Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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Jahresrückblick - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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2013<br />
Jahresrückblick<br />
1
2<br />
Inhalt<br />
Brü<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
Frater Eduard (60): Wenn ich noch mal 20 wäre 3<br />
Goldene Profess: Pater Johannes, Frater Malchus 4<br />
Frater Christoph (65) ist Fußballfan 8<br />
Feierliche Profess von Frater Magnus 9<br />
Frater Robert (65) begeistert sich für Volksmusik 12<br />
Frater Timotheus (80) – Pionier in Algasing 13<br />
Frater Alfons (70): Engagement für Indien 14<br />
Frater Seraphim: Wie ich meine Gelübde lebe 16<br />
Pater Leodegar blickt zurück 18<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Johannes von Gott und die Palliativmedizin 19<br />
Klosternächte in Schwandorf, Königstein, Malseneck 20<br />
150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing 22<br />
Pastoralpapier des <strong>Orden</strong>s übergeben 25<br />
„Handbuch“ für die Charta <strong>der</strong> Hospitalität 26<br />
Vorbereitung auf das Provinzkapitel 2014 27<br />
Besinnungstage/Exerzitien<br />
Auf Weihnachten zu 28<br />
Den Glauben bekennen, feiern und leben 29<br />
Brü<strong>der</strong>-Wochenende in Algasing 31<br />
Das Jahr des Glaubens 32<br />
Exerzitien: Leben in Begegnung 33<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> weltweit<br />
Die neue Generalleitung 35<br />
Johannes von Gott – Pionier <strong>der</strong> Krankenpflege 37<br />
Krankenpfleger spielt Frater Fortunatus Thanhäuser 39<br />
<strong>Orden</strong>sausbil<strong>der</strong>-Treffen in Kostenz 40<br />
Scholastikerwerkwoche in Krakau 41<br />
Unterstützung für indische Einrichtungen 43<br />
Papst Franziskus und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> 45<br />
Seligsprechung von Märtyrern in Spanien 46<br />
Missionswoche für Ghana 48<br />
Nachrufe<br />
Ehrenmitglied Prälat Prof. Dr. Alfred Läpple 50<br />
Frater Michael Mockenhaupt 50<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
bei seinem ersten Angelusgebet<br />
am 17. März 2013<br />
bekannte Papst Franziskus<br />
sich ausdrücklich zur Barmherzigkeit als Grundakzent <strong>der</strong> Kirche:<br />
„Etwas mehr Barmherzigkeit verän<strong>der</strong>t die Welt; es macht<br />
sie weniger kalt und mehr gerecht.“ Diese Worte und viele Gesten<br />
des Heiligen Vaters ermutigen uns Barmherzige Brü<strong>der</strong> auf<br />
unserem Weg <strong>der</strong> Hospitalität.<br />
„Die Hospitalität mit Hoffnung und Mut zum Wagnis leben“<br />
– so lautet das Leitthema des 50. Provinzkapitels <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz, das im März 2014 in Kostenz stattfinden<br />
wird. Ja, wir können als Barmherzige Brü<strong>der</strong> hoffnungsvoll in<br />
die Zukunft gehen, weil wir uns im Glauben an Jesus Christus<br />
verankert wissen. „Dank des Glaubens können wir in denen,<br />
die unsere Liebe erbitten, das Antlitz des auferstandenen Herrn<br />
erkennen“, heißt es im Apostolischen Schreiben „Porta fidei“<br />
von Papst Benedikt XVI. zum Jahr des Glaubens.<br />
Auch wenn das Glaubensjahr nun zu Ende gegangen ist,<br />
bleibt die stete Verankerung unserer Tätigkeit im Glauben für<br />
uns Barmherzige Brü<strong>der</strong> ein großes Anliegen. Nur daraus kann<br />
auch <strong>der</strong> „Mut zum Wagnis“ entstehen, wie im Motto des Provinzkapitels<br />
gefor<strong>der</strong>t. Was Mut in <strong>der</strong> Nachfolge Christi heißen<br />
kann, das zeigen uns die am 13. Oktober im spanischen<br />
Tarragona seliggesprochenen Märtyrer aus dem Spanischen<br />
Bürgerkrieg. Beson<strong>der</strong>s dankbar sind wir dafür, dass auch 24<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> „zur Ehre <strong>der</strong> Altäre“ erhoben wurden, die<br />
ihr Ausharren bei den Kranken mit dem Leben bezahlt haben.<br />
Eine solche Prüfung bleibt uns in <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
gottlob heute erspart. Dennoch stehen auch wir<br />
vielen Herausfor<strong>der</strong>ungen gegenüber, die es mutig und beherzt<br />
anzupacken gilt. Wir müssen uns <strong>der</strong> enormen wirtschaftlichen<br />
Verantwortung stellen, dürfen aber dabei den Kern unserer Sendung<br />
als <strong>Orden</strong>sleute nicht aus den Augen verlieren: Wir weihen<br />
uns Gott und stellen uns durch die Betreuung <strong>der</strong> Kranken und<br />
Hilfsbedürftigen in den Dienst <strong>der</strong> Kirche, heißt es in den Konstitutionen.<br />
Dabei sind wir außerordentlich dankbar dafür, dass<br />
Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitwirken<br />
in <strong>der</strong> „Familie des heiligen Johannes von Gott im Dienst <strong>der</strong><br />
Hospitalität“ - so lautete das Motto des Generalkapitels 2012.<br />
Wir <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sagen „Vergelt’s Gott“ für Unterstützung<br />
in jedwe<strong>der</strong> Form und wünschen Ihnen ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest sowie ein glückliches und gesundes Jahr 2014.<br />
In Abwandlung einer von Papst Franziskus oft gebrauchten Formulierung<br />
bitte ich Sie: „Beten Sie für uns Barmherzige Brü<strong>der</strong>,<br />
wir brauchen Ihr Gebet sehr.“<br />
Ihr<br />
Das Titelbild zeigt die beiden <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Thomas<br />
Väth (hinten) und Markus Krippner, die beim Schülertag am<br />
8. Mai 2013 in Algasing ein Spezial-Fahrrad ausprobieren.<br />
Frater Emerich Steigerwald<br />
Provinzial
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
3<br />
„Wenn ich noch mal zwanzig wäre“<br />
Frater Eduard Bauer ist am 21. Januar<br />
60 Jahre alt geworden und vor 40 Jahren,<br />
am 1. Mai 1973, hat er seine Erste<br />
Profess abgelegt – seinen Entschluss, in<br />
den <strong>Orden</strong> einzutreten, hat er nie bereut.<br />
Frater Eduard Bauer (hinten, zweiter von links)<br />
1973 als 20-Jähriger; mit auf dem Foto unter an<strong>der</strong>em:<br />
Frater Meinrad Ebner, Pater Leodegar<br />
Klinger, Frater Robert Wimmer, Frater Timotheus<br />
Rohrmoser<br />
Willy Schnei<strong>der</strong> war ein deutscher<br />
Volks- und Schlagersänger.<br />
Zu seinen erfolgreichsten<br />
Lie<strong>der</strong>n gehören „Schütt die<br />
Sorgen in ein Gläschen Wein“ und „Man<br />
müsste nochmals zwanzig sein“. Dieses<br />
Lied komponierte Schnei<strong>der</strong> im Jahre<br />
1953, in dem ich geboren wurde.<br />
Als ich am 1. Januar 1971 in den <strong>Orden</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> eintrat, war<br />
ich noch nicht volljährig und brauchte<br />
hierzu die Erlaubnis meiner Mutter, die<br />
sie mir nur wi<strong>der</strong>willig gab. Sie war <strong>der</strong><br />
Meinung, dass man eine solche Entscheidung<br />
im Alter von 17 Jahren noch nicht<br />
treffen könne. Außerdem war sie <strong>der</strong> Ansicht,<br />
dass ich meine Entscheidung bald<br />
bereuen und wie<strong>der</strong> nach Hause kommen<br />
würde. Heute, nach fast 45 Jahren,<br />
habe ich meinen Klostereintritt noch immer<br />
nicht bereut, wohl aber die verschiedensten<br />
Durststrecken durchgemacht.<br />
Bei <strong>der</strong> Fortbildung für leitende<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichten<br />
mehrere Mitbrü<strong>der</strong> über ihren<br />
Weg in den <strong>Orden</strong>. Dabei wird häufig<br />
die Frage gestellt, ob man sich heute<br />
wie<strong>der</strong> für diesen Weg entscheiden<br />
würde. Ich vergleiche meine Berufung<br />
gerne mit einem Mosaik. Es ist nicht<br />
<strong>der</strong> Berufungsweg eines Apostels Paulus,<br />
<strong>der</strong> vom Pferd fällt, blind wird und<br />
dann seinen eigentlichen Weg zu Christus<br />
findet. Es ist vielmehr <strong>der</strong> Weg, wo<br />
sich Steinchen an Steinchen reiht und<br />
daraus ein Bild entsteht.<br />
Bereits vor meinem Klostereintritt<br />
gab es Menschen in meinem Leben,<br />
die mir die Richtung zeigten. Erwähnen<br />
möchte ich hier die Ausbil<strong>der</strong>in in<br />
meinem Lehrberuf, eine Barmherzige<br />
Schwester, die mir bei meinen Sozialeinsätzen<br />
im Krankenhaus zur Richtschnur<br />
wurde, und nach meinem Klostereintritt<br />
meinen Novizenmeister, <strong>der</strong> mir heute<br />
noch ein großes Vorbild ist. In meiner<br />
Ausbildungszeit, die ich zum größten<br />
Teil im Reichenbacher Konvent verbrachte,<br />
haben mir die Mitbrü<strong>der</strong>, von<br />
denen die meisten verstorben sind, so<br />
manches Mosaiksteinchen für meine<br />
Berufung geliefert. Aber auch viele Mitarbeiter,<br />
die mit mir ein Stück des Weges<br />
gegangen sind.<br />
Wie in unserer <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />
üblich, wurde ich im Laufe meines <strong>Orden</strong>slebens<br />
oftmals versetzt. Dies war<br />
nicht immer ganz einfach für mich.<br />
Wenn man sich an Menschen und Aufgabenfel<strong>der</strong><br />
gewöhnt hat, fällt es schwer,<br />
Abschied zu nehmen. Im Alter von 30<br />
Jahren bin ich zum ersten Mal Oberer geworden.<br />
So sehr mich das Vertrauen <strong>der</strong><br />
Mitbrü<strong>der</strong> geehrt hat, so sehr hat mich<br />
diese Aufgabe auch oft belastet und mir<br />
Entscheidungen abverlangt, die mir nicht<br />
leicht gefallen sind.<br />
In diese Zeit fällt auch die schwere<br />
Erkrankung meiner Mutter. Der <strong>Orden</strong><br />
war mir sehr behilflich, dass ich sie in<br />
meine Nähe holen konnte. Irgendwann<br />
hat sie mir gesagt, dass dies die glücklichste<br />
Zeit in ihrem Leben war. Das hat<br />
mich versöhnt mit ihrem Wi<strong>der</strong>stand<br />
beim Eintritt in den <strong>Orden</strong>.<br />
Lange Zeit bin ich nun schon im<br />
Provinzialat in München tätig. Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
und die provinzweite<br />
Fortbildung ist hier meine Hauptaufgabe.<br />
Ich bin gerne hier, weil die Aufgaben<br />
vielfältig sind. An<strong>der</strong>erseits bin ich auch<br />
mit 60 verfügbar und offen für das Werk<br />
<strong>der</strong> Hospitalität und die Familie des heiligen<br />
Johannes von Gott, die 40 Jahre mein<br />
Leben ausgemacht haben.<br />
Frater Eduard Bauer<br />
Frater Eduard 1977 in <strong>der</strong> Reichenbacher Werkstatt<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen
4<br />
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
„Vergelt’s Gott für Euren Dienst!“<br />
Goldene Profess von Pater Johannes von Avila Neuner und Frater Malchus Schmid<br />
Pater Johannes und Frater Malchus (von rechts) bei <strong>der</strong> Professerneuerung – links: <strong>der</strong> Neuburger Prior Frater Donatus Wiedenmann<br />
Im Altenheim St. Augustin in Neuburg<br />
an <strong>der</strong> Donau begingen am 1. Mai Pater<br />
Johannes von Avila Neuner, Prior<br />
und Seelsorger am Münchner Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong>, und<br />
Frater Malchus Schmid, <strong>der</strong> im Neuburger<br />
Altenheim des <strong>Orden</strong>s lebt, ihr<br />
50-jähriges Professjubiläum. Am gleichen<br />
Tag erinnerte sich Frater Eduard<br />
Bauer an seine Erste Profess vor genau<br />
40 Jahren.<br />
In seiner Predigt beim Festgottesdienst<br />
bezog sich <strong>der</strong> Hausgeistliche Pater Alfred<br />
Blöth OSFS auf die Lesung aus<br />
dem ersten Buch Samuel: Der junge Samuel<br />
hört den Ruf des Herrn, den er aber<br />
nicht zu deuten weiß, und geht zum alten<br />
Eli, um ihn um Rat zu fragen. Der Prediger<br />
vermutet, dass es auch heute „vielleicht<br />
gar nicht so wenige“ Samuels gibt: „junge<br />
Menschen, die mit Gott rechnen, junge<br />
Leute, die eigentlich mehr wollen als Geld<br />
verdienen, ein schnelles Auto fahren, eine<br />
Karriere machen“.<br />
Beim Festessen dankte Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald den beiden Jubilaren<br />
„für die Treue zu Eurer Berufung im<br />
Hospitalorden“ und für „allen begeisterten<br />
Dienst und Einsatz“.<br />
Frater Malchus:<br />
ruhig und zugewandt<br />
Frater Malchus wurde 1931 in Unterzeitlbach<br />
bei Altomünster geboren und<br />
erhielt den Taufnamen Georg. 1968 legte<br />
er in Regensburg seine Feierliche Profess<br />
ab, im gleichen Jahr begann er die Ausbildung<br />
zum Krankenpflegehelfer am Klinikum<br />
Dritter <strong>Orden</strong> in München. Nach<br />
<strong>der</strong>en Abschluss war er vor allem in den<br />
Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen Straubing,<br />
Gremsdorf und Reichenbach im Dienst,<br />
meist übernahm er auch das Amt des<br />
Subpriors. Seit 2004 lebt er im Altenheim<br />
St. Augustin in Neuburg.<br />
Bei <strong>der</strong> Feier in Neuburg sagte Provinzial<br />
Frater Emerich über Frater Malchus, er<br />
habe seinen Dienst an den Heimbewohnern<br />
in <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ten- und Altenhilfe<br />
„eifrig, ruhig und zugewandt verrichtet<br />
… Er hat die Teilnahme <strong>der</strong> Anvertrauten<br />
am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft, am Leben<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft … gestaltet, um die<br />
Menschen ihre Würde und ihr Wohl erleben<br />
zu lassen.“<br />
Pater Johannes:<br />
vielseitig und erfolgreich<br />
Pater Johannes (Taufname: Andreas)<br />
wurde 1942 in Mittenwald geboren.<br />
Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann<br />
und einer Tätigkeit als Finanzbuchhalter<br />
trat er 1961 in den <strong>Orden</strong> ein.<br />
Unter an<strong>der</strong>em war er auch maßgeblich<br />
am Aufbau <strong>der</strong> Werkstätten für behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen in Reichenbach und Algasing<br />
beteiligt. Schon über 40 Jahre alt, nahm er<br />
1984 das Theologiestudium auf und wurde<br />
1989 zum Priester geweiht.<br />
Der Provinzial würdigte Pater Johannes<br />
mit den Worten, er habe „als in Krankenpflege<br />
und Behin<strong>der</strong>tenarbeit Ausgebildeter<br />
wie auch später als Theologe in unseren<br />
Krankenhäusern und Behin<strong>der</strong>teneinrichtungen<br />
in Reichenbach, Regensburg, Algasing,<br />
Neuburg und München vielseitig und<br />
anerkannt sehr erfolgreich gewirkt“. Er sei<br />
mit vielen Talenten gesegnet und „immer<br />
eifrig, verfügbar und einsatzbereit“. Auch<br />
sei er bestrebt, in seinem seelsorglichen<br />
Wirken den seligen Eustachius Kugler „als<br />
Vorbild und Fürsprecher“ zu empfehlen.<br />
Johann Singhartinger
5<br />
50<br />
PROFESS<br />
Foto oben: Die beiden Jubilare, Pater Johannes (links) und Frater Malchus, beim<br />
Anschneiden <strong>der</strong> Festtagstorten – rechts: Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
Foto rechts: Frater Malchus als junger Barmherziger Bru<strong>der</strong>
6<br />
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
Anekdoten aus<br />
50 Jahren <strong>Orden</strong>sleben<br />
Pater Johannes von Avila Neuner erinnert sich<br />
Am 1. Mai beging Pater Johannes von<br />
Avila Neuner, Prior und Seelsorger am<br />
Krankenhaus Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
München, gemeinsam mit Frater Malchus<br />
Schmid (siehe Beitrag auf Seite 4)<br />
in Neuburg seine Goldene Profess. Im<br />
Gespräch mit Johann Singhartinger erzählt<br />
er einige lustige Begebenheiten aus<br />
seinen frühen <strong>Orden</strong>sjahren.<br />
Kardinal Reinhard Marx (rechts) hat Pater Johannes<br />
am 27. März zum Erzbischöflichen Geistlichen<br />
Rat ernannt – „in dankbarer Anerkennung<br />
und Würdigung seines seelsorgerlichen Wirkens<br />
… auf dem Gebiet <strong>der</strong> Krankenhausseelsorge“,<br />
wie es in <strong>der</strong> Ernennungsurkunde heißt.<br />
„Ja, ist denn <strong>der</strong> Kaffee<br />
das Wichtigste?“<br />
Während des Noviziats in Reichenbach<br />
gab uns Chorleiter und Organist Frater<br />
Bertrand Bierler einmal eine neue Messe<br />
zum Proben. Mitnovize Frater Alfons<br />
Wittmann fragte: „Warum lernen wir denn<br />
heute eine neue Messe?“ Frater Bertrand<br />
antwortete: „Weil wir bald das Fest unseres<br />
Regelvaters Augustinus feiern!“ Darauf<br />
Frater Alfons: „Oh, da gibt es ja dann mittags<br />
Kaffee!“ „Ja, ist denn <strong>der</strong> Kaffee für<br />
Sie das Wichtigste?“ empörte sich da <strong>der</strong><br />
Chorleiter mit donnern<strong>der</strong> Stimme und<br />
erhobenen Armen. Für Frater Bertrand<br />
spielte <strong>der</strong> Kaffee keine große Rolle – er<br />
bekam ihn nämlich täglich nach dem Essen,<br />
während den Novizen damals nur an<br />
Festtagen <strong>der</strong> Genuss des begehrten Filterkaffees<br />
vergönnt war.<br />
Der Versprecher<br />
des Kardinals<br />
Der Dom zu Freising: Bei einer Festpredigt<br />
von Kardinal Julius Döpfner, damals<br />
Erzbischof von München und Freising,<br />
ging es um die Ankunft des heiligen<br />
Korbinian in Freising. Leidenschaftlich<br />
führte Kardinal Döpfner aus: „Herzog<br />
Grimoald wünschte sich einen Bischof<br />
für sein Herzogtum – und wer kam: <strong>der</strong><br />
heilige Kilian …“ Da konnten die Besucher<br />
in den Kirchenbänken das Lachen<br />
nicht zurückhalten – und <strong>der</strong> Kardinal<br />
stimmte, nach einer Schrecksekunde, mit<br />
ein; auch er hatte nun seinen Versprecher<br />
bemerkt: Kilian statt Korbinian. Die Verwechslung<br />
des Münchner Diözesanpatrons<br />
mit dem Würzburger kam natürlich<br />
nicht von ungefähr, stammte Döpfner<br />
doch aus <strong>der</strong> Diözese Würzburg und war<br />
von 1948 bis 1957 <strong>der</strong>en Bischof. Danach<br />
wirkte er in Berlin und ab 1961 in<br />
München-Freising.<br />
„Wir wi<strong>der</strong>sagen“<br />
Der hochbetagte Frater Bertrand Bierler<br />
unterrichtete in <strong>der</strong> Gruppe St. Vinzenz<br />
in Reichenbach täglich schwer geistig behin<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong> von etwa zehn bis sechzehn<br />
Jahren in <strong>der</strong> damals sogenannten<br />
„Vor-Hilfsschule“. Zur Vorbereitung auf<br />
den Empfang <strong>der</strong> ersten Heiligen Kommunion<br />
kam einmal wöchentlich auch<br />
<strong>der</strong> Hausgeistliche Pater Lothar Schwarz,<br />
ein Benediktiner, zu den Kin<strong>der</strong>n. Er übte<br />
mit ihnen den Ablauf <strong>der</strong> Erstkommunion-Feier,<br />
unter an<strong>der</strong>em die Erneuerung<br />
des Taufversprechens. Auf die Fragen „Wi<strong>der</strong>sagt<br />
ihr dem Bösen …?“ usw. mussten<br />
die Kin<strong>der</strong> dreimal antworten: „Wir wi<strong>der</strong>sagen.“<br />
Dann aber kam sehr schnell – zu<br />
schnell – die Frage: „Glaubt ihr an Gott,<br />
den Vater, den Allmächtigen …?“ Und es<br />
schallte dem Pater entgegen: „Wir wi<strong>der</strong>sagen“.<br />
Als Novizen hatten wir dieser Szene<br />
gelauscht und uns köstlich amüsiert.<br />
Die braunen Finger<br />
Frater Kupertin E<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> einige Jahre<br />
seines <strong>Orden</strong>slebens in Japan verbracht<br />
hatte, wirkte Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre als<br />
Koch in Reichenbach. Den Sonntagnachmittag<br />
nutzte er gerne für Spaziergänge in<br />
die Umgebung. An einem schönen Herbstsonntag<br />
war er in Richtung <strong>der</strong> Ortschaft<br />
Wald unterwegs, als ihm ein Autofahrer<br />
anbot, ihn zurück nach Reichenbach zu<br />
nehmen. Frater Kupertin nahm das Angebot<br />
an. Der Autofahrer bemerkte die<br />
braunen Finger des <strong>Orden</strong>smannes und<br />
fragte ihn, ob er denn Walnüsse geerntet<br />
und geschält habe. Frater Kupertin lachte
7<br />
Foto oben: Frater Johannes von Avila Neuner legt<br />
1968 seine Feierliche Profess ab.<br />
Foto rechts: Mit einem Musikstück begrüßen die<br />
Novizen 1963 den Generalprior bei einem Besuch<br />
in Reichenbach – Frater Johannes am Hackbrett,<br />
im Hintergrund sein 2012 verstorbener Mit-Novize<br />
Frater Ambrosius Werkmeister.<br />
50<br />
PROFESS<br />
herzlich und erwi<strong>der</strong>te: „Nein, die braunen<br />
Finger kommen nicht vom Walnuss-<br />
Schälen, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Freude am Rauchen.“<br />
Die Sache mit dem<br />
„Kin<strong>der</strong>-Machen“<br />
Im Krankenhaus St. Wolfgang <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Neuburg an <strong>der</strong><br />
Donau, das <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> 1980 aufgegeben<br />
hat, war es üblich, dass die Patienten nach<br />
einer orthopädischen Operation noch im<br />
OP geröntgt wurden. Fiel eine Operation<br />
in die Mittagszeit, wurde einer <strong>der</strong> beiden<br />
Röntgen-Assistenten, Frater Bernulf Meier<br />
und Frater Virgil Ster, gerufen. Eines Mittags<br />
saßen die Brü<strong>der</strong> beim Essen, als das<br />
Telefon klingelte. Frater Melchior Kracker<br />
nahm den Anruf entgegen. Da er nicht<br />
wusste, wer von den beiden „Röntgen-Brü<strong>der</strong>n“<br />
Dienst hatte, rief er laut vernehmbar<br />
in das Refektorium: „Im OP wäre ein Kind<br />
zu machen …“ Schallendes Gelächter war<br />
die Antwort. Von dem Zeitpunkt an gab<br />
es, wenn bei den Brü<strong>der</strong>n das Telefon klingelte,<br />
immer wie<strong>der</strong> die Bemerkung: „Mal<br />
schauen, ob im OP wie<strong>der</strong> mal ein Kind<br />
zu machen wäre …“<br />
Pater Johannes von Avila Neuner /<br />
Johann Singhartinger
8<br />
Warum ich<br />
mich für<br />
Fußball<br />
interessiere<br />
65 Jahre ist Frater Christoph Meißner,<br />
Krankenpfleger am Münchner Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong>, am<br />
11. Mai alt geworden. Er spielte auch<br />
noch im <strong>Orden</strong> gerne selbst Fußball –<br />
an seinen Einsatzorten in Neuburg an<br />
<strong>der</strong> Donau, Rom, Algasing und Regensburg.<br />
Ihre Wurzeln hat die Fußball-Begeisterung<br />
in Frater Christophs Kindheit,<br />
wie er im Folgenden erklärt.<br />
Schon als kleiner Bub war mir Fußball<br />
vertraut. Ich erinnere mich<br />
noch gut an die Sonntagnachmittage,<br />
wenn mein Vater im Radio die<br />
Fußballergebnisse hörte und keiner<br />
mehr etwas sagen durfte. Die Stimme<br />
des Rundfunk-Reporters Josef Kirmaier<br />
„liebe Sportfreunde“ ist mir unvergesslich.<br />
Da wurden auch die Resultate<br />
<strong>der</strong> ausländischen Ligen durchgegeben,<br />
so dass mir italienische Vereine wie Lanerossi<br />
Vicenza o<strong>der</strong> Juventus Turin<br />
schon damals im Gedächtnis blieben.<br />
Von <strong>der</strong> Weltmeisterschaft 1954 habe<br />
ich noch nichts mitbekommen, aber die<br />
darauffolgende in Schweden 1958 lebte<br />
ich mit.<br />
Auch war ich sehr interessiert am<br />
Wohl und Wehe meines Heimatvereines<br />
„FC Röthenbach“. Sonntag für Sonntag<br />
ging ich hinunter zum Pegnitzgrund und<br />
konnte gar nicht mehr das Ende des Mittagessens<br />
erwarten. Einmal nahm mich<br />
mein Vater mit nach Nürnberg zum<br />
„Club“. Nürnberg spielte gegen Mannheim<br />
und ich fragte meinen Vater: „Wo<br />
ist denn <strong>der</strong> Morlock?“ Der Name des<br />
berühmten Stürmers des 1. FC Nürnberg<br />
war mir ja bekannt. Mein Vater sag-<br />
Frater Christoph mit einem Pokalsieger-T-Shirt des „Clubs“, also des 1. FC Nürnberg<br />
te darauf: „Da ist er!“ Morlock machte<br />
gerade einen Einwurf und so konnte ich<br />
ihn sehr gut sehen. Diese Episode prägte<br />
sich mir tief ein, so dass <strong>der</strong> „Club“<br />
für immer mein Lieblingsverein wurde.<br />
Selber spielte ich natürlich auch<br />
Fußball, dies war aber schwierig, da wir<br />
überall verjagt wurden. Letzten Endes<br />
blieb uns nur <strong>der</strong> Wald, wo wir die Bäume<br />
als Tore benutzten. Ich ging gerne<br />
ins Tor, war aber auch als „Abstauberkönig“<br />
bekannt. Vor Kopfball hatte ich<br />
keine Angst. Gerne hätte ich mit meinem<br />
Vater gespielt, um ihm zu zeigen,<br />
was ich kann, aber das war lei<strong>der</strong> wegen<br />
seines Gesundheitszustandes nicht<br />
mehr möglich.<br />
Frater Christoph Meißner
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
9<br />
Ein Versprechen auf Dauer<br />
Feierliche Profess von Frater Magnus Morhardt<br />
Am Pfingstsamstag, den 18. Mai, legte Frater Magnus Morhardt in <strong>der</strong> Regensburger Krankenhauskirche St. Pius seine feierlichen <strong>Orden</strong>sgelübde ab.<br />
Bei <strong>der</strong> Feierlichen o<strong>der</strong> Ewigen<br />
Profess bindet sich <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>smann<br />
mit den Gelübden „<strong>der</strong><br />
Keuschheit, <strong>der</strong> Armut, des Gehorsams<br />
und <strong>der</strong> Hospitalität im Dienst <strong>der</strong> Armen<br />
und Kranken“, wie es in <strong>der</strong> Professformel<br />
heißt, endgültig an den <strong>Orden</strong>.<br />
Das vierte Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität ist<br />
die Beson<strong>der</strong>heit bei den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n. Die letzte Feierliche Profess<br />
in <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz liegt<br />
drei Jahre zurück – am 8. Mai 2010 hatte<br />
Frater Seraphim Schorer seine feierlichen<br />
Gelübde abgelegt.<br />
Bevor Frater Magnus Morhardt (34)<br />
kniend, die Hand auf dem Evangeliar,<br />
vor Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
die Professformel sprach, legte sich<br />
<strong>der</strong> Professkandidat als uraltes Zeichen<br />
<strong>der</strong> Ganzhingabe an Gott vor dem Altar<br />
auf den Boden – gleichzeitig wurde<br />
die Allerheiligenlitanei gesungen. Nach<br />
<strong>der</strong> Unterzeichnung <strong>der</strong> Professurkunde<br />
sprach Pater Leodegar Klinger das Segensgebet<br />
über den Professen. Anschließend<br />
nahm <strong>der</strong> Provinzial die Profess<br />
an, er „vereinigte“ Frater Magnus „für<br />
immer mit unserer <strong>Orden</strong>sfamilie“ und<br />
überreichte ihm Kreuz, Stundenbuch<br />
und Rosenkranz.<br />
Hauptzelebrant Pater Leodegar<br />
Klinger, <strong>der</strong> gemeinsam mit dem Heimatpfarrer<br />
und fünf weiteren Mitzelebranten<br />
am Altar stand, ging in seiner<br />
Predigt auf die Gelübde ein. Das Gelübde<br />
<strong>der</strong> Armut beispielsweise sei heute<br />
nicht in erster Linie äußerlich zu verstehen,<br />
son<strong>der</strong>n solle zu einer innerlichen<br />
„Freiheit des Herzens und zur Offenheit<br />
vor Gott“ führen. Es gehe um das Freiwerden<br />
von unnützen o<strong>der</strong> „verkehrten<br />
Bindungen“. Gott, <strong>der</strong> die Liebe sei,<br />
„will in unseren Herzen wohnen“, sagte<br />
<strong>der</strong> Prediger. Gerade beim Gelübde <strong>der</strong><br />
Hospitalität, <strong>der</strong> Hinwendung zu kranken<br />
und hilfsbedürftigen Menschen, reiche<br />
eine qualifizierte Ausbildung nicht<br />
aus – „die Liebe muss hinzukommen“,<br />
for<strong>der</strong>te Pater Leodegar.
10<br />
Mit dem Danklied „Großer Gott,<br />
wir loben dich“ endete die liturgische<br />
Feier, und danach nahm ein jetzt gelöster<br />
Frater Magnus die Glückwünsche<br />
und Geschenke <strong>der</strong> Festgäste entgegen.<br />
In <strong>der</strong> alten Cafeteria wartete eine festliche<br />
Tafel auf die Geladenen. Erneut bestätigte<br />
sich die Erfahrung, dass bei den<br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n geistliches und<br />
leibliches Wohl in enger Verbindung<br />
stehen. Nach dem Festmahl ging es<br />
noch einmal in die Kirche zur gemeinsamen<br />
Vesper.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Nikolaus Morhardt, Jahrgang 1978,<br />
wuchs als älterer von zwei Brü<strong>der</strong>n auf<br />
einem kleinen Bauernhof in Lengenfeld<br />
(Ostallgäu) auf und entwickelte schon<br />
früh den Wunsch, Priester zu werden.<br />
Nach dem Abitur trat er deshalb in das<br />
Augsburger Priesterseminar ein und begann<br />
Theologie zu studieren. Schließlich<br />
entschied er sich aber dafür, das Priesterseminar<br />
zu verlassen, das Theologiestudium<br />
setzte er fort. Seinen geistlichen<br />
Weg suchte er nun in einem <strong>Orden</strong> und<br />
lernte schließlich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
kennen.<br />
Bei seiner Einkleidung erhielt Nikolaus<br />
Morhardt den <strong>Orden</strong>snamen Frater<br />
Magnus, nach dem im Allgäu beson<strong>der</strong>s<br />
verehrten Heiligen. Es schlossen<br />
sich zwei Jahre Noviziat an, am 20. Januar<br />
2008 legte er in Regensburg seine<br />
Einfachen Gelübde ab. Im Regensburger<br />
Krankenhaus absolvierte er dann die<br />
Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete<br />
anschließend in <strong>der</strong> Klinikseelsorge<br />
mit und bildete sich auf diesem Gebiet<br />
auch weiter. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin<br />
betreut er seit zwei Jahren den<br />
Auftritt <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>provinz<br />
in dem sozialen Netzwerk facebook und<br />
absolviert einen Kurs zum kirchlichen<br />
Archivar. Sich schriftlich auszudrücken<br />
fällt dem sonst eher zurückhaltenden<br />
Bru<strong>der</strong> nicht schwer. Im Vorfeld <strong>der</strong> Seligsprechung<br />
von Frater Eustachius Kugler<br />
brachte er in Buchform ein „geistliches<br />
Profil“ des ehemaligen Provinzials<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz heraus,<br />
Titel: „Gottvertrauen und Nächstenliebe“.<br />
Johann Singhartinger<br />
Rechte Spalte von oben:<br />
Blick auf die Teilnehmer des Festgottesdienstes in<br />
<strong>der</strong> St. Pius-Kirche<br />
Mit <strong>der</strong> Hand auf dem Evangeliar spricht Frater<br />
Magnus die Professformel vor Provinzial Frater<br />
Emerich Steigerwald.<br />
Mittlere Spalte von oben:<br />
Frater Karl Wiench beglückwünscht Frater Magnus<br />
Frater Magnus Morhardt mit seinen Eltern und<br />
seinem Bru<strong>der</strong><br />
Blick auf den festlich geschmückten Altar <strong>der</strong> Kirche<br />
St. Pius
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
11<br />
Auf Fototour mit dem Fahrrad<br />
Ein Barmherziger Bru<strong>der</strong> und sein Hobby<br />
AAn Samstagen, Sonn- und Feiertagen<br />
führt mein Weg häufig per<br />
Fahrrad aus Regensburg hinaus<br />
in das Umland <strong>der</strong> Stadt. Mit dem Radfahren<br />
verbinde ich sowohl Erholung,<br />
das „Atemholen <strong>der</strong> Seele“ wie auch<br />
sportliche Betätigung. Fast immer habe<br />
ich auch eine Fotokamera dabei, um das<br />
Schöne, das mir unterwegs begegnet, im<br />
Bild festzuhalten. Spezialisiert habe ich<br />
mich dabei auf Landschaftsaufnahmen<br />
und Bil<strong>der</strong> von Gebäuden und Ensembles<br />
– und hier wie<strong>der</strong>um auf Kirchen<br />
und Kapellen. Viele von den Fotos, die<br />
bei den Touren entstanden sind, habe<br />
ich bereits im Internet, zum Beispiel auf<br />
<strong>der</strong> facebook-Seite <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
veröffentlicht.<br />
Bei den Fototouren rund um Regensburg<br />
lerne ich Land und Leute kennen<br />
und erfahre auch etwas von <strong>der</strong> (Glaubens-)<br />
Geschichte <strong>der</strong> Bevölkerung. Patienten<br />
im Regensburger Krankenhaus<br />
sind dann immer erstaunt, wenn ich<br />
ihre Heimatdörfer kenne. Am liebsten<br />
bin ich auf dem Regensburger Gäuboden<br />
rund um Mintraching, entlang <strong>der</strong><br />
Flüsse Donau, Naab und Regen und den<br />
Bayerischen Vorwald hinauf unterwegs.<br />
In den besuchten Kirchen und Kapellen<br />
lasse ich immer auch ein Gebet zurück.<br />
Denn die Gotteshäuser sind nicht nur<br />
Zeugen <strong>der</strong> Kunstgeschichte, son<strong>der</strong>n<br />
vielmehr Stätten des Glaubens.<br />
Link: http://www.panoramio.com/<br />
user/2022294 (ausgewählte Bil<strong>der</strong>)<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Friesheim im Spiegel <strong>der</strong> Donau
12<br />
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
Begeistert vom Klang<br />
<strong>der</strong> Volksmusik<br />
Aus Anlass seines 65. Geburtstags am<br />
13. Juni 2013 erläutert Frater Robert<br />
Wimmer seine Liebe zur Volksmusik.<br />
Zugegeben: Das Musik-Gen wurde<br />
mir schon in die Wiege gelegt<br />
seitens musikalischer Eltern. In<br />
jungen Jahren spielte ich bei <strong>der</strong> Blasmusik<br />
Trompete und war ein Fan von Ernst<br />
Mosch und seinen Original Egerlän<strong>der</strong><br />
Musikanten. Doch alsbald hörte ich die<br />
ersten Melodien von Polkakönig Slavko<br />
Avsenik und war total begeistert von diesem<br />
neuen Sound! Also erlernte ich das<br />
Akkordeon.<br />
Sogar meinen <strong>Orden</strong>seintritt verschob<br />
ich kurzfristig, um die jugoslawischen<br />
Stars im September 1971 erstmals live zu<br />
erleben in <strong>der</strong> Passauer Nibelungenhalle.<br />
Seitdem bin ich vom „Oberkrainer-<br />
Virus“ befallen, zum Glück unheilbar!<br />
Inzwischen war ich schon mehrmals<br />
zu Besuch bei Slavko Avsenik in Begunje,<br />
dem Mekka aller Oberkrainerfans.<br />
Jede Begegnung mit ihm ist für mich<br />
fast gleichbedeutend mit einer Papstaudienz:<br />
ich gestehe es! Dem Papst – Johannes<br />
Paul II. – durften die Oberkrainer<br />
sogar aufspielen bei seinem Besuch<br />
in Slowenien 1996. Ende August war ich<br />
erneut zu Gast in Begunje und es wurde<br />
groß gefeiert: 60 Jahre Oberkrainermusik!<br />
Sogar <strong>der</strong> Staatspräsident gab<br />
sich die Ehre und die Ovationen wollten<br />
kein Ende nehmen im Großzelt, als<br />
Slavko einzog.<br />
Zu vielen Stars <strong>der</strong> Volksmusik habe<br />
ich seit zehn Jahren persönlichen Kontakt,<br />
was mir sehr zugute kommt bei den<br />
Frater Robert mit Volksmusik-Star Géraldine Olivier bei <strong>der</strong> Jubiläumsgala am 11. Mai in Algasing<br />
Benefizkonzerten in unseren Einrichtungen<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />
welche auf große Resonanz stoßen.<br />
Täglich übe ich auf dem Akkordeon<br />
und ich bin sehr froh, unsere Patienten<br />
auf <strong>der</strong> Geriatrie im Krankenhaus<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> Regensburg durch<br />
Gesang und Musik erfreuen zu dürfen:<br />
auch das ist Medizin!<br />
Frater Robert Wimmer
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
13<br />
Eine Einrichtung für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung aufbauen<br />
Frater Timotheus Rohrmoser feierte<br />
am 26. Juni 2013 seinen 80. Geburtstag.<br />
Er stand erstmals 1968 bis 1974<br />
als Prior dem Kloster Algasing vor.<br />
Erst 1967 hatte die dortige Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />
ihre Pforten geöffnet.<br />
Im Gespräch mit Wolfgang Lanzinger<br />
erinnert sich Frater Timotheus an die<br />
frühen Jahre.<br />
Welche prägenden Erinnerungen haben<br />
Sie an die Anfänge Ihres Wirkens in Algasing?<br />
Man kann die damalige Situation mit<br />
<strong>der</strong> heutigen gar nicht vergleichen. 1968<br />
hatten wir nur 35 Mitarbeiter für über<br />
210 Heimbewohner. Auf einer Gruppe<br />
waren bis zu 40 Personen untergebracht.<br />
Ein weiteres Problem ergab sich in <strong>der</strong><br />
Haustechnik: Wir hatten nur eine Kühlanlage.<br />
Deren Kapazität war mit einem<br />
geschlachteten Schwein erschöpft. So<br />
war <strong>der</strong> unumgängliche Küchenanbau<br />
die erste größere Maßnahme, die ich<br />
damals veranlasst habe. Allerdings war<br />
seinerzeit auch die finanzielle Ausstattung<br />
unserer Einrichtung sehr schlecht,<br />
so dass die Gel<strong>der</strong> für solche Investitionen<br />
nur schwer aufzubringen waren.<br />
Wie muss man sich den Alltag auf den<br />
Stationen – so hießen die Gruppen damals<br />
noch – vorstellen?<br />
Die Heimbewohner hatten kaum Arbeit<br />
und abgesehen von Spaziergängen<br />
war nicht viel geboten. Lediglich einige<br />
waren in <strong>der</strong> Gärtnerei beschäftigt.<br />
Die Beschäftigungstherapie haben wir<br />
erst 1970 eingerichtet. Damit wurde es<br />
dann besser.<br />
Das Krippenbauen war eine große Leidenschaft von Frater Timotheus Rohrmoser.<br />
Welche weiteren „Startschwierigkeiten“<br />
sind Ihnen noch in Erinnerung?<br />
Wir haben uns anfangs auch schwer getan,<br />
genügend Mitarbeiter zu finden.<br />
Es war damals natürlich viel weniger<br />
qualifiziertes Personal im Bereich <strong>der</strong><br />
Heilerziehungspflege verfügbar, und es<br />
gab in <strong>der</strong> Gesellschaft auch mehr Vorurteile<br />
gegenüber Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />
Das hat sich aber rasch gebessert.<br />
Gibt es im Nachhinein auch etwas, das<br />
Sie gern ungeschehen machen würden?<br />
Sicher, nicht alles ist letztlich auf Anhieb<br />
geglückt. Aber was wir durchgeführt haben,<br />
hat sich im Grunde bewährt. Ich<br />
bin 1954 in den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> eingetreten und habe diesen<br />
Schritt nie bereut. Und ich war immer<br />
bemüht, mein Bestes zu geben.<br />
Interview: Wolfgang Lanzinger
14 BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
Im Engagement für Indien<br />
nicht nachlassen<br />
Frater Alfons Höring bei einem Besuch in einem<br />
Adivasi-Dorf<br />
Frater Alfons Höring ist am 18. September<br />
70 Jahre alt geworden. Im folgenden<br />
Beitrag erläutert er das große<br />
Herzensanliegen, das sein Leben geprägt<br />
hat und das ihn weiter umtreibt:<br />
das Engagement <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in Indien und warum es weiterhin<br />
so wichtig ist.<br />
Nach 1945 haben aus Schlesien vertriebene<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> die Rheinische<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> aufgebaut. Mitte <strong>der</strong> 1960er<br />
Jahre bestanden in <strong>der</strong> damaligen Generaldelegatur<br />
drei eigene Einrichtungen,<br />
die von einer ausreichenden Anzahl von<br />
Brü<strong>der</strong>n versorgt wurden. Beständig traten<br />
dem <strong>Orden</strong> junge Brü<strong>der</strong> bei. Wegen<br />
dieser positiven Entwicklung plante Frater<br />
Fortunatus Thanhäuser das Wirken<br />
des <strong>Orden</strong>s von Deutschland aus in Län<strong>der</strong><br />
auszudehnen, in denen noch großer<br />
Bedarf für die Apostolatsformen unseres<br />
<strong>Orden</strong>s bestand.<br />
Gemeinsam mit dem Erzbischof von<br />
Changanacherry im südindischen Bundesstaat<br />
Kerala, Mar Mathew Kavukatt,<br />
wurde die Entscheidung getroffen ein<br />
Krankenhaus zu gründen. Kattappana,<br />
im Hochgebirge gelegen, wurde unsere<br />
erste Nie<strong>der</strong>lassung in Indien. Die Ärmsten<br />
<strong>der</strong> Armen aus <strong>der</strong> Tiefebene hatten<br />
illegal große Urwaldgebiete besetzt und<br />
gerodet. Durch harte Arbeit war es ihnen<br />
zum Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre gelungen,<br />
den notwendigen Lebensunterhalt<br />
für ihre Familien zu erarbeiten. Und sie<br />
hatten auch von den staatlichen Stellen<br />
die Eigentumsrechte erhalten. Es mangelte<br />
aber völlig an einer medizinischen<br />
Versorgung. Die Menschen mussten bis<br />
zu fünf Stunden mit Jeeps auf Straßen,<br />
die keine Straßen waren, bis zum nächsten<br />
Arzt o<strong>der</strong> Krankenhaus fahren.<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser und<br />
Frater Prakash Madapally trafen am<br />
19. November 1969 in Kattappana ein.<br />
Ich folgte mit Frater Werenfried Diel im<br />
April 1970. Wir wollten in Kattappana<br />
ein mo<strong>der</strong>nes Krankenhaus errichten –<br />
mit 80 Betten wurde es im Februar 1971<br />
seiner Bestimmung übergeben und war<br />
hilfreich und erfolgreich vom ersten Tag<br />
an. Erweiterungen, Zubauten, neue Abteilungen<br />
kamen ständig hinzu und das<br />
nun schon seit mehr als 42 Jahren und<br />
mit heute 350 Betten.<br />
Neben dem eigentlichen Krankenhausbetrieb<br />
entstanden viele Projekte aus<br />
<strong>der</strong> schieren Notwendigkeit und aufgrund<br />
<strong>der</strong> Bedürfnisse <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
heraus:<br />
• Armenspeisung und Lebensmittelverteilungen<br />
an mittellose Menschen<br />
• Häuserbauprogramm für arme und<br />
kin<strong>der</strong>reiche Familien<br />
• Kin<strong>der</strong>patenschaften<br />
• Alten- und Pflegeheim und Langzeitkrankenhaus<br />
für chronisch Kranke<br />
mit heute 250 Betten<br />
• Finanzielle Unterstützung armer und<br />
alter Menschen<br />
• Krankenpflegeschule<br />
• Fakultät für Krankenpflegewissenschaften<br />
Daneben sind weitere Einrichtungen in<br />
an<strong>der</strong>en indischen Orten entstanden.<br />
Meine eigenen<br />
Erfahrungen haben<br />
mich bezüglich <strong>der</strong><br />
Inkulturation <strong>der</strong><br />
Hospitalität in Indien<br />
das Folgende gelehrt:<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser war<br />
und ist für mich, für alle indischen Brü<strong>der</strong><br />
und Johannes-von-Gott-Schwestern<br />
ein prägendes Beispiel und Vorbild.
15<br />
Wir haben immer von Seiten <strong>der</strong> Bischöfe,<br />
<strong>der</strong> Priester, <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />
(Hindus, Muslime, Christen)<br />
und <strong>der</strong> staatlichen Beamten Wertschätzung<br />
und Unterstützung für unsere Tätigkeit<br />
als Barmherzige Brü<strong>der</strong> erhalten.<br />
Wir sind mit einem relativ engen<br />
Verständnis unseres Charismas <strong>der</strong> Hospitalität<br />
nach Indien gekommen. Aufgrund<br />
unserer Erfahrung und <strong>der</strong> Praxis<br />
in Deutschland war die Hospitalität<br />
vor allem auf die Sorge und Pflege von<br />
kranken und alten Menschen ausgerichtet.<br />
Die Bedürfnisse <strong>der</strong> notleidenden<br />
Menschen in Indien hat uns geholfen,<br />
den „Reichtum und die Breite unseres<br />
Charismas <strong>der</strong> Hospitalität“ besser zu<br />
erkennen und es auf verschiedenste Art<br />
und Weise auszuüben. Dies ist in Indien<br />
auch weiter notwendig, dort, wo<br />
Johannes-von-Gott-Schwestern und<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong> heute tätig sind, als<br />
auch an ungezählten Orten, denen diese<br />
Wirksamkeit noch fehlt.<br />
Und hierzu bedarf es auch weiter<br />
<strong>der</strong> beständigen Unterstützung durch<br />
den <strong>Orden</strong> und durch unsere Wohltäter.<br />
Frater Alfons Höring<br />
Oben: Frater Alfons bei <strong>der</strong> Rekreation mit Novizen<br />
Mitte: Unter Mitbrü<strong>der</strong>n und Novizen<br />
Unten: Bei <strong>der</strong> Grundsteinlegung in Poonamallee<br />
mit dem deutschen Generalkonsul
16<br />
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
Wie ich meine Gelübde lebe<br />
Frater Seraphim Schorer erklärt, wie er seinen Lebensstil an Jesus orientiert<br />
Seit zehn Jahren bin ich Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong>. Vor acht Jahren<br />
habe ich die Gelübde <strong>der</strong> ehelosen<br />
Keuschheit, <strong>der</strong> Armut, des Gehorsams<br />
und <strong>der</strong> Hospitalität abgelegt. Die<br />
Gelübde werden auch evangelische Räte<br />
genannt. Evangelisch bezieht sich wie bei<br />
<strong>der</strong> Bezeichnung <strong>der</strong> gleichnamigen Kirche<br />
auf das Evangelium, genauer auf die<br />
Lebensweise Jesu. Er lebte gehorsam, das<br />
heißt er hörte auf Gott, seinen Vater, und<br />
lebte im Einklang mit dessen Willen. Jesus<br />
lebte auch arm, das heißt er hatte einen<br />
sehr einfachen Lebensstil und war<br />
den Armen nahe. Jesus war nicht verheiratet,<br />
daher kommt <strong>der</strong> evangelische Rat<br />
<strong>der</strong> ehelosen Keuschheit.<br />
Seit zwei Jahrtausenden leben Menschen<br />
gemeinsam o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einsamkeit<br />
einen beson<strong>der</strong>en Lebensstil. Sie<br />
möchten leben wie Jesus von Nazareth<br />
gelebt hat, dabei helfen ihnen die evangelischen<br />
Räte. Die ersten, die dieses Leben<br />
in <strong>der</strong> Einsamkeit lebten, waren die<br />
sogenannten Wüstenväter wie Antonius<br />
<strong>der</strong> Große. Sie lebten in <strong>der</strong> Wüste in<br />
Einsiedeleien und suchten ein intensives<br />
Zusammenleben mit Gott in Meditation<br />
und Gebet. Nach einiger Zeit entstanden<br />
erste Gemeinschaften von Einsiedlern.<br />
Es kristallisierten sich immer neue<br />
„Charismen“ <strong>der</strong> Gemeinschaften heraus,<br />
das heißt je<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> hat einen bestimmten<br />
Charakterzug Jesu, den er beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt lebt und so versucht<br />
ihm immer ähnlicher zu werden.<br />
Zum Beispiel ging Jesus von Stadt zu<br />
Stadt und predigte. So gibt es Gemeinschaften,<br />
die ihre Hauptaufgabe im Verkündigen<br />
des Wortes Gottes haben. Jesus<br />
zog sich immer wie<strong>der</strong> an einsame Orte<br />
zurück, um zu beten und mit seinem Vater<br />
zu reden – es gibt Gemeinschaften<br />
die genau das in ihrem <strong>Orden</strong>sleben umsetzen,<br />
sogenannte kontemplative Gemeinschaften.<br />
Jesus heilte kranke und<br />
aussätzige Menschen, diese Eigenschaft<br />
Jesu leben wir als Barmherzige Brü<strong>der</strong>.<br />
Wir leben neben den drei klassischen<br />
Gelübden ein viertes, nämlich das Gelübde<br />
<strong>der</strong> Hospitalität.<br />
Gelebte Gastfreundschaft<br />
Hospitalität bedeutet so viel wie<br />
gelebte Gastfreundschaft. Mit diesem<br />
Gelübde versprechen wir, unser Leben<br />
ganz für Gott und die Menschen einzusetzen.<br />
Beson<strong>der</strong>s für die Menschen, die<br />
am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft stehen. Wie<br />
Jesus lenken wir unsere Achtsamkeit<br />
beson<strong>der</strong>s auf kranke, arme, behin<strong>der</strong>te<br />
und von <strong>der</strong> Gesellschaft ausgegrenzte<br />
Menschen und verstehen unser Wirken<br />
als liebende Hinwendung Gottes zum<br />
Menschen.<br />
Wenn ich zum Beispiel als Physiotherapeut<br />
einem gelähmten Patienten<br />
mit Schlaganfall das Gehen wie<strong>der</strong> beibringe,<br />
dann bin ich überzeugt, dass Gott<br />
diesem Menschen Heilung schenkt,<br />
ihm dadurch begegnet und seine Liebe<br />
zeigt. Natürlich sehen das nicht alle<br />
Menschen so. Dennoch ist es ein Angebot<br />
Gottes mit ihm in Kontakt zu kommen.<br />
Mit ihm, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Tür steht und<br />
anklopft. Wie Pater Leodegar Klinger,<br />
ein Mitbru<strong>der</strong> meiner Gemeinschaft in<br />
Regensburg, immer betont: „Gott geht<br />
nicht gewaltsam in den Menschen hinein,<br />
son<strong>der</strong>n steht vor <strong>der</strong> Tür und klopft<br />
an.“ Hospitalität schafft Raum für Gott<br />
und den Menschen.<br />
Frater Seraphim beim Rosenkranzgebet – im Hintergrund<br />
<strong>der</strong> Regensburger Prior Frater Benedikt<br />
Hau<br />
Armut leben<br />
Mit dem Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität<br />
bekommen die an<strong>der</strong>en drei Gelübde<br />
neben <strong>der</strong> Angleichung des eigenen<br />
Lebensstils an den Lebensstil von Jesus<br />
eine weitere spezielle Ausrichtung. Das<br />
heißt: Arm sein, um die Nöte <strong>der</strong> Armen<br />
zu erkennen und darauf zu reagieren.<br />
Für mich bedeutet das Gelübde <strong>der</strong><br />
Armut zu leben, sensibel zu sein für die<br />
Nöte <strong>der</strong> Armen, auf einer Augenhöhe<br />
mit den Armen zu sein, um zu erkennen,<br />
was ich tun kann, um kompetente<br />
Unterstützung anzubieten. Auch wenn<br />
mein Lebensstandard eher dem Mittelstand<br />
entspricht, lebe ich mit allen Dingen,<br />
die mich umgeben und die ich nutze,<br />
so, dass ich nicht mein Lebensglück<br />
an ihnen festmache, son<strong>der</strong>n auch ohne<br />
sie leben kann.
Gelebte<br />
Gastfreundschaft<br />
Ehelos<br />
leben<br />
17<br />
Hören auf Gott<br />
Gehorsam sein, um den Willen Gottes<br />
zu hören und danach zu handeln. –<br />
In dem Wort Gehorsam steckt das Wort<br />
Hören. Hören in erster Linie auf Gott,<br />
auf den Willen Gottes: Was möchte<br />
Gott in meinem Leben, wohin möchte<br />
er mich führen? Hören aber auch auf die<br />
Brü<strong>der</strong> in meiner Gemeinschaft und auf<br />
die Bedürfnisse <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong>. In <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong>gemeinschaft haben die Oberen<br />
eine beson<strong>der</strong>e Rolle, sie bekommen<br />
die Möglichkeit, Entscheidungen für<br />
die Gemeinschaft zu treffen. Im Beson<strong>der</strong>en<br />
ist es in unserem <strong>Orden</strong> und in <strong>der</strong><br />
ganzen Hospitalfamilie des heiligen Johannes<br />
von Gott das Hören auf die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Menschen, die beson<strong>der</strong>e<br />
Unterstützung und Hilfe brauchen, die<br />
armen, kranken, behin<strong>der</strong>ten und ausgegrenzten<br />
Menschen.<br />
Ehelos leben<br />
Ehelos leben, um Bru<strong>der</strong> Jesu und aller<br />
Menschen zu sein. – Immer wie<strong>der</strong> ist<br />
mir aufgefallen, dass bei Beerdigungen<br />
von Mitbrü<strong>der</strong>n eine an<strong>der</strong>e Stimmung<br />
herrscht als bei an<strong>der</strong>en Bestattungen. Es<br />
ist zwar Trauer vorhanden, aber dennoch<br />
ist die Stimmung an<strong>der</strong>s. Längere Zeit<br />
fragte ich mich, warum dies wohl so sei.<br />
Ich fragte mich sogar, ob wir uns – wie<br />
Nietzsche den Christen vorwirft – nicht<br />
kennen und deshalb nicht umeinan<strong>der</strong><br />
trauern. Doch das kann nicht sein, denn<br />
ich kenne meine Mitbrü<strong>der</strong> und mag<br />
sie. Inzwischen habe ich erkannt, dass<br />
bei diesen Trauerfeiern eine beson<strong>der</strong>s<br />
große Hoffnung und Zuversicht spürbar<br />
ist. Denn ein verstorbener Mitbru<strong>der</strong> hat<br />
sein ganzes Leben lang geglaubt und gehofft,<br />
dass er nach seinem Tod mit Gott<br />
vereinigt wird, in die ganze Fülle des Lebens<br />
mit Gott eintaucht.<br />
Hören<br />
auf Gott<br />
Armut<br />
leben<br />
Aus diesem Glauben an den Gott des<br />
Lebens lebe ich dieses Gelübde, es verbindet<br />
mich in beson<strong>der</strong>er Weise immer<br />
tiefer mit Gott. Auch wenn das Leben<br />
<strong>der</strong> ehelosen Keuschheit immer wie<strong>der</strong><br />
mit Zweifeln über die Sinnhaftigkeit verbunden<br />
ist, lebe ich dieses Gelübde in <strong>der</strong><br />
festen Hoffnung und Überzeugung, dass<br />
alle Menschen, die es möchten, auf ewig,<br />
über den Tod hinaus in Gottes Herrlichkeit<br />
ihre vollkommene Erfüllung finden.<br />
Frater Seraphim Schorer,<br />
Frater Lukas Ryneš, Frater<br />
Markus Krippner und Frater<br />
Karl Wiench (von links)<br />
beim Schülertag in Algasing<br />
am 8. Mai 2013
18<br />
BrÜ<strong>der</strong> bekennen Farbe<br />
„Die Liebe Gottes vermitteln“<br />
Im Interview mit Kerstin Laumer blickt Pater Leodegar Klinger (82),<br />
seit Jahrzehnten Seelsorger vor allem in den Krankenhäusern <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>,<br />
auf fast 60 Jahre <strong>Orden</strong>sleben zurück.<br />
Was war das einschneidendste Erlebnis<br />
in Ihrem Leben?<br />
Das war sicherlich die Priesterweihe,<br />
weil damit für mich persönlich ein<br />
neuer Lebensabschnitt begann, im Wesentlichen<br />
wurde dadurch die Seelsorge<br />
meine Hauptaufgabe. Das war für mich<br />
damals etwas Neues und Interessantes,<br />
auch deshalb, weil ich eine beson<strong>der</strong>e<br />
Liebe und Hinwendung zu den kranken<br />
Menschen habe, und seither kann und<br />
darf ich sie auch seelsorgerlich begleiten.<br />
So wie mein Glaube mein Leben geprägt<br />
hat und prägen wird, so habe ich auch<br />
das Bedürfnis, Menschen zu begleiten,<br />
die krank sind, und ihnen einfach die<br />
Liebe Gottes zu vermitteln.<br />
Welche Begegnung hat Sie lange beschäftigt?<br />
Mir fällt ein Erlebnis aus dem Krankenhaus<br />
Regensburg ein, das war vielleicht<br />
so um 1990/91. Mit dem Hubschrauber<br />
wurde aus Oberbayern ein<br />
ungefähr vierjähriger Junge ins Krankenhaus<br />
eingeliefert. Das Kind war mit<br />
dem Papa nach den Weihnachtstagen<br />
im Wald, weil dieser einen Baum fällen<br />
wollte. Dabei hat ein Ast den Kopf des<br />
Jungen gestreift und schwer verletzt. Die<br />
Ärzte waren in großer Sorge, ob er diesen<br />
Unfall überleben wird. Der Kleine<br />
war in den sieben Wochen auf <strong>der</strong> Intensivstation<br />
nie alleine, meist war die<br />
Mutter am Bett. Wenn sie nicht am Bett<br />
war, ging sie immer wie<strong>der</strong> in die Kirche<br />
und hat sehr viel gebetet. Sechs bis<br />
sieben Wochen hat sich das Kind nicht<br />
bewegt, war nicht ansprechbar. Nach<br />
dieser Zeit macht das Kind plötzlich die<br />
Augen auf und spricht. Das war für alle<br />
eine große Überraschung, es hört sich<br />
wie ein Wun<strong>der</strong> an. Mittlerweile ist aus<br />
dem Kind ein junger Mann geworden,<br />
ich habe ihn ein paar Mal besucht, das<br />
letzte Mal vor vier, fünf Jahren, da war<br />
er schon über zwanzig. Es geht ihm gut,<br />
nur an seinem Bein ist ein kleiner Schaden<br />
zurückgeblieben, aber er ist ein sehr<br />
froher Mensch. Mit seinen Eltern bin ich<br />
immer noch in Kontakt.<br />
Welche Schwierigkeiten gab es in Ihrem<br />
Leben zu meistern?<br />
Je<strong>der</strong> Mensch ist ein Mensch und bleibt<br />
ein Mensch. Das heißt einerseits, ich<br />
hätte gerne ein liebes, nettes Mädchen<br />
gehabt und trotzdem empfand ich in<br />
mir parallel eine an<strong>der</strong>e Sehnsucht. Ich<br />
spürte, dass ich auf das eine verzichten<br />
muss, damit ich mir das an<strong>der</strong>e ermöglichen<br />
kann. Die Gottesbeziehung war<br />
mir dann sehr viel wert und wichtiger.<br />
So eine Entwicklung und Entscheidung<br />
geht nicht von heute auf morgen, es<br />
dauert, es ist eine innere Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />
Dieser Reifungsprozess, dieses<br />
Loslassen war für mich schon eine Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Trotzdem sind mir die<br />
Frauen genauso wertvoll wie zuvor.<br />
Welche Ziele hatten Sie mit zwanzig Jahren?<br />
Ich wollte ganz einfach ein Leben<br />
führen in Ehe und Familie und das<br />
mit Inhalten schön gestalten. Das war<br />
mir sehr nahe. Bei meiner Ausbildung<br />
als Drogist in München vor dem <strong>Orden</strong>seintritt<br />
habe ich viele Mädchen<br />
kennengelernt. In dieser Zeit sind mir<br />
schon Ehe und Familie vorgeschwebt.<br />
Aber dann kam <strong>der</strong> liebe Gott dazwischen.<br />
Was haben Sie heute für Wünsche und<br />
Ziele?<br />
Ziele hat man immer, solange man<br />
lebt. Das heißt für mich keine neuen<br />
Ziele mehr, son<strong>der</strong>n weiterhin <strong>Orden</strong>schrist<br />
sein, da ist man noch nicht am<br />
letzten Ziel angelangt. Ich würde das mit<br />
einer sehr gelungenen Ehe vergleichen:<br />
beide werden wachsen, zueinan<strong>der</strong>, so<br />
auch die Beziehung Mensch - Gott. Die<br />
Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.<br />
Das ist immer ein Werden,<br />
ein Wachsen, ein Reifen, ein Näherkommen.<br />
Schließlich geht es um die Liebe.<br />
Wenn zwei Menschen sich in <strong>der</strong> Ehe lieben,<br />
ist es ein schönes, ein gelungenes<br />
Leben. Mein Leben ist auf einer an<strong>der</strong>en<br />
Ebene, die Beziehung zu Gott wird sich<br />
immer mehr und mehr vertiefen. So wie<br />
es Papst Benedikt XVI. öfter gesagt hat:<br />
„Ein Mensch, <strong>der</strong> sich von Gott geliebt<br />
weiß, dessen Leben wird gelingen.“ Und<br />
darum geht es. Das kann sowohl in <strong>der</strong><br />
Ehe als auch auf meinem Weg zu einem<br />
erfüllten Leben führen.<br />
Immer am Ball: Pater Leodegar Klinger
BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />
19<br />
Johannes von Gott<br />
als Namensgeber und Vorbild<br />
Dr. Thomas Binsack, bis Ende 2013<br />
Chefarzt <strong>der</strong> Palliativstation am<br />
Münchner Krankenhaus Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong>, beleuchtet die Rolle des <strong>Orden</strong>sstifters<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Station vor mehr<br />
als 20 Jahren und seine Bedeutung für<br />
<strong>der</strong>en Alltag.<br />
Was hätte <strong>der</strong> heilige Johannes<br />
von Gott getan, ginge<br />
er heute durch die Straßen<br />
einer Großstadt? – Diese Frage stellten<br />
sich die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in den<br />
achtziger Jahren, als es um die neuen<br />
Aufgaben eines Krankenpflegeordens<br />
in unserer Zeit ging. Und die Antwort<br />
war: Er hätte sich um die Menschen in<br />
unserer Gesellschaft gekümmert, die in<br />
unserem Sozialsystem wenig Beachtung<br />
finden und in unserem Gesundheitswesen<br />
wenig Wertschätzung erfahren, um<br />
die Schwerkranken und Sterbenden.<br />
In den Krankenhäusern galten sie als<br />
die „austherapierten Fälle“, für die man<br />
nichts mehr machen könne und für die<br />
es auch nach <strong>der</strong> Entlassung kaum tragfähige<br />
Strukturen gab.<br />
Einen überzeugenden Ansatz sahen<br />
die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in den Ideen<br />
<strong>der</strong> Hospizbewegung, die in den angelsächsischen<br />
Län<strong>der</strong>n seit den sechziger<br />
Jahren des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
tragfähige Konzepte für die Betreuung<br />
und Begleitung von schwerstkranken<br />
Menschen erarbeitet hatte. Eng damit<br />
verbunden war von Anfang an die Palliativmedizin,<br />
die bei unheilbaren Kranken<br />
durch Behandlung quälen<strong>der</strong> Symptome<br />
einen würdevollen Weg bis zuletzt<br />
ermöglichen kann. In Deutschland war<br />
diese Idee noch wenig verbreitet; es gab<br />
wenige Hospizvereine, ein stationäres<br />
Hospiz sowie eine modellhafte Palliativstation<br />
in <strong>der</strong> Universitätsklinik in Köln.<br />
Bei <strong>der</strong> Umsetzung des Planes <strong>der</strong><br />
Einrichtung einer palliativmedizinischen<br />
Abteilung am Krankenhaus in<br />
München galt es, viele Hin<strong>der</strong>nisse zu<br />
überwinden. Die Beschäftigung mit<br />
Sterben und Tod weckt Wi<strong>der</strong>stände<br />
und Vorbehalte. Ganz im Sinne ihres<br />
<strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>s ließen sich die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> jedoch nicht beirren,<br />
sodass es schließlich mit Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong> Kostenträger zur<br />
Gründung <strong>der</strong> ersten bayerischen Palliativstation<br />
im Jahr 1991 kam. Wie<strong>der</strong><br />
waren die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> des heiligen<br />
Johannes von Gott zu Pionieren im Gesundheitswesen<br />
geworden.<br />
Der heilige Johannes von Gott hatte<br />
bei <strong>der</strong> Gründung seines Krankenhauses<br />
in Granada schon wesentliche Gesichtspunkte<br />
<strong>der</strong> Hospizarbeit vorausgedacht:<br />
die ganzheitliche Sorge für das körperliche<br />
und seelische Wohl, die medizinische<br />
und pflegerische Betreuung aus<br />
<strong>der</strong> Liebe zu den Kranken sowie die Behandlung<br />
aller Menschen ohne Ansehen<br />
ihrer Herkunft, ihrer Konfession o<strong>der</strong> ihrer<br />
sozialen Schicht. Von Anfang an galt<br />
seine beson<strong>der</strong>e Sorge den Schwerkranken<br />
und Sterbenden, er richtete geeignete<br />
Räume für die Sterbebegleitung ein<br />
und formulierte die Begriffe Bedürfnisorientierung<br />
und Interprofessionalität.<br />
Die Seelsorge war für ihn von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung. Einer seiner Biographen,<br />
Valentin Antonio Riesco Alvarez, hob<br />
auch seine Rolle als Versöhner hervor.<br />
Chefarzt Dr. Thomas Binsack im Gespräch mit<br />
<strong>der</strong> indischen <strong>Orden</strong>sschwester Alphy auf <strong>der</strong> Palliativstation<br />
St. Johannes von Gott des Münchner<br />
Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Versöhnung in <strong>der</strong> letzten Phase des Lebens<br />
spielt in <strong>der</strong> Begleitung Sterben<strong>der</strong><br />
eine ganz beson<strong>der</strong>e Rolle.<br />
Der heilige Johannes von Gott ist<br />
nicht nur <strong>der</strong> Namensgeber Palliativstation<br />
in München, er hat die Arbeit in ihr<br />
auch ganz wesentlich geprägt: als Bild<br />
in unserer Kapelle, als Vorbild für unsere<br />
Arbeit und als immer wie<strong>der</strong> zu spüren<strong>der</strong><br />
Helfer bei Problemen. Er ist uns<br />
auch Vorbild geworden beim morgendlichen<br />
Gebet während <strong>der</strong> Pflegeübergabe,<br />
beim wöchentlichen Totengedenken<br />
sowie bei den Freitagsmeditationen<br />
in unserer Kapelle. Wir sind froh und<br />
dankbar, in seiner Tradition leben und<br />
arbeiten zu dürfen.<br />
Dr. Thomas Binsack
20<br />
BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />
Offenheit aktiv vorgelebt<br />
Klosternächte in Schwandorf, Königstein und Malseneck<br />
Die in blaues Licht getauchte Krankenhauskapelle in Schwandorf<br />
Unter dem Motto „Dem <strong>Orden</strong><br />
ein Gesicht geben“ gestalteten<br />
Pater Leodegar sowie die Fratres<br />
Eduard, Karl, Seraphim, Thomas<br />
und Magnus am 6. März die erste Klosternacht<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am<br />
Krankenhaus St. Barbara Schwandorf<br />
mit. In verschiedenen Workshops stellten<br />
sie ihre Arbeit und ihre Berufung<br />
vor und bewiesen damit den rund 60<br />
Besuchern, dass die <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> ihre<br />
Offenheit gegenüber den Mitmenschen<br />
nicht nur predigen, son<strong>der</strong>n auch aktiv<br />
leben.<br />
Am 29. Mai luden die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> zu einer Klosternacht in<br />
das Alten- und Pflegeheim St. Raphael<br />
in Königstein (Taunus) ein. Etwa 25<br />
Personen – Heimbewohnerinnen, Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen, Freunde<br />
<strong>der</strong> Einrichtung und Interessierte –<br />
nutzten dieses Angebot. Am folgenden<br />
Fronleichnamstag feierten die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> den Festgottesdienst in <strong>der</strong><br />
Königsteiner Ursulinenkirche mit und<br />
begleiteten anschließend das Allerheiligste<br />
in <strong>der</strong> Pfarrprozession durch die<br />
Straßen und Gassen <strong>der</strong> Taunusstadt.<br />
Die erste Station <strong>der</strong> Prozession am St.-<br />
Josefs-Krankenhaus wurde von den Brü<strong>der</strong>n<br />
zum Thema „Krankheit – Heilung“<br />
gestaltet.<br />
Gut 200 Besucherinnen und Besucher<br />
konnte Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, Pri-
21<br />
Oben: In Malseneck konnten Besucherinnen und<br />
Besucher Lagerfeuer-Romantik erleben.<br />
Mitte: Pater Leodegar Klinger gestaltete den<br />
Wortgottesdienst in Schwandorf.<br />
Unten: Viele Besucher kamen in Königstein mit<br />
den jungen Brü<strong>der</strong>n ins Gespräch.<br />
or in Algasing und Kostenz, bei <strong>der</strong> ersten<br />
Klosternacht in Schloß Malseneck<br />
am 21. September 2013 begrüßen. Anstelle<br />
einer Predigt erzählte Frater Thomas<br />
Väth beim Auftakt-Gottesdienst<br />
seine Berufungsgeschichte. Auf dem<br />
weiteren Programm standen unter an<strong>der</strong>em:<br />
<strong>der</strong> Film „Ein Gelübde für mehr<br />
Menschlichkeit“, die Vorstellung des<br />
Berufsbildes Heilerziehungspflege, die<br />
Märchenaufführung „Die Gänsemagd“,<br />
die Meditation, „In <strong>der</strong> Stille angekom-<br />
men“, ein Gespräch mit <strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong>n<br />
über sich und ihr Leben, eine Information<br />
über den Granatapfel. Um 21 Uhr<br />
wurde im Rahmen einer Statio mit anschließen<strong>der</strong><br />
Lichterprozession die<br />
neue Johannes-von-Gott-Statue vom<br />
Innenhof <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stätte in die Hauskapelle<br />
begleitet und dort aufgestellt<br />
und gesegnet.<br />
Marion Hausmann, Frater Magnus Morhardt,<br />
Rudolf Siegmund
22<br />
BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />
150 Jahre Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
in Algasing<br />
Glanzpunkte des Jubiläumsjahres<br />
Geschäftsführer Günter Ducke begrüßt die Gäste<br />
bei <strong>der</strong> Aufführung des Oratoriums.<br />
Johannes-von-Gott-<br />
Oratorium<br />
Zum Hochfest des heiligen Johannes<br />
von Gott am 8. März und anlässlich<br />
des Jahrestages <strong>der</strong> Seligsprechung<br />
von Frater Eustachius Kugler<br />
am 2. Oktober wurde in Algasing unter<br />
<strong>der</strong> Leitung von Ernst Bartmann das<br />
Oratorium „Das Leben und Werk des<br />
Johannes von Gott“ aufgeführt.<br />
Das Oratorium des bekannten, 2010<br />
verstorbenen Kirchenmusikers Wolfram<br />
Menschick wurde 2007 in Regensburg<br />
uraufgeführt, <strong>der</strong> Text stammt von dem<br />
Regensburger Journalisten Siegfried<br />
Höhne. Das Oratorium stellte durch die<br />
brilliante Besetzung mit Reinhild Buchmayer<br />
(Mezzosopran), Martin Summer<br />
(Bariton und Sprecher), dem Kirchenchor<br />
Dorfen und dem Salzburger „viva<br />
musica orchester“ unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Ernst Bartmann einen Glanzpunkt des<br />
Algasinger Jubiläumsjahres dar.<br />
Schülertag<br />
Die Behin<strong>der</strong>teneinrichtung Algasing<br />
richtete am 8. Mai einen großen<br />
Schülertag für alle Schülerinnen und<br />
Schüler sowie Auszubildende des <strong>Orden</strong>s<br />
in <strong>Bayern</strong> und Österreich aus. An<br />
die 1000 Teilnehmer kamen mit Autos<br />
und Bussen in die Einrichtung im Landkreis<br />
Erding.<br />
Gemäß dem Motto des Tages „Do<br />
schau‘g her!“ wurden die angehenden<br />
Heilerziehungspfleger, Altenpfleger,<br />
Krankenpfleger, Erzieher und gewerblichen<br />
Auszubildenden sowie <strong>der</strong>en Lehrkräfte<br />
mit „boarischer Musi“ <strong>der</strong> Gruppe<br />
„Ledawix“ und einem herzhaften Frühstück<br />
im Wirtshauszelt empfangen.<br />
Auch und gerade in <strong>der</strong> sozialen Arbeit<br />
geht es mit Spaß und Humor leichter<br />
– das war die Botschaft des Tages. Die<br />
Musikclowns „Gogol & Mäx“ begeisterten<br />
die Gäste im Algasinger Festsaal mit<br />
einer atemberaubenden Kombination<br />
aus musikalischem Können und akrobatischen<br />
Kunststücken.<br />
Ein klein wenig näher am Berufsalltag<br />
agierte im Zirkuszelt <strong>der</strong> Clown<br />
und Therapeut „Pello“ aus <strong>der</strong> Schweiz.<br />
Die zusammengefaltete Zeitung steht<br />
bei ihm für einen Menschen, einen Patienten,<br />
einen Bewohner … Den könnten<br />
die Fachkräfte aufrichten, „zur Entfaltung<br />
bringen“, bis er schließlich wie<strong>der</strong><br />
einigermaßen selber stehen kann.<br />
Gestärkt von Schweinebraten o<strong>der</strong><br />
veganen Spaghetti begaben sich die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />
Schülertags am Nachmittag in rund 50<br />
Workshops „zum Ausspanna“, „zum<br />
Mitmacha“, „zum Fitwerdn“, „zum Selbermacha“<br />
und „zum Zuhörn“. Die<br />
Bandbreite reichte von Ayurveda bis<br />
Zumba, von Kirchen-Snoezelen und<br />
Klöppeln bis hin zu einer Kettensägenaktion<br />
mit dem Erdinger Künstler Harry<br />
S. Beson<strong>der</strong>s groß war <strong>der</strong> Andrang<br />
beim Workshop Gebärdensprache, es<br />
mussten drei Gruppen gebildet werden.<br />
Ein trotz hoher Temperaturen gut<br />
besuchter Wortgottesdienst im Zirkuszelt<br />
rundete den Erlebnistag ab. Er war<br />
von <strong>der</strong> Fachschule für Heilerziehungspflege<br />
in Reichenbach und dem dortigen<br />
Pastoralreferenten Uli Doblinger<br />
vorbereitet worden. Die verschiedenen<br />
Ausbildungseinrichtungen trugen zu<br />
Aussagen des seligen Frater Eustachius<br />
Kugler kreative Präsentationen – Texte,<br />
Bil<strong>der</strong>, Transparente – bei und erhielten<br />
dafür Applaus von den Gottesdienstbesuchern.<br />
Theaterstück<br />
„Herzzentrum Algasing“<br />
Am 21. Juli hatte das Theaterstück<br />
„Herzzentrum Algasing“ im Festsaal <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Algasing Premiere.<br />
Am 24. Juli und am 27. Juli gab es weitere<br />
Gelegenheiten, das historische Spiel<br />
aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> von Wolfgang Lanzinger<br />
zu sehen.
1863-2013 Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
23<br />
Das Gemeinschaftsprojekt <strong>der</strong> Theatergruppe<br />
Eibach mit <strong>der</strong> Algasinger Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />
gab auf unterhaltsame<br />
Weise Einblick in die Algasinger<br />
Geschichte. Für die musikalische Umrahmung<br />
sorgten die Algasinger Hausband<br />
Die Weber‘s und <strong>der</strong> Algasinger<br />
Kirchenchor.<br />
Geschickt wurden die einzelnen<br />
Szenen durch Talkrunden mit „Günther<br />
Jauchzer“ verbunden; da trat dann<br />
beispielsweise Frater Pierluigi Marchesi<br />
auf (mit perfektem Akzent: Thorsten<br />
Berner), <strong>der</strong> Generalprior <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> in den 1970er und<br />
1980er Jahren maßgeblich die „Humanisierung“<br />
in den Einrichtungen des <strong>Orden</strong>s<br />
vorangetrieben hat. Ihm zur Seite<br />
saß Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige<br />
Algasinger Prior (bis hin zur Gestik<br />
glaubwürdig: Martin Wastl). Martin<br />
Wastl hatte vorher schon als Köhler<br />
Adalgis geglänzt, welcher <strong>der</strong> Sage nach<br />
Kaiser Karl den Großen (ebenfalls großartig:<br />
Alexan<strong>der</strong> Sperr) vor dem Angriff<br />
eines Bären errettet und dafür ein Stück<br />
Land erhalten hatte.<br />
Bei <strong>der</strong> letzten – wie auch die beiden<br />
vorher – gut besuchten Aufführung<br />
war Prior Frater Bernhard Bin<strong>der</strong> auch<br />
im Original zugegen. Er bedankte sich<br />
bei allen Beteiligten für den gelungenen<br />
Theaterabend, <strong>der</strong> ihm zur „Lebensreflexion“<br />
geworden sei. Schließlich sei er in<br />
Algasing schon als Schüler im Internat<br />
gewesen, später dann als junger <strong>Orden</strong>smann<br />
zurückgekehrt, noch einmal Jahre<br />
später habe er die Einrichtung immer<br />
wie<strong>der</strong> als Provinzial besucht und jetzt<br />
übe er das Priorenamt aus. Frater Bernhard<br />
wünschte sich, dass Algasing auch<br />
in Zukunft für viele Menschen „Heimat<br />
und ein Ort des Segens“ bleiben könne,<br />
ein „Herzzentrum“ eben.<br />
Weihbischof beim Herbstfest<br />
Weihbischof Bernhard Haßlberger,<br />
im Erzbistum München und Freising<br />
zuständig für die Region Nord, feierte<br />
am 1. September den Festgottesdienst<br />
beim Algasinger Herbstfest. Angesichts<br />
von 150 Jahren Barmherzige Brü<strong>der</strong> in<br />
Algasing würdigte <strong>der</strong> Weihbischof die<br />
Behin<strong>der</strong>teneinrichtung als Heimat für<br />
Menschen mit Handicaps: Hier erführen<br />
sie Wertschätzung und hätten „festen<br />
Boden unter den Füßen“. Zum Jubiläumsgottesdienst<br />
waren unter an<strong>der</strong>em<br />
auch Generalrat Frater Rudolf Knopp<br />
aus Rom und Provinzial Frater Emerich<br />
Steigerwald aus München angereist.<br />
Generalprior beim Jahrestag<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung von<br />
Eustachius Kugler<br />
In <strong>der</strong> festlich geschmückten Algasinger<br />
Klosterkirche St. Josef feierten<br />
Mitarbeiter, Bewohner <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>teneinrichtung<br />
und Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
am 2. Oktober den vierten Jahrestag<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung von Frater Eustachius<br />
Kugler. Für Hauptzelebrant und Festprediger<br />
Landescaritasdirektor Prälat<br />
Bernhard Piendl war die Seligsprechung<br />
von Eustachius Kugler am 4. Oktober<br />
2009 im Regensburger Dom im „wahrsten<br />
Sinne ein Jahrhun<strong>der</strong>tereignis“. Die<br />
Menschen seien in einer Atmosphäre<br />
Do daugt‘s ma!<br />
Beobachtungen am Rande des Schülertags: Frater Markus Krippner (links) und Frater Eduard Bauer<br />
beim Billard und Frater Thomas Väth bei <strong>der</strong> Teller-Jonglage
24<br />
<strong>der</strong> Freude bewegt gewesen von einem<br />
Heiligen, <strong>der</strong> „als einer von uns“ empfunden<br />
wurde und „nicht als <strong>der</strong> Heilige<br />
o<strong>der</strong> Selige in <strong>der</strong> unnahbaren Ferne“.<br />
Beim anschließenden Festakt dankte<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
den vielen Mitbrü<strong>der</strong>n, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, „die in all diesen<br />
Jahrzehnten liebevoll in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Buben und später in <strong>der</strong> Pflege und<br />
Betreuung <strong>der</strong> Heimbewohner gewirkt<br />
haben und wirken“. Eustachius Kugler<br />
bekannte sich selbst gegenüber zweifelnden<br />
<strong>Orden</strong>soberen in Rom „klar und<br />
deutlich zum Lehr- und Erziehungsauftrag<br />
<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und dieser so gelebten<br />
Hospitalität“. Auch <strong>der</strong> Neuausrichtung<br />
von Algasing, wie sie sich heute als<br />
Heim, Werkstatt und För<strong>der</strong>stätte zeige,<br />
wäre Eustachius Kugler wohl aufgeschlossen<br />
gegenübergestanden, war <strong>der</strong><br />
Provinzial überzeugt, da hier „gezielt<br />
För<strong>der</strong>ung geschieht und <strong>der</strong> Mensch<br />
im Mittelpunkt steht“, also die Heimbewohnerinnen<br />
und Heimbewohner „fühlen<br />
sich hier - auf gut Bairisch- ‚dahoam’“.<br />
Dieses auf Bairisch gesprochene<br />
„dahoam“ griff dann <strong>der</strong> oberste Barmherzige<br />
Bru<strong>der</strong> aus Rom in seiner ansonsten<br />
spanisch gehaltenen Festrede<br />
auf: Generalprior Pater Jesús Etayo<br />
wünschte, dass die unzähligen in Algasing<br />
betreuten Bewohner „sich stets im<br />
Mittelpunkt des Hauses gefühlt und die<br />
Hospitalität <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong> und Mitarbeiter<br />
konkret erfahren haben.“<br />
Nach dem ausgezeichneten Festessen<br />
lauschten die Festgäste noch Arien<br />
aus dem Johannes-von-Gott-Oratorium.<br />
Gerda Guillery, Johann Singhartinger,<br />
Kirsten Oberhoff<br />
Von oben<br />
Generalprior Pater Jesús Etayo mit Übersetzer<br />
Nikolaus Mutschlechner beim vierten Jahrestag<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung von Eustachius Kugler am 2.<br />
Oktober<br />
Theaterstück „Herzzentrum Algasing“: Szene<br />
aus dem Schülerheim mit Frater Suitbert<br />
Beim Herbstfest am 1. September: Generalrat<br />
Frater Rudolf Knopp (Mitte) beim Anstoß zu<br />
einem Benefiz-Fußballspiel zwischen Robert<br />
Glasl (rechts) vom „Algasinger Ehrenteam“ und<br />
Kabarettist Michael Altinger<br />
Mit Käppi beim Schülertag: Frater Seraphim<br />
Schorer (links) und Frater Karl Wiench<br />
Beim Schülertag konnten auch Spezial-Fahrrä<strong>der</strong><br />
ausprobiert werden.
BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />
25<br />
Seelsorge im Stil des<br />
heiligen Johannes von Gott<br />
Bei einem Treffen in Regensburg wurde das neue Pastoralpapier des <strong>Orden</strong>s übergeben<br />
Es war <strong>der</strong> 28. Februar, <strong>der</strong> Tag des<br />
Papst-Rücktritts, an dem Seelsorgern<br />
und Pastoralräten <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> das neue Grundsatzpapier<br />
<strong>der</strong> Generalkommission für Pastoral<br />
vorgestellt wurde. Und damit lag eine<br />
beson<strong>der</strong>e Atmosphäre über <strong>der</strong> feierlichen<br />
Überreichung des fast 200 Seiten<br />
starken Werkes in <strong>der</strong> Johannes-von-<br />
Gott-Kapelle im Regensburger Krankenhaus<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>.<br />
Um 9.30 Uhr trafen sich dort 18 Delegierte<br />
aus allen Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
zu einer Eucharistiefeier<br />
mit Pater Johannes von Avila Neuner,<br />
<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Erinnerung an zwei Bil<strong>der</strong><br />
im alten Refektorium des Krankenhauses<br />
in den Gottesdienst einführte: Das<br />
eine zeigte Augustinus, dem ein Junge<br />
mit einer Muschel, mit <strong>der</strong> er das Meer<br />
ausschöpfen wollte, die Unerklärbarkeit<br />
des dreifaltigen Gottes nahebrachte, das<br />
an<strong>der</strong>e Johannes von Gott, dem ein Junge<br />
den Weg nach Granada wies, indem er<br />
ihm einen Granatapfel mit einem Kreuz<br />
überreichte. Diese beiden Säulen des<br />
<strong>Orden</strong>s sollten gleichsam als Portal den<br />
Weg des Grundsatzpapieres „Pastoral im<br />
Stil des heiligen Johannes von Gott“ in<br />
die bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz eröffnen.<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
erläuterte den Werdegang <strong>der</strong><br />
Schrift und die theologische Bedeutung<br />
für das Wirken in den Einrichtungen des<br />
<strong>Orden</strong>s und überreichte vor dem Segen<br />
jedem <strong>der</strong> Anwesenden ein Exemplar.<br />
Das Dokument, das laut Provinzial<br />
auch die Handschrift des Reichenbacher<br />
Pastoralreferenten Uli Doblinger trage,<br />
wurde im Anschluss von Uli Doblinger,<br />
Luitgart Bie<strong>der</strong>er-Wutsios und Pater Johannes<br />
vorgestellt – sie waren auch in<br />
Rom bei <strong>der</strong> Endabstimmung des Textes<br />
dabei. Im weiteren Verlauf beschäftigte<br />
sich die Konferenz dann mit den<br />
Grundsatzthesen des Papiers. Peter Jankowetz<br />
aus Gremsdorf verglich das Pastoralkonzept<br />
in seiner Bedeutung mit<br />
Konzilstexten, die oft erst Jahre später<br />
Auswirkungen zeigten.<br />
Die Veranstaltung klang aus mit einem<br />
Statement von Frater Seraphim<br />
Schorer über die Fokusgruppen, die<br />
anlässlich des Generalkapitels in Fatima<br />
neue Fel<strong>der</strong> für Hospitalität aufgezeigt<br />
hatten, organisatorischen Hinweisen<br />
zum Missionstag im Herbst, einem<br />
Rückblick auf den letzten Ministrantentag<br />
und Informationen aus einzelnen<br />
Einrichtungen.<br />
Die Zusammenkunft war ein hoffnungsvoller<br />
Aufbruch: Kirche, die ihren<br />
Weg im Licht des Heiligen Geistes<br />
weitergeht – auch wenn gerade <strong>der</strong> Papst<br />
zurückgetreten ist.<br />
Gerhard Kaiser, Pastoralreferent, Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> Straubing<br />
Gruppenbild in <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-Kapelle des Regensburger Krankenhauses Barmherzige Brü<strong>der</strong>
26<br />
BAYERISCHE ORDENSPROVINZ<br />
Wegweiser für den Arbeitsalltag<br />
Neues Dokument zu wichtigen Inhalten des <strong>Orden</strong>s<br />
Wofür steht <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>, was<br />
macht die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> aus? Die Ausrichtung<br />
und den Auftrag des <strong>Orden</strong>s zu erläutern,<br />
kann Tage dauern. Diese Zeit<br />
nimmt sich <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> bei den Fortbildungen<br />
zur „Gelebten Gastfreundschaft“.<br />
Dem Gesamtorden war es aber<br />
auch ein Anliegen, die wichtigsten Eigenschaften<br />
und Werte des <strong>Orden</strong>s für<br />
alle unmittelbar zugänglich und für die<br />
Praxis umsetzbar zu machen.<br />
Der erste Schritt dazu<br />
war die Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> „Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />
im Jahr 2000, die<br />
auf 100 Seiten diese Inhalte<br />
zusammenfasst. Die<br />
Charta ist aufgrund ihres<br />
Umfangs und <strong>der</strong> teils<br />
theologischen und wissenschaftlichen<br />
Sprache<br />
für eine schnelle Information<br />
im Arbeitsalltag nur<br />
bedingt geeignet, für die<br />
Charta braucht es Zeit<br />
zum Lesen.<br />
Um den Mitarbeitern,<br />
Schülern und Freunden<br />
des <strong>Orden</strong>s Orientierung<br />
zu geben, ist nun eine ergänzende<br />
Publikation, ein<br />
sogenanntes „Handbuch<br />
für die Charta <strong>der</strong> Hospitalität“<br />
mit dem Titel „Erste<br />
Schritte auf dem Weg<br />
<strong>der</strong> Hospitalität“ erschienen.<br />
Nur 48 Seiten benötigt<br />
das Dokument, um<br />
kurz und knapp folgende<br />
Themen zu erläutern:<br />
• Der <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> Johannes von<br />
Gott<br />
• Das <strong>Orden</strong>scharisma<br />
• Der <strong>Orden</strong>sauftrag<br />
• Die Hospitalfamilie<br />
• Die <strong>Orden</strong>swerte<br />
• Prinzip <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit<br />
• Pastoral<br />
• Ethik<br />
• Charismatisches Management<br />
• Bildung und Forschung<br />
Jedes Kaptitel ist gleich aufgebaut:<br />
Zuerst wird unter dem Punkt „Baustelle“<br />
das jeweilige Thema erläutert,<br />
und unter „Orientierung“ wird die Verbindung<br />
zwischen Theorie und Praxis<br />
hergestellt. Weitere Informationsmöglichkeiten<br />
zum Kapitel finden die Leser<br />
unter „Auftanken und Vertiefen“.<br />
Damit die Mitarbeiter nicht nur Informationen<br />
erhalten, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Möglichkeit haben, diese wichtigsten<br />
Kernpunkte des <strong>Orden</strong>s vor Ort an ihrem<br />
Arbeitsplatz umzusetzen,<br />
werden unter „Erste<br />
Hilfe in <strong>der</strong> Provinz“ ganz<br />
konkret die Namen und<br />
Kontaktdaten <strong>der</strong> zuständigen<br />
Personen für das jeweilige<br />
Thema genannt.<br />
Die Punkte „Baustelle“<br />
„Orientierung“, „Auftanken<br />
und Vertiefen“ sowie“ „Erste<br />
Hilfe in <strong>der</strong> Provinz“ sind<br />
immer mit dem gleichen<br />
Verkehrszeichen gekennzeichnet.<br />
Sie sollen Wegweiser<br />
sein, um die Schritte<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter auf dem<br />
Weg <strong>der</strong> Hospitalität zu begleiten<br />
und ihnen Orientierung<br />
zu geben. Durch die<br />
konkreten Inhalte, die klare<br />
Sprache und das Herunterbrechen<br />
<strong>der</strong> Inhalte bis zur<br />
Umsetzung in <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz soll<br />
das Handbuch eine Hilfestellung<br />
für die Aufgaben<br />
<strong>der</strong> Mitarbeiter sein.<br />
Kerstin Laumer
27<br />
Vorbereitung Provinzkapitel 2014<br />
Mit Schreiben vom 5. August<br />
2013 hat Generalprior Pater<br />
Jesús Etayo das Provinzkapitel<br />
2014 einberufen. Das 50. Provinzkapitel<br />
<strong>der</strong> Bayerischene <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
steht unter dem Motto „Die Hospitalität<br />
mit Hoffnung und Mut zum Wagnis<br />
leben“. Es ist für die Brü<strong>der</strong> und Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Familie des heiligen Johannes<br />
von Gott eine beson<strong>der</strong>e Gelegenheit<br />
zur Beteiligung am Provinzgeschehen.<br />
Die Feier des Provinzkapitels stellt ein<br />
wichtiges spirituelles Moment dar und<br />
bietet allen Beteiligten die Möglichkeit,<br />
intensiv auf die Stimme Gottes zu hören,<br />
um im Geist ehrlicher Selbstkritik Wege<br />
für den <strong>Orden</strong> und für die Provinz in die<br />
Zukunft zu erschließen.<br />
Zur Vorbereitung des Provinzkapitels<br />
und des Vorkapitels hat <strong>der</strong> Provinzial<br />
eine Vorbereitungskommission<br />
einberufen, <strong>der</strong> die Geschäftsführer<br />
Christian Kuhl, Dr. Andreas Kestler und<br />
Hans Emmert angehören sowie Frater<br />
Seraphim Schorer und Frater Eduard<br />
Bauer. Am 28. Oktober 2013 fand in Regensburg<br />
die erste Sitzung dieses Gremiums<br />
statt. Man einigte sich darauf, nach<br />
den Aktionsvorgaben und Prioritäten<br />
des 68. Generalkapitels von Fatima vorzugehen.<br />
Sowohl die Geschäftsführer als<br />
auch die Mitbrü<strong>der</strong> werden dazu ein Arbeitspapier<br />
vorbereiten.<br />
Das Vorkapitel, bei dem <strong>der</strong> genaue<br />
„Fahrplan“ für das Provinzkapitel festgelegt<br />
wird, findet am 26. und 27. Februar<br />
2014 in Kostenz statt, das Provinzkapitel<br />
selbst vom 10. bis 14. März.<br />
Frater Eduard Bauer
28 BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />
Auf Weihnachten zu<br />
Besinnungstag am 8. Dezember 2012<br />
in Regensburg mit Prälat Franz Xaver Hirsch<br />
Provinzial Frater Emerich Steigerwald<br />
bedankte sich zu Beginn<br />
des Besinnungstages bei Ehrenmitglied<br />
Prälat Franz Xaver Hirsch für<br />
seine Bereitschaft, trotz Erkrankung den<br />
Besinnungstag zu gestalten. „Wir wollen<br />
mit Eifer und Liebe unser <strong>Orden</strong>sleben<br />
pflegen und dazu gehört die Feier <strong>der</strong><br />
kirchlichen Hochfeste in <strong>der</strong> Gemeinschaft“,<br />
sagte <strong>der</strong> Provinzobere.<br />
Prälat Hirsch begann seine Ausführungen<br />
mit <strong>der</strong> Frage: „Was tut mir<br />
gut, in dieser Zeit <strong>der</strong> Vorbereitung auf<br />
Weihnachten, in <strong>der</strong> Zeit des Wartens<br />
auf das göttliche Kind?“ Das Wichtigste<br />
im Advent sei <strong>der</strong> Aufbruch aus dem Alltag,<br />
aus dem Gewohnten, aus <strong>der</strong> Routine.<br />
Paul Claudel beschrieb einmal, dass<br />
er in <strong>der</strong> Stille <strong>der</strong> Adventszeit seine Bekehrung<br />
erfahren habe, als er Gott spürte,<br />
<strong>der</strong> die Arme nach ihm ausstreckte.<br />
Der Mensch ohne Gott betrachtet<br />
sich selbst als Mitte <strong>der</strong> Schöpfung. Er<br />
sucht nicht die Begegnung mit Gott und<br />
spürt ihn nicht in <strong>der</strong> Stille. Er hat auch<br />
keine Sehnsucht, aus dem Gewohnten<br />
auszubrechen und <strong>der</strong> Hektik des Alltags<br />
zu entkommen.<br />
Prälat Hirsch zitierte ein altbayerisches<br />
Volkslied:<br />
In Nacht und Dunkel liegt die Erd,<br />
<strong>der</strong> Himmel, <strong>der</strong> ist zugesperrt,<br />
verloren ist das Paradeis.<br />
Die Menschheit ruft: Kyrie eleis.<br />
Wer ist’s, <strong>der</strong> durch das Dunkel bricht<br />
und uns aufzünd’ das große Licht?<br />
Herrgott, uns einen Retter weis’<br />
aus unsrer Not! Kyrie eleis.<br />
Gott hat erhört das irdisch Flehn,<br />
hat schon den Retter ausersehn.<br />
Gottes Sohn, <strong>der</strong> will auf sein Geheiß<br />
uns Bru<strong>der</strong> sein. Christe eleis.<br />
In vielen adventlichen Begegnungen<br />
wird das Wirken <strong>der</strong> dunklen Mächte auf<br />
den Menschen thematisiert. Beson<strong>der</strong>s<br />
im Salzburger Adventssingen treten im<br />
ersten Teil die dunklen Mächte auf, die<br />
uns damit konfrontieren, was die Propheten<br />
Jeseia und Jeremia verkünden. Es wird<br />
ein Retter, ein Erlöser kommen, <strong>der</strong> uns<br />
aus <strong>der</strong> „Erdennacht“ befreien wird. Krankenhäuser<br />
sind Adventstationen. Wir<br />
werden konfrontiert mit Leid, Schmerz<br />
und seelischer Zerrissenheit, die uns auf<br />
die Dunkelheit <strong>der</strong> Welt verweisen.<br />
Wenn wir auf Weihnachten zugehen,<br />
sollten wir vor dem Mensch gewordenen<br />
Gotteskind verweilen. Gott hält<br />
sich nicht im Unsichtbaren auf, son<strong>der</strong>n<br />
er wird Mensch. Das Kind in <strong>der</strong> Krippe<br />
for<strong>der</strong>t von uns Herzensbildung. Jesus<br />
sagt es deutlich: „Wenn ihr nicht werdet<br />
wie die Kin<strong>der</strong>, kommt ihr nicht ins<br />
Himmelreich.“<br />
In <strong>der</strong> Weihnachtszeit werden wir<br />
mit den menschlichen Seiten des Gotteskindes<br />
konfrontiert: Der Engel bringt<br />
Maria die Botschaft von <strong>der</strong> bevorstehenden<br />
Geburt des Kindes. Josef hegt<br />
Zweifel an <strong>der</strong> jungfräulichen Empfängnis.<br />
Josef und Maria finden keinen Platz<br />
in <strong>der</strong> Herberge. Das Kind wird in einem<br />
Stall geboren. Die Eltern müssen mit<br />
ihm nach Ägypten fliehen. – Denken<br />
wir bei allem Weihnachtsrummel, bei<br />
aller Weihnachtsromantik an die vielen<br />
Kin<strong>der</strong>, die sich heute auf <strong>der</strong> Flucht befinden?<br />
Frater Eduard Bauer
29<br />
Den Glauben bekennen,<br />
feiern und leben<br />
Besinnungstag <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> am 23. März in Straubing<br />
In <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-Kirche begann und endete <strong>der</strong> Besinnungstag in Straubing.<br />
Am 23. März fand in <strong>der</strong> Einrichtung<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in<br />
Straubing ein Besinnungs- und Brü<strong>der</strong>tag<br />
<strong>der</strong> Bayerischen Provinz statt.<br />
Nachdem eine Gruppe von Brü<strong>der</strong>n<br />
sich im Vorfeld über die Neugestaltung<br />
dieser Tage Gedanken gemacht hatte,<br />
wurde <strong>der</strong> Besinnungstag diesmal inhaltlich<br />
von jungen Brü<strong>der</strong>n gestaltet.<br />
Er stand unter dem Motto „Jahr des<br />
Glaubens“.<br />
Das „Jahr des Glaubens“ wird<br />
von <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />
anlässlich des Beginns des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50<br />
Jahren und <strong>der</strong> Veröffentlichung des Katechismus<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche vor<br />
20 Jahren begangen. Das Jahr begann<br />
am 11. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag<br />
<strong>der</strong> Eröffnung des Zweiten Vatikanums,<br />
und endete am 24. November<br />
2013, dem Christkönigssonntag. Der<br />
emeritierte Papst Benedikt XVI. formulierte<br />
im Apostolischen Schreiben „Porta<br />
fidei“ vom 11. Oktober 2011 als Ziele<br />
für das Jahr des Glaubens: die Beschäftigung<br />
<strong>der</strong> Gläubigen mit den Inhalten<br />
des christlichen Glaubens, das Bekenntnis<br />
und die Feier des Glaubens, die Wie<strong>der</strong>entdeckung<br />
<strong>der</strong> Texte des Zweiten<br />
Vatikanischen Konzils sowie ein glaubwürdigeres<br />
Lebenszeugnis <strong>der</strong> Christen.<br />
Der Brü<strong>der</strong>tag begann mit einer von<br />
Frater Thomas Väth gestalteten Morgenmeditation<br />
in <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />
Kirche. Er nahm das Lied „Wer glaubt,<br />
ist nie allein“, das von Hagen Horoba<br />
und Christian Dostal anlässlich des Besuchs<br />
von Papst Benedikt XVI. in Regensburg<br />
2006 komponiert wurde, zum<br />
Anlass, Gedanken daraus zu betrachten.<br />
Das Lied beschreibt den christlichen<br />
Glauben als Freundschaft mit Christus.<br />
Nach <strong>der</strong> Meditation führte Frater Magnus<br />
Morhardt die Brü<strong>der</strong>tagsteilnehmer<br />
im Magnobonus-Markmiller-Saal anhand<br />
des päpstlichen Schreibens „Porta<br />
fidei“ in das Jahr des Glaubens ein.<br />
„Tür des Glaubens“<br />
Der erste Abschnitt von „Porta fidei“<br />
beschreibt den Weg eines christlichen<br />
Lebens: „Die ‚Tür des Glaubens’,<br />
die in das Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft mit
30<br />
BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />
Gott führt und das Eintreten in seine<br />
Kirche erlaubt, steht uns immer offen.<br />
Es ist möglich, diese Schwelle zu überschreiten,<br />
wenn das Wort Gottes verkündet<br />
wird und das Herz sich durch<br />
die verwandelnde Gnade formen lässt.<br />
Durch diese Tür zu gehen bedeutet, einen<br />
Weg einzuschlagen, <strong>der</strong> das ganze<br />
Leben fortdauert. Er beginnt mit <strong>der</strong><br />
Taufe, durch die wir Gott Vater nennen<br />
dürfen, und endet mit dem Übergang<br />
durch den Tod hindurch in das Ewige<br />
Leben, das Frucht <strong>der</strong> Auferstehung<br />
Jesu, des Herrn, ist.“<br />
Sich auf die<br />
„Straßen <strong>der</strong> Welt“ begeben<br />
Über den zentralen Glaubensinhalt,<br />
das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott,<br />
schreibt Papst Benedikt im Anschluss<br />
daran: „Den Glauben an die Trinität –<br />
den Vater, den Sohn und den Heiligen<br />
Geist – zu bekennen entspricht: an einen<br />
einzigen Gott, <strong>der</strong> die Liebe ist, zu<br />
glauben: an den Vater, <strong>der</strong> zu unserem<br />
Heil in <strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Zeit seinen Sohn<br />
gesandt hat; an Jesus Christus, <strong>der</strong> in<br />
dem Geheimnis seines Todes und seiner<br />
Auferstehung die Welt erlöst hat; an<br />
den Heiligen Geist, <strong>der</strong> die Kirche durch<br />
die Jahrhun<strong>der</strong>te führt in <strong>der</strong> Erwartung<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>kunft des Herrn in Herrlichkeit.“<br />
(Porta fidei 1, im Folgenden mit<br />
PF abgekürzt)<br />
Weiter kommt Papst Benedikt auf<br />
den Grund zu sprechen, warum er das<br />
Jahr des Glaubens einberufen hat, nämlich<br />
um die Menschen, die Gott nicht<br />
kennen, „aus <strong>der</strong> Wüste herauszuführen<br />
zu den Orten des Lebens – zur Freundschaft<br />
mit dem Sohn Gottes, <strong>der</strong> uns Leben<br />
schenkt, Leben in Fülle.“ (aus <strong>der</strong><br />
Predigt zur Amtseinführung von Papst<br />
Benedikt XVI.) Der Glaube an Gott, so<br />
heißt es in „Porta fidei“ weiter, ist heute<br />
keine selbstverständ liche Voraussetzung<br />
gesellschaftlichen Lebens mehr<br />
und wird von vielen bewusst geleugnet.<br />
Umso mehr sind die Gläubigen dazu<br />
aufgerufen, lebendiges Wasser aus <strong>der</strong><br />
Quelle des Lebens zu schöpfen (vgl. Joh<br />
4,14) – durch das Hören auf das Wort<br />
Gottes und die Mitfeier <strong>der</strong> Eucharistie,<br />
um so ihren Mitmenschen einen guten<br />
Geschmack an <strong>der</strong> Frohbotschaft Jesu zu<br />
vermitteln.<br />
Der empfangene und erfahrene<br />
Glaube drängt danach, weitergegeben<br />
zu werden: „Die Erneuerung <strong>der</strong> Kirche<br />
geschieht auch durch das Zeugnis,<br />
das das Leben <strong>der</strong> Gläubigen bietet: Die<br />
Christen sind nämlich berufen, mit ihrer<br />
Existenz in <strong>der</strong> Welt das Wort <strong>der</strong><br />
Wahrheit, das <strong>der</strong> Herr uns hinterlassen<br />
hat, leuchten zu lassen.“ (PF 6) Das<br />
Evangelium drängt den gläubig Gewordenen,<br />
sich auf die „Straßen <strong>der</strong> Welt“<br />
zu begeben, „um sein Evangelium allen<br />
Völkern <strong>der</strong> Erde bekanntzumachen“<br />
(PF 7). Der Nicht-Glaubende soll die<br />
Freude des christlichen Glaubens durch<br />
ein überzeugtes christliches Zeugnis erfahren<br />
können. Das geht nur, wenn <strong>der</strong><br />
Gläubige die Kraft <strong>der</strong> Liebe Gottes an<br />
sich selbst erfahren hat.<br />
Im Anschluss daran wünscht sich<br />
Papst Benedikt, „dass das Zeugnis des<br />
Lebens <strong>der</strong> Gläubigen an Glaubwürdigkeit<br />
gewinnt.“ (PF 9) Der Glaube ist mit<br />
dem öffentlichen Bekenntnis keine Privatsache<br />
mehr, son<strong>der</strong>n drängt zum Einsatz<br />
für An<strong>der</strong>e. Im Hinblick auf das <strong>Orden</strong>sleben<br />
sieht es folgen<strong>der</strong>maßen aus:<br />
„Aufgrund des Glaubens haben Männer<br />
und Frauen ihr Leben Christus geweiht<br />
und alles verlassen, um in evangelischer<br />
Einfachheit den Gehorsam, die Armut<br />
und die Keuschheit zu leben als konkrete<br />
Zeichen <strong>der</strong> Erwartung des Herrn,<br />
<strong>der</strong> nicht säumt zu kommen. Aufgrund<br />
des Glaubens haben viele Christen Tätigkeiten<br />
zugunsten <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />
geför<strong>der</strong>t, um das Wort des Herrn, <strong>der</strong><br />
gekommen ist, um die Befreiung von<br />
<strong>der</strong> Unterdrückung zu verkünden und<br />
ein Jahr <strong>der</strong> Gnade für alle auszurufen,<br />
konkret werden zu lassen.“ (PF 13)<br />
„Glaube und Liebe<br />
erfor<strong>der</strong>n sich gegenseitig“<br />
Indem er den biblischen Jakobusbrief<br />
(2,14-18) zitiert, zeigt Papst Benedikt<br />
schließlich, dass ein Glaube ohne<br />
konkrete „Werke“, das heißt ohne die<br />
Umsetzung im Alltag, sinnlos ist. Die<br />
folgende Passage stellt für alle, denen<br />
die Nächstenliebe und die Hospitalität<br />
ein Anliegen ist, eine Bestätigung ihres<br />
Handelns dar:<br />
„Der Glaube ohne die Liebe bringt<br />
keine Frucht, und die Liebe ohne den<br />
Glauben wäre ein Gefühl, das ständig<br />
dem Zweifel ausgesetzt ist. Glaube und<br />
Liebe erfor<strong>der</strong>n sich gegenseitig, so dass<br />
eines dem an<strong>der</strong>en erlaubt, seinen Weg<br />
zu gehen. Nicht wenige Christen widmen<br />
ihr Leben nämlich liebevoll dem<br />
Einsamen, dem Randstän digen o<strong>der</strong><br />
dem Ausgeschlossenen als dem, zu dem<br />
man zuallererst gehen muss und den zu<br />
unterstützen am wichtigsten ist, gerade<br />
weil sich in ihm das Antlitz Christi selbst<br />
wi<strong>der</strong> spiegelt. Dank des Glaubens können<br />
wir in denen, die unsere Liebe erbitten,<br />
das Antlitz des auferstandenen<br />
Herrn erkennen. ‚Was ihr für einen meiner<br />
geringsten Brü<strong>der</strong> getan habt, das<br />
habt ihr mir getan’ (Mt 25,40): Diese<br />
seine Worte sind eine nicht zu vergessende<br />
Mahnung und eine fortwährende<br />
Einladung, die Liebe zurückzugeben,<br />
mit <strong>der</strong> er sich unser annimmt. Der<br />
Glaube ist es, <strong>der</strong> es ermöglicht, Christus<br />
zu erkennen, und seine eigene Liebe<br />
ist es, die dazu drängt, ihm jedes Mal zu<br />
helfen, wenn er auf unserem Lebensweg<br />
unser Nächster wird.“ (PF 14)<br />
Im letzten Abschnitt seines Schreibens<br />
lädt Papst Benedikt die Gläubigen<br />
ein, aus <strong>der</strong> Freundschaft mit Jesus<br />
Christus heraus und im Vertrauen auf<br />
ihn „ein lebendiges Zeichen <strong>der</strong> Gegenwart<br />
des Auferstandenen in <strong>der</strong> Welt zu<br />
werden“ (PF 15) und auf die himmlische<br />
Vollendung als Ziel christlichen<br />
Glaubens zu hoffen.<br />
Nach dem Vortrag hatten die Brü<strong>der</strong><br />
Gelegenheit, anhand ausgewählter Texte<br />
aus „Porta fidei“ sich mit ihrem persönlichen<br />
Glaubensweg auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />
und in <strong>der</strong> Kleingruppe auszutauschen.<br />
Frater Seraphim Schorer mo<strong>der</strong>ierte<br />
danach das Gespräch über persönliche<br />
Glaubenserfahrungen. Anschließend<br />
ging es zurück in die Johannes-von-Gott-<br />
Kirche, wo Stadtpfarrer Franz Alzinger<br />
zusammen mit Bewohnern, die als Ministranten<br />
mitwirkten, und den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n die Heilige Messe feierte.<br />
In seiner Predigt rief Alzinger dazu auf, in<br />
<strong>der</strong> Verkündigung <strong>der</strong> christlichen Botschaft<br />
eine Sprache zu sprechen, welche<br />
die Menschen heute verstehen. Mit dem<br />
Mittagessen endete <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>- und Besinnungstag<br />
in Straubing.<br />
Frater Magnus Morhardt
31<br />
Ein Besuch im Marienwallfahrtsort Altötting gehörte zum Programm des Brü<strong>der</strong>treffens Ende Juni.<br />
Abwechslungsreich, wohltuend<br />
und besinnlich<br />
Brü<strong>der</strong>treffen vom 28. bis 30. Juni in Algasing<br />
Bei <strong>der</strong> Provinzversammlung im<br />
September 2012 wurde angeregt,<br />
die provinzweiten Besinnungs-<br />
und Brü<strong>der</strong>tage neu zu gestalten.<br />
Es sollte neben <strong>der</strong> klassischen Form<br />
<strong>der</strong> Besinnungstage mit geistlichem<br />
Vortrag, brü<strong>der</strong>lichem Austausch und<br />
Gottesdienst ein „Brü<strong>der</strong>wochenende“<br />
angeboten werden, das den Einzelnen<br />
gut tun und die Gemeinschaft als Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> stärken soll. Infolgedessen<br />
kamen am letzten Juniwochenende<br />
fünf Barmherzige Brü<strong>der</strong> in Algasing zu<br />
einem Brü<strong>der</strong>treffen zusammen. Nicht<br />
gerade eine große Zahl, aber es war auch<br />
ein Experiment für spätere Zusammenkünfte.<br />
Neben dem Prior des Algasinger<br />
Konvents und Gastgeber <strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>tage,<br />
Frater Bernhard Bin<strong>der</strong>, waren es<br />
vier jüngere Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus<br />
<strong>Bayern</strong>.<br />
Am Freitagabend bildete eine Rekreation<br />
in gemütlicher Runde zusammen<br />
mit den Brü<strong>der</strong>n Frater Englmar<br />
und Frater Timotheus, die sich über das<br />
brü<strong>der</strong>liche Zusammensein sichtlich<br />
freuten, den Einstieg in das gemeinsam<br />
verbrachte Wochenende. Nach einer<br />
vormittäglichen Wan<strong>der</strong>ung am Samstag<br />
in Richtung Dorfen tauschten sich<br />
die Brü<strong>der</strong> im Anschluss an eine persönliche<br />
Gebetszeit über ihre sehr unterschiedlichen<br />
Berufungswege aus. Am<br />
späten Nachmittag ging es dann in den<br />
Marienwallfahrtsort Altötting. Hier feierten<br />
die Brü<strong>der</strong> die Vorabendmesse im<br />
Gottesdienstzelt neben <strong>der</strong> Basilika, die<br />
gerade renoviert wurde, mit und beteiligten<br />
sich am liturgischen Dienst. Im<br />
Anschluss daran zogen sie in einer Lichterprozession<br />
um die Gnadenkapelle.<br />
Die Lichterfeier wurde von Prälat Ludwig<br />
Limbrunner geleitet, <strong>der</strong> im Herbst<br />
2011 die Jahresexerzitien in Kostenz gestaltet<br />
hatte.<br />
Am Sonntag feierten die Brü<strong>der</strong> die<br />
Heilige Messe mit <strong>der</strong> Algasinger Hausgemeinschaft.<br />
Nach dem Frühschoppen<br />
mit dem Algasinger Konvent ging<br />
es zum Sommerfest nach Schloß Malseneck.<br />
Dort wurden die Brü<strong>der</strong> mit<br />
großem Interesse empfangen.<br />
Frater Magnus Morhardt/Frater Seraphim<br />
Schorer
32 BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />
Auch für <strong>Orden</strong>sleute eine Anfrage<br />
Besinnungstage zum „Jahr des Glaubens“ mit Pater Leonhard Berchtold<br />
vom 18. bis 20. Oktober in Kostenz<br />
Es tut immer wie<strong>der</strong> gut, aus <strong>der</strong><br />
Betriebsamkeit des Alltags auszusteigen<br />
und sich Zeit zu nehmen,<br />
auch <strong>Orden</strong>sleuten. Gerne war ich<br />
bereit, wie<strong>der</strong> einmal für die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Mitbrü<strong>der</strong> vom 18. bis 20. Oktober<br />
2013 Besinnungstage in Kostenz zu<br />
halten, das sich in <strong>der</strong> Farbenpracht des<br />
Herbstes zeigte. Das von Papst Benedikt<br />
ausgerufene Jahr <strong>der</strong> Glaubens, das im<br />
November 2013 mit dem Christkönigsfest<br />
seinen Abschluss findet, ist auch für<br />
<strong>Orden</strong>sleute eine lohnende Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
sich mit dem Glauben intensiver<br />
zu beschäftigen. Hier galt es, sich den<br />
Fragen zu stellen, um das beson<strong>der</strong>e Jahr<br />
über diesen Termin hinaus zur Erneuerung<br />
für sich persönlich und für die Gemeinschaft<br />
fruchtbar werden zu lassen.<br />
Erneuerung<br />
des Glaubenslebens<br />
Die Tage waren in gemeinsame<br />
Gebetszeiten eingebettet. Der Impuls,<br />
persönliche Besinnung und danach gemeinsamer<br />
Austausch halfen, das aufgefächerte<br />
Thema zu vertiefen. Die erste<br />
Einheit galt <strong>der</strong> Erneuerung des Glaubenslebens.<br />
Auch wir <strong>Orden</strong>schristen<br />
müssen unsere Berufung als Glaubende<br />
immer wie<strong>der</strong> neu entdecken, um die<br />
Freude und die erneute Begeisterung in<br />
<strong>der</strong> Begegnung mit Christus zu erfahren.<br />
Nur so können wir für an<strong>der</strong>e ein Vorbild<br />
sein.<br />
Ein Brief, den <strong>der</strong> Hamburger Erzbischof<br />
Thissen seinen Gläubigen zu Beginn<br />
des Glaubensjahres 2012 schrieb,<br />
war für den Referenten Richtschnur, wie<br />
Glaube neu entdeckt und gepflegt werden<br />
kann. Wie Freundschaft Gespräch<br />
und Begegnung braucht, so ist es auch in<br />
<strong>der</strong> Beziehung mit Gott: Gebet und die<br />
Pflege <strong>der</strong> Sakramente stärken unsere<br />
Christusbeziehung. Geistliche Nahrung<br />
bekommen wir Christen auch durch die<br />
Beschäftigung mit <strong>der</strong> Bibel und mit<br />
ihren Gestalten. Zentrale Bedeutung<br />
nimmt unsere tätige Glaubenspraxis <strong>der</strong><br />
Nächstenliebe ein. Glaube verlangt außerdem<br />
Wissen – es lohnt sich, die Dekrete<br />
des Konzils und den vor 20 Jahren<br />
herausgebrachten Katechismus zu studieren.<br />
Wir brauchen einen begründeten<br />
Glauben, den wir durch Austausch<br />
mit an<strong>der</strong>en vertiefen können.<br />
Nach einer Phase <strong>der</strong> persönlichen<br />
Besinnung gab es einen angeregten Austausch,<br />
welche Menschen meinen Glauben<br />
geprägt und welche Ereignisse mir<br />
weitergeholfen haben.<br />
Erneuerung<br />
des <strong>Orden</strong>slebens<br />
Der Nachmittag stand unter dem<br />
Thema: Erneuerung des <strong>Orden</strong>slebens.<br />
Die Lebensregel spricht von einer lebenslangen<br />
Bildung und Erneuerung,<br />
weil wir als <strong>Orden</strong>sleute nie fertig sind.<br />
Der Einzelne ist da gefragt und ebenso<br />
die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft als Ganzes. Im<br />
<strong>Orden</strong>sdekret „Perfectae Caritatis“ des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils wurden<br />
Grundlinien für die <strong>Orden</strong>sinstitute aufgezeigt,<br />
die auch heute noch als Richtschnur<br />
gelten. Die Besinnungsfragen zu<br />
diesem Thema zielten darauf, zuerst das<br />
Positive im eigenen <strong>Orden</strong>sleben und in<br />
<strong>der</strong> Gemeinschaft in den Blick zu nehmen,<br />
bevor man das wahrnimmt und<br />
Salvatorianer-Pater Leonhard Berchtold in Kostenz<br />
ins Gespräch bringt, was im <strong>Orden</strong> belastend<br />
ist.<br />
Erneuerung<br />
des Gemeinschaftslebens<br />
Am Sonntagmorgen stand noch die<br />
Erneuerung des Gemeinschaftslebens<br />
auf dem Programm. Ausgehend von <strong>der</strong><br />
Frage, wie wir als <strong>Orden</strong>sleute von Außenstehenden<br />
und von unseren Mitarbeitern<br />
wahrgenommen werden, kam<br />
ein anregendes Gespräch zustande.<br />
Durch die kleineren Gemeinschaften<br />
kommt es verstärkt auf die Mitarbeit jedes<br />
Mitbru<strong>der</strong>s an, sich mit seinen Fähigkeiten<br />
einzubringen.<br />
Den Abschluss bildete <strong>der</strong> Sonntagsgottesdienst<br />
zum Kirchweihfest. Es ist<br />
und bleibt eine Aufgabe, lebendige Glie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft zu bleiben<br />
und somit lebendige Kirche zu sein.<br />
Pater Leonhard Berchtold, Salvatorianer
BESINNUNGSTAGE / EXERZITIEN<br />
33<br />
Leben in Begegnung<br />
Jahresexerzitien <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> vom 19. bis 25. Mai 2013 in Kostenz<br />
Für Exerzitien ein idealer Ort: das Erholungs- und<br />
Tagungshaus <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Kostenz<br />
Wir kennen Pater Matthias<br />
Wetzel von seiner Aushilfstätigkeit<br />
im Münchner Krankenhaus.<br />
Der 73-jährige Benediktiner aus<br />
<strong>der</strong> Erzabtei St. Ottilien verbrachte die<br />
längste Zeit seines Lebens als Missionar<br />
in verschiedenen Teilen Afrikas. Das hat<br />
sein Leben und seine Spiritualität zutiefst<br />
geprägt. Im Eröffnungsvortrag <strong>der</strong> Exerzitien<br />
für die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, die<br />
vom 19. bis 25. Mai in Kostenz stattfanden,<br />
stellte <strong>der</strong> Benediktiner den Exerzitienteilnehmern<br />
zehn Themenbereiche<br />
vor, mit denen sie sich beschäftigen<br />
sollten.<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 34
34<br />
Auf Gott hören<br />
In jedem Menschen ist Gott zu finden,<br />
aber die Beziehung zu Gott ist kein<br />
Zwang, son<strong>der</strong>n Freiheit. Um Gott zu<br />
treffen, müssen wir Hörende sein. Das<br />
Wort, das von Gott kommt, verlangt eine<br />
Antwort – unseren Glauben. Gott ist ein<br />
sanfter, zärtlicher Gott, ein Gott <strong>der</strong> Beziehung.<br />
Er ruft uns beim Namen.<br />
Selbstliebe<br />
Wer sich selbst nicht leiden kann, <strong>der</strong><br />
kann auch die an<strong>der</strong>en nicht in Liebe anschauen.<br />
Wer sich selbst nicht liebt, <strong>der</strong><br />
ignoriert die Schöpferliebe des lebendigen<br />
Gottes, <strong>der</strong> den Menschen nach „seinem<br />
Bild und Gleichnis“ erschaffen hat.<br />
Wenn wir selber gut von uns denken, machen<br />
wir uns selber zu dem, was wir sind.<br />
Dadurch werden wir authentisch, glaubwürdig<br />
und echt und lassen uns nicht von<br />
an<strong>der</strong>en beherrschen.<br />
Begegnung mit an<strong>der</strong>en<br />
Der Weg zur Heilung ist Begegnung.<br />
Leben ist Beziehung und Begegnung. Jesus<br />
war ein Mensch <strong>der</strong> Begegnung. Er<br />
hatte Zeit für die Menschen, konnte zuhören<br />
und hinhören mit allen Sinnen. Gemeinschaft<br />
verwirklicht sich in <strong>der</strong> Treue<br />
und im Zeigen, dass ich den an<strong>der</strong>en gern<br />
habe. Das äußert sich auch in einer positiven<br />
Streitkultur. Beim Streit gibt es keinen<br />
Sieg, son<strong>der</strong>n nur Einigung.<br />
Versöhnung und Verzeihung<br />
Eifersucht und Neid sind oft die<br />
Frucht von mangelndem Selbstbewusstsein.<br />
Ein Konflikt sollte ausgetragen<br />
werden. Nur dann ist die Bereitschaft<br />
zur Versöhnung da. Im Streit leben kostet<br />
viel Energie. Einan<strong>der</strong> verzeihen bewirkt<br />
eine seelische Entlastung – auch<br />
Der Missionsbenediktiner Pater Matthias Wetzel<br />
gestaltete die Brü<strong>der</strong>-Exerzitien im Mai.<br />
wenn Versöhnung nicht immer möglich<br />
ist. Versöhnung beinhaltet immer Wie<strong>der</strong>gutmachung,<br />
die inneren Frieden und Geborgenheit<br />
schenkt. Wie<strong>der</strong>gutmachung<br />
ist mehr als ein „Vater unser“ zur Buße.<br />
Umgang mit unseren Gefühlen<br />
Gefühle sind von großer Bedeutung<br />
für das ganzheitliche Leben. Sie sollen<br />
immer zugelassen und niemals verdrängt<br />
werden. Gefühle geben uns eine ehrliche<br />
Rückmeldung, was in unserem Inneren<br />
vorgeht. Die Erfüllung o<strong>der</strong> Nichterfüllung<br />
von menschlichen Bedürfnissen<br />
löst Gefühle aus. Freude ist ein Gefühl,<br />
das uns öffnet. Quellen <strong>der</strong> Freude können<br />
unsere Arbeit, Erfolg, Kultur, Musik,<br />
Natur und zweckfreie Tätigkeiten<br />
wie Spiel und Sport sein. Aggression,<br />
Wut und Ärger wirken dagegen zerstörerisch<br />
und setzen negative Kräfte frei.<br />
Wenn sich Aggressionen gegen sich selber<br />
richten, besteht die Gefahr von Alkoholmissbrauch<br />
und Drogenkonsum.<br />
Die Gleichnisse Jesu<br />
In den Gleichnissen, die Jesus erzählt,<br />
geht es darum, uns einen Weg aufzuzeigen,<br />
damit wir das Wesen Gottes erkennen<br />
können. Gleichnisse dienen unserer Heilung<br />
und wollen nicht moralisieren. Geschichten,<br />
Gleichnisse und Märchen vermitteln<br />
stets Sichtweisen auf die Dinge des<br />
Lebens und haben einen „Sitz im Leben“.<br />
Kranke Gottes- und Selbstbil<strong>der</strong> werden<br />
durch die Gleichnisse Jesu korrigiert.<br />
Die Heilung des<br />
blinden Bartimäus<br />
<strong>Orden</strong>sleben ist Freundschaft mit Jesus<br />
und Vertiefung unserer Beziehung zu<br />
ihm. Der blinde Bartimäus ist von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft an den Rand gedrängt. Er<br />
spürt, dass Jesus ihm helfen könnte und<br />
schreit laut: „Sohn Davids, erbarme dich<br />
meiner“. Im Vor<strong>der</strong>grund steht <strong>der</strong> tiefe<br />
Glaube, den <strong>der</strong> Blinde hat. Sein Glaube<br />
und Vertrauen zu Gott lässt ihn wie<strong>der</strong><br />
sehen, ganzheitlich sehen! Jesus öffnet<br />
auch uns die Augen für die Größe und<br />
Weite unserer Berufung. Bartimäus wirft<br />
seinen Mantel weg und nimmt sein Leben<br />
selber in die Hand. Berufung ist immer<br />
ein Akt <strong>der</strong> Selbstwerdung und <strong>der</strong><br />
Selbstverwirklichung.<br />
Was bedeutet die<br />
Mutter Gottes für uns?<br />
Maria ist die Mutter Jesu. Sie steht<br />
immer im Schatten ihres Sohnes. Bei <strong>der</strong><br />
Hochzeit von Kana und bei <strong>der</strong> Begegnung<br />
mit den Verwandten Jesu wird das<br />
deutlich. Maria hatte es schwer mit ihrem<br />
Sohn. Maria will uns zu Christus führen.<br />
Sie ist Fürbitterin, nicht Miterlöserin.<br />
Von Anfang an war Maria ein erlöster<br />
Mensch und ihre ganze Identität ist bei<br />
Gott. Maria zeigt uns den Weg <strong>der</strong> Gnade<br />
und öffnet uns für das Gnadengeschenk,<br />
das wir von Gott erhalten.<br />
Jesus, mein Freund<br />
Der Schlüssel zu Jesus ist die Bibel.<br />
Jesus gibt den Jüngern eine Antwort auf<br />
ihre Frage: „Wo wohnst Du?“ „Kommt<br />
und seht.“ Gott meint es gut mit uns, sagt<br />
uns Jesus. Wir brauchen keine Angst zu<br />
haben; Gott liebt uns vorbehaltlos. Die<br />
Botschaft Jesu überfor<strong>der</strong>t uns nicht, seine<br />
Lehre kommt aus <strong>der</strong> Lebenssituation<br />
<strong>der</strong> einfachen Menschen. Christ sein<br />
heißt: Ich darf so sein, wie ich bin. Gottes<br />
Gerechtigkeit ist eine an<strong>der</strong>e als die<br />
<strong>der</strong> Menschen. Jesus ist <strong>der</strong> gute Hirt, <strong>der</strong><br />
meinem Glauben neue Kraft gibt, wenn<br />
ich darauf vertraue. Er folgt <strong>der</strong> Spur <strong>der</strong><br />
Propheten, wenn er sagt: „Barmherzigkeit<br />
will ich, nicht Opfer“.<br />
Das Gebet;<br />
das Vaterunser<br />
Das Vaterunser ist eine Lebensschule,<br />
die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten von Generation<br />
zu Generation weitergegeben wird. Es ist<br />
das Gebet, das Christus selbst uns gelehrt<br />
hat. Gott ist ein DU, an den ich mich wenden<br />
kann. Freude an Gott zu haben heißt,<br />
im Inneren des Herzens Urvertrauen zu<br />
besitzen, dass Gott mein geliebter Vater<br />
ist, zu dem ich immer kommen darf. Gott<br />
ist Vater aller, nicht nur <strong>der</strong> Christen. Er<br />
liebt alle Menschen. Gott hat keine Vorurteile,<br />
das soll auch unsere Grundhaltung<br />
sein gegenüber allen Mitmenschen.<br />
Gott lässt mir meinen freien Willen und<br />
er engt mich nicht ein. Gott ist kein Strafrichter,<br />
son<strong>der</strong>n ein lieben<strong>der</strong> Gott, <strong>der</strong><br />
alle Menschen gleich behandelt und sie<br />
behütet.<br />
Frater Eduard Bauer
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
35<br />
Die neue Generalleitung<br />
(2012 – 2018)<br />
Am 1. November 2012 wurde beim Generalkapitel in Fatima Pater Jesús Etayo zum Generalprior gewählt. Am 5. November<br />
wurden die Generalräte gewählt – wir stellen die neue Generalleitung, die bis 2018 amtiert, in Stichworten vor.<br />
Pater Jesús Etayo Arrondo,<br />
Generalprior<br />
Pater Jesús wurde am 26. Mai 1958<br />
in Fustiňana/Pamplona in Spanien geboren.<br />
Seine Einfache Profess im <strong>Orden</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> legte er 1977,<br />
die Feierliche 1983 ab; am 21. September<br />
1985 wurde er zum Priester geweiht.<br />
Er gehört <strong>der</strong> Aragonischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
an. Seit dem letzten Generalkapitel<br />
2006 war Pater Jesús 2. Generalrat<br />
und in <strong>der</strong> Generalleitung für folgende<br />
Bereiche zuständig: <strong>Orden</strong>sleben, Mitarbeiter,<br />
Ausbildung, Berufungspastoral<br />
und Bioethik. Er löst in <strong>der</strong> Leitung<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft mit rund 1150<br />
Brü<strong>der</strong>n (<strong>Bayern</strong>: 28) und etwa 50 000<br />
Mitarbeitern weltweit den Iren Frater<br />
Donatus Forkan ab, <strong>der</strong> das Amt seit<br />
2006 innehatte.<br />
Frater Rudolf Knopp, 1. Generalrat<br />
Pater Jesús Etayo Arrondo, Generalprior<br />
Frater Rudolf Knopp,<br />
1. Generalrat<br />
Geboren in Kahl (Deutschland) am<br />
18. Januar 1958. Einfache Profess am<br />
15. August 1981, Feierliche Profess am<br />
12. Oktober 1986, Provinzial <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz 2001 – 2006,<br />
1. Generalrat 2006 bis 2012, Wie<strong>der</strong>wahl<br />
2012.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Ökonomat, Kulturgüter, Statistik,<br />
Krankenhaus Nazareth, Kommission<br />
Europa.<br />
Frater Giampietro Luzzato, 2. Generalrat<br />
(siehe S. 36)
36<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz, Österreichische<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz, Polnische<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz, Westeuropäische <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />
Frater Giampietro Luzzato,<br />
2. Generalrat<br />
Geboren am 15. Juni 1950 in Asola<br />
(Italien). Einfache Profess am 20. Oktober<br />
1968; Feierliche Profess am 8. Januar<br />
1978. Provinzial <strong>der</strong> Lombardischen<br />
Provinz von 2007 bis 2012.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Krankenhaus auf <strong>der</strong> Tiberinsel.<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
Italienische <strong>Orden</strong>sprovinzen,<br />
Französische <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />
Frater Benigno Ramos, 3. Generalrat<br />
Frater Benigno Ramos,<br />
3. Generalrat<br />
Geboren am 27. August 1963 in<br />
Manganeses de la Polvorosa (Spanien).<br />
Einfache Profess am 25. September<br />
1983; Feierliche Profess am 8. April<br />
1989. Priesterweihe am 10. September<br />
1994. Prior <strong>der</strong> Tiberinsel seit 2010.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Ausbildung, Berufungspastoral, Pastoral.<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
Spanische <strong>Orden</strong>sprovinzen, Portugiesische<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz.<br />
Frater Pascal Ahodegnon,<br />
4. Generalrat<br />
Geboren am 10. April 1971 in Savé<br />
– Zou (Benin). Einfache Profess am<br />
Frater Pascal Ahodegnon, 4. Generalrat<br />
15. August 1997, Feierliche Profess am<br />
25. Mai 2003.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Kommission Afrika.<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
<strong>Orden</strong>steile in Afrika, Nordamerika<br />
und dem asiatisch-pazifischen Raum.<br />
Zum erweiterten Generaldefinitorium<br />
(ohne Sitz in Rom) gehören<br />
Frater Jairo Enrique Urueta,<br />
Regionaldelegat Südamerika<br />
Geboren am 17. Juli 1964 in Barranquilla<br />
– Atlantico (Kolumbien). Einfache<br />
Profess am 8. Dezember 1995, Feierliche<br />
Profess am 8. Dezember 2000.<br />
Provinzial seit 2010.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Kommission Südamerika<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
<strong>Orden</strong>steile in Südamerika<br />
Frater Joseph Smith,<br />
Regionaldelegat<br />
Asien/Ozeanien<br />
Geboren am 5. September 1954 in<br />
Newcastle (Australien). Einfache Profess<br />
am 31. August 1975, Feierliche Profess<br />
am 6. September 1981.<br />
Inhaltliche Zuständigkeitsbereiche:<br />
Kommission Asien/Ozeanien<br />
Geographische Zuständigkeitsbereiche:<br />
<strong>Orden</strong>steile in Asien, Ozeanien<br />
und Nordamerika<br />
Vereinigungsprozess<br />
mit den Kleinen<br />
Brü<strong>der</strong>n vom Guten<br />
Hirten<br />
Beim Generalkapitel <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> im Herbst<br />
2012 in Fatima wurde die Vereinigung<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong> vom Guten Hirten<br />
beschlossen. Zuvor hatte auch das<br />
Generalkapitel <strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong> im<br />
Sommer 2012 einen gleichlautenden<br />
Beschluss gefasst.<br />
Mit einem Treffen von Vertretern<br />
bei<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sgemeinschaften aus Kanada,<br />
Irland und den USA wurde Anfang<br />
Dezember 2012 in Hamilton (Toronto/<br />
Kanada) <strong>der</strong> konkrete Fusionsprozess<br />
begonnen. Seither gab es drei weitere<br />
Treffen <strong>der</strong> Prozesssteuerungsgruppe:<br />
Sie tagte am 7. und 8. März 2013 in New<br />
Jersey/USA, am 15. Juni in Wainfleet am<br />
Eriesee in Kanada und vom 20. bis 22.<br />
November in New Mexiko/USA. Anfang<br />
2015 soll <strong>der</strong> Vereinigungsprozess<br />
seinen Abschluss finden.<br />
Zur Gemeinschaft <strong>der</strong> Kleinen Brü<strong>der</strong><br />
vom Guten Hirten gehören 30 Brü<strong>der</strong>,<br />
die in Kanada, USA, England, Irland<br />
und Haiti wirken.<br />
www.ohsjd.org / www.lbgs.org
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
37<br />
Johannes von Gott:<br />
Pionier <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Krankenpflege<br />
Johannes von Gott – nach einer Skulptur von Ignaz Günther<br />
Pflegegeschichte ist in<br />
Deutschland meist die Erzählung<br />
über Vinzenz von<br />
Paul, Theodor Fliedner,<br />
Florence Nightingale und<br />
Agnes Karll. Die deutsche<br />
und europäische professionelle<br />
Pflege gründet darüber<br />
hinaus jedoch auf<br />
vielen weiteren Müttern<br />
und Vätern, <strong>der</strong>en Biographien<br />
es zu entdecken gilt.<br />
Zu ihnen zählt <strong>der</strong> heilige<br />
Johannes von Gott, <strong>der</strong><br />
<strong>Orden</strong>sstifter <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>. Sein<br />
Vermächtnis wirkt in den<br />
Einrichtungen des auf ihn<br />
zurückgehenden <strong>Orden</strong>s<br />
weiter.<br />
Johannes von Gott wurde<br />
im März 1495 im portugiesischen<br />
Montemor-o-<br />
Novo als João Ciudad in<br />
kleinbürgerlichen Verhältnissen<br />
geboren. Mit acht<br />
Jahren verließ <strong>der</strong> Junge<br />
seine Familie – ob freiwillig o<strong>der</strong> entführt,<br />
ist unklar. Er landete in Oropesa in<br />
Spanien, wo er zu Juan wurde. Beide Namensformen<br />
entsprechen im Deutschen<br />
Johannes. Nach einem abenteuerlichen<br />
Leben als Hirte, Soldat und Abenteurer<br />
erreichte Johannes im Sommer 1538<br />
Granada, den Schmelztiegel Spaniens,<br />
in dem sich europäisch-christliche und<br />
-jüdische sowie arabisch-muslimische<br />
Kultur treffen. Er verdiente seinen Lebensunterhalt<br />
als fliegen<strong>der</strong> Buchhändler,<br />
bis er einen kleinen Laden am Elvirator<br />
erwarb. Dort befindet sich heute eine<br />
kleine Kapelle zu seinen Ehren.<br />
Erweckungserlebnis<br />
Am 20. Januar 1539 hörte Johannes<br />
eine Predigt des berühmten Johannes<br />
von Ávila (ca. 1500-1569), die eine<br />
tiefgreifende Wirkung auf ihn ausüben<br />
sollte: Er hatte ein Erweckungserlebnis,<br />
warf sich zu Boden, schlug mit dem<br />
Kopf an die Wände<br />
und riss sich die Haare<br />
aus. Anschließend<br />
verschenkte er seinen<br />
Besitz, lief unbekleidet<br />
durch Granada und tat<br />
öffentlich Buße. Seine<br />
Umgebung kam zu dem<br />
Schluss, dass er den Verstand<br />
verloren hätte und<br />
brachte ihn in das Königliche<br />
Hospital von<br />
Granada, wo er die damals<br />
übliche Therapie<br />
für „Irre“ durchlitt: Man<br />
peitschte ihn aus und<br />
legte ihn in Ketten. Johannes<br />
beschwerte sich<br />
über diese Behandlung,<br />
worauf man zusätzlich<br />
Bösartigkeit diagnostizierte<br />
und ihm zusätzliche<br />
Schläge verabreichte.<br />
Er muss sich mit den<br />
Verhältnissen arrangiert<br />
haben, jedenfalls wurde<br />
er nach einiger Zeit als<br />
geheilt entlassen. Im<br />
Hospital hatte er Hilfstätigkeiten übernommen.<br />
Vermutlich weckte dies in ihm<br />
den Wunsch, Kranke zu pflegen.<br />
Johannes lebte in <strong>der</strong> Folgezeit in<br />
Granada wohnsitzlos als Holzsammler,<br />
bis er Unterschlupf im Hof <strong>der</strong> adeligen<br />
Familie Venegas fand. Auf den Straßen<br />
sah er die obdachlosen Kranken. In ihrer<br />
Betreuung sah er seine Bestimmung.<br />
Zunächst brachte er sie ebenfalls in das<br />
Haus <strong>der</strong> Venegas. Bald konnte er ein
38<br />
erstes Hospital in einem gemieteten<br />
Haus in <strong>der</strong> Lucena-Straße einrichten.<br />
Er besorgte Strohmatten und Decken<br />
und holte einen Priester, <strong>der</strong> ihnen die<br />
Beichte abnahm.<br />
Um seine Patientinnen und Patienten<br />
ernähren zu können, ging Johannes<br />
betteln. An einer Stange über den Rücken<br />
trug er zwei große Töpfe, in denen<br />
er Lebensmittel sammelte. Seine Methode<br />
war simpel und erfolgreich: Er zog<br />
durch Granada und rief die Menschen<br />
auf, sich selbst Gutes zu tun, indem sie<br />
durch die Unterstützung <strong>der</strong> Armen ihrem<br />
Seelenheil zuträglich wären. Zahlreiche<br />
Gönnerinnen und För<strong>der</strong>er unterstützten<br />
Johannes. Trotzdem sollten<br />
ihn permanent finanzielle Sorgen begleiten,<br />
da er keine Rücklagen bildete<br />
und das gespendete Geld unmittelbar<br />
an Arme verteilte o<strong>der</strong> für das Hospital<br />
ausgab.<br />
Neue Pflegestandards<br />
Johannes von Gott führte in seinem<br />
Hospital Standards ein, die heute<br />
selbstverständlich erscheinen, im<br />
16. Jahrhun<strong>der</strong>ts aber eine Revolution<br />
in <strong>der</strong> Krankenpflege darstellten: Er<br />
teilte die Kranken, die unabhängig von<br />
sozialer Stellung, Religionszugehörigkeit,<br />
Geschlecht o<strong>der</strong> Nationalität aufgenommen<br />
wurden, nach Diagnosen<br />
auf und legte sie in Einzelbetten. Damals<br />
war es üblich, Kranke ohne Rücksicht<br />
auf die Ursache <strong>der</strong> Erkrankung<br />
mit bis zu sechs Personen in ein einziges<br />
Bett zu legen. Johannes bildete Säle<br />
für Alte, Schwerkranke, solche mit Ungezieferbefall,<br />
Lungenkranke und Menschen<br />
mit psychischen Erkrankungen<br />
und Lernschwierigkeiten. Diese letzte<br />
Gruppe sollte sowohl vor Spott beschützt<br />
werden wie auch Ruhe finden<br />
können. Wir können wohl davon ausgehen,<br />
dass sich die Behandlung dieser<br />
Kranken grundsätzlich von jener unterschied,<br />
die Johannes selbst erfahren<br />
hatte.<br />
Über die praktische Pflege im Hospital<br />
zu jener Zeit ist kaum etwas überliefert.<br />
Johannes selbst dokumentierte<br />
in einem Brief, dass die Entlausung <strong>der</strong><br />
Neuankömmlinge viel Zeit in Anspruch<br />
nahm. Er überzeugte außerdem Ärzte<br />
Johannes-von-Gott-Gemälde im Sebastianeum in<br />
Bad Wörishofen<br />
und Chirurgen, das Hospital zu besuchen,<br />
begleitete diese auf ihren Visiten<br />
und legte erste Krankenprotokolle an.<br />
Not sehen und<br />
Feinde versöhnen<br />
Das Hospital wurde schnell zu eng;<br />
in den 1540er Jahren erfolgte <strong>der</strong> Umzug<br />
in ein ehemaliges Kloster an <strong>der</strong> Cuesta<br />
de Gomérez. Im Erdgeschoss fanden<br />
Wohnungslose und Pilgernde Obdach;<br />
das Obergeschoss bot Platz für bis zu<br />
100 Kranke. Außerdem nahm das Hospital<br />
Findelkin<strong>der</strong> auf. Johannes widmete<br />
sich nicht nur den Kranken Granadas,<br />
son<strong>der</strong>n sah zum Beispiel auch die Not<br />
<strong>der</strong> Prostituierten. Sein Umgang brachte<br />
ihn auch in Kontakt mit dem Zuhälter<br />
Antón Martín , <strong>der</strong> in Blutfehde den<br />
Mör<strong>der</strong> seines Bru<strong>der</strong>s verfolgte. Johannes<br />
versöhnte die beiden, sie wurden<br />
seine ersten Mitbrü<strong>der</strong>. Der Bischof<br />
von Tuy wurde auf Johannes aufmerksam.<br />
Er wies ihn an, ein Leinengewand<br />
zu tragen, das einem Mönchshabit ähnelte.<br />
Der Bischof war es, <strong>der</strong> ihm den<br />
Ehrennamen gab, unter dem er bis heute<br />
bekannt ist: Juan de Dios – Johannes<br />
von Gott.<br />
Im Winter 1550 ging Johannes von<br />
Gott mit an<strong>der</strong>en an den Rio Genil, um<br />
Treibholz zu sammeln. Bei dem vergeblichen<br />
Versuch, einen ertrinkenden<br />
Jungen zu retten, zog sich <strong>der</strong> asketisch<br />
lebende und körperlich ausgelaugte Johannes<br />
eine schwere Erkrankung zu.<br />
Es war schnell offensichtlich, dass er<br />
sie nicht überleben würde. Er starb am<br />
8. März 1550.<br />
Gelübde <strong>der</strong> Hospitalität<br />
Johannes von Gott gründete selbst<br />
keinen <strong>Orden</strong>. Aus <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
<strong>der</strong> mönchisch lebenden Männer um<br />
ihn entstand 1571 eine Kongregation,<br />
die nach den Regeln des Augustinus<br />
lebte und zusätzlich zu den Gelübden<br />
<strong>der</strong> Armut, Keuschheit und des Gehorsams<br />
das <strong>der</strong> Hospitalität ablegte – die<br />
Verpflichtung, die Kranken zu pflegen.<br />
1586 wurde die Kongregation in den<br />
Rang eines <strong>Orden</strong>s erhoben. Über Spanien,<br />
Frankreich und Italien breitete sich<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> nach Mitteleuropa aus. 1622<br />
wurde in Neuburg an <strong>der</strong> Donau das erste<br />
Hospital in <strong>Bayern</strong> errichtet.<br />
Papst Alexan<strong>der</strong> VIII. sprach Johannes<br />
von Gott 1690 heilig, 1886 wurde er<br />
zum Patron <strong>der</strong> Spitäler und Kranken erklärt.<br />
Am 28. August 1930 ernannte Papst<br />
Pius XI. Johannes von Gott zum „Himmlischen<br />
Schutzherrn vor Gott aller Krankenpfleger<br />
bei<strong>der</strong>lei Geschlechts, die<br />
heute und in <strong>der</strong> Zukunft auf <strong>der</strong> ganzen<br />
Erde leben“. Sein Festtag ist <strong>der</strong> 8. März.<br />
Fazit: Professionelle Pflege hat in<br />
Deutschland eine tendenziell weibliche<br />
Zuschreibung. Die Ursachen liegen unter<br />
an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong> Tradition <strong>der</strong> Diakonissen<br />
und <strong>der</strong> katholischen weiblichen<br />
<strong>Orden</strong>sgemeinschaften und Kongregationen.<br />
Die Männerorden mit ihrer Geschichte<br />
und Tradition sind als weitere<br />
Wurzeln heutiger Pflege etwas in Vergessenheit<br />
geraten. Insgesamt liegt <strong>der</strong> Fokus<br />
pflegehistorischer Forschung <strong>der</strong>zeit<br />
eher auf den Diakonissen als auf ihren<br />
katholischen Kolleginnen und Kollegen.<br />
Johannes von Gott war – im Gegensatz<br />
zu Vinzenz von Paul und Theodor Fliedner<br />
– einer <strong>der</strong> wenigen Begrün<strong>der</strong> einer<br />
Gemeinschaft, <strong>der</strong> selbst pflegte. Sein<br />
Vermächtnis lädt dazu ein, die christlicheuropäische<br />
Pflegegeschichte in ihrer<br />
ganzen Breite zu erforschen und wahrzunehmen,<br />
ganz im Sinne von Johannes:<br />
„Tuet Gutes für Euch selbst!“<br />
Anja K. Peters, Kin<strong>der</strong>krankenschwester,<br />
Dipl.-Pflegewirtin (FH), www.anjapeters.de<br />
Bei diesem Text handelt es sich um die<br />
Kurzfassung eines Beitrags, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
„Pflegezeitschrift“ 10/2013 (Kohlhammer<br />
Verlag) erschienen ist.
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
39<br />
Krankenpfleger spielt <strong>Orden</strong>spionier<br />
Andreas Lichey, Krankenpfleger<br />
aus dem Johannes-Hospiz<br />
in München, spielte in einer<br />
indischen Filmproduktion Frater Fortunatus<br />
Thanhäuser (1918 – 2005).<br />
Der mit seinen Mitbrü<strong>der</strong>n aus Schlesien<br />
vertriebene Thanhäuser baute in<br />
Westdeutschland die Rheinische Provinz<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> mit auf<br />
und fing 1969 in Indien noch einmal<br />
ganz von vorne an. Er ist nicht nur<br />
<strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Indien, son<strong>der</strong>n hat 1977 auch die<br />
Gemeinschaft <strong>der</strong> Johannes-von-Gott-<br />
Schwestern gegründet.<br />
Die Schwesterngemeinschaft hat<br />
die Filmproduktion, eine Mischung<br />
aus Dokumentar- und Spielfilm, in Auftrag<br />
gegeben. In dem Spielfilm geht es<br />
um eine junge Frau, die sich schließlich<br />
entscheidet, in die Gemeinschaft<br />
einzutreten. Gleichzeitig wird das Leben<br />
von Frater Fortunatus, auch durch<br />
Interviews mit Zeitzeugen, vorgestellt<br />
und es werden die Einrichtungen <strong>der</strong><br />
Schwestern in Indien gezeigt.<br />
Andreas Lichey als Frater Fortunatus Thanhäuser<br />
Für die Dokumentar-Aufnahmen<br />
wurde ein Darsteller des Frater Fortunatus<br />
gesucht, und da Andreas Lichey<br />
von Oktober 2012 bis März 2013<br />
in dem von Frater Fortunatus gegründeten<br />
Alten- und Pflegeheim <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> in Kattappana arbeitete,<br />
wurde er kurzerhand für die Rolle<br />
„verpflichtet“. In Kattappana wird Fortunatus<br />
Thanhäuser wie ein Heiliger<br />
verehrt und Andreas Lichey konnte, so<br />
berichtet er, während <strong>der</strong> Dreharbeiten<br />
die „Ehre spüren, ihn darstellen zu dürfen.<br />
Ich habe mich dabei nicht nur äußerlich,<br />
son<strong>der</strong>n gewissermaßen auch<br />
gedanklich und emotional in seine Rolle<br />
begeben.“ Der Krankenpfleger resümiert:<br />
„Ich hatte großen Spaß bei dem<br />
Filmdreh und bin letztendlich froh darüber,<br />
dass ich mitgemacht habe …“<br />
Johann Singhartinger<br />
Hinweis: Frater Fortunatus<br />
Thanhäuser hat seine „Erinnerungen<br />
an ein erfülltes Leben“<br />
aufgeschrieben – sie sind<br />
in gebundener Form im Johann<br />
von Gott Verlag München<br />
erschienen. Für 7,50 Euro<br />
plus Versandkosten können sie<br />
dort bestellt werden – Telefon<br />
089/1793-109, Internet: www.<br />
barmherzige.de (Shop).
40<br />
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
1142<br />
Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong><br />
weltweit<br />
Am 31. Dezember 2012 gab es weltweit 1142 Barmherzige Brü<strong>der</strong> und damit<br />
fast genau so viele wie zwölf Monate zuvor (1146). Zwar hat die Zahl <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong> mit Feierlicher Profess um 17 abgenommen, dafür stieg die Zahl <strong>der</strong><br />
Novizen aber von 48 auf 60. Die <strong>Orden</strong>smitglie<strong>der</strong> stammen aus insgesamt 53 Nationen<br />
und sind im Durchschnitt 58 Jahre alt. Sie leben in insgesamt 232 Kommunitäten<br />
auf allen Kontinenten.<br />
Die Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz zählte mit 28 Brü<strong>der</strong>n Ende 2012 acht Brü<strong>der</strong> weniger<br />
als im Vorjahr, dieser starke Rückgang erklärt sich aber vor allem daraus, dass<br />
die Brü<strong>der</strong> <strong>der</strong> bisherigen Provinzdelegatur Japan nun zur Koreanischen Provinz gehören.<br />
Das Durchschnittsalter in <strong>der</strong> Bayerischen Provinz betrug 64 Jahre. Außer in<br />
Polen mit 50 Jahren und Österreich (57) lag das Durchschnittsalter in fast allen europäischen<br />
und nordamerikanischen <strong>Orden</strong>steilen um die 60 Jahre o<strong>der</strong> sogar deutlich<br />
darüber. In den Län<strong>der</strong>n Mittel- und Südamerikas, Afrikas und Asiens dagegen sind<br />
die Brü<strong>der</strong> im Schnitt deutlich jünger, in Indien zum Beispiel 42 Jahre.<br />
js<br />
Interprovinzielles Treffen<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbil<strong>der</strong> in Kostenz<br />
Vom 13. bis 16. Februar 2013<br />
versammelten sich in Kostenz<br />
neun Barmherzige Brü<strong>der</strong> aus<br />
<strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen und<br />
Bayerischen Provinz, die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung<br />
und Berufungspastoral<br />
tätig sind. Das Treffen dient dazu, über<br />
Provinzgrenzen hinweg Erfahrungen in<br />
<strong>der</strong> Ausbildung von <strong>Orden</strong>smännern<br />
auszutauschen und miteinan<strong>der</strong> neue<br />
Ideen zu entwickeln.<br />
Die Sitzung <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong> begann<br />
mit dem Bericht <strong>der</strong> Postulanten-, Novizen-<br />
und Scholastikermeister über die<br />
Begleitung <strong>der</strong> auszubildenden <strong>Orden</strong>skandidaten<br />
und -brü<strong>der</strong>. Dabei zeigte<br />
sich, dass es nicht nur junge Männer<br />
sind, <strong>der</strong>en Weg in unseren <strong>Orden</strong> führt,<br />
son<strong>der</strong>n auch ältere, die in ihrem Leben<br />
schon eine Wegstrecke hinter sich haben.<br />
In den verschiedenen Etappen des<br />
<strong>Orden</strong>slebens spielt neben <strong>der</strong> fachlichen<br />
und spirituellen Bildung auch eine<br />
einfühlsame menschliche Begleitung<br />
eine immer wichtigere Rolle.<br />
Die in <strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung tätigen Brü<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Polnischen, Österreichischen und Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
in Kostenz<br />
An die Berichte schloss sich <strong>der</strong> Austausch<br />
über die Aktivitäten in <strong>der</strong> Berufungspastoral<br />
an. In <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Provinz gibt es <strong>der</strong>zeit nur wenige Or-
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
41<br />
densinteressenten, obwohl zahlreiche<br />
Anfragen den <strong>Orden</strong> erreicht haben.<br />
Auch in den beiden an<strong>der</strong>en Provinzen<br />
ist ein Rückgang an Interessenten zu verzeichnen,<br />
auch wenn dort, insbesondre<br />
in den osteuropäischen Län<strong>der</strong>n, immer<br />
wie<strong>der</strong> junge Männer kommen, die den<br />
<strong>Orden</strong> kennenlernen wollen. In <strong>Bayern</strong><br />
unterstützt eine Kommission aus Brü<strong>der</strong>n<br />
und Mitarbeitern die Arbeit des<br />
Verantwortlichen für die Berufungspastoral,<br />
Frater Karl Wiench.<br />
Am zweiten Sitzungstag ging es<br />
dann um Ziele, Methoden und Inhalte<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong>sausbildung und Berufungspastoral.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Überlegung<br />
stand ein Ausbildungsleitfaden, <strong>der</strong> im<br />
deutschsprachigen Raum bisher für das<br />
Noviziat vorhanden ist. Gewünscht wurde<br />
außerdem eine geordnete Informationsweitergabe<br />
über die auszubildenden<br />
<strong>Orden</strong>sbrü<strong>der</strong> von einem Ausbil<strong>der</strong> zum<br />
nächsten. Es wurden weitere Vorschläge<br />
erarbeitet, die den Provinzleitungen präsentiert<br />
werden.<br />
Geleitet wurde die Sitzung vom<br />
Vorsitzenden <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />
Ausbil<strong>der</strong>, Frater Joachim Mačejovský<br />
(Graz). Die Übersetzung übernahm in<br />
bewährter Weise Grzegorz Waberski<br />
(Krakau).<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Heilige: Ein Leben aus Glaube und Tat<br />
Scholastikerwerkwoche Ende August in Krakau<br />
Die Gruppe <strong>der</strong> Scholastiker begab sich auch auf die Spuren jüdischen Lebens in Krakau.<br />
In Krakau fand vom 25. bis 31. August<br />
die diesjährige Scholastikerwerkwoche<br />
statt – also ein Treffen<br />
von jungen Brü<strong>der</strong>n aus Mittel- und<br />
Osteuropa. Neben dem kulturellen<br />
Programm in dieser von Touristen stark<br />
frequentierten Stadt widmeten sich die<br />
knapp 20 Brü<strong>der</strong> den Heiligen als Vorbil<strong>der</strong>n.<br />
Neben Papst Johannes Paul II.,<br />
<strong>der</strong> in Krakau zum Priester und Bischof<br />
geweiht wurde, standen auch viele an<strong>der</strong>e<br />
Heilige auf dem Programm, die zu<br />
Krakau eine Verbindung haben.<br />
Die ersten Tage standen ganz im Zeichen<br />
von Abraham und dem Judentum.<br />
Neben einer intensiven Bibelarbeit zum<br />
Glauben Abrahams besuchten die jungen<br />
Brü<strong>der</strong> im jüdischen Viertel Synagogen,<br />
einen jüdischen Friedhof und tauchten in<br />
die Kultur <strong>der</strong> Krakauer Juden ein.<br />
An einem Vormittag, fuhr die Gruppe<br />
nach Auschwitz und besichtigte das
42<br />
Die jungen Brü<strong>der</strong> aus Mittel- und Osteuropa beim Gruppenbild im Habit<br />
Stammlager und Birkenau. Konfrontiert<br />
mit dieser unvorstellbaren Grausamkeit<br />
breitete sich Schweigen in <strong>der</strong> Gruppe<br />
aus und es wurde für den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
eine tiefe spirituelle Erfahrung.<br />
Der heilige Maximilian Kolbe schimmerte<br />
ganz leicht in die Dunkelheit des<br />
Hasses. Seine im Glauben gründende<br />
Tat <strong>der</strong> Nächstenliebe – er starb, weil er<br />
im Lager anstelle eines Familienvaters<br />
eine Vergeltungsmaßnahme auf sich<br />
nahm – bezeugt seine Glaubenstiefe,<br />
die nahezu genauso wenig begreifbar ist<br />
wie die Menschenverachtung und Menschenvernichtung<br />
<strong>der</strong> Nationalsozialisten.<br />
Noch tief bewegt von diesen Erfahrungen<br />
kam die Gruppe nachmittags<br />
zum Maximilian-Kolbe-Zentrum und<br />
besichtigte eine Dauerausstellung eines<br />
ehemaligen KZ-Häftlings, <strong>der</strong> seine Gefangenschaft<br />
in aussagekräftigen Bil<strong>der</strong>n<br />
zu verarbeiten versuchte.<br />
Eine ganz an<strong>der</strong>e Stimmung kam<br />
wenige Tage später auf, als die Brü<strong>der</strong><br />
in einer Einrichtung für Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ung Würstchen über einem Lagerfeuer<br />
grillten und bis spät abends feierten.<br />
Dies hatten sich die Brü<strong>der</strong> nach<br />
den vielen anspruchsvollen Vorträgen<br />
und Diskussionen verdient. Aber die<br />
Woche war ja noch nicht vorbei und so<br />
besuchten die jungen Brü<strong>der</strong> eine Einrichtung<br />
für Wohnungslose und eine<br />
Suppenküche von <strong>Orden</strong>sschwestern.<br />
Für diese luden sie 6000 Kilogramm Lebensmittel<br />
von einem LKW ab und verstauten<br />
das Essen in Lagerräumen. Diese<br />
aktiv gelebte Caritas rundete das intensive<br />
und anstrengende Programm ab und<br />
belegte, wie auch heute aus Glauben heraus<br />
Gutes getan werden kann.<br />
Frater Thomas Väth<br />
Würstchen-Grillen in einer Einrichtung<br />
für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung
BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
43<br />
Bayerische und Österreichische<br />
Provinz unterstützen Neubauten<br />
in Indien<br />
Einweihung des neuen Pflegeheims und <strong>der</strong> psychiatrischen Klinik in Kattappana<br />
Am 21. März wurden in Kattappana<br />
(Kerala, Südindien) zwei<br />
neu erbaute Einrichtungen <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> eingeweiht: eine<br />
psychiatrische Klinik mit 50 Betten, das<br />
„Fortunatus Mental Health Centre“, und<br />
ein Heim für arme alte, kranke und behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen mit 250 Plätzen, das<br />
„Eustachius Kugler Pratheeksha Bhavan“.<br />
Zu dem feierlichen Anlass fanden<br />
sich mehr als 700 Gäste ein, darunter<br />
Generalprior Pater Jesús Etayo, Brü<strong>der</strong><br />
aus Polen, Frankreich, Österreich, Italien<br />
und Deutschland.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Feierlichkeiten hatte<br />
Frater Eduard Bauer, Provinzsekretär<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz, die<br />
Ehre, das neue Pratheeksha Bhavan zu<br />
eröffnen, das den Namen des seligen<br />
Eustachius Kugler trägt. Der Bau dieser<br />
Einrichtung wurde durch die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
möglich. Das 1971 von Frater Fortunatus<br />
Thanhäuser gegründete alte „Haus<br />
<strong>der</strong> Hoffnung”, konnte mit zuletzt gut<br />
150 Plätzen <strong>der</strong> im Lauf <strong>der</strong> Jahre gestiegenen<br />
Bewohnerzahl nicht mehr gerecht<br />
werden. Durch den Umzug in das neue<br />
Gebäude soll die Pflege und Versorgung<br />
<strong>der</strong> Bewohner und Bewohnerinnen verbessert<br />
werden.<br />
Bisher diente das Pratheeksha Bhavan<br />
nicht nur als Herberge für Menschen<br />
mit körperlicher o<strong>der</strong> geistiger<br />
Behin<strong>der</strong>ung sowie für alte Menschen<br />
Generalprior Pater Jesús Etayo bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> neuen Einrichtungen<br />
und chronisch Kranke, son<strong>der</strong>n auch<br />
für Menschen mit psychischer Erkrankung.<br />
Durch die von <strong>der</strong> Österreichischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz finanzierte psychiatrische<br />
Klinik soll die Versorgung<br />
dieser Patienten und Patientinnen optimiert<br />
werden. Die Ehre, das rote Band<br />
durchzuschneiden, war hier dem ehemaligen<br />
österreichischen Provinzial<br />
Frater Paulus Kohler vorbehalten.<br />
Im Anschluss fanden sich alle Gäste<br />
in einem liebevoll dekorierten Festzelt<br />
ein. Dort folgten Danksagungen und<br />
Ansprachen des indischen Provinzials<br />
Frater Antony Palamattom sowie von<br />
Leitern an<strong>der</strong>er sozialer Einrichtungen<br />
in Kerala. Auch Generalprior Pater Jesús<br />
Etayo zollte beim Festakt den Schwestern<br />
und Brü<strong>der</strong>n vor Ort Lob und Anerkennung.<br />
Bischof Mathew Arackal betonte<br />
in seiner Rede die herausragende<br />
Bedeutung des <strong>Orden</strong>s für die gesamte<br />
Region. Seit <strong>der</strong> Ankunft von Frater Fortunatus<br />
Thanhäuser 1967 hat sich aus einem<br />
kleinen Bergdorf ein wichtiges kulturelles<br />
und wirtschaftliches Zentrum<br />
entwickelt.<br />
Andreas Lichey und Korbinian Graf
44 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
Erste Schritte zur Seligsprechung<br />
von Frater Fortunatus Thanhäuser<br />
Viele Menschen wünschen sich<br />
die Seligsprechung von Frater<br />
Fortunatus Thanhäuser (1918<br />
– 2005). Der Barmherzige Bru<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
nach <strong>der</strong> Ausweisung aus Schlesien bis<br />
1969 maßgeblich die Rheinische <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
mit aufgebaut hatte, legte<br />
in Indien mit zahlreichen Hilfsprojekten<br />
den Grundstein für die Indische<br />
Provinz, gründete 1977 die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> „Schwestern von <strong>der</strong><br />
Nächstenliebe vom heiligen Johannes<br />
von Gott“ und starb 2005 hochgeachtet<br />
in Kattappana im Bundesstaat Kerala als<br />
„Vater <strong>der</strong> Armen“.<br />
Pater Elia Tripaldi, Generalpostulator<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>, wandte<br />
sich am 8. Mai 2013 in einem Schreiben<br />
an den zuständigen Bischof von Kanjirapally,<br />
Mathew Arackal, in dem er offiziell<br />
um die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses<br />
auf Diözesanebene bittet.<br />
Frater Fortunatus werde nicht nur in<br />
Kattappana, son<strong>der</strong>n auch „in an<strong>der</strong>en<br />
Gegenden Indiens und in Europa“ verehrt,<br />
heißt es darin. Die Seligsprechung<br />
des <strong>Orden</strong>smannes würde seinen „Geist,<br />
den Armen und Leidenden zu dienen“<br />
lebendig halten und vielen Menschen einen<br />
sinnstiftenden Weg aufzeigen.<br />
Gleichzeitig ernannte Pater Elia<br />
zwei Vizepostulatoren für den Seligsprechungsprozess:<br />
den früheren Generalrat<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> Frater<br />
Vincent Kochamkunnel sowie die<br />
Johannes-von-Gott-Schwester Rosily<br />
John Purangattil.<br />
js<br />
Frater Fortunatus Thanhäuser – Pionier <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Indien<br />
Rote Schuhe von<br />
Benedikt XVI. kommen<br />
ins Museum <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
Das Museum San Juan de Dios im spanischen Granada, das sich in dem Haus<br />
befindet, in dem <strong>der</strong> heilige Johannes von Gott gestorben ist (Casa de los<br />
Pisa), will die roten Schuhe von Papst Benedikt XVI. ausstellen. Nach seinem<br />
Rücktritt hat Benedikt XVI. die handgefertigten Le<strong>der</strong>schuhe als Zeichen <strong>der</strong><br />
Dankbarkeit dem Leiter <strong>der</strong> Vatikanapotheke, Frater Rafael Cenizo, geschenkt. Dieser<br />
hat sie dem Museum übergeben.<br />
www.museosanjuandedios.es
45<br />
Freundlicher Händedruck: Papst Franziskus begrüßt am 24. Juni Frater Rudolf Knopp, Generalrat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> aus <strong>Bayern</strong><br />
Papst Franziskus<br />
und die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
Für den <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> gibt es eine ganze Reihe<br />
von Berührungspunkten mit<br />
dem ersten Papst aus Südamerika. Er ist<br />
<strong>Orden</strong>smann – seit 1958 gehört er dem<br />
Jesuitenorden an und war von 1973 bis<br />
1979 Provinzial <strong>der</strong> argentinischen <strong>Orden</strong>sprovinz.<br />
Sein Einsatz für die Armen<br />
trifft sich mit dem Engagement des<br />
Hospitalordens für hilfsbedürftige Menschen.<br />
In seiner Ansprache beim ersten<br />
Angelusgebet am 17. März bekannte<br />
Papst Franziskus sich ausdrücklich zur<br />
Barmherzigkeit als Grundakzent <strong>der</strong><br />
Kirche: „Etwas mehr Barmherzigkeit<br />
verän<strong>der</strong>t die Welt; es macht sie weniger<br />
kalt und mehr gerecht.“<br />
Die Provinz des Unteren Südamerika<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> hat ihren<br />
Sitz im Großraum Buenos Aires; insgesamt<br />
betreibt <strong>der</strong> <strong>Orden</strong> in Argentinien<br />
vier Häuser. Provinzial Frater Luis<br />
Alberto Mojica Paz berichtet: Der neue<br />
Papst versteht sich seit jeher als ein Beten<strong>der</strong>,<br />
Bitten<strong>der</strong> ... Wer ihn seit längerem<br />
kennt, weiß, dass er jedes Gespräch, jede<br />
Begegnung, mit wem auch immer, Kardinälen,<br />
Bischöfen, Priestern, <strong>Orden</strong>sleuten<br />
o<strong>der</strong> Laien, mit <strong>der</strong> für ihn klassischen Bitte<br />
beschließt: „Bitte beten Sie für mich. Ich<br />
brauche Ihr Gebet sehr.“ Aus diesem Bewusstsein<br />
galt seine Hauptsorge, seitdem<br />
er Bischof in Buenos Aires war, den Priestern,<br />
die unter ihm tätig waren. Ein kleines<br />
Beispiel dafür ist, dass er als Erzbischof oft<br />
in unsere Klinik Nuestra Señora del Pilar<br />
in Luján und in das Hospital San Juan de<br />
Dios kam, um kranke Priester zu besuchen.<br />
Dabei bat er uns und das Personal stets,<br />
kein Aufhebens um ihn zu machen. Wenn<br />
er feststellte, dass ein Priester o<strong>der</strong> kranke<br />
<strong>Orden</strong>sleute drohten, in Situationen von<br />
Einsamkeit o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e bedrohliche Zustände<br />
zu entgleiten, bat er uns inständig,<br />
diesen Personen nahe zu sein. Was ihn mit<br />
uns <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n innigst verbindet,<br />
ist sein beherztes Engagement für<br />
die Ärmsten. Wie oft haben wir ihn in den<br />
Elendsvierteln <strong>der</strong> Stadt gesehen, wie oft bei<br />
den Kranken und Letzten. Eine beson<strong>der</strong>e<br />
Sorge hat er immer auch für Prostituierte<br />
gezeigt, eine weitere Parallele zu unserem<br />
<strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong>.<br />
Einige Barmherzige Brü<strong>der</strong> hatten<br />
2013 bereits Gelegenheit, dem neuen<br />
Papst im Vatikan zu begegnen. Anlässlich<br />
eines Gottesdienstes im Domus Sanctae<br />
Marthae empfing Papst Franziskus am<br />
5. April auch die Mitglie<strong>der</strong> des Konventes<br />
<strong>der</strong> Vatikanapotheke, die von<br />
den <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n geführt<br />
wird. Und am 24. Juni hatten Generalprior<br />
Pater Jesús Etayo und die Generalräte<br />
Frater Rudolf Knopp und Frater<br />
Giampietro Luzzato die Möglichkeit,<br />
mit Papst Franziskus in St. Martha im<br />
Vatikan einen Gottesdienst zu feiern.<br />
Anschließend kam es zu einer persönlichen<br />
Begegnung mit dem Papst, bei <strong>der</strong><br />
Pater Jesús Etayo den Heiligen Vater auf<br />
die Tiberinsel einlud. Franziskus sagte<br />
spontan zu und nun hoffen die Brü<strong>der</strong>,<br />
dass sich diese Zusage auch bald realisieren<br />
lässt.<br />
www.ohsjd.org / js
46 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
Märtyrer des Glaubens<br />
und <strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />
Seligsprechung von 24 <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>n in Tarragona (Spanien)<br />
Am 13. Oktober 2013 wurden im spanischen<br />
Tarragona, etwa eine Stunde südlich<br />
von Barcelona gelegen, 522 Christen,<br />
die in den Unruhen des Spanischen<br />
Bürgerkriegs ermordet wurden, in das<br />
Verzeichnis <strong>der</strong> Seligen aufgenommen.<br />
Darunter waren auch 24 Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> aus Spanien und Kuba. Die<br />
neuen Seligen des Hospitalordens folgen<br />
den 71 Märtyrern, die Papst Johannes<br />
Paul II. am 25. Oktober 1992 seliggesprochen<br />
hat. Eine Gruppe von 15 Pilgern<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
nahm an den Feierlichkeiten in Spanien<br />
teil.<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> wurden<br />
während des Spanischen<br />
Bürgerkriegs in den Jahren<br />
1936 und 1937 als Opfer allgemeiner<br />
religiöser Verfolgung ermordet. Sie bezahlten<br />
ihre Treue zu den ihnen anvertrauten<br />
Kranken mit ihrem Leben. Mit<br />
<strong>der</strong> Seligsprechung wurde bestätigt, dass<br />
sie für immer bei Gott leben und dass<br />
ihre Treue zu Gott und den Kranken<br />
auch für uns ein Beispiel sein kann.<br />
Am Samstag, den 12. Oktober, brachen<br />
vier Barmherzige Brü<strong>der</strong>, drei <strong>Orden</strong>sschwestern<br />
und acht Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter aus verschiedenen<br />
Einrichtungen vom Münchner Flughafen<br />
auf, um an <strong>der</strong> Seligsprechung teilzunehmen.<br />
Vom Flughafen in Barcelona<br />
ging es mit dem Bus weiter nach<br />
Salou, einem Badeort am Mittelmeer<br />
nahe Tarragona, wo die Pilger zusammen<br />
mit zahlreichen weiteren <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern im<br />
Hotel übernachteten.<br />
In <strong>der</strong> Kathedrale von Tarragona<br />
versammelten sich zahlreiche Pilger zur<br />
Vesper. Das Abendgebet unter Vorsitz<br />
des Erzbischofs von Tarragona, Monsi-<br />
Tarragona – Blick auf das Mittelmeer
47<br />
Dankgottesdienst<br />
in Sant Boi<br />
Blick auf den Altarbereich beim Seligsprechungsgottesdienst<br />
Am Montag fuhren die Pilger nach<br />
Sant Boi de Llobregat nahe Barcelona,<br />
wo die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ein<br />
vor zwei Jahren eröffnetes Allgemeines<br />
Krankenhaus und verschiedene psychiatrische<br />
Einrichtungen führen. Auch<br />
das Provinzialat <strong>der</strong> Aragonischen Provinz<br />
und Einrichtungen <strong>der</strong> vom heiligen<br />
Benedikt Menni gegründeten<br />
Hospitalschwe stern befinden sich in<br />
Sant Boi.<br />
gnore Jaume Pujol Balcells, diente <strong>der</strong><br />
Vorbereitung auf die Seligsprechung<br />
am Sonntag. Am Sonntagmorgen versammelten<br />
sich etwa 25 000 Gläubige<br />
aus Spanien und <strong>der</strong> ganzen Welt zur<br />
Seligsprechung <strong>der</strong> Märtyrer, darunter<br />
über 100 Bischöfe, etwa 1 400 Priester,<br />
2 800 <strong>Orden</strong>sleute und 4 000 Angehörige<br />
<strong>der</strong> Opfer. Eingebettet war die Seligsprechung<br />
in das Jahr des Glaubens<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche. Der Präfekt<br />
<strong>der</strong> Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen,<br />
Kardinal Angelo Amato,<br />
war in Tarragona Vertreter des Papstes.<br />
Außerdem stand er <strong>der</strong> Eucharistiefeier<br />
als Hauptzelebrant vor.<br />
Papst Franziskus:<br />
Architekten <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong>lichkeit sein<br />
Nach einer geistlichen Vorbereitung<br />
begann die Gottesdienstfeier mit einer<br />
Videoansprache von Papst Franziskus.<br />
Darin nennt er die Märtyrer Menschen,<br />
die mit ihrer Liebe bis zur Vollendung<br />
gingen (vgl. Joh 13,1). Mit ihrer Liebe<br />
ahmen sie Christus nach, dessen Liebe<br />
bis ans Kreuz ging. Zum Schluss rief <strong>der</strong><br />
Papst die Gläubigen auf. „Lasst uns Ferment<br />
<strong>der</strong> Hoffnung und Architekten <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong>lichkeit und Solidarität sein!“<br />
Der Ritus <strong>der</strong> Seligsprechung war<br />
eingebettet in die Feier <strong>der</strong> Heiligen<br />
Messe. Kardinal Amato verlas dabei das<br />
von Papst Franziskus unterzeichnete<br />
Dekret mit den Namen <strong>der</strong> Märtyrer.<br />
Die Causa <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
wurde „Frater Mauricio Íñiguez de Heredia<br />
und seine 23 Gefährten“ benannt.<br />
Nach <strong>der</strong> Enthüllung des Bilds mit Portraits<br />
<strong>der</strong> neuen Seligen brandete dankbarer<br />
Jubel auf und Luftballons stiegen<br />
zum Himmel empor.<br />
Kardinal Amato: Mit Liebe<br />
das Böse überwinden<br />
In seiner Predigt im Anschluss an das<br />
Evangelium von <strong>der</strong> Nachfolge Jesu und<br />
Selbstverleugnung (Lk 9,23-26) nannte<br />
Kardinal Angelo Amato die 522 Märtyrer<br />
„unbe waffnete Propheten <strong>der</strong> Liebe<br />
Christi“. Die Blutzeugen sind Jesus<br />
Christus treu geblieben bis in den Tod<br />
und haben so ihr Leben gerettet (vgl. Lk<br />
9,23f.). Über 1000 Märtyrer <strong>der</strong> 1930er<br />
Jahre wurden in 14 verschiedenen Zeremonien<br />
seliggesprochen.<br />
Die Märtyrer, die in Tarragona zur<br />
Ehre <strong>der</strong> Altäre erhoben wurden, seien<br />
unschuldige Opfer, die Gefängnis, Folter,<br />
unfaire Gerichtsprozesse, Demütigungen<br />
und unbeschreibliche Qualen<br />
erdulden mussten. Die Seligsprechungsfeier<br />
möchte die Welt daran erinnern,<br />
dass sie Menschlichkeit, Frieden, Brü<strong>der</strong>lichkeit<br />
und Eintracht benötigt. Nur<br />
so könne auch heute das Böse überwunden<br />
werden: mit <strong>der</strong> Liebe, die aus Gott<br />
stammt, und mit Barmherzigkeit.<br />
In <strong>der</strong> Krankenhauskirche feierte<br />
die Familie des heiligen Johannes von<br />
Gott einen Dankgottesdienst zu Ehren<br />
<strong>der</strong> 24 neuen Seligen aus dem <strong>Orden</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Hauptzelebrant<br />
war Bischof José Luis Redrado,<br />
Sekretär im Päpstlichen Rat für die Pastoral<br />
im Krankendienst und Barmherziger<br />
Bru<strong>der</strong>. Ihm zur Seite standen <strong>der</strong><br />
Generalprior des <strong>Orden</strong>s, Pater Jesús<br />
Etayo, und Pater Pascual Piles, füherer<br />
General und jetzt Provinzial <strong>der</strong> Aragonischen<br />
Provinz, neben zahlreichen<br />
weiteren Priestern. An die Messfeier<br />
schloss sich ein Mittagsbuffet im Freien<br />
an, bei dem sich die Mitfeiernden<br />
aus aller Welt stärken und ins Gespräch<br />
kommen konnten.<br />
Die Reise zur Seligsprechung <strong>der</strong><br />
Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs<br />
wird den Teilnehmern sicher in guter<br />
Erinnerung bleiben. Hervorzuheben<br />
sind die gute Organisation <strong>der</strong> Feierlichkeiten,<br />
die spanische Gastfreundschaft<br />
und die zahlreichen Begegnungen mit<br />
Brü<strong>der</strong>n und Mitarbeitern aus aller<br />
Welt.<br />
Frater Magnus Morhardt<br />
Die Pilgergruppe aus <strong>Bayern</strong>
48 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
Miteinan<strong>der</strong> können wir es schaffen<br />
Vom 21. bis 30. Oktober fanden in einigen Häusern <strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
Missionstage zugunsten des Aufbaus eines Gesundheitszentrums in Amrahia/Ghana statt.<br />
Generalrat Frater Pascal Ahodegnon informierte über das Projekt.<br />
Missionstag in Reichenbach mit Generalrat Frater<br />
Pascal Ahodegnon, Facharzt für Orthopädie<br />
Die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> sind<br />
seit 1956 in Ghana tätig. Die<br />
erste Nie<strong>der</strong>lassung gründeten<br />
sie in Asafo, einem ländlichen Gebiet im<br />
Westen des Landes, das vom Stamm <strong>der</strong><br />
SEWFI bewohnt wird. Dort übernahm<br />
<strong>der</strong> <strong>Orden</strong> eine kleine Klinik, die von<br />
einem nie<strong>der</strong>ländischen Missionar errichtet<br />
worden war, und machte daraus<br />
ein Schwerpunktkrankenhaus für die gesamte<br />
Region. Das Krankenhaus zählt<br />
heute mehr als 100 Betten. 1959 wurden<br />
sie vom Bischof von Accra nach Koforidua<br />
gerufen, um dort ein orthopädisches<br />
Fachkrankenhauses zu errichten.<br />
Das Hospital St. Joseph in Koforidua ist<br />
etwa 80 Kilometer von <strong>der</strong> Hauptstadt<br />
Accra entfernt.<br />
Mehrere Jahrzehnte lang konzentrierte<br />
sich die Tätigkeit des <strong>Orden</strong>s in<br />
Ghana ganz auf diese zwei Standorte.<br />
In dieser Zeit wurde die Versorgung <strong>der</strong><br />
Landbevölkerung, die es in die Städte<br />
zog, zu einem immer größeren Problem.<br />
1999 bot Erzbischof Dominic Andoh<br />
den Brü<strong>der</strong>n ein 3,2 Hektar großes<br />
Grundstück in Amrahia an, ganz nah an<br />
<strong>der</strong> ghanaischen Hauptstadt Accra. Außer<br />
einem Gebäude für die Provinzkurie<br />
sollte hier ein Gesundheitsdienst für<br />
die Bevölkerung im Geist <strong>der</strong> Hospitalität<br />
errichtet werden.<br />
Die Einrichtungen und Dienste des<br />
<strong>Orden</strong>s in Ghana sind heute:<br />
• Asafo: St. John of God Hospital mit<br />
mehreren kleinen Außendiensten<br />
• Koforidua: St. Joseph Catholic Hospital<br />
• Accra/Amrahia: Sitz des Provinzialates<br />
• Accra/Amrahia: Basisgesundheitszentrum<br />
(im Aufbau)<br />
Das Ziel des Projekts ist es, den Einwohnern<br />
von Amrahia und Umgebung<br />
eine Reihe von gesundheitlichen Diensten<br />
anzubieten, die allen zugänglich, effizient<br />
und gemeindenah sein sollen.<br />
Zu diesem Zweck soll ein Basisgesundheitszentrum<br />
errichtet werden, das in<br />
das Netz des öffentlichen Gesundheitsdienstes<br />
integriert ist. Außer <strong>der</strong> konkreten<br />
Gesundheitsversorgung sollen die<br />
Gesundheitserziehung und die Präventivmedizin<br />
im Einzugsgebiet maßgebliche<br />
Tätigkeitsschwerpunkte sein.<br />
Die Bewohner von Amrahia und<br />
Umgebung verfügen heute, wenn überhaupt,<br />
über eine äußerst mangelhafte<br />
und unqualifizierte Gesundheitsversorgung.<br />
Dazu kommt, dass die nächsten<br />
Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser<br />
zwischen 30 und 70 Kilometer<br />
entfernt sind, was insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Notfällen ein großes Risiko darstellt.<br />
Heute sind Malaria, Diarrhoe und<br />
Atemweginfektionen die meistverbreiteten<br />
Krankheiten in Ghana. Ein<br />
Hauptziel ist ein verbesserter Zugang<br />
zu Gesundheitsdiensten und Gesundheitsleistungen.<br />
Dazu sind folgende<br />
Maßnahmen notwendig: geringere Behandlungsgebühren,<br />
mehr Gesundheitspersonal,<br />
Ausbau <strong>der</strong> gemeindenahen<br />
Arbeit und eine bessere Ausbildung <strong>der</strong><br />
Fachkräfte. Die Errichtung des Basisgesundheitszentrums<br />
kann dazu einen<br />
wichtigen Beitrag leisten. Das jährliche<br />
Patientenaufkommen wird bei rund<br />
2500 Personen liegen. Die Gesamtzielgruppe<br />
umfasst ca. 160 000 Personen.<br />
Die Bauarbeiten, Materialbeschaffung<br />
und Einrichtung des Zentrums<br />
werden mit einheimischen Firmen<br />
durchgeführt. Ebenso sollen einheimische<br />
Arbeitskräfte beim Bau und dann<br />
bei <strong>der</strong> Patientenversorgung angestellt<br />
werden. Die Kosten werden auf annähernd<br />
340 000 Euro geschätzt.<br />
Frater Pascal Ahodegnon/js
49<br />
Die evangelische Pfarrerin<br />
Irmgard Wolf-Erdt, Seelsorgerin<br />
am Krankenhaus Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong> München, besuchte<br />
Amrahia und traf dort<br />
unter an<strong>der</strong>em Provinzial<br />
Frater Bartholomäus Kamara<br />
und Makafui Ahoomey-<br />
Zunu am Empfang <strong>der</strong> bereits<br />
bestehenden Ambulanz<br />
– vorne: eine kleine Patientin.<br />
Lorem ipsum
50 BARMHERZIGE BRÜDER WELTWEIT<br />
Ehrenmitglied<br />
Alfred Läpple gestorben<br />
Am 21. Juli ist Prälat Professor Dr.<br />
Alfred Läpple in Gilching bei<br />
München gestorben. Er wurde<br />
98 Jahre alt, seit 1995 war <strong>der</strong> Religionspädagoge,<br />
<strong>der</strong> von 1921 bis 1927 Schule<br />
und Internat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
in Algasing besuchte, Ehrenmitglied<br />
<strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong>. Mit Benedikt<br />
XVI. war Läpple befreundet, seit er den<br />
Ratzinger-Brü<strong>der</strong>n im Priesterseminar<br />
in Freising 1946 als Präfekt vorgestellt<br />
wurde.<br />
Läpple war sechs Jahre alt, als sein<br />
Vater 1921 starb. Sein Bru<strong>der</strong> und er<br />
konnten eine Volksschulausbildung im<br />
Internat <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> in Algasing<br />
machen. In dem schmalen autobiographischen<br />
Bändchen „Sinfonie des<br />
Lebens“, das Alfred Läpple im Jahr 2000<br />
veröffentlichte, schrieb er eine „Hommage<br />
für Algasing“. Dort heißt es unter<br />
an<strong>der</strong>em: „Algasing ist für uns alle eine<br />
Heimat geworden, die in Lebensfreundschaften<br />
lebendig geblieben ist, eine<br />
Heimat, die bestimmt war durch Fleiß,<br />
Genügsamkeit und Hilfsbereitschaft. …<br />
Ohne die Lern- und Charakterschule in<br />
Algasing hätte ich meinen Studienweg<br />
wie auch meine wissenschaftliche und<br />
schriftstellerische Wirksamkeit kaum<br />
so gut schaffen können.“<br />
Der junge Alfred begeisterte sich für<br />
die Musik von Richard Strauss (1864-<br />
1949) und ging in dessen Haus in Garmisch<br />
ein und aus. Dann aber entschied<br />
er sich doch für die Theologie. Nach<br />
Reichsarbeitsdienst und Kriegsdienst<br />
bei <strong>der</strong> Luftwaffe setzte er sein Studium<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg fort.<br />
Nach <strong>der</strong> Priesterweihe am 29. Juni<br />
1947 unterrichtete er am Seminar Sakramentenlehre.<br />
Frisch promoviert,<br />
wurde Läpple Religionslehrer am Max-<br />
Planck-Gymnasium in München. 1972<br />
erhielt er einen Ruf als Professor für Katechetik<br />
und Religionspädagogik an die<br />
Salzburger Universität, wo er bis 1981<br />
lehrte. Schulbücher stammten aus seiner<br />
Fe<strong>der</strong>, aber auch Ratgeber für einen<br />
„Guten Lebensabend“. So sind mehr als<br />
150 Bücher entstanden. Ein letztes Zusammentreffen<br />
zwischen Alfred Läpple<br />
und Benedikt XVI. gab es in <strong>der</strong> Sakristei<br />
des Münchner Liebfrauendoms, als <strong>der</strong><br />
Papst im September 2006 seine bayerische<br />
Heimat besuchte.<br />
Barbara Just / js<br />
Trauer um<br />
Frater Michael Mockenhaupt<br />
Geboren am 9. Oktober 1944 in<br />
Betzdorf, <strong>Orden</strong>seintritt am 2.<br />
Januar 1968 in Frankfurt am<br />
Main, Erste Profess am 1. Mai 1969,<br />
Feierliche Profess am 1. Mai 1975 und<br />
verstorben am 20. August 2013 in Püttlingen/Saar.<br />
Dies sind die wichtigsten<br />
Lebensdaten des <strong>Barmherzigen</strong> Bru<strong>der</strong>s<br />
Frater Michael Mockenhaupt.<br />
1971 wurde Frater Michael (Taufname:<br />
Josef) Sekretär für die Berufungspastoral<br />
<strong>der</strong> damaligen Rheinischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz und 1974 erhielt<br />
er die Beauftragung zum Missionssekretär.<br />
Beiden Ämtern widmete er sich<br />
mit Hingebung und hat Predigten, Vorträge,<br />
Informationsveranstaltungen<br />
über die Indienmission immer mit <strong>der</strong><br />
<strong>Orden</strong>swerbung verbunden und umgekehrt.<br />
1979 gründete er den „Verein Indienhilfe<br />
e.V.“ mit sehr aktiven Regionalgruppen<br />
von Tübingen und Stuttgart,<br />
über Borken / Gemen bis Berlin.<br />
Mit <strong>der</strong> Informationsschrift „Du sollst<br />
handeln“ informierte er Mitglie<strong>der</strong>,
51<br />
Frater Michael Mockenhaupt (rechts) im Gespräch<br />
mit einem indischen Mitbru<strong>der</strong><br />
Wohltäter, Freunde, Mitbrü<strong>der</strong> und Interessierte<br />
über die Entwicklungen in<br />
Indien, über die Rheinische Provinz<br />
und über die Berufungspastoral. Für<br />
Mitglie<strong>der</strong> des Vereins, Wohltäter und<br />
Freunde organisierte und begleitete er<br />
immer wie<strong>der</strong> Besuchsreisen in die indischen<br />
Nie<strong>der</strong>lassungen. Diesem seinem<br />
direkten Einsatz als auch seinen<br />
guten Verbindungen zu den Hilfswerken<br />
verdankt die Indische Provinz als<br />
auch die <strong>Orden</strong>sgemeinschaft <strong>der</strong> „Johannes<br />
von Gott Schwestern“ zu einem<br />
gewissen Teil ihre Entstehung und den<br />
Unterhalt vieler Werke und Dienste.<br />
Sein fruchtbares Wirken wurde<br />
durch die schwere Erkrankung immer<br />
mehr gelähmt. Für seine Todesanzeige<br />
hatte er unter an<strong>der</strong>em folgende Worte<br />
vorgesehen: „Nun habe ich das Ewige<br />
Leben begonnen. Ich habe ein erfülltes<br />
Dasein leben dürfen. Dazu verhalf<br />
mir die Liebe meiner Mitbrü<strong>der</strong>, meiner<br />
Geschwister und Verwandten, meiner<br />
vielen Freunde und die Freude über<br />
meine Arbeit für notleidende Mitmenschen<br />
in Indien. … Alle, denen ich ein<br />
schlechtes Beispiel gegeben habe und<br />
die sich an mir geärgert haben, bitte<br />
ich um Verzeihung, wie auch ich allen<br />
verzeihe, die mir nichts Gutes getan haben.“<br />
Frater Alfons M. Höring<br />
Gott ist Liebe!<br />
Liebe Gott über alles:<br />
Alles aus Liebe zu Gott<br />
in <strong>der</strong> Zeit und in <strong>der</strong><br />
Ewigkeit.<br />
Eustachius Kugler<br />
Impressum<br />
Herausgeber und Verlagsinhaber:<br />
Barmherzige Brü<strong>der</strong><br />
Bayerische <strong>Orden</strong>sprovinz KdöR<br />
Südliches Schloßrondell 5<br />
80638 München<br />
Postfach 200362, 80003 München<br />
Telefon: 089/1793-100<br />
Telefax: 089/1793-120<br />
E-Mail: provinzial@barmherzige.de<br />
Internet: www.barmherzige.de<br />
Redaktion:<br />
Frater Eduard Bauer (verantwortlich)<br />
koordinator@barmherzige.de<br />
Johann Singhartinger<br />
redakteur@barmherzige.de<br />
Kirsten Oberhoff<br />
kirsten.oberhoff@barmherzige.de<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Gestaltung:<br />
studioh8 – Simone Stiedl, Regensburg<br />
Fotos:<br />
Archiv Barmherzige Brü<strong>der</strong> (3, 5 unten, 7, 14-15,<br />
35-38, 40, 43-44,51), Susanne Grundner (13, 24<br />
Theater), istockphoto abeka (28), istockphoto<br />
Martin Wimmer (31), istockphoto Axusha (49),<br />
Robert Ki<strong>der</strong>le (6), Andreas Lichey (39), Michaela<br />
Matejka (48), Volker Möller (4-5), Frater<br />
Magnus Morhardt (11, 14 unten, 29, 32, 46-47),<br />
Kirsten Oberhoff (24 oben), L’Osservatore Romano<br />
(45), Claudia Rehm (19), Claudia Seitz<br />
(20, 21 Mitte), Rudolf Siegmund (21 oben), Johann<br />
Singhartinger (2, 8-10, 50), Simone Stiedl<br />
(Titel, 16-17, 23, 24 unten, 33), Claudia Strasser<br />
(24 Fußball), Svenja Uihlein (25), Frater Thomas<br />
Väth (41-42), Michael Westermann (18), Pater<br />
Matthias Wetzel (34), Franz Wieser (12, 22, 52),<br />
Ursula Wolf-Asante (49).<br />
Verlag:<br />
Johann von Gott Verlag<br />
Anschrift wie Herausgeber<br />
Bayerische Hypo- und Vereinsbank<br />
Konto Nr. 3 960 071 831<br />
Bankleitzahl 700 202 70<br />
Druck:<br />
Marquardt, Prinzenweg 11 a,<br />
93047 Regensburg
52<br />
2014<br />
Feste & Gedenktage<br />
2. Februar Tag des geweihten Lebens<br />
11. Februar Welttag <strong>der</strong> Kranken<br />
12. Februar Gedenktag des seligen José Olallo Valdés<br />
(1820 - 1889), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />
8. März Hochfest des heiligen Johannes von<br />
Gott (1495 - 1550), <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
24. April Gedenktag des heiligen Benedikt Menni<br />
(1841 - 1914), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />
Priester, <strong>Orden</strong>sgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hospitalschwestern<br />
vom Heiligsten Herzen Jesu<br />
26. April Gedenktag Maria vom guten Rat<br />
4. Mai Gedenktag des heiligen Richard Pampuri<br />
(1897 - 1930), Barmherziger Bru<strong>der</strong> und<br />
Arzt<br />
10. Mai Gedenktag des heiligen Johannes von<br />
Avila (1499 - 1569), Priester und „Seelenführer“<br />
des heiligen Johannes von<br />
Gott, Kirchenlehrer<br />
Eine Stiftung<br />
für mehr<br />
Barmherzigkeit<br />
Die Gründung Ihrer Stiftung geht schnell und einfach. Das Stiftungszentrum<br />
übernimmt kostenlos die Gründung und kümmert sich um die<br />
steuerliche Anerkennung. Als Stifter legen Sie fest, welche Menschen Sie<br />
unterstützen wollen, sei es in Deutschland o<strong>der</strong> in Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />
in denen die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> ebenfalls Einrichtungen unterhalten.<br />
Im Stiftungszentrum <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> können Sie bereits mit<br />
einer Einlage von 5.000 Euro einen Stiftungsfonds eröffnen, für eine<br />
treuhän<strong>der</strong>ische Stiftung ist ein Stiftungsvermögen von mindestens<br />
25.000 Euro nötig. Verglichen mit einer Spende bietet Ihnen eine Stiftung<br />
zahlreiche steuerliche Vorteile.<br />
Neben dem Stiftungsservice bieten die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong> auch einen<br />
Testamentsservice an, bei dem sich Erblasser informieren können.<br />
Derzeit werden unter dem Dach des Stiftungszentrums <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> bereits 20 treuhän<strong>der</strong>ische Stiftungen und vier Stiftungsfonds<br />
verwaltet.<br />
Nähere Informationen finden Sie unter<br />
www.stiftungszentrum.de/barmherzige o<strong>der</strong> bekommen Sie unter<br />
<strong>der</strong> Telefonnummer 089 / 744 200 292.<br />
11. Mai Weltgebetstag für geistliche Berufe<br />
3. Juni Gedenktag des heiligen Johannes Grande<br />
(1546 - 1600), Barmherziger Bru<strong>der</strong><br />
10. Juni Gedenktag des seligen Eustachius Kugler<br />
(1867 - 1946), Barmherziger Bru<strong>der</strong>,<br />
Provinzial <strong>der</strong> Bayerischen<br />
<strong>Orden</strong>sprovinz<br />
30. Juli Gedenktag für die 95 seligen spanischen<br />
Märtyrer aus dem <strong>Orden</strong> <strong>der</strong> <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>, die 1936 im Spanischen<br />
Bürgerkrieg umgebracht wurden<br />
28. August Fest des heiligen Augustinus, nach dessen<br />
<strong>Orden</strong>sregel die <strong>Barmherzigen</strong> Brü<strong>der</strong><br />
leben<br />
29. September Fest <strong>der</strong> heiligen Erzengel Michael, Gabriel<br />
und Raphael – Raphael gilt <strong>der</strong> Legende<br />
nach als Helfer des heiligen Johannes<br />
von Gott<br />
4. November Fest des heiligen Karl Borromäus, Patron<br />
<strong>der</strong> Bayerischen <strong>Orden</strong>sprovinz<br />
15. November Hochfest Maria Patronin des Hospitalordens<br />
28. November Gedenktag <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Reliquien<br />
des heiligen Johannes von Gott