fidei“<br />

beschreibt den Weg eines christlichen<br />

Lebens: „Die ‚Tür des Glaubens’,<br />

die in das Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft mit


30<br />

BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />

Gott führt und das Eintreten in seine<br />

Kirche erlaubt, steht uns immer offen.<br />

Es ist möglich, diese Schwelle zu überschreiten,<br />

wenn das Wort Gottes verkündet<br />

wird und das Herz sich durch<br />

die verwandelnde Gnade formen lässt.<br />

Durch diese Tür zu gehen bedeutet, einen<br />

Weg einzuschlagen, <strong>der</strong> das ganze<br />

Leben fortdauert. Er beginnt mit <strong>der</strong><br />

Taufe, durch die wir Gott Vater nennen<br />

dürfen, und endet mit dem Übergang<br />

durch den Tod hindurch in das Ewige<br />

Leben, das Frucht <strong>der</strong> Auferstehung<br />

Jesu, des Herrn, ist.“<br />

Sich auf die<br />

„Straßen <strong>der</strong> Welt“ begeben<br />

Über den zentralen Glaubensinhalt,<br />

das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott,<br />

schreibt Papst Benedikt im Anschluss<br />

daran: „Den Glauben an die Trinität –<br />

den Vater, den Sohn und den Heiligen<br />

Geist – zu bekennen entspricht: an einen<br />

einzigen Gott, <strong>der</strong> die Liebe ist, zu<br />

glauben: an den Vater, <strong>der</strong> zu unserem<br />

Heil in <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Zeit seinen Sohn<br />

gesandt hat; an Jesus Christus, <strong>der</strong> in<br />

dem Geheimnis seines Todes und seiner<br />

Auferstehung die Welt erlöst hat; an<br />

den Heiligen Geist, <strong>der</strong> die Kirche durch<br />

die Jahrhun<strong>der</strong>te führt in <strong>der</strong> Erwartung<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft des Herrn in Herrlichkeit.“<br />

(Porta fidei 1, im Folgenden mit<br />

PF abgekürzt)<br />

Weiter kommt Papst Benedikt auf<br />

den Grund zu sprechen, warum er das<br />

Jahr des Glaubens einberufen hat, nämlich<br />

um die Menschen, die Gott nicht<br />

kennen, „aus <strong>der</strong> Wüste herauszuführen<br />

zu den Orten des Lebens – zur Freundschaft<br />

mit dem Sohn Gottes, <strong>der</strong> uns Leben<br />

schenkt, Leben in Fülle.“ (aus <strong>der</strong><br />

Predigt zur Amtseinführung von Papst<br />

Benedikt XVI.) Der Glaube an Gott, so<br />

heißt es in „Porta fidei“ weiter, ist heute<br />

keine selbstverständ liche Voraussetzung<br />

gesellschaftlichen Lebens mehr<br />

und wird von vielen bewusst geleugnet.<br />

Umso mehr sind die Gläubigen dazu<br />

aufgerufen, lebendiges Wasser aus <strong>der</strong><br />

Quelle des Lebens zu schöpfen (vgl. Joh<br />

4,14) – durch das Hören auf das Wort<br />

Gottes und die Mitfeier <strong>der</strong> Eucharistie,<br />

um so ihren Mitmenschen einen guten<br />

Geschmack an <strong>der</strong> Frohbotschaft Jesu zu<br />

vermitteln.<br />

Der empfangene und erfahrene<br />

Glaube drängt danach, weitergegeben<br />

zu werden: „Die Erneuerung <strong>der</strong> Kirche<br />

geschieht auch durch das Zeugnis,<br />

das das Leben <strong>der</strong> Gläubigen bietet: Die<br />

Christen sind nämlich berufen, mit ihrer<br />

Existenz in <strong>der</strong> Welt das Wort <strong>der</strong><br />

Wahrheit, das <strong>der</strong> Herr uns hinterlassen<br />

hat, leuchten zu lassen.“ (PF 6) Das<br />

Evangelium drängt den gläubig Gewordenen,<br />

sich auf die „Straßen <strong>der</strong> Welt“<br />

zu begeben, „um sein Evangelium allen<br />

Völkern <strong>der</strong> Erde bekanntzumachen“<br />

(PF 7). Der Nicht-Glaubende soll die<br />

Freude des christlichen Glaubens durch<br />

ein überzeugtes christliches Zeugnis erfahren<br />

können. Das geht nur, wenn <strong>der</strong><br />

Gläubige die Kraft <strong>der</strong> Liebe Gottes an<br />

sich selbst erfahren hat.<br />

Im Anschluss daran wünscht sich<br />

Papst Benedikt, „dass das Zeugnis des<br />

Lebens <strong>der</strong> Gläubigen an Glaubwürdigkeit<br />

gewinnt.“ (PF 9) Der Glaube ist mit<br />

dem öffentlichen Bekenntnis keine Privatsache<br />

mehr, son<strong>der</strong>n drängt zum Einsatz<br />

für An<strong>der</strong>e. Im Hinblick auf das <strong>Orden</strong>sleben<br />

sieht es folgen<strong>der</strong>maßen aus:<br />

„Aufgrund des Glaubens haben Männer<br />

und Frauen ihr Leben Christus geweiht<br />

und alles verlassen, um in evangelischer<br />

Einfachheit den Gehorsam, die Armut<br />

und die Keuschheit zu leben als konkrete<br />

Zeichen <strong>der</strong> Erwartung des Herrn,<br />

<strong>der</strong> nicht säumt zu kommen. Aufgrund<br />

des Glaubens haben viele Christen Tätigkeiten<br />

zugunsten <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

geför<strong>der</strong>t, um das Wort des Herrn, <strong>der</strong><br />

gekommen ist, um die Befreiung von<br />

<strong>der</strong> Unterdrückung zu verkünden und<br />

ein Jahr <strong>der</strong> Gnade für alle auszurufen,<br />

konkret werden zu lassen.“ (PF 13)<br />

„Glaube und Liebe<br />

erfor<strong>der</strong>n sich gegenseitig“<br />

Indem er den biblischen Jakobusbrief<br />

(2,14-18) zitiert, zeigt Papst Benedikt<br />

schließlich, dass ein Glaube ohne<br />

konkrete „Werke“, das heißt ohne die<br />

Umsetzung im Alltag, sinnlos ist. Die<br />

folgende Passage stellt für alle, denen<br />

die Nächstenliebe und die Hospitalität<br />

ein Anliegen ist, eine Bestätigung ihres<br />

Handelns dar:<br />

„Der Glaube ohne die Liebe bringt<br />

keine Frucht, und die Liebe ohne den<br />

Glauben wäre ein Gefühl, das ständig<br />

dem Zweifel ausgesetzt ist. Glaube und<br />

Liebe erfor<strong>der</strong>n sich gegenseitig, so dass<br />

eines dem an<strong>der</strong>en erlaubt, seinen Weg<br />

zu gehen. Nicht wenige Christen widmen<br />

ihr Leben nämlich liebevoll dem<br />

Einsamen, dem Randstän digen o<strong>der</strong><br />

dem Ausgeschlossenen als dem, zu dem<br />

man zuallererst gehen muss und den zu<br />

unterstützen am wichtigsten ist, gerade<br />

weil sich in ihm das Antlitz Christi selbst<br />

wi<strong>der</strong> spiegelt. Dank des Glaubens können<br />

wir in denen, die unsere Liebe erbitten,<br />

das Antlitz des auferstandenen<br />

Herrn erkennen. ‚Was ihr für einen meiner<br />

geringsten Brü<strong>der</strong> getan habt, das<br />

habt ihr mir getan’ (Mt 25,40): Diese<br />

seine Worte sind eine nicht zu vergessende<br />

Mahnung und eine fortwährende<br />

Einladung, die Liebe zurückzugeben,<br />

mit <strong>der</strong> er sich unser annimmt. Der<br />

Glaube ist es, <strong>der</strong> es ermöglicht, Christus<br />

zu erkennen, und seine eigene Liebe<br />

ist es, die dazu drängt, ihm jedes Mal zu<br />

helfen, wenn er auf unserem Lebensweg<br />

unser Nächster wird.“ (PF 14)<br />

Im letzten Abschnitt seines Schreibens<br />

lädt Papst Benedikt die Gläubigen<br />

ein, aus <strong>der</strong> Freundschaft mit Jesus<br />

Christus heraus und im Vertrauen auf<br />

ihn „ein lebendiges Zeichen <strong>der</strong> Gegenwart<br />

des Auferstandenen in <strong>der</strong> Welt zu<br />

werden“ (PF 15) und auf die himmlische<br />

Vollendung als Ziel christlichen<br />

Glaubens zu hoffen.<br />

Nach dem Vortrag hatten die Brü<strong>der</strong><br />

Gelegenheit, anhand ausgewählter Texte<br />

aus „Porta fidei“ sich mit ihrem persönlichen<br />

Glaubensweg auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />

und in <strong>der</strong> Kleingruppe auszutauschen.<br />

Frater Seraphim Schorer mo<strong>der</strong>ierte<br />

danach das Gespräch über persönliche<br />

Glaubenserfahrungen. Anschließend<br />

ging es zurück in die Johannes-von-Gott-<br />

Kirche, wo Stadtpfarrer Franz Alzinger<br />

zusammen mit Bewohnern, die als Ministranten<br />

mitwirkten, und den <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n die Heilige Messe feierte.<br />

In seiner Predigt rief Alzinger dazu auf, in<br />

<strong>der</strong> Verkündigung <strong>der</strong> christlichen Botschaft<br />

eine Sprache zu sprechen, welche<br />

die Menschen heute verstehen. Mit dem<br />

Mittagessen endete <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>- und Besinnungstag<br />

in Straubing.<br />

Frater Magnus Morhardt


31<br />

Ein Besuch im Marienwallfahrtsort Altötting gehörte zum Programm des Brü<strong>der</strong>treffens Ende Juni.<br />

Abwechslungsreich, wohltuend<br />

und besinnlich<br />

Brü<strong>der</strong>treffen vom 28. bis 30. Juni in Algasing<br />

Bei <strong>der</strong> Provinzversammlung im<br />

September 2012 wurde angeregt,<br />

die provinzweiten Besinnungs-<br />

und Brü<strong>der</strong>tage neu zu gestalten.<br />

Es sollte neben <strong>der</strong> klassischen Form<br />

<strong>der</strong> Besinnungstage mit geistlichem<br />

Vortrag, brü<strong>der</strong>lichem Austausch und<br />

Gottesdienst ein „Brü<strong>der</strong>wochenende“<br />

angeboten werden, das den Einzelnen<br />

gut tun und die Gemeinschaft als Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> stärken soll. Infolgedessen<br />

kamen am letzten Juniwochenende<br />

fünf Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing zu<br />

einem Brü<strong>der</strong>treffen zusammen. Nicht<br />

gerade eine große Zahl, aber es war auch<br />

ein Experiment für spätere Zusammenkünfte.<br />

Neben dem Prior des Algasinger<br />

Konvents und Gastgeber <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>tage,<br />

Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, waren es<br />

vier jüngere Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus<br />

<strong>Bayern</strong>.<br />

Am Freitagabend bildete eine Rekreation<br />

in gemütlicher Runde zusammen<br />

mit den Brü<strong>der</strong>n Frater Englmar<br />

und Frater Timotheus, die sich über das<br />

brü<strong>der</strong>liche Zusammensein sichtlich<br />

freuten, den Einstieg in das gemeinsam<br />

verbrachte Wochenende. Nach einer<br />

vormittäglichen Wan<strong>der</strong>ung am Samstag<br />

in Richtung Dorfen tauschten sich<br />

die Brü<strong>der</strong> im Anschluss an eine persönliche<br />

Gebetszeit über ihre sehr unterschiedlichen<br />

Berufungswege aus. Am<br />

späten Nachmittag ging es dann in den<br />

Marienwallfahrtsort Altötting. Hier feierten<br />

die Brü<strong>der</strong> die Vorabendmesse im<br />

Gottesdienstzelt neben <strong>der</strong> Basilika, die<br />

gerade renoviert wurde, mit und beteiligten<br />

sich am liturgischen Dienst. Im<br />

Anschluss daran zogen sie in einer Lichterprozession<br />

um die Gnadenkapelle.<br />

Die Lichterfeier wurde von Prälat Ludwig<br />

Limbrunner geleitet, <strong>der</strong> im Herbst<br />

2011 die Jahresexerzitien in Kostenz gestaltet<br />

hatte.<br />

Am Sonntag feierten die Brü<strong>der</strong> die<br />

Heilige Messe mit <strong>der</strong> Algasinger Hausgemeinschaft.<br />

Nach dem Frühschoppen<br />

mit dem Algasinger Konvent ging<br />

es zum Sommerfest nach Schloß Malseneck.<br />

Dort wurden die Brü<strong>der</strong> mit<br />

großem Interesse empfangen.<br />

Frater Magnus Morhardt/Frater Seraphim<br />

Schorer


32 BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />

Auch für <strong>Orden</strong>sleute eine Anfrage<br />

Besinnungstage zum „Jahr des Glaubens“ mit Pater Leonhard Berchtold<br />

vom 18. bis 20. Oktober in Kostenz<br />

Es tut immer wie<strong>der</strong> gut, aus <strong>der</strong><br />

Betriebsamkeit des Alltags auszusteigen<br />

und sich Zeit zu nehmen,<br />

auch <strong>Orden</strong>sleuten. Gerne war ich<br />

bereit, wie<strong>der</strong> einmal für die <strong>Barmherzigen</strong><br />

Mitbrü<strong>der</strong> vom 18. bis 20. Oktober<br />

2013 Besinnungstage in Kostenz zu<br />

halten, das sich in <strong>der</strong> Farbenpracht des<br />

Herbstes zeigte. Das von Papst Benedikt<br />

ausgerufene Jahr <strong>der</strong> Glaubens, das im<br />

November 2013 mit dem Christkönigsfest<br />

seinen Abschluss findet, ist auch für<br />

<strong>Orden</strong>sleute eine lohnende Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

sich mit dem Glauben intensiver<br />

zu beschäftigen. Hier galt es, sich den<br />

Fragen zu stellen, um das beson<strong>der</strong>e Jahr<br />

über diesen Termin hinaus zur Erneuerung<br />

für sich persönlich und für die Gemeinschaft<br />

fruchtbar werden zu lassen.<br />

Erneuerung<br />

des Glaubenslebens<br />

Die Tage waren in gemeinsame<br />

Gebetszeiten eingebettet. Der Impuls,<br />

persönliche Besinnung und danach gemeinsamer<br />

Austausch halfen, das aufgefächerte<br />

Thema zu vertiefen. Die erste<br />

Einheit galt <strong>der</strong> Erneuerung des Glaubenslebens.<br />

Auch wir <strong>Orden</strong>schristen<br />

müssen unsere Berufung als Glaubende<br />

immer wie<strong>der</strong> neu entdecken, um die<br />

Freude und die erneute Begeisterung in<br />

<strong>der</strong> Begegnung mit Christus zu erfahren.<br />

Nur so können wir für an<strong>der</strong>e ein Vorbild<br />

sein.<br />

Ein Brief, den <strong>der</strong> Hamburger Erzbischof<br />

Thissen seinen Gläubigen zu Beginn<br />

des Glaubensjahres 2012 schrieb,<br />

war für den Referenten Richtschnur, wie<br />

Glaube neu entdeckt und gepflegt werden<br />

kann. Wie Freundschaft Gespräch<br />

und Begegnung braucht, so ist es auch in<br />

<strong>der</strong> Beziehung mit Gott: Gebet und die<br />

Pflege <strong>der</strong> Sakramente stärken unsere<br />

Christusbeziehung. Geistliche Nahrung<br />

bekommen wir Christen auch durch die<br />

Beschäftigung mit <strong>der</strong> Bibel und mit<br />

ihren Gestalten. Zentrale Bedeutung<br />

nimmt unsere tätige Glaubenspraxis <strong>der</strong><br />

Nächstenliebe ein. Glaube verlangt außerdem<br />

Wissen – es lohnt sich, die Dekrete<br />

des Konzils und den vor 20 Jahren<br />

herausgebrachten Katechismus zu studieren.<br />

Wir brauchen einen begründeten<br />

Glauben, den wir durch Austausch<br />

mit an<strong>der</strong>en vertiefen können.<br />

Nach einer Phase <strong>der</strong> persönlichen<br />

Besinnung gab es einen angeregten Austausch,<br />

welche Menschen meinen Glauben<br />

geprägt und welche Ereignisse mir<br />

weitergeholfen haben.<br />

Erneuerung<br />

des <strong>Orden</strong>slebens<br />

Der Nachmittag stand unter dem<br />

Thema: Erneuerung des <strong>Orden</strong>slebens.<br />

Die Lebensregel spricht von einer lebenslangen<br />

Bildung und Erneuerung,<br />

weil wir als <strong>Orden</strong>sleute nie fertig sind.<br />

Der Einzelne ist da gefragt und ebenso<br />

die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft als Ganzes. Im<br />

<strong>Orden</strong>sdekret „Perfectae Caritatis“ des<br />

Zweiten Vatikanischen Konzils wurden<br />

Grundlinien für die <strong>Orden</strong>sinstitute aufgezeigt,<br />

die auch heute noch als Richtschnur<br />

gelten. Die Besinnungsfragen zu<br />

diesem Thema zielten darauf, zuerst das<br />

Positive im eigenen <strong>Orden</strong>sleben und in<br />

<strong>der</strong> Gemeinschaft in den Blick zu nehmen,<br />

bevor man das wahrnimmt und<br />

Salvatorianer-Pater Leonhard Berchtold in Kostenz<br />

ins Gespräch bringt, was im <strong>Orden</strong> belastend<br />

ist.<br />

Erneuerung<br />

des Gemeinschaftslebens<br />

Am Sonntagmorgen stand noch die<br />

Erneuerung des Gemeinschaftslebens<br />

auf dem Programm. Ausgehend von <strong>der</strong><br />

Frage, wie wir als <strong>Orden</strong>sleute von Außenstehenden<br />

und von unseren Mitarbeitern<br />

wahrgenommen werden, kam<br />

ein anregendes Gespräch zustande.<br />

Durch die kleineren Gemeinschaften<br />

kommt es verstärkt auf die Mitarbeit jedes<br />

Mitbru<strong>der</strong>s an, sich mit seinen Fähigkeiten<br />

einzubringen.<br />

Den Abschluss bildete <strong>der</strong> Sonntagsgottesdienst<br />

zum Kirchweihfest. Es ist<br />

und bleibt eine Aufgabe, lebendige Glie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft zu bleiben<br />

und somit lebendige Kirche zu sein.<br />

Pater Leonhard Berchtold, Salvatorianer


BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />

33<br />

Leben in Begegnung<br />

Jahresexerzitien <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> vom 19. bis 25. Mai 2013 in Kostenz<br />

Für Exerzitien ein idealer Ort: das Erholungs- und<br />

Tagungshaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Kostenz<br />

Wir kennen Pater Matthias<br />

Wetzel von seiner Aushilfstätigkeit<br />

im Münchner Krankenhaus.<br />

Der 73-jährige Benediktiner aus<br />

<strong>der</strong> Erzabtei St. Ottilien verbrachte die<br />

längste Zeit seines Lebens als Missionar<br />

in verschiedenen Teilen Afrikas. Das hat<br />

sein Leben und seine Spiritualität zutiefst<br />

geprägt. Im Eröffnungsvortrag <strong>der</strong> Exerzitien<br />

für die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, die<br />

vom 19. bis 25. Mai in Kostenz stattfanden,<br />

stellte <strong>der</strong> Benediktiner den Exerzitienteilnehmern<br />

zehn Themenbereiche<br />

vor, mit denen sie sich beschäftigen<br />

sollten.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 34


34<br />

Auf Gott hören<br />

In jedem Menschen ist Gott zu finden,<br />

aber die Beziehung zu Gott ist kein<br />

Zwang, son<strong>der</strong>n Freiheit. Um Gott zu<br />

treffen, müssen wir Hörende sein. Das<br />

Wort, das von Gott kommt, verlangt eine<br />

Antwort – unseren Glauben. Gott ist ein<br />

sanfter, zärtlicher Gott, ein Gott <strong>der</strong> Beziehung.<br />

Er ruft uns beim Namen.<br />

Selbstliebe<br />

Wer sich selbst nicht leiden kann, <strong>der</strong><br />

kann auch die an<strong>der</strong>en nicht in Liebe anschauen.<br />

Wer sich selbst nicht liebt, <strong>der</strong><br />

ignoriert die Schöpferliebe des lebendigen<br />

Gottes, <strong>der</strong> den Menschen nach „seinem<br />

Bild und Gleichnis“ erschaffen hat.<br />

Wenn wir selber gut von uns denken, machen<br />

wir uns selber zu dem, was wir sind.<br />

Dadurch werden wir authentisch, glaubwürdig<br />

und echt und lassen uns nicht von<br />

an<strong>der</strong>en beherrschen.<br />

Begegnung mit an<strong>der</strong>en<br />

Der Weg zur Heilung ist Begegnung.<br />

Leben ist Beziehung und Begegnung. Jesus<br />

war ein Mensch <strong>der</strong> Begegnung. Er<br />

hatte Zeit für die Menschen, konnte zuhören<br />

und hinhören mit allen Sinnen. Gemeinschaft<br />

verwirklicht sich in <strong>der</strong> Treue<br />

und im Zeigen, dass ich den an<strong>der</strong>en gern<br />

habe. Das äußert sich auch in einer positiven<br />

Streitkultur. Beim Streit gibt es keinen<br />

Sieg, son<strong>der</strong>n nur Einigung.<br />

Versöhnung und Verzeihung<br />

Eifersucht und Neid sind oft die<br />

Frucht von mangelndem Selbstbewusstsein.<br />

Ein Konflikt sollte ausgetragen<br />

werden. Nur dann ist die Bereitschaft<br />

zur Versöhnung da. Im Streit leben kostet<br />

viel Energie. Einan<strong>der</strong> verzeihen bewirkt<br />

eine seelische Entlastung – auch<br />

Der Missionsbenediktiner Pater Matthias Wetzel<br />

gestaltete die Brü<strong>der</strong>-Exerzitien im Mai.<br />

wenn Versöhnung nicht immer möglich<br />

ist. Versöhnung beinhaltet immer Wie<strong>der</strong>gutmachung,<br />

die inneren Frieden und Geborgenheit<br />

schenkt. Wie<strong>der</strong>gutmachung<br />

ist mehr als ein „Vater unser“ zur Buße.<br />

Umgang mit unseren Gefühlen<br />

Gefühle sind von großer Bedeutung<br />

für das ganzheitliche Leben. Sie sollen<br />

immer zugelassen und niemals verdrängt<br />

werden. Gefühle geben uns eine ehrliche<br />

Rückmeldung, was in unserem Inneren<br />

vorgeht. Die Erfüllung o<strong>der</strong> Nichterfüllung<br />

von menschlichen Bedürfnissen<br />

löst Gefühle aus. Freude ist ein Gefühl,<br />

das uns öffnet. Quellen <strong>der</strong> Freude können<br />

unsere Arbeit, Erfolg, Kultur, Musik,<br />

Natur und zweckfreie Tätigkeiten<br />

wie Spiel und Sport sein. Aggression,<br />

Wut und Ärger wirken dagegen zerstörerisch<br />

und setzen negative Kräfte frei.<br />

Wenn sich Aggressionen gegen sich selber<br />

richten, besteht die Gefahr von Alkoholmissbrauch<br />

und Drogenkonsum.<br />

Die Gleichnisse Jesu<br />

In den Gleichnissen, die Jesus erzählt,<br />

geht es darum, uns einen Weg aufzuzeigen,<br />

damit wir das Wesen Gottes erkennen<br />

können. Gleichnisse dienen unserer Heilung<br />

und wollen nicht moralisieren. Geschichten,<br />

Gleichnisse und Märchen vermitteln<br />

stets Sichtweisen auf die Dinge des<br />

Lebens und haben einen „Sitz im Leben“.<br />

Kranke Gottes- und Selbstbil<strong>der</strong> werden<br />

durch die Gleichnisse Jesu korrigiert.<br />

Die Heilung des<br />

blinden Bartimäus<br />

<strong>Orden</strong>sleben ist Freundschaft mit Jesus<br />

und Vertiefung unserer Beziehung zu<br />

ihm. Der blinde Bartimäus ist von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft an den Rand gedrängt. Er<br />

spürt, dass Jesus ihm helfen könnte und<br />

schreit laut: „Sohn Davids, erbarme dich<br />

meiner“. Im Vor<strong>der</strong>grund steht <strong>der</strong> tiefe<br />

Glaube, den <strong>der</strong> Blinde hat. Sein Glaube<br />

und Vertrauen zu Gott lässt ihn wie<strong>der</strong><br />

sehen, ganzheitlich sehen! Jesus öffnet<br />

auch uns die Augen für die Größe und<br />

Weite unserer Berufung. Bartimäus wirft<br />

seinen Mantel weg und nimmt sein Leben<br />

selber in die Hand. Berufung ist immer<br />

ein Akt <strong>der</strong> Selbstwerdung und <strong>der</strong><br />

Selbstverwirklichung.<br />

Was bedeutet die<br />

Mutter Gottes für uns?<br />

Maria ist die Mutter Jesu. Sie steht<br />

immer im Schatten ihres Sohnes. Bei <strong>der</strong><br />

Hochzeit von Kana und bei <strong>der</strong> Begegnung<br />

mit den Verwandten Jesu wird das<br />

deutlich. Maria hatte es schwer mit ihrem<br />

Sohn. Maria will uns zu Christus führen.<br />

Sie ist Fürbitterin, nicht Miterlöserin.<br />

Von Anfang an war Maria ein erlöster<br />

Mensch und ihre ganze Identität ist bei<br />

Gott. Maria zeigt uns den Weg <strong>der</strong> Gnade<br />

und öffnet uns für das Gnadengeschenk,<br />

das wir von Gott erhalten.<br />

Jesus, mein Freund<br />

Der Schlüssel zu Jesus ist die Bibel.<br />

Jesus gibt den Jüngern eine Antwort auf<br />

ihre Frage: „Wo wohnst Du?“ „Kommt<br />

und seht.“ Gott meint es gut mit uns, sagt<br />

uns Jesus. Wir brauchen keine Angst zu<br />

haben; Gott liebt uns vorbehaltlos. Die<br />

Botschaft Jesu überfor<strong>der</strong>t uns nicht, seine<br />

Lehre kommt aus <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

<strong>der</strong> einfachen Menschen. Christ sein<br />

heißt: Ich darf so sein, wie ich bin. Gottes<br />

Gerechtigkeit ist eine an<strong>der</strong>e als die<br />

<strong>der</strong> Menschen. Jesus ist <strong>der</strong> gute Hirt, <strong>der</strong><br />

meinem Glauben neue Kraft gibt, wenn<br />

ich darauf vertraue. Er folgt <strong>der</strong> Spur <strong>der</strong><br />

Propheten, wenn er sagt: „Barmherzigkeit<br />

will ich, nicht Opfer“.<br />

Das Gebet;<br />

das Vaterunser<br />

Das Vaterunser ist eine Lebensschule,<br />

die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten von Generation<br />

zu Generation weitergegeben wird. Es ist<br />

das Gebet, das Christus selbst uns gelehrt<br />

hat. Gott ist ein DU, an den ich mich wenden<br />

kann. Freude an Gott zu haben heißt,<br />

im Inneren des Herzens Urvertrauen zu<br />

besitzen, dass Gott mein geliebter Vater<br />

ist, zu dem ich immer kommen darf. Gott<br />

ist Vater aller, nicht nur <strong>der</strong> Christen. Er<br />

liebt alle Menschen. Gott hat keine Vorurteile,<br />

das soll auch unsere Grundhaltung<br />

sein gegenüber allen Mitmenschen.<br />

Gott lässt mir meinen freien Willen und<br />

er engt mich nicht ein. Gott ist kein Strafrichter,<br />

son<strong>der</strong>n ein lieben<strong>der</strong> Gott, <strong>der</strong><br />

alle Menschen gleich behandelt und sie<br />

behütet.<br />

Frater Eduard Bauer


BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

35<br />

Die neue Generalleitung<br />

(2012 – 2018)<br />

Am 1. November 2012 wurde beim Generalkapitel in Fatima Pater Jesús Etayo zum Generalprior gewählt. Am 5. November<br />

wurden die Generalräte gewählt – wir stellen die neue Generalleitung, die bis 2018 amtiert, in Stichworten vor.<br />

Pater Jesús Etayo Arrondo,<br />

Generalprior<br />

Pater Jesús wurde am 26. Mai 1958<br />

in Fustiňana/Pamplona in Spanien geboren.<br />

Seine Einfache Profess im <strong>Orden</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> legte er 1977,<br />

die Feierliche 1983 ab; am 21. September<br />

1985 wurde er zum Priester geweiht.<br />

Er gehört <strong>der</strong> Aragonischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

an. Seit dem letzten Generalkapitel<br />

2006 war Pater Jesús 2. Generalrat<br />

und in <strong>der</strong> Generalleitung für folgende<br />

Bereiche zuständig: <strong>Orden</strong>sleben, Mitarbeiter,<br />

Ausbildung, Berufungspastoral<br />

und Bioethik. Er löst in <strong>der</strong> Leitung<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft mit rund 1150<br />

Brü<strong>der</strong>n (<strong>Bayern</strong>: 28) und etwa 50 000<br />

Mitarbeitern weltweit den Iren Frater<br />

Donatus Forkan ab, <strong>der</strong> das Amt seit<br />

2006 innehatte.<br />

Frater Rudolf Knopp, 1. Generalrat<br />

Pater Jesús Etayo Arrondo, Generalprior<br />

Frater Rudolf Knopp,<br />

1. Generalrat<br />

Geboren in Kahl (Deutschland) am<br />

18. Januar 1958. Einfache Profess am<br />

15. August 1981, Feierliche Profess am<br />

12. Oktober 1986, Provinzial <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz 2001 – 2006,<br />

1. Generalrat 2006 bis 2012, Wie<strong>der</strong>wahl<br />

2012.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Ökonomat, Kulturgüter, Statistik,<br />

Krankenhaus Nazareth, Kommission<br />

Europa.<br />

Frater Giampietro Luzzato, 2. Generalrat<br />

(siehe S. 36)


36<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz, Österreichische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz, Polnische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz, Westeuropäische <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

Frater Giampietro Luzzato,<br />

2. Generalrat<br />

Geboren am 15. Juni 1950 in Asola<br />

(Italien). Einfache Profess am 20. Oktober<br />

1968; Feierliche Profess am 8. Januar<br />

1978. Provinzial <strong>der</strong> Lombardischen<br />

Provinz von 2007 bis 2012.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Krankenhaus auf <strong>der</strong> Tiberinsel.<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

Italienische <strong>Orden</strong>sprovinzen,<br />

Französische <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

Frater Benigno Ramos, 3. Generalrat<br />

Frater Benigno Ramos,<br />

3. Generalrat<br />

Geboren am 27. August 1963 in<br />

Manganeses de la Polvorosa (Spanien).<br />

Einfache Profess am 25. September<br />

1983; Feierliche Profess am 8. April<br />

1989. Priesterweihe am 10. September<br />

1994. Prior <strong>der</strong> Tiberinsel seit 2010.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Ausbildung, Berufungspastoral, Pastoral.<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

Spanische <strong>Orden</strong>sprovinzen, Portugiesische<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

Frater Pascal Ahodegnon,<br />

4. Generalrat<br />

Geboren am 10. April 1971 in Savé<br />

– Zou (Benin). Einfache Profess am<br />

Frater Pascal Ahodegnon, 4. Generalrat<br />

15. August 1997, Feierliche Profess am<br />

25. Mai 2003.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Kommission Afrika.<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

<strong>Orden</strong>steile in Afrika, Nordamerika<br />

und dem asiatisch-pazifischen Raum.<br />

Zum erweiterten Generaldefinitorium<br />

(ohne Sitz in Rom) gehören<br />

Frater Jairo Enrique Urueta,<br />

Regionaldelegat Südamerika<br />

Geboren am 17. Juli 1964 in Barranquilla<br />

– Atlantico (Kolumbien). Einfache<br />

Profess am 8. Dezember 1995, Feierliche<br />

Profess am 8. Dezember 2000.<br />

Provinzial seit 2010.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Kommission Südamerika<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

<strong>Orden</strong>steile in Südamerika<br />

Frater Joseph Smith,<br />

Regionaldelegat<br />

Asien/Ozeanien<br />

Geboren am 5. September 1954 in<br />

Newcastle (Australien). Einfache Profess<br />

am 31. August 1975, Feierliche Profess<br />

am 6. September 1981.<br />

Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />

Kommission Asien/Ozeanien<br />

Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />

<strong>Orden</strong>steile in Asien, Ozeanien<br />

und Nordamerika<br />

Vereinigungsprozess<br />

mit den Kleinen<br />

Brü<strong>der</strong>n vom Guten<br />

Hirten<br />

Beim Generalkapitel <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> im Herbst<br />

2012 in Fatima wurde die Vereinigung<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong> vom Guten Hirten<br />

beschlossen. Zuvor hatte auch das<br />

Generalkapitel <strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong> im<br />

Sommer 2012 einen gleichlautenden<br />

Beschluss gefasst.<br />

Mit einem Treffen von Vertretern<br />

bei<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaften aus Kanada,<br />

Irland und den USA wurde Anfang<br />

Dezember 2012 in Hamilton (Toronto/<br />

Kanada) <strong>der</strong> konkrete Fusionsprozess<br />

begonnen. Seither gab es drei weitere<br />

Treffen <strong>der</strong> Prozesssteuerungsgruppe:<br />

Sie tagte am 7. und 8. März 2013 in New<br />

Jersey/USA, am 15. Juni in Wainfleet am<br />

Eriesee in Kanada und vom 20. bis 22.<br />

November in New Mexiko/USA. Anfang<br />

2015 soll <strong>der</strong> Vereinigungsprozess<br />

seinen Abschluss finden.<br />

Zur Gemeinschaft <strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong><br />

vom Guten Hirten gehören 30 Brü<strong>der</strong>,<br />

die in Kanada, USA, England, Irland<br />

und Haiti wirken.<br />

www.ohsjd.org / www.lbgs.org


BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

37<br />

Johannes von Gott:<br />

Pionier <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Krankenpflege<br />

Johannes von Gott – nach einer Skulptur von Ignaz Günther<br />

Pflegegeschichte ist in<br />

Deutschland meist die Erzählung<br />

über Vinzenz von<br />

Paul, Theodor Fliedner,<br />

Florence Nightingale und<br />

Agnes Karll. Die deutsche<br />

und europäische professionelle<br />

Pflege gründet darüber<br />

hinaus jedoch auf<br />

vielen weiteren Müttern<br />

und Vätern, <strong>der</strong>en Biographien<br />

es zu entdecken gilt.<br />

Zu ihnen zählt <strong>der</strong> heilige<br />

Johannes von Gott, <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>sstifter <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>. Sein<br />

Vermächtnis wirkt in den<br />

Einrichtungen des auf ihn<br />

zurückgehenden <strong>Orden</strong>s<br />

weiter.<br />

Johannes von Gott wurde<br />

im März 1495 im portugiesischen<br />

Montemor-o-<br />

Novo als João Ciudad in<br />

kleinbürgerlichen Verhältnissen<br />

geboren. Mit acht<br />

Jahren verließ <strong>der</strong> Junge<br />

seine Familie – ob freiwillig o<strong>der</strong> entführt,<br />

ist unklar. Er landete in Oropesa in<br />

Spanien, wo er zu Juan wurde. Beide Namensformen<br />

entsprechen im Deutschen<br />

Johannes. Nach einem abenteuerlichen<br />

Leben als Hirte, Soldat und Abenteurer<br />

erreichte Johannes im Sommer 1538<br />

Granada, den Schmelztiegel Spaniens,<br />

in dem sich europäisch-christliche und<br />

-jüdische sowie arabisch-muslimische<br />

Kultur treffen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt<br />

als fliegen<strong>der</strong> Buchhändler,<br />

bis er einen kleinen Laden am Elvirator<br />

erwarb. Dort befindet sich heute eine<br />

kleine Kapelle zu seinen Ehren.<br />

Erweckungserlebnis<br />

Am 20. Januar 1539 hörte Johannes<br />

eine Predigt des berühmten Johannes<br />

von Ávila (ca. 1500-1569), die eine<br />

tiefgreifende Wirkung auf ihn ausüben<br />

sollte: Er hatte ein Erweckungserlebnis,<br />

warf sich zu Boden, schlug mit dem<br />

Kopf an die Wände<br />

und riss sich die Haare<br />

aus. Anschließend<br />

verschenkte er seinen<br />

Besitz, lief unbekleidet<br />

durch Granada und tat<br />

öffentlich Buße. Seine<br />

Umgebung kam zu dem<br />

Schluss, dass er den Verstand<br />

verloren hätte und<br />

brachte ihn in das Königliche<br />

Hospital von<br />

Granada, wo er die damals<br />

übliche Therapie<br />

für „Irre“ durchlitt: Man<br />

peitschte ihn aus und<br />

legte ihn in Ketten. Johannes<br />

beschwerte sich<br />

über diese Behandlung,<br />

worauf man zusätzlich<br />

Bösartigkeit diagnostizierte<br />

und ihm zusätzliche<br />

Schläge verabreichte.<br />

Er muss sich mit den<br />

Verhältnissen arrangiert<br />

haben, jedenfalls wurde<br />

er nach einiger Zeit als<br />

geheilt entlassen. Im<br />

Hospital hatte er Hilfstätigkeiten übernommen.<br />

Vermutlich weckte dies in ihm<br />

den Wunsch, Kranke zu pflegen.<br />

Johannes lebte in <strong>der</strong> Folgezeit in<br />

Granada wohnsitzlos als Holzsammler,<br />

bis er Unterschlupf im Hof <strong>der</strong> adeligen<br />

Familie Venegas fand. Auf den Straßen<br />

sah er die obdachlosen Kranken. In ihrer<br />

Betreuung sah er seine Bestimmung.<br />

Zunächst brachte er sie ebenfalls in das<br />

Haus <strong>der</strong> Venegas. Bald konnte er ein


38<br />

erstes Hospital in einem gemieteten<br />

Haus in <strong>der</strong> Lucena-Straße einrichten.<br />

Er besorgte Strohmatten und Decken<br />

und holte einen Priester, <strong>der</strong> ihnen die<br />

Beichte abnahm.<br />

Um seine Patientinnen und Patienten<br />

ernähren zu können, ging Johannes<br />

betteln. An einer Stange über den Rücken<br />

trug er zwei große Töpfe, in denen<br />

er Lebensmittel sammelte. Seine Methode<br />

war simpel und erfolgreich: Er zog<br />

durch Granada und rief die Menschen<br />

auf, sich selbst Gutes zu tun, indem sie<br />

durch die Unterstützung <strong>der</strong> Armen ihrem<br />

Seelenheil zuträglich wären. Zahlreiche<br />

Gönnerinnen und För<strong>der</strong>er unterstützten<br />

Johannes. Trotzdem sollten<br />

ihn permanent finanzielle Sorgen begleiten,<br />

da er keine Rücklagen bildete<br />

und das gespendete Geld unmittelbar<br />

an Arme verteilte o<strong>der</strong> für das Hospital<br />

ausgab.<br />

Neue Pflegestandards<br />

Johannes von Gott führte in seinem<br />

Hospital Standards ein, die heute<br />

selbstverständlich erscheinen, im<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>ts aber eine Revolution<br />

in <strong>der</strong> Krankenpflege darstellten: Er<br />

teilte die Kranken, die unabhängig von<br />

sozialer Stellung, Religionszugehörigkeit,<br />

Geschlecht o<strong>der</strong> Nationalität aufgenommen<br />

wurden, nach Diagnosen<br />

auf und legte sie in Einzelbetten. Damals<br />

war es üblich, Kranke ohne Rücksicht<br />

auf die Ursache <strong>der</strong> Erkrankung<br />

mit bis zu sechs Personen in ein einziges<br />

Bett zu legen. Johannes bildete Säle<br />

für Alte, Schwerkranke, solche mit Ungezieferbefall,<br />

Lungenkranke und Menschen<br />

mit psychischen Erkrankungen<br />

und Lernschwierigkeiten. Diese letzte<br />

Gruppe sollte sowohl vor Spott beschützt<br />

werden wie auch Ruhe finden<br />

können. Wir können wohl davon ausgehen,<br />

dass sich die Behandlung dieser<br />

Kranken grundsätzlich von jener unterschied,<br />

die Johannes selbst erfahren<br />

hatte.<br />

Über die praktische Pflege im Hospital<br />

zu jener Zeit ist kaum etwas überliefert.<br />

Johannes selbst dokumentierte<br />

in einem Brief, dass die Entlausung <strong>der</strong><br />

Neuankömmlinge viel Zeit in Anspruch<br />

nahm. Er überzeugte außerdem Ärzte<br />

Johannes-von-Gott-Gemälde im Sebastianeum in<br />

Bad Wörishofen<br />

und Chirurgen, das Hospital zu besuchen,<br />

begleitete diese auf ihren Visiten<br />

und legte erste Krankenprotokolle an.<br />

Not sehen und<br />

Feinde versöhnen<br />

Das Hospital wurde schnell zu eng;<br />

in den 1540er Jahren erfolgte <strong>der</strong> Umzug<br />

in ein ehemaliges Kloster an <strong>der</strong> Cuesta<br />

de Gomérez. Im Erdgeschoss fanden<br />

Wohnungslose und Pilgernde Obdach;<br />

das Obergeschoss bot Platz für bis zu<br />

100 Kranke. Außerdem nahm das Hospital<br />

Findelkin<strong>der</strong> auf. Johannes widmete<br />

sich nicht nur den Kranken Granadas,<br />

son<strong>der</strong>n sah zum Beispiel auch die Not<br />

<strong>der</strong> Prostituierten. Sein Umgang brachte<br />

ihn auch in Kontakt mit dem Zuhälter<br />

Antón Martín , <strong>der</strong> in Blutfehde den<br />

Mör<strong>der</strong> seines Bru<strong>der</strong>s verfolgte. Johannes<br />

versöhnte die beiden, sie wurden<br />

seine ersten Mitbrü<strong>der</strong>. Der Bischof<br />

von Tuy wurde auf Johannes aufmerksam.<br />

Er wies ihn an, ein Leinengewand<br />

zu tragen, das einem Mönchshabit ähnelte.<br />

Der Bischof war es, <strong>der</strong> ihm den<br />

Ehrennamen gab, unter dem er bis heute<br />

bekannt ist: Juan de Dios – Johannes<br />

von Gott.<br />

Im Winter 1550 ging Johannes von<br />

Gott mit an<strong>der</strong>en an den Rio Genil, um<br />

Treibholz zu sammeln. Bei dem vergeblichen<br />

Versuch, einen ertrinkenden<br />

Jungen zu retten, zog sich <strong>der</strong> asketisch<br />

lebende und körperlich ausgelaugte Johannes<br />

eine schwere Erkrankung zu.<br />

Es war schnell offensichtlich, dass er<br />

sie nicht überleben würde. Er starb am<br />

8. März 1550.<br />

Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität<br />

Johannes von Gott gründete selbst<br />

keinen <strong>Orden</strong>. Aus <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> mönchisch lebenden Männer um<br />

ihn entstand 1571 eine Kongregation,<br />

die nach den Regeln des Augustinus<br />

lebte und zusätzlich zu den Gelübden<br />

<strong>der</strong> Armut, Keuschheit und des Gehorsams<br />

das <strong>der</strong> Hospitalität ablegte – die<br />

Verpflichtung, die Kranken zu pflegen.<br />

1586 wurde die Kongregation in den<br />

Rang eines <strong>Orden</strong>s erhoben. Über Spanien,<br />

Frankreich und Italien breitete sich<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> nach Mitteleuropa aus. 1622<br />

wurde in Neuburg an <strong>der</strong> Donau das erste<br />

Hospital in <strong>Bayern</strong> errichtet.<br />

Papst Alexan<strong>der</strong> VIII. sprach Johannes<br />

von Gott 1690 heilig, 1886 wurde er<br />

zum Patron <strong>der</strong> Spitäler und Kranken erklärt.<br />

Am 28. August 1930 ernannte Papst<br />

Pius XI. Johannes von Gott zum „Himmlischen<br />

Schutzherrn vor Gott aller Krankenpfleger<br />

bei<strong>der</strong>lei Geschlechts, die<br />

heute und in <strong>der</strong> Zukunft auf <strong>der</strong> ganzen<br />

Erde leben“. Sein Festtag ist <strong>der</strong> 8. März.<br />

Fazit: Professionelle Pflege hat in<br />

Deutschland eine tendenziell weibliche<br />

Zuschreibung. Die Ursachen liegen unter<br />

an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Diakonissen<br />

und <strong>der</strong> katholischen weiblichen<br />

<strong>Orden</strong>sgemeinschaften und Kongregationen.<br />

Die Männerorden mit ihrer Geschichte<br />

und Tradition sind als weitere<br />

Wurzeln heutiger Pflege etwas in Vergessenheit<br />

geraten. Insgesamt liegt <strong>der</strong> Fokus<br />

pflegehistorischer Forschung <strong>der</strong>zeit<br />

eher auf den Diakonissen als auf ihren<br />

katholischen Kolleginnen und Kollegen.<br />

Johannes von Gott war – im Gegensatz<br />

zu Vinzenz von Paul und Theodor Fliedner<br />

– einer <strong>der</strong> wenigen Begrün<strong>der</strong> einer<br />

Gemeinschaft, <strong>der</strong> selbst pflegte. Sein<br />

Vermächtnis lädt dazu ein, die christlicheuropäische<br />

Pflegegeschichte in ihrer<br />

ganzen Breite zu erforschen und wahrzunehmen,<br />

ganz im Sinne von Johannes:<br />

„Tuet Gutes für Euch selbst!“<br />

Anja K. Peters, Kin<strong>der</strong>krankenschwester,<br />

Dipl.-Pflegewirtin (FH), www.anjapeters.de<br />

Bei diesem Text handelt es sich um die<br />

Kurzfassung eines Beitrags, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

„Pflegezeitschrift“ 10/2013 (Kohlhammer<br />

Verlag) erschienen ist.


BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

39<br />

Krankenpfleger spielt <strong>Orden</strong>spionier<br />

Andreas Lichey, Krankenpfleger<br />

aus dem Johannes-Hospiz<br />

in München, spielte in einer<br />

indischen Filmproduktion Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser (1918 – 2005).<br />

Der mit seinen Mitbrü<strong>der</strong>n aus Schlesien<br />

vertriebene Thanhäuser baute in<br />

Westdeutschland die Rheinische Provinz<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> mit auf<br />

und fing 1969 in Indien noch einmal<br />

ganz von vorne an. Er ist nicht nur<br />

<strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in Indien, son<strong>der</strong>n hat 1977 auch die<br />

Gemeinschaft <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />

Schwestern gegründet.<br />

Die Schwesterngemeinschaft hat<br />

die Filmproduktion, eine Mischung<br />

aus Dokumentar- und Spielfilm, in Auftrag<br />

gegeben. In dem Spielfilm geht es<br />

um eine junge Frau, die sich schließlich<br />

entscheidet, in die Gemeinschaft<br />

einzutreten. Gleichzeitig wird das Leben<br />

von Frater Fortunatus, auch durch<br />

Interviews mit Zeitzeugen, vorgestellt<br />

und es werden die Einrichtungen <strong>der</strong><br />

Schwestern in Indien gezeigt.<br />

Andreas Lichey als Frater Fortunatus Thanhäuser<br />

Für die Dokumentar-Aufnahmen<br />

wurde ein Darsteller des Frater Fortunatus<br />

gesucht, und da Andreas Lichey<br />

von Oktober 2012 bis März 2013<br />

in dem von Frater Fortunatus gegründeten<br />

Alten- und Pflegeheim <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> in Kattappana arbeitete,<br />

wurde er kurzerhand für die Rolle<br />

„verpflichtet“. In Kattappana wird Fortunatus<br />

Thanhäuser wie ein Heiliger<br />

verehrt und Andreas Lichey konnte, so<br />

berichtet er, während <strong>der</strong> Dreharbeiten<br />

die „Ehre spüren, ihn darstellen zu dürfen.<br />

Ich habe mich dabei nicht nur äußerlich,<br />

son<strong>der</strong>n gewissermaßen auch<br />

gedanklich und emotional in seine Rolle<br />

begeben.“ Der Krankenpfleger resümiert:<br />

„Ich hatte großen Spaß bei dem<br />

Filmdreh und bin letztendlich froh darüber,<br />

dass ich mitgemacht habe …“<br />

Johann Singhartinger<br />

Hinweis: Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser hat seine „Erinnerungen<br />

an ein erfülltes Leben“<br />

aufgeschrieben – sie sind<br />

in gebundener Form im Johann<br />

von Gott Verlag München<br />

erschienen. Für 7,50 Euro<br />

plus Versandkosten können sie<br />

dort bestellt werden – Telefon<br />

089/1793-109, Internet: www.<br />

barmherzige.de (Shop).


40<br />

BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

1142<br />

Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong><br />

weltweit<br />

Am 31. Dezember 2012 gab es weltweit 1142 Barmherzige Brü<strong>der</strong> und damit<br />

fast genau so viele wie zwölf Monate zuvor (1146). Zwar hat die Zahl <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong> mit Feierlicher Profess um 17 abgenommen, dafür stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Novizen aber von 48 auf 60. Die <strong>Orden</strong>smitglie<strong>der</strong> stammen aus insgesamt 53 Nationen<br />

und sind im Durchschnitt 58 Jahre alt. Sie leben in insgesamt 232 Kommunitäten<br />

auf allen Kontinenten.<br />

Die Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz zählte mit 28 Brü<strong>der</strong>n Ende 2012 acht Brü<strong>der</strong> weniger<br />

als im Vorjahr, dieser starke Rückgang erklärt sich aber vor allem daraus, dass<br />

die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> bisherigen Provinzdelegatur Japan nun zur Koreanischen Provinz gehören.<br />

Das Durchschnittsalter in <strong>der</strong> Bayerischen Provinz betrug 64 Jahre. Außer in<br />

Polen mit 50 Jahren und Österreich (57) lag das Durchschnittsalter in fast allen europäischen<br />

und nordamerikanischen <strong>Orden</strong>steilen um die 60 Jahre o<strong>der</strong> sogar deutlich<br />

darüber. In den Län<strong>der</strong>n Mittel- und Südamerikas, Afrikas und Asiens dagegen sind<br />

die Brü<strong>der</strong> im Schnitt deutlich jünger, in Indien zum Beispiel 42 Jahre.<br />

js<br />

Interprovinzielles Treffen<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbil<strong>der</strong> in Kostenz<br />

Vom 13. bis 16. Februar 2013<br />

versammelten sich in Kostenz<br />

neun Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen und<br />

Bayerischen Provinz, die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung<br />

und Berufungspastoral<br />

tätig sind. Das Treffen dient dazu, über<br />

Provinzgrenzen hinweg Erfahrungen in<br />

<strong>der</strong> Ausbildung von <strong>Orden</strong>smännern<br />

auszutauschen und miteinan<strong>der</strong> neue<br />

Ideen zu entwickeln.<br />

Die Sitzung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong> begann<br />

mit dem Bericht <strong>der</strong> Postulanten-, Novizen-<br />

und Scholastikermeister über die<br />

Begleitung <strong>der</strong> auszubildenden <strong>Orden</strong>skandidaten<br />

und -brü<strong>der</strong>. Dabei zeigte<br />

sich, dass es nicht nur junge Männer<br />

sind, <strong>der</strong>en Weg in unseren <strong>Orden</strong> führt,<br />

son<strong>der</strong>n auch ältere, die in ihrem Leben<br />

schon eine Wegstrecke hinter sich haben.<br />

In den verschiedenen Etappen des<br />

<strong>Orden</strong>slebens spielt neben <strong>der</strong> fachlichen<br />

und spirituellen Bildung auch eine<br />

einfühlsame menschliche Begleitung<br />

eine immer wichtigere Rolle.<br />

Die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung tätigen Brü<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen und Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

in Kostenz<br />

An die Berichte schloss sich <strong>der</strong> Austausch<br />

über die Aktivitäten in <strong>der</strong> Berufungspastoral<br />

an. In <strong>der</strong> Bayerischen<br />

Provinz gibt es <strong>der</strong>zeit nur wenige Or-


BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

41<br />

densinteressenten, obwohl zahlreiche<br />

Anfragen den <strong>Orden</strong> erreicht haben.<br />

Auch in den beiden an<strong>der</strong>en Provinzen<br />

ist ein Rückgang an Interessenten zu verzeichnen,<br />

auch wenn dort, insbesondre<br />

in den osteuropäischen Län<strong>der</strong>n, immer<br />

wie<strong>der</strong> junge Männer kommen, die den<br />

<strong>Orden</strong> kennenlernen wollen. In <strong>Bayern</strong><br />

unterstützt eine Kommission aus Brü<strong>der</strong>n<br />

und Mitarbeitern die Arbeit des<br />

Verantwortlichen für die Berufungspastoral,<br />

Frater Karl Wiench.<br />

Am zweiten Sitzungstag ging es<br />

dann um Ziele, Methoden und Inhalte<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung und Berufungspastoral.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Überlegung<br />

stand ein Ausbildungsleitfaden, <strong>der</strong> im<br />

deutschsprachigen Raum bisher für das<br />

Noviziat vorhanden ist. Gewünscht wurde<br />

außerdem eine geordnete Informationsweitergabe<br />

über die auszubildenden<br />

<strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> von einem Ausbil<strong>der</strong> zum<br />

nächsten. Es wurden weitere Vorschläge<br />

erarbeitet, die den Provinzleitungen präsentiert<br />

werden.<br />

Geleitet wurde die Sitzung vom<br />

Vorsitzenden <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Ausbil<strong>der</strong>, Frater Joachim Mačejovský<br />

(Graz). Die Übersetzung übernahm in<br />

bewährter Weise Grzegorz Waberski<br />

(Krakau).<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Heilige: Ein Leben aus Glaube und Tat<br />

Scholastikerwerkwoche Ende August in Krakau<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> Scholastiker begab sich auch auf die Spuren jüdischen Lebens in Krakau.<br />

In Krakau fand vom 25. bis 31. August<br />

die diesjährige Scholastikerwerkwoche<br />

statt – also ein Treffen<br />

von jungen Brü<strong>der</strong>n aus Mittel- und<br />

Osteuropa. Neben dem kulturellen<br />

Programm in dieser von Touristen stark<br />

frequentierten Stadt widmeten sich die<br />

knapp 20 Brü<strong>der</strong> den Heiligen als Vorbil<strong>der</strong>n.<br />

Neben Papst Johannes Paul II.,<br />

<strong>der</strong> in Krakau zum Priester und Bischof<br />

geweiht wurde, standen auch viele an<strong>der</strong>e<br />

Heilige auf dem Programm, die zu<br />

Krakau eine Verbindung haben.<br />

Die ersten Tage standen ganz im Zeichen<br />

von Abraham und dem Judentum.<br />

Neben einer intensiven Bibelarbeit zum<br />

Glauben Abrahams besuchten die jungen<br />

Brü<strong>der</strong> im jüdischen Viertel Synagogen,<br />

einen jüdischen Friedhof und tauchten in<br />

die Kultur <strong>der</strong> Krakauer Juden ein.<br />

An einem Vormittag, fuhr die Gruppe<br />

nach Auschwitz und besichtigte das


42<br />

Die jungen Brü<strong>der</strong> aus Mittel- und Osteuropa beim Gruppenbild im Habit<br />

Stammlager und Birkenau. Konfrontiert<br />

mit dieser unvorstellbaren Grausamkeit<br />

breitete sich Schweigen in <strong>der</strong> Gruppe<br />

aus und es wurde für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

eine tiefe spirituelle Erfahrung.<br />

Der heilige Maximilian Kolbe schimmerte<br />

ganz leicht in die Dunkelheit des<br />

Hasses. Seine im Glauben gründende<br />

Tat <strong>der</strong> Nächstenliebe – er starb, weil er<br />

im Lager anstelle eines Familienvaters<br />

eine Vergeltungsmaßnahme auf sich<br />

nahm – bezeugt seine Glaubenstiefe,<br />

die nahezu genauso wenig begreifbar ist<br />

wie die Menschenverachtung und Menschenvernichtung<br />

<strong>der</strong> Nationalsozialisten.<br />

Noch tief bewegt von diesen Erfahrungen<br />

kam die Gruppe nachmittags<br />

zum Maximilian-Kolbe-Zentrum und<br />

besichtigte eine Dauerausstellung eines<br />

ehemaligen KZ-Häftlings, <strong>der</strong> seine Gefangenschaft<br />

in aussagekräftigen Bil<strong>der</strong>n<br />

zu verarbeiten versuchte.<br />

Eine ganz an<strong>der</strong>e Stimmung kam<br />

wenige Tage später auf, als die Brü<strong>der</strong><br />

in einer Einrichtung für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung Würstchen über einem Lagerfeuer<br />

grillten und bis spät abends feierten.<br />

Dies hatten sich die Brü<strong>der</strong> nach<br />

den vielen anspruchsvollen Vorträgen<br />

und Diskussionen verdient. Aber die<br />

Woche war ja noch nicht vorbei und so<br />

besuchten die jungen Brü<strong>der</strong> eine Einrichtung<br />

für Wohnungslose und eine<br />

Suppenküche von <strong>Orden</strong>sschwestern.<br />

Für diese luden sie 6000 Kilogramm Lebensmittel<br />

von einem LKW ab und verstauten<br />

das Essen in Lagerräumen. Diese<br />

aktiv gelebte Caritas rundete das intensive<br />

und anstrengende Programm ab und<br />

belegte, wie auch heute aus Glauben heraus<br />

Gutes getan werden kann.<br />

Frater Thomas Väth<br />

Würstchen-Grillen in einer Einrichtung<br />

für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung


BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

43<br />

Bayerische und Österreichische<br />

Provinz unterstützen Neubauten<br />

in Indien<br />

Einweihung des neuen Pflegeheims und <strong>der</strong> psychiatrischen Klinik in Kattappana<br />

Am 21. März wurden in Kattappana<br />

(Kerala, Südindien) zwei<br />

neu erbaute Einrichtungen <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> eingeweiht: eine<br />

psychiatrische Klinik mit 50 Betten, das<br />

„Fortunatus Mental Health Centre“, und<br />

ein Heim für arme alte, kranke und behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen mit 250 Plätzen, das<br />

„Eustachius Kugler Pratheeksha Bhavan“.<br />

Zu dem feierlichen Anlass fanden<br />

sich mehr als 700 Gäste ein, darunter<br />

Generalprior Pater Jesús Etayo, Brü<strong>der</strong><br />

aus Polen, Frankreich, Österreich, Italien<br />

und Deutschland.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Feierlichkeiten hatte<br />

Frater Eduard Bauer, Provinzsekretär<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz, die<br />

Ehre, das neue Pratheeksha Bhavan zu<br />

eröffnen, das den Namen des seligen<br />

Eustachius Kugler trägt. Der Bau dieser<br />

Einrichtung wurde durch die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

möglich. Das 1971 von Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser gegründete alte „Haus<br />

<strong>der</strong> Hoffnung”, konnte mit zuletzt gut<br />

150 Plätzen <strong>der</strong> im Lauf <strong>der</strong> Jahre gestiegenen<br />

Bewohnerzahl nicht mehr gerecht<br />

werden. Durch den Umzug in das neue<br />

Gebäude soll die Pflege und Versorgung<br />

<strong>der</strong> Bewohner und Bewohnerinnen verbessert<br />

werden.<br />

Bisher diente das Pratheeksha Bhavan<br />

nicht nur als Herberge für Menschen<br />

mit körperlicher o<strong>der</strong> geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung sowie für alte Menschen<br />

Generalprior Pater Jesús Etayo bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> neuen Einrichtungen<br />

und chronisch Kranke, son<strong>der</strong>n auch<br />

für Menschen mit psychischer Erkrankung.<br />

Durch die von <strong>der</strong> Österreichischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz finanzierte psychiatrische<br />

Klinik soll die Versorgung<br />

dieser Patienten und Patientinnen optimiert<br />

werden. Die Ehre, das rote Band<br />

durchzuschneiden, war hier dem ehemaligen<br />

österreichischen Provinzial<br />

Frater Paulus Kohler vorbehalten.<br />

Im Anschluss fanden sich alle Gäste<br />

in einem liebevoll dekorierten Festzelt<br />

ein. Dort folgten Danksagungen und<br />

Ansprachen des indischen Provinzials<br />

Frater Antony Palamattom sowie von<br />

Leitern an<strong>der</strong>er sozialer Einrichtungen<br />

in Kerala. Auch Generalprior Pater Jesús<br />

Etayo zollte beim Festakt den Schwestern<br />

und Brü<strong>der</strong>n vor Ort Lob und Anerkennung.<br />

Bischof Mathew Arackal betonte<br />

in seiner Rede die herausragende<br />

Bedeutung des <strong>Orden</strong>s für die gesamte<br />

Region. Seit <strong>der</strong> Ankunft von Frater Fortunatus<br />

Thanhäuser 1967 hat sich aus einem<br />

kleinen Bergdorf ein wichtiges kulturelles<br />

und wirtschaftliches Zentrum<br />

entwickelt.<br />

Andreas Lichey und Korbinian Graf


44 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

Erste Schritte zur Seligsprechung<br />

von Frater Fortunatus Thanhäuser<br />

Viele Menschen wünschen sich<br />

die Seligsprechung von Frater<br />

Fortunatus Thanhäuser (1918<br />

– 2005). Der Barmherzige Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

nach <strong>der</strong> Ausweisung aus Schlesien bis<br />

1969 maßgeblich die Rheinische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

mit aufgebaut hatte, legte<br />

in Indien mit zahlreichen Hilfsprojekten<br />

den Grundstein für die Indische<br />

Provinz, gründete 1977 die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> „Schwestern von <strong>der</strong><br />

Nächstenliebe vom heiligen Johannes<br />

von Gott“ und starb 2005 hochgeachtet<br />

in Kattappana im Bundesstaat Kerala als<br />

„Vater <strong>der</strong> Armen“.<br />

Pater Elia Tripaldi, Generalpostulator<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, wandte<br />

sich am 8. Mai 2013 in einem Schreiben<br />

an den zuständigen Bischof von Kanjirapally,<br />

Mathew Arackal, in dem er offiziell<br />

um die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses<br />

auf Diözesanebene bittet.<br />

Frater Fortunatus werde nicht nur in<br />

Kattappana, son<strong>der</strong>n auch „in an<strong>der</strong>en<br />

Gegenden Indiens und in Europa“ verehrt,<br />

heißt es darin. Die Seligsprechung<br />

des <strong>Orden</strong>smannes würde seinen „Geist,<br />

den Armen und Leidenden zu dienen“<br />

lebendig halten und vielen Menschen einen<br />

sinnstiftenden Weg aufzeigen.<br />

Gleichzeitig ernannte Pater Elia<br />

zwei Vizepostulatoren für den Seligsprechungsprozess:<br />

den früheren Generalrat<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Frater<br />

Vincent Kochamkunnel sowie die<br />

Johannes-von-Gott-Schwester Rosily<br />

John Purangattil.<br />

js<br />

Frater Fortunatus Thanhäuser – Pionier <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Indien<br />

Rote Schuhe von<br />

Benedikt XVI. kommen<br />

ins Museum <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Das Museum San Juan de Dios im spanischen Granada, das sich in dem Haus<br />

befindet, in dem <strong>der</strong> heilige Johannes von Gott gestorben ist (Casa de los<br />

Pisa), will die roten Schuhe von Papst Benedikt XVI. ausstellen. Nach seinem<br />

Rücktritt hat Benedikt XVI. die handgefertigten Le<strong>der</strong>schuhe als Zeichen <strong>der</strong><br />

Dankbarkeit dem Leiter <strong>der</strong> Vatikanapotheke, Frater Rafael Cenizo, geschenkt. Dieser<br />

hat sie dem Museum übergeben.<br />

www.museosanjuandedios.es


45<br />

Freundlicher Händedruck: Papst Franziskus begrüßt am 24. Juni Frater Rudolf Knopp, Generalrat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> aus <strong>Bayern</strong><br />

Papst Franziskus<br />

und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

Für den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> gibt es eine ganze Reihe<br />

von Berührungspunkten mit<br />

dem ersten Papst aus Südamerika. Er ist<br />

<strong>Orden</strong>smann – seit 1958 gehört er dem<br />

Jesuitenorden an und war von 1973 bis<br />

1979 Provinzial <strong>der</strong> argentinischen <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />

Sein Einsatz für die Armen<br />

trifft sich mit dem Engagement des<br />

Hospitalordens für hilfsbedürftige Menschen.<br />

In seiner Ansprache beim ersten<br />

Angelusgebet am 17. März bekannte<br />

Papst Franziskus sich ausdrücklich zur<br />

Barmherzigkeit als Grundakzent <strong>der</strong><br />

Kirche: „Etwas mehr Barmherzigkeit<br />

verän<strong>der</strong>t die Welt; es macht sie weniger<br />

kalt und mehr gerecht.“<br />

Die Provinz des Unteren Südamerika<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hat ihren<br />

Sitz im Großraum Buenos Aires; insgesamt<br />

betreibt <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> in Argentinien<br />

vier Häuser. Provinzial Frater Luis<br />

Alberto Mojica Paz berichtet: Der neue<br />

Papst versteht sich seit jeher als ein Beten<strong>der</strong>,<br />

Bitten<strong>der</strong> ... Wer ihn seit längerem<br />

kennt, weiß, dass er jedes Gespräch, jede<br />

Begegnung, mit wem auch immer, Kardinälen,<br />

Bischöfen, Priestern, <strong>Orden</strong>sleuten<br />

o<strong>der</strong> Laien, mit <strong>der</strong> für ihn klassischen Bitte<br />

beschließt: „Bitte beten Sie für mich. Ich<br />

brauche Ihr Gebet sehr.“ Aus diesem Bewusstsein<br />

galt seine Hauptsorge, seitdem<br />

er Bischof in Buenos Aires war, den Priestern,<br />

die unter ihm tätig waren. Ein kleines<br />

Beispiel dafür ist, dass er als Erzbischof oft<br />

in unsere Klinik Nuestra Señora del Pilar<br />

in Luján und in das Hospital San Juan de<br />

Dios kam, um kranke Priester zu besuchen.<br />

Dabei bat er uns und das Personal stets,<br />

kein Aufhebens um ihn zu machen. Wenn<br />

er feststellte, dass ein Priester o<strong>der</strong> kranke<br />

<strong>Orden</strong>sleute drohten, in Situationen von<br />

Einsamkeit o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e bedrohliche Zustände<br />

zu entgleiten, bat er uns inständig,<br />

diesen Personen nahe zu sein. Was ihn mit<br />

uns <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n innigst verbindet,<br />

ist sein beherztes Engagement für<br />

die Ärmsten. Wie oft haben wir ihn in den<br />

Elendsvierteln <strong>der</strong> Stadt gesehen, wie oft bei<br />

den Kranken und Letzten. Eine beson<strong>der</strong>e<br />

Sorge hat er immer auch für Prostituierte<br />

gezeigt, eine weitere Parallele zu unserem<br />

<strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>.<br />

Einige Barmherzige Brü<strong>der</strong> hatten<br />

2013 bereits Gelegenheit, dem neuen<br />

Papst im Vatikan zu begegnen. Anlässlich<br />

eines Gottesdienstes im Domus Sanctae<br />

Marthae empfing Papst Franziskus am<br />

5. April auch die Mitglie<strong>der</strong> des Konventes<br />

<strong>der</strong> Vatikanapotheke, die von<br />

den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n geführt<br />

wird. Und am 24. Juni hatten Generalprior<br />

Pater Jesús Etayo und die Generalräte<br />

Frater Rudolf Knopp und Frater<br />

Giampietro Luzzato die Möglichkeit,<br />

mit Papst Franziskus in St. Martha im<br />

Vatikan einen Gottesdienst zu feiern.<br />

Anschließend kam es zu einer persönlichen<br />

Begegnung mit dem Papst, bei <strong>der</strong><br />

Pater Jesús Etayo den Heiligen Vater auf<br />

die Tiberinsel einlud. Franziskus sagte<br />

spontan zu und nun hoffen die Brü<strong>der</strong>,<br />

dass sich diese Zusage auch bald realisieren<br />

lässt.<br />

www.ohsjd.org / js


46 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

Märtyrer des Glaubens<br />

und <strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />

Seligsprechung von 24 <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in Tarragona (Spanien)<br />

Am 13. Oktober 2013 wurden im spanischen<br />

Tarragona, etwa eine Stunde südlich<br />

von Barcelona gelegen, 522 Christen,<br />

die in den Unruhen des Spanischen<br />

Bürgerkriegs ermordet wurden, in das<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Seligen aufgenommen.<br />

Darunter waren auch 24 Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> aus Spanien und Kuba. Die<br />

neuen Seligen des Hospitalordens folgen<br />

den 71 Märtyrern, die Papst Johannes<br />

Paul II. am 25. Oktober 1992 seliggesprochen<br />

hat. Eine Gruppe von 15 Pilgern<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

nahm an den Feierlichkeiten in Spanien<br />

teil.<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wurden<br />

während des Spanischen<br />

Bürgerkriegs in den Jahren<br />

1936 und 1937 als Opfer allgemeiner<br />

religiöser Verfolgung ermordet. Sie bezahlten<br />

ihre Treue zu den ihnen anvertrauten<br />

Kranken mit ihrem Leben. Mit<br />

<strong>der</strong> Seligsprechung wurde bestätigt, dass<br />

sie für immer bei Gott leben und dass<br />

ihre Treue zu Gott und den Kranken<br />

auch für uns ein Beispiel sein kann.<br />

Am Samstag, den 12. Oktober, brachen<br />

vier Barmherzige Brü<strong>der</strong>, drei <strong>Orden</strong>sschwestern<br />

und acht Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aus verschiedenen<br />

Einrichtungen vom Münchner Flughafen<br />

auf, um an <strong>der</strong> Seligsprechung teilzunehmen.<br />

Vom Flughafen in Barcelona<br />

ging es mit dem Bus weiter nach<br />

Salou, einem Badeort am Mittelmeer<br />

nahe Tarragona, wo die Pilger zusammen<br />

mit zahlreichen weiteren <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern im<br />

Hotel übernachteten.<br />

In <strong>der</strong> Kathedrale von Tarragona<br />

versammelten sich zahlreiche Pilger zur<br />

Vesper. Das Abendgebet unter Vorsitz<br />

des Erzbischofs von Tarragona, Monsi-<br />

Tarragona – Blick auf das Mittelmeer


47<br />

Dankgottesdienst<br />

in Sant Boi<br />

Blick auf den Altarbereich beim Seligsprechungsgottesdienst<br />

Am Montag fuhren die Pilger nach<br />

Sant Boi de Llobregat nahe Barcelona,<br />

wo die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein<br />

vor zwei Jahren eröffnetes Allgemeines<br />

Krankenhaus und verschiedene psychiatrische<br />

Einrichtungen führen. Auch<br />

das Provinzialat <strong>der</strong> Aragonischen Provinz<br />

und Einrichtungen <strong>der</strong> vom heiligen<br />

Benedikt Menni gegründeten<br />

Hospitalschwe stern befinden sich in<br />

Sant Boi.<br />

gnore Jaume Pujol Balcells, diente <strong>der</strong><br />

Vorbereitung auf die Seligsprechung<br />

am Sonntag. Am Sonntagmorgen versammelten<br />

sich etwa 25 000 Gläubige<br />

aus Spanien und <strong>der</strong> ganzen Welt zur<br />

Seligsprechung <strong>der</strong> Märtyrer, darunter<br />

über 100 Bischöfe, etwa 1 400 Priester,<br />

2 800 <strong>Orden</strong>sleute und 4 000 Angehörige<br />

<strong>der</strong> Opfer. Eingebettet war die Seligsprechung<br />

in das Jahr des Glaubens<br />

<strong>der</strong> katholischen Kirche. Der Präfekt<br />

<strong>der</strong> Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen,<br />

Kardinal Angelo Amato,<br />

war in Tarragona Vertreter des Papstes.<br />

Außerdem stand er <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />

als Hauptzelebrant vor.<br />

Papst Franziskus:<br />

Architekten <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>lichkeit sein<br />

Nach einer geistlichen Vorbereitung<br />

begann die Gottesdienstfeier mit einer<br />

Videoansprache von Papst Franziskus.<br />

Darin nennt er die Märtyrer Menschen,<br />

die mit ihrer Liebe bis zur Vollendung<br />

gingen (vgl. Joh 13,1). Mit ihrer Liebe<br />

ahmen sie Christus nach, dessen Liebe<br />

bis ans Kreuz ging. Zum Schluss rief <strong>der</strong><br />

Papst die Gläubigen auf. „Lasst uns Ferment<br />

<strong>der</strong> Hoffnung und Architekten <strong>der</strong><br />

Brü<strong>der</strong>lichkeit und Solidarität sein!“<br />

Der Ritus <strong>der</strong> Seligsprechung war<br />

eingebettet in die Feier <strong>der</strong> Heiligen<br />

Messe. Kardinal Amato verlas dabei das<br />

von Papst Franziskus unterzeichnete<br />

Dekret mit den Namen <strong>der</strong> Märtyrer.<br />

Die Causa <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

wurde „Frater Mauricio Íñiguez de Heredia<br />

und seine 23 Gefährten“ benannt.<br />

Nach <strong>der</strong> Enthüllung des Bilds mit Portraits<br />

<strong>der</strong> neuen Seligen brandete dankbarer<br />

Jubel auf und Luftballons stiegen<br />

zum Himmel empor.<br />

Kardinal Amato: Mit Liebe<br />

das Böse überwinden<br />

In seiner Predigt im Anschluss an das<br />

Evangelium von <strong>der</strong> Nachfolge Jesu und<br />

Selbstverleugnung (Lk 9,23-26) nannte<br />

Kardinal Angelo Amato die 522 Märtyrer<br />

„unbe waffnete Propheten <strong>der</strong> Liebe<br />

Christi“. Die Blutzeugen sind Jesus<br />

Christus treu geblieben bis in den Tod<br />

und haben so ihr Leben gerettet (vgl. Lk<br />

9,23f.). Über 1000 Märtyrer <strong>der</strong> 1930er<br />

Jahre wurden in 14 verschiedenen Zeremonien<br />

seliggesprochen.<br />

Die Märtyrer, die in Tarragona zur<br />

Ehre <strong>der</strong> Altäre erhoben wurden, seien<br />

unschuldige Opfer, die Gefängnis, Folter,<br />

unfaire Gerichtsprozesse, Demütigungen<br />

und unbeschreibliche Qualen<br />

erdulden mussten. Die Seligsprechungsfeier<br />

möchte die Welt daran erinnern,<br />

dass sie Menschlichkeit, Frieden, Brü<strong>der</strong>lichkeit<br />

und Eintracht benötigt. Nur<br />

so könne auch heute das Böse überwunden<br />

werden: mit <strong>der</strong> Liebe, die aus Gott<br />

stammt, und mit Barmherzigkeit.<br />

In <strong>der</strong> Krankenhauskirche feierte<br />

die Familie des heiligen Johannes von<br />

Gott einen Dankgottesdienst zu Ehren<br />

<strong>der</strong> 24 neuen Seligen aus dem <strong>Orden</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Hauptzelebrant<br />

war Bischof José Luis Redrado,<br />

Sekretär im Päpstlichen Rat für die Pastoral<br />

im Krankendienst und Barmherziger<br />

Bru<strong>der</strong>. Ihm zur Seite standen <strong>der</strong><br />

Generalprior des <strong>Orden</strong>s, Pater Jesús<br />

Etayo, und Pater Pascual Piles, füherer<br />

General und jetzt Provinzial <strong>der</strong> Aragonischen<br />

Provinz, neben zahlreichen<br />

weiteren Priestern. An die Messfeier<br />

schloss sich ein Mittagsbuffet im Freien<br />

an, bei dem sich die Mitfeiernden<br />

aus aller Welt stärken und ins Gespräch<br />

kommen konnten.<br />

Die Reise zur Seligsprechung <strong>der</strong><br />

Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs<br />

wird den Teilnehmern sicher in guter<br />

Erinnerung bleiben. Hervorzuheben<br />

sind die gute Organisation <strong>der</strong> Feierlichkeiten,<br />

die spanische Gastfreundschaft<br />

und die zahlreichen Begegnungen mit<br />

Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern aus aller<br />

Welt.<br />

Frater Magnus Morhardt<br />

Die Pilgergruppe aus <strong>Bayern</strong>


48 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

Miteinan<strong>der</strong> können wir es schaffen<br />

Vom 21. bis 30. Oktober fanden in einigen Häusern <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

Missionstage zugunsten des Aufbaus eines Gesundheitszentrums in Amrahia/Ghana statt.<br />

Generalrat Frater Pascal Ahodegnon informierte über das Projekt.<br />

Missionstag in Reichenbach mit Generalrat Frater<br />

Pascal Ahodegnon, Facharzt für Orthopädie<br />

Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sind<br />

seit 1956 in Ghana tätig. Die<br />

erste Nie<strong>der</strong>lassung gründeten<br />

sie in Asafo, einem ländlichen Gebiet im<br />

Westen des Landes, das vom Stamm <strong>der</strong><br />

SEWFI bewohnt wird. Dort übernahm<br />

<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> eine kleine Klinik, die von<br />

einem nie<strong>der</strong>ländischen Missionar errichtet<br />

worden war, und machte daraus<br />

ein Schwerpunktkrankenhaus für die gesamte<br />

Region. Das Krankenhaus zählt<br />

heute mehr als 100 Betten. 1959 wurden<br />

sie vom Bischof von Accra nach Koforidua<br />

gerufen, um dort ein orthopädisches<br />

Fachkrankenhauses zu errichten.<br />

Das Hospital St. Joseph in Koforidua ist<br />

etwa 80 Kilometer von <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

Accra entfernt.<br />

Mehrere Jahrzehnte lang konzentrierte<br />

sich die Tätigkeit des <strong>Orden</strong>s in<br />

Ghana ganz auf diese zwei Standorte.<br />

In dieser Zeit wurde die Versorgung <strong>der</strong><br />

Landbevölkerung, die es in die Städte<br />

zog, zu einem immer größeren Problem.<br />

1999 bot Erzbischof Dominic Andoh<br />

den Brü<strong>der</strong>n ein 3,2 Hektar großes<br />

Grundstück in Amrahia an, ganz nah an<br />

<strong>der</strong> ghanaischen Hauptstadt Accra. Außer<br />

einem Gebäude für die Provinzkurie<br />

sollte hier ein Gesundheitsdienst für<br />

die Bevölkerung im Geist <strong>der</strong> Hospitalität<br />

errichtet werden.<br />

Die Einrichtungen und Dienste des<br />

<strong>Orden</strong>s in Ghana sind heute:<br />

• Asafo: St. John of God Hospital mit<br />

mehreren kleinen Außendiensten<br />

• Koforidua: St. Joseph Catholic Hospital<br />

• Accra/Amrahia: Sitz des Provinzialates<br />

• Accra/Amrahia: Basisgesundheitszentrum<br />

(im Aufbau)<br />

Das Ziel des Projekts ist es, den Einwohnern<br />

von Amrahia und Umgebung<br />

eine Reihe von gesundheitlichen Diensten<br />

anzubieten, die allen zugänglich, effizient<br />

und gemeindenah sein sollen.<br />

Zu diesem Zweck soll ein Basisgesundheitszentrum<br />

errichtet werden, das in<br />

das Netz des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />

integriert ist. Außer <strong>der</strong> konkreten<br />

Gesundheitsversorgung sollen die<br />

Gesundheitserziehung und die Präventivmedizin<br />

im Einzugsgebiet maßgebliche<br />

Tätigkeitsschwerpunkte sein.<br />

Die Bewohner von Amrahia und<br />

Umgebung verfügen heute, wenn überhaupt,<br />

über eine äußerst mangelhafte<br />

und unqualifizierte Gesundheitsversorgung.<br />

Dazu kommt, dass die nächsten<br />

Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser<br />

zwischen 30 und 70 Kilometer<br />

entfernt sind, was insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Notfällen ein großes Risiko darstellt.<br />

Heute sind Malaria, Diarrhoe und<br />

Atemweginfektionen die meistverbreiteten<br />

Krankheiten in Ghana. Ein<br />

Hauptziel ist ein verbesserter Zugang<br />

zu Gesundheitsdiensten und Gesundheitsleistungen.<br />

Dazu sind folgende<br />

Maßnahmen notwendig: geringere Behandlungsgebühren,<br />

mehr Gesundheitspersonal,<br />

Ausbau <strong>der</strong> gemeindenahen<br />

Arbeit und eine bessere Ausbildung <strong>der</strong><br />

Fachkräfte. Die Errichtung des Basisgesundheitszentrums<br />

kann dazu einen<br />

wichtigen Beitrag leisten. Das jährliche<br />

Patientenaufkommen wird bei rund<br />

2500 Personen liegen. Die Gesamtzielgruppe<br />

umfasst ca. 160 000 Personen.<br />

Die Bauarbeiten, Materialbeschaffung<br />

und Einrichtung des Zentrums<br />

werden mit einheimischen Firmen<br />

durchgeführt. Ebenso sollen einheimische<br />

Arbeitskräfte beim Bau und dann<br />

bei <strong>der</strong> Patientenversorgung angestellt<br />

werden. Die Kosten werden auf annähernd<br />

340 000 Euro geschätzt.<br />

Frater Pascal Ahodegnon/js


49<br />

Die evangelische Pfarrerin<br />

Irmgard Wolf-Erdt, Seelsorgerin<br />

am Krankenhaus Barmherzige<br />

Brü<strong>der</strong> München, besuchte<br />

Amrahia und traf dort<br />

unter an<strong>der</strong>em Provinzial<br />

Frater Bartholomäus Kamara<br />

und Makafui Ahoomey-<br />

Zunu am Empfang <strong>der</strong> bereits<br />

bestehenden Ambulanz<br />

– vorne: eine kleine Patientin.<br />

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50 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />

Ehrenmitglied<br />

Alfred Läpple gestorben<br />

Am 21. Juli ist Prälat Professor Dr.<br />

Alfred Läpple in Gilching bei<br />

München gestorben. Er wurde<br />

98 Jahre alt, seit 1995 war <strong>der</strong> Religionspädagoge,<br />

<strong>der</strong> von 1921 bis 1927 Schule<br />

und Internat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

in Algasing besuchte, Ehrenmitglied<br />

<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Mit Benedikt<br />

XVI. war Läpple befreundet, seit er den<br />

Ratzinger-Brü<strong>der</strong>n im Priesterseminar<br />

in Freising 1946 als Präfekt vorgestellt<br />

wurde.<br />

Läpple war sechs Jahre alt, als sein<br />

Vater 1921 starb. Sein Bru<strong>der</strong> und er<br />

konnten eine Volksschulausbildung im<br />

Internat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />

machen. In dem schmalen autobiographischen<br />

Bändchen „Sinfonie des<br />

Lebens“, das Alfred Läpple im Jahr 2000<br />

veröffentlichte, schrieb er eine „Hommage<br />

für Algasing“. Dort heißt es unter<br />

an<strong>der</strong>em: „Algasing ist für uns alle eine<br />

Heimat geworden, die in Lebensfreundschaften<br />

lebendig geblieben ist, eine<br />

Heimat, die bestimmt war durch Fleiß,<br />

Genügsamkeit und Hilfsbereitschaft. …<br />

Ohne die Lern- und Charakterschule in<br />

Algasing hätte ich meinen Studienweg<br />

wie auch meine wissenschaftliche und<br />

schriftstellerische Wirksamkeit kaum<br />

so gut schaffen können.“<br />

Der junge Alfred begeisterte sich für<br />

die Musik von Richard Strauss (1864-<br />

1949) und ging in dessen Haus in Garmisch<br />

ein und aus. Dann aber entschied<br />

er sich doch für die Theologie. Nach<br />

Reichsarbeitsdienst und Kriegsdienst<br />

bei <strong>der</strong> Luftwaffe setzte er sein Studium<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg fort.<br />

Nach <strong>der</strong> Priesterweihe am 29. Juni<br />

1947 unterrichtete er am Seminar Sakramentenlehre.<br />

Frisch promoviert,<br />

wurde Läpple Religionslehrer am Max-<br />

Planck-Gymnasium in München. 1972<br />

erhielt er einen Ruf als Professor für Katechetik<br />

und Religionspädagogik an die<br />

Salzburger Universität, wo er bis 1981<br />

lehrte. Schulbücher stammten aus seiner<br />

Fe<strong>der</strong>, aber auch Ratgeber für einen<br />

„Guten Lebensabend“. So sind mehr als<br />

150 Bücher entstanden. Ein letztes Zusammentreffen<br />

zwischen Alfred Läpple<br />

und Benedikt XVI. gab es in <strong>der</strong> Sakristei<br />

des Münchner Liebfrauendoms, als <strong>der</strong><br />

Papst im September 2006 seine bayerische<br />

Heimat besuchte.<br />

Barbara Just / js<br />

Trauer um<br />

Frater Michael Mockenhaupt<br />

Geboren am 9. Oktober 1944 in<br />

Betzdorf, <strong>Orden</strong>seintritt am 2.<br />

Januar 1968 in Frankfurt am<br />

Main, Erste Profess am 1. Mai 1969,<br />

Feierliche Profess am 1. Mai 1975 und<br />

verstorben am 20. August 2013 in Püttlingen/Saar.<br />

Dies sind die wichtigsten<br />

Lebensdaten des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s<br />

Frater Michael Mockenhaupt.<br />

1971 wurde Frater Michael (Taufname:<br />

Josef) Sekretär für die Berufungspastoral<br />

<strong>der</strong> damaligen Rheinischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz und 1974 erhielt<br />

er die Beauftragung zum Missionssekretär.<br />

Beiden Ämtern widmete er sich<br />

mit Hingebung und hat Predigten, Vorträge,<br />

Informationsveranstaltungen<br />

über die Indienmission immer mit <strong>der</strong><br />

<strong>Orden</strong>swerbung verbunden und umgekehrt.<br />

1979 gründete er den „Verein Indienhilfe<br />

e.V.“ mit sehr aktiven Regionalgruppen<br />

von Tübingen und Stuttgart,<br />

über Borken / Gemen bis Berlin.<br />

Mit <strong>der</strong> Informationsschrift „Du sollst<br />

handeln“ informierte er Mitglie<strong>der</strong>,


51<br />

Frater Michael Mockenhaupt (rechts) im Gespräch<br />

mit einem indischen Mitbru<strong>der</strong><br />

Wohltäter, Freunde, Mitbrü<strong>der</strong> und Interessierte<br />

über die Entwicklungen in<br />

Indien, über die Rheinische Provinz<br />

und über die Berufungspastoral. Für<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Vereins, Wohltäter und<br />

Freunde organisierte und begleitete er<br />

immer wie<strong>der</strong> Besuchsreisen in die indischen<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen. Diesem seinem<br />

direkten Einsatz als auch seinen<br />

guten Verbindungen zu den Hilfswerken<br />

verdankt die Indische Provinz als<br />

auch die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft <strong>der</strong> „Johannes<br />

von Gott Schwestern“ zu einem<br />

gewissen Teil ihre Entstehung und den<br />

Unterhalt vieler Werke und Dienste.<br />

Sein fruchtbares Wirken wurde<br />

durch die schwere Erkrankung immer<br />

mehr gelähmt. Für seine Todesanzeige<br />

hatte er unter an<strong>der</strong>em folgende Worte<br />

vorgesehen: „Nun habe ich das Ewige<br />

Leben begonnen. Ich habe ein erfülltes<br />

Dasein leben dürfen. Dazu verhalf<br />

mir die Liebe meiner Mitbrü<strong>der</strong>, meiner<br />

Geschwister und Verwandten, meiner<br />

vielen Freunde und die Freude über<br />

meine Arbeit für notleidende Mitmenschen<br />

in Indien. … Alle, denen ich ein<br />

schlechtes Beispiel gegeben habe und<br />

die sich an mir geärgert haben, bitte<br />

ich um Verzeihung, wie auch ich allen<br />

verzeihe, die mir nichts Gutes getan haben.“<br />

Frater Alfons M. Höring<br />

Gott ist Liebe!<br />

Liebe Gott über alles:<br />

Alles aus Liebe zu Gott<br />

in <strong>der</strong> Zeit und in <strong>der</strong><br />

Ewigkeit.<br />

Eustachius Kugler<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />

Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />

Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />

Südliches Schloßrondell 5<br />

80638 München<br />

Postfach 200362, 80003 München<br />

Telefon: 089/1793-100<br />

Telefax: 089/1793-120<br />

E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />

Internet: www.barmherzige.de<br />

Redaktion:<br />

Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />

koordinator@barmherzige.de<br />

Johann Singhartinger<br />

redakteur@barmherzige.de<br />

Kirsten Oberhoff<br />

kirsten.oberhoff@barmherzige.de<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Gestaltung:<br />

studioh8 – Simone Stiedl, Regensburg<br />

Fotos:<br />

Archiv Barmherzige Brü<strong>der</strong> (3, 5 unten, 7, 14-15,<br />

35-38, 40, 43-44,51), Susanne Grundner (13, 24<br />

Theater), istockphoto abeka (28), istockphoto<br />

Martin Wimmer (31), istockphoto Axusha (49),<br />

Robert Ki<strong>der</strong>le (6), Andreas Lichey (39), Michaela<br />

Matejka (48), Volker Möller (4-5), Frater<br />

Magnus Morhardt (11, 14 unten, 29, 32, 46-47),<br />

Kirsten Oberhoff (24 oben), L’Osservatore Romano<br />

(45), Claudia Rehm (19), Claudia Seitz<br />

(20, 21 Mitte), Rudolf Siegmund (21 oben), Johann<br />

Singhartinger (2, 8-10, 50), Simone Stiedl<br />

(Titel, 16-17, 23, 24 unten, 33), Claudia Strasser<br />

(24 Fußball), Svenja Uihlein (25), Frater Thomas<br />

Väth (41-42), Michael Westermann (18), Pater<br />

Matthias Wetzel (34), Franz Wieser (12, 22, 52),<br />

Ursula Wolf-Asante (49).<br />

Verlag:<br />

Johann von Gott Verlag<br />

Anschrift wie Herausgeber<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />

Konto Nr. 3 960 071 831<br />

Bankleitzahl 700 202 70<br />

Druck:<br />

Marquardt, Prinzenweg 11 a,<br />

93047 Regensburg


52<br />

2014<br />

Feste & Gedenktage<br />

2. Februar Tag des geweihten Lebens<br />

11. Februar Welttag <strong>der</strong> Kranken<br />

12. Februar Gedenktag des seligen José Olallo Valdés<br />

(1820 - 1889), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />

8. März Hochfest des heiligen Johannes von<br />

Gott (1495 - 1550), <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

24. April Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />

(1841 - 1914), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />

Priester, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hospitalschwestern<br />

vom Heiligsten Herzen Jesu<br />

26. April Gedenktag Maria vom guten Rat<br />

4. Mai Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />

(1897 - 1930), Barmherziger Bru<strong>der</strong> und<br />

Arzt<br />

10. Mai Gedenktag des heiligen Johannes von<br />

Avila (1499 - 1569), Priester und „Seelenführer“<br />

des heiligen Johannes von<br />

Gott, Kirchenlehrer<br />

Eine Stiftung<br />

für mehr<br />

Barmherzigkeit<br />

Die Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach. Das Stiftungszentrum<br />

übernimmt kostenlos die Gründung und kümmert sich um die<br />

steuerliche Anerkennung. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie<br />

unterstützen wollen, sei es in Deutschland o<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />

in denen die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ebenfalls Einrichtungen unterhalten.<br />

Im Stiftungszentrum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> können Sie bereits mit<br />

einer Einlage von 5.000 Euro einen Stiftungsfonds eröffnen, für eine<br />

treuhän<strong>der</strong>ische Stiftung ist ein Stiftungsvermögen von mindestens<br />

25.000 Euro nötig. Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine Stiftung<br />

zahlreiche steuerliche Vorteile.<br />

Neben dem Stiftungsservice bieten die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> auch einen<br />

Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren können.<br />

Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong> bereits 20 treuhän<strong>der</strong>ische Stiftungen und vier Stiftungsfonds<br />

verwaltet.<br />

Nähere Informationen finden Sie unter<br />

www.stiftungszentrum.de/barmherzige o<strong>der</strong> bekommen Sie unter<br />

<strong>der</strong> Telefonnummer 089 / 744 200 292.<br />

11. Mai Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />

3. Juni Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />

(1546 - 1600), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />

10. Juni Gedenktag des seligen Eustachius Kugler<br />

(1867 - 1946), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />

Provinzial <strong>der</strong> Bayerischen<br />

<strong>Orden</strong>sprovinz<br />

30. Juli Gedenktag für die 95 seligen spanischen<br />

Märtyrer aus dem <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />

Brü<strong>der</strong>, die 1936 im Spanischen<br />

Bürgerkrieg umgebracht wurden<br />

28. August Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />

<strong>Orden</strong>sregel die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />

leben<br />

29. September Fest <strong>der</strong> heiligen Erzengel Michael, Gabriel<br />

und Raphael – Raphael gilt <strong>der</strong> Legende<br />

nach als Helfer des heiligen Johannes<br />

von Gott<br />

4. November Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />

<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />

15. November Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />

28. November Gedenktag <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Reliquien<br />

des heiligen Johannes von Gott

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