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Mat.-Nr. D6504-5142<br />
08<br />
2013<br />
66. Jahrgang C 3188<br />
WOHNEN IN DER PLATTE<br />
Imagewan<strong>de</strong>l:<br />
kreativ, kultig, kommunikativ<br />
48<br />
STÄDTEBAU + STADTENTWICKLUNG<br />
Preis Soziale Stadt:<br />
die Wohntheke Hellersdorf<br />
11<br />
NEUBAU + SANIERUNG<br />
Bezahlbares Wohnen:<br />
ein Münchner Weg<br />
16<br />
MARKT + MANAGEMENT<br />
Preisträger <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immoblilienwirtschaft 2013<br />
40
Vertrauen Sie <strong>de</strong>m Marktführer<br />
Ausführliche Informationen zu B & O: www.bo-wohnungswirtschaft.<strong>de</strong>
EDITORIAL<br />
Ulrike Silberberg<br />
Chefredakteurin<br />
Digitale Welt – mehr Segen als Fluch<br />
Dieses Jahr gab es in Garmisch-Partenkirchen auf <strong>de</strong>m Aareon<br />
Kongress nicht nur die neuen Gewinner <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft 2013 zu feiern, son<strong>de</strong>rn auch das 10-jährige<br />
Jubiläum dieses Preises: 10 Jahre DW-Zukunftspreis be<strong>de</strong>uten<br />
10 Jahre Leistungsshow <strong>de</strong>r Branche. Jurymitglied Siegfried<br />
Rehberg fasst es in seinem Beitrag passend zusammen: Die Preisträger<br />
von heute setzen die Standards für morgen! (Seite 40)<br />
Das Thema 2013 „web 2.0 – Digitalisierung in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft“<br />
fungierte gleichzeitig auch als thematische Klammer für<br />
<strong>de</strong>n gesamten Kongress. Wie sich herausstellt ein Volltreffer, da<br />
die Fachforen, die sich um das Thema herum angesie<strong>de</strong>lt hatten,<br />
auch die höchsten Teilnehmerzahlen aufwiesen.<br />
Die Preisträger mit ihren Projekten stellen wir Ihnen in diesem<br />
Heft ab Seite 42 vor. Nachahmenswerte, pfiffige Lösungen, die<br />
aus <strong>de</strong>n konkreten Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r wohnungswirtschaftlichen<br />
Parxis entstan<strong>de</strong>n. Ab <strong>de</strong>r September-Ausgabe geben wir Ihnen<br />
dann auch wie<strong>de</strong>r das neue Thema für <strong>de</strong>n DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft 2014 bekannt!<br />
Unabhängig vom DW-Zukunftspreis zeigen wir in diesem Heft<br />
noch zwei weitere innovative, digitale Wege <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nansprache<br />
und Kommunikation: Ab Seite 52 stellen wir Ihnen<br />
<strong>de</strong>n – inzwischen preisgekrönten – Film <strong>de</strong>r Marketinginitiative<br />
Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften vor. Um neue, junge<br />
Zielgruppen zu erreichen, wirbt ein Kinospot unter <strong>de</strong>m Motto<br />
„Lust auf was Neues?“ für das Wohnen bei Genossenschaften.<br />
Die kommunale Gesellschaft WBM aus Berlin hebt mit einem sog.<br />
Plattenkulturportal das Image dieser Wohnform und zeigt u. a.<br />
„kultige” Wohnlösungen (Seite 48).<br />
In <strong>de</strong>m Zusammenhang ein Hinweis in eigener digitaler Angelegenheit:<br />
Die DW gibt es für alle Abonnenten ab <strong>de</strong>m Erscheinungstermin<br />
<strong>de</strong>r Printversion auch als blätterbares <strong>PDF</strong> im<br />
Internet. Dafür benötigen Sie Ihre Abonnenten-Nummer, die auf<br />
<strong>de</strong>m Adressaufkleber steht. Für ein einmaliges Log-in bitte Ihre<br />
E-Mail und die Abonnenten-Nummer eintragen und Sie erhalten<br />
im Archiv vollen und kostenfreien Zugang zu allen Heften <strong>de</strong>r DW<br />
in digitaler Form.<br />
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!<br />
Herzlichst<br />
Ulrike Silberberg<br />
Chefredakteurin DW Die Wohnungswirtschaft<br />
EINFACH OHNE UMWEG<br />
Trennwän<strong>de</strong> aus Gips-Wandbauplatten<br />
Hybridbauweise: massiv-trocken, kein Putz, kein Stän<strong>de</strong>rwerk<br />
Schneller, beson<strong>de</strong>rs wirtschaftlicher Wandaufbau parallel zum Rohbau<br />
Maximale Flächenausnutzung durch schlanke Wandkonstruktionen<br />
Interlayer Sound Insulation ISI für effektive Flankendämmung<br />
Emissionsgeprüfte Systemkomponenten für zertifiziertes wohngesun<strong>de</strong>s Bauen<br />
Einfach weiterlesen<br />
www.multigips.<strong>de</strong>/trennwaen<strong>de</strong>.pdf<br />
Für Vorstän<strong>de</strong>, Geschäftsführer,<br />
kaufmännische und technische Führungskräfte
TITEL STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG NEUBAU UND SANIERUNG<br />
48 8<br />
24<br />
Quelle: SAGA GWG<br />
Quelle: WEWOBAU<br />
Die Platte: Je<strong>de</strong>r m 2 Du<br />
Ein Internetportal wirbt für die Platte – u. a.<br />
mit Einrichtungstips, historischen Dokumenten,<br />
Platten-TV und virtuellen Wohnungsbesuchen.<br />
Preis Soziale Stadt<br />
In <strong>de</strong>m ausgezeichneten Hamburger Projekt<br />
Ved<strong>de</strong>lERleben bewirtschaften Schüler u. a.<br />
eine Turnhalle und erlernen Eigenstädigkeit.<br />
Wohnen im Denkmal<br />
Viele Wohnungsunternehmen haben Denkmäler<br />
im Bestand. Erhalt und Weiterentwicklung dienen<br />
<strong>de</strong>m Gemeinwohl. Start einer Artikelserie.<br />
STÄDTEBAU<br />
UND STADTENTWICKLUNG<br />
4 Meldungen<br />
THEMA DES MONATS: DW-ZUKUNFTSPREIS DER IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Welchen Stellenwert haben Wettbewerbe? Nach 10 Jahren zeigt<br />
sich die positiven Außenwirkung unseres Preises: Öffentlichkeit für<br />
die vorhan<strong>de</strong>ne Kreativität und Transparenz <strong>de</strong>r kontinuierlichen<br />
Verbesserungsprozesse in <strong>de</strong>r Branche – gemeinsam mit <strong>de</strong>n betroffenen<br />
Mietern fin<strong>de</strong>n sich nicht nur in unserer Zeitschrift wi<strong>de</strong>r. Die<br />
seit 2004 insgesamt 271 eingegangenen Beiträge und 49 Prämierungen<br />
zeigen, dass in <strong>de</strong>r Branche voneinan<strong>de</strong>r gelernt wird.<br />
8 „Der Umgang mit echtem Geld<br />
macht stolz“ – Ved<strong>de</strong>lERleben<br />
Preis Soziale Stadt 2012<br />
11 Eine Handvoll Berliner Wohnungsunternehmen,<br />
ein Ziel:<br />
Die Wohntheke Hellersdorf<br />
Preis Soziale Stadt 2012<br />
Quelle: Aareon AG;<br />
Foto: Jens Braune <strong>de</strong>l Angel/Frankfurt<br />
Quelle: WBM, Foto: Miriam Wehlen<br />
8 | 2013<br />
Preisträger, Jurymitglie<strong>de</strong>r und Auslober <strong>de</strong>s DW-Zukunftpreis <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft 2013<br />
2 8 | 2013
ENERGIE UND TECHNIK<br />
MARKT UND MANAGEMENT<br />
32 52<br />
Quelle: SVMH<br />
Quelle: New Times<br />
TrinkwV<br />
Die Novelle <strong>de</strong>r TrinkwV führte <strong>de</strong>n Technischen<br />
Maßnahmenwert ein. Was tun bei Überschreitung<br />
<strong>de</strong>s Maßnahmewertes für Legionellen?<br />
Marketing: Kinospot<br />
Die Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften<br />
werben mit einem neuartigem Webmagazin und<br />
einem Kinospot um junge Kun<strong>de</strong>n.<br />
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
14 Meldungen<br />
16 Sozialgerechte Bo<strong>de</strong>nnutzung<br />
(SoBoN) – ein Münchner Weg<br />
Bezahlbares Wohnen<br />
20 Passivhaussanierungsstrategie bei<br />
1960er-Jahre-Hochhäusern<br />
Innovative Konzepte<br />
zur Wohnraumerweiterung<br />
24 Eine Genossenschaft rettet<br />
ein Bau<strong>de</strong>nkmal<br />
Wohnen im Denkmal<br />
28 Geprüfte Wohngesundheit als Teil<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
Innenraumhygiene<br />
ENERGIE UND TECHNIK<br />
31 Meldungen<br />
32 Fachgerechtes Vorgehen<br />
bei Überschreitung <strong>de</strong>s<br />
„Technischen Maßnahmenwerts”<br />
TrinkwV<br />
35 Produkte und Dienstleistungen<br />
MARKT UND MANAGEMENT<br />
36 Meldungen<br />
38 Digitalisierung<br />
in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
DW-Zukunftspreis<br />
beim Aareon Kongress 2013<br />
40 Die Preisträger von heute setzen die<br />
Standards für morgen!<br />
Erfahrung aus 10 Jahren DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
42 Mit <strong>de</strong>m Kampagnenmanager<br />
effizienter und direkter am Kun<strong>de</strong>n<br />
DW-Zukunftspreis für die<br />
LEG Immobilien AG<br />
44 Kurze Wege, schnelle Hilfe mit <strong>de</strong>r<br />
Nibelungen-App<br />
DW-Zukunftspreis für die<br />
Nibelungen-Wohnbau-GmbH<br />
46 Effizientes Vermietungsmanagement<br />
im Zeitalter von Web 2.0<br />
DW-Zukunftspreis für die<br />
Wohnbau GmbH Bonn<br />
48 Je<strong>de</strong>r m 2 Du – Wohnsinn in <strong>de</strong>r Platte<br />
Ein redaktionelles Plattenkulturportal<br />
arbeitet am Imagewan<strong>de</strong>l<br />
52 Kinospot wirbt für<br />
Wohnen bei Genossenschaften<br />
Marketing<br />
54 Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats –<br />
vom Kontrolleur zum Kontrollierten?<br />
„Bilanz- und Steuerwissen – Aktuelles aus<br />
<strong>de</strong>n Prüfungsorganisationen <strong>de</strong>s GdW“<br />
56 Personalentwicklung beim kleinen<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Effektiv, einfach, eigenständig<br />
60 Ein starkes Team<br />
Interview mit Jörg Busse<br />
Strategische Personalentwicklung<br />
62 Stellenmarkt<br />
RECHT<br />
69 Mietrecht, 71 WEG-Recht<br />
LETZTE SEITE<br />
72 Impressum<br />
8 | 2013<br />
3
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG<br />
Nationale Stadtentwicklungspolitik<br />
7. Bun<strong>de</strong>skongress<br />
und Projektaufruf<br />
Wird es noch Industrie in <strong>de</strong>n Städten geben? Können wir in Städten<br />
Energie erzeugen? Woher kommen die Fachkräfte für die Wirtschaft?<br />
Welche Rolle spielen Elektroautos für die städtische Mobilität? Diesen<br />
Fragen um städtische Energien, die Rolle <strong>de</strong>r Wirtschaft und Formen<br />
<strong>de</strong>r Kooperation zwischen Stadt und Wirtschaft widmete sich <strong>de</strong>r<br />
7. Bun<strong>de</strong>skongress Nationale Stadtentwicklungspolitik Mitte Juni<br />
2013 in Mannheim und Ludwigshafen, <strong>de</strong>r gemeinsam von <strong>de</strong>r Bauministerkonferenz<br />
<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m Deutschen Städtetag, <strong>de</strong>m Deutschen<br />
Städte- und Gemein<strong>de</strong>bund und <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sbauministerium (BMVBS)<br />
ausgerichtet wird.<br />
Der rheinland-pfälzische Finanzminister Dr. Carsten Kühl sagte, man<br />
müsse es schaffen, die Ziele <strong>de</strong>r integrierten Stadtentwicklungspolitik<br />
vor Ort zu verankern und die finanziellen Handlungsspielräume <strong>de</strong>r<br />
Kommunen zu stärken. Roland Schäfer, Vizepräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Städte- und Gemein<strong>de</strong>bun<strong>de</strong>s, betonte: Nur mit einer starken und<br />
<strong>de</strong>n unterschiedlichen Problemlagen in <strong>de</strong>n Städten und Gemein<strong>de</strong>n<br />
angepassten Städtebauför<strong>de</strong>rung seien die aktuellen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
zu bewältigen. Die Nationale Stadtentwicklungspolitik trage dazu<br />
bei, auch Partner aus <strong>de</strong>m privaten und zivilgesellschaftlichen Bereich<br />
kontinuierlich in die Stadtentwicklung einzubin<strong>de</strong>n und das Verantwortungsgefühl<br />
für Stadt und Region zu festigen.<br />
Unter <strong>de</strong>m Motto „Stadtentwicklung und Wirtschaft“ startete das<br />
BMVBS einen neuen Projektaufruf. Die Projekte sollen einen Querschnitt<br />
unterschiedlicher Formen wirtschaftlichen Engagements in<br />
<strong>de</strong>r Stadtentwicklung abbil<strong>de</strong>n und zeigen, wie Unternehmen o<strong>de</strong>r<br />
zivilgesellschaftliche Initiativen wirtschaftliches Han<strong>de</strong>ln mit einer<br />
nachhaltigen Stadtentwicklung verbin<strong>de</strong>n, was soziales Unternehmertum<br />
leistet, welche Kooperationsformen es gibt und welche positiven<br />
Wirkungen diese Aktivitäten haben. Der Projektaufruf richtet sich an<br />
Projektträger aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft, aus Kommunal- und<br />
Regionalverwaltungen und an Träger ehrenamtlichen Engagements.<br />
Ausgewählte Pilotprojekte wer<strong>de</strong>n über bis zu zweieinhalb Jahren<br />
fachlich und finanziell mit max. 70.000 € pro Projekt unterstützt.<br />
Einsen<strong>de</strong>schluss für Projektvorschläge ist <strong>de</strong>r 31. August 2013.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.nationale-stadtentwicklungspolitik.<strong>de</strong><br />
Migration<br />
Weitere hohe Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
Im Jahr 2012 sind nach vorläufigen Ergebnissen <strong>de</strong>s Statistischen<br />
Bun<strong>de</strong>samtes (Destatis) insgesamt 1.081.000 Personen nach Deutschland<br />
zugezogen. Dies entspricht einem Anstieg von 13 %. Zuletzt hatte es<br />
eine solch hohe Zuwan<strong>de</strong>rungszahl im Jahr 1995 gegeben. Die positive<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Zuzüge nach Deutschland im Jahr 2012 ist auf eine stärkere<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung von ausländischen Personen zurückzuführen: Von <strong>de</strong>n<br />
Zuwan<strong>de</strong>rern waren 966.000 ausländische Personen, das waren 124.000,<br />
also 15 %, mehr als im Jahr 2011. Die Zuwan<strong>de</strong>rung ausländischer Personen<br />
nahm hauptsächlich aus <strong>de</strong>m EU-Raum zu, vornehmlich aus <strong>de</strong>n<br />
Län<strong>de</strong>rn Spanien, Griechenland, Portugal und Italien. Auch die Abwan<strong>de</strong>rungen<br />
aus Deutschland wur<strong>de</strong>n erfasst: Von <strong>de</strong>n 712.000 Abwan<strong>de</strong>rern<br />
aus Deutschland waren 579.000 ausländische Personen (+ 40.000) und<br />
133.000 <strong>de</strong>utsche Personen (- 7.000). Im Saldo aus Zu- und Fortzügen<br />
ergibt sich daraus ein Wan<strong>de</strong>rungsüberschuss ausländischer Personen von<br />
rund 387.000 Personen (2011: 303.000) und ein Abwan<strong>de</strong>rungsverlust<br />
<strong>de</strong>utscher Bürger von 18.000 Personen (2011: 24.000).<br />
Weitere Informationen:<br />
www.<strong>de</strong>statis.<strong>de</strong><br />
Stiftung Nachbarschaft<br />
SAGA GWG sucht Quartierskünstler<br />
Zur För<strong>de</strong>rung von Kunst und<br />
Kultur und zur kulturellen Belebung<br />
<strong>de</strong>s Hamburger Stadtteils<br />
Ved<strong>de</strong>l sucht die SAGA<br />
GWG Quartierskünstler. Das<br />
Atelierstipendium für Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Künstler aus Hamburg und<br />
Umland wird seit sieben Jahren<br />
vergeben. Der neue Durchgang<br />
beginnt zum 1. Januar 2014<br />
und ist auf zwei Jahre angelegt.<br />
Das Stipendium durch<br />
die Stiftung Nachbarschaft <strong>de</strong>r<br />
SAGA GWG umfasst während<br />
<strong>de</strong>s Aufenthaltes auf <strong>de</strong>r<br />
Ved<strong>de</strong>l einen Betrag in Höhe<br />
von 1.000 € monatlich als<br />
Zuschuss zum Lebensunterhalt.<br />
Die <strong>de</strong>rzeitige Quartierskünstlerin Rahel Darüber hinaus för<strong>de</strong>rt das<br />
Bruns bei <strong>de</strong>r Arbeit. Sie wird auch in <strong>de</strong>r Unternehmen die kostenfreie<br />
Jury für <strong>de</strong>n nächsten Quartierskünstler<br />
sitzen<br />
Überlassung eines Wohnateliers<br />
mit einer Größe von 90 m 2<br />
sowie eines angeglie<strong>de</strong>rten Projektraumes von 64 m 2 auf <strong>de</strong>r Ved<strong>de</strong>l. Es<br />
wird erwartet, dass sich <strong>de</strong>r/die Preisträger/-in intensiv mit <strong>de</strong>m Stadtteil<br />
beschäftigt, diesen künstlerisch reflektiert und die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner aktiv in <strong>de</strong>n künstlerischen Prozess einbin<strong>de</strong>t.<br />
Quelle: Hauke Hass/SAGA GWG<br />
Weitere Informationen:<br />
www.proquartier.<strong>de</strong><br />
4 8 | 2013
Junge Quartierskünstler<br />
Mosaike für das Phoenix-Viertel<br />
Im Phoenix-Viertel in Hamburg-Harburg enthüllten Schüler <strong>de</strong>r Schule Maretstraße<br />
Anfang Juni 2013 Mosaike im Innenhof eines Wohngebäu<strong>de</strong>s in<br />
<strong>de</strong>r Lassallestraße 46, die sie unter Anleitung einer Künstlerin angefertigt<br />
hatten. Die Lawaetz-Service GmbH hatte auf eine Anfrage <strong>de</strong>s Löwenhauses<br />
- einer Einrichtung <strong>de</strong>s Arbeiter-Samariter-Bunds für Kin<strong>de</strong>r zwischen<br />
6 und 14 Jahren mit Schulschwierigkeiten - reagiert und als erster Hauseigentümer<br />
im Phoenix-Viertel, Flächen zur künstlerischen Gestaltung zur<br />
Verfügung gestellt. In <strong>de</strong>m Projekt „Kunst im öffentlichen Raum“ erstellen<br />
die Kin<strong>de</strong>r Kunstwerke, die im ganzen Phoenix-Viertel präsentiert wer<strong>de</strong>n.<br />
An <strong>de</strong>r Kooperation im Quartier sind neben <strong>de</strong>r Lawaetz-Service GmbH<br />
und <strong>de</strong>m Löwenhaus, die Grund- und Stadtteilschule Maretstraße und <strong>de</strong>r<br />
Sanierungsbeirat <strong>de</strong>s Phoenix-Viertels beteiligt. Die ersten Mosaike entstan<strong>de</strong>n<br />
- mit Hilfe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Künstlerin Silvia von Pock - vor drei Jahren.<br />
BUCHTIPP<br />
Metropole: Stadt neu bauen<br />
Der siebte Band <strong>de</strong>r Schriftenreihe „Metropole“<br />
<strong>de</strong>r IBA-Hamburg bietet einen Überblick<br />
über die Projekte und wagt eine erste<br />
Reflexion <strong>de</strong>s siebenjährigen Planungs- und<br />
Realisierungsprozesses und <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
für die involvierten Hamburger Stadtteile.<br />
Im Fokus stehen die Themen „Metrozonen:<br />
neue Räume für die Stadt“, „Kosmopolis:<br />
neue Chancen für die Stadt“ und „Stadt im<br />
Klimawan<strong>de</strong>l: neue Energien für die Stadt“.<br />
Welche Impulse hat die IBA gesetzt? Können die Projekte sich etablieren<br />
o<strong>de</strong>r scheitern sie? Sind die Lösungen auf die Fragen <strong>de</strong>r dringendsten<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Städte die richtigen? Anhand dieser Leitfragen<br />
wagt die Veröffentlichung auch einen Ausblick auf die Jahre nach <strong>de</strong>r<br />
Internationalen Bauausstellung.<br />
Quelle: Lawaetz-Service<br />
Anfang Juni stellten die Kin<strong>de</strong>r ihre Kunstwerke <strong>de</strong>r Öffentlichkeit vor<br />
Weitere Informationen:<br />
www.lawaetz-service.<strong>de</strong><br />
BUCHTIPP<br />
Wir bauen Deutschland<br />
Auf 272 Seiten mit ca. 140 Abbildungen<br />
stellt die Veröffentlichung „Wir<br />
bauen Deutschland“ 40 Männer und<br />
Frauen im Portrait vor, die Gegenwart<br />
und Zukunft unserer Städte<br />
prägen und vom Herausgeber als die<br />
„wirklichen Entschei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stadtentwicklung“<br />
bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Sortiert nach <strong>de</strong>utschen Städten<br />
widmet sich das Buch u. a. Personen<br />
wie <strong>de</strong>m Berliner Bürgermeister und<br />
Senator Michael Müller, Staatssekretär<br />
Ephraim Gothe, <strong>de</strong>r Hamburger<br />
Senatorin Jutta Blankau und <strong>de</strong>m Staatsrat Michael Sachs ebenso wie <strong>de</strong>r<br />
Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk und vielen an<strong>de</strong>ren. Anhand von<br />
Interviews erhält <strong>de</strong>r Leser einen Einblick in die Arbeit, die Denkweise und<br />
die Pläne <strong>de</strong>r Entschei<strong>de</strong>r.<br />
Wir bauen Deutschland<br />
Daniel Arnold (Hrsg.), Jovis Verlag, Juni 2013, 272 S., 42 €<br />
ISBN: 978-3-86859-181-1<br />
Metropole 7: Stadt neu bauen<br />
IBA Hamburg (Hg.), Jovis Verlag, Juni 2013, 416 S., 32 €<br />
ISBN: 978-3-86859-221-4<br />
Investitionen im Quartier<br />
HOWOGE erwirbt Gebäu<strong>de</strong>komplex<br />
Die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH hat in Berlin-Lichtenberg<br />
ein großes Ensemble mit rund 170 <strong>de</strong>rzeit leerstehen<strong>de</strong>n und größtenteils<br />
unsanierten Wohnungen erworben. Der Gebäu<strong>de</strong>komplex umfasst die<br />
Frankfurter Allee 163-167, die Ruschestraße 2-4 und die Dottistraße 7.<br />
Mit <strong>de</strong>m Kauf erweitert die HOWOGE das eigene Angebot am Standort<br />
Lichtenberg und plant umfassen<strong>de</strong> Investitionen in die Bestän<strong>de</strong>. Ab 2014<br />
sollen die Wohneinheiten saniert wer<strong>de</strong>n. Ziel ist die Schaffung von bezahlbarem<br />
Wohnraum für Familien und Paare. Im Rahmen <strong>de</strong>s HOWOGE-<br />
Kiezmanagements ist ein Engagement innerhalb <strong>de</strong>s Quartiers geplant,<br />
zur Stärkung <strong>de</strong>s Bereichs Frankfurter Allee Nord und die soziale sowie<br />
kulturelle Infrastruktur weiter auszubauen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.howoge.<strong>de</strong><br />
Hartz-IV-Empfänger<br />
Zensus verän<strong>de</strong>rt Quote<br />
Die im Rahmen <strong>de</strong>s Zensus neu ermittelte Einwohnerzahl fällt um 1,5 Mio.<br />
niedriger aus – das beeinflusst auch die Zahlen <strong>de</strong>r Hartz-IV-Empfänger im<br />
Juni. Bei einer unverän<strong>de</strong>rten Anzahl von Leistungsberechtigten steigt die<br />
Quote bun<strong>de</strong>sweit um 0,2 %, bei Stadtstaaten um 0,7 %. Die höchste Rate<br />
von Hartz-IV-Empfängern liegt in Berlin mit 17,2 %, am niedrigsten ist die<br />
Rate in Bayern mit 3,4 % <strong>de</strong>r Einwohner. In <strong>de</strong>n Stadtstaaten bezieht <strong>de</strong>rweil<br />
je<strong>de</strong>r siebte Bun<strong>de</strong>sbürger SGB-II-Leistungen. Das stellt u. a. eine große<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung für die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum dar.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.landkreistag.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
5
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG<br />
Leben in großen Wohnsiedlungen<br />
Konferenz <strong>de</strong>s Kompetenzzentrums Großsiedlungen e. V.<br />
Mitte Juni 2013 trafen sich 120 Teilnehmer in Berlin, um über <strong>de</strong>n sozialen<br />
Zusammenhalt in <strong>de</strong>n großen Wohnsiedlungen zu diskutieren. Anliegen <strong>de</strong>r<br />
Jahreskonferenz <strong>de</strong>s in Berlin-Hellersdorf angesie<strong>de</strong>lten Kompetenzzentrums<br />
Großsiedlungen war <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweite Austausch darüber, welchen beson<strong>de</strong>ren<br />
Beitrag die großen Wohnsiedlungen zum sozialen Zusammenhalt<br />
unserer Städte leisten können – und zwar so, dass sie nicht als Auffangbecken<br />
sozial Benachteiligter, son<strong>de</strong>rn als wichtiger Bestandteil einer sozialen<br />
Stadt gesehen und anerkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das einführen<strong>de</strong> Gespräch <strong>de</strong>s Vereinsvorsitzen<strong>de</strong>n Dr. Bernd Hunger mit<br />
Abteilungsleiter Wolf Schulgen von <strong>de</strong>r Berliner Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung und Umwelt und Maren Kern, Verbandsdirektorin <strong>de</strong>s<br />
BBU Verband Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischer Wohnungsunternehmen, resümierte<br />
die bisherige Politik, <strong>de</strong>r Erneuerung <strong>de</strong>r großen Wohnsiedlungen<br />
im Ost- und Westteil <strong>de</strong>r Stadt bereits seit <strong>de</strong>m Mauerfall einen hohen<br />
Stellenwert einzuräumen.<br />
Die Stadtsoziologin Prof. Sigrun Kabisch vom Leipziger Helmholtz-<br />
Zentrum für Umweltforschung (UFZ) schil<strong>de</strong>rte am Beispiel <strong>de</strong>r größten<br />
Leipziger Wohnsiedlung Grünau die Wandlungsfähigkeit großer Wohngebiete,<br />
die nicht nur baulich durch <strong>de</strong>n Stadtumbau erfolgt, son<strong>de</strong>rn<br />
ebenso durch die sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Bewohnerstrukturen und die sich<br />
wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bewohnerschaft. Wie soziale Quartiersentwicklung<br />
praktisch funktioniert, wur<strong>de</strong> ebenfalls anhand von drei<br />
Beispielen gezeigt.<br />
In <strong>de</strong>r Schlussrun<strong>de</strong> waren sich die Teilnehmer einig: Der von Bund,<br />
Län<strong>de</strong>rn und Kommunen eingeschlagene Weg, die großen Wohnsiedlungen<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts behutsam baulich zu erneuern und sozial zu<br />
stabilisieren, ist richtig, um allen Bevölkerungsschichten bezahlbares<br />
Wohnen in guter Qualität anbieten zu können und die Innenentwicklung<br />
Im Anschluss an die Veranstaltung wur<strong>de</strong> eine Ausstellung <strong>de</strong>s<br />
Kompetenzzentrums zur Erneuerung großer Wohnsiedlungen in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Stadtentwicklungsbehör<strong>de</strong> eröffnet<br />
<strong>de</strong>r Städte zu stärken. Angesichts <strong>de</strong>r sozialen Polarisierungsten<strong>de</strong>nzen<br />
dürfe mit <strong>de</strong>n Anstrengungen nicht nachgelassen wer<strong>de</strong>n – so müsse die<br />
besorgniserregen<strong>de</strong> Unterfinanzierung <strong>de</strong>s Programms Soziale Stadt<br />
überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wohnens wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Stellenwert<br />
erhalten, <strong>de</strong>r in einer Zeit wie<strong>de</strong>r anziehen<strong>de</strong>r Wohnungsnachfrage<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sei.<br />
Quelle: Marius Hanke<br />
Weitere Informationen:<br />
www.gross-siedlungen.<strong>de</strong><br />
Projekte aus <strong>de</strong>n Bereichen Musik, Sport und Spiel, Bücher und Lesen, Naturwissenschaften,<br />
Mathematik und EDV wer<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rt<br />
Weitere Informationen:<br />
www.gewoba.<strong>de</strong><br />
Quelle: GEWOBA<br />
GEWOBA-Stiftung<br />
För<strong>de</strong>rung von 43 schulischen<br />
Bildungsprojekten<br />
43 schulische Bildungsprojekte in Bremen und Bremerhaven för<strong>de</strong>rt<br />
die Stiftung <strong>de</strong>s kommunalen Wohnungunternehmens GEWOBA Aktiengesellschaft<br />
Wohnen und Bauen in diesem Jahr. Dafür wer<strong>de</strong>n insgesamt<br />
68.861 € bereitgestellt. Im Vergleich zum letzten Jahr ist die För<strong>de</strong>rungssumme<br />
um 6.139 € gestiegen. Außer<strong>de</strong>m konnten fast alle <strong>de</strong>r<br />
eingereichten Anträge berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. „Die GEWOBA-Stiftung<br />
unterstützt kreative und engagierte Projekte, für die bei <strong>de</strong>r Schulbehör<strong>de</strong><br />
kein Budget vorhan<strong>de</strong>n ist“, erklärt Stiftungsvorstand Klaus Brunke. Das<br />
Geld wird u. a. für Musikinstrumente und Sportgeräte, ein Tonstudio,<br />
eine Lernwerkstatt o<strong>de</strong>r ein Chemie-Experimentierset verwen<strong>de</strong>t. Zu<strong>de</strong>m<br />
haben die geför<strong>de</strong>rten Projekte die Chance, als „Projekt <strong>de</strong>s Jahres 2013“<br />
ausgezeichnet zu wer<strong>de</strong>n – mit einer Son<strong>de</strong>rprämie von 1.000 €.<br />
6 8 | 2013
Bielefel<strong>de</strong>r Stadtentwicklungstage<br />
Kongress Kooperative<br />
Stadtentwicklung<br />
OB – Anfang Juni 2013 fan<strong>de</strong>n<br />
die 8. Bielefel<strong>de</strong>r Stadtentwicklungstage<br />
mit <strong>de</strong>m Kongress<br />
Kooperative Stadtentwicklung<br />
statt. Der Kongress<br />
unter <strong>de</strong>m Motto „NetzWerk-<br />
Stadt” wird vom kommunalen<br />
Wohnungsunternehmen<br />
BGW Bielefeld gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
Ostwestfalen-Lippe, ein<br />
Zusammenschluss von 31<br />
genossenschaftlichen, kommunalen, kirchlichen und privaten Wohnungsunternehmen<br />
aus <strong>de</strong>r Region, sowie <strong>de</strong>r Stadt Bielefeld veranstaltet. Der<br />
Kongress nimmt jährlich aktuelle Fragen und Entwicklungen <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />
auf und zeigt anhand interessanter Debattenbeiträge und<br />
streitbarer Referate Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen<br />
für die Akteure <strong>de</strong>r Stadtentwicklung auf.<br />
Da die praktizierten Planungsverfahren heute vielfach <strong>de</strong>n Ansprüchen<br />
<strong>de</strong>r Bürger nicht mehr gerecht wer<strong>de</strong>n und selbst die Ergebnisse abgeschlossener<br />
Planungsverfahren zunehmend in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n, erscheint<br />
es an <strong>de</strong>r Zeit, bisherige Verfahren und Akteurskonstellationen auf<br />
<strong>de</strong>n Prüfstein zu stellen. Damit die Ergebnisse <strong>de</strong>r Stadtentwicklung<br />
von <strong>de</strong>m Großteil <strong>de</strong>r Bürger wie<strong>de</strong>r als Gewinn erachtet wer<strong>de</strong>n, wird<br />
es immer wichtiger, die vielfältigen Bedürfnisse, I<strong>de</strong>en und Lösungsansätze<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu vernetzen, so die Veranstalter. Der Kongress gab<br />
Anregungen, wie funktionieren<strong>de</strong> Netzwerke erfolgreich arbeiten.<br />
Referenten wie <strong>de</strong>r Berlin-Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz<br />
Buschkowsky, Professorin Vanessa Miriam Carlow vom Institut für<br />
Städtebau <strong>de</strong>r TU Braunschweig, Dr. Stephanie Bock vom Deutschen<br />
Institut für Urbanistik und <strong>de</strong>r Blogger und Autor Sascha Lobo<br />
stan<strong>de</strong>n für eine breite Sicht auf das Thema. So wur<strong>de</strong>n digitale<br />
Beteiligungsformen und <strong>de</strong>r Begriff Schwarmintelligenz erklärt, die<br />
Perspektiven kommunaler Bürgerbeteilgung behan<strong>de</strong>lt und ver<strong>de</strong>utlicht,<br />
wie Bürgerbeteiligung z. B. bei Bauprojekten mo<strong>de</strong>rner und klüger<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n kann bzw. wie aus „renovierungsbedürftigen“<br />
Verfahren eine integrierte Beteiligungskultur entsteht. In diesem<br />
Zusammenhang durfte <strong>de</strong>r Wutbürger nicht fehlen und die Analyse,<br />
wie er Architektur bzw. Stadtplanung beeinflusst.<br />
Wenn Partizipation wie ein Gefühl ist, wie Sascha Lobo meint, dann<br />
muss <strong>de</strong>r Ton öffentlichen Han<strong>de</strong>lns und Verlautbarungen „zugänglicher“<br />
wer<strong>de</strong>n und Projekte „dialogischer“ wer<strong>de</strong>n. Denn nicht nur die<br />
von Heinz Buschkowsky dargelegten Berliner Beispiele zeigen: Keine<br />
Integration ohne Partizipation, zumal – so die These Prof. Dr. Carlows –<br />
die „Mutbürger“ mittlerweile ein „Recht auf Ko-Produktion ihrer Städte“<br />
einfor<strong>de</strong>rn und man am Beginn einer Entwicklung stün<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r<br />
die klassischen Formen <strong>de</strong>r Partizipation vorbei seien und durch neue<br />
Wege und selbstbewussterr Bürger (Ko-Produzenten) geprägt seien.<br />
Praxisratgeber<br />
Militärische Konversion<br />
Standortschließungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr sowie<br />
<strong>de</strong>r in Deutschland stationierten Streitkräfte<br />
<strong>de</strong>r Nato-Partner stellen viele Kommunen vor<br />
große Herausfor<strong>de</strong>rungen. So brechen erhebliche<br />
Anteile an Kaufkraft weg und es fallen<br />
– im Vergleich zur verwalteten Siedlungsfläche<br />
– teils riesige Flächen in die Zuständigkeiten<br />
<strong>de</strong>r Kommunen. Das im Herbst 2011<br />
veröffentlichte Konzept zur Stationierung<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr in Deutschland und die angekündigte<br />
Rückkehr <strong>de</strong>r Gaststreitkräfte in<br />
ihre Heimatlän<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n bis zum Jahr 2020<br />
zur Rückgabe von über 37.000 ha Militärfläche führen. Mit <strong>de</strong>n Kasernen<br />
gehören dazu auch erschlossene und für das Wohnen geeignete Gebiete,<br />
die es stadtplanerisch und immobilienwirtschaftlich zu bearbeiten gilt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Konversionskonferenz wur<strong>de</strong> Mitte Juni 2013 in Berlin wur<strong>de</strong> ein<br />
neuer Praxisratgeber „Militärkonversion“ durch das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) vorgestellt. Die Inhalte<br />
hat eine interministerielle Arbeitsgruppe erarbeitet, die im Januar 2012<br />
einberufen wur<strong>de</strong>. Der Ratgeber soll Städten und Gemein<strong>de</strong>n städtebauliche<br />
Ratschläge zur Umnutzung zur Verfügung stellen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bmvbs.<strong>de</strong>/konversionsratgeber<br />
Wohngesun<strong>de</strong> Fenster!<br />
Quelle BMVBS<br />
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STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG<br />
Quelle: SAGA GWG<br />
„In und für das Quartier – Sporthalle macht Schule“ lautet das Motto <strong>de</strong>s prämierten Beitrags.<br />
Seit 2012 betreiben 40 Schülerinnen und Schüler die Halle eigenverantwortlich<br />
Preis Soziale Stadt 2012<br />
„Der Umgang mit echtem Geld macht stolz“<br />
Schüler <strong>de</strong>r Stadtteilschule Hamburg-Wilhelmsburg betreiben erfolgreich das Kulturzentrum Sporthalle<br />
Ved<strong>de</strong>l und leisten damit einen Beitrag zur Verbesserung ihres Quartiers. „Ved<strong>de</strong>lERleben – Schülerfirma<br />
<strong>de</strong>r Stadtteilschule Wilhelmsburg“ heißt das preisgekrönte Projekt. Ein weiteres wegweisen<strong>de</strong>s und beim<br />
Preis Soziale Stadt 2012 ausgezeichnetes Projekt mit maßgeblicher Beteiligung <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft.<br />
Sabine Richter<br />
freie Immobilienjournalistin<br />
Hamburg<br />
Farooq prüft eine Rechnung, Gülben verhan<strong>de</strong>lt<br />
mit einem Kun<strong>de</strong>n, Cem plant die nächste Veranstaltung.<br />
Nichts Beson<strong>de</strong>res? Doch. Denn die drei<br />
sind erst 15 Jahre alt und betreiben zusammen<br />
mit ihren Mitschülern aus <strong>de</strong>r neunten und zehnten<br />
Klasse <strong>de</strong>r Stadtteilschule Wilhelmsburg das<br />
Kulturzentrum Sporthalle Ved<strong>de</strong>l.<br />
Und das mit allen Rechten, Pflichten und Abteilungen<br />
wie im richtigen Firmenleben, Geschäftsführung,<br />
Marketing, Buchhaltung, Kun<strong>de</strong>nservice,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Facility-Management<br />
– kein Geschäftsbereich fehlt. Die Schüler verhan<strong>de</strong>ln<br />
mit Mietern, geben die Schlüssel heraus,<br />
betreuen Kun<strong>de</strong>n, machen die Buchhaltung, überprüfen<br />
Lautsprecher und Bühne. Je<strong>de</strong>r hat seine<br />
Aufgabe. Anni Hübner und Avni Bedzeti repräsentieren<br />
als Geschäftsführer die Firma nach außen.<br />
Jugendlichen Verantwortung geben<br />
Immer montags ist Mitglie<strong>de</strong>rversammlung. Der<br />
Chef <strong>de</strong>r Schülerfirma ist offiziell <strong>de</strong>r Schulrektor.<br />
„Das muss so sein, weil wir noch keine Verträge<br />
unterschreiben können“, erklärt die sechzehn-<br />
8 8 | 2013
jährige Cynthia aus <strong>de</strong>r 10. Klasse. Die Arbeiten<br />
erledigen die Schüler allein. Wenn sie Hilfe brauchen,<br />
gehen sie zur Geschäftsführung. Erst wenn<br />
die nicht weiter wissen, ist Koordinator Uli Koch<br />
vom Verein Get the Kick e. V. zur Stelle. Der Verein<br />
ist aus <strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Bürgerstiftung<br />
Hamburg mit <strong>de</strong>m Jugendamt Hamburg-Mitte<br />
entstan<strong>de</strong>n und führt gewaltpräventive Jugendprojekte<br />
in <strong>de</strong>n Bereichen Sport und Kultur durch.<br />
Bei Bedarf sind auch die Klassenlehrer Sven Wagner<br />
und Rainer Zastruzki zur Stelle. „Wir wollen<br />
<strong>de</strong>n Jugendlichen so viel Verantwortung wie<br />
möglich geben“, sagt Uli Koch. Nur in <strong>de</strong>n Ferien<br />
übernimmt Koch das Geschäft. „Bei einer richtigen<br />
Firma ginge das natürlich nicht, aber die Kin<strong>de</strong>r<br />
sollen auch mal freihaben“, sagt er. „Das Telefon<br />
klingelt auch in <strong>de</strong>r Mathestun<strong>de</strong>“, erzählt Ensar.<br />
Aber es gibt einen Anrufbeantworter. Für ihre Aufgaben<br />
haben die Kids nur einen Tag in <strong>de</strong>r Woche<br />
Zeit. „Eigentlich zu wenig“, fin<strong>de</strong>t Koch, „neben<br />
all <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Fächern ein ziemlicher Stress für<br />
die Schüler.“<br />
Dass Schüler – zumin<strong>de</strong>st zeitweise – eine Firma<br />
leiten können, zeigen viele Schüler-Firmen-<br />
Projekte. Sie zielen auf Eigenverantwortlichkeit,<br />
Selbsttätigkeit und Initiative, kombiniert mit unternehmerischem<br />
Han<strong>de</strong>ln. Dieses Projekt weist<br />
einige Beson<strong>de</strong>rheiten auf. Die meisten Schüler<br />
haben einen Migrationshintergrund, so wie 70 %<br />
<strong>de</strong>r Menschen, die auf <strong>de</strong>r Ved<strong>de</strong>l leben – einem<br />
kleinen Stadtteil in <strong>de</strong>m zum Bezirk Hamburg-<br />
Mitte gehören<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r Elbinsel: Die 4.900<br />
Bewohner kommen aus rund 30 Nationen, <strong>de</strong>r<br />
Anteil <strong>de</strong>r Hartz-IV-Empfänger und die Arbeitslosenrate<br />
sind doppelt so hoch wie im Hamburger<br />
Durchschnitt.<br />
Soziale Quartiersentwicklung<br />
Deshalb war in diesem schwierigen Stadtteil die<br />
Einrichtung eines Treffpunktes für alle Ved<strong>de</strong>ler<br />
ein wichtiges Instrument im Quartiersentwicklungsprozess.<br />
Die ehemalige Polizeisporthalle gehört<br />
<strong>de</strong>r städtischen Wohnungsgesellschaft SAGA<br />
GWG, die die Halle 2006 sanierte und zu einem<br />
Zentrum für Sport- und Kulturveranstaltungen<br />
umbaute. Zunächst trieb die ProQuartier GmbH,<br />
eine Tochterfirma <strong>de</strong>r SAGA, die Entwicklung voran.<br />
ProQuartier initiiert und betreut in benachteiligten<br />
Wohngebieten Projekte, die die Wohn- und<br />
Lebensqualität verbessern sollen. Viele Institutionen<br />
vor Ort, Vereine, private Veranstalter, aber<br />
auch Bewohner <strong>de</strong>r Ved<strong>de</strong>l nutzen die Halle mit<br />
ihrer mobilen Bühne mit professioneller Technik<br />
für sportliche und kulturelle Veranstaltungen, für<br />
Feste, Workshops o<strong>de</strong>r Fachtagungen.<br />
Das Projekt startete mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e von Get the<br />
Kick e. V, das Betreiben <strong>de</strong>r Halle mit einem<br />
Die Halle wird als Veranstaltungsort genutzt, die Schüler beweisen sich mit technischen<br />
und Managementaufgaben<br />
Die Schule liegt mitten im Hamburger Quartier Ved<strong>de</strong>l auf <strong>de</strong>r<br />
Hamburger Elbinsel, auf <strong>de</strong>r auch die IBA stattfin<strong>de</strong>t<br />
Hier entsteht ein Hallenbelegungsplan<br />
Ob Buchhaltung, Facility-Management,<br />
Kun<strong>de</strong>nbetreuung o<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit<br />
– die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Schülerfirma<br />
haben entsprechen<strong>de</strong> Visitenkarten<br />
8 | 2013<br />
9
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG<br />
Ausbildungsprojekt zu verbin<strong>de</strong>n. Im August<br />
2010 grün<strong>de</strong>ten 17 Schüler <strong>de</strong>r Stadtteilschule<br />
Wilhelmsburg die Schülerfirma. Heute sind 40<br />
Schüler und Schülerinnen <strong>de</strong>r neunten und zehnten<br />
Klasse dabei. „Sie machen damit nicht nur<br />
Schritte zu ihrer beruflichen Orientierung, vor<br />
allem leisten sie einen Beitrag zur Verbesserung<br />
ihres eigenen Stadtteils“, sagt Ute Bockelmann<br />
von ProQuartier.<br />
Die SAGA GWG för<strong>de</strong>rt die Schülerfirma, in<strong>de</strong>m<br />
sie ihr die Räume mietfrei überlässt. Auch einen<br />
großen Teil <strong>de</strong>r Betriebskosten übernimmt die Gesellschaft,<br />
die Schülerfirma beteiligt sich jährlich<br />
mit 5.000 € und <strong>de</strong>r Hälfte aller Einnahmen. Die<br />
an<strong>de</strong>re Hälfte verbleibt bei <strong>de</strong>r Schülerfirma als<br />
Gewinn. Bereits im ersten Geschäftsjahr wur<strong>de</strong>n<br />
2.000 € erwirtschaftet. Das Geld wur<strong>de</strong> in Fortbildungsmaßnahmen<br />
und in <strong>de</strong>n Eventbereich<br />
investiert.<br />
Schirmherr <strong>de</strong>s Projekts ist Dr. Werner Marnette,<br />
ehemaliger Schleswig-Holsteinischer Wirtschaftsminister<br />
und langjähriger Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Aurubis AG – <strong>de</strong>s in unmittelbarer Nähe ansässigen<br />
größten Kupferproduzenten Europas.<br />
„Die Firma wird ein Erfolg“, hatte Marnette bei<br />
<strong>de</strong>r Gründung gesagt. Das stimmt. Auch wenn<br />
es manchmal ruckelt, einige Entscheidungen<br />
mal etwas länger dauern, weil Zuständigkeiten<br />
geklärt wer<strong>de</strong>n müssen, funktioniert <strong>de</strong>r Betrieb<br />
reibungslos.<br />
beauftragen, ist gera<strong>de</strong>zu genial. Sie verknüpft ein<br />
Bildungs- und Ausbildungsprojekt mit <strong>de</strong>m Sportund<br />
Kulturangebot und för<strong>de</strong>rt dabei vorbildlich<br />
eine hohe I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r Schüler und Jugendlichen<br />
mit ihrem Viertel. Das sind beste Voraussetzungen<br />
für ein dauerhaftes Engagement und<br />
in späteren Lebensjahren für die Gemeinschaft<br />
im Quartier.”<br />
Schule ist das Projekt langfristig angelegt. Je<strong>de</strong>s<br />
Jahr startet eine weitere achte Klasse, die die Aufgaben<br />
<strong>de</strong>s älteren Jahrgangs übernimmt. Die alten<br />
Hasen übernehmen dann <strong>de</strong>n Bereich Entwicklung<br />
und Organisation von Events. Die neuen Firmenmitglie<strong>de</strong>r<br />
erhalten die gleichen Qualifizierungen<br />
wie die erste Mannschaft, Kennenlernspiele zur<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gruppenprozesses, eine Rallye<br />
Schülerfirma – im Quartier, fürs Quartier<br />
und für die Jugendlichen<br />
Die Jury sagte dazu: „Die I<strong>de</strong>e, eine Schülerfirma<br />
mit <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>s neuen Quartierszentrums zu<br />
Die Schüler erhalten spezifische Weiterbildungen – das Bildungs- und Ausbildungsprojekt<br />
ist mit <strong>de</strong>m Sport- und Kulturangebot verknüpft<br />
Durch die vertraglich gesicherte Mitwirkung <strong>de</strong>s<br />
Wohnungsunternehmens und <strong>de</strong>n Lehrplan <strong>de</strong>r<br />
Unter Anleitung erlernen die Schülerinnen und Schüler auch Abrechnung und Buchhaltung ihrer Einrichtung<br />
durch <strong>de</strong>n Stadtteil, Einführung in Halle und<br />
Bühnentechnik, Buchhaltung mit Kontenführung<br />
und Mahnwesen.<br />
Die Jugendlichen profitieren in vielerlei Hinsicht.<br />
Häufig kommen sie aus sozial problematischen<br />
Elternhäusern, die Schwierigkeiten mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Sprache haben. In einem Kommunikationstraining<br />
vom Institut für konstruktive Konfliktaustragung<br />
und Mediation lernen sie grundlegen<strong>de</strong><br />
Umgangsformen für das Miteinan<strong>de</strong>r und für <strong>de</strong>n<br />
Kontakt mit Kun<strong>de</strong>n. „Am Anfang ist das Schreiben<br />
eines Briefes o<strong>de</strong>r ein geschäftliches Telefonat<br />
noch eine größere Herausfor<strong>de</strong>rung, das wird aber<br />
schnell alltäglich“, sagt Uli Koch. Das kaufmännische<br />
Denken stelle sich recht schnell ein, eine <strong>de</strong>r<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen ist, die „richtige“ Gebühr für<br />
die Hallenmiete zu fin<strong>de</strong>n, die sich u. a. nach <strong>de</strong>m<br />
Nutzen <strong>de</strong>s Angebotes für <strong>de</strong>n Stadtteil richtet.<br />
„Das Lösen von realen Problemen führt immer<br />
häufiger zu adäquaten und zum Teil sehr kreativen<br />
Lösungen. Der Umgang mit echtem Geld macht<br />
stolz“, weiß Ute Bockelmann.<br />
Was kann es Besseres für die Zukunft <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Schüler als auch für <strong>de</strong>n Stadtteil geben?!<br />
10 8 | 2013
Die Fotos stellen zur Verfügung: Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ArGe Wohntheke; Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.; Frank Ludwig; Maik Goltz<br />
Preis Soziale Stadt 2012<br />
Die Wohntheke Hellersdorf:<br />
eine Handvoll Berliner Wohnungsunternehmen, ein Ziel<br />
Die Wohntheke Hellersdorf heißt nicht von ungefähr „Theke”. Hier sollen zwanglos Gespräche geführt und<br />
Pläne geschmie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Alles „off the record”, ohne Tagesordnungspunkte, son<strong>de</strong>rn ein kreativer Treffpunkt<br />
acht gleichberechtigter Partner, die für die zweitgrößte Wohnstadt Deutschlands, Berlin-Hellersdorf,<br />
verantwortlich zeichnen. Das klappt! Und zwar so gut, dass die Wohntheke einen Preis „Soziale Stadt” erhielt.<br />
Anja Steinbuch<br />
freie Journalistin<br />
Hamburg<br />
Leerstand ist immer ein wichtiges Thema. In<br />
Berlin-Hellersdorf waren 2003 etwa 13 % <strong>de</strong>r<br />
insgesamt 43.000 Wohnungen unbewohnt.<br />
Grund genug für das kommunale Wohnungsunternehmen<br />
Stadt und Land Wohnbauten GmbH,<br />
die Wohnungsbaugenossenschaft „Hellersdorfer<br />
Kiez“ eG, die Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Wuhletal eG sowie die Wohnungs- und Immobilienverwaltungs-<br />
und -betreuungsunternehmen<br />
WVB Centuria, WoBeGe, Helle Mitte Zentrumsmanagement<br />
HS Hausinvest und Grundstücksgesellschaft<br />
Zerbster Straße, etwas zu unternehmen. Die<br />
acht Partner repräsentieren immerhin mit 27.500<br />
Wohnungen zwei Drittel <strong>de</strong>s Wohnungsbestan<strong>de</strong>s.<br />
Je<strong>de</strong>s Mitglied hat eine Stimme und leistet<br />
je nach Größe jährlich einen festen Beitrag für<br />
die Wohntheke. Alle treffen sich regelmäßig im<br />
Jahr. Die Geschäftsführung rotiert zwischen <strong>de</strong>n<br />
Unternehmen.<br />
Gemeinsames Standortmarketing<br />
„Damals waren es acht Unternehmen, die sich zusammenrauften,<br />
um <strong>de</strong>n Standort Hellersdorf<br />
8 | 2013<br />
11
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG<br />
mit seinen 18 Quartieren und 90.000 Einwohnern<br />
attraktiver zu machen”, erinnert sich Ralf Protz,<br />
Projektleiter <strong>de</strong>r ArGe Wohntheke. Das Ergebnis,<br />
nämlich ein Leerstand von heute nur noch 2 %,<br />
kann sich sehen lassen. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines<br />
wie<strong>de</strong>r angespannten Wohnungsmarkts in Berlin<br />
erscheint das logisch, jedoch hatte Hellerdorf als<br />
jüngste Ostberliner Großsiedlung lange nicht <strong>de</strong>n<br />
besten Ruf. Dabei liegen hier ungeahnte Schätze,<br />
die nur gehoben wer<strong>de</strong>n müssen. Marlies Hartmann,<br />
Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Hellersdorfer Kiez: „Wir gehen mit<br />
beschei<strong>de</strong>nen, aber wirkungsvollen Maßnahmen<br />
In diesem Pavillon im<br />
Herzen <strong>de</strong>r Großsiedlung<br />
Hellersdorf treffen sich die<br />
Akteure <strong>de</strong>r Wohntheke<br />
Ob Sport- o<strong>de</strong>r Kulturveranstaltungen – Aktivitäten und Events im Quartier helfen, das Image <strong>de</strong>r Großsiedlung<br />
zu steigern und die Bewohner zu aktivieren<br />
Die Großsiedlungen mit ihren Plattenbauten haben ein schlechtes Image. Die Akteure <strong>de</strong>r Wohntheke Hellersdorf<br />
arbeiten – auch im Sinne ihrer Mieter – daran, dieses mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen zu verbessern<br />
gegen Vorurteile vor. Dabei helfen uns die kreativen<br />
Menschen im Quartier. Sie unterstützen uns,<br />
beispielsweise internationale Fußballturniere und<br />
Boxwettkämpfe auf die Beine zu stellen o<strong>de</strong>r klassische<br />
Musik hochwertig zu präsentieren. Und: Sie<br />
kommen auch zu <strong>de</strong>n Veranstaltungen, bringen<br />
Bekannte, Verwandte und Freun<strong>de</strong> mit.“<br />
Viele Köche ver<strong>de</strong>rben meist <strong>de</strong>n Brei. Nicht in diesem<br />
Fall: „Standortmarketing ist ein Prozess, <strong>de</strong>r<br />
nachhaltig betrieben wer<strong>de</strong>n muss”, ergänzt Ralf<br />
Protz. Er übernahm vor fünf Jahren das Management<br />
<strong>de</strong>r Wohntheke Hellersdorf und war schon<br />
damals begeistert von <strong>de</strong>r gemeinschaftlichen Herangehensweise.<br />
Genau das ist es, was auch Frank<br />
Wilke, Technischer Vorstand, von <strong>de</strong>r Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Wuhletal an <strong>de</strong>r Wohntheke<br />
Hellersdorf fasziniert: „Hier arbeiten Vermieter<br />
mit ganz unterschiedlichen Eigentumsformen<br />
miteinan<strong>de</strong>r, um das Image von Hellersdorf zu<br />
verbessern. Das hat es bisher noch nicht gegeben.”<br />
Oberstes Ziel aller Beteiligten war stets,<br />
das Selbstwertgefühl <strong>de</strong>r Bewohner zu stärken.<br />
Hinzu kam <strong>de</strong>r Ehrgeiz, eine gesamt<strong>de</strong>utsche<br />
Aufmerksamkeit zu erreichen. „Gute Nachrichten<br />
aus Hellersdorf sind für uns die beste Werbung.<br />
Deshalb haben wir Aktionen organisiert, die über<br />
unsere Siedlung hinaus Gesprächsthemen liefern”,<br />
erzählt Ralf Protz. Marlies Hartmann: „Seit <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2000 hat es durchaus einen Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r<br />
Wahrnehmung gegeben, insbeson<strong>de</strong>re durch die<br />
eigenen positiven Erfahrungen <strong>de</strong>r Bewohner und<br />
Besucher von Berlin-Hellersdorf.“<br />
Vielseitige Aktionen und Veranstaltungen<br />
Die beteiligten Unternehmen bün<strong>de</strong>ln Mittel und<br />
Kapazitäten für gemeinsame Standortaktivitäten.<br />
Konkret sieht das so aus: Seit sechs Jahren begeistern<br />
Musiker <strong>de</strong>s Jugendmusikorchesters <strong>de</strong>r Musikschule<br />
Marzahn-Hellersdorf tausen<strong>de</strong> Besucher<br />
– nicht nur aus <strong>de</strong>m Bezirk, son<strong>de</strong>rn aus weiten<br />
Teilen <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>s Berliner Umlands. Kulisse<br />
ist dabei <strong>de</strong>r zentrale Platz in <strong>de</strong>r Siedlung. Seit<br />
vier Jahren wird „Skate by Night” auf die Beine<br />
gestellt. Hier wird <strong>de</strong>n Rollen<strong>de</strong>n zur Halbzeit ihrer<br />
Tour vom Alexan<strong>de</strong>rplatz bis nach Hellersdorf<br />
neben Getränken und Verpflegung ein Empfang<br />
in Hellersdorf bereitet. Der „Franz-Carl-Achard-<br />
Preis” für angewandte Wissenschaften wur<strong>de</strong> zwei<br />
Hellersdorfer Unternehmen und drei Schulprojekten<br />
verliehen. Im „Virtuellen Unternehmerkolleg”<br />
wur<strong>de</strong> Existenzgrün<strong>de</strong>rn und Jungunternehmern<br />
das kleine Einmaleins <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />
beigebracht. Beim „Boxpokal <strong>de</strong>r Hellersdorfer<br />
Wohntheke” veranstaltete die Theke gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Boxring SC Eintracht Berlin drei internationale<br />
Boxturniere mit jungen Sportlern aus<br />
fünf Län<strong>de</strong>rn.<br />
Ralf Protz hat eine Lieblingsveranstaltung: 2012<br />
erstmals hat seine Theke die „Mini Fußball EM”<br />
veranstaltet. Unterstützt vom Sportverein Eintracht<br />
Mahlsdorf und unter <strong>de</strong>m Motto „mit<br />
Freun<strong>de</strong>n am Ball” kickten nicht nur Berliner<br />
Jugendliche, son<strong>de</strong>rn auch Kin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Ukraine<br />
und aus Polen. „Wir wollen nächstes Jahr<br />
noch einen draufsetzen”, verspricht Projektleiter<br />
Protz. „2014 wollen wir hier die Mini Fußball WM<br />
veranstalten.” Kaum ein Projekt habe so nachhaltig<br />
Außenwirkung gehabt wie die Fußball-<br />
Matches. Aber auch die Klassik-Konzerte haben<br />
über die Stadtgrenzen hinaus Besucher angezo-<br />
12 8 | 2013
In Hellersdorf ist mittlerweile fast <strong>de</strong>r gesamte Wohnungsbestand mo<strong>de</strong>rnisiert – hier lebt es sich bunt und dank <strong>de</strong>r Wohntheke ist immer viel los<br />
gen und <strong>de</strong>n Namen Berlin-Hellersdorf bekannt<br />
gemacht. „Und zwar mit positiven Schlagzeilen”,<br />
betont Protz.<br />
Konkurrenten auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt<br />
arbeiten Hand in Hand<br />
Auch wenn <strong>de</strong>rzeit nur fünf Wohnungsunternehmen<br />
an <strong>de</strong>r Wohntheke Hellersdorf beteiligt<br />
sind: Alle ziehen an einem Strang, obwohl sie<br />
eigentlich Wettbewerber sind. Je<strong>de</strong>s Mitglied ist<br />
gleichberechtigt, egal wie viel es in die Wohntheke<br />
investiert. Das würdigte auch die Jury bei <strong>de</strong>r<br />
Preisverleihung zum „Preis Soziale Stadt”: Trotz<br />
<strong>de</strong>r Konkurrenz sei es <strong>de</strong>n Projektpartnern selbst in<br />
Zeiten mit hohem Wohnungsleerstand gelungen,<br />
gemeinschaftlich, vertrauensvoll und gleichberechtigt<br />
an gemeinsamen Zielen zusammenzuarbeiten.<br />
Das habe die Außenwahrnehmung <strong>de</strong>r<br />
zweitgrößten Wohnstadt Deutschlands verbessert,<br />
zu einem harmonischen Erscheinungsbild im<br />
Gemeinsam für das Viertel und die Bewohner – die Aktivitäten <strong>de</strong>r Wohntheke Hellersdorf sind vielseitig: von<br />
Aktionen für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche bis hin zu Veranstaltungen für die Älteren<br />
Wohnumfeld wie im Gebäu<strong>de</strong>bestand beigetragen<br />
und die abgestimmte Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />
Wohnungswirtschaft mit <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
Akteuren <strong>de</strong>r Gemeinwesenarbeit beför<strong>de</strong>rt.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r klingelt bei Ralf Protz im Büro <strong>de</strong>r<br />
Wohntheke das Telefon. Am Apparat sind oft Vertreter<br />
von an<strong>de</strong>ren Playern aus <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
mit <strong>de</strong>r Frage: „Wie macht ihr das eigentlich,<br />
wie funktioniert das bei euch, dass die vielen<br />
Köche nicht <strong>de</strong>n Brei ver<strong>de</strong>rben?” Ganz einfach ist<br />
die Antwort von Ralf Protz: „Wir haben alle das<br />
gleiche Ziel: Hellersdorf soll mit je<strong>de</strong>m Projekt<br />
ein bisschen lebenswerter wer<strong>de</strong>n.” Und so etwas<br />
spricht sich schnell rum.<br />
Ingo Malter, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Wohnungsunternehmens<br />
Stadt und Land, lobte ebenfalls die<br />
nachhaltige Zusammenarbeit: „Ohne staatliche<br />
För<strong>de</strong>rmittel haben wir hier eine große Wirkung<br />
erzielt, nämlich einen sozial ausgleichen<strong>de</strong>n und<br />
stabilisieren<strong>de</strong>n Effekt für unsere Bewohner im<br />
Stadtteil.“ Hinzu kämen sogar zwei sehr wichtige<br />
Nebeneffekte. Malter: „Diese Zusammenarbeit<br />
ganz unterschiedlicher Organisationen wirkt sich<br />
auch auf an<strong>de</strong>re Bereiche <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
positiv aus. Wir haben uns ganz nebenbei auch<br />
gemeinsam positioniert für Gestaltungskonzepte<br />
und für die Planung von sozialen Infrastrukturen<br />
für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche.“ Und schließlich<br />
stellte die langjährige Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Wohnungsunternehmen<br />
„die Grundlage für die insgesamt<br />
jetzt hervorragen<strong>de</strong> Vermietungssituation<br />
und <strong>de</strong>n extrem geringen Leerstand dar”. Diese<br />
Ergebnisse seien für die Wohnungsbauunternehmen<br />
von unschätzbarem Wert.<br />
8 | 2013<br />
13
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Quartierserneuerung<br />
Richtfest in Reeshoop<br />
Im Ahrensburger Stadtteil<br />
Reeshoop feierte die NEUE<br />
LÜBECKER Nord<strong>de</strong>utsche<br />
Baugenossenschaft eG Richtfest<br />
für drei Gebäu<strong>de</strong> mit 56<br />
Wohnungen und 57 Stellplätzen.<br />
Das erste Haus soll En<strong>de</strong><br />
2013 bezugsfertig sein. Die<br />
1,5 bis 4-Zimmer Wohnungen<br />
Für drei Gebäu<strong>de</strong> mit 56 Wohnungen wur<strong>de</strong><br />
sind in Größen zwischen 45<br />
Richtfest gefeiert<br />
und 109 m 2 verfügbar. Das<br />
7,9 Mio. € teure Projekts ist <strong>de</strong>r erste Schritt zur Revitalisierung <strong>de</strong>s Neubauquartiers<br />
„Reeshoop“ durch Ersatzneubau und Mo<strong>de</strong>rnisierung. Teil<br />
<strong>de</strong>s Projektes ist eine neue zentrale Wärmeversorgung mit Bioerdgas, die<br />
jährlich ca. 1.200 t CO 2 einspart. Auch die Freiraumplanung <strong>de</strong>s Quartiers<br />
ist Teil <strong>de</strong>s Konzepts.<br />
Quelle: Neue Lübecker<br />
Weitere Informationen:<br />
www.neueluebecker.<strong>de</strong><br />
Quartierserneuerung<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung und Ersatzneubau<br />
Umfassen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
25 Mio. € für energetische Sanierung<br />
In diesem Jahr investiert die Volkswagen Immobilien GmbH rund 25<br />
Mio. € in die energetische Sanierung und Mo<strong>de</strong>rnisierung ihrer Wohnbestän<strong>de</strong>.<br />
So sind z. B. für rund 175 Wohneinheiten Einzelmo<strong>de</strong>rnisierungen<br />
mit Grundrissanpassungen und Erneuerung sämtlicher Sanitärobjekte geplant.<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierungen von gesamten Hauseingängen sind für 72 Wohnungen<br />
in zwölf Gebäu<strong>de</strong>n vorgesehen. Mo<strong>de</strong>rnisierungsschwerpunkte<br />
hat das Unternehmen dabei in <strong>de</strong>n Wolfsburger Stadtteilen Fallersleben,<br />
Detmero<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Nordstadt. Ein aktuelles Beispiel ist <strong>de</strong>r Wohnblock in<br />
<strong>de</strong>r Johann-Sebastian-Bach-Straße 1-3. Dabei erhalten die Gebäu<strong>de</strong> ein<br />
Wärmedämmverbundsystem mit einer neu gestrichenen Fassa<strong>de</strong>. Auch<br />
die Keller<strong>de</strong>cken wer<strong>de</strong>n<br />
umfassend gedämmt.<br />
Alle Wohnungen erhalten<br />
zusätzlich Vorstellbalkone,<br />
die künftig noch mehr Freifläche<br />
bieten. Insgesamt<br />
investiert das Unternehmen<br />
rund 500.000 € in das<br />
Projekt, Mietererhöhungen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht verursacht.<br />
Die Albert-Lortzing-Straße 1-3 wur<strong>de</strong> 2011<br />
umfassend saniert. So sollen auch die Gebäu<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r Johann-Sebastian-Bach-Straße aussehen<br />
Quelle: VWI<br />
Für einen Neubau im Mo<strong>de</strong>rnisierungsprojekt Hohenzollern-Höfe in<br />
Ludwigshafen hatte die LUWOGE GmbH einen Planungswettbewerb ausgerufen.<br />
Die 2011 begonnene Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nkmalgeschützten<br />
Hohenzollern-Höfe geschieht in vier Abschnitten. Parallel zur Sanierung<br />
<strong>de</strong>s dritten Bauabschnittes „Ecke Hohenzollernstraße und Schwalbenweg“<br />
soll das nicht unter Denkmalschutz stehen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong> Hüttenmüllerstraße<br />
4/6 durch einen Neubau ersetzt wer<strong>de</strong>n. Im Wettbewerb galt es,<br />
ein Konzept zu entwerfen. Der Siegerentwurf <strong>de</strong>s Architekturbüros Stein<br />
Hemmes Wirtz sieht für je<strong>de</strong> Wohneinheit Loggien vor, in <strong>de</strong>n größeren<br />
Wohnungen zu bei<strong>de</strong>n Seiten. Flexible Wohnungsgrundrisse sind möglich.<br />
Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> ein innovatives Energiekonzept vorgeschlagen. Der<br />
Entwurf sieht 24 Wohnungen vor, die von <strong>de</strong>r LUWOGE, <strong>de</strong>m Wohnungsunternehmen<br />
<strong>de</strong>r BASF SE, nach <strong>de</strong>r Fertigstellung vermietet wer<strong>de</strong>n.<br />
Visualisierung <strong>de</strong>s Siegerentwurfes für <strong>de</strong>n Neubau in <strong>de</strong>r Hüttenmüllerstraße 4/6<br />
im Gesamtensemble Hohenzollern-Höfe<br />
Quelle: BASF<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vwimmobilien.<strong>de</strong><br />
Wohnen für ein langes Leben<br />
Altersgerechte Wohnanlage<br />
Die Erste Wohnungsgenossenschaft<br />
in Berlin-Pankow eG (EWG) hat in<br />
<strong>de</strong>r Hermann-Hesse-Straße in Berlin-<br />
Pankow ein dreistöckiges Gebäu<strong>de</strong><br />
mit 21 Wohnungen mit 1,5 bis 3<br />
Zimmern mit einer Größe von 65 bis<br />
90 m 2 und einer Gesamtwohnfläche<br />
von 1.250 m 2 errichtet.<br />
Das gesamte Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> barrierefrei<br />
konzipiert mit breiten Türen,<br />
bo<strong>de</strong>ngleichen Duschen und Aufzügen.<br />
Die Fußbo<strong>de</strong>nheizung wird über Große Fensterflächen sorgen für ein<br />
lichtdurchflutetes Treppenhaus<br />
eine Erdwärmepumpe betrieben.<br />
Weiter verfügt das Gebäu<strong>de</strong> über eine Sole/Wasser-Wärmepumpe, eine<br />
solarthermische Warmwasseraufbereitung sowie <strong>de</strong>zentrale Zu- und<br />
Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung.<br />
Die Genossenschaft entschied sich außer<strong>de</strong>m für perlitgefüllte Wandbildner,<br />
ein Naturprodukt, das keine Giftstoffe enthält und somit für<br />
Allergiker, Kin<strong>de</strong>r und ältere Mieter geeignet ist.<br />
Foto: Deutsche Poroton/Frank Korte<br />
Weitere Informationen:<br />
www.luwoge.<strong>de</strong><br />
Weitere Informationen:<br />
www.ewg-pankow.<strong>de</strong><br />
14 8 | 2013
Quelle: Nicola Leffelsend | Koschany + Zimmer Architekten KZA<br />
Innovationspreis Zukunft Stadt<br />
vtw zeichnet fünf Mitgliedsunternehmen aus<br />
Anlässlich <strong>de</strong>r Tage <strong>de</strong>r Thüringer Wohnungswirtschaft wur<strong>de</strong>n in<br />
Kooperation <strong>de</strong>s Verbands Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
e. V. und <strong>de</strong>r Stiftung Baukultur Thüringen zwei Innovationspreise<br />
sowie drei Anerkennungen an Mitgliedsunternehmen <strong>de</strong>s vtw<br />
vergeben. Die inhaltlichen Schwerpunkte lagen in <strong>de</strong>r bedarfsgerechten<br />
Umgestaltung und Schaffung von Wohnraum für ältere Bewohner<br />
und Familien bei gleichzeitiger Umsetzung energetischer Konzepte zur<br />
Einsparung von Energie.<br />
Einen Innovationspreis Zukunft Stadt erhielt das Projekt „Umbau/<br />
Sanierung Weizenstraße 4-8“ in Son<strong>de</strong>rshausen <strong>de</strong>r Wohnungsbaugenossenschaft<br />
„Fortschritt“ Son<strong>de</strong>rshausen eG für die Umgestaltung<br />
eines ehemals fünfgeschossigen Plattenbaus. Es entstan<strong>de</strong>n neue mo<strong>de</strong>rne Wohnungsgrundrisse,<br />
barrierefreie Zugänge zu allen Wohnungen und Mietergärten wur<strong>de</strong>n ergänzt. Ebenso erhielt das<br />
Projekt „Thüringens erstes Mehrfamilien-Passivhaus für Mieter“ <strong>de</strong>r jenawohnen GmbH einen<br />
Innovationspreis. Hier wur<strong>de</strong> in Thüringen ein mehrgeschossiger Mietwohnungsneubau im Passivhausstandard<br />
umgesetzt und barrierefrei mittels eines Laubengangs erschlossen.<br />
Eine Anerkennung erhielt <strong>de</strong>r Beitrag „Mo<strong>de</strong>rnisierung Moskauer Straße 75-81“ <strong>de</strong>r Weimarer<br />
Wohnstätte GmbH, ein barrierefreies Erschließungskonzept eines fünfgeschossigen Wohnblocks.<br />
Durch <strong>de</strong>n Einbau eines Aufzuges wur<strong>de</strong>n die Zugänge zu 28 Wohnungen barrierefrei, zu 6 Wohnungen<br />
rollstuhlgerecht und zu weiteren 16 Wohnungen barrierearm. Eine Anerkennung erhielt<br />
auch das Neubauprojekt „Seniorenfreundliches, barrierefreies Wohnen im Borntal“ <strong>de</strong>r Erfurter<br />
Wohnungsbaugenossenschaft „Borntal“ eG. Auf einer Brachfläche im Wohngebiet entstan<strong>de</strong>n 23<br />
barrierefreien Wohnungen sowie einem neuen Gemeinschaftszentrum. Ebenso eine Anerkennung<br />
erhielt das Projekt <strong>de</strong>r „Wippertal“ Wohnungsbau- und Grundstücksgesellschaft mbH Son<strong>de</strong>rshausen<br />
„Gästehaus Lan<strong>de</strong>smusikaka<strong>de</strong>mie Son<strong>de</strong>rshausen“. Mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung sowie <strong>de</strong>m Neubau<br />
eines Gebäu<strong>de</strong>ensembles wirkte das kommunale Wohnungsunternehmen auch als Stadtentwickler.<br />
Quelle: vtw<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vtw.<strong>de</strong><br />
Umnutzung<br />
Aus Bahnbrache wird Wohnquartier<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r Architektur in NRW wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> Juni 2013 in Essen das Wohnprojekt<br />
Pier 78 <strong>de</strong>s kommunalen Essener Wohnungsunternehmens Allbau AG in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
Architekturbüro KZA im Essener Universitätsviertel vorgestellt. Das Gebäu<strong>de</strong> besteht aus vier<br />
Geschossen mit 78 barrierearmen Mieteinheiten. Die Wohnungen haben zwei bis vier Zimmer und<br />
eine Größe von 60 bis 160 m 2 .<br />
Auf Wunsch gibt es einen<br />
Concierge-Dienst, er nimmt<br />
die Post entgegen, bestellt<br />
für die Mieter Brötchen o<strong>de</strong>r<br />
erledigt <strong>de</strong>n Wäscheservice.<br />
Im ersten Quartal 2013 waren<br />
die Wohnungen bezugsfertig.<br />
Im Sommer 2012 wur<strong>de</strong><br />
bereits <strong>de</strong>r dazugehörige vier<br />
Hektar große Bürgerpark mit<br />
Wasserflächen fertiggestellt.<br />
Wohnen im PIER 78 in Essen<br />
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NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Von <strong>de</strong>r GEWOFAG im Rahmen <strong>de</strong>r SoBoN gebaute Wohnanlage im Stadtquartier Hirschgarten<br />
Bezahlbares Wohnen<br />
Sozialgerechte Bo<strong>de</strong>nnutzung (SoBoN) – ein Münchner Weg<br />
Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen Städten und Gemein<strong>de</strong>n Mangelware. Diesen in hoher baulicher<br />
und städtebaulicher Qualität bereitzustellen und gleichzeitig für die nötigen Infrastrukturen zu sorgen,<br />
ist eine Herausfor<strong>de</strong>rung für Bauherren und Kommunen. Die Stadt München ging Mitte <strong>de</strong>r 1990er<br />
Jahre einen eigenen Weg, um Investoren an <strong>de</strong>n Infrastrukturkosten zu beteiligen und eine gemischte<br />
Wohnnutzung auch an stark nachgefragten Standorten zu erhalten. Teil 4 unserer Serie.<br />
Tobias Straubinger<br />
Medienreferent VdW Bayern<br />
München<br />
Zahlreiche <strong>de</strong>utsche Kommunen teilen ein ähnliches<br />
Dilemma: Sie stehen vor <strong>de</strong>r Aufgabe, dringend<br />
benötigten Wohnraum für die mittleren<br />
und unteren Einkommensschichten zu schaffen.<br />
Darüber hinaus gilt es, neue Gewerbeflächen zu<br />
entwickeln, um für Unternehmen attraktiv zu<br />
bleiben. All das sollte natürlich im Rahmen einer<br />
durchdachten Stadtentwicklung erfolgen. Doch,<br />
Städtebau gibt es nicht zum Nulltarif. Hinter <strong>de</strong>r<br />
Entstehung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten<br />
stehen sorgfältige Planungen durch die<br />
Kommunen, in einem zweiten Schritt gilt es,<br />
die nötige technische und soziale Infrastruktur<br />
zu schaffen. Die Stadt München befand sich zu<br />
Beginn <strong>de</strong>r 1990er Jahre in einer unangenehmen<br />
Situation. Der bayerischen Lan<strong>de</strong>shauptstadt<br />
drohte aufgrund <strong>de</strong>s angespannten Haushalts ein<br />
Planungsstopp. Die Stadt entwickelte daraufhin<br />
ihre eigene Lösung, um wie<strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>r Lage zu<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
SoBoN – Sozialgerechte Bo<strong>de</strong>nnutzung heißt <strong>de</strong>r<br />
Münchner Weg, <strong>de</strong>r 1994 vom Stadtrat beschlossen<br />
wur<strong>de</strong> und zum 15-Jährigen Jubiläum 2009<br />
16 8 | 2013
Quelle: GEWOFAG, Foto: Anja Wechsler<br />
mit beeindrucken<strong>de</strong>n Zahlen aufwarten konnte.<br />
Die SoBoN ersparte <strong>de</strong>r Stadt in diesem Zeitraum<br />
rund 446 Mio. € an Planungs- und Finanzierungskosten<br />
und brachte ihr kostenlos 3,8 Mio. m 2<br />
Grund und Bo<strong>de</strong>n für öffentliche Zwecke. Seit <strong>de</strong>m<br />
konnte die Erfolgsgeschichte <strong>de</strong>r SoBoN weiter<br />
fortgeschrieben wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong>n seit 1994<br />
insgesamt 119 Bebauungspläne nach SoBoN-<br />
Grundsätzen zur Rechtsverbindlichkeit gebracht<br />
(Stand 31. Dezember 2012), und dabei Baurecht<br />
für 34.940 Wohnungen, davon 9.320 Sozialwohnungen,<br />
geschaffen. „Aus <strong>de</strong>m anfangs verketzerten<br />
Instrument <strong>de</strong>r Verfahrensgrundsätze zur<br />
sozialgerechten Bo<strong>de</strong>nnutzung ist ein gelungenes<br />
Musterbeispiel für die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
von Stadt und Bauwirtschaft gewor<strong>de</strong>n.<br />
Es ist bereits Vorbild für an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utsche Kommunen<br />
und fin<strong>de</strong>t europaweit Beachtung“, kommentierte<br />
Münchens Oberbürgermeister Christian U<strong>de</strong><br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r SoBoN anlässlich <strong>de</strong>s 15-jährigen<br />
Jubiläums.<br />
Grundgedanke<br />
Der Grundgedanke <strong>de</strong>r SoBoN ist ebenso einfach<br />
wie einleuchtend. Grun<strong>de</strong>igentümer sollen sich an<br />
<strong>de</strong>n Folgekosten <strong>de</strong>r Planung beteiligen, die durch<br />
die Schaffung neuen Baurechts verursacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Voraussetzung für die Anwendung <strong>de</strong>r sozialgerechten<br />
Bo<strong>de</strong>nnutzung ist, dass ein Grundstück<br />
durch einen neuen Bebauungsplan eine nicht<br />
unerhebliche Bo<strong>de</strong>nwertsteigerung erfährt.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob <strong>de</strong>r Bebauungsplan<br />
für das Grundstück eine gewerbliche-, Wohno<strong>de</strong>r<br />
Mischnutzung festsetzt. Weiter entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist, dass <strong>de</strong>r Stadt planungsbedingte Kosten<br />
entstehen.<br />
Die Planungsbegünstigten tragen die Verantwortung<br />
für:<br />
• <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Erschließungsstraßen und örtlichen<br />
Grünflächen einschließlich <strong>de</strong>r Bereitstellung<br />
<strong>de</strong>r dafür nötigen Grundstücke,<br />
• die soziale Infrastruktur für Kin<strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>rkrippe bis zur Grundschule, in <strong>de</strong>r Regel<br />
in Form eines Finanzierungsbeitrags und durch<br />
Grundstücksbereitstellung,<br />
• einen angemessenen Anteil geför<strong>de</strong>rten Wohnungsbaus<br />
am neu geschaffenen Wohnungsbaurecht,<br />
die sogenannte För<strong>de</strong>rquote von<br />
30 % zu Gunsten <strong>de</strong>r Wohnungssuchen<strong>de</strong>n mit<br />
unteren und mittleren Einkommen,<br />
• <strong>de</strong>n Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft<br />
sowie die Planungskosten<br />
• und die zügige Verwirklichung <strong>de</strong>r Planungen<br />
(Baupflicht).<br />
Grundsätzlich soll <strong>de</strong>n Planungsbegünstigten<br />
aber min<strong>de</strong>stens ein Drittel <strong>de</strong>r durch die Überplanung<br />
erzielten Bo<strong>de</strong>nwertsteigerung zustehen.<br />
„Die Übernahme <strong>de</strong>r durch das Planungsvorhaben<br />
ursächlich ausgelösten Kosten und Lasten ist seitens<br />
<strong>de</strong>r Bauträgerschaft allgemein akzeptiert. Die<br />
Verfahren sind transparent; sofern Än<strong>de</strong>rungen<br />
erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n diese frühzeitig kommuniziert<br />
und mit <strong>de</strong>n Betroffenen diskutiert“,<br />
sagt Münchens Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth<br />
Merk zur Reaktion <strong>de</strong>r Bauträger auf die SoBoN.<br />
Münchener Mischung<br />
Für die Stadt München ist ein zentraler Punkt,<br />
dass die Planungsbegünstigten bei <strong>de</strong>r Schaffung<br />
von neuem Wohnraum in die Pflicht genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei soll ein angemessener Teil <strong>de</strong>r<br />
neuen Wohnungen für untere und mittlere Einkommen<br />
vorgehalten wer<strong>de</strong>n. Die sog. För<strong>de</strong>rquote<br />
beträgt 30 %. In <strong>de</strong>r Praxis gilt, dass 20 %<br />
für <strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rten Mietwohnungsbau und 10 %<br />
für (geför<strong>de</strong>rte) Eigentumswohnungen zu verwen<strong>de</strong>n<br />
sind. Dadurch soll es auch Haushalten<br />
mit mittlerem Einkommen ermöglicht wer<strong>de</strong>n,<br />
in <strong>de</strong>r Stadt preisgünstiges Wohneigentum zu erwerben.<br />
Die Verkaufspreise <strong>de</strong>r geför<strong>de</strong>rten Objekte<br />
liegen in <strong>de</strong>r Regel bei maximal 3.000 €/m 2<br />
Wohnfläche.<br />
Durch diese Vorgaben wird die von <strong>de</strong>r Stadt erstrebte<br />
Münchner Mischung – eine breite Streuung<br />
von Einkommensgruppen in <strong>de</strong>n Wohnquartieren<br />
– erreicht. Die För<strong>de</strong>rquote von 30 % wur<strong>de</strong><br />
vom Stadtrat 2006 – als er auf zahlreiche<br />
8 | 2013<br />
17
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Quelle: LH München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung<br />
Der Arnulfpark ist das erste Teilgebiet <strong>de</strong>r zentralen Bahnflächen, das weitgehend realisiert ist<br />
Vorschläge <strong>de</strong>r Bauwirtschaft reagierte – noch<br />
einmal bestätigt. Das größte Münchner Wohnungsunternehmen,<br />
die kommunale Wohnungsbaugesellschaft<br />
GEWOFAG, begrüßt die SoBoN.<br />
Durch die Verordnung wer<strong>de</strong> eine Ghettobildung<br />
verhin<strong>de</strong>rt, da in <strong>de</strong>n Entwicklungsgebieten frei<br />
finanzierte Wohnungen mit unterschiedlichen<br />
För<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>llen wie <strong>de</strong>r Einkommensorientierten<br />
För<strong>de</strong>rung (EOF) und <strong>de</strong>m Münchner Mo<strong>de</strong>ll<br />
gemischt wer<strong>de</strong>n. „Die Anwendung <strong>de</strong>r SoBoN ist<br />
ein wirksames Mittel, um Gentrifizierungsprozesse<br />
einzudämmen“, erläutert GEWOFAG-Geschäftsführerin<br />
Gordona Sommer. Die kommunale<br />
GEWOFAG hat bereits bei einigen Bauvorhaben<br />
von <strong>de</strong>r SoBoN profitiert, bei <strong>de</strong>nen private Bauträger<br />
<strong>de</strong>m kommunalen Wohnungsunternehmen<br />
ihre SoBoN-Flächen verkauft haben.<br />
Dem Kritikpunkt, durch die SoBoN wür<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rte<br />
Wohnungen durch erhöhte Kaufpreise<br />
beim freien Wohnungsbau quersubventioniert,<br />
kann Münchens Stadtbaurätin nichts abgewinnen.<br />
Schließlich sei die Angemessenheit <strong>de</strong>r Kosten und<br />
Lasten ein Prüfungsmaßstab <strong>de</strong>s Gesamtpaketes.<br />
Kita im Wohnquartier Hirschgarten<br />
In <strong>de</strong>r Regel wür<strong>de</strong>n sich die SoBoN-Bebauungspläne<br />
bei <strong>de</strong>n Verhältnissen in München für die<br />
Planungsbegünstigten gut rechnen, zumal ihnen<br />
ja min<strong>de</strong>stens ein Drittel <strong>de</strong>s planungsbedingten<br />
Wertzuwachses verbleibe. „Es wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb zu<br />
weit führen und wäre sachlich nicht gerecht, einen<br />
direkten Bezug zwischen <strong>de</strong>n Kosten für <strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rten<br />
Wohnungsbau und <strong>de</strong>n Verkaufspreisen für<br />
<strong>de</strong>n freifinanzierten Wohnungsbau herzustellen“,<br />
so Merk.<br />
Große Planungsprojekte, die mit Hilfe <strong>de</strong>r SoBoN<br />
bewältigt wer<strong>de</strong>n konnten, sind z. B. die Messestadt-Riem,<br />
die Bahnflächen entlang <strong>de</strong>r Achse<br />
Hauptbahnhof-Laim-Pasing, die Parkstadt Schwabing<br />
auf einem ehemaligen Gewerbe- und Industrieareal<br />
und die ehemaligen Kasernenareale.<br />
Positives Beispiel<br />
Für <strong>de</strong>n VdW Bayern ist die Münchner SoBoN ein<br />
positives Beispiel, wie auf einem überhitzten Wohnungsmarkt<br />
sozialer Wohnungsbau ermöglicht<br />
wird. „Gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Auslaufens<br />
von Sozialbindungen und <strong>de</strong>m hohen Bedarf an<br />
Quelle: LH München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung<br />
bezahlbarem Wohnraum hat das Mo<strong>de</strong>ll eine große<br />
Be<strong>de</strong>utung“, sagt Verbandsdirektor Xaver Kroner.<br />
Ohne die SoBoN wür<strong>de</strong>n angesichts <strong>de</strong>r hohen<br />
Münchner Grundstückspreise fast ausschließlich<br />
Wohnungen im gehobenen Preissegment gebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>ute aber nicht, dass eine Übertragung<br />
auf an<strong>de</strong>re Städte in je<strong>de</strong>m Fall sinnvoll<br />
sei. Hier müsse je<strong>de</strong>r Fall genau analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Sonst könne eine solche Klausel Wohnungsmärkte<br />
auch lähmen, so Kroner.<br />
Ähnliche Mo<strong>de</strong>lle mit Quoten für Sozialwohnungen<br />
bei Neubauprojekten gibt es bisher u. a. in<br />
Frankfurt (15% bei Neubauprojekten), Hamburg<br />
(2011: 30%) und Regensburg (15% seit 2010,<br />
20% ab 2015). In Düsseldorf wird über eine flexible<br />
Quote nachgedacht, bei großen Neubauprojekten<br />
sollen 20 % geför<strong>de</strong>rte Wohnungen Pflicht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Münchens Stadtbaurätin kann sich die SoBoN gut<br />
als Mo<strong>de</strong>ll für an<strong>de</strong>re Kommunen mit angespannten<br />
Wohnungsmärkten vorstellen. In München<br />
wer<strong>de</strong> damit seit fast 20 Jahren gewährleistet,<br />
dass sowohl in Zeiten kommunaler Finanznot als<br />
auch in Zeiten mit angespanntem Wohnungsmarkt<br />
dringend erfor<strong>de</strong>rliches Baurecht einschließlich<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Infrastruktur einrichtungen<br />
geschaffen wird. „Somit ist die SoBoN mit Sicherheit<br />
auch ein geeignetes und praktikables Mo<strong>de</strong>ll<br />
für an<strong>de</strong>re Kommunen“, sagt Merk – je<strong>de</strong>nfalls<br />
dann, wenn Überplanungen zu einer <strong>de</strong>utlichen<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Grundstückswerte führen, schränkt<br />
sie ein. Ansonsten könnten die Lasten nicht aus <strong>de</strong>n<br />
Wertzuwächsen getragen wer<strong>de</strong>n. Auch Gordona<br />
Sommer hält die SoBoN für ein empfehlenswertes<br />
Mo<strong>de</strong>ll: „Die Kommunen können ihre Planungshoheit<br />
zugunsten einer strategischen Stadtentwicklung<br />
voll ausschöpfen und sind nicht davon<br />
abhängig, was Investoren realisieren“, betont die<br />
GEWOFAG-Geschäftsführerin.<br />
18 8 | 2013
„Golf macht<br />
Schule“<br />
Benefiz-Golfturniere 2013<br />
für ein Schulbauprojekt <strong>de</strong>r<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit und spielen Sie gemeinsam mit<br />
Kolleginnen und Kollegen aus <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft für einen<br />
wohltätigen Zweck. Helfen Sie mit!<br />
Cup, Bad Saarow 25. Mai 2013<br />
Cup, Bad Aibling 13. Juli 2013<br />
Cup, Hamburg 3. August 2013<br />
Cup, Köln 14. September 2013<br />
Weitere Infos zur Teilnahme, <strong>de</strong>r Anfahrt, sowie <strong>de</strong>n genauen Ablauf erhalten<br />
Sie mit <strong>de</strong>r Anmel<strong>de</strong>bestätigung o<strong>de</strong>r unter: www.hammonia.<strong>de</strong>/golf,<br />
und bei Klaus Böck: klaus.boeck@haufe-lexware.com,<br />
Tel.: 0761 8983160
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Quelle: FSB<br />
Das dritte Passivhochhaus <strong>de</strong>r kommunalen Freiburger Stadtbau GmbH steht in <strong>de</strong>r Bugginger Straße 2 – Ansicht vor Baubeginn<br />
20 8 | 2013
Innovative Konzepte zur Wohnraumerweiterung<br />
Passivhaussanierungsstrategie bei<br />
1960er-Jahre-Hochhäusern<br />
Die Stadt Freiburg im Breisgau steht als „Green City“ für eine nachhaltige Stadtentwicklung und eine<br />
bewusste Lebensqualität. Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für die Wohnversorgung sind die Projekte <strong>de</strong>r<br />
Freiburger Stadtbau GmbH (FSB). Die kommunale Gesellschaft mit ca. 11.000 Wohnungen investiert mit<br />
einer europaweit einzigartigen Sanierung von Hochhäusern aus <strong>de</strong>n 1960er-Jahren zu Passivhäusern in<br />
ein nachhaltiges und zukunftweisen<strong>de</strong>s Wohngebäu<strong>de</strong>konzept, das bezahlbare Mietpreise ermöglicht.<br />
René Derjung<br />
Administration und Finanzen<br />
Freiburger Stadtbau GmbH<br />
Die FSB verfolgt bei <strong>de</strong>r Sanierung ein ganzheitliches<br />
Konzept, das sich lohnt, näher zu betrachten:<br />
Lässt sich ein Hochhaus mit fast 100 Wohnungen<br />
überhaupt zu einem kostensparen<strong>de</strong>n und energieeffizienten<br />
Passivhaus sanieren? Die FSB zeigt<br />
an drei beispielhaften Objekten, wie erfolgreich<br />
diese Sanierungsmaßnahme ist. Nach <strong>de</strong>m Vorzeigeobjekt<br />
Bugginger Straße 50 und <strong>de</strong>m Passivhochhaus<br />
im Binzengrün 9 nimmt die FSB jetzt die<br />
Sanierung <strong>de</strong>s dritten 1960er-Jahre-Hochhauses<br />
in <strong>de</strong>r Bugginger Straße 2 in Angriff. Das Unternehmen<br />
profitiert dabei von <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n vorangegangenen Sanierungen.<br />
„Sanierung von Kopf bis Fuß“<br />
Das 16-geschossige Hochhaus aus <strong>de</strong>n 1960er<br />
Jahren wird vollständig saniert. Hierfür ist ein<br />
Umzug <strong>de</strong>r Mieterinnen und Mieter erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
welche die FSB über das sich seit Jahren bewährte<br />
hauseigene Umzugsmanagement abwickelt. Für<br />
je<strong>de</strong>n Bewohner wird die passen<strong>de</strong> Übergangswohnung<br />
o<strong>de</strong>r eine bereits neu sanierte Wohnung<br />
im Bestand <strong>de</strong>r FSB gesucht. Nach Fertigstellung<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s können die Bewohner auf Wunsch<br />
wie<strong>de</strong>r zurück in ihre frisch sanierte „alte“ Wohnung<br />
ziehen. Im Jahr 2012 hat die FSB dabei für<br />
Umzüge, Übergangswohnungen und Zeitwerterstattungen<br />
von mietereigenen Möbeln, Küchen<br />
etc. ca. 450.000 € ausgegeben. „Das sind gut Südwestseite mit <strong>de</strong>m Anbau einer Gebäu<strong>de</strong>achse.<br />
eingesetzte Mittel. Unser Umzugsmanagement Die Gesamtwohnfläche erhöht sich so fast um ein<br />
sorgt dafür, dass die Menschen im Quartier bleiben Viertel von 7.200 auf 8.900 m 2 . Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />
können“, stellt FSB-Geschäftsführer Ralf Klausmann<br />
fest, <strong>de</strong>nn die größte Befürchtung <strong>de</strong>r Be-<br />
steigt von 90 auf 135. Ohne zusätzliche Grund-<br />
die Grundrisse verän<strong>de</strong>rt. Die Zahl <strong>de</strong>r Wohnungen<br />
wohner bei einer anstehen<strong>de</strong>n Sanierung sei <strong>de</strong>r stücksfläche zu benötigen, schafft die FSB auf<br />
Verlust <strong>de</strong>s eigenen Zuhauses und <strong>de</strong>r gewohnten diesem Weg 45 neue Wohnungen. Neben <strong>de</strong>n 30<br />
Umgebung. Bezugsfertig wird das „neue“ Passivhochhaus<br />
ab Herbst 2014 sein.<br />
künftig 15 Vierzimmerwohnungen geben, die von<br />
Drei- und <strong>de</strong>n 90 Zweizimmerwohnungen wird es<br />
Neben <strong>de</strong>r Energieeinsparung liegt <strong>de</strong>r größte Vorteil<br />
<strong>de</strong>r Sanierung in <strong>de</strong>r Gewinnung neuer Wohntigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein weiterer positiver Effekt, <strong>de</strong>n das<br />
Familien im Stadtteil Weingarten dringend benöfläche<br />
bzw. neuer Wohnungen ohne zusätzlichen Gebäu<strong>de</strong> durch Sanierung erfährt, ist eine grundlegen<strong>de</strong><br />
Wertsteigerung <strong>de</strong>s gesamten Objektes.<br />
Grundstücksverbrauch. Für die Schaffung neuer<br />
Wohnungen fallen somit weniger Wohnungsneubauten<br />
sowie weniger Flächenversiegelung an. investiert die FSB über 15 Mio. € in die Sanierung<br />
Inklusive <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesstätte im Erdgeschoss<br />
Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen <strong>de</strong>s dritten Hochhauses zum Passivhaus.<br />
Beitrag zur Entlastung <strong>de</strong>s Freiburger Wohnungsmarktes,<br />
<strong>de</strong>r durch eine sehr hohe Nachfrage<br />
gekennzeichnet ist, und zur Reduzierung erfor<strong>de</strong>rn Flexibilität<br />
Unterschiedliche Mieteransprüche<br />
<strong>de</strong>r Neuinanspruchnahme von Siedlungs- und Die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen ermöglichen<br />
es <strong>de</strong>r FSB, mit großer Flexibilität <strong>de</strong>n un-<br />
Verkehrsflächen.<br />
Die zusätzliche Wohnfläche erreicht das Unternehmen<br />
durch die Erweiterung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>r Paaren o<strong>de</strong>r älteren Menschen gerecht zu<br />
terschiedlichen Ansprüchen von Alleinleben<strong>de</strong>n,<br />
MEHR WOHNUNGEN UND PLATZ FÜR EINE GEWERBEEINHEIT<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>r FSB ist die soziale Mischung im Freiburger Stadtteil Weingarten eine wichtige<br />
Voraussetzung für stabile Nachbarschaften. Für die Betreuung <strong>de</strong>r Kleinsten steht im Erdgeschoss<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s bereits seit 1997 die städtische Kita Wirbelwind bereit. Von <strong>de</strong>r<br />
Sanierung und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Grundrissvergrößerungen profitieren die kleinsten<br />
Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kita, da diese nach <strong>de</strong>r Sanierung über wesentlich mehr Platz verfügen wird und<br />
dadurch mehr Kin<strong>de</strong>r aufnehmen kann. Für die Dauer <strong>de</strong>r Sanierung wur<strong>de</strong>n im benachbarten<br />
Gebäu<strong>de</strong> Binzengrün 34 entsprechen<strong>de</strong> Übergangsräumlichkeiten für die Kita Wirbelwind<br />
bereitgestellt und im Vorfeld an die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Betreuer angepasst.<br />
8 | 2013<br />
21
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
wer<strong>de</strong>n. So wer<strong>de</strong>n alle Wohnungen barrierefrei<br />
erreichbar sein und die Hälfte aller Wohnungen<br />
verfügen über ein schwellenfreies Bad.<br />
Durch die Sanierung gilt für die Wohnungen, für<br />
einen Zeitraum von zehn Jahren ab Beginn, eine<br />
festgeschriebene Miete mit einem fest vereinbarten<br />
Sanierungszuschlag, <strong>de</strong>r in Stufen zwischen<br />
80 und 115 % erhoben wird. Die Sanierungskosten<br />
wer<strong>de</strong>n also nicht, wie sonst nach BGB möglich,<br />
direkt und voll und ganz umgelegt (11 % <strong>de</strong>r<br />
anrechenbaren Kosten im Jahr). So besteht für<br />
diesen Zeitraum wie<strong>de</strong>r eine Bindung und die<br />
möglichen Mietpreissteigerungen im Mietspiegel<br />
fin<strong>de</strong>n keine Anwendung. Für die Sanierungen<br />
<strong>de</strong>r Hochhäuser haben die Stadt Freiburg und<br />
die FSB eine separate Vereinbarung über dieses<br />
„Freiburger Mietpreismo<strong>de</strong>ll Weingarten-West“<br />
mit Benennungsrecht und die Mietpreisbindung<br />
abgeschlossen. Den Mietern wird so die Sicherheit<br />
gegeben, dass ihre Miete für die kommen<strong>de</strong>n zehn<br />
Jahre unabhängig vom steigen<strong>de</strong>n Mietspiegel betrachtet<br />
wird.<br />
Geringere Heizkosten<br />
durch energieeffiziente Sanierung<br />
Die Quintessenz <strong>de</strong>s Projektes aber liegt in <strong>de</strong>r<br />
energetischen Ertüchtigung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s. Mit<br />
<strong>de</strong>r aufwendigen Sanierung vom Hochhaus zum<br />
energiesparen<strong>de</strong>n Passivhaus sorgt die FSB dafür,<br />
dass die Heizkosten für die Bewohner niedriger<br />
ausfallen. Voraussetzung für die Einsparung <strong>de</strong>r<br />
Heizkosten ist allerdings, dass die Mieter ihre Gewohnheiten<br />
<strong>de</strong>m Leben im Passivhaus anpassen.<br />
So soll das Passivhochhaus aussehen, wenn es fertig ist: nicht nur energieeffizienter,<br />
son<strong>de</strong>rn auch mit zusätzlichen Wohnungen ausgestattet<br />
In Stadtteil Weingarten baut die Freiburger Stadtbau <strong>de</strong>rzeit das<br />
3. Hochhaus zum Passivhaus um: Das Haus Bugginger Straße 2<br />
und die dahinter liegen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong> Binzengrün 9 und Bugginger Straße 50<br />
Hierfür bietet das kommunale Unternehmen eine<br />
ganz beson<strong>de</strong>re Dienstleistung an: eine kostenlose<br />
Beratung durch ausgebil<strong>de</strong>te Energieberaterinnen,<br />
die <strong>de</strong>n Mietern das richtige Wohnverhalten<br />
im Passivhaus erklären. „Es ist entschei<strong>de</strong>nd für<br />
die Akzeptanz <strong>de</strong>r neuen Technik, dass man diese<br />
<strong>de</strong>n Menschen erklärt“, sagt FSB-Geschäftsführer<br />
Ralf Klausmann.<br />
Erreicht wird <strong>de</strong>r Passivhausstandard durch die<br />
Dämmung von Fassa<strong>de</strong>, Dach und Keller<strong>de</strong>cke, <strong>de</strong>n<br />
Einbau hochwertiger Wärmeschutzfenster und einer<br />
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.<br />
Der Energieverbrauch beträgt bisher 68 kWh/m 2<br />
p.a., nach <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung reduziert sich dieser<br />
auf 15 kWh/m 2 p. a. Somit sparen die Bewohner<br />
jährlich 53 kWh/m 2 , das sind fast 78 % Einsparung.<br />
Da durch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Grundrisse<br />
viele kleinere Wohnungen geschaffen wur<strong>de</strong>n,<br />
reduzieren sich durch die damit verbun<strong>de</strong>ne neue<br />
Verteilung auch die allgemeinen Betriebskosten,<br />
was <strong>de</strong>m Bewohner zugutekommt.<br />
Wohnungsbedarf und Wohnbedürfnisse<br />
„Viele <strong>de</strong>r Bewohner sind nach <strong>de</strong>r Fertigstellung<br />
in <strong>de</strong>n 1960er Jahren in die Hochhäuser eingezogen.<br />
Sie haben eine Familie gegrün<strong>de</strong>t und dort ihre<br />
Kin<strong>de</strong>r großgezogen. Diese sind nun aus <strong>de</strong>m Haus.<br />
Daher entschei<strong>de</strong>n sich jetzt viele für eine kleinere<br />
Wohnung. Somit fällt <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnisierungsbedingte<br />
Mietaufschlag häufig überhaupt nicht mehr ins<br />
Gewicht“, so Ralf Klausmann.<br />
Langfristig preisgünstigen und nachhaltigen<br />
Wohnraum zu schaffen, ist die Intention vieler<br />
Wohnungsunternehmen. Die FSB zeigt mit <strong>de</strong>n<br />
Passivhaussanierungen, wie es nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeitigen<br />
Stand <strong>de</strong>r Technik möglich ist, zukunftsweisen<strong>de</strong><br />
Wohnkonzepte für die Freiburger<br />
Bürger zu entwickeln und zu realisieren. Denn<br />
in energieeffizienten und mo<strong>de</strong>rnen Wohngebäu<strong>de</strong>n<br />
liegt die Zukunft <strong>de</strong>s urbanen Wohnens<br />
in einer klimafreundlichen Stadt. Heute ist dies<br />
das Passivhaus, morgen entwickelt sich <strong>de</strong>r technische<br />
Standard weiter. Im Schulterschluss mit<br />
<strong>de</strong>r Forschung arbeitet die FSB auch an an<strong>de</strong>ren<br />
zukunftsweisen<strong>de</strong>n Lösungen <strong>de</strong>r energetischen<br />
Sanierung. Nur durch die gemeinsame Arbeit von<br />
Forschung, Wohnungswirtschaft und Bauindustrie<br />
wer<strong>de</strong>n Innovationen vorangetrieben.<br />
22 8 | 2013
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NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Quelle: WEWOBAU<br />
Von <strong>de</strong>r Ruine zur baugeschichtlichen Sensation: Der WEWOBAU ist es zu verdanken, dass ein altes Gebäu<strong>de</strong> in Zwickaus Innenstadt wie<strong>de</strong>r<br />
in neuem Glanz erstrahlt, eine mittelalterliche Münzstätte wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt und Details aus <strong>de</strong>n Jahren 1440 und 1530 bewahrt wur<strong>de</strong>n<br />
Wohnen im Denkmal<br />
Eine Genossenschaft rettet ein Bau<strong>de</strong>nkmal<br />
Sie war <strong>de</strong>r letzte Schandfleck <strong>de</strong>r Innenstadt Zwickaus: die Centralhalle. Dann nahm sich die Westsächsische<br />
Wohn- und Baugenossenschaft eG Zwickau (WEWOBAU) <strong>de</strong>s heruntergekommenen Bau<strong>de</strong>nkmals an – und<br />
machte daraus mit großem Aufwand ein Schmuckstück mit einem gehobenen Restaurant und Wohnungen.<br />
Auftakt einer Serie über <strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utungswan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>nkmalwerte und -geschützte Wohnungsbestän<strong>de</strong><br />
seit einiger Zeit erfahren, über schöne Beispiele bei Wohnungsunternehmen und über das Leben in ihnen.<br />
Christian Hunziker<br />
freier Immobilienjournalist<br />
Berlin<br />
Nicht viel hätte gefehlt, und die größte Attraktion<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>nkmalgeschützten Gebäu<strong>de</strong>s am Zwickauer<br />
Hauptmarkt wäre für immer verborgen geblieben.<br />
Bei <strong>de</strong>n Sanierungsarbeiten, erzählt Walter<br />
Igel, technischer Prokurist <strong>de</strong>r WEWOBAU, kam<br />
im Keller ein beschädigtes Gewölbe zum Vorschein.<br />
Statt das bauhistorisch nicht beson<strong>de</strong>rs<br />
wertvolle Gewölbe zu sanieren, beschlossen die<br />
Verantwortlichen, es zu entfernen, und stießen<br />
dabei auf eine Mauer. Auch die musste weg – doch<br />
dann zeigten sich weitere Mauern. Bei diesen, so<br />
stellten die Experten fest, han<strong>de</strong>lt es sich um die<br />
Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s einstigen Steinhuses: einer mittelalterlichen<br />
Münzprägestätte, die auf die Zeit um<br />
das Jahr 1200 zurückgeht und damit die einzige<br />
in wesentlichen Teilen erhaltene mittelalterliche<br />
Münzstätte in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik ist.<br />
Für Walter Igel und die Zwickauer Genossenschaft<br />
war die Beschäftigung mit mittelalterlichen<br />
Bau<strong>de</strong>nkmalen eine neue Erfahrung, betont <strong>de</strong>r<br />
WEWOBAU-Prokurist. Ihr alltägliches Geschäft ist<br />
ein an<strong>de</strong>res: Mit rund 5.500 Wohnungen ist sie das<br />
zweitgrößte Wohnungsunternehmen in <strong>de</strong>r säch-<br />
24 8 | 2013
sischen 92.000-Einwohner-Stadt und verwaltet<br />
hauptsächlich Plattenbauten in <strong>de</strong>n Stadtteilen<br />
Marienthal sowie Neuplanitz. Und dabei hat sie<br />
eigentlich mit genügend Herausfor<strong>de</strong>rungen zu<br />
kämpfen: Obwohl die Genossenschaft im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Programms Stadtumbau Ost gut 750 Wohnungen<br />
abgerissen hat, verzeichnet sie einen Leerstand<br />
von rund 20 %. Dieser, erläutert Ute Voigt,<br />
die kaufmännische Prokuristin <strong>de</strong>r WEWOBAU,<br />
konzentriert sich allerdings nicht auf einzelne<br />
Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Viertel, son<strong>de</strong>rn ist hauptsächlich<br />
<strong>de</strong>m Umstand geschul<strong>de</strong>t, dass sich die obersten<br />
Wohnungen in <strong>de</strong>n Fünf- und Sechsgeschossern<br />
ohne Aufzug kaum vermieten lassen.<br />
Verantwortung für die Stadt<br />
Warum also nimmt sich eine Wohnungsbaugenossenschaft<br />
ausgerechnet <strong>de</strong>s ältesten Hauses<br />
<strong>de</strong>r Stadt an? „Wir sind in Zwickau verwurzelt und<br />
können uns <strong>de</strong>n Anliegen <strong>de</strong>r Stadt nicht verschließen“,<br />
antwortet Rainer Feige, <strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r WEWOBAU (siehe nachfolgen<strong>de</strong>s<br />
Interview): Viel öffentliches Geld sei in die DDR-<br />
Neubauviertel geflossen; <strong>de</strong>shalb sei es an <strong>de</strong>r Zeit<br />
gewesen, auch einmal etwas für die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Innenstadt zu tun.<br />
2010 ersteigerte die WEWOBAU <strong>de</strong>shalb das seit<br />
<strong>de</strong>n frühen neunziger Jahren leer stehen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong><br />
am Hauptmarkt, das die Zwickauer unter <strong>de</strong>m<br />
Namen Centralhalle kannten und das zu DDR-Zeiten<br />
eine Stu<strong>de</strong>ntenkneipe sowie Wohnungen beherbergte.<br />
Das ursprüngliche Konzept für das jetzt Alte<br />
Münze genannte Objekt sah vor, im Erdgeschoss<br />
ein gehobenes Restaurant anzusie<strong>de</strong>ln und darüber<br />
wie<strong>de</strong>r Wohnungen anzubieten. In <strong>de</strong>r Folge<br />
modifizierten die Verantwortlichen das Konzept<br />
jedoch: 300 m 2 Fläche im ersten und einem Teil <strong>de</strong>s<br />
zweiten Obergeschosses wer<strong>de</strong>n nun an <strong>de</strong>n lokalen<br />
Fernsehsen<strong>de</strong>r TV Zwickau vermietet.<br />
Beson<strong>de</strong>re Wohnungen in <strong>de</strong>r „Alten Münze“<br />
Gewohnt wird hingegen im zweiten und dritten<br />
Geschoss. Die bei<strong>de</strong>n kleineren Einheiten<br />
(zusammen 123 m 2 Wohnfläche) im zweiten<br />
Obergeschoss wer<strong>de</strong>n allerdings nicht regulär<br />
vermietet, son<strong>de</strong>rn möbliert an Kurzzeitaufenthalter<br />
vergeben. Dabei kooperiert die WEWOBAU<br />
mit Bernd Winkler, <strong>de</strong>m Betreiber <strong>de</strong>s Restaurants<br />
Alte Münze im Erdgeschoss: Er kümmert sich um<br />
die Vermietung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohnungen und trägt<br />
sämtliche Betriebskosten. Von <strong>de</strong>n Einnahmen<br />
gehen 60 % an <strong>de</strong>n Betreiber und 40 % an die<br />
WEWOBAU. Winkler wird auch das kleine Hotel<br />
mit elf Zimmern betreiben, das die WEWOBAU im<br />
hinteren Bereich <strong>de</strong>s Grundstücks errichtet. Die<br />
Bauarbeiten dafür sollen in diesem Jahr beginnen<br />
und 2014 abgeschlossen sein.<br />
Bei <strong>de</strong>r Sanierung wur<strong>de</strong>n Stützsäulen aus <strong>de</strong>m Jahr 1530 und Deckenteile aus <strong>de</strong>m Jahr 1440 freigelegt …<br />
… diese wur<strong>de</strong>n – ebenso wie die historischen Wandmalereien – liebevoll restauriert<br />
Quelle: WEWOBAU<br />
Quelle: WEWOBAU, Foto: Dirk Dießel/dsl-factory.<strong>de</strong> Quelle: WEWOBAU, Foto: Dirk Dießel/dsl-factory.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
25
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Eine Holz<strong>de</strong>cke aus <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> im<br />
1. OG freigelegt und restauriert<br />
Quelle: WEWOBAU, Foto: Dirk Dießel/dsl-factory.<strong>de</strong><br />
Quelle: WEWOBAU<br />
Ganz normal vermietet wor<strong>de</strong>n ist hingegen die<br />
großzügige Dachgeschosswohnung mit 137 m 2<br />
Wohnfläche und einer 80 m 2 großen Terrasse<br />
mit schönster Aussicht auf <strong>de</strong>n Zwickauer Dom<br />
und die Stadt. Damit schafft die WEWOBAU ein<br />
Angebot, das es in ihrem Bestand bisher nicht<br />
gegeben hat.<br />
Viele Überraschungen<br />
Beim Rundgang durch das fast fertig sanierte<br />
Denkmal weist Prokurist Igel auf historische Elemente<br />
hin. Im Kellergewölbe, wo einst die Münzen<br />
geprägt wur<strong>de</strong>n, befin<strong>de</strong>t sich jetzt u. a. ein Raum,<br />
in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Aufsichtsrat <strong>de</strong>r Genossenschaft tagt.<br />
Bewun<strong>de</strong>rn kann er dann jeweils die fast eineinhalb<br />
Meter dicken mittelalterlichen Mauern, an<br />
<strong>de</strong>nen man noch Spuren von Ruß erkennt. Auch<br />
die alten Rauchabzüge blieben erhalten. Die<br />
oberen Geschosse zeigen ebenfalls eine Fülle an<br />
bauhistorischen Details, die die WEWOBAU sorgfältig<br />
restaurieren ließ: eine Decke aus <strong>de</strong>m Jahr<br />
1440, historische Wandmalereien, Säulen aus <strong>de</strong>m<br />
Jahr 1530. Sogar im Bad einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n kleinen<br />
Wohnungen öffnet sich eine aus <strong>de</strong>m Mittelalter<br />
stammen<strong>de</strong> Nische.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r, erzählt Igel, kamen bei <strong>de</strong>n Arbeiten<br />
neue Einzelheiten ans Licht, so dass mehrere<br />
Umplanungen und Grundrissanpassungen nötig<br />
wur<strong>de</strong>n. Dabei mussten sich die Verantwortlichen<br />
<strong>de</strong>r WEWOBAU, <strong>de</strong>r Bauconzept Planungsgesell-<br />
Bis vor kurzem bot sich noch <strong>de</strong>r Blick auf ein leerstehen<strong>de</strong>s, langsam verfallen<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>.<br />
Dank <strong>de</strong>s Engagements <strong>de</strong>r WEWOBAU erstrahlt es wie<strong>de</strong>r in historischer Schönheit<br />
Quelle: WEWOBAU<br />
Quelle: WEWOBAU, Foto: Kristin Heier, Bernsdorf<br />
schaft mbH aus Lichtenstein und <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes<br />
für Denkmalpflege mit ganz unterschiedlichen<br />
Zeit epochen auseinan<strong>de</strong>rsetzen: Die Fassa<strong>de</strong> und<br />
<strong>de</strong>r Eingangsbereich entsprechen jetzt <strong>de</strong>m Stand<br />
von 1926, als die Alte Münze zum letzten Mal<br />
grundlegend umgebaut wur<strong>de</strong>.<br />
Kosten höher als geplant<br />
Auch die Kosten erhöhten sich, wie Prokuristin<br />
Voigt zur Kenntnis nehmen musste. Kalkuliert<br />
wur<strong>de</strong> ursprünglich mit einem Betrag von rund<br />
1.400 €/m 2 Nutzfläche (das Gebäu<strong>de</strong> weist eine<br />
Nutzfläche von knapp 900 m 2 auf). Gekostet hat<br />
die Sanierung letztlich rund 2 Mio. € (ohne Hotelneubau).<br />
„Ohne die För<strong>de</strong>rung durch Bund<br />
und Land hätten wir manche Details nicht zeigen<br />
können“, sagt Prokurist Igel. För<strong>de</strong>rmittel gab es<br />
aus <strong>de</strong>m Denkmalpflegeprogramm <strong>de</strong>s Freistaats<br />
Sachsen, <strong>de</strong>m Denkmalschutz-Son<strong>de</strong>rprogramm<br />
<strong>de</strong>s Beauftragten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung für Kultur<br />
und Medien und <strong>de</strong>r Deutschen Stiftung Denkmalschutz.<br />
Die Kredite für das Vorhabens stellte die<br />
Sparkasse Zwickau zur Verfügung.<br />
Trotz <strong>de</strong>r großen finanziellen Belastung – begleitet<br />
man das WEWOBAU-Führungstrio durch die Alte<br />
Münze, wird <strong>de</strong>utlich, wie stolz sie auf das Geleistete<br />
sein können. „Aus <strong>de</strong>m Rohdiamanten wur<strong>de</strong><br />
ein Schmuckstück“, freut sich Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Feige. Dafür gibt es Lob von oberster Stelle.<br />
„Das Haus ist wun<strong>de</strong>rschön gewor<strong>de</strong>n“, sagte Zwickaus<br />
Oberbürgermeisterin Dr. Pia Fin<strong>de</strong>iß En<strong>de</strong><br />
vergangenen Jahres. „Ich bin <strong>de</strong>r WEWOBAU sehr<br />
dankbar, dass sie sich dieses Problems angenommen<br />
und es zu einem so guten En<strong>de</strong> geführt hat.“<br />
26 8 | 2013
Quelle: WEWOBAU, Foto: dirk.dießel/dsl-factory.<strong>de</strong><br />
Quelle: WEWOBAU, Foto: dirk.dießel/dsl-factory.<strong>de</strong><br />
Interview mit Rainer Feige und Ute Voigt<br />
„<strong>Als</strong> Unternehmen sind wir in <strong>de</strong>r Pflicht“<br />
Warum engagiert sich eine Wohnungsgenossenschaft für die Rettung eines Bau<strong>de</strong>nkmals?<br />
Und rechnet sich das überhaupt? Antworten auf diese Fragen geben Rainer Feige, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r WEWOBAU, und Ute Voigt, kaufmännische Prokuristin.<br />
Herr Feige, Sie sind Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
einer Wohnungsgenossenschaft, <strong>de</strong>ren wichtigste<br />
Aufgabe eigentlich nicht die Sanierung<br />
von Bau<strong>de</strong>nkmalen ist. Warum haben Sie sich<br />
trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Alten Münze angenommen?<br />
Rainer Feige: Die ehemalige Centralhalle war <strong>de</strong>r<br />
letzte Schandfleck am Zwickauer Hauptmarkt.<br />
Unser Ziel war es, diesen zu beseitigen und darüber<br />
hinaus einen aktiven Beitrag zur Innenstadtsanierung<br />
zu leisten.<br />
Wir sind in Zwickau verwurzelt und können uns<br />
<strong>de</strong>n Anliegen <strong>de</strong>r Stadt nicht verschließen. Und es<br />
sah früher wirklich schlimm aus. Die Alte Münze<br />
liegt ja direkt gegenüber <strong>de</strong>m Geburtshaus <strong>de</strong>s<br />
Komponisten Robert Schumann, so dass die Teilnehmer<br />
<strong>de</strong>s Internationalen Robert-Schumann-<br />
Wettbewerbs als Erstes diesen Schandfleck sahen.<br />
Wie haben Ihre Mitglie<strong>de</strong>r auf Ihr Engagement<br />
in <strong>de</strong>r Innenstadt reagiert?<br />
Ute Voigt: Überwiegend positiv. Aber natürlich<br />
gab es auch skeptische Stimmen. Denn die Sanierung<br />
kostete Geld. Der eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Mieter<br />
sagte <strong>de</strong>shalb: Ihr kauft ein Bau<strong>de</strong>nkmal in <strong>de</strong>r<br />
Innenstadt, dabei müsste in meiner Wohnung auch<br />
etwas gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Was haben Sie diesen Kritikern geantwortet?<br />
Feige: Wir haben darauf hingewiesen, dass in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahren viel öffentliches Geld in die<br />
Neubauviertel geflossen ist, in <strong>de</strong>nen wir unsere<br />
Wohnungsbestän<strong>de</strong> haben. <strong>Als</strong> Unternehmen sind<br />
wir <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Pflicht, auch einmal etwas für<br />
die Innenstadt zu tun.<br />
Könnte man davon sprechen, dass Sie eine<br />
Stadtrendite erbringen?<br />
Feige: Ganz genau. So haben wir es von Anfang<br />
an gesehen.<br />
Voigt: Und das Ergebnis ist gut gewor<strong>de</strong>n. Das<br />
erkennen auch unsere Mitglie<strong>de</strong>r an.<br />
Das erste Obergeschoss hat <strong>de</strong>r lokale Fernseher<br />
TV Zwickau gemietet. Warum sind dort<br />
keine Wohnungen entstan<strong>de</strong>n?<br />
Feige: Ursprünglich planten wir tatsächlich auch<br />
im ersten Stock Wohnungen. Dann trat aber TV<br />
Zwickau an uns heran und fragte uns, ob wir nicht<br />
geeignete Räumlichkeiten für sie hätten. Da wir<br />
Sponsor <strong>de</strong>s Fernsehsen<strong>de</strong>rs sind, sind wir dieser<br />
Bitte gern nachgekommen. Dadurch ermöglichen<br />
wir es auch, dass <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r momentan außerhalb<br />
Zwickaus sitzt, in die Stadt zurückkommt.<br />
Und er zahlt eine or<strong>de</strong>ntliche Miete.<br />
Sie haben in die Sanierung rund 2 Mio. €<br />
investiert. Rechnet sich das?<br />
Voigt: Unser Ziel ist es, eine schwarze Null zu<br />
schreiben. Das wird sicher nicht gleich in <strong>de</strong>n<br />
ersten zwei Jahren gelingen. Aber wenn sich das<br />
Gesamtensemble mit Gaststätte und Hotel etabliert<br />
hat, gehen wir von höheren Mieteinnahmen<br />
aus. Deshalb sind wir zuversichtlich.<br />
Herr Feige, Frau Voigt, vielen Dank.<br />
Das Interview führte Christian Hunziker.<br />
WESTSÄCHSISCHE WOHN- UND<br />
BAUGENOSSENSCHAFT EG ZWICKAU<br />
Gründungsjahr: 1954<br />
Mitglie<strong>de</strong>r: 4.430<br />
Mitarbeiter: 50<br />
Verwalteter Bestand: 5.473 Wohnungen<br />
Bilanzsumme: 140 Mio. €<br />
Durchschnittliches Nutzungsentgelt<br />
(kalt): 4,60 €/m 2<br />
Leerstand: rund 20 %<br />
Standorte: Marienthal, Neuplanitz<br />
www.wewobau.<strong>de</strong><br />
www.alte-muenze-zwickau.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
27
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
Im Oktober 2012 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Studienbetrieb im „Campus Heilbronn – Am Europaplatz“ aufgenommen. Nahezu 1.500 Studieren<strong>de</strong> sowie<br />
40 Lehrkräfte und Mitarbeiter <strong>de</strong>r Hochschule füllen die zwei Hörsäle, 10 Seminar- und Gruppenräume sowie 21 Büros mit Leben<br />
Innenraumhygiene<br />
Geprüfte Wohngesundheit als Teil <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
Die Stadtsiedlung Heilbronn hat beim Bau <strong>de</strong>s Campusgebäu<strong>de</strong>s für die Hochschule Heilbronn gute Erfahrungen<br />
mit einem wohngesundheitlichen Qualitätsmanagement gemacht. Die gewonnenen Erkenntnisse<br />
wer<strong>de</strong>n nun auch im Wohnungsbau verstärkt angewen<strong>de</strong>t.<br />
Robert an <strong>de</strong>r Brügge<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Stadtsiedlung Heilbronn GmbH<br />
Mitte April erhielten die Hochschule Heilbronn<br />
als Nutzer und die Stadtsiedlung Heilbronn als<br />
Eigentümer und Bauherr das Zertifikat für eine<br />
gute Raumluft in <strong>de</strong>m 2012 eingeweihten neuen<br />
Campusgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hochschule. Die schriftliche<br />
Bestätigung ist das erfolgreiche En<strong>de</strong> eines intensiven<br />
Lernprozesses in Sachen Innenraumhygiene<br />
und gleichzeitig ein wichtiges Kapitel im Bestreben,<br />
für Nutzer und Käufer sicher wohngesun<strong>de</strong><br />
Gebäu<strong>de</strong> anzubieten.<br />
Doch von Anfang an: Der Auslöser, sich noch intensiver<br />
mit <strong>de</strong>m Thema zu befassen, waren Informationen<br />
<strong>de</strong>r Bauabteilung <strong>de</strong>s Unternehmens über<br />
ein entsprechen<strong>de</strong>s, neu entwickeltes Baukonzept<br />
und parallel dazu die Empfehlungen <strong>de</strong>s Umweltbun<strong>de</strong>samtes<br />
im „Leitfa<strong>de</strong>n für Innenraumhygiene<br />
in Schulbauten“, <strong>de</strong>r eine Vielzahl von Hinweisen<br />
für das gesun<strong>de</strong> Bauen enthält. Einer davon ist<br />
die Sicherstellung eines niedrigen CO 2 -Gehaltes<br />
<strong>de</strong>r Luft in <strong>de</strong>n Unterrichts- und Büroräumen,<br />
damit die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n und<br />
Mitarbeiter nicht ermü<strong>de</strong>t. Dies ist beim Campusgebäu<strong>de</strong><br />
auch ohne investitions- und unterhalts-<br />
28 8 | 2013
trächtige mechanische Belüftung gelungen. Gelüftet<br />
wird per Hand über die Fenster. So genannte<br />
CO 2 -Ampeln signalisieren <strong>de</strong>n Raumnutzern, wann<br />
es nötig ist, zu lüften. Das selbstverständlich energieeffizient<br />
errichtete Gebäu<strong>de</strong> verfügt über eine<br />
nahezu luftdichte Gebäu<strong>de</strong>hülle. Um keine unnötige<br />
Belastung <strong>de</strong>r Raumluft mit Schadstoffen aus<br />
<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Bauprodukten in Kauf nehmen<br />
zu müssen, wur<strong>de</strong> das Sentinel Haus Institut mit<br />
<strong>de</strong>r Beratung bei <strong>de</strong>r Baustoffauswahl, <strong>de</strong>r Schulung<br />
<strong>de</strong>r Planer, Bauleiter und Handwerker sowie<br />
<strong>de</strong>r Baubegleitung beauftragt.<br />
Vor allem bei <strong>de</strong>n innenraumnahen Gewerken<br />
wur<strong>de</strong>n Produkte verwen<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ren gutes Emissionsverhalten<br />
anhand qualifizierter Prüfzeugnisse<br />
von <strong>de</strong>n Herstellern nachgewiesen wur<strong>de</strong>. Die<br />
Schulung <strong>de</strong>r Bauleiter und Handwerker sorgte<br />
für ein umsichtiges Verhalten und die korrekte<br />
Verarbeitung <strong>de</strong>r Baustoffe. Mehrere Raumluftmessungen<br />
eines Sachverständigen brachten die<br />
Sicherheit, auf <strong>de</strong>m richtigen Weg zu sein, waren<br />
aber auch eine Verpflichtung <strong>de</strong>r Auftragnehmer,<br />
sich an die vereinbarten und entsprechend ausgeschriebenen<br />
Produkte und Verarbeitungsweisen<br />
zu halten. Ein angenehmer Nebeneffekt dieses<br />
Vorgehens war eine gut organisierte und sehr<br />
Freuen sich gemeinsam über die gesun<strong>de</strong> Raumluft im Campusgebäu<strong>de</strong> (v. l.): Robert an <strong>de</strong>r Brügge, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Stadtsiedlung Heilbronn, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schrö<strong>de</strong>r, Rektor <strong>de</strong>r Hochschule Heilbronn, und Peter<br />
Bachmann, Geschäftsführer und Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sentinel Haus Instituts.<br />
saubere Baustelle, auf <strong>de</strong>r z. B. nicht geraucht<br />
wur<strong>de</strong> und emissionsträchtige Schneidarbeiten<br />
in eigens dafür abgeteilten Bereichen stattfan<strong>de</strong>n.<br />
Insgesamt stieß das Qualitätsmanagement<br />
auf große Zustimmung auch bei <strong>de</strong>n Handwerkern,<br />
profitieren diese doch von einer <strong>de</strong>utlich ge-<br />
Quelle: Stadtsiedlung Heilbronn<br />
Comfort bis Care<br />
Waschtische<br />
hewi.<strong>de</strong>/barrierefrei<br />
Innovative Systemlösungen für Generationen: Produkte für Menschen je<strong>de</strong>n Alters zu schaffen, das ist die<br />
grund legen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r HEWI Systemlösungen. Komfort und Barrierefreiheit wer<strong>de</strong>n so zur Selbstverständlichkeit.<br />
HEWI Waschtische verfügen über integrierte Haltegriffe, die als Handtuchhalter genutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Hochwertige Materialien, klares Design und durchdachte Funktionalität ermöglichen <strong>de</strong>n universellen Einsatz.<br />
Waschtisch 850<br />
Waschtisch 600
NEUBAU UND SANIERUNG<br />
warten. Dies war beim Campusgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall,<br />
das nach rund einjähriger Bauzeit termingerecht<br />
übergeben wur<strong>de</strong>.<br />
Fazit 1: Da das gesammelte Wissen und Gewusstwie<br />
über etliche Bauvorhaben „abgeschrieben“<br />
wird, kann das Kostenargument nicht als Hin<strong>de</strong>rungsgrund<br />
dienen.<br />
Innenansicht <strong>de</strong>s neuen Campusgebäu<strong>de</strong>s<br />
sün<strong>de</strong>ren Arbeitsumgebung und exakt <strong>de</strong>finierten<br />
Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Gewerken.<br />
Gesundheit <strong>de</strong>s Nutzers im Mittelpunkt<br />
Warum dieser erst einmal zusätzliche Aufwand?<br />
Das Vorgehen grün<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r festen Überzeugung,<br />
dass es auf Dauer nicht sinnvoll ist, die<br />
Nachhaltigkeit eines Gebäu<strong>de</strong>s allein an seiner<br />
energetischen Qualität zu messen. Immer mehr<br />
zu dämmen, die Nebenwirkungen mancher erneuerbarer<br />
Energieträger auszublen<strong>de</strong>n und allein die<br />
Reduzierung <strong>de</strong>s Treibhauseffektes in <strong>de</strong>n Fokus<br />
zu rücken, wird die Immobilien- und Wohnungswirtschaft<br />
auf Dauer nicht weiterbringen. Teilweise<br />
wer<strong>de</strong>n damit neue Probleme geschaffen,<br />
für <strong>de</strong>ren Lösung es heute noch keine Antworten<br />
gibt. Betrachtet man das Gebäu<strong>de</strong> als Ganzes, wird<br />
<strong>de</strong>utlich, dass die Gesundheit und das Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Nutzer ein zentraler Aspekt ist. Schließlich<br />
halten wir uns zu 90 % in geschlossenen Räumen<br />
auf, <strong>de</strong>ren Raumluftqualität eine direkte Wirkung<br />
auf die Gesundheit hat. Immer mehr Schadstoffe<br />
in unserer Umwelt führen zu einer drastischen Zunahme<br />
von Allergien und Atemwegserkrankungen.<br />
Über diese persönliche Betrachtung hinaus prägen<br />
gera<strong>de</strong> die Unternehmen im GdW das Stadtbild<br />
und die Baukultur in ihrer Region. Nicht zuletzt<br />
sind wir mehr als an<strong>de</strong>re Akteure <strong>de</strong>m Gemeinwohl<br />
verpflichtet und tragen vor Ort unmittelbare<br />
Verantwortung.<br />
Positive Erfahrungen in <strong>de</strong>r Praxis<br />
Gutmenschentum allein schreibt aber keine positiven<br />
Geschäftszahlen. Deshalb ist es für die<br />
Stadtsiedlung Heilbronn unabdingbar, dass die<br />
Einbeziehung eines wohngesundheitlichen Qualitätsmanagements<br />
wirtschaftlich darstellbar ist.<br />
Dies ist <strong>de</strong>r Fall, ausgehend von <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />
qualitätsvolles Bauen zu <strong>de</strong>n zentralen Grundsätzen<br />
<strong>de</strong>s seit 1856 bestehen<strong>de</strong>n Unternehmens gehört.<br />
Selbstverständlich be<strong>de</strong>utet die Beschaffung<br />
und Implementierung <strong>de</strong>s nötigen Wissens einen<br />
zusätzlichen Aufwand. Der fin<strong>de</strong>t allerdings vorwiegend<br />
unternehmensintern statt und lässt sich<br />
wie viele an<strong>de</strong>re zukunftssichern<strong>de</strong> Aspekte <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensentwicklung nicht auf Euro und<br />
Cent beziffern. Die externen Fortbildungs- und<br />
Schulungskosten sowie die wohngesundheitliche<br />
Baubegleitung und –überwachung sind in Relation<br />
zu <strong>de</strong>n Bausummen, die Unternehmen <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
bewegen, nahezu vernachlässigbar.<br />
Mehrkosten für die eingesetzten, geprüft<br />
wohngesun<strong>de</strong>n Baustoffe fielen beim Campusgebäu<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Hochschule Heilbronn nicht an.<br />
Größere Verän<strong>de</strong>rungen gibt es in <strong>de</strong>r Baustellenplanung<br />
und -koordination. Hier muss früher und<br />
intensiver darüber nachgedacht wer<strong>de</strong>n, wo welche<br />
Baustoffe wie verarbeitet wer<strong>de</strong>n und worauf<br />
Bauleiter und Handwerker zu achten haben. Eine<br />
wichtige Rolle kommt vom Hersteller geprüften<br />
Bauteilsystemen zu, die nicht nur eine einwandfreie<br />
Verarbeitung, son<strong>de</strong>rn auch ein innenraumhygienisch<br />
unproblematisches Zusammenspiel<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Komponenten gewährleisten. Hier<br />
konnten die entsprechen<strong>de</strong>n Kriterien in die Ausschreibung<br />
und Vergabe <strong>de</strong>r Bauleistungen integriert<br />
und somit die (Rechts-)Sicherheit für alle<br />
Beteiligten verbessert wer<strong>de</strong>n. Auch müssen z. B.<br />
Ablüft- und Aushärtezeiten bei Klebern, Farben<br />
und Dichtmassen beachtet und kontrolliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wer<strong>de</strong>n diese Zeiten vorab im Bauzeitenplan<br />
berücksichtigt, sind keine Verzögerungen zu er-<br />
Wohngesun<strong>de</strong>r Wohnungs- und Gewerbebau<br />
Ausgehend von <strong>de</strong>n positiven Erfahrungen auch<br />
aus früheren Bau- und Sanierungsprojekten, wird<br />
die Stadtsiedlung Heilbronn in Zukunft nach und<br />
nach das wohngesundheitliche Qualitätsmanagement<br />
auf alle ihre Bau- und Sanierungsprojekte<br />
übertragen. Und zwar nicht nur im margenträchtigeren<br />
Bauträgergeschäft, son<strong>de</strong>rn ganz bewusst<br />
auch im geför<strong>de</strong>rten Wohnungsbau. Denn gera<strong>de</strong><br />
diese Immobilien bleiben fünf bis sechs Jahrzehnte<br />
im Bestand. Allein bei <strong>de</strong>r fälligen Generalsanierung<br />
nach ca. 30 Jahren genau zu wissen,<br />
welche Baustoffe verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, ist schon ein<br />
Gewinn. Und obwohl sich die Nachfrage unserer<br />
Kun<strong>de</strong>n nach explizit wohngesun<strong>de</strong>n Miet- und<br />
Kaufobjekten aktuell in einem sehr überschaubaren<br />
Rahmen hält, sind wir überzeugt, mit <strong>de</strong>r eingeschlagenen<br />
Strategie <strong>de</strong>m gesamtgesellschaftlichen<br />
Megathema Gesundheit gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Im gewerblichen Bereich ist eine Zertifizierung<br />
auch im Hinblick auf die Innenraumluftqualität<br />
im Übrigen bereits ein Thema. Diese professionellen<br />
Investoren schauen, auch mit Blick auf Ihre<br />
Finanzierungskosten und Vermarktungschancen,<br />
auf eine belegbare Gebäu<strong>de</strong>qualität, zu <strong>de</strong>r die<br />
Wohngesundheit mehr und mehr dazugehört. Hier<br />
fin<strong>de</strong>n dann auch Zertifizierungssysteme wie das<br />
Siegel „Nachhaltiger Wohnungsbau” und an<strong>de</strong>re<br />
verstärkt Anwendung, die ebenfalls Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an die Qualität <strong>de</strong>r Innenraumluft beinhalten.<br />
Fazit 2: Die Unternehmen <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
im GdW können auch im Bereich gesun<strong>de</strong>s<br />
Bauen eine Vorreiterrolle einnehmen und die<br />
Branche voranbringen. Dann hat auch in Zukunft<br />
<strong>de</strong>r Slogan „GdW, die beste Seite <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft“<br />
eine Berechtigung.<br />
STADTSIEDLUNG HEILBRONN<br />
Die Stadtsiedlung Heilbronn ist das zweitälteste<br />
Wohnungsunternehmen Deutschlands,<br />
1856 gegrün<strong>de</strong>t. Mit einem Wohnungsbestand<br />
von rund 3.700 Wohnungen,<br />
88 Gewerbeeinheiten und einem Anlagevermögen<br />
von ca. 120 Mio. € erzielte das<br />
zu 100 % kommunale Unternehmen 2012<br />
Umsatzerlöse von 23,5 Mio. €.<br />
30 8 | 2013
ENERGIE UND TECHNIK<br />
KOLUMNE TECHNIK<br />
Endlich Sonne?<br />
Worüber schreibt man En<strong>de</strong> Juni 2013? Wenn’s nach <strong>de</strong>m Wetter geht:<br />
übers Heizen. Aber zeigte sich die Sonne wird es hinter <strong>de</strong>r Glasscheibe<br />
schlagartig warm, und zwar zu warm. Das geht bei <strong>de</strong>r Sonneneinstrahlung<br />
im Sommer sehr schnell und am besten in Himmelsrichtung<br />
Südwest am Nachmittag, am allerbesten bei Dachflächenfenstern. Und<br />
es geht umso besser, je größer das Fenster ist und je weniger Verschattung<br />
es hat.<br />
Schatten spen<strong>de</strong>n können bauliche Gegebenheiten, z. B. die Balkonplatte<br />
<strong>de</strong>s Obermieters. Das kann man planen, aber kaum nachträglich<br />
anbauen. Auch Speichermasse kann schlecht nachträglich geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n: Massive Bauteile puffern die Wärme, es wird in <strong>de</strong>r Spitze nicht<br />
so heiß im Raum. Deshalb wer<strong>de</strong>n Büroräume mit abgehängten Decken,<br />
aufgestän<strong>de</strong>rten Bö<strong>de</strong>n und leichten Zwischenwän<strong>de</strong>n im Sommer<br />
heißer als massiv gebaute. Allerdings muss die Wärme nachts wie<strong>de</strong>r<br />
rauskönnen aus <strong>de</strong>n Bauteilen, z. B. über eine Nachtlüftung.<br />
Je größer das Fenster, <strong>de</strong>sto wichtiger die Verschattung. Dazu gibt es<br />
ein paar Anhaltspunkte: Helle innenliegen<strong>de</strong> Jalousien o<strong>de</strong>r Vorhänge<br />
lassen noch 75 % <strong>de</strong>r Sonnenwärme in <strong>de</strong>n Raum, dunkle sogar 85 %.<br />
Äußere zu ¾ geschlossene Fenster- o<strong>de</strong>r Rolllä<strong>de</strong>n lassen nur 30 % in<br />
<strong>de</strong>n Raum, eine außenliegen<strong>de</strong> Jalousie nur 25 %. Vordach, Balkonplatte<br />
o<strong>de</strong>r Markise halten 50 % ab.<br />
Den sommerlichen Wärmeschutz für Neubauten regelt die DIN 4108-<br />
2. Sie erschien im Februar 2013 neu. Die neue EnEV wird sich darauf<br />
beziehen. Die Norm basiert auf neuen Wetterdaten, da es in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahrzehnten messbar wärmer gewor<strong>de</strong>n ist. Regionen, in <strong>de</strong>nen es in <strong>de</strong>n<br />
Jahren 1961 bis 1990 etwa 100 h im Jahr wärmer als 25° C war (wie<br />
das Thüringer Becken,das sächsische Hügelland und die nördlichen und<br />
mittleren Mittelgebirge), wiesen in <strong>de</strong>n Jahren 1988 bis 2007 durchschnittlich<br />
160 bis 180 h Sonne im Jahr auf. Allerdings möchte man sich<br />
im aktuellen Sommer fragen, wo die bloß bleiben?<br />
Trotz <strong>de</strong>s angesetzten wärmeren Klimas ist es für <strong>de</strong>n Wohnungsbau<br />
nach wie vor möglich, im Sommer ein verträgliches Raumklima durch<br />
gute Planung und Verschattungsmöglichkeiten sicherzustellen. Kühlung<br />
über Technik ist nicht nötig. Und diese wäre in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
angesichts <strong>de</strong>s Aufwan<strong>de</strong>s auch nicht angebracht. Wer will schon eine<br />
Verordnung über die verbrauchsabhängige Verteilung von Kühlkosten?<br />
Ingrid Vogler<br />
Referentin Energie, Technik, Normung<br />
GdW, Berlin<br />
Mehrfamilienhaus-Einweihung<br />
„Effizienzhaus Plus” mit Elektromobilität<br />
En<strong>de</strong> Juni 2013 wur<strong>de</strong> in Bischofswiesen ein „Effizienzhaus Plus” mit<br />
Elektromobilität eingeweiht. Das Mo<strong>de</strong>llvorhaben – ein Mehrfamilienhaus<br />
mit sechs Wohneinheiten und einer Wohnfläche von 530 m 2 – wur<strong>de</strong> in<br />
einer hochgedämmten Holzstän<strong>de</strong>rbauweise errichtet. Eine Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
stellte die Lage im Berchtesga<strong>de</strong>ner Land mit langen kalten Wintern<br />
und indirekter Sonneneinstrahlung in bergiger Umgebung dar. Bauherr ist<br />
die Unternehmensgruppe Hans Angerer, die sich auf <strong>de</strong>n Niedrigenergiehausbau<br />
spezialisiert hat. Das Gebäu<strong>de</strong> ist das erste Effizienzhaus Plus <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens und das erste Mehrfamilienhaus im Forschungsnetzwerk<br />
(Forschungs- und Mo<strong>de</strong>llvorhaben „Effizienzhaus Plus”) <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sbaunministeriums.<br />
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig<br />
übernimmt die wissenschaftliche Begleitforschung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bmvbs.<strong>de</strong>/effizienzhausplus<br />
GdW-Arbeitshilfe<br />
Mietrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz<br />
Am 13. Dezember 2012 verabschie<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stag<br />
das Gesetz über die energetische Mo<strong>de</strong>rnisierung von<br />
vermietetem Wohnraum und über die vereinfachte<br />
Durchsetzung von Räumungstiteln. Zum 1. Mai 2013<br />
trat es in Kraft. Die Arbeitshilfe 69 <strong>de</strong>s GdW Bun<strong>de</strong>sverband<br />
<strong>de</strong>utscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e. V. und seiner Mitgliedsverbän<strong>de</strong> beleuchtet<br />
das Mietrechtsän<strong>de</strong>rungsgesetz aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Wohnungsunternehmen<br />
und soll praktische Hinweise geben. Die Publikation zeigt die<br />
wesentlichen Än<strong>de</strong>rungen sowie die Regelungen im Einzelnen auf.<br />
Weitere Informationen und Bestellung:<br />
www.gdw.<strong>de</strong><br />
Veranstaltungshinweis<br />
Haustechnik und Energieeffizienz<br />
Am 28. August 2013 fin<strong>de</strong>t in Berlin die Tagung „Wohnungswirtschaftliche<br />
Haustechnik – Lösungen, Erfahrungen, Innovationen“ <strong>de</strong>r BBA<br />
Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft e. V. statt. Zentrale Frage ist dabei:<br />
Wie kann die Energieversorgung von Haushalten angesichts dieser<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen in Zukunft bezahlbar, sicher und umweltschonend<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n? Bei <strong>de</strong>r Haushaltsenergieversorgung <strong>de</strong>r Zukunft gilt<br />
das beson<strong>de</strong>re Augenmerk <strong>de</strong>r Geothermie, aber auch an<strong>de</strong>re haustechnische<br />
Maßnahmen zur Erhöhung <strong>de</strong>r Energieeffizienz, neue Möglichkeiten<br />
zum Einsatz von Nachtspeicheröfen sowie praxistaugliche Konzepte zur<br />
Wärmerückgewinnung wer<strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>r Veranstaltung betrachtet.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bba-campus.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
31
ENERGIE UND TECHNIK<br />
TrinkwV<br />
Fachgerechtes Vorgehen bei Überschreitung<br />
<strong>de</strong>s „Technischen Maßnahmenwerts”<br />
Mit <strong>de</strong>r ersten Verordnung zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Trinkwasserverordnung (TrinkwV) vom 3. Mai 2011 wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Technische Maßnahmenwert für Legionellen eingeführt. Bei seiner Überschreitung greift man <strong>de</strong>rzeit<br />
oft auf Desinfektionsmaßnahmen zurück. Wird dabei überstürzt gehan<strong>de</strong>lt und das von <strong>de</strong>r TrinkwV in<br />
§ 16 Absatz 7 vorgeschriebene dreistufige Verfahren außer Acht gelassen, kann dies als Verstoß gegen die<br />
TrinkwV und die anerkannten Regeln <strong>de</strong>r Technik haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.<br />
Matthias Hofmann<br />
öffentlich bestellter und<br />
vereidigter Sachverständiger<br />
für Sanitärtechnik, SVMH<br />
München<br />
Die TrinkwV stellt die Qualität <strong>de</strong>s Trinkwassers<br />
durch eine Vielzahl von spezifischen „Grenzwerten“<br />
sicher. Dabei galt und gilt – vereinfacht ausgedrückt<br />
– <strong>de</strong>r Grundsatz, dass Wasser diesen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
entsprechen muss, wenn es sich um<br />
„Trinkwasser“ im Sinne <strong>de</strong>r TrinkwV han<strong>de</strong>ln soll.<br />
Die Trinkwasserverordnung liefert insofern eine<br />
positive Definition <strong>de</strong>s Begriffs „Trinkwasser“.<br />
Abgrenzung<br />
Der Technische Maßnahmenwert ist jedoch gera<strong>de</strong><br />
kein solcher „Grenzwert“ im bisher bekannten<br />
Sinn. Es han<strong>de</strong>lt sich vielmehr um einen speziellen<br />
Indikatorparameter, <strong>de</strong>ssen Einhaltung nicht gefor<strong>de</strong>rt<br />
wird. Dies erscheint auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
durchaus paradox. So heißt es in § 7 Abs. 1 TrinkwV 1<br />
explizit: „Im Trinkwasser müssen die in Anlage 3<br />
festgelegten Grenzwerte und Anfor<strong>de</strong>rungen für<br />
Indikatorparameter eingehalten sein. Dies gilt<br />
nicht für <strong>de</strong>n Technischen Maßnahmenwert in<br />
Anlage 3 Teil II.” Der Technische Maßnahmenwert<br />
ist somit „<strong>de</strong>finitionsgemäß kein Grenzwert, <strong>de</strong>r<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n muss, und keine Anfor<strong>de</strong>rung,<br />
die erfüllt wer<strong>de</strong>n muss“ 2 . Wird <strong>de</strong>r Technische<br />
Maßnahmenwert überschritten, darf das Wasser<br />
grundsätzlich weiterhin als Trinkwasser abgegeben<br />
und zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
Überschreitung <strong>de</strong>s Technischen Maßnahmenwertes<br />
stellt somit „lediglich“ <strong>de</strong>n Hinweis dar,<br />
dass technisch vermeidbare Probleme vorliegen.<br />
Der Technische Maßnahmenwert muss daher sowohl<br />
juristisch als auch technisch von <strong>de</strong>n bislang<br />
bekannten mikrobiologischen und chemischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
und auch von <strong>de</strong>n allgemeinen Indikatorparametern<br />
abgegrenzt wer<strong>de</strong>n. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
um ein an<strong>de</strong>res Instrument, das mit <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung<br />
vom 3. Mai 2011 vom Gesetzgeber in die Trinkwasserverordnung<br />
eingeführt wur<strong>de</strong>.<br />
Gleichwohl ist <strong>de</strong>r Technische Maßnahmenwert<br />
selbstverständlich keineswegs be<strong>de</strong>utungslos.<br />
Seine Überschreitung ist zum einen nach<br />
§ 16 Absatz 1 Ziffer 1 TrinkwV unverzüglich <strong>de</strong>m<br />
Gesundheitsamt anzuzeigen. Zum an<strong>de</strong>ren müs-<br />
Ein potenzieller Hort für Legionellen: Nicht mehr<br />
benötigte und nicht zurückgebaute Trinkwasserleitung<br />
Quelle: SVMH<br />
sen unverzüglich Maßnahmen zur Beseitigung <strong>de</strong>r<br />
technischen Probleme eingeleitet wer<strong>de</strong>n. Und<br />
schließlich sind die betroffenen Verbraucher über<br />
das Ergebnis <strong>de</strong>r notwendigen Gefährdungsanalyse<br />
(wird im Folgen<strong>de</strong>n erläutert) und <strong>de</strong>r sich<br />
möglicherweise daraus ergeben<strong>de</strong>n Einschränkungen<br />
bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>s Trinkwassers zu<br />
informieren.<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung erhält <strong>de</strong>r Technische<br />
Maßnahmenwert darüber hinaus dadurch, dass er<br />
unter bestimmten Voraussetzungen regelmäßig<br />
untersucht wer<strong>de</strong>n muss, was insbeson<strong>de</strong>re für<br />
die Wohnungswirtschaft eine erhebliche Neuerung<br />
darstellt (siehe Grafik). Eine <strong>de</strong>taillierte<br />
Erläuterung dieser Untersuchungspflichten hat<br />
das Bun<strong>de</strong>sministerium für Gesundheit in seinem<br />
„Stammtext Trinkwasserverordnung und Legionellen“<br />
vom 3. Januar 2013 veröffentlicht.<br />
Welche technischen Maßnahmen müssen bei<br />
Überschreiten <strong>de</strong>s Technischen Maßnahmenwertes<br />
nun unverzüglich eingeleitet wer<strong>de</strong>n?<br />
Das notwendige dreistufige Verfahren ist in<br />
§ 16 Absatz 7 TrinkwV <strong>de</strong>tailliert festgelegt: Zunächst<br />
sind Informationen zu sammeln, anschließend<br />
sind diese zu bewerten und zu analysieren<br />
und erst danach sind konkrete Maßnahmen zu<br />
ergreifen. Die einzelnen Schritte sollen im Folgen<strong>de</strong>n<br />
kurz erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />
Informationssammlung<br />
nach § 16 Absatz 7 Ziffer 1 TrinkwV<br />
Im Regelfall liefert ein erstes Laborergebnis (noch)<br />
kein zuverlässiges Ergebnis. In <strong>de</strong>r Praxis kommt<br />
es insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>shalb häufig zu Fehleinschätzungen,<br />
weil nicht hinreichend beachtet wird,<br />
32 8 | 2013
dass zur Bewertung <strong>de</strong>s Technischen Maßnahmenwertes<br />
ausschließlich Proben nach Zweck b)<br />
<strong>de</strong>r DIN EN ISO 19458 herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />
dürfen. Nutzereinflüsse müssen bei dieser Art <strong>de</strong>r<br />
Beprobung durch Entfernen von Perlatoren und<br />
sonstigen Vorrichtungen sowie durch Desinfektion<br />
(„abflammen“) und kurzes Spülen (ca. 1-3 Liter)<br />
ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Es ist daher zwingend notwendig, ein erstes Laborergebnis,<br />
das eine Überschreitung <strong>de</strong>s Technischen<br />
Maßnahmenwertes ausweist, zunächst fachgerecht<br />
zu bewerten und einzustufen. Ein solches<br />
erstes Laborergebnis darf daher keinesfalls mit<br />
einer direkten Gefahr für Leib und Leben gleichgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die erste Maßnahme bei einer Überschreitung<br />
<strong>de</strong>s Technischen Maßnahmenwertes<br />
stellt immer eine weitergehen<strong>de</strong> Untersuchung<br />
zur Verifizierung <strong>de</strong>s ersten Laborergebnisses<br />
dar 3 . Hierzu müssen geeignete Probenahmestellen<br />
für weitergehen<strong>de</strong> Untersuchungen ausgewählt<br />
bzw. überhaupt erst eingebaut wer<strong>de</strong>n 4 .<br />
Auf eine erste orientieren<strong>de</strong> Untersuchung hin<br />
sollen entsprechend <strong>de</strong>n anerkannten Regeln<br />
<strong>de</strong>r Technik lediglich dann technische Sofortmaßnahmen<br />
zur direkten Gefahrenabwehr ergriffen<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn Konzentrationen über<br />
10.000 KBE/100 ml gemessen wur<strong>de</strong>n 4 . In allen<br />
an<strong>de</strong>ren Fällen ist zunächst eine Verifizierung<br />
<strong>de</strong>s Laborergebnisses durch weitergehen<strong>de</strong> Untersuchungen<br />
notwendig. Wie solch ein besonnenes<br />
Vorgehen im Falle einer Überschreitung <strong>de</strong>s<br />
Technischen Maßnahmenwertes auszusehen hat,<br />
ist in § 16 Absatz 7 TrinkwV sehr genau geregelt:<br />
Zunächst müssen im Sinne von § 16 Absatz 7<br />
Ziffer 1 TrinkwV unverzüglich Daten und Informationen<br />
gesammelt wer<strong>de</strong>n. Es ist eine Ortsbesichtigung<br />
durchzuführen, bei <strong>de</strong>r die Einhaltung<br />
<strong>de</strong>r allgemein anerkannten Regeln <strong>de</strong>r Technik zu<br />
überprüfen und die Ursachen <strong>de</strong>r festgestellten<br />
Überschreitung aufzuklären sind. Neben <strong>de</strong>n anlagentechnischen<br />
Gegebenheiten müssen hier<br />
auch die betriebstechnischen Gegebenheiten<br />
aufgeklärt wer<strong>de</strong>n.<br />
Da nach § 16 Absatz 7 Ziffer 1 TrinkwV explizit<br />
die Einhaltung <strong>de</strong>r allgemein anerkannten Regeln<br />
<strong>de</strong>r Technik zu überprüfen ist, kann eine solche<br />
beginnen<strong>de</strong> Gefährdungsanalyse im Sinne <strong>de</strong>r<br />
Trinkwasserverordnung ausschließlich von speziell<br />
geschulten Fachleuten vorgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
die zusätzlich mit <strong>de</strong>m Regelwerk für Trinkwasserinstallationen<br />
(TRWI 2012) vertraut sind und<br />
diese Anlagen auch berechnen und dimensionieren<br />
können. An dieser Stelle sei weiterhin auf<br />
§ 12 Absatz 2 AVBWasserV und die Notwendigkeit<br />
einer Eintragung in ein Installateurverzeichnis eines<br />
Wasserversorgungsunternehmens für <strong>de</strong>n Fall<br />
einer wesentlichen Verän<strong>de</strong>rung einer Trinkwasserinstallation<br />
hingewiesen.<br />
Gefährdungsanalyse<br />
nach § 16 Absatz 7 Ziffer 2 TrinkwV<br />
Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Informationssammlung<br />
nach § 16 Absatz 7 Ziffer 1 TrinkwV ist dann eine<br />
Gefährdungsanalyse nach § 16 Absatz 7 Ziffer 2<br />
TrinkwV zu entwickeln. Mit <strong>de</strong>r Empfehlung <strong>de</strong>s<br />
Umweltbun<strong>de</strong>samtes vom 14. Dezember 2012<br />
wur<strong>de</strong> klargestellt, dass eine Gefährdungsanalyse<br />
in Anlehnung an <strong>de</strong>n DVGW-Hinweis W 1001 zu<br />
erfolgen hat. Es han<strong>de</strong>lt sich also um eine technische<br />
Analyse von Gefährdungen für das Medium<br />
Trinkwasser und nicht um eine medizinische Analyse<br />
von Gefährdungen für Menschen.<br />
Konkrete Hinweise für die Erstellung einer Gefährdungsanalyse<br />
liefern die Empfehlung <strong>de</strong>s<br />
Umweltbun<strong>de</strong>samtes vom 14. Dezember 2012<br />
und <strong>de</strong>r gemeinsame Leitfa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s GdW Bun<strong>de</strong>sverband<br />
<strong>de</strong>utscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />
e. V. und <strong>de</strong>s Zentralverban-<br />
Sichtbar algenfrei<br />
Ohne biozi<strong>de</strong> Filmkonservierung<br />
Die neuen AquaBalance-Fassa<strong>de</strong>nputze<br />
* gilt für AquaBalance-Fassa<strong>de</strong>nputze in <strong>de</strong>n WDV-Systemen A 100 und<br />
A 200 ab einer Dämmstärke von 140 mm | ** für pastöse AquaBalance-<br />
Fassa<strong>de</strong>nputze im WDV-System weber.therm A 200<br />
Ausgeglichener Schutz für Fassa<strong>de</strong>n<br />
AquaBalance-Produkte schützen Fassa<strong>de</strong>n effektiv und dauerhaft vor Algenund<br />
Pilzbewuchs. Die intelligente Rezeptur schont Grundwasser und Umwelt.<br />
sg-weber.<strong>de</strong>/AquaBalance
ENERGIE UND TECHNIK<br />
<strong>de</strong>s Sanitär Heizung Klima 3 (siehe DW 3/2013,<br />
S. 31). Die Gefährdungsanalyse muss <strong>de</strong>mnach<br />
mit konkreten Sanierungsvorschlägen für kurz-,<br />
mittel- und langfristige Maßnahmen abschließen.<br />
Aus technischer Sicht empfiehlt es sich, die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r weitergehen<strong>de</strong>n Untersuchungen 4 in<br />
die Gefährdungsanalyse mit einfließen zu lassen<br />
und zusätzlich Empfehlungen zur Sicherstellung<br />
eines bestimmungsgemäßen Betriebs (siehe Kasten)<br />
auszusprechen.<br />
Maßnahmenplan<br />
nach § 16 Absatz 7 Ziffer 3 TrinkwV<br />
Aus <strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>r Gefährdungsanalyse nach<br />
§ 16 Absatz 7 Ziffer 2 TrinkwV ist schließlich in<br />
Abstimmung mit allen beteiligten Parteien ein<br />
konkreter Maßnahmenplan nach § 16 Absatz 7<br />
Ziffer 3 TrinkwV zu entwickeln. Zunächst müssen<br />
Investitionen geplant und ggf. Beschlüsse von Eigentümergemeinschaften<br />
herbeigeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Schließlich müssen die in <strong>de</strong>r Gefährdungsanalyse<br />
empfohlenen Maßnahmen beauftragt und durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Über alle drei Arbeitsschritte<br />
• Informationssammlung nach<br />
§ 16 Absatz 7 Ziffer 1 TrinkwV<br />
• Gefährdungsanalyse nach<br />
§ 16 Absatz 7 Ziffer 2 TrinkwV<br />
• Maßnahmenplan nach<br />
§ 16 Absatz 7 Ziffer 3 TrinkwV<br />
sind schriftliche Aufzeichnungen anzufertigen,<br />
die gemäß § 16 Absatz 7 Satz 4 zehn Jahre aufzubewahren<br />
sind.<br />
NOTWENDIGKEIT EINES BESTIMMUNGSGEMÄSSEN BETRIEBS<br />
Der bestimmungsgemäße Betrieb beinhaltet die regelmäßige Kontrolle <strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>r<br />
Trinkwasserinstallation sowie die Durchführung <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
für <strong>de</strong>n betriebssicheren Zustand. Dabei ist zu beachten, dass die Anlage in<br />
Übereinstimmung mit <strong>de</strong>n ursprünglichen Auslegungsbedingungen betrieben wer<strong>de</strong>n muss,<br />
was insbeson<strong>de</strong>re für die eingestellte Warmwassertemperatur gilt.<br />
Der bestimmungsgemäße Betrieb beinhaltet die min<strong>de</strong>stens wöchentliche Nutzung <strong>de</strong>r<br />
Zapfstellen. Wird eine Trinkwasserinstallation länger als sieben Tage nicht genutzt, kann nicht<br />
mehr von einem bestimmungsgemäßen Betrieb gesprochen wer<strong>de</strong>n. Tritt dieser Fall häufiger<br />
o<strong>de</strong>r gar dauerhaft auf, muss die Anlage umgebaut o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r bestimmungsgemäße Betrieb<br />
auf an<strong>de</strong>re Weise (z. B. durch Erstellung eines Spülplans o<strong>de</strong>r durch Einbau von selbsttätigen<br />
Armaturen) sichergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Quelle: SVMH<br />
Zusammenfassung<br />
Es bleibt festzuhalten, dass es sich beim Technischen<br />
Maßnahmenwert <strong>de</strong>r TrinkwV nicht um<br />
einen klassischen „Grenzwert“ han<strong>de</strong>lt. Auch bei<br />
seiner Überschreitung steht grundsätzlich weiterhin<br />
Trinkwasser zur Verfügung, das abgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n darf. Auf ein erstes Laborergebnis hin sind<br />
lediglich bei festgestellten Konzentrationen über<br />
10.000 KBE/100 ml direkte Maßnahmen zur Gefahrenabwehr<br />
zu ergreifen. In allen an<strong>de</strong>ren Fällen<br />
schreibt die TrinkwV <strong>de</strong>n unverzüglichen Beginn<br />
eines besonnenen und zielgerichteten technischen<br />
Vorgehens vor.<br />
Der nahezu reflexartige Rückgriff auf Desinfektionsverfahren<br />
ohne vorherige Instandsetzung <strong>de</strong>r<br />
Trinkwasserinstallation und ohne Sicherstellung<br />
bestimmungsgemäßer Betriebszustän<strong>de</strong> führt<br />
in <strong>de</strong>r Praxis lediglich zu kurzfristigen Erfolgen<br />
Quelle: SVMH<br />
Je<strong>de</strong> Zapfstelle muss zur<br />
Sicherstellung <strong>de</strong>s Wasseraustauschs<br />
min<strong>de</strong>stens einmal<br />
wöchentlich genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
(„Jojo-Effekt“) und oft sogar zu einer Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>r Gesamtsituation („Aufschaukeln“).<br />
Eine Anlagen<strong>de</strong>sinfektion ist <strong>de</strong>shalb nur nachhaltig,<br />
wenn die Ursachen <strong>de</strong>r Kontamination<br />
gefun<strong>de</strong>n und beseitigt sind. Ansonsten ist technisch<br />
vorhersehbar, dass <strong>de</strong>r Erfolg nur kurzfristig<br />
sein wird 5 . Auch muss beachtet wer<strong>de</strong>n, dass eine<br />
überstürzt durchgeführte Desinfektion in vielen<br />
Fällen die eigentliche Ursachenfindung wesentlich<br />
erschwert. Ohne Beseitigung <strong>de</strong>r Ursache<br />
kann sich aber kein langfristiger Sanierungserfolg<br />
einstellen.<br />
Überstürztes und unüberlegtes Han<strong>de</strong>ln unter<br />
Außerachtlassung <strong>de</strong>s nach § 16 Absatz 7 Ziffern<br />
1-3 TrinkwV vorgeschriebenen dreistufigen Verfahrens<br />
wird daher in <strong>de</strong>n meisten Fällen einen<br />
Verstoß gegen die TrinkwV darstellen und nicht<br />
<strong>de</strong>n anerkannten Regeln <strong>de</strong>r Technik entsprechen.<br />
1<br />
TrinkwV in <strong>de</strong>r Fassung vom 14. Dezember 2012<br />
2<br />
Bun<strong>de</strong>srat Drucksache 525/12 vom 31. August 2012<br />
3<br />
ZVSHK Verordnung und Kommentar, 2. Än<strong>de</strong>rungsverordnung<br />
Trinkwasserverordnung 2012<br />
4<br />
DVGW Arbeitsblatt W 551:2004-04<br />
5<br />
DVGW Arbeitsblatt W 557:2012-10<br />
34 8 | 2013
PRODUKTE UND DIENSTLEISTUNGEN<br />
Balkonflächen<br />
Verschleißfeste Abdichtung<br />
Bo<strong>de</strong>ngleiche Duschen<br />
Beheizbarer Duschbo<strong>de</strong>n<br />
Eine verschleißfeste Abdichtung und einen langzeitigen Schutz vor<br />
eindringen<strong>de</strong>r Feuchtigkeit auch für punktuell beanspruchte Bö<strong>de</strong>n auf<br />
Balkonen bietet das Triflex System BTS-P. Türanschlüsse, Leisten, Rinnen<br />
und Maueraufzüge können in die Abdichtungsfläche integriert wer<strong>de</strong>n,<br />
um ein Hinterlaufen von Wasser zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Kurze Sperrzeiten kennzeichnen das Balkon Abdichtungssystem, die<br />
Trocknungszeit zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Schichten beträgt bei <strong>de</strong>n auf<br />
PMMA basieren<strong>de</strong>n Harzen etwa eine Stun<strong>de</strong>. Das Flüssigkunststoffsystem<br />
hat eine Aufbauhöhe von wenigen Millimetern. Die optische Oberflächengestaltung<br />
ist mit einer großen Auswahl an Farbtönen variabel. Zu<strong>de</strong>m<br />
kann sie mit Einstreuungen rutschhemmend verarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.triflex.<strong>de</strong><br />
Für ältere und bewegungseingeschränkte Menschen bieten bo<strong>de</strong>ngleiche<br />
Duschen einen leichteren Einstieg und hohe Trittsicherheit. Eine Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r zusätzlichen Fußbo<strong>de</strong>ntemperierung bietet Thermo Bo<strong>de</strong>n<br />
Comfort Wellness von AEG Haustechnik.<br />
Mit 3 mm Aufbauhöhe, <strong>de</strong>m geringen Heizschleifenabstand von 45 mm<br />
und klassifizierter Schutzart IP X8 ist das Heizmattensystem für <strong>de</strong>n Neubau<br />
und die Badrenovierung geeignet. Die flachen Dünnbett-Heizmatten<br />
bestehen aus einem selbstkleben<strong>de</strong>n Trägergewebe mit doppelt isoliertem<br />
elektrischen Heizleiter. 200 W/m 2 Heizleistung gewährleisten eine rasche<br />
Aufheizzeit. Die schnelle Trocknung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nfliesen vermei<strong>de</strong>t zu<strong>de</strong>m<br />
Schimmel sowie Stockflecken.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.aeg-haustechnik.<strong>de</strong><br />
Badausstattung<br />
Komplett-Lösung<br />
Bestandteile <strong>de</strong>r Pakete zur Bad-Komplettausstattung<br />
von Hansa sind jeweils ein<br />
Waschtischmischer, ein Wandstangenset<br />
inklusive Handbrause sowie<br />
wahlweise eine Wannen- o<strong>de</strong>r<br />
Duscharmatur. Die Produkte sind mit<br />
<strong>de</strong>n Produktserien Hansaprimo<br />
und Hansabasic Jet erhältlich.<br />
Hansaprimo zeichnet sich durch<br />
Sparsamkeit aus, ein spezieller<br />
Stahlformer reduziert die Durchflussmenge<br />
auf 6 Liter pro Minute. Die Armatur verfügt<br />
über einen Funktionskern zur Bewahrung <strong>de</strong>r Trinkwasserqualität.<br />
Die Handbrause <strong>de</strong>r Serie Hansabasic Jet bietet drei Strahlvarianten,<br />
z. B. Massage.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.hansa.<strong>de</strong><br />
Heimvernetzung<br />
Batterielose Funktechnologie<br />
Basis für die neue BSC-Gateway-Plattform ist die batterielose Funktechnologie<br />
von EnOcean. Sie verbin<strong>de</strong>t die batterielose Funktechnologie mit<br />
WLAN sowie GSM/UMTS und ermöglicht damit zahlreiche flexible Anwendungen<br />
für Cloud Services, Ambient Assisted Living, Smart Home o<strong>de</strong>r für<br />
die Machine-to-Machine-Kommunikation. Die Funkmodule gewinnen die<br />
benötigte Energie zum Sen<strong>de</strong>n eines Funksignals aus <strong>de</strong>r Umgebung – aus<br />
Bewegung, Licht o<strong>de</strong>r Temperaturdifferenzen.<br />
Die batterielosen Funklösungen nutzen <strong>de</strong>n internationalen Standard ISO/<br />
IEC 14543-3-10 sowie einheitliche Anwendungsprofile. Dadurch können<br />
Lösungen verschie<strong>de</strong>ner Hersteller in einem System zusammenarbeiten.<br />
Die batterielose Funktechnologie kann Sensoren und kommunikationsfähige<br />
Geräte zu an<strong>de</strong>ren Netzwerken wie WLAN o<strong>de</strong>r Mobilfunk überbrücken.<br />
Ein integrierter SD- und MMC-Kartenslot ermöglicht es, die Lösung<br />
flexibel für verschie<strong>de</strong>ne Anwendungen wie etwa die Sicherung von Smart<br />
Meter-Daten einzusetzen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bscgmbh.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
35
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Hochwasserhilfe<br />
Wohnungswirtschaft unterstützt Flutopfer<br />
Quelle: Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Ra<strong>de</strong>beul eG<br />
Quelle: Wohnungsgenossenschaft „Fortschritt” Döbeln eG<br />
Das Hochwasser hat viele Orte betroffen und schwere Schä<strong>de</strong>n angerichtet<br />
Nach <strong>de</strong>m Rückgang <strong>de</strong>s Wassers wird nach und nach das Ausmaß <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich<br />
OB – Das Hochwasser hat verschie<strong>de</strong>ne Regionen Deutschlands schwer<br />
getroffen. Betroffen sind auch Wohnungsunternehmen. Erste Zahlen<br />
stellte <strong>de</strong>r Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) bereit:<br />
Allein in Sachsen sind 24 Wohnungsgenossenschaften betroffen. Die<br />
Schä<strong>de</strong>n belaufen sich auf geschätzt 2 Mio. € – hauptsächlich verursacht<br />
durch überflutete Keller und Erdgeschosswohnungen sowie <strong>de</strong>fekte Heizungsanlagen.<br />
In Crimmitschau mussten 300 Wohnungen in <strong>de</strong>r Innenstadt<br />
evakuiert wer<strong>de</strong>n, in Grimma konnte die Genossenschaft Notunterkünfte<br />
für die Bevölkerung und in Pirna die Städtische Wohnungsgesellschaft Privatleuten,<br />
Gewerbetreiben<strong>de</strong>n, Institutionen und Vereinen unbürokratisch<br />
und schnell Ausweichquartiere bereit stellen.<br />
Das Ausmaß vieler Schä<strong>de</strong>n ist jedoch noch nicht genau bezifferbar. Bis das<br />
Wasser abgepumpt wer<strong>de</strong>n konnte, Gutachter vor Ort waren und einige Orte<br />
wie<strong>de</strong>r ans Stromnetz angeschlossen wur<strong>de</strong>n, verging viel Zeit. Erst langsam<br />
läuft das Leben wie<strong>de</strong>r an, startet die Scha<strong>de</strong>nsabwicklung, wird die Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
vom Hochwasser betroffenen Objekte vorbereitet. In Abhängigkeit<br />
vom Scha<strong>de</strong>nsbild kann dies aber mehrere Monate dauern.<br />
Die Wohnungswirtschaft zeigt sich – über die direkte Nachbarschaftshilfe<br />
hinaus – mit allen Opfern <strong>de</strong>r Flutkatastrophe solidarisch und ruft zu<br />
Spen<strong>de</strong>n auf: „Wir haben ein Fluthilfekonto eingerichtet, das allen Notlei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
und Flutopfern – unabhängig, ob sie in einer Wohnungsgenossenschaft<br />
wohnen o<strong>de</strong>r nicht – finanzielle Unterstützung leisten soll. Nach<br />
<strong>de</strong>m genossenschaftlichen Grundsatz <strong>de</strong>r Hilfe zur Selbsthilfe wollen wir<br />
gemeinsam diese kritische Situation meistern und unterstützen“, betont<br />
VSWG-Vorstand Dr. Axel Viehweger. Auch <strong>de</strong>r Verband Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischer<br />
Wohnungsunternehmen (BBU) richtete ein Spen<strong>de</strong>nkonto<br />
ein, um Wohnungsunternehmen und, in Absprache mit diesen, soziale<br />
Einrichtungen in <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Flut beson<strong>de</strong>rs betroffenen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn zu<br />
unterstützen. Die Mitgliedsunternehmen <strong>de</strong>s BBU spen<strong>de</strong>ten bisher über<br />
65.000 €, auf <strong>de</strong>m Spen<strong>de</strong>nkonto <strong>de</strong>s VSWG gingen knapp 134.000 € ein.<br />
Den Aufrufen folgten u. a. bereits auch die Neue Lübecker Nord<strong>de</strong>utsche<br />
Baugenossenschaft sowie die Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften.<br />
Möchten auch Sie einen Beitrag leisten, bedanken wir uns schon jetzt für<br />
Ihre Unterstützung.<br />
SPENDENKONTEN<br />
Berliner Volksbank<br />
Konto-Nr.: 830 156 2030, BLZ: 100 900 00<br />
BBU Verband Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischer Wohnungsunternehmen e. V.<br />
Stichwort „Wohnungswirtschaft hilft“<br />
Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG<br />
Konto-Nr.: 4 804 511 020, BLZ: 850 900 00<br />
Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V.<br />
Stichwort „Fluthilfe 2013“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vswg.<strong>de</strong> und www.bbu.<strong>de</strong><br />
Webbasierte Schulung<br />
Umweltfreundliches öffentliches Beschaffungswesen<br />
<strong>Als</strong> Teil <strong>de</strong>s internationalen Projektes Baltic GPP unter Beteiligung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands<br />
(eaD e. V.) ist nun online ein Schulungsprogramm für umweltfreundliches<br />
öffentliches Beschaffungswesen verfügbar. Das Projekt Baltic GPP hat die<br />
Ziele, negative Umweltauswirkungen zu verringern, Märkte ökologischer<br />
zu gestalten und die wirtschaftliche Versorgung <strong>de</strong>r öffentlichen Hand zu<br />
gewährleisten. Die Web-Schulung wird zusätzlich von <strong>de</strong>r EU mitfinanziert,<br />
bisher steht das Material in <strong>de</strong>n Teilbereichen Gebäu<strong>de</strong>, Catering,<br />
Transport und IT in <strong>de</strong>n sechs Sprachen Englisch, Finnisch, Schwedisch,<br />
Norwegisch, Dänisch und Deutsch zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.balticgpp.eu<br />
36 8 | 2013
Gratus Immobilienservice<br />
Neue Geschäftsführerin<br />
Ab 15. April 2013 führt Nicole Wilke gemeinsam<br />
mit Gunter Müller die Geschäfte <strong>de</strong>r Berliner<br />
GRATUS Immobilienservice GmbH. Ihr Verantwortungsbereich<br />
umfasst die Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
Akquise und Controlling <strong>de</strong>r 100-prozentigen<br />
Tochter <strong>de</strong>r kommunalen HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft<br />
mbH, Berlin.<br />
Baugenossenschaft Bochum<br />
Wechsel im Vorstandsgremium<br />
Seit 1. Mai 2013 ist Oliver Kru<strong>de</strong>wig neuer<br />
hauptamtlicher Vorstand <strong>de</strong>r Baugenossenschaft<br />
Bochum eG. Er übernimmt die Aufgabe von<br />
Klaus Werner, <strong>de</strong>r nach über 20 Jahren künftig<br />
nebenamtlich im Vorstand <strong>de</strong>r Baugenossenschaft<br />
engagiert ist. Eveline Hofmann ist aus <strong>de</strong>m<br />
Gremium ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />
Quelle: Baugenossenschaft Bochum<br />
Weitere Informationen:<br />
www.howoge.<strong>de</strong><br />
Weitere Informationen:<br />
www.baugenossenschaft-bochum.<strong>de</strong><br />
Frauennetzwerk<br />
USA und Deutschland: Frauen in<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
Mitte Juni trafen sich in Hamburg die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Vereins Frauen in <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft e. V., das einzige Frauennetzwerk <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Immobilienwirtschaft, mit ihren US-amerikanischen Kolleginnen vom<br />
Verband NEWIRE, New England Women in Real Estate, aus Boston. Die<br />
Internationale Bauausstellung bot eine Gelegenheit, sich über Unterschie<strong>de</strong><br />
und Gemeinsamkeiten auszutauschen. Unter Gemeinsamkeiten konnte<br />
u. a. vermerkt wer<strong>de</strong>n, dass die Arbeit bei<strong>de</strong>r Vereine ehrenamtlich ist und<br />
bei<strong>de</strong> Vereine in <strong>de</strong>r Immobilienbranche etabliert sind. Um <strong>de</strong>n Bekanntheitsgrad<br />
weiter zu steigern, wird von <strong>de</strong>n „Frauen in <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft“<br />
in Deutschland dieses Jahr erstmals ein Award in drei Kategorien<br />
bei <strong>de</strong>r diesjährigen Expo Real in München verliehen. NEWIRE verleiht<br />
bereits u. a. <strong>de</strong>n Annual Networking Award. Bei <strong>de</strong>n Unterschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
u. a. die Aufnahmekriterien herausgearbeitet: Bei <strong>de</strong>n „Frauen in <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft“ können Frauen, die in <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
hauptberuflich tätig sind, Mitglied wer<strong>de</strong>n. Bei „NEWIRE“ liegt hingegen<br />
<strong>de</strong>r Fokus auf Entschei<strong>de</strong>rinnen: Nur Frauen, die min<strong>de</strong>stens schon vier<br />
Jahre im Bereich Real Estate tätig sind, können Mitglied wer<strong>de</strong>n und<br />
brauchen zusätzlich zwei Mitglie<strong>de</strong>r als Fürsprecher.<br />
InWIS Forschung & Beratung<br />
Neuer Geschäftsführer<br />
Quelle: InWIS<br />
Weitere Informationen:<br />
www.inwis.<strong>de</strong><br />
Vivawest<br />
Wechsel in <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />
Die Aufsichtsgremien von Vivawest haben<br />
Claudia Gol<strong>de</strong>nbeld zum 1. Juli 2013 zur<br />
Geschäftsführerin <strong>de</strong>r Vivawest GmbH und <strong>de</strong>r<br />
Vivawest Wohnen GmbH bestellt. Auf eigenen<br />
Wunsch legt zum gleichen Zeitpunkt Ulrich<br />
Küppers sein Mandat als Geschäftsführer nie<strong>de</strong>r.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vivawest.<strong>de</strong><br />
Die InWIS Forschung & Beratung GmbH hat einen<br />
neuen Geschäftsführer. Gemeinsam mit Michael<br />
Neitzel wird zukünftig Torsten Bölting das<br />
Institut leiten. Torsten Bölting folgt als neuer<br />
Geschäftsführer auf Matthias Wirtz, <strong>de</strong>r das Haus<br />
auf eigenen Wunsch verlassen hat.<br />
Quelle: Vivawest<br />
Quelle: Frauen in <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft e. V.<br />
20 <strong>de</strong>utsche und 13 US-amerikanische Frauen aus <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft trafen sich in Hamburg<br />
BFW<br />
Neuer Bun<strong>de</strong>sgeschäftsführer<br />
Zum 1. Juli 2013 übernahm Christian Bruch die<br />
Geschäftsführung <strong>de</strong>s BFW Bun<strong>de</strong>sverband Freier<br />
Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Damit<br />
folgt er Ira von Cölln, die nach rund vier Jahren<br />
<strong>de</strong>n BFW verlässt.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.immofrauen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r www.newire.org<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bfw-bund.<strong>de</strong><br />
Quelle: BFW<br />
8 | 2013<br />
37
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Quelle: Aareon AG<br />
Hitzige Abschlussdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit: „Nicht nur gut gemeint, son<strong>de</strong>rn auch gut gemacht” mit u. a. Christian Gansch, Dirigent<br />
(rechts aussen), <strong>de</strong>r mit seinem Vortrag „Sinfonie statt Solo – Was Unternehmen von Orchestern lernen können” die Teilnehmer begeisterte<br />
Garmisch-Partenkirchen 2013<br />
Digitalisierung in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
Dieses Thema war die inhaltliche Klammer <strong>de</strong>s Aareon Kongress En<strong>de</strong> Mai und das Motto <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft 2013 (siehe folgen<strong>de</strong>n Seiten). Rund 1.000 Teilnehmer informierten sich zu<br />
<strong>de</strong>n wichtigsten Trends und Fakten <strong>de</strong>r Branche. Dabei ging es sehr stark um neue Wege in <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
und <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement.<br />
„Mobile Lösungen für Unternehmen sind eine logische Konsequenz <strong>de</strong>s gesellschaftlichen<br />
Wan<strong>de</strong>ls zur Kommunikation und Information mithilfe mobiler<br />
Endgeräte.” Roger Palm, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH<br />
Die Digitalisierung hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren eine<br />
enorme Dynamik ausgelöst: Weit über 90 % <strong>de</strong>r<br />
weltweiten Informationskapazitäten sind inzwischen<br />
digital. Vor 20 Jahren waren es gera<strong>de</strong> einmal<br />
3 % . Internet, Smartphones und Tablet-PCs<br />
haben das Kommunikationsverhalten <strong>de</strong>r Menschen<br />
maßgeblich verän<strong>de</strong>rt.<br />
In <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft hat die Digitalisierung<br />
<strong>de</strong>s Kommunikationsverhaltens <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
auf die Umsetzung einer mieterorientierten Strategie<br />
erheblichen Einfluss. Durch die Erfahrungen<br />
<strong>de</strong>r Mieter mit an<strong>de</strong>ren Branchen, wie z. B. Han<strong>de</strong>l<br />
o<strong>de</strong>r Banken, steigt auch die Erwartung an Serviceleistungen<br />
und Erreichbarkeit <strong>de</strong>s Wohnungsunternehmens<br />
via Internet stark. Ein Angebot ist<br />
gefragt, das sich konsequent an <strong>de</strong>n individuellen<br />
Kun<strong>de</strong>nbedürfnissen ausrichtet. Auf die Prozesse<br />
in <strong>de</strong>n Wohnungsunternehmen hat dies erheblichen<br />
Einfluss und erfor<strong>de</strong>rt eine systematische<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung. Die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Kongressteilnehmer, die sich in <strong>de</strong>n Fachvorträgen<br />
zu diesen Themen zusammen gefun<strong>de</strong>n haben,<br />
unterstreicht die wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung dieser<br />
Aufgaben.<br />
Aareon unterstützt die Wohnungsunternehmen<br />
bei <strong>de</strong>r Implementierung einer CRM-(Customer-<br />
38 8 | 2013
Relationship-Management-)Strategie mit einem<br />
ganzheitlichen Ansatz. Dieser besteht aus Beratung<br />
sowie integrierten Lösungen rund um das<br />
ERP-System und <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n kompletten Kun<strong>de</strong>nlebenszyklus<br />
ab – von <strong>de</strong>r Mieterakquisition über<br />
die Mieterbetreuung, die Leistungserstellung, das<br />
Serviceangebot, das Beschwer<strong>de</strong>management bis<br />
hin zur Kun<strong>de</strong>nweiterentwicklung.<br />
„Was soll man viel sagen:<br />
Wir sind mit Fragen gekommen und<br />
mit Antworten gegangen.”<br />
Sven Kubal, Geschäftsführer BGV Berliner Gesellschaft<br />
für Vermögensverwaltung mbH<br />
Mehr Flexibilität durch mobile Services<br />
Im Zuge <strong>de</strong>s digitalisierten Kommunikationsverhaltens<br />
ermöglichen mobile Services ein noch<br />
flexibleres und produktiveres Arbeiten. Die Wohnungswirtschaft<br />
kann durch <strong>de</strong>n Einsatz einer<br />
integrierten mobilen Lösung erhebliche Kosteneinsparungen<br />
erzielen. So lassen sich z. B. bei <strong>de</strong>r<br />
Wohnungsabnahme die Prozesse vor Ort weiter<br />
vereinfachen. Die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Wohnungsunternehmens<br />
können je<strong>de</strong>rzeit, überall und mit<br />
mobilen Geräten sicher auf alle relevanten Informationen<br />
und Systeme zugreifen. Durch die<br />
Integration in die IT-Systeme <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
wird <strong>de</strong>r gesamte Workflow ohne Medienbrüche<br />
optimiert. Die Vorteile: Nutzung vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Informationen, hohe Zeit- und Kostenersparnis,<br />
Datenqualität und -sicherheit sowie leichte Bedienbarkeit.<br />
Beispiele aus <strong>de</strong>r Branche wur<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>mentsprechend auch mit <strong>de</strong>m DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft ausgezeichnet.<br />
DESWOS<br />
Aareon spen<strong>de</strong>t 10.000 € für Projekt in Nicaragua<br />
Auf <strong>de</strong>m Aareon Kongress überreichte Dr.<br />
Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Aareon AG, <strong>de</strong>m Generalsekretär <strong>de</strong>r DESWOS<br />
Deutsche Entwicklungshilfe für soziales<br />
Wohnungs- und Siedlungswesen e. V., Georg<br />
Potschka, <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nscheck in Höhe von<br />
10.000 €. Wie bereits im vergangenen Jahr<br />
fließt die Spen<strong>de</strong> in ein Projekt zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>r Region Jinotepe im<br />
Sü<strong>de</strong>n Nicaraguas. Das Leben <strong>de</strong>r Menschen<br />
wird dort durch Erdbeben und Hurrikans<br />
immer wie<strong>de</strong>r bedroht. Die Bewohner dieser<br />
Region sind überwiegend Kleinbauern, die sich<br />
selbst versorgen. Durch die unvorhersehbaren<br />
Naturkatastrophen sind die Ernten unsicher<br />
und reichen oft nicht einmal zur Ernährung<br />
ihrer Familien.<br />
Die bisherige Unterstützung trug dazu bei,<br />
dass bereits 27 Häuser errichtet wur<strong>de</strong>n.<br />
Fünf Weitere befin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>rzeit im Bau.<br />
Alle Häuser sind mit holzsparen<strong>de</strong>n, sicheren<br />
Kochher<strong>de</strong>n ausgestattet und verfügen über<br />
ein eigenes Waschhaus. Ziel <strong>de</strong>s Projekts ist<br />
es, zusammen mit SofoNic, das im Haus- und<br />
Siedlungsbau erfahrene Netzwerk, insgesamt<br />
80 Häuser zu errichten.<br />
Dr. Manfred Alflen übergibt <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nscheck an<br />
Georg Potschka<br />
Weitere Informationen:<br />
www.<strong>de</strong>swos.<strong>de</strong><br />
Hochtechnisiert, vernetzt und virtuell –<br />
die digitale Zukunft for<strong>de</strong>rt alle<br />
Wie sich Unternehmen auf die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r digitalen Welt vorbereiten können, beleuchteten<br />
u. a. die prominenten Gastredner Christian<br />
Gansch, Dirigent, Produzent und Coach, Dr. Andreas<br />
Weigend, Internet-Vor<strong>de</strong>nker und ehemaliger<br />
Chief-Scientist von Amazon, sowie Ranga Yogeshwar,<br />
Physiker und renommierter Wissenschaftsvermittler.<br />
Seiner Meinung nach, leben wir in einer<br />
Scharnierzeit. Wir fahren auf Sicht, weil wir <strong>de</strong>n<br />
Fortschritt nicht verstehen.<br />
8 | 2013<br />
39
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Erfahrung aus 10 Jahren DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
Die Preisträger von heute setzen die Standards für morgen!<br />
In <strong>de</strong>r Rückschau auf 10 Jahre Wettbewerb kann die DW Die Wohnungswirtschaft dokumentieren, wie<br />
sich die Branche entwickelt. Der Aareon AG ist sehr zu danken, dass sie das große Forum <strong>de</strong>s Aareon<br />
Kongresses in Garmisch-Partenkirchen bereitstellt, um die jeweiligen Wettbewerbssieger zu prämieren<br />
und damit kontinuierlich die Entwicklung in <strong>de</strong>r Immobilien- und Wohnungswirtschaft zu <strong>de</strong>monstrieren.<br />
Siegfried Rehberg<br />
Verband Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischer<br />
Wohnungsunternehmen e. V.<br />
Berlin und Jurymitglied für <strong>de</strong>n<br />
DW Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
Der Auslober, die Zeitschrift DW und die Experten<br />
aus Wohnungsunternehmen, Verbän<strong>de</strong>n, Lehre<br />
und Forschung konnten sich im Jahr 2003, als<br />
die I<strong>de</strong>e für <strong>de</strong>n DW-Zukunftspreis geboren wur<strong>de</strong>,<br />
kaum <strong>de</strong>n Erfolg ihrer I<strong>de</strong>e vorstellen. Der<br />
damalige Chefredakteur <strong>de</strong>r DW und Dr. Alflen,<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Aareon AG, hatten mit<br />
ihrem Vorschlag, einen bun<strong>de</strong>sweiten Innovationspreis<br />
für die Wohnungswirtschaft auszuloben,<br />
beim Verband Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgischer Wohnungsunternehmen<br />
e. V. (BBU) Unterstützung,<br />
namentlich mir, gefun<strong>de</strong>n. Der BBU hatte mit<br />
<strong>de</strong>n schon einige Jahre laufen<strong>de</strong>n Wettbewerben<br />
anlässlich <strong>de</strong>r BBU-Tage Erfahrungen mit <strong>de</strong>r<br />
Organisation von Wettbewerben. Lutz Freitag,<br />
<strong>de</strong>r damalige Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s GdW Bun<strong>de</strong>sverband<br />
<strong>de</strong>utscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen,<br />
übernahm die Schirmherrschaft für <strong>de</strong>n<br />
Wettbewerb.<br />
„Wettbewerbe wie dieser, mit ihrer gewünschten<br />
und positiven Außenwirkung, sind auch geeignet,<br />
Kreativität, Prozessoptimierung und kontinuierliche<br />
Verbesserungsprozesse in <strong>de</strong>r Branche<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>n auch betroffenen Mietern<br />
in Gang zu setzen und in <strong>de</strong>n Blickpunkt <strong>de</strong>s Interesses<br />
zu rücken“, konnte <strong>de</strong>nn auch Prof. Dr.<br />
Hansjörg Bach, <strong>de</strong>r zum Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Jury<br />
berufen wur<strong>de</strong>, in seiner ersten Laudatio anlässlich<br />
<strong>de</strong>s Aareon-Kongresses 2004 in Garmisch-<br />
Partenkirchen ankündigen. Und er behielt Recht.<br />
Die GdW-Präsi<strong>de</strong>nten und die Chefredakteure <strong>de</strong>r<br />
DW wechselten, die Jury wur<strong>de</strong> jeweils aus Experten<br />
<strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft berufen, aber das be-<br />
Fotos <strong>de</strong>r Preisträger aus <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren mit Jury:<br />
ganz oben das aktuelle aus 2013,<br />
darunter links 2004, rechts 2005,<br />
eine Reihe darunter links 2006, rechts 2007,<br />
dann folgt 2008 und rechts steht <strong>de</strong>r Jahrgang 2009<br />
Quelle: Aareon AG;<br />
Foto: Jens Braune <strong>de</strong>l Angel/Frankfurt<br />
40 8 | 2013
währte Organisationsteam mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Jury sorgte für Kontinuität und sicherte <strong>de</strong>n<br />
Erfolg <strong>de</strong>s Wettbewerbs.<br />
<strong>Als</strong> erstes Thema für <strong>de</strong>n Wettbewerb wur<strong>de</strong><br />
das gera<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen/Geislingen entwickelte<br />
Betriebskostenmanagement auf Grundlage <strong>de</strong>r<br />
Geislinger Konvention ausgelobt. Der Wettbewerb<br />
erhielt <strong>de</strong>n Titel „Contra 2. Miete“. Die erfolgreichen<br />
Wettbewerbsprämierungen zeigten, dass<br />
Betriebskosten aber keine 2. Miete in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
sind.<br />
Die 27 Beiträge zum ersten Wettbewerb 2004 dokumentierten<br />
in eindrücklicher Weise, dass insbeson<strong>de</strong>re<br />
in <strong>de</strong>n unter wirtschaftlichem Druck<br />
stehen<strong>de</strong>n Wohnungsunternehmen in <strong>de</strong>n neuen<br />
Län<strong>de</strong>rn Kostensenkungsstrategien erfolgreich<br />
umgesetzt wur<strong>de</strong>n. Wegen <strong>de</strong>s großen Erfolges<br />
wur<strong>de</strong>n auch im Jahr 2005 erfolgreiche Beispiele<br />
<strong>de</strong>s Betriebskostenmanagements unter <strong>de</strong>m Motto<br />
„Contra 2. Miete“ ausgezeichnet.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 2006 und 2007 wur<strong>de</strong>n Beiträge<br />
unter <strong>de</strong>m Motto „Wohnen im Wan<strong>de</strong>l – Nachbarschaften,<br />
Kun<strong>de</strong>norientierung, Dienstleistung,<br />
Services“ prämiert.<br />
2008 und 2009 lag <strong>de</strong>r Schwerpunkt auf <strong>de</strong>r Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsunternehmen für die<br />
„Profession fürs Wohnen“.<br />
Im Jahr 2010 wur<strong>de</strong>n Nachhaltigkeitskonzepte<br />
ausgezeichnet, die eine umfassen<strong>de</strong> Unternehmensstrategie<br />
dokumentierten und zeigten, dass<br />
die „Nachhaltigkeit in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft:<br />
mehr als Mo<strong>de</strong>begriff und Energieeinsparung“<br />
ist.<br />
2011 zeigten die vielen Beiträge <strong>de</strong>r Teilnehmer,<br />
dass die „Immobilienwirtschaft auf <strong>de</strong>m Weg<br />
zu einer neuen Wirtschaftlichkeit“ ist. Gleiches<br />
wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Prämierung <strong>de</strong>s Jahres 2012<br />
„Effizienz 2020“ bestätigt; die Wohnungsunternehmen<br />
haben auf <strong>de</strong>m Weg von <strong>de</strong>r Wohnungsverwaltung<br />
hin zu wirtschaftlich erfolgreichen<br />
Unternehmen bereits die längste Wegstrecke<br />
zurückgelegt.<br />
Und zwar mit Nachdruck, was die diesjährigen<br />
Einreichungen und Prämierungen zum DW-<br />
Zukunftspreis <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft 2013:<br />
WEB 2.0 – Digitalisierung in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft“<br />
nachdrücklich belegt.<br />
Die Rückschau auf die seit <strong>de</strong>m Jahr 2004 eingegangenen<br />
271 Beiträge und die 49 Prämiierungen<br />
zeigen, dass in <strong>de</strong>r Branche voneinan<strong>de</strong>r gelernt<br />
wird. Prämiert wur<strong>de</strong>n jeweils Beiträge, die die<br />
Spitze <strong>de</strong>r Entwicklung darstellten. Ebenfalls hervorragen<strong>de</strong><br />
Beispiele zu <strong>de</strong>m gleichen Thema hatten<br />
in <strong>de</strong>n Folgejahren aber nur dann eine Chance,<br />
ausgezeichnet zu wer<strong>de</strong>n, wenn sie die prämierten<br />
Ansätze <strong>de</strong>s Vorjahres weiterentwickelten.<br />
Preisträger mit Jury von oben nach unten: 2010, 2011 und 2012<br />
INTERVIEW MIT HERRN DR. MANFRED ALFLEN<br />
10 Jahre DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
Zum Jubiläum in Garmisch-Partenkirchen 2013 sprach<br />
die Redaktion <strong>de</strong>r DW mit Dr. Manfred Alflen, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Aareon AG, Mainz, die in Kooperation mit<br />
<strong>de</strong>r Fachzeitschrift DW Die Wohnungswirtschaft je<strong>de</strong>s Jahr<br />
<strong>de</strong>n Zukunftspreis gemeinsam prämieren.<br />
Herr Alflen, wie beurteilen Sie <strong>de</strong>n Stellenwert <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft?<br />
Sehr hoch. Es ist wie ein Blick hinter die Kulissen und zeigt die Innovationkraft <strong>de</strong>r<br />
Branche. Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n aktuelle Themen <strong>de</strong>r Zeit formuliert und damit Innovationen,<br />
die die Wohnungswirtschaft hervorbringt, aus verschie<strong>de</strong>nen Aspekten<br />
beleuchtet. Wichtige Themen fan<strong>de</strong>n und fin<strong>de</strong>n sich regelmäßig nach <strong>de</strong>m Aareon<br />
Kongress in <strong>de</strong>r Presse wie<strong>de</strong>r, „Contra 2. Mieter“, „Effizienz 2020“ o<strong>de</strong>r eben in diesem<br />
Jahr „Digitalisierung“. Die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Presse ist inzwischen sehr hoch.<br />
Wie nutzt die Aareon <strong>de</strong>n Zukunftspreis?<br />
Das ist natürlich sehr vom Thema abhängig. Uns war in <strong>de</strong>r Partnerschaft bei <strong>de</strong>r<br />
Ausschreibung <strong>de</strong>s Preises immer wichtig, dass die Themen nicht notwendigerweise<br />
einen Bezug zu Aareon haben. Die unabhängige Jury unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Bach<br />
hat das über all die Jahre sicher gestellt.<br />
Welche Quintessenz nehmen Sie aus <strong>de</strong>n Themen <strong>de</strong>r letzten 10 Jahre mit?<br />
Die Wettbewerbseinreichungen zeigen Trends in <strong>de</strong>r Branche. Viele Projekte, die von<br />
einzelnen Unternehmen durchgeführt wur<strong>de</strong>n, zeigten so wegweisen<strong>de</strong> Konzepte,<br />
die dann auch von an<strong>de</strong>ren Unternehme aufgegriffen wur<strong>de</strong>n. Eine tolle Möglichkeit<br />
für uns, gemeinsam mit <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n an I<strong>de</strong>en zu arbeiten, die helfen, die jeweiligen<br />
Unternehmensziele besser zu erreichen. (US)<br />
zukunftspreis <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft<br />
NACH<br />
HALTIGKEIT<br />
Zukunftspreis <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft<br />
Effizienz<br />
2020<br />
DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft<br />
Web 2.0<br />
Digitalisierung in <strong>de</strong>r<br />
Wohnungswirtschaft<br />
8 | 2013<br />
41
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Auszeichnung für die LEG Immobilien AG<br />
Mit <strong>de</strong>m Kampagnenmanager effizienter<br />
und direkter am Kun<strong>de</strong>n<br />
Die LEG Immobilien AG, Düsseldorf, zählt mit ihrem Wettbewerbsbeitrag „LEG Online Marketing 2.0:<br />
Mit polyEstate Kampagnen erfolgreich steuern“ zu <strong>de</strong>n diesjährigen Preisträgern <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft.<br />
Alexandra May<br />
freie Immobilienjournalistin<br />
Wiesba<strong>de</strong>n<br />
In angebotsgeprägten Wohnungsmärkten verlangt<br />
die Konkurrenzsituation von <strong>de</strong>n Vermietern einiges<br />
ab, wenn sie die Leerstandsquote ihres Wohnungsbestan<strong>de</strong>s<br />
nach unten und die Vermietungsquote<br />
nach oben schrauben wollen. Wer sich als<br />
Wohnungsanbieter unter verschärften Wettbewerbsbedingungen<br />
behaupten will, braucht nicht<br />
nur eine kluge Strategie. Kreativität, Schnelligkeit<br />
und ein ausgeprägtes Gespür für das Wohnbedürfnis<br />
<strong>de</strong>s potenziellen Kun<strong>de</strong>n sind die Erfolgsparameter<br />
für eine erfolgreiche Vermietung. Doch<br />
wie schafft man das, einen Vermietungsprozess<br />
gleichermaßen effizient und transparent zu gestalten,<br />
wenn man mit einem Portfolio von rund<br />
93.000 Wohnungen an 160 Standorten vertreten<br />
ist? Die LEG Immobilien AG hat ihr Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement<br />
im Vermietungsprozess neu<br />
ausgerichtet und damit sehr schnell messbare<br />
Erfolge erzielt.<br />
Bereits 2010 wur<strong>de</strong> das Wohnungsbewirtschaftungssystem<br />
polyEstate eingeführt und mit <strong>de</strong>r<br />
SAP-Lösung Blue Eagle sowie <strong>de</strong>m Internet vernetzt.<br />
Damit war das Fundament geschaffen, um<br />
in einem nächsten Schritt die Schlagkräftigkeit <strong>de</strong>r<br />
Vermietungsorganisation signifikant zu erhöhen.<br />
Denn mit <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r IT-Infrastruktur ist<br />
nicht nur <strong>de</strong>r gesamte Workflow effizienter gewor<strong>de</strong>n.<br />
Vielmehr eröffneten sich vor allem neue<br />
Gestaltungsspielräume, die <strong>de</strong>n Vermietern <strong>de</strong>r<br />
LEG für das persönliche Kun<strong>de</strong>ngespräch mehr<br />
Zeit einräumen. Und je<strong>de</strong>r Vermieter weiß aus<br />
Erfahrung: Der persönliche Kun<strong>de</strong>nkontakt ist immer<br />
noch die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Einflussgröße für eine<br />
erfolgreiche Vermietung. Doch <strong>de</strong>r Reihe nach.<br />
V.l.n.r.: Holger Hentschel, COO LEG Immobilien AG, GdW-Präsi<strong>de</strong>nt Axel Gedaschko und LEG-<br />
Regionalbereichsleiter Ruhrgebiet Thomas Schwarzenbacher bei <strong>de</strong>r Preisübergabe<br />
Quelle: Aareon AG/Jens Braune <strong>de</strong>l Angel, Frankfurt<br />
42 8 | 2013
Quelle: LEG<br />
Quelle: LEG<br />
Je<strong>de</strong>r Interessent erhöht das Potenzial<br />
Bei <strong>de</strong>r LEG wer<strong>de</strong>n pro Jahr im Schnitt etwa<br />
11.000 Mietverträge abgeschlossen. Bis es jedoch<br />
zu einer Vertragsunterzeichnung kommt, bedarf<br />
es einer Vielzahl von Kontakten mit Interessenten.<br />
Je nach Marktlage sind einem Vertragsabschluss<br />
mal mehr, mal weniger Gespräche vorausgegangen.<br />
Fest steht: Je<strong>de</strong>r einzelne Kontakt stellt für<br />
das Vermietungsgeschäft immer noch ein enormes<br />
Potenzial dar, selbst wenn er nicht auf Anhieb mit<br />
einem Vertragsabschluss en<strong>de</strong>t. Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
besteht lediglich darin, dieses Potenzial gewinnbringend<br />
zu nutzen. Die Grundvoraussetzung<br />
dafür ist, dass keine Anfrage verloren geht. Und<br />
das stellt die LEG mit <strong>de</strong>r Einführung von polyEstate<br />
sicher. Gibt ein LEG-Vermieter eine Anzeige in<br />
das System ein, so wird diese automatisch in <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen, durch <strong>de</strong>n Vermieter festgelegten<br />
Immobilienportalen und auf <strong>de</strong>r LEG-Homepage<br />
veröffentlicht. Je<strong>de</strong> Anfrage, die daraufhin per<br />
E-Mail eingeht, wird direkt in <strong>de</strong>r polyEstate-Instrumentendatei<br />
als Aufgabe für <strong>de</strong>n zuständigen<br />
Vermieter angelegt. Dadurch wird sichergestellt,<br />
dass keine Kun<strong>de</strong>nanfrage verloren geht und <strong>de</strong>r<br />
Vermieter schnell reagieren muss. Denn sämtliche<br />
Aktivitäten, die mit <strong>de</strong>r Vermarktung <strong>de</strong>r Wohnung<br />
in Verbindung stehen – wie z. B. Wohnungsbesichtigungen,<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Investitionsmaßnahmen<br />
und auch <strong>de</strong>r Vertragsabschluss – wer<strong>de</strong>n im System<br />
dokumentiert und ermöglichen somit eine<br />
genaue Analyse <strong>de</strong>s Vermarktungserfolges. Das<br />
schafft Transparenz und eröffnet die Chance, <strong>de</strong>n<br />
Prozess stetig weiter zu verbessern. Gleichzeitig<br />
können notwendige Investitionen bei einer Neuvermietung<br />
gezielt geplant und die Rendite <strong>de</strong>r<br />
Investition genau kalkuliert wer<strong>de</strong>n. Doch damit<br />
nicht genug.<br />
Neues Marketinginstrument<br />
Auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Wohnungsbewirtschaftungssystems<br />
polyEstate wur<strong>de</strong> ein neues Instrument<br />
entwickelt, um Neukun<strong>de</strong>n maßgeschnei<strong>de</strong>rt<br />
und zielgruppengerecht anzusprechen: <strong>de</strong>r Kampagnenmanager.<br />
Dieses Marketinginstrument<br />
ermöglicht die Automatisierung von Vermietungskampagnen<br />
sowie die gezielte Steuerung<br />
<strong>de</strong>r Vermietungsperformance. Internetanzeigen<br />
können einfach und schnell zielgruppengerecht<br />
verän<strong>de</strong>rt, ergänzt und einer bestimmten Kampagne<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Dazu greift <strong>de</strong>r Kampagnenmanager<br />
auf bereits im System hinterlegte<br />
Internetanzeigen zurück und ergänzt diese entsprechend<br />
um Bil<strong>de</strong>r, Überschriften bzw. Textbausteine.<br />
So lassen sich sehr schnell mit einem minimalen<br />
Aufwand Wohnungen zu einer Kampagne<br />
zusammenfassen und vermarkten.<br />
Die Kampagnen wer<strong>de</strong>n jeweils vom regionalen<br />
Marketing <strong>de</strong>r LEG konzipiert. Die zuständigen<br />
Vermieter ordnen die vakanten Wohnungen sodann<br />
<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Kampagnen zu. Schließlich<br />
kennen sie ihren Markt am besten. Darüber hinaus<br />
können auch übergeordnete Wohnungstypen<br />
automatisch zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Steht beispielsweise<br />
eine Wohnung ab <strong>de</strong>m fünften Obergeschoss<br />
mehr als sechs Wochen leer, wird sie <strong>de</strong>r Kampagne<br />
„Fernblick“ zugeordnet. Je<strong>de</strong> Kampagne lässt<br />
sich per Knopfdruck <strong>de</strong>tailliert auswerten und<br />
bewerten. Entsprechen<strong>de</strong> Anpassungen fließen<br />
in die nachfolgen<strong>de</strong> Kampagne ein.<br />
Für je<strong>de</strong> Zielgruppe ein Produkt<br />
Mit <strong>de</strong>m Kampagnenmanager können die Vermieter<br />
je<strong>de</strong> Zielgruppe ansprechen – ganz gleich, ob<br />
es sich um Ältere, Stu<strong>de</strong>nten o<strong>de</strong>r Familien mit<br />
Kin<strong>de</strong>rn han<strong>de</strong>lt. Je<strong>de</strong> Kampagne ist wie<strong>de</strong>rholbar,<br />
sobald sie einmal eingerichtet wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Um die Kampagnen zu unterstützen, wer<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Suchmaschine Google zusätzliche AdWords<br />
gebucht. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um Anzeigenplätze,<br />
die neben <strong>de</strong>n Suchergebenissen erscheinen.<br />
Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r auf diese Anzeige klickt, wird sofort<br />
auf die Kampagnen-Landing-Page geleitet, auf<br />
<strong>de</strong>r die zu vermieten<strong>de</strong> Wohnung entsprechend<br />
präsentiert wird.<br />
Positive Nebeneffekte<br />
Die IT-basierte Neustrukturierung <strong>de</strong>r Vermietungsorganisation<br />
zahlt sich für die LEG aus. Eine<br />
erste Auswertung zeigt, dass die Kampagnen-Wohnungen<br />
wesentlich schneller vermarktet wer<strong>de</strong>n.<br />
Während bei einer konventionellen Vermietung<br />
über sieben Interessentengespräche nötig waren,<br />
bevor es zu einem Vertragsschluss kam, fand sich<br />
für die unter <strong>de</strong>m Label „Heimwerker“ angepriesene<br />
Wohnung bereits nach 2,4 Kontakten ein neuer<br />
Mieter. Um es auf eine einfache Formel zu bringen:<br />
Schnellerer Erfolg bei minimalem Aufwand<br />
und geringen Streuverlusten. Zu<strong>de</strong>m verbucht die<br />
LEG noch einen positiven Nebeneffekt: Zahlreiche<br />
Wohnungen konnten vermietet wer<strong>de</strong>n, obwohl sie<br />
nicht Teil einer Kampagne waren, weil die Vermieter<br />
diese im direkten Kun<strong>de</strong>ngespräch als Alternative<br />
angeboten hatten.<br />
Die Vertriebsaktivitäten <strong>de</strong>r LEG sind im Ergebnis<br />
also nicht nur effizienter, son<strong>de</strong>rn auch<br />
transparenter gewor<strong>de</strong>n. Erkenntnisse über die<br />
lokalen Wohnungsmärkte sowie Unterschie<strong>de</strong><br />
im Nachfrageverhalten können genau analysiert<br />
wer<strong>de</strong>n und direkt in die Optimierung <strong>de</strong>s Vertriebsprozesses<br />
einfließen. Gleichzeitig nutzen<br />
die Vermieter die neuen Gestaltungsspielräume,<br />
die sich für sie eröffnen: Da sie mehr Zeit für das<br />
persönliche Kun<strong>de</strong>ngespräch haben, können sie<br />
auf die formulierten Wohnbedürfnisse auch mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Angeboten antworten. So hat<br />
sich die Zahl <strong>de</strong>r monatlich neu abgeschlossenen<br />
Mietvertragsabschlüsse pro LEG-Vermieter durch<br />
die Neustrukturierung <strong>de</strong>r Vermietungs- und Vermarktungsaktivitäten<br />
inzwischen um 28 % erhöht.<br />
Und das macht sich an <strong>de</strong>n erzielten Erlösen bemerkbar:<br />
Durch die Reduzierung <strong>de</strong>s Leerstan<strong>de</strong>s<br />
um 25 % konnten die Erlösschmälerungen um 20 %<br />
(auf Jahresbasis) verringert wer<strong>de</strong>n.<br />
8 | 2013<br />
43
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Auszeichnung für die Nibelungen-Wohnbau-GmbH<br />
Kurze Wege, schnelle Hilfe mit <strong>de</strong>r Nibelungen-App<br />
Die Nibelungen-Wohnbau-GmbH, Braunschweig, zählt mit ihrem Wettbewerbsbeitrag<br />
„Die Nibelungen-Wohnbau in <strong>de</strong>r Westentasche unserer Mieter“ zu <strong>de</strong>n diesjährigen Preisträgern <strong>de</strong>s<br />
DW-Zukunftspreis <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft.<br />
Alexandra May<br />
freie Immobilienjournalistin<br />
Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Nahezu je<strong>de</strong>r hat das schon mal erlebt: Man ruft als<br />
Kun<strong>de</strong> eines Unternehmen in <strong>de</strong>r Verwaltung an,<br />
weil man eine Frage hat o<strong>de</strong>r ein Problem gelöst<br />
haben möchte. Doch <strong>de</strong>r Anruf läuft ins Leere, <strong>de</strong>r<br />
zuständige Ansprechpartner ist nicht erreichbar<br />
o<strong>de</strong>r man wird von einem zum Nächsten weiterverbun<strong>de</strong>n,<br />
weil niemand weiß, wer nun gera<strong>de</strong><br />
für diese spezielle Fragestellung zuständig ist.<br />
Was am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Telefonodyssee bleibt, ist Frustration<br />
und Ärger. „Buchbin<strong>de</strong>r Wanninger“ lässt<br />
grüßen. Auch im Zeitalter Web 2.0 hat das Medium<br />
Telefon keineswegs an Be<strong>de</strong>utung verloren.<br />
Ganz im Gegenteil! Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n greift<br />
immer noch zum Hörer, wenn sie etwas wissen<br />
möchte bzw. Hilfe benötigt. Und genau in diesem<br />
Moment ist ihre Erwartungshaltung beson<strong>de</strong>rs<br />
hoch: Denn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> will Verständnis für seine<br />
Situation, erwartet von seinem Gesprächspartner<br />
Lösungskompetenz und will zu<strong>de</strong>m auch keine Zeit<br />
verlieren. Wer in diesem Augenblick mit seinem<br />
Anliegen ins Leere läuft, fühlt sich nicht wertgeschätzt<br />
und ist verärgert.<br />
Im Umkehrschluss be<strong>de</strong>utet das aber auch, dass<br />
ein Unternehmen mit einer guten Erreichbarkeit<br />
die Zufrie<strong>de</strong>nheit seiner Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich steigern<br />
kann. Auch für die Nibelungen-Wohnbau-GmbH<br />
mit einem Portfolio von fast 8.000 Wohnungen,<br />
über 60 Gewerbeobjekten und 900 Garagen bzw.<br />
Einstellplätzen ist die Erreichbarkeit für ihre Mieter<br />
ein zentrales Thema. Während die Recherche<br />
nach einer Wohnung heute primär über das Internet<br />
läuft, suchen Wohnungsmieter bzw. Bestandskun<strong>de</strong>n<br />
immer noch das direkte Gespräch<br />
und greifen <strong>de</strong>shalb zum Telefon.<br />
Ein stolzer Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsfühung <strong>de</strong>r Nibelungen-Wohnbau-GmbH Braunschweig, Rüdiger Warnke<br />
bei <strong>de</strong>r Preisverleihung in Garmisch-Partenkirchen<br />
Quelle: Aareon AG/Jens Braune <strong>de</strong>l Angel, Frankfurt<br />
44 8 | 2013
Kurze Entwicklungszeit<br />
Mit Unterstützung einer Softwareentwicklerfirma<br />
und einem kleinen Entwicklungsteam seitens<br />
<strong>de</strong>s Wohnungsunternehmens hat es gera<strong>de</strong> einmal<br />
drei Monate gedauert, und die App war fertig. Bis<br />
das Serviceinstrument endlich verfügbar war, vergingen<br />
allerdings weitere vier Wochen, <strong>de</strong>nn Apple<br />
und Google prüfen sehr genau, welche Produkte<br />
sie in ihre Onlinestores einstellen. Seit Dezember<br />
2012 ist die Nibelungen-App nun frei verfügbar.<br />
Je<strong>de</strong>r Nibelungen-Mieter, <strong>de</strong>r ein Smartphone,<br />
Android o<strong>de</strong>r ein mobiles Endgerät mit einem<br />
Touchscreen – wie z. B. ein iPad – besitzt, kann<br />
sich die App kostenfrei auf sein Handy o<strong>de</strong>r Tablet<br />
la<strong>de</strong>n und sofort einsetzen. Und weil man beim<br />
wur<strong>de</strong> gewährleistet, dass sich bei <strong>de</strong>r Eingabe <strong>de</strong>r<br />
20-stelligen Wohnungsnummer keine Tippfehler<br />
einschleichen können. An <strong>de</strong>n Datenschutz wur<strong>de</strong><br />
ebenfalls gedacht, <strong>de</strong>nn die App ist so programmiert,<br />
dass keine Informationen über <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>r<br />
ausgelesen wer<strong>de</strong>n können bzw. diese erst gar<br />
nicht erfasst wer<strong>de</strong>n. Das ist in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Apps<br />
nicht immer üblich und schon gar nicht selbstverständlich.<br />
Mieter, die die Nibelungen-App installiert<br />
haben, können sich jedoch in diesem Punkt<br />
auf <strong>de</strong>r sicheren Seite wähnen. Ihre persönlichen<br />
Daten sind geschützt. Deswegen müssen sie auch<br />
eine Telefonnummer hinterlassen, für <strong>de</strong>n Fall,<br />
dass ihr Ansprechpartner zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Anrufs<br />
einmal nicht erreichbar sein sollte.<br />
Ansicht unterschiedlicher Oberflächen für die<br />
diversen Funktionalitäten <strong>de</strong>r Nibelungen App<br />
AAL gab <strong>de</strong>n Anstoß<br />
Über 8.500 Vorgänge laufen durchschnittlich pro<br />
Jahr in <strong>de</strong>r Telefonannahme <strong>de</strong>s Braunschweiger<br />
Wohnungsunternehmens auf. Das entspricht in<br />
etwa einem Volumen von knapp drei Dutzend<br />
Anrufen am Tag und klingt zunächst vergleichsweise<br />
wenig. Wenn man jedoch berücksichtigt,<br />
dass das Anliegen <strong>de</strong>s Anrufes nicht immer mit<br />
einem Fünfminutengespräch erledigt ist, kommen<br />
schnell drei und mehr Stun<strong>de</strong>n Arbeitszeit pro<br />
Tag zusammen, die im Anschluss eines Vorgangs<br />
anfallen<strong>de</strong>n Arbeitsschritte – wie z. B. die Bestellung<br />
eines Handwerkers o<strong>de</strong>r die Weitergabe <strong>de</strong>r<br />
Informationen an einen technischen Mitarbeiter<br />
– sind dabei noch nicht eingerechnet. Diesen arbeitsintensiven<br />
Kernprozess wollte die Nibelungen-Wohnbau-GmbH<br />
optimieren. Die I<strong>de</strong>e dazu<br />
existierte schon länger. Der Auslöser, eine eigene<br />
Softwarelösung in Form einer App zu entwickeln,<br />
die für alle Mieter gilt, ergab sich im Kontext <strong>de</strong>r<br />
Teilnahme an „WomiT – Wohnen mit intelligenter<br />
Technik“ sowie „eHealth Braunschweig“. Bei<br />
diesen Initiativen steht die Entwicklung einer intelligenten<br />
Wohnumgebung im Fokus, um älteren<br />
Menschen mit entsprechen<strong>de</strong>n Assistenzsystemen<br />
in einer barrierefreien Wohnung so lange wie möglich<br />
ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Im<br />
Zuge <strong>de</strong>ssen kam bei <strong>de</strong>r Nibelungen-Wohnbau-<br />
GmbH die Überlegung auf, <strong>de</strong>n Mietern ein einfach<br />
zu bedienen<strong>de</strong>s Serviceinstrument an die Hand zu<br />
geben, mit <strong>de</strong>m sie für ihr Anliegen auf kurzem,<br />
direktem Weg zügig an <strong>de</strong>n richtigen Ansprechpartner<br />
kommen. Schnell war klar, dass dieses<br />
Serviceinstrument nicht nur für ältere Menschen<br />
von Nutzen sein kann, son<strong>de</strong>rn für alle Mieter<br />
<strong>de</strong>r Nibelungen-Wohnbau-GmbH einen echten<br />
Mehrwert bietet. Das war die Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nibelungen-App. Die Herausfor<strong>de</strong>rung bestand<br />
nur darin, einen an sich komplexen Sachverhalt für<br />
<strong>de</strong>n Nutzer möglichst einfach zu machen.<br />
Abrufen <strong>de</strong>r App die Wohnungsnummer eingeben<br />
muss, hat sich die Nibelungen-Wohnbau-GmbH<br />
für ihre Mieter einen beson<strong>de</strong>ren Gimmick einfallen<br />
lassen. Mit <strong>de</strong>m Rundschreiben, in <strong>de</strong>m die<br />
Mieter über diesen neuen Service informiert wor<strong>de</strong>n<br />
sind, bekam je<strong>de</strong>r seinen eigenen QR-Co<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>r Wohnungsnummer und eine genaue Anleitung<br />
dazu, wie man diesen einsetzt. Dadurch<br />
Die Mieter wur<strong>de</strong>n per Post angeschrieben und<br />
konnten sich über einen QR-Co<strong>de</strong> die App auf ihr<br />
Smartphone la<strong>de</strong>n<br />
Mit einem Wisch am Ziel<br />
Viele Dienste, die das Wohnungsunternehmen anbietet,<br />
sind für <strong>de</strong>n Mieter nunmehr einfach und<br />
direkt abrufbar. Das Credo lautete: „Schnelle Hilfe<br />
sofort“. Über die Nibelungen-App hat <strong>de</strong>r Mieter<br />
Zugriff auf alle Kontaktadressen <strong>de</strong>r für ihn zuständigen<br />
Sachbearbeiter und Handwerksfirmen.<br />
Die Menüführung sowie sämtliche Serviceleistungen<br />
wer<strong>de</strong>n leicht verständlich erklärt und sind<br />
somit auch für Ungeübte einfach zu bedienen.<br />
Wenn also mal <strong>de</strong>r Wasserhahn tropft, <strong>de</strong>r Strom<br />
ausfällt, das Fenster undicht ist o<strong>de</strong>r das Licht im<br />
Hausflur <strong>de</strong>fekt ist, kann <strong>de</strong>r Mieter über selbst<br />
unmittelbar Kontakt mit <strong>de</strong>m zuständigen Handwerker<br />
aufnehmen und einen Termin vereinbaren.<br />
Auch im Notfall außerhalb <strong>de</strong>r Geschäftszeiten<br />
hilft die App mit <strong>de</strong>m richtigen Handwerksbetrieb<br />
weiter. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.<br />
Die Erfassung <strong>de</strong>s jeweiligen Auftrages und <strong>de</strong>r<br />
Rechnungen auf <strong>de</strong>r Grundlage von Einheitspreisen<br />
erfolgt durch <strong>de</strong>n Handwerksbetrieb über<br />
einen Internetbrowser und <strong>de</strong>r Webanwendung<br />
„immo-Office 4.0“ direkt in „Blue Eagle“. Standardvorgänge<br />
wer<strong>de</strong>n ohne weiteren Bearbeitungsaufwand<br />
seitens <strong>de</strong>r Wohnungsgesellschaft<br />
abgerechnet. Die Mieter kommen mit <strong>de</strong>r Nibelungen-App<br />
schneller an ihr Ziel, die Verwaltung<br />
und die Kollegen aus <strong>de</strong>m Bereich Technik wer<strong>de</strong>n<br />
entlastet und die Kosten schließlich reduziert.<br />
Fazit<br />
Bereits über 750 Mal wur<strong>de</strong> die App im ersten<br />
Quartal abgerufen. Geplant ist, dass die Serviceangebote<br />
rund ums Wohnen Schritt für Schritt erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n. Dazu zählen beispielsweise standortbasierte<br />
Fernseh- und Internetangebote, das<br />
Buchen einer Gästewohnung und die Einbindung<br />
<strong>de</strong>r Nibelungen-App in das Gesamtangebot bzw.<br />
die Steuerung <strong>de</strong>r Ambient-Assisted-Living (AAL)<br />
Wohnungen <strong>de</strong>r zweiten Generation im Stadtteil<br />
Braunschweig-Heidberg.<br />
8 | 2013<br />
45
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Auszeichnung für die Wohnbau GmbH Bonn<br />
Effizientes Vermietungsmanagement im Zeitalter von Web 2.0<br />
Die Wohnbau GmbH Bonn zählt mit ihrem Wettbewerbsbeitrag „Verliebt beim ersten Touch –<br />
Prozesse beim Mieterwechsel im iPad-Zeitalter“ zu <strong>de</strong>n diesjährigen Preisträgern <strong>de</strong>s DW-Zukunftspreis<br />
<strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft.<br />
Alexandra May<br />
freie Immobilienjournalistin<br />
Wiesba<strong>de</strong>n<br />
Quelle: Aareon AG/Jens Braune <strong>de</strong>l Angel, Frankfurt<br />
GdW Präsi<strong>de</strong>nt Axel Gedaschko bei <strong>de</strong>r Preisübergabe an Matthias Schweizer und<br />
Thomas zur Oven von <strong>de</strong>r Wohnbau GmbH Bonn<br />
Das Portfolio <strong>de</strong>r Wohnbau GmbH Bonn umfasst<br />
17.000 Wohnungen an 37 Standorten. Über 50<br />
Objektbetreuer kümmern sich <strong>de</strong>utschlandweit<br />
u. a. darum, je<strong>de</strong>s Jahr durchschnittlich 1.600<br />
Mieterwechsel bei einem Aus- bzw. Einzug zügig<br />
durchzuführen. Dabei wur<strong>de</strong>n alle erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Arbeitsschritte lange Zeit auf traditionelle Weise<br />
erledigt: 1.600 Mal wur<strong>de</strong>n die Daten zunächst vor<br />
Ort auf <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Formblättern erfasst.<br />
Im Anschluss daran erfolgte im Büro sodann das<br />
Einscannen <strong>de</strong>r Vor-, Endabnahme- bzw. Übergabeprotokolle<br />
per Hand und schließlich das Ablegen<br />
<strong>de</strong>r selbigen im elektronischen Archiv. Rund 60<br />
Minuten dauerte dieser Prozess im Schnitt. Mal<br />
mehr, mal weniger. Alles in allem aus Sicht <strong>de</strong>r<br />
Wohnbau GmbH Bonn jedoch viel zu lang, umständlich<br />
und optimierungsfähig.<br />
Inzwischen ist alles ganz an<strong>de</strong>rs. Ermöglicht wird<br />
dies durch das digitale Zeitalter, wodurch sich<br />
für die Wohnbau GmbH Bonn neue Lösungswege<br />
aufgetan haben, die vermietungsspezifischen<br />
Prozesse <strong>de</strong>utlich zu vereinfachen. So setzen<br />
die Objektbetreuer bei <strong>de</strong>n Mieterwechseln und<br />
Objektbegehungen inzwischen iPads, also mobile<br />
Endgeräte mit einem Touchscreen, ein. Die<br />
passen<strong>de</strong> Software dazu hat die Wohnbau GmbH<br />
Bonn selbst entwickelt. Die Notwendigkeit, eigene<br />
App-Lösungen zu entwickeln, ergab sich aus einer<br />
einfachen Tatsache heraus: Am Markt fan<strong>de</strong>n sich<br />
keine adäquaten Produkte, die <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an <strong>de</strong>n komplexen Vorgang eines Mieterwechsels<br />
im vollen Umfang Rechnung getragen hätten. Die<br />
erklärten Ziele <strong>de</strong>r Wohnbau GmbH Bonn bei <strong>de</strong>r<br />
Neuentwicklung lauteten daher: Ein geschlosse-<br />
46 8 | 2013
Schema <strong>de</strong>r Cloud und welche Werkzeuge<br />
darin enthalten sind<br />
nes System zu entwickeln, bei <strong>de</strong>m mehrfache Medienbrüche<br />
zwischen Papier und EDV-Systemen<br />
vermie<strong>de</strong>n und Daten nicht mehr doppelt erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n müssen. Gewünscht war zu<strong>de</strong>m, dass <strong>de</strong>r<br />
gesamte Workflow im Rahmen eines Mieterwechsels<br />
bestmöglich optimiert wird. Die Aufmaße <strong>de</strong>r<br />
Wohnungen, die Verwaltung <strong>de</strong>r Wohnungen und<br />
auch das ins ERP integrierte Archivsystem sollten<br />
immer auf einen einheitlichen Datenbestand<br />
zurückgreifen. Nicht zuletzt sollte die Lösung zu<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Aufstellung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
passen und dazu beitragen, die Prozesse innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Wohnbau GmbH Bonn zu harmonisieren.<br />
Gleichzeitig galt es, mehrere Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
zu bewerkstelligen. Zum einen muss die Softwarelösung<br />
in die bestehen<strong>de</strong> IT-Landschaft integriert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Zum an<strong>de</strong>ren muss sie je<strong>de</strong>rzeit<br />
<strong>de</strong>n hohen Ansprüchen an <strong>de</strong>n Datenschutz<br />
und die Datensicherheit gerecht wer<strong>de</strong>n. Hinzu<br />
kamen die Anfor<strong>de</strong>rungen an die Anwendungen<br />
selbst: einfach und leicht sollte sie zu bedienen<br />
sein und die Durchlaufzeiten im Vergleich zum<br />
etablierten papiergeschützten Prozess verkürzen.<br />
Frühzeitige Einbindung<br />
Gut 1,5 Jahre Zeit hat <strong>de</strong>r gesamte Prozess von<br />
<strong>de</strong>r Analyse über die Entscheidungsfindung<br />
bis zur kreativen Entwicklungsphase und <strong>de</strong>r<br />
schrittweisen Fertigstellung aller Apps in Anspruch<br />
genommen. Damit am En<strong>de</strong> auch genau<br />
das herauskommt, was <strong>de</strong>n zuvor <strong>de</strong>finierten<br />
Kriterienkatalog im vollen Umfang erfüllt, war<br />
die Projektgruppe von Anfang an interdisziplinär,<br />
d.h. bereichsübergreifend besetzt. Objektbetreuer,<br />
kaufmännische wie technische Sachbearbeiter<br />
waren an <strong>de</strong>m Entwicklungsprozess ebenso beteiligt<br />
wie Mitarbeiter <strong>de</strong>r EDV-Abteilung. Nebst <strong>de</strong>n<br />
Softwareentwicklern gehörte auch ein Jurist zum<br />
Team. Damit die Apps von Beginn an auf eine große<br />
Akzeptanz bei <strong>de</strong>n Objektbetreuern stießen, wur<strong>de</strong>n<br />
die Betaversionen, nach<strong>de</strong>m sie eine gründliche<br />
Qualitätssicherung durchlaufen hatten, unter<br />
realen Bedingungen getestet. Die Rückmeldungen<br />
<strong>de</strong>r Objektbetreuer mün<strong>de</strong>ten unmittelbar in die<br />
Anpassung und Verbesserung <strong>de</strong>r Apps, was das<br />
Vertrauen in die Praxistauglichkeit <strong>de</strong>r neuen<br />
Technik maßgeblich positiv beeinflusst hat. Und<br />
das kann die neue Software:<br />
• Bestandspflege im Wodis TeBe Modul<br />
• Protokollerstellung bei <strong>de</strong>r Wohnungsübergabe<br />
• Protokollerstellung bei <strong>de</strong>r Wohnungsvor- und<br />
Endabnahme<br />
• Digitale Versendung und Archivierung <strong>de</strong>r Protokolle<br />
im <strong>PDF</strong>-Format<br />
• Überprüfung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Grundrisse<br />
Für die Wohnbau Bonn GmbH bringt die neu entwickelte<br />
digitale Lösung gleich mehrere Vorteile mit<br />
sich: Die Pflege <strong>de</strong>r Bestandsdaten wird vereinfacht<br />
und gleichzeitig die Qualität <strong>de</strong>r Daten verbessert.<br />
Was früher auf Papier erfasst wur<strong>de</strong>, wird<br />
heute digital erledigt. Informationsverlust bzw.<br />
Fehler durch die Übertragung von Daten wer<strong>de</strong>n<br />
damit signifikant reduziert. Bei einer Kontrolle <strong>de</strong>s<br />
Grundrisses und <strong>de</strong>r Ausstattungsmerkmale einer<br />
Bestandswohnung for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Objektbetreuer via<br />
iPad die bereits vorliegen<strong>de</strong>n Daten an, die ihm<br />
sodann zusammen mit <strong>de</strong>m Grundriss auf das iPad<br />
Quelle: Wohnbau Bonn<br />
geschickt und sogleich von ihm aktualisiert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Bereits kurze Augenblicke, nach<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Objektbetreuer die Ausstattungsmerkmale <strong>de</strong>r<br />
Wohnung überprüft und gegebenenfalls ergänzt<br />
hat, stehen die Informationen <strong>de</strong>n Sachbearbeitern<br />
im Büro zur Verfügung. Diese sind damit in<br />
<strong>de</strong>r Lage, bei Bedarf zeitnah nächste Schritte einzuleiten<br />
– wie z. B. Reparaturen, Reinigungen o<strong>de</strong>r<br />
Instandsetzungsarbeiten.<br />
Auch die Wohnungsübergabe bei Aus- o<strong>de</strong>r Einzug<br />
hat sich für die Objektbetreuer stark vereinfacht.<br />
Alle Formulare, die <strong>de</strong>r Objektbetreuer via iPad<br />
für <strong>de</strong>n jeweiligen Vorgang abruft, enthalten bereits<br />
sämtliche Angaben, die von ihm nur noch<br />
kontrolliert und gegebenenfalls ergänzt wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Im Anschluss bestätigen Mieter und Objektbetreuer<br />
mit ihrer Unterschrift die erfassten<br />
Daten, die an die Unternehmenszentrale zurückgeschickt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dort wird automatisch in ein<br />
<strong>PDF</strong>-Dokument erzeugt, dass zeitgleich per E-Mail<br />
an <strong>de</strong>n Mieter und die Wohnbau GmbH Bonn versandt<br />
wird. Für <strong>de</strong>n Fall, dass <strong>de</strong>r Mieter entwe<strong>de</strong>r<br />
über keinen eigenen E-Mail-Account verfügt o<strong>de</strong>r<br />
grundsätzlich lieber einen Ausdruck <strong>de</strong>s Protokolls<br />
hätte, wird dies in <strong>de</strong>r App entsprechend vermerkt<br />
und <strong>de</strong>r Sachbearbeiter in <strong>de</strong>r Verwaltung weiß,<br />
was zu tun ist. Doch die bislang gemachten Erfahrungen<br />
zeigen, dass <strong>de</strong>r papierlose Weg längst<br />
State-of-the-art gewor<strong>de</strong>n ist. Mithin trägt <strong>de</strong>r<br />
abnehmen<strong>de</strong> Papierbedarf ganz nebenbei auch<br />
noch dazu bei, Ressourcen zu schonen. Denn ein<br />
Wohnungsvor- o<strong>de</strong>r Endabnahmeprotokoll kann<br />
schnell mal fünf Seiten umfassen – die Durchschläge<br />
für die unterschiedlichen Zielgruppen innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens nicht mit eingerechnet.<br />
Produktivität gesteigert<br />
Die Entwicklung und erfolgreiche Einführung <strong>de</strong>s<br />
digitalen Verfahrens hat unternehmensintern jedoch<br />
auch noch einen ganz an<strong>de</strong>ren Effekt ausgelöst:<br />
Die Begeisterung <strong>de</strong>r Mitarbeiter über die<br />
neue Technik ist <strong>de</strong>rart groß, dass immer mehr<br />
I<strong>de</strong>en und Bedürfnisse für weitere Apps entstehen.<br />
Sukzessive wer<strong>de</strong>n immer mehr Tätigkeiten<br />
vor Ort durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s iPads unterstützt<br />
und verbessert. Über die mobile Technik lassen<br />
sich von unterwegs Termine und Kontakte verwalten,<br />
E-Mails bearbeiten und Fotos versen<strong>de</strong>n.<br />
Fahrzeiten in die Unternehmenszentrale wer<strong>de</strong>n<br />
reduziert, was sich auf die Produktivität positiv<br />
auswirkt und nicht zuletzt Kosten reduziert.<br />
8 | 2013<br />
47
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Quelle: WBM, Foto: Miriam Wehlen<br />
Eigener Wohnentwurf von Plattenbewohner Martin – die Platte Typ WBS 70 individuell umgebaut und gestaltet<br />
Ein redaktionelles Plattenkulturportal arbeitet am Imagewan<strong>de</strong>l<br />
Je<strong>de</strong>r m 2 Du – Wohnsinn in <strong>de</strong>r Platte<br />
Die WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH betreibt seit gut einem Jahr ein neues Onlineportal.<br />
Das Redaktionsportal mit Magazincharakter positioniert <strong>de</strong>n Plattenbau als Kulturgut und ruft I<strong>de</strong>en und<br />
Traditionen wie<strong>de</strong>r ins Bewusstsein. Die „Platte“ wird dabei als Möglichkeit für kreatives Wohnen heute und<br />
morgen spannend in Szene gesetzt. Ein Blick auf die Platte als Architektur, zeitgemäße Wohnlösung,<br />
„kultiges“ Objekt – und auf einen kreativen Kommunikations- und Marketingkanal.<br />
Steffi Pianka<br />
Pressesprecherin<br />
WBM Wohnungsbaugesellschaft<br />
Berlin-Mitte mbH<br />
Die WBM ist eine von sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />
in Berlin mit einem<br />
Bestand von rund 33.000 Wohneinheiten und<br />
rd. 1.700 Gewerbeeinheiten in zentralen Innenstadtlagen.<br />
Der Großteil <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s befin<strong>de</strong>t<br />
sich in <strong>de</strong>n beliebten Stadtteilen Mitte und<br />
Friedrichshain.<br />
70 % <strong>de</strong>r Objekte sind Plattenbauten. Zu ihnen<br />
gehören unter Denkmalschutz stehen<strong>de</strong> Ensembles<br />
<strong>de</strong>r DDR-Nachkriegsmo<strong>de</strong>rne – wie z. B. die<br />
Gebäu<strong>de</strong> am Platz <strong>de</strong>r Vereinten Nationen und das<br />
Haus <strong>de</strong>s Lehrers samt Berliner Congress Center<br />
(bcc) <strong>de</strong>s Architekten Hermann Henselmann, die<br />
von Heinz Graffun<strong>de</strong>r gestalteten Rathauspassagen<br />
am Alexan<strong>de</strong>rplatz und das fe<strong>de</strong>rführend<br />
von Günter Stahn entworfene Nikolaiviertel – aber<br />
auch die industriell errichtete Bauten <strong>de</strong>r Standardtypen<br />
P2 und WBS 70.<br />
Mit diesem kulturellen Erbe gilt es respektvoll<br />
umzugehen. Die WBM sieht es als Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
an, die Potenziale <strong>de</strong>r Platte als mo<strong>de</strong>rne,<br />
kreative Wohnform wie<strong>de</strong>rzuent<strong>de</strong>cken und sie<br />
in eine spannen<strong>de</strong> Zukunft zu führen.<br />
48 8 | 2013
Plattenbewohner Martin in seiner selbstgebauten Küche<br />
Quelle: IRS<br />
Plattenbau in Höchstform: Originales Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s ehemaligen Leninplatzes, heute Platz <strong>de</strong>r Vereinten Nationen<br />
Plattenportal<br />
und „Plattenköpfe“ informieren, fin<strong>de</strong>t unter „Platte<br />
Kreativ“ Einrichtungs- und Gestaltungstipps zum<br />
Diesem Bemühen dient u. a. ein Plattenkulturportal<br />
namens „Je<strong>de</strong>r m 2 Du“. Für dieses neue Selbermachen, kann an<strong>de</strong>re Plattenbewohner „besuchen“,<br />
die ihre Wohnungen in Text, Bild und Film<br />
Onlineportal ging die WBM auf Spurensuche und<br />
recherchierte die Historie <strong>de</strong>r Platte. Sehr überrascht<br />
war man, dass es zu diesem Thema bisher Die WBM erhielt für ihr innovatives Portal im Jahr<br />
präsentieren, erhält „Plattentipps“ und vieles mehr.<br />
noch keinen Informationspool gab. Somit ist das 2012 in <strong>de</strong>r Kategorie Gesellschaften <strong>de</strong>n BBU-<br />
Portal das erste Online-Informationsportal rund Preis „Kun<strong>de</strong>nbindung und Kun<strong>de</strong>norientierung<br />
um die Platte. Es spricht junge Leute an – aber nicht im Internet“ (siehe DW 5/2012, S. 46).<br />
nur diese. Hier fin<strong>de</strong>n sich Informationen zu <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen Themen rund um die Platte: Man Plattenstory – eine spannen<strong>de</strong> Geschichte<br />
kann etwas zu Wan<strong>de</strong>l, Geschichte und Zukunft von „Plattenstory“ wirft z. B. einen Blick auf die Entstehung<br />
dieser Wohnform und beginnt, die Plattenbauten erfahren, sich über „Plattentypen“<br />
Protagonisten<br />
dieser architektonischen Entwicklung<br />
vorzustellen: Die Platte ist kein architektonisches<br />
Überbleibsel aus <strong>de</strong>r DDR-Nachkriegsmo<strong>de</strong>rne,<br />
<strong>de</strong>nn ihr Ursprung reicht bis in die 1920er Jahre<br />
zurück. In Berlin hatte die erste Form <strong>de</strong>r Platte<br />
bereits 1930 Premiere. Hier veranlasste Martin<br />
Wagner, Architekt und Stadtbaurat, <strong>de</strong>n Versuch<br />
einer ersten Plattenbausiedlung in Lichtenberg –<br />
die heutige Splanemann-Siedlung steht noch. Dem<br />
bekannten Bauhaus-Architekten Walter Gropius<br />
kam in <strong>de</strong>n 1950er Jahren eine zentrale Rolle bei<br />
<strong>de</strong>r Planung und Erstellung <strong>de</strong>r ersten Plattenbaugroßsiedlungen<br />
<strong>de</strong>r DDR zu. Erst ab Mitte <strong>de</strong>r<br />
1950er Jahre hielt die Platte als tausendfach wie<strong>de</strong>rholte<br />
Bauform Einzug vor allem in Osteuropa,<br />
aber auch in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland und<br />
<strong>de</strong>r DDR. Die Plattenarchitektur ist ein Spiegelbild<br />
<strong>de</strong>r Kulturen und gesellschaftspolitischen<br />
Botschaften – gestern, heute und in Zukunft.<br />
Industriell gefertigte Wohnbauten müssen nicht<br />
zwangsläufig als monotone, rechtwinklige Kisten<br />
daherkommen. Die Bebauung in <strong>de</strong>m WBM-Quartier<br />
am Platz <strong>de</strong>r Vereinten Nationen (bis 1992<br />
Leninplatz) in Berlin-Friedrichshain zeigt ein ganz<br />
an<strong>de</strong>res Bild – Städtebau auf höchstem Niveau. Das<br />
Planerkollektiv <strong>de</strong>r Deutschen Bauaka<strong>de</strong>mie, Institut<br />
für Städtebau und Architektur um Hermann<br />
Henselmann gewann <strong>de</strong>n Wettbewerb „zur Lösung<br />
<strong>de</strong>r städtebaulichen Gestaltung <strong>de</strong>s Lenin-<br />
8 | 2013<br />
49
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Quelle: WBM<br />
Mit 10 Motiven zeigt die WBM DIY-Gegenstän<strong>de</strong> und die Möglichkeiten auf, damit die Platte zu individualisieren<br />
platzes“. Der DDR-Stararchitekt gestaltete <strong>de</strong>n<br />
zentralen Verkehrsknotenpunkt als Eingang zum<br />
Ostberliner Stadtzentrum. Wilfried Stallknecht,<br />
Mitglied von Henselmanns Team, entwickelte das<br />
System P 2 mit trapezförmigen Son<strong>de</strong>rachsen weiter<br />
und ermöglichte damit, aus <strong>de</strong>r starren Geometrie<br />
<strong>de</strong>s rechten Winkels auszubrechen.<br />
Offenes Wohnen als Experiment:<br />
P 2, QP, WBS 70 …<br />
Auch wenn umgangssprachlich meist die Einzahl<br />
verwen<strong>de</strong>t wird: „Die“ Platte gibt es nicht. Vielmehr<br />
existieren eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Baulösungen mit ganz speziellen Grundrissen<br />
und Beson<strong>de</strong>rheiten. Das Kürzel P 2 bezeichnete<br />
FILMDOKUMENTATION „PLATTENKÖPFE”<br />
Wilfried Stallknecht stand für die Doku-Serie „Plattenköpfe” und eine Son<strong>de</strong>rausgabe zum Thema<br />
„Die WBM und Hermann Henselmann” vor <strong>de</strong>r Kamera. Aus erster Hand wur<strong>de</strong>n spannen<strong>de</strong><br />
historische Daten und Fakten zu seinem Schaffen und <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Platzes <strong>de</strong>r Vereinten<br />
Nationen eingefangen. Auch die Künstlerin<br />
Annett Zinsmeister und ihre Fotoarbeiten<br />
wur<strong>de</strong>n dokumentiert.<br />
Unter www.je<strong>de</strong>r-quadratmeter-du.<strong>de</strong> können<br />
die Filme angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wilfried Stallknecht in seiner Wohnung in Berlin-<br />
Fennpfuhl. Im Hintergrund: Das MDW-Möbelsystem<br />
von Rudolf Horn, einer Koryphäe <strong>de</strong>s DDR-Designs<br />
Quelle: WBM, Foto aus <strong>de</strong>m Film, W. Gaube/U. Kolano<br />
z. B. eine Wohnungsbaureihe, die das Wohnen in<br />
<strong>de</strong>r DDR Anfang <strong>de</strong>r 1960er Jahre mit offenen<br />
Grundrissen völlig neu <strong>de</strong>finierte. Erklärtes Ziel<br />
war eine ökonomische, ressourcenschonen<strong>de</strong> Bauweise<br />
kombiniert mit erhöhtem Wohnkomfort.<br />
Das Experiment war aus Sicht <strong>de</strong>r zukünftigen<br />
Bewohner gelungen. 32.000 Besucher testeten<br />
15 komplett eingerichtete Musterwohnungen und<br />
waren begeistert.<br />
Im En<strong>de</strong>rgebnis war die P-2-Platte jedoch noch<br />
nicht sparsam genug. Zu viele Son<strong>de</strong>rbauteile und<br />
regionale Varianten trieben die Baukosten hoch.<br />
In <strong>de</strong>n 1970er Jahren wur<strong>de</strong> fe<strong>de</strong>rführend von<br />
Wilfried Stallknecht und Achim Felz eine Lösung<br />
mit <strong>de</strong>m neuen Typ WBS 70, die so genannte Einheitsplatte,<br />
geschaffen. Es wur<strong>de</strong> das in <strong>de</strong>r DDR<br />
am weitesten verbreitete Plattenbausystem.<br />
Platten-TV nimmt Zeitzeugen ins Visier<br />
Bei <strong>de</strong>r Recherche nach Daten und Fakten rund um<br />
das Thema Platte wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r WBM schnell klar, dass<br />
man han<strong>de</strong>ln müsste. So galt es, möglichst sofort<br />
damit anzufangen, mit wichtigen Zeitzeugen Kontakt<br />
aufzunehmen, damit ihr Wissen nicht verloren<br />
geht. Die I<strong>de</strong>e einer Filmreihe, in <strong>de</strong>r interessante<br />
„Plattenköpfe“ zu Wort kommen, wur<strong>de</strong> geboren.<br />
<strong>Als</strong> Erstes lag <strong>de</strong>r Fokus auf <strong>de</strong>r Generation,<br />
die live die Platte mit entwickelt, umgesetzt und<br />
stadtplanerisch integriert hatte.<br />
Schnell führten die Kontakte aber auch zu einer<br />
spannen<strong>de</strong>n Vernetzung im Hier und Heute – und<br />
mit kreativen Plattenkünstlern ins Morgen. Hier<br />
fin<strong>de</strong>n sich, neben <strong>de</strong>r o. g. Dokumentation über<br />
Wilfried Stallknecht, Filmportraits über <strong>de</strong>n bekannten<br />
Architekturtheoretiker und Stadtplaner<br />
Bruno Flierl, die Denkmalpflegerin und Kunsthistorikerin<br />
Gabi Dolff-Bonekämper und Interviewfilme<br />
mit <strong>de</strong>m Architekten und Publizisten Phillip Meuser<br />
unter <strong>de</strong>m Titel „Architektur lässt sich nicht neu<br />
erfin<strong>de</strong>n“ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bauforscher Claus Asam, <strong>de</strong>r<br />
sich mit <strong>de</strong>m Recycling von Plattenbauten befasst.<br />
Aber auch Künstler wie Annett Zinsmeister kommen<br />
zu Wort. Der Pool <strong>de</strong>r „Plattenköpfe“ wird<br />
kontinuierlich erweitert.<br />
Annett Zinsmeister in ihrem Atelier in Berlin<br />
Quelle WBM, Foto aus <strong>de</strong>m Film Copyright: Annett Zinsmeister<br />
„Platte Kreativ!”<br />
Wer spricht hier noch von <strong>de</strong>r Einheitsplatte? Man<br />
muss das Gestaltungspotenzial, das in ihr steckt,<br />
nur heben und Spaß daran haben, sich seine<br />
Platte in seinem persönlichen Stil zu gestalten!<br />
Viele Plattenbaubewohner sind bereits auf <strong>de</strong>n<br />
Geschmack gekommen und richten sich ihre Plattenbauwohnung<br />
mit viel Phantasie und Geschick<br />
ein. Betonwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n freigelegt, Alt und Neu<br />
witzig kombiniert. In einer neuen Filmserie „Zu<br />
Besuch bei“ zeigt die WBM nun spannen<strong>de</strong> Plattenwohnungen<br />
samt ihrer Bewohner.<br />
50 8 | 2013
Parallel zum neuen Plattenportal „Je<strong>de</strong>r m 2 Du“<br />
startete die WBM ein Projekt zum individuellen<br />
Wohnen, das die Optimierung <strong>de</strong>r Plattenbauwohnungen<br />
in Kooperation mit <strong>de</strong>n Mietern in <strong>de</strong>n<br />
Fokus nimmt. Hier wer<strong>de</strong>n nach Wunsch <strong>de</strong>r Mieter<br />
Grundrisse optimiert und Materialien für Bä<strong>de</strong>r und<br />
Bö<strong>de</strong>n im Zuge von Komplettsanierungen in einem<br />
Baukastensystem angeboten. Der neue Redaktionsstrang<br />
„Platte Kreativ“ ergänzt nun <strong>de</strong>n Informationspool<br />
und fokussiert die Raumgestaltung und die<br />
individuellen Wohnräume <strong>de</strong>r Mieter. Damit rückt<br />
das Portal von <strong>de</strong>r allgemeinen Information über die<br />
Platte weg, ganz nah an die Mieter und alle an<strong>de</strong>ren<br />
(potenziellen) Plattenbaubewohner heran. Dafür<br />
wur<strong>de</strong> ein I<strong>de</strong>enpool optimierter Grundrisse eingestellt,<br />
um <strong>de</strong>n Plattenbaubewohnern die Variabilität<br />
<strong>de</strong>r Platte zu ver<strong>de</strong>utlichen. So wur<strong>de</strong> z. B. ein<br />
komplettes Umsetzungsbeispiel „Wohnung Mutter<br />
mit Kind“ auf das Portal gestellt. Die Mieter haben<br />
in diesem Programm zum individuellen Wohnen,<br />
in Absprache mit <strong>de</strong>r WBM, jetzt wesentlich mehr<br />
Handlungsspielraum, ihre Wohnung individuell zu<br />
gestalten.<br />
Plattenmöbel zum Selbermachen<br />
Was kann man aus einer Plattenbauwohnung<br />
machen? Viel! Kreative Köpfe haben die WBM mit<br />
frischen und frechen I<strong>de</strong>en zur individuellen Gestaltung<br />
von Plattenbauwohnungen überzeugt:<br />
Mit 30 selber kreierten Tapeten in Kooperation<br />
mit unterschiedlichen Designern und extratapete.<strong>de</strong><br />
fing es an, mit kreativen Möbel<strong>de</strong>signern<br />
unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Kooperationspartners<br />
orterfin<strong>de</strong>r.<strong>de</strong> geht es aktuell weiter. Dabei<br />
steht das Selbermachen von Möbeln für kleines<br />
Geld im Fokus. Die ersten Do-it-yourself-Möbel<br />
sind gebaut und wur<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n Tapeten<br />
Anfang Juni in Berlin-Tempelhof auf <strong>de</strong>r Design-Messe<br />
„DMY International Design Festival<br />
2013“ als Prototypen vorgestellt. Die Bauanleitungen<br />
zu <strong>de</strong>n einzelnen Exponaten wer<strong>de</strong>n<br />
ab August zum Downloa<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Onlineportal<br />
„Je<strong>de</strong>r m 2 Du“ eingestellt.<br />
Die WBM hat sich auf die Fahne geschrieben,<br />
nicht nur ihren Plattenfans kreative Vorschläge<br />
für die Raumgestaltung zu machen. Sie will in<br />
Zukunft auch einerseits das Wohnen im Plattenbau<br />
und an<strong>de</strong>rseits Designer gezielt för<strong>de</strong>rn,<br />
die sich mit <strong>de</strong>m Thema Wohngestaltung in <strong>de</strong>r<br />
Platte beschäftigen. Damit trägt sie auch zu einem<br />
weiteren und breiten Imagewan<strong>de</strong>l einer oft<br />
stigmatisierten und geschmähten Bauform – und<br />
ihrer Bewohner – bei.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.je<strong>de</strong>r-quadratmeter-du.<strong>de</strong><br />
WOHNEN IN DER PLATTE: MUTTER UND KIND, WBS 70, 4-RAUM-WOHNUNG<br />
Die 66 m 2 große Wohnung<br />
liegt im 3. Stock eines<br />
WBS-70-Plattenbaus in <strong>de</strong>r<br />
Linienstraße in Berlin-Mitte.<br />
Die Räume <strong>de</strong>r Wohnung<br />
gehen sowohl zur Straßenseite<br />
als auch zum ruhigen,<br />
grünen Hinterhof hinaus. Die<br />
Mieterin hat mit wenigen<br />
Eingriffen diese Wohnung auf<br />
ihre individuellen Bedürfnisse<br />
angepasst.<br />
Herzstück <strong>de</strong>r Wohnung sind<br />
nun die zentrale Wohnküche<br />
und das angrenzen<strong>de</strong><br />
Arbeitszimmer. Hier fin<strong>de</strong>t das<br />
Alltags- und Familienleben<br />
statt. Rückzugsmöglichkeiten<br />
fin<strong>de</strong>n die Familienmitglie<strong>de</strong>r<br />
in zwei separaten Schlafzimmern.<br />
Die Küche wur<strong>de</strong> dafür<br />
in <strong>de</strong>n Wohnraum umgelegt,<br />
so dass ein zusätzliches<br />
kleines Schlafzimmer für<br />
die Tochter entstand. Von<br />
<strong>de</strong>m langen Flur wur<strong>de</strong> ein<br />
Teil abgetrennt. Eine kleine<br />
Nische bietet Platz für einen<br />
Klei<strong>de</strong>rschrank, dahinter<br />
befin<strong>de</strong>t sich eine zusätzliche<br />
Abstellkammer.<br />
Alle Decken und Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Wohnung wur<strong>de</strong>n von Tapeten<br />
befreit, die Flächen gereinigt<br />
und in einem hellen Grauton<br />
gestrichen. Türen und Fenster<br />
sind weiß lackiert, die Bö<strong>de</strong>n<br />
sind einheitlich mit einem<br />
hellen Linoleumbelag ausgestattet.<br />
Wohnküche, Flur und<br />
Arbeitszimmer – als Herzstück<br />
<strong>de</strong>r Wohnung – sind in <strong>de</strong>r<br />
Raumflucht mit Deckenspiegeln<br />
in kräftigen Blautönen<br />
optisch verbun<strong>de</strong>n. Die<br />
So sieht <strong>de</strong>r Gestaltungsvorschlag <strong>de</strong>r WBM aus – interessant,<br />
Wohnung wirkt in ihrer hellen<br />
was man aus einer Plattenwohnung alles machen kann<br />
Stimmung und Kompaktheit<br />
größer, als sie eigentlich ist. Der Grundriss <strong>de</strong>r WBS-70-Wohnung wur<strong>de</strong> im Wesentlichen in<br />
zwei Bereichen auf die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bewohner angepasst: Die separate Küche wur<strong>de</strong> zu<br />
Gunsten eines weiteren Zimmers aufgelöst, die Küchenzeile im Wohnraum untergebracht. Dies<br />
wan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>n Raum zum Zentrum <strong>de</strong>r Wohnung, in <strong>de</strong>m gekocht, gegessen und gelebt wird, um.<br />
Der lange Flur ist durch <strong>de</strong>n Einbau einer Wand gekürzt, sodass im Eingangsbereich Platz für<br />
eine Gar<strong>de</strong>robe bzw. einen tiefen Schrank und im hinteren Bereich ein zusätzlicher Stauraum<br />
entsteht.<br />
Quelle: WBM<br />
8 | 2013<br />
51
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Ein Bösewicht kommt ins<br />
Haus, seine Ankunft versetzt<br />
die Bewohner in Angst und<br />
Schrecken, sie verstecken<br />
alle Wertgegenstän<strong>de</strong>, nichts<br />
scheint vor ihm sicher.<br />
Der Kinospot <strong>de</strong>r Stuttgarter<br />
Wohnungsbaugenossenschaften<br />
kommt als humoriger<br />
Mini-Thriller daher<br />
Quelle: New Times<br />
Der Vermieter als<br />
Bösewicht, wenn er<br />
„seine” Mieter aufsucht<br />
und die Miete persönlich<br />
abkassiert...<br />
Dieser Kurz-Thriller tritt<br />
an das Kinopublikum heran,<br />
an <strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
neue Claim eingeblen<strong>de</strong>t<br />
wird: „Lust auf was<br />
Neues? Die Stuttgarter<br />
Wohnungsbaugenossenschaften”<br />
Das Monatsen<strong>de</strong> naht, die Mieter schauen sich ängstlich an, verstecken hektisch alles Wertvolle:<br />
Der Kinospot spielt mit Genre-Sehgewohnheiten und Klischees<br />
52 8 | 2013
Marketing<br />
Kinospot wirbt für Wohnen bei Genossenschaften<br />
Junge Zielgruppen zu erreichen, <strong>de</strong>nen die Vorzüge genossenschaftlichen Wohnens bisher<br />
nicht bekannt sind, ist eine spannen<strong>de</strong> Aufgabe. In Stuttgart wählte die örtliche Marketinginitiative <strong>de</strong>r<br />
Wohnungsbaugenossenschaften einen neuen Weg in <strong>de</strong>r Zielgruppenansprache. Hier wirbt ein Kinospot<br />
unter <strong>de</strong>m Motto „Lust auf was Neues?“ für das Wohnen bei Genossenschaften. Die Marketing- und<br />
Kommunikationsaktivitäten <strong>de</strong>r Stuttgarter Genossenschaften sind damit aber noch nicht erschöpft.<br />
Anke Pieper<br />
freie Journalistin<br />
Hamburg<br />
Wir erreicht man die jungen Zielgruppen? Facebook,<br />
Gewinnspiele, beson<strong>de</strong>re Wohnungsangebote?<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Wege bieten sich an (siehe<br />
auch DW 1/2013, S. 56). Die Stuttgarter Marketinginitiative<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsbaugenossenschaften<br />
setzt auf einen Kinospot, <strong>de</strong>r als Kurz-Thriller daherkommt,<br />
Mitte Mai lief er in <strong>de</strong>n Kinos an. Der<br />
Bösewicht, <strong>de</strong>r ein nettes junges Paar in Angst und<br />
Schrecken versetzt, ist <strong>de</strong>r Vermieter. Mit <strong>de</strong>m<br />
Slogan „Lust auf was Neues?“ la<strong>de</strong>n die Genossenschaften<br />
ein zum Besuch ihrer gemeinsamen<br />
Internetpräsenz.<br />
Kurz nach seinem Start gewann <strong>de</strong>r Kinospot<br />
bereits Gold in <strong>de</strong>r Kategorie „Bau“ bei <strong>de</strong>n Fox<br />
Awards, die jährlich vom Branchendienst CPWissen<br />
ausgelobt wird. Die Fox Awards zeichnen die effizientesten<br />
Medienformate in <strong>de</strong>r externen wie<br />
internen Kommunikation aus. Die Jury begrün<strong>de</strong>te<br />
ihre Entscheidung: „Die Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften<br />
wollen mit ihrer Kampagne<br />
gezielt junge Menschen erreichen. Die Kombination<br />
aus <strong>de</strong>m Webmagazin ‚Wohnen & Leben’,<br />
Radio- und diesem Kinospot ist schlüssig.“ Der<br />
Agentur New Times Corporate Communications<br />
GmbH sei ein überraschen<strong>de</strong>r Plot, mit Spannung<br />
und Kinoqualität gelungen. Außer in Stuttgarter<br />
Kinos ist <strong>de</strong>r Spot auch auf <strong>de</strong>n lokalen Sen<strong>de</strong>rn<br />
Regio TV und Klinik-TV zu sehen, ein begleiten<strong>de</strong>r<br />
Radiospot läuft in Teilen Ba<strong>de</strong>n-Württembergs<br />
beim Privatsen<strong>de</strong>r Antenne 1.<br />
MARKETINGINITIATIVE STUTTGARTER WOHNUNGSBAUGENOSSENSCHAFTEN<br />
Der Marketinginitiative gehören 15 genossenschaftliche Wohnungsunternehmen<br />
mit rund 18.600 Wohnungen an. Sie sind im<br />
Raum Stuttgart einer <strong>de</strong>r wichtigsten Wohnungsanbieter, bieten<br />
ihren Mitglie<strong>de</strong>rn neben einer hohen Kun<strong>de</strong>norientierung viele<br />
Leistungen, wie betreutes Wohnen, Mehrgenerationenwohnen,<br />
Wohnen für junge Familien usw., was in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit häufig<br />
nicht wahrgenommen wird. Gemeinsame Informations- und<br />
Imagekampagnen sind daher Ziel <strong>de</strong>r Initiative.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.stuttgarter-wohnungen.info<br />
Spot mit <strong>de</strong>utlichem Augenzwinkern<br />
Der 30-Sekün<strong>de</strong>r „Miete in bar“ beginnt mit dramatischer<br />
Musik, ein junges Mieterpaar blickt sich<br />
verängstigt an, hektisch verstecken sie Schmuck<br />
und Wertgegenstän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Vermieter kommt<br />
zum Abkassieren <strong>de</strong>r Miete, sein gieriger Blick fällt<br />
schließlich auf <strong>de</strong>n Ehering. Der Film en<strong>de</strong>t mit<br />
<strong>de</strong>m Slogan „Lust auf was Neues? – Stuttgarter<br />
Wohnungsbaugenossenschaften”.<br />
„Wir haben einen Weg gesucht, bei einer jungen<br />
Zielgruppe für die Wohnungsgenossenschaften zu<br />
werben. Der Film ist ungewöhnlich, frisch, ein Hingucker,<br />
das hat uns zugesagt“, erklärt Klaus-Dieter<br />
Kadner, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Baugenossenschaft<br />
Feuerbach-Weilimdorf eG und Sprecher <strong>de</strong>r<br />
Marketinginitiative. „Der Kinospot soll die junge<br />
Generation auf das neue Webmagazin ‚Wohnen<br />
& Leben’ locken. Hier können sie mehr über die<br />
Genossenschaften erfahren“, ergänzt Markus Elsen,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Agentur New Times, die<br />
die Kampagne entwickelt und auch <strong>de</strong>n Kinospot<br />
verantwortet hat. Das Projektmanagement lag bei<br />
<strong>Haufe</strong>-Hammonia in Hamburg.<br />
Integraler Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r neuen Imagekampagne<br />
Elsen empfiehlt eine wohldurchdachte Auswahl<br />
<strong>de</strong>r Medien: „Natürlich konzipieren wir grundsätzlich<br />
crossmedial, aber es muss z. B. nicht<br />
in je<strong>de</strong>m Fall Facebook dazugehören.“ Für sehr<br />
wichtig hält <strong>de</strong>r Corporate-Publishing-Fachmann<br />
eine zeitgemäße technische Umsetzung. „Wir<br />
sprechen die junge Zielgruppe mit <strong>de</strong>m Stil <strong>de</strong>s<br />
Films an und sorgen zugleich dafür, dass sie mühelos<br />
beim Googeln auf das Webmagazin kommt.<br />
Dann muss es Spaß machen, sich darin zu bewegen.“<br />
Wer etwa „wohnen“ und „Stuttgart“ in die<br />
Google-Suchmaske tippt, gelangt unter <strong>de</strong>n ersten<br />
Treffern auf das Magazin „Wohnen & Leben“.<br />
Dessen Seiten wer<strong>de</strong>n dank <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
neuen Webstandards HTML5,<br />
CSS3 und Javascript auf Tablets,<br />
Smartphones jeweils individuell<br />
angepasst dargestellt.<br />
Wie geht es nun weiter für die<br />
armen Mieter und <strong>de</strong>n bösen<br />
Vermieter, <strong>de</strong>r sich die Miete in<br />
Schein und Münze bar auszahlen<br />
lässt? Die Stuttgarter Wohnungsbaugenossenschaften<br />
<strong>de</strong>nken,<br />
ermutigt durch <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />
Start, bereits über eine<br />
Fortsetzung <strong>de</strong>r Story nach.<br />
Parallel zum Kinospot entstand<br />
<strong>de</strong>r neue Webauftritt<br />
<strong>de</strong>r Marketinginitiative,<br />
<strong>de</strong>r sich verschie<strong>de</strong>nen<br />
Displaygrößen eigenständig<br />
anpasst, ganz gleich ob<br />
PC, Tablet o<strong>de</strong>r Smartphone.<br />
Die Seite enthält News,<br />
Wohnungsangebote und<br />
Hintergrundberichte<br />
8 | 2013<br />
53
MARKT UND MANAGEMENT<br />
„Bilanz- und Steuerwissen –<br />
Aktuelles aus <strong>de</strong>n Prüfungsorganisationen <strong>de</strong>s GdW“<br />
Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats –<br />
vom Kontrolleur zum Kontrollierten?<br />
Der Aufsichtsrat! Wer hätte gedacht, dass dieses Kontrollgremium, das ursprünglich aus „guten Kaufleuten“ 1<br />
bestehen sollte, einmal <strong>de</strong>rartig in <strong>de</strong>n Fokus von Aktionären, Teilnehmern am globalen Wettbewerb und<br />
Kapitalmarkt, Medien, Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft, Gesetzgeber und auch von Wirtschaftsprüfern<br />
rücken wür<strong>de</strong>. Teil 23 unserer Serie widmet sich <strong>de</strong>m Thema Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats.<br />
RA/WP/StB<br />
Dr. Klaus-Peter Hillebrand<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
DOMUS AG<br />
Berlin<br />
Im <strong>de</strong>utschen Gesellschaftsrecht sind die „Verfassungen“<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen häufig dual ausgerichtet.<br />
Leitung und Überwachung nehmen zwei<br />
unterschiedliche Organe wahr.<br />
Bücherregale könnten gefüllt wer<strong>de</strong>n mit sowohl<br />
fachlicher als auch Boulevardliteratur über Wirken<br />
und Aufgaben <strong>de</strong>s Aufsichtsrats, <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
Kontrollgremiums, im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeiten. Skandale<br />
– gera<strong>de</strong> im Zusammenhang mit öffentlichen<br />
Großprojekten – haben <strong>de</strong>n Aufsichtsrat<br />
ins Scheinwerferlicht gezerrt. Seine Aktivitäten<br />
wer<strong>de</strong>n – wie unter einem Mikroskop – manchmal<br />
gera<strong>de</strong>zu genüsslich seziert. Ob das immer so seine<br />
Berechtigung hat, darf bezweifelt wer<strong>de</strong>n. Aufsichtsrat<br />
sein ist ein Beruf gewor<strong>de</strong>n. Fortbildung<br />
ist notwendig. Headhunter suchen Aufsichtsratsmitglie<strong>de</strong>r<br />
als „Financial Experts“. Die Fachzeitschrift<br />
„Der Aufsichtsrat“ versorgt allmonatlich<br />
Mandatsträger mit für sie relevanten wirtschaftlichen,<br />
juristischen und politischen Informationen<br />
und Neuigkeiten. Aufsichtsräte stehen seit<br />
<strong>de</strong>r Finanzkrise in <strong>de</strong>r persönlichen Haftung, die<br />
Rechtsprechung formuliert immer konkretere<br />
Pflichten, Aufsichtsräte benötigen heute spezielle,<br />
sog. D&O-Versicherungen. Aufsichtsräte sollen<br />
gleichberechtigt besetzt wer<strong>de</strong>n. „Frauen in die<br />
Aufsichtsräte“, FidAR unterstützt diese Initiative<br />
erfolgreich. Die Arbeit <strong>de</strong>s Aufsichtsrats soll<br />
transparent und nachhaltig sein.<br />
Der Aufsichtsrat ist also Ausdruck <strong>de</strong>s Zeitgeists?<br />
Nur um die Bandbreite <strong>de</strong>r Themen „um <strong>de</strong>n<br />
Aufsichtsrat herum“ und um die komplexe Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Aufsichtsratsarbeit, die in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
zehn Jahren eine ungeheure Dynamik<br />
entwickelt hat, in einer mo<strong>de</strong>rnen ökonomischen<br />
Gesellschaft aufzuzeigen, wer<strong>de</strong>n die oben genannten<br />
Aspekte <strong>de</strong>m eigentlichen Thema, <strong>de</strong>r<br />
Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats, vorangestellt.<br />
Deutscher Corporate Governance Ko<strong>de</strong>x<br />
empfiehlt Effizienzprüfung<br />
Im Jahr 2002 hat die Regierungskommission<br />
<strong>de</strong>n ersten Deutschen Corporate Governance<br />
(DCGK) erlassen. Er enthielt unter Punkt 5.6 die<br />
Empfehlung, „<strong>de</strong>r Aufsichtsrat soll regelmäßig<br />
die Effizienz seiner Tätigkeit überprüfen”. Diese<br />
Empfehlung hat zur Konsequenz, dass sich alle<br />
börsennotierten Unternehmen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Entsprechenserklärung zum Corporate Governance<br />
Ko<strong>de</strong>x (§ 161 AktG) jährlich zur Einhaltung<br />
dieser Empfehlung erklären müssen.<br />
Effizienzprüfung in kommunalen Unternehmen<br />
Auch in <strong>de</strong>n „Public Corporate Governance Kodizes“<br />
von Bund, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen, die<br />
bereits verabschie<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r auch erst im Entwurf<br />
veröffentlicht sind, ist diese Empfehlung ausgesprochen.<br />
Die Aufsichtsräte dieser kommunalen<br />
Unternehmen sollen ebenfalls regelmäßig Effizienzprüfungen<br />
durchführen.<br />
Sinn und Zweck <strong>de</strong>r Effizienzprüfungen<br />
„Durch Effizienzprüfungen sollen die Wirksamkeit<br />
und die Zielerreichung, also die Effektivität<br />
<strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Aufsichtsrats, eine Verbesserung<br />
erfahren”, so die Hans Böckler Stiftung 2 . In <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen AG, Genossenschaft und GmbH mit Aufsichtsrat<br />
bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Aufsichtsrat einen <strong>de</strong>r wesentlichen<br />
Bestandteile <strong>de</strong>s unternehmensweiten Überwachungssystems.<br />
Effizienzprüfungen sollen die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Gremiums zum Wohle <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens verbessern, und <strong>de</strong>r Aufsichtsrat<br />
soll belegen können, dass er seine Verantwortung<br />
angemessen wahrnimmt und ihr voll umfänglich<br />
gerecht wird. Dem einzelnen Aufsichtsratsmitglied<br />
soll die Effizienzprüfung rechtliche Sicherheit bieten<br />
und helfen, Haftungsrisiken zu vermin<strong>de</strong>rn.<br />
Effizienzprüfung in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft?<br />
Die spektakulären Großprojekte wie <strong>de</strong>n Bahnhof<br />
in Stuttgart, <strong>de</strong>n Berliner Flughafen o<strong>de</strong>r die Hamburger<br />
Elbphilharmonie kennt je<strong>de</strong>r. Die Diskussionen<br />
über die Arbeit <strong>de</strong>r Aufsichtsräte in diesen<br />
Gesellschaften natürlich auch.<br />
Aber auch die <strong>de</strong>utsche Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
„dreht ein großes Rad“, sie ist alles<br />
an<strong>de</strong>re als nur „Häuslebauer“. Die Wohnungswirtschaft<br />
steht nicht so im Scheinwerferlicht wie die<br />
Gesellschaften <strong>de</strong>r Großprojekte, aber als Garant<br />
für Befriedigung humaner Grundbedürfnisse, nämlich<br />
Wohnen, ist sie extrem wichtig. Die Wohnungsunternehmen<br />
verfügen über riesige Vermögenswerte,<br />
das Kapital ist festgebun<strong>de</strong>n und langfristig<br />
investiert. Es steckt in <strong>de</strong>m gern zitierten „Betongold“<br />
fest. Dieses beson<strong>de</strong>re, stabile, nachhaltige<br />
und unbewegliche Geschäftsfeld erfor<strong>de</strong>rt auch<br />
beson<strong>de</strong>re Kontroll- und Überwachungskenntnisse<br />
und -mechanismen für <strong>de</strong>n Aufsichtsrat.<br />
Außer<strong>de</strong>m haben <strong>de</strong>utsche Immobilien seit etwa<br />
zehn Jahren und nicht erst in <strong>de</strong>r Finanzkrise als<br />
Investitionsobjekt – auch bei Auslän<strong>de</strong>rn – einen<br />
ungeahnten Aufschwung erlebt. Die Häuser und<br />
Gebäu<strong>de</strong> mit ihren hohen Qualitätsstandards „Ma<strong>de</strong><br />
in Germany“, das verlässliche rechtliche Umfeld,<br />
eine eher konservative Preis- und Wertentwicklung<br />
haben <strong>de</strong>utsche Portfolios zu einem beliebten Anlageobjekt<br />
gemacht. An- und Verkäufe gehören in<br />
54 8 | 2013
<strong>de</strong>r Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zum Alltag.<br />
Es wer<strong>de</strong>n große Vermögenswerte transferiert.<br />
Auch diese Transaktionen muss <strong>de</strong>r Aufsichtsrat<br />
professionell überwachen und kontrollieren.<br />
Der Einfachheit halber wer<strong>de</strong>n lediglich diese<br />
bei<strong>de</strong>n Punkte hier exemplarisch beleuchtet als<br />
Aufsichtsratsaufgaben, die Überwachung <strong>de</strong>r<br />
allgemeinen Geschäftstätigkeit und die Überwachung<br />
von Immobilientransaktionen.<br />
Reicht es bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r Aufsichtsratstätigkeit<br />
„Überwachung <strong>de</strong>r allgemeinen Geschäftstätigkeit<br />
aus“ aus, allen gesetzlichen<br />
Vorgaben zu folgen? Sind die für das Unternehmen<br />
formulierten „Best-Practice“-Regeln möglicherweise<br />
nicht mehr ausreichend o<strong>de</strong>r gar zu<br />
streng? Hat <strong>de</strong>r Aufsichtsrat ein verantwortliches<br />
Selbstbild entwickelt, und hält er sich auch an diese<br />
Verpflichtungen? Sind (lediglich) or<strong>de</strong>ntlich<br />
geführte Protokolle ausreichend, um die Effizienz<br />
<strong>de</strong>s Aufsichtsrats zu dokumentieren?<br />
Und wie überwacht <strong>de</strong>r Aufsichtsrat Immobilientransaktionen?<br />
Wie funktionieren im Unternehmen<br />
die Überlegungs- und Entscheidungsprozesse?<br />
Sind An- o<strong>de</strong>r Verkäufe Teil einer<br />
Unternehmensstrategie o<strong>de</strong>r nur einmalige<br />
Geschäfte? Wie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartig substanzielle<br />
Entscheidungen für <strong>de</strong>n Aufsichtsrat vorbereitet<br />
und kommuniziert, wie die Unterlagen als<br />
Entscheidungshilfe aufgearbeitet? Wer<strong>de</strong>n die<br />
Entscheidungen or<strong>de</strong>ntlich abgewickelt und vom<br />
Aufsichtsrat entsprechend nachgehalten? Wie<br />
sieht es mit <strong>de</strong>m „Papierberg“ aus? Ergehen die<br />
Einladungen rechtzeitig?<br />
Nur diese wenigen Fragen führen zu einem klaren<br />
„Ja“ zur Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats<br />
– eigentlich zu einem „Ja, unbedingt“.<br />
Die Effizienzprüfung<br />
Die Effizienzprüfung ist eine eigene Einschätzung<br />
<strong>de</strong>s Aufsichtsrats, eine Selbstevaluation. Allein<br />
<strong>de</strong>r Aufsichtsrat und nicht <strong>de</strong>r Vorstand o<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />
entschei<strong>de</strong>t über die Inhalte und das<br />
Verfahren <strong>de</strong>r Prüfung. Der Aufsichtsrat allein entschei<strong>de</strong>t<br />
darüber, wie das Ergebnis <strong>de</strong>r Prüfung<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Die Aufsichtsräte können und sollen ihre Eigeneinschätzung<br />
anhand <strong>de</strong>r individuellen Gegebenheiten<br />
ihres Unternehmens ausrichten. Die Eigeneinschätzung<br />
umfasst üblicherweise die Beurteilung<br />
<strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>s internen Kontroll- und Risikomanagementsystems,<br />
<strong>de</strong>r internen Revision und<br />
<strong>de</strong>s Rechnungslegungsprozesses sowie die Struktur<br />
und die Tätigkeit <strong>de</strong>r Aufsichtsratsausschüsse.<br />
In <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Prüfungen haben sich in <strong>de</strong>r<br />
Praxis im Wesentlichen zwei Herangehensweisen<br />
als praktikabel erwiesen:<br />
Effizienzprüfung mit Standard-Checklisten<br />
Von verschie<strong>de</strong>nen Institutionen, so z. B. auch<br />
von <strong>de</strong>r DOMUS AG, entwickelte Standard-<br />
Checklisten, z. B. für kommunale Unternehmen,<br />
Wohnungsunternehmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Prüfungsausschuss,<br />
bieten <strong>de</strong>n Aufsichtsräten die Möglichkeit,<br />
die Effizienzprüfung mit relativ geringem<br />
Aufwand selbstständig durchzuführen. Die einzelnen<br />
Fragen <strong>de</strong>r Checklisten wer<strong>de</strong>n von je<strong>de</strong>m<br />
Aufsichtsratsmitglied beantwortet, eines <strong>de</strong>r<br />
Aufsichtsratsmitglie<strong>de</strong>r wertet die Listen und<br />
Antworten anonym aus und stellt die Ergebnisse<br />
im Plenum zur Diskussion. Gern ziehen die Unternehmen<br />
einen externen Berater, z. B. einen Wirtschaftsprüfer,<br />
hinzu, <strong>de</strong>r ihnen bei <strong>de</strong>r Auswertung<br />
<strong>de</strong>r Listen behilflich ist.<br />
Effizienzprüfungen mithilfe externer Berater<br />
und maßgeschnei<strong>de</strong>rter Fragenkataloge<br />
Um nicht innerhalb <strong>de</strong>s eigenen Kompetenzrahmens<br />
zu verbleiben und <strong>de</strong>n Blick über <strong>de</strong>n Tellerrand<br />
heraus zu ermöglichen, ziehen es viele<br />
Aufsichtsräte vor, einen unabhängigen Experten<br />
an Bord zu nehmen, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Effizienzprüfung<br />
die Leitung und Begleitung übernimmt. Auch hier<br />
greifen Unternehmen gern auf z. B. einen Wirtschaftsprüfer<br />
zurück und beauftragen diesen mit<br />
<strong>de</strong>r Erstellung von für das Unternehmen maßgeschnei<strong>de</strong>rten<br />
Checklisten und auch mit <strong>de</strong>ren<br />
Auswertung. Die speziell auf das Unternehmen<br />
fokussierten Fragen und die Mo<strong>de</strong>ration von außen<br />
erlauben eine Einschätzung, die über die Bewertung<br />
<strong>de</strong>r Struktur und <strong>de</strong>r Arbeitsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Aufsichtsrats hinausgeht. Mit Hilfe <strong>de</strong>r maßgeschnei<strong>de</strong>rten<br />
Fragen kann man auch die inhaltliche<br />
Arbeit <strong>de</strong>s Aufsichtsrats ergrün<strong>de</strong>n. Arbeitet<br />
dieser an <strong>de</strong>n richtigen Themen?<br />
Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats,<br />
vom Kontrolleur zum Kontrollierten?<br />
Die Antwort lautet ganz klar ja, Kontrolle auch <strong>de</strong>r<br />
eigenen Arbeit ist gut und nicht nur in Zeiten <strong>de</strong>r<br />
Finanzkrise wichtig. Der Aufsichtsrat muss in einer<br />
hoch komplexen Wirtschaftswelt seine Aufgaben<br />
erfüllen. Die Aufgaben wer<strong>de</strong>n nicht weniger und<br />
schon gar nicht leichter. Aufsichtsräte sollten die<br />
Effizienzprüfung schätzen und die Prüfungsergebnisse<br />
für ihre Unternehmen fruchttragend und<br />
gewinnbringend verwen<strong>de</strong>n.<br />
1<br />
Kurt Bösselmann, Die Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aktienwesens<br />
im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, S. 59, Berlin 1939<br />
2<br />
Hans Böckler Stiftung, Arbeitshilfe für Aufsichtsräte 16,<br />
Die Effizienzprüfung <strong>de</strong>s Aufsichtsrats, 2003<br />
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8 | 2013<br />
55
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Quelle: Heinz Kreutzer<br />
In <strong>de</strong>r Ketziner Karl-Liebknecht-Straße wur<strong>de</strong>n 1998 geför<strong>de</strong>rte Einfamilien-Reihenhäuser von <strong>de</strong>r GWV errichtet<br />
Effektiv, einfach, eigenständig<br />
Personalentwicklung beim kleinen Wohnungsunternehmen<br />
Zunehmen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Wohnungsmarktes und eine sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Arbeitsmarktsituation<br />
halten das Thema Personalentwicklung in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft im Fokus. Das ver<strong>de</strong>utlichen auch viele<br />
Veröffentlichungen und Initiativen zum Thema. Ob sich auch alle betroffenen Unternehmen dieser Notwendigkeit<br />
stellen, ist jedoch fraglich. Der GdW sah sich sogar veranlasst, seinen Mitglie<strong>de</strong>rn eine Personalentwicklungskampagne<br />
zu empfehlen. Wie dies auch kleineren Unternehmen gelingt, zeigt <strong>de</strong>r Beitrag.<br />
Janis Bailitis<br />
Janis Bailitis Consulting, Berlin<br />
Woran liegt die Diskrepanz zwischen „Not”, also<br />
<strong>de</strong>m Erfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>r Personalentwicklung, und <strong>de</strong>r<br />
„Wendigkeit”, also <strong>de</strong>r wahrgenommenen Reaktion<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsunternehmen auf das Thema?<br />
Während große Unternehmen für ihre Personalentwicklung<br />
in <strong>de</strong>r Regel über einen eigenen Bereich<br />
verfügen und das Thema personell und finanziell<br />
gut bedienen können, stellt sich vor allem für<br />
kleine und mittlere Unternehmen die Frage, wie<br />
das Thema zielgerichtet und wirksam, vor allem<br />
aber auch kostengünstig bewältigt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Überschaubarer Aufwand<br />
Die Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft Ketzin<br />
mbH (GWV) bewirtschaftet mit acht Mitarbeitern<br />
einen Bestand von ca. 1.500 Wohnungen<br />
in drei Gemein<strong>de</strong>n. Der Geschäftsführer, Heinz<br />
Kreutzer, ist davon überzeugt, dass dies erfolgreich<br />
nur mit motivierten, gut ausgebil<strong>de</strong>ten und<br />
kun<strong>de</strong>norientierten Mitarbeitern gelingen kann.<br />
Regelmäßige Trainings zur För<strong>de</strong>rung überfachlicher<br />
Qualifikationen, fachliche Schulungen<br />
und auch ein Gesundheitstag (siehe hierzu DW<br />
6/2010, S. 48) waren <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
wichtige Elemente seiner Personalentwicklungsstrategie.<br />
56 8 | 2013
Aber welche Fähigkeiten sind an <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Arbeitsplätzen genau erfor<strong>de</strong>rlich, welcher Mitarbeiter<br />
eignet sich am besten für eine erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Vertretung und wie können Mitarbeiter noch individueller<br />
und systematischer geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?<br />
Dies sind nur einige Fragen, welche die Ausgangslage<br />
in <strong>de</strong>r GWV-Ketzin umreißen. „Mir geht es<br />
darum, dass meine Mitarbeiter je<strong>de</strong>rzeit die für<br />
ihren Aufgabenbereich erfor<strong>de</strong>rlichen Fähigkeiten<br />
vor Augen haben, diese selbstständig einsetzen<br />
und stetig an <strong>de</strong>ren Ausbau arbeiten”, bringt Heinz<br />
Kreutzer seine Anfor<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>n Punkt. Die<br />
auf diese Anfor<strong>de</strong>rungen hin erarbeitete Lösung<br />
umfasst folgen<strong>de</strong> Komponenten:<br />
• unternehmensspezifischer Kompetenzkatalog<br />
• Stellenbeschreibungen mit Sollkompetenzprofilen<br />
• Gesprächs- und Beurteilungsbogen<br />
• jährliches Beurteilungs- und Zielvereinbarungsgespräch<br />
zwischen Mitarbeiter und Führungskraft<br />
und möglichst genaue Formulierung <strong>de</strong>r Kompetenzabstufungen.<br />
Bei aller Detailgenauigkeit ist<br />
<strong>de</strong>r Katalog <strong>de</strong>nnoch übersichtlich – eine notwendige<br />
Voraussetzung für <strong>de</strong>ssen einfache Handhabbarkeit<br />
wie auch das gemeinsame Verständnis.<br />
Stellenbezogene Sollkompetenzprofile<br />
Dieser Kompetenzkatalog ermöglichte nun die Erstellung<br />
von Sollkompetenzprofilen für die Stellen<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsgesellschaft. Je Stelle erfolgte eine<br />
Festlegung <strong>de</strong>r jeweils erfor<strong>de</strong>rlichen Ausprägung<br />
<strong>de</strong>r Einzelkompetenzen. Neben Gesprächen mit<br />
Mitarbeitern und Führungskräften wur<strong>de</strong>n hierzu<br />
auch die im Unternehmen vorhan<strong>de</strong>nen Stellenbeschreibungen<br />
herangezogen und überarbeitet.<br />
Bereits hier entfaltete <strong>de</strong>r gemeinsam entwickelte<br />
Kompetenzkatalog seine Wirkung, in<strong>de</strong>m anhand<br />
<strong>de</strong>r verbalen Beschreibungen <strong>de</strong>r Kompetenzausprägungen<br />
eine schnelle und einmütige Festlegung<br />
von Sollkompetenzen für die Stellen erfolgen<br />
konnte.<br />
Quelle: JBC<br />
Instrumente <strong>de</strong>s Personalentwicklungskonzeptes: Kompetenz katalog,<br />
Sollkompetenzprofile sowie Gesprächs- und Beurteilungsbogen<br />
Der Kompetenzkatalog unterteilt je<strong>de</strong> Kompetenz in fünf Abstufungen<br />
Quelle: JBC<br />
Unternehmensspezifischer<br />
Kompetenzkatalog<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Lösung bil<strong>de</strong>t ein auf das Unternehmen<br />
zugeschnittener Kompetenzkatalog.<br />
Von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung war hierbei <strong>de</strong>r Entwicklungsprozess<br />
<strong>de</strong>s Kataloges: Um Verständnis<br />
und Akzeptanz <strong>de</strong>r betroffenen Mitarbeiter<br />
sicherzustellen, wur<strong>de</strong>n diese von Anfang an<br />
eingebun<strong>de</strong>n. So haben die Mitarbeiter in einem<br />
mo<strong>de</strong>rierten Workshop alle aus ihrer Sicht erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Kompetenzen gesammelt, diskutiert<br />
und zu Kompetenzbereichen gebün<strong>de</strong>lt. Der<br />
Vorteil gegenüber <strong>de</strong>r möglichen Vorgabe eines<br />
externen Kompetenzkataloges lag darin, dass die<br />
Mitarbeiter über die für ihre Tätigkeiten erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Kompetenzen nachdachten und sich<br />
diese somit intuitiv vergegenwärtigten. Parallel<br />
zum Workshop erarbeitete <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />
aus seiner Sicht eine Liste erfor<strong>de</strong>rlicher Kompetenzen,<br />
die im Anschluss mit <strong>de</strong>m von seinen<br />
Mitarbeitern erarbeiteten Kompetenzkatalog<br />
abgeglichen wur<strong>de</strong>. Das erfreuliche Ergebnis:<br />
Die Kataloge waren in weiten Teilen inhaltlich<br />
<strong>de</strong>ckungsgleich. Vor diesem Hintergrund fiel es<br />
daher leicht, einen allgemein akzeptierten Kompetenzkatalog<br />
zu fixieren.<br />
Um die unterschiedlichen Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Kompetenzen mess- und<br />
handhabbar zu machen, erfolgte in einem zweiten<br />
Schritt die Unterteilung aller Einzelkompetenzen<br />
in jeweils fünf verschie<strong>de</strong>ne Abstufungen.<br />
Anstelle einer bloßen Skala wur<strong>de</strong>n die Abstufungen<br />
jedoch ausführlich verbal beschrieben.<br />
Diese Beschreibungen erhöhen die Chance, dass<br />
auch unterschiedliche Personen zu einer gleichen<br />
Einschätzung kommen, eine wichtige Voraussetzung<br />
für die weitgehen<strong>de</strong> Objektivität <strong>de</strong>s<br />
Instrumentes.<br />
Nach wenigen Feinabstimmungen wur<strong>de</strong> schließlich<br />
ein Kompetenzkatalog mit sechs Kompetenzgruppen,<br />
28 Einzelkompetenzen und insgesamt<br />
140 Kompetenzausprägungen verabschie<strong>de</strong>t. Die<br />
größte Herausfor<strong>de</strong>rung dabei war die Festlegung<br />
Beurteilungsund<br />
Zielvereinbarungsgespräch<br />
Kern <strong>de</strong>s Personalentwicklungskonzeptes stellt<br />
jedoch auch in Zukunft das Gespräch zwischen<br />
Mitarbeiter und Führungskraft dar. Zum einen<br />
soll in diesem Gespräch eine einvernehmliche<br />
Einschätzung <strong>de</strong>r tatsächlichen Kompetenzen<br />
<strong>de</strong>s Mitarbeiters im Vergleich zum Sollkompetenzprofil<br />
erfolgen. Eine eigens entwickelte Bewertungsskala<br />
ermöglicht dabei zusätzlich eine<br />
zusammenfassen<strong>de</strong> Bewertung. Gleichzeitig<br />
8 | 2013<br />
57
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Geschäftsführer Heinz Kreutzer und Doreen Gäßner, kaufmännischen Leiterin,<br />
im Gespräch über die Personalentwicklung<br />
Quelle: JBC<br />
1996 errichteter, geför<strong>de</strong>rter Wohnungsbau im Finkenweg in Wustermark<br />
Quelle: Heinz Kreutzer<br />
In Ketzin/Havel sanierte die GWV 1995 die großzügig angelegte Wohnanlage Mühlenweg: die Grünflächen, Kin<strong>de</strong>rspielplätze<br />
an je<strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> sowie eine Europaschule, Kin<strong>de</strong>rgarten und Kin<strong>de</strong>rkrippe prägen <strong>de</strong>n Standort<br />
Das 1915 gebaute 4-Familien-Haus in <strong>de</strong>r Rathausstraße wur<strong>de</strong> 2000 saniert und zeigt sich heute als Kleinod<br />
Quelle: Heinz Kreutzer<br />
Quelle: Heinz Kreutzer<br />
geben etwaige Abweichungen <strong>de</strong>r Ist- von <strong>de</strong>n<br />
Sollkompetenzen Hinweise auf erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Handlungsbedarf. Zum an<strong>de</strong>ren bietet das Gespräch<br />
die Möglichkeit, Zielvereinbarungen mit<br />
<strong>de</strong>m Mitarbeiter zu treffen.<br />
Unterstützt wird das Gespräch durch einen standardisierten<br />
Gesprächs- und Beurteilungsbogen,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Rahmen sowie das Verfahren<br />
vorgibt, jedoch gleichzeitig Raum für einen<br />
gelingen<strong>de</strong>n Dialog lässt. Etwaige unterschiedliche<br />
Ansichten von Mitarbeiter und Führungskraft<br />
wer<strong>de</strong>n anhand von Beispielen dokumentiert und<br />
sind für eine weitere Beobachtung zugänglich.<br />
Fazit<br />
Das entwickelte Verfahren gewährleistet <strong>de</strong>r havelländischen<br />
Wohnungsgesellschaft, dass die Verantwortung<br />
für die Beurteilung <strong>de</strong>s Mitarbeiters bei<br />
<strong>de</strong>r Führungskraft verbleibt und im Dialog zwischen<br />
<strong>de</strong>n Beteiligten erfolgt. Gleichzeitig unterstützt es<br />
diesen Dialog durch das zu bearbeiten<strong>de</strong>, vorgegebene<br />
Sollkompetenzprofil sowie einzuhalten<strong>de</strong><br />
Verfahrensregeln. Somit „zwingt” es die Führungskraft<br />
zu einer umfassen<strong>de</strong>n Beurteilung <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter und beugt damit Fehleinschätzungen<br />
vor, die sich aus <strong>de</strong>r isolierten o<strong>de</strong>r überbewerteten<br />
Betrachtung einzelner Leistungen ergeben können.<br />
An<strong>de</strong>rerseits sorgen die verbalen Beschreibungen<br />
<strong>de</strong>r Kompetenzausprägungen für eine hohe Transparenz<br />
und Nachvollziehbarkeit <strong>de</strong>r Beurteilung.<br />
„Mit <strong>de</strong>m Kompetenzkatalog und <strong>de</strong>n Sollkompetenzprofilen<br />
für alle Stellen sind wir selbstständig<br />
in <strong>de</strong>r Lage, unsere Mitarbeiter und Führungskräfte<br />
transparent zu beurteilen und gezielt erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Weiterbildungsbedarfe zu ermitteln. Weiterhin<br />
haben wir damit eine gerechte Basis für die<br />
Verteilung von Son<strong>de</strong>rzahlungen. Und Dank <strong>de</strong>r<br />
externen Begleitung konnten wir die Akzeptanz<br />
bei <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Systems von Anfang an<br />
sicherstellen”, betont Heinz Kreutzer.<br />
58 8 | 2013
66. Jahrgang C 3188<br />
Jetzt gleich anfor<strong>de</strong>rn!<br />
Per Fax: 0800/5050446 (kostenlos)<br />
Per Post: <strong>Haufe</strong> Service Center GmbH<br />
Postfach, 79091 Freiburg<br />
Sie haben nie rechtzeitig die aktuelle Ausgabe <strong>de</strong>r<br />
„DW Die Wohnungswirtschaft“ auf Ihrem Tisch?<br />
Dann bestellen Sie<br />
jetzt ein weiteres<br />
Abo plus Prämie<br />
für Ihre Abteilung.<br />
DW Die Wohnungswirtschaft August 2012<br />
DW Die Wohnungswirtschaft September 2012<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Oktober 2012<br />
DW Die Wohnungswirtschaft November 2012<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Dezember 2012<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Januar 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Februar 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft März 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft April 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Mai 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Juni 2013<br />
DW Die Wohnungswirtschaft Juli 2013<br />
Mat.-Nr. D6504-5141<br />
07<br />
2013<br />
THEMA DES MONATS<br />
Wohnen für ein<br />
langes Leben<br />
22<br />
STÄDTEBAU + STADTENTWICKLUNG<br />
Was ist los in unseren<br />
Nachbarschaften?<br />
13<br />
ENERGIE + TECHNIK<br />
MARKT + MANAGEMENT<br />
Medienmärkte im Umbruch: Was<br />
Effektive Personalentwicklung<br />
be<strong>de</strong>uten die neuen Infrastrukturen? in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft<br />
48 12 Ausgaben 65 nur<br />
€ 121,–<br />
Ihre<br />
Prämie<br />
Ja, ich abonniere „DW Die Wohnungswirtschaft“ für mind. 1 Jahr zum Preis von € 121,- inkl. MwSt. und Versand. Das Abonnement verlängert sich<br />
jeweils um ein weiteres Jahr, wenn ich <strong>de</strong>n Bezug nicht spätestens 4 Wochen vor En<strong>de</strong> eines Bezugsjahres schriftlich kündige.<br />
Name, Vorname<br />
Ich zahle per Rechnung bequem per Bankeinzug<br />
Straße, Nr<br />
Kontonummer<br />
BLZ<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Name <strong>de</strong>r Bank<br />
Telefon<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
E-Mail<br />
Das Prämienangebot gilt nicht bei Geschenk-, Gutschein-, Stu<strong>de</strong>nten- o<strong>de</strong>r Ausbildungsabonnements.<br />
Ihre Prämie erhalten Sie innerhalb von 4 Wochen nach Bezahlung <strong>de</strong>s Abonnements.<br />
Bestellnummer: A06504VJ<br />
Werbenummer: 02687665<br />
Prämienbestellnummer: 6073212
MARKT UND MANAGEMENT<br />
STRATEGISCHE PERSONALENTWICKLUNG<br />
Interview mit Jörg Busse<br />
Ein starkes Team<br />
Quelle: HOWOGE, Berlin<br />
Die HOWOGE gehört zu <strong>de</strong>n größten kommunalen Wohnungsunternehmen Berlins. Sie betreut<br />
ca. 60.000 Mieteinheiten, davon aktuell rund 54.000 Wohnungen, vom grünen Stadtrand bis in Citynähe.<br />
Die HOWOGE soll in <strong>de</strong>n nächsten fünf Jahren bis zu 5.000 Wohnungen bauen o<strong>de</strong>r erwerben.<br />
Diese Wachstumsstrategie bedingt daher eine strukturierte und zielorientierte Personalentwicklung, sowohl<br />
für die ca. 350 kaufmännischen als auch für die 230 gewerblichen Mitarbeiter. Die Fragen zur strategischen<br />
Personalentwicklung <strong>de</strong>r HOWOGE beantwortet Jörg Busse, Prokurist für Personal und Recht.<br />
Auf welchen Zeitraum ist Ihre<br />
Personalbedarfsplanung angelegt?<br />
Unsere Personalbedarfsplanung ist auf fünf Jahre<br />
ausgelegt. Sie berücksichtigt die in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren anstehen<strong>de</strong>n erheblichen <strong>de</strong>mografischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen und <strong>de</strong>n Personalbedarf<br />
für die Umsetzung <strong>de</strong>r Wachstumsstrategie <strong>de</strong>r<br />
HOWOGE.<br />
Über welche Ressourcen rekrutieren Sie<br />
Ihre Mitarbeiter?<br />
Wir nutzen überwiegend Internetportale und Personalberater.<br />
Alle Stellen wer<strong>de</strong>n aber auch intern<br />
ausgeschrieben.<br />
Wie hoch ist die Ausbildungsquote?<br />
Die Ausbildungsquote liegt bei rund 8 % bezogen<br />
auf <strong>de</strong>n kaufmännischen Bereich. Wir<br />
bil<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Berufen Immobilienkauffrau/-<br />
mann, Kauffrau/-mann für Bürokommunikation<br />
sowie Informatik kauffrau/-mann und<br />
Veranstaltungskauffrau/-mann aus.<br />
Gibt es Anreize zur Mitarbeiterbindung?<br />
Es ist unser erklärtes Ziel, die HOWOGE intern<br />
und extern als Arbeitgebermarke zu etablieren.<br />
Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels sind<br />
die För<strong>de</strong>rung von Leistungsträgern durch die<br />
„HOWOGE Zukunftswerkstatt 1.0“, Teamprämien,<br />
unterstützen<strong>de</strong> Angebote zur Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie (audit berufundfamilie),<br />
das betriebliche Gesundheitsmanagement und<br />
die Gewähr sicherer Arbeitsbedingungen durch<br />
eine Beschäftigungssicherungsvereinbarung.<br />
Was zeichnet für Sie eine gute<br />
Personalplanung aus?<br />
Eine gute Personalplanung ist für mich sowohl<br />
fix als auch variabel. Fix vor allem in Bezug auf<br />
die Planung <strong>de</strong>r benötigten Stellen und <strong>de</strong>r sich<br />
daraus entwickeln<strong>de</strong>n Personalkosten, die sich<br />
aufgrund vorhersehbarer Ereignisse (z. B. Renteneintritte)<br />
ergeben. Variabel in Bezug auf unvorhergesehene<br />
Än<strong>de</strong>rungen, z. B. Personalbedarf<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Aufnahme neuer Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r,<br />
frühere Renteneintritte, Langzeiterkrankungen<br />
usw. Die fixe Personalplanung ist die Grundlage<br />
für die langfristige Unternehmensplanung. Gibt<br />
es unvorhersehbare Ereignisse, wer<strong>de</strong>n diese<br />
variabel angepasst. Die Verän<strong>de</strong>rungen lassen<br />
sich so je<strong>de</strong>rzeit nachvollziehen und sind dokumentiert.<br />
Wer<strong>de</strong>n die Potenziale <strong>de</strong>r Mitarbeiter systematisch<br />
analysiert? Nach welchem Ansatz?<br />
Regelmäßig fin<strong>de</strong>n Beurteilungsgespräche zwischen<br />
<strong>de</strong>m jeweiligen Vorgesetzten und <strong>de</strong>m<br />
Mitarbeiter statt.<br />
Die Komponenten dieses Gespräches beziehen<br />
sich auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit,<br />
60 8 | 2013
BUCHTIPP<br />
HR-Strategien<br />
Personalentwicklung 2013<br />
Das Fachbuch „Personalentwicklung 2013, Themen, Trends und Best Practices“<br />
befasst sich mit Trends und Zukunftsstrategien in Personalentwicklung<br />
sowie Aus- und Weiterbildung und liefert dazu Arbeitshilfen in Form<br />
von Metho<strong>de</strong>nanleitungen, Best-Practice-Beispielen, Musterschreiben,<br />
Checklisten, Tabelle etc.<br />
U. a. ins Auge gefasst wer<strong>de</strong>n die Bereiche Gesundheitsmanagement, Lernen<br />
in allen Lebensphasen sowie Bildungsmanagement und Bildungscontrolling.<br />
Ergänzt wird die Neuerscheinung durch 70 thematisch passen<strong>de</strong><br />
Managementstudien.<br />
Joachim Gutmann, Karlheinz Schwuchow; Personalentwicklung 2013, Themen, Trends,<br />
Best Practices; <strong>Haufe</strong> Verlag, 2012, 414 S. 99 €; ISBN: 978-3-648-03222-0<br />
benennen jedoch auch Potenziale, die för<strong>de</strong>rungsfähig<br />
sind.<br />
Gibt es ein <strong>de</strong>finiertes Budget<br />
für Mitarbeiterqualifizierungsprogramme?<br />
Ja, die HOWOGE gab in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
für die Fortbildung und Qualifizierung ihrer<br />
Mitarbeiter jährlich bis zu 300.000 € aus. Für die<br />
Zukunft gilt es, die neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />
wie <strong>de</strong>n möglichen Fachkräftemangel, die Bewältigung<br />
neuer Geschäftsfel<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Qualitätssicherung<br />
unserer Leistungen, zu meistern.<br />
Dafür stehen nun rund 500.000 € jährlich zur<br />
Verfügung, das sind pro Mitarbeiter und Jahr also<br />
rund 860 €, die durch strukturierte und substantiierte<br />
Fortbildung sowie Qualifizierungsprogramme<br />
untersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Welche Maßnahmen sind Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Personalentwicklungsprogramme?<br />
Unser Personalentwicklungskonzept greift die<br />
üblichen Themenschwerpunkte auf. Wesentliche<br />
Grundlage für Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
ist die Altersstrukturanalyse unseres gesamten<br />
Unternehmens und <strong>de</strong>r einzelnen Bereiche, aus<br />
<strong>de</strong>r sich vieles herleiten lässt.<br />
Bereits 2012 haben wir die Ausbildungsquote<br />
erhöht, damit die aufgrund <strong>de</strong>r absehbaren<br />
Renteneintritte frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Stellen im<br />
Wesentlichen mit selbst ausgebil<strong>de</strong>tem Nachwuchs<br />
besetzt wer<strong>de</strong>n können. In diesem Jahr<br />
widmen wir uns zwei Personalentwicklungsthemen:<br />
<strong>de</strong>r Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
und <strong>de</strong>r strukturierten För<strong>de</strong>rung von Leistungsträgern.<br />
Wer<strong>de</strong>n diese Programme<br />
von <strong>de</strong>n Mitarbeitern angenommen?<br />
Die Handlungsfel<strong>de</strong>r, die in diesem Jahr im Fokus<br />
stehen, entsprechen <strong>de</strong>n Anregungen unserer<br />
Mitarbeiter aus <strong>de</strong>n regelmäßig stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Mitarbeiterbefragungen und <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />
unseres Unternehmens. Wir dürfen daher davon<br />
ausgehen, dass diese von unseren Mitarbeitern<br />
gut angenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
In welchen Intervallen wer<strong>de</strong>n die Personalentwicklungspläne<br />
überprüft und angepasst?<br />
Bewährt hat sich bei uns ein dreijähriger Rhythmus,<br />
wobei es auch davon abhängt, wie dynamisch<br />
sich das Unternehmen entwickelt. In Anbetracht<br />
<strong>de</strong>r Wachstumsstrategie, die unser Han<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Jahren bestimmen wird, kann es durchaus<br />
sein, das schnellere Anpassungen nötig sind.<br />
Gibt es Maßnahmen, ältere Mitarbeiter<br />
gezielt zu för<strong>de</strong>rn?<br />
Alle Maßnahmen aus <strong>de</strong>m Personalentwicklungsprogramm<br />
stehen allen Mitarbeitern zur Verfügung.<br />
Für die HOWOGE Zukunftswerkstatt 1.0, die<br />
Leistungsträger för<strong>de</strong>rn wird, gibt es z. B. keine<br />
Altersbeschränkung. Proaktiv achten wir natürlich<br />
auf die möglichst belastungsfreie Gestaltung <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsplätze und Tätigkeiten. Ebenso greift das<br />
betriebliche Gesundheitsmanagement, welches<br />
durch entsprechend ausgerichtete Maßnahmen<br />
die körperliche und psychische Gesundheit nachhaltig<br />
unterstützt.<br />
Ziel ist, dass je<strong>de</strong>r unserer Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Lage<br />
ist, bis zu seinem Renteneintritt gesund und leistungsfähig<br />
seine Arbeit zu verrichten.<br />
Für welche Tätigkeitsbereiche wird es zukünftig<br />
schwieriger, Personal zu rekrutieren?<br />
In Berlin wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten Jahren viele<br />
Wohnungen gebaut. Personal für dieses Geschäftsfeld<br />
zu fin<strong>de</strong>n, wird schwierig sein, da wir<br />
hier auf einem engen Markt für hochspezialisierte<br />
Fachkräfte im Wettbewerb mit an<strong>de</strong>ren stehen,<br />
die dieses Geschäftsfeld ebenfalls aufbauen und<br />
entwickeln wollen. Schwieriger ist inzwischen<br />
auch die Besetzung <strong>de</strong>r Stellen für die zentralen<br />
Bereiche in unserem Unternehmen.<br />
Weniger bis keine Probleme haben wir bislang<br />
in <strong>de</strong>n klassisch kaufmännischen Bereichen <strong>de</strong>r<br />
Immobilienwirtschaft sowie im gewerblichen<br />
Bereich. Hier ist die Bewerberlage nach wie vor<br />
sehr gut.<br />
Gibt es Beson<strong>de</strong>rheiten, z.B. eine<br />
Mitarbeiterbefragung?<br />
Es ist uns sehr wichtig, die Meinung unserer<br />
Mitarbeiter zu unserem Unternehmen und <strong>de</strong>m<br />
eigenen Arbeitsplatz zu erfahren.<br />
In dreijährigem Abstand führen wir daher Mitarbeiterbefragungen<br />
durch. Der In<strong>de</strong>x Gute Arbeit,<br />
<strong>de</strong>n wir hierfür nutzen, zeigt in 15 Dimensionen<br />
auf, welche Sicht die Mitarbeiter haben, welche<br />
Belastungen sie empfin<strong>de</strong>n, aber auch welche<br />
Ressourcen sie haben. Aus <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
entwickeln wir Handlungsfel<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren Inhalte<br />
möglichst bis zur nächsten Befragung umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die nächste Mitarbeiterbefragung fin<strong>de</strong>t 2014<br />
statt.<br />
Das Interview führte Alexandra May,<br />
freie Immobilienjournalistin, Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
8 | 2013<br />
61
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Wir möchten Sie von <strong>de</strong>r Transparenz,<br />
Leichtigkeit und Lebendigkeit unserer<br />
Produkte begeistern. Daher realisieren<br />
wir neue, lichtdurchflutete Räume und<br />
schenken damit echte Lebensfreu<strong>de</strong>.<br />
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ist am 29. Juli 2013.<br />
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an die gewerbliche Wohnungswirtschaft sowie Architekten<br />
ı Technische und kaufmännische Beratung und Betreuung<br />
ı Marktbetreuung, Pflege und Ausweitung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nstamms<br />
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Peter Mair | Außendienstmitarbeiter bei Solarlux<br />
Außendienstmitarbeiter m/w<br />
im Objektvertrieb Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
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Interessiert?<br />
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Gehaltsvorstellung sowie <strong>de</strong>s möglichen Eintrittstermins.<br />
SOLARLUX Aluminium Systeme GmbH<br />
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Fon +49 5402 400 118 | Fax +49 5402 400 124<br />
personal@solarlux.<strong>de</strong> | www.solarlux.<strong>de</strong><br />
Wir suchen für die neu geschaffene Vollzeitstelle zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n<br />
Assistent/in <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />
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Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
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76137 Karlsruhe<br />
www.volkswohnung.com<br />
www.kirchfeld-nord.<strong>de</strong><br />
www.knielingen-zweinull.<strong>de</strong><br />
Ihre Aufgaben<br />
Zum Aufgabengebiet gehören insbeson<strong>de</strong>re das Projekt- und Prozessmanagement sowie die Koordination abteilungsübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Aufgaben. In dieser Funktion unterstützen Sie die Geschäftsführung maßgeblich, z. B. durch<br />
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Sind Sie interessiert?<br />
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unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer und <strong>de</strong>s möglichen Eintrittstermins<br />
auf <strong>de</strong>m Postweg bis zum 08.08.2013.<br />
telefonischer Mieterservice<br />
betreute Mietinteressenten<br />
www.call-surf.<strong>de</strong><br />
62 8 | 2013
Die Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft eG wur<strong>de</strong> 1875 gegrün<strong>de</strong>t und ist die älteste<br />
Wohnungsgenossenschaft Hamburgs. Der Wohnungsbestand umfasst 9.000 Wohnungen in Hamburg und<br />
Umgebung. Insgesamt beschäftigt die ADSG rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um <strong>de</strong>n<br />
Immobilienbestand und die rund 15.000 Mitglie<strong>de</strong>r kümmern. <strong>Als</strong> Ergänzung zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n amtieren<strong>de</strong>n<br />
Vorstandsmitglie<strong>de</strong>rn wird eine zusätzliche Führungspersönlichkeit gesucht, die unternehmerisch <strong>de</strong>nkt und<br />
sich <strong>de</strong>n Werten einer Genossenschaft verpflichtet fühlt.<br />
Vorstandsmitglied (m/w)<br />
Neben <strong>de</strong>r strategischen und unternehmerischen Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens sind Sie im Schwerpunkt<br />
für das Bestandsmanagement <strong>de</strong>r Genossenschaft verantwortlich. Ihnen obliegen damit die langfristige und<br />
systematische Ausgestaltung <strong>de</strong>s Portfoliomanagements sowie die Instandhaltung und Mo<strong>de</strong>rnisierung. In das<br />
Aufgabengebiet fallen darüber hinaus die Bereiche Mitglie<strong>de</strong>rbetreuung, EDV, Controlling/Risikomanagement<br />
sowie Projektentwicklung/Grundstücksbeschaffung. Die Schwerpunkte dieser Aufgaben können im Hinblick auf<br />
Ihre Qualifikation und Erfahrung noch angepasst wer<strong>de</strong>n. Des Weiteren repräsentieren Sie die Genossenschaft<br />
und sind Ansprechpartner/in für Mitglie<strong>de</strong>r, Dienstleister und kommunale Einrichtungen. Abgerun<strong>de</strong>t wird das<br />
Aufgabenprofil durch die Führung und Motivation von engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Um diese unternehmerische Gestaltungsaufgabe erfolgreich zu bewältigen, sollten Sie ein Studium erfolgreich<br />
abgeschlossen haben o<strong>de</strong>r über eine immobilienspezifische Ausbildung mit entsprechen<strong>de</strong>r Weiterqualifikation<br />
verfügen. Für diese Position sind ein gutes kaufmännisches und technisches Verständnis wichtig. Unabdingbar ist<br />
eine mehrjährige Führungserfahrung in einem Wohnungsunternehmen. In persönlicher Hinsicht erweisen Sie sich<br />
als kommunikationsstark und verfügen über ein hohes Maß an Sozialkompetenz. Darüber hinaus zeichnen Sie<br />
sich durch analytische Fähigkeiten, eine pragmatische Arbeitsweise und Führungsstärke aus.<br />
Wenn Sie diese mit großem Gestaltungsspielraum ausgestattete und verantwortungsvolle Position anspricht,<br />
freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme. Ihre aussagekräftigen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugniskopien,<br />
Gehaltsvorstellungen) sen<strong>de</strong>n Sie bitte unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer MA 15.509/01 an die von uns beauftragte<br />
Personalberatung ifp. Für telefonische Informationen stehen Ihnen dort Herr Norbert Heinrich<br />
(Tel.: 0221/20506-52) sowie Herr Daniel Corbic (Tel.: 0221/20506-141, Daniel.Corbic@ifp-online.<strong>de</strong>)<br />
gerne zur Verfügung. Die vertrauliche Behandlung Ihrer Bewerbung ist für uns selbstverständlich.<br />
Postfach 10 31 44<br />
50471Köln<br />
www.ifp-online.<strong>de</strong><br />
8 | 2013<br />
63
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Die Gartenstadt Wandsbek eG ist eine über 100 Jahre junge Wohnungsbaugenossenschaft mit rund 3.100 Wohnungen in Hamburg. Die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
mehr als 5.000 Mitglie<strong>de</strong>r durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung ist Zweck unserer Genossenschaft. Im Mittelpunkt<br />
unseres Han<strong>de</strong>lns stehen unsere Mitglie<strong>de</strong>r und ihre jetzigen und zukünftigen Bedürfnisse sowie die nachhaltige Bewirtschaftung, Mo<strong>de</strong>rnisierung,<br />
Instandhaltung und Erweiterung unseres Bestan<strong>de</strong>s. Hierfür engagieren sich <strong>de</strong>rzeit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie <strong>de</strong>r Vorstand mit<br />
Serviceorientierung, Flexibilität und Lei<strong>de</strong>nschaft.<br />
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir ein<br />
hauptamtliches Vorstandsmitglied (m/w).<br />
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n leiten Sie die Geschäfte unserer Genossenschaft, gestalten die strategische<br />
Ausrichtung und setzen vereinbarte Ziele um. Sie zeichnen verantwortlich für die Bereiche Betriebswirtschaft, Finanz- und Rechnungswesen,<br />
Controlling und Personal. Hinzu kommen Datenschutz, EDV und das Betriebskostenmanagement. Sie unterstützen die selbständige und effiziente<br />
Arbeitsweise Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nehmen gern auch selbst operative Tätigkeiten wahr.<br />
Wir erwarten<br />
- <strong>de</strong>n erfolgreichen Abschluss eines betriebswirtschaftlichen Studiums, i<strong>de</strong>alerweise aufbauend auf einer wohnungswirtschaftlichen Ausbildung,<br />
- Erfahrungen in leiten<strong>de</strong>r Tätigkeit in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft, vorzugsweise in einer Genossenschaft,<br />
- fundierte Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Bereich Finanzierung/Rechnungswesen, Steuer- und Arbeitsrecht, Lohn- und<br />
Gehaltsbuchhaltung,<br />
- Sicherheit im Umgang mit Bilanzen und mo<strong>de</strong>rnen Steuerungsinstrumenten, wie Controlling, Portfolio- und Risikomanagement,<br />
- Steuerungs- und Umsetzungskompetenzen sowie ausgeprägtes unternehmerisches Denken und Han<strong>de</strong>ln,<br />
- ein hohes Maß an Engagement und Belastbarkeit sowie die Bereitschaft, einen aufgeschlossenen, kooperativen, aber auch entscheidungsbereiten<br />
Umgangsstil zu pflegen,<br />
- soziale Kompetenz im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
- Kenntnisse <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft eingesetzten EDV-Programme sowie<br />
- eine hohe I<strong>de</strong>ntifikation mit <strong>de</strong>m Genossenschaftsgedanken.<br />
Sollte diese anspruchsvolle Position in einem gut aufgestellten, gesun<strong>de</strong>n Unternehmen mit langer Tradition Ihr Interesse geweckt haben, freuen<br />
wir uns auf Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen mit Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und <strong>de</strong>s möglichen Eintrittstermines<br />
bis zum 9. August 2013. Die vertrauliche Behandlung Ihrer Bewerbung ist für uns selbstverständlich.<br />
Manfred Noster<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrates<br />
Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Gartenstadt Wandsbek eG<br />
Gartenstadtweg 81<br />
22049 Hamburg<br />
Die Baugesellschaft Nettetal,<br />
Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen AG hat<br />
958 Wohnungen im eigenen Bestand und ist als<br />
professioneller Verwalter für an<strong>de</strong>re Eigentümer<br />
tätig. <strong>Als</strong> größtes lokales Wohnungsunternehmen<br />
leistet die Gesellschaft einen aktiven Beitrag zur Stadtentwicklung und versorgt breite Schichten <strong>de</strong>r Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem,<br />
bezahlbarem Wohnraum. Die direkte Nähe zur nie<strong>de</strong>rländischen Universitätsstadt Venlo eröffnet zusätzliche unternehmerische Perspektiven.<br />
Für <strong>de</strong>n weiteren Ausbau <strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs suchen wir im Rahmen einer Nachfolgeregelung zum 01. April 2014 ein<br />
KAUFMÄNNISCHES MITGLIED DES VORSTANDES (m/w)<br />
Gemeinsam mit einer nebenamtlichen Kollegin übernehmen<br />
Sie Verantwortung für <strong>de</strong>n operativen Erfolg und die strategische<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>r Baugesellschaft Nettetal AG. Sie sind<br />
verantwortlich für kaufmännische Steuerung, Bestandsbewirtschaftung,<br />
Finanzierung und Personal und übernehmen die<br />
Kontaktpflege zu <strong>de</strong>n wichtigen Ansprechpartnern in unserer<br />
Stadt. Sie setzen das Unternehmensleitbild nachhaltig um<br />
und entwickeln es gemeinsam mit <strong>de</strong>n Entscheidungsgremien<br />
weiter.<br />
Um dieser Position gerecht zu wer<strong>de</strong>n, verfügen Sie über<br />
einen immobilienwirtschaftlichen Hochschulabschluss o<strong>de</strong>r<br />
über eine einschlägige immobilienwirtschaftliche Fortbildung<br />
min<strong>de</strong>stens auf <strong>de</strong>m Niveau Immobilienfachwirt/-in. Sie besitzen<br />
unternehmerisches Potenzial, einen motivieren<strong>de</strong>n<br />
Führungsstil, ausgeprägte kommunikative Kompetenz sowie<br />
mehrjährige Berufserfahrung in einem Wohnungsunternehmen.<br />
Die Bereitschaft, <strong>de</strong>n Wohnsitz in Nettetal o<strong>de</strong>r Umgebung zu<br />
nehmen, ist wünschenswert.<br />
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen<br />
bis zum 15.08.2013 ausschließlich per E-Mail an: Herrn Dr. Marcus<br />
Optendrenk (Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrates) - marcus@optendrenk.<strong>de</strong><br />
Für Rückfragen steht Ihnen Frau Draeger im EBZ<br />
unter <strong>de</strong>r Tel. 0234/9447-625 zur Verfügung.<br />
Baugesellschaft Nettetal<br />
Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen AG<br />
www.baugesellschaft-nettetal.<strong>de</strong><br />
64 8 | 2013
8 | 2013<br />
65
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Die Wohnstätte Sta<strong>de</strong> eG ist mit rd. 2.400 Wohnungen <strong>de</strong>r größte Wohnungsanbieter in <strong>de</strong>r Hansestadt Sta<strong>de</strong> und kann dabei<br />
auf eine über 85-jährige Tradition zurückblicken. Die 100 %ige Tochtergesellschaft, die Wohnstätte Sta<strong>de</strong> Immobilien GmbH, ist<br />
Dienstleister im Bereich <strong>de</strong>r Wohnungsverwaltung und übernimmt neben <strong>de</strong>m Portfoliomanagement Aufgaben im Bereich <strong>de</strong>s<br />
Energiecontractings für die Genossenschaft. 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich in diesen Aufgabenfel<strong>de</strong>rn.<br />
Im Zuge einer Nachfolgeregelung sucht die Genossenschaft eine unternehmerisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Persönlichkeit als<br />
hauptamtliches<br />
Vorstandsmitglied (m/w)<br />
für die Wohnstätte Sta<strong>de</strong> eG als auch für die Wohnstätte Immobilien GmbH in Personalunion eine/einen<br />
Geschäftsführer (m/w)<br />
In diesen Funktionen übernehmen Sie mit einem nebenamtlichen Vorstandskollegen, <strong>de</strong>r gleichzeitig Beiratsmitglied <strong>de</strong>r<br />
Tochtergesellschaft ist, die Gesamtverantwortung für die strategische und unternehmerische Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Genossenschaft<br />
und ihrer Tochtergesellschaft. Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Aufgabenfel<strong>de</strong>rn gehören die Bestandsbewirtschaftung, das Rechnungswesen<br />
und Controlling sowie das Portfoliomanagement und Bau- und Projektmanagement. Ihnen obliegen die Sicherstellung <strong>de</strong>r<br />
Ordnungsmäßigkeit aller Geschäftsvorfälle, die Wirtschafts- und Finanzplanung sowie die Steuerung und Entwicklung <strong>de</strong>r operativen<br />
Unternehmenseinheiten. Des Weiteren pflegen Sie ein tragfähiges Netzwerk zu Entscheidungsträgern und positionieren sich als kompetenter<br />
Ansprechpartner für Kooperationspartner und Auftragnehmer. Abgerun<strong>de</strong>t wird das Aufgabenprofil durch eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Aufsichtsrat und die motivieren<strong>de</strong> sowie ergebnisorientierte Führung einer loyalen Mitarbeiterschaft.<br />
Um diese verantwortungsvolle Position optimal auszufüllen, sollten Sie eine fundierte Ausbildung (Studium o<strong>de</strong>r eine vergleichbare<br />
Qualifikation) mit kaufmännischem Bezug vorweisen können. Unabdingbar ist zu<strong>de</strong>m eine mehrjährige Führungserfahrung in einer<br />
verantwortungsvollen Leitungsfunktion, die Sie i<strong>de</strong>alerweise in einem wohnungswirtschaftlichen Umfeld sammeln konnten. Nicht<br />
zuletzt bringen Sie ein ausgeprägtes Verständnis für betriebswirtschaftliche, technische und rechtliche Zusammenhänge mit. In persönlicher<br />
Hinsicht zeichnen Sie sich durch einen hohen Gestaltungswillen, Führungskompetenz, Kooperationsbereitschaft,<br />
Verantwortungsbewusstsein und Verhandlungsgeschick aus.<br />
Wenn Sie sich in dieser vielseitigen und interessanten Aufgabe wie<strong>de</strong>rerkennen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.<br />
Sen<strong>de</strong>n Sie Ihre aussagekräftigen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugniskopien, Gehaltsvorstellungen) bitte unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer<br />
MA 15.510/01 an die von uns beauftragte Personalberatung ifp. Für telefonische Informationen stehen Ihnen dort Herr<br />
Norbert Heinrich (Tel. 0221 20506-52) sowie Herr Daniel Corbic (Tel. 0221 20506-141, Daniel.Corbic@ifp-online.<strong>de</strong>)<br />
gerne zur Verfügung. Die vertrauliche Behandlung Ihrer Bewerbung ist für uns selbstverständlich.<br />
Postfach 10 31 44<br />
50471Köln<br />
www.ifp-online.<strong>de</strong><br />
66 8 | 2013
Die bauverein AG ist einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Dienstleister<br />
<strong>de</strong>r Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Südhessen.<br />
Zum 01.10.2013 suchen wir einen<br />
Abteilungsleiter<br />
Betriebskosten (m/w)<br />
Ihre Aufgabenschwerpunkte<br />
beiter<br />
in <strong>de</strong>r Abteilung Betriebskosten<br />
-<br />
<br />
<br />
trolle<br />
<strong>de</strong>r Abrechnungsergebnisse<br />
<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Rechnungswesen<br />
-<br />
ment<br />
nagement<br />
<br />
<br />
Bereichsleiter<br />
-<br />
<br />
Betriebskosten<br />
Ihr Kompetenzprofil<br />
sene<br />
Ausbildung in <strong>de</strong>r Immobilienwirtschaft mit<br />
<br />
<br />
Betriebskosten<br />
nisse<br />
<br />
<br />
<br />
keiten<br />
<br />
<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sen<strong>de</strong>n Sie<br />
bitte Ihre vollständigen schriftlichen Bewerbungsunter-<br />
<br />
12. August 2013 an gunkel@bauvereinag.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
straße<br />
20, 64289 Darmstadt<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!<br />
-<br />
<br />
Wollen Sie in einem motivierten und dynamischen Team mitarbeiten<br />
und Verantwortung für interessante Projekte übernehmen?<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung bis 25. Juli 2013.<br />
Die genaue Beschreibung Ihrer Aufgaben und unserer Erwartungen<br />
fin<strong>de</strong>n Sie unter www.stadtbau-wuerzburg.<strong>de</strong>/Unternehmen<br />
Effiziente<br />
Abwicklung<br />
von<br />
Wohnungsbauprojekten.<br />
Dipl.-Ing. o<strong>de</strong>r Architekt gesucht. (m/w)<br />
Projektsteuerung für Wohnungsbauprojekte.<br />
Ihre Aufgaben:<br />
<br />
<br />
<br />
Ihr Profil:<br />
<br />
<br />
Ihre Chance:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wir sind eine kommunale Wohnungsgesellschaft mit Standort in Marl,<br />
Hauptgesellschafter ist die Stadt Marl. Die Schwerpunkte unserer Aktivitäten<br />
liegen im Bereich <strong>de</strong>r Bestandspflege unseres rd. 3.600 Wohnungen<br />
umfassen<strong>de</strong>n Wohnungsbestands im Stadtgebiet <strong>de</strong>r Stadt Marl.<br />
Zum 01.09.2013 o<strong>de</strong>r später suchen wir zur Verstärkung unseres Teams<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsverwaltung eine/n<br />
Immobilienkaufmann /-frau<br />
Ihr Aufgabengebiet umfasst die eigenständige kaufmännische Verwaltung<br />
unseres Wohnungsbestands. Hierzu gehört die Erstellung von Mietverträgen,<br />
die Führung <strong>de</strong>s allgemeinen Schriftverkehrs, die Mietenbuchhaltung,<br />
die Prüfung und Kontierung sämtlicher eingehen<strong>de</strong>r Rechnungen<br />
<strong>de</strong>r Heiz- und Betriebskosten sowie die Erstellung <strong>de</strong>r Heiz- und Betriebskostenabrechnungen.<br />
Daneben sind Sie Ansprechpartner unserer Mieter<br />
und Mieterinnen.<br />
Ihr Profil:<br />
Sie verfügen über eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zum Immobilienkaufmann<br />
/-frau o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren kaufmännischen Ausbildung mit<br />
immobilienwirtschaftlicher Erfahrung. Daneben verfügen Sie über eine<br />
mehrjährige Berufserfahrung und zeichnen sich durch hohe Einsatzbereitschaft<br />
aus, sind flexibel und vielseitig. Im Umgang mit unseren Mietern und<br />
Mieterinnen überzeugen Sie durch Ihr offenes, selbstsicheres und kun<strong>de</strong>nfreundliches<br />
Auftreten auch in schwierigen Situationen. Der Umgang mit<br />
Microsoft-Office-Produkten und branchenspezifischer Software (i<strong>de</strong>alerweise<br />
Aareon GES) ist für Sie selbstverständlich.<br />
Unser Angebot:<br />
Sie erwartet eine sehr abwechslungsreiche Vollzeittätigkeit in einem jungen<br />
Team mit flachen Hierarchien, eine leistungsgerechte Vergütung mit<br />
zusätzlicher Altersversorgung in Anlehnung an <strong>de</strong>n TVöD sowie soziale<br />
Zusatzleistungen. Die Stelle ist zunächst auf ein Jahr befristet, bei entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Bewährung kann diese in ein unbefristetes Anstellungsverhältnis<br />
mün<strong>de</strong>n. Gerne sind wir Ihnen bei einem Ortswechsel sowie <strong>de</strong>r Suche<br />
nach einer geeigneten Wohnung behilflich.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sen<strong>de</strong>n Sie bitte Ihre aussagekräftigen<br />
Bewerbungsunterlagen mit Angabe von Eintrittstermin und Gehaltsvorstellung<br />
an die Geschäftsführung zu Hän<strong>de</strong>n Herrn Dipl. Ing. Christoph<br />
Thier.<br />
Neue Marler Baugesellschaft mbH, Willy-Brandt-Allee 2, 45770 Marl<br />
8 | 2013<br />
67
MARKT UND MANAGEMENT<br />
Erfolgreich durch eine 100-jährige Tradition und zukunftsweisen<strong>de</strong> Innovationen<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>(r)<br />
Vorstandsmitglied (m/w)<br />
Die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord eG, Essen verfügt über mehr als 3.400 Wohneinheiten.<br />
Bei einer Bilanzsumme von rund EUR Mio. 100 betreut sie mehr als 4.400 Mitglie<strong>de</strong>r. <strong>Als</strong><br />
Ergebnis <strong>de</strong>r konsequenten und erfolgreichen Geschäftspolitik <strong>de</strong>r vergangenen Jahre besitzt die<br />
Wohnungsgenossenschaft heute eine gute Ertragskraft und ist gegen Risiken gesichert. Zur Fortsetzung<br />
dieser erfolgreichen Geschäftsentwicklung sowie zur Bewahrung unserer 100-jährigen<br />
christlich-sozialen Tradition suchen wir eine(n) Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>(n) und ein Vorstandsmitglied<br />
(m/w) für unsere bei<strong>de</strong>n im Jahr 2015 altersbedingt ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r.<br />
Zu Ihren Aufgaben gehören:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Ihr Profil:<br />
<br />
-<br />
rung<br />
unserer überdurchschnittlich starken Position als Wohnungsanbieter in <strong>de</strong>r Region. Eine<br />
<br />
sein. Deshalb sind Erfahrungen im Bestandsmanagement von Vorteil. Die Rolle eines Wohnungs-<br />
<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung ansehen.<br />
O<strong>de</strong>r:<br />
-<br />
<br />
traut.<br />
Ein erfolgreicher beruflicher Wer<strong>de</strong>gang in bautechnischer Planung und Bauleitung bil<strong>de</strong>t<br />
die Basis Ihres Fachwissens.<br />
Darüber hinaus erwarten wir:<br />
<br />
-<br />
<br />
<br />
nicht Bedingung.<br />
Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen (tabellarischer Lebenslauf, Zeugniskopien sowie<br />
<br />
17.08.2013 an unseren Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>n,<br />
Herrn RA & Notar Dr. Thomas Hermes,<br />
<br />
45131 Essen.<br />
68 8 | 2013
RECHT<br />
MIETRECHT<br />
BGB §§ 546a, 562<br />
Nutzungsentschädigung <strong>de</strong>s<br />
Vermieters bei Nichtherausgabe <strong>de</strong>r<br />
Miet sache bei Geltendmachung <strong>de</strong>s<br />
Vermieterpfandrechts<br />
Gibt <strong>de</strong>r Mieter die Mietsache bei Vertragsen<strong>de</strong> nicht heraus, so<br />
schul<strong>de</strong>t er Nutzungsentschädigung auch dann, wenn <strong>de</strong>r Vermieter<br />
sein Vermieterpfandrecht geltend macht.<br />
KG, Beschluss vom 6.12.2012, 8 U 220/12<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Die Ausübung <strong>de</strong>s Vermieterpfandrechts hin<strong>de</strong>rt lediglich die vollständige<br />
Räumung <strong>de</strong>r Mietsache durch <strong>de</strong>n Mieter, lässt also die Räumungspflicht<br />
entfallen, än<strong>de</strong>rt aber nichts an <strong>de</strong>r Verpflichtung <strong>de</strong>s Mieters, die Mietsache<br />
an <strong>de</strong>n Vermieter herauszugeben. Die Behauptung, die Beklagte<br />
hätte die Schlüssel herausgegeben, wenn sie nicht im Auftrag <strong>de</strong>r Klägerin<br />
am Abtransport unpfändbarer Gegenstän<strong>de</strong> gehin<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n wäre,<br />
vermag die Beklagte nicht zu entlasten. Die Beklagte hat in keiner Weise<br />
substantiiert, was für Gegenstän<strong>de</strong> abtransportiert wer<strong>de</strong>n sollten und<br />
dass sie nicht <strong>de</strong>m Vermieterpfandrecht unterlagen, son<strong>de</strong>rn im Sinne von<br />
§ 811 Abs. 1 Nr. 5 ZPO zur Fortsetzung ihrer Erwerbstätigkeit erfor<strong>de</strong>rlich<br />
waren. Vielmehr ist die Beklagte <strong>de</strong>m Vortrag <strong>de</strong>r Klägerin, bei <strong>de</strong>m<br />
Abholversuch habe <strong>de</strong>r Abholer mitgeteilt, das Inventar kurz zuvor über<br />
eBay gekauft zu haben, nicht konkret entgegengetreten<br />
und verkennt offenbar auch, dass <strong>de</strong>r Warenbestand <strong>de</strong>s<br />
Mieters <strong>de</strong>m Vermieterpfandrecht unterliegt.<br />
Rechtsanwalt Heiko Ormanschick, Hamburg<br />
INHALT<br />
MIETRECHT<br />
69 BGB §§ 546a, 562<br />
Nutzungsentschädigung <strong>de</strong>s Vermieters<br />
bei Nicht herausgabe <strong>de</strong>r Miet sache bei<br />
Geltendmachung <strong>de</strong>s Vermieterpfandrechts<br />
69 BGB §§ 535, 556a<br />
Mietvertraglicher Nutzungsumfang,<br />
Son<strong>de</strong>r nutzungsfläche; vermietete Eigentumswohnung;<br />
Grundsteuer<br />
70 BGB §§ 823 Abs. 1, 1004, ZPO §§ 935 ff.<br />
Vi<strong>de</strong>oüberwachung:<br />
Mieter müssen Kamera nicht dul<strong>de</strong>n<br />
70 BGB §§ 305, 535<br />
Gewerberaummietvertrag; Sinn <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />
einer Betriebspflicht; einstweilige (Leistungs-)<br />
Verfügung<br />
WEG-RECHT<br />
71 BGB §§ 280 ff:, 675; WEG § 27 Abs. 1; RDG § 5 Abs. 2<br />
Haftung <strong>de</strong>s Verwalters für verpasste<br />
För<strong>de</strong>rmittelfristen?<br />
71 BGB §§ 280 ff., WEG §§ 10 Abs. 6, 21<br />
Verfahrenskosten und Scha<strong>de</strong>nsersatzpflicht<br />
<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />
71 WEG § 27; BGB §§ 280 ff., 286<br />
Verwalterpflichten und Verwalter haftung<br />
bei einem Mangel im Gemeinschaftseigentum<br />
BGB §§ 535, 556a<br />
Mietvertraglicher Nutzungsumfang,<br />
Son<strong>de</strong>rnutzungsfläche; vermietete<br />
Eigentumswohnung; Grundsteuer<br />
Ein Mietvertrag kann nicht ohne Weiteres dahingehend ausgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass sämtliche <strong>de</strong>r Wohnung wohnungseigentumsrechtlich<br />
zugewiesenen Son<strong>de</strong>rnutzungsrechte Gegenstand <strong>de</strong>s Mietvertrages<br />
sind.<br />
RiAG Dr. Olaf Riecke<br />
WEG-Recht<br />
Baumweg 1, 22589 Hamburg<br />
Telefon: 040 871683<br />
olaf@riecke-Hamburg.<strong>de</strong>, www.riecke-hamburg.<strong>de</strong><br />
RA Heiko Ormanschick<br />
Mietrecht<br />
Blankeneser Bahnhofstraße 46, 22587 Hamburg<br />
Telefon: 040 866060-0<br />
kanzlei@ormanschick.<strong>de</strong>, www.ormanschick.<strong>de</strong><br />
LG Bonn, Urteil vom 15.11.2012, 6 S 25/12<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Die angewen<strong>de</strong>ten Umlageschlüssel sind materiell falsch, soweit nicht<br />
nach direkt umlegbarem Einzelverbrauch abgerechnet wur<strong>de</strong>, also insbeson<strong>de</strong>re<br />
soweit nach Miteigentumsanteilen umgelegt wur<strong>de</strong>. Eine Umlage<br />
<strong>de</strong>r Nebenkosten nach Miteigentumsanteilen ist nicht wirksam vereinbart<br />
wor<strong>de</strong>n. Die Vereinbarung im schriftlichen Mietvertrag, wonach bei<br />
Eigentumswohnungen <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Eigentümergemeinschaft verwen<strong>de</strong>te<br />
Umlageschlüssel, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r beiliegen<strong>de</strong>n letzten Abrechnung/Wirt-<br />
Muster<br />
Online:<br />
Die Urteile können Sie als Langversion im Internet<br />
unter www.diewohnungswirtschaft.<strong>de</strong>/urteile<br />
einsehen.<br />
Nutzung <strong>de</strong>r QR-Co<strong>de</strong>s:<br />
1. La<strong>de</strong>n Sie sich eine QR-Co<strong>de</strong>-App auf Ihr SmartPhone<br />
(z. B. barcoo, QuickMark Barco<strong>de</strong> Scanner, i-nigma).<br />
2. Scannen Sie <strong>de</strong>n gewünschten QR-Co<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r App.<br />
3. Viel Spaß beim Lesen!<br />
8 | 2013<br />
69
RECHT<br />
schaftsplan ersichtlich sein sollte, gelten soll, begrün<strong>de</strong>t keine wirksame<br />
abweichen<strong>de</strong> Vereinbarung von <strong>de</strong>m vertraglich vereinbarten Grundsatz<br />
<strong>de</strong>r Umlegung nach Wohnfläche im Verhältnis zur Gesamtwohnfläche<br />
bzw. von <strong>de</strong>m gleich lauten<strong>de</strong>n Maßstab <strong>de</strong>s § 556a Abs. 1 S. 1 BGB.<br />
Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Inhalts <strong>de</strong>s schriftlichen Mietvertrags ist<br />
nicht davon auszugehen, dass die laut Teilungserklärung <strong>de</strong>r Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Beklagten gemieteten Wohnung B.<br />
zugewiesene „Son<strong>de</strong>rnutzungsfläche“ an <strong>de</strong>m begrünten Böschungsabschnitt<br />
und an <strong>de</strong>r Treppe, die zu <strong>de</strong>r Terrasse <strong>de</strong>r Wohnung führt, und an<br />
<strong>de</strong>m (Zwischen-)Po<strong>de</strong>st vor dieser Treppe zur alleinigen Nutzung <strong>de</strong>r Beklagten<br />
mit vermietet wur<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>n Vertragsgesprächen kam nicht zur<br />
Sprache, dass es ein solches Son<strong>de</strong>rnutzungsrecht gab. Der schriftliche<br />
Vertrag schweigt hierzu. Mithin hätte es z. B. eines Hinweises <strong>de</strong>s Klägers<br />
vor o<strong>de</strong>r bei Vertragsschluss auf diesen Umstand bedurft, damit dies Gegenstand<br />
<strong>de</strong>s Mietvertrags gewor<strong>de</strong>n wäre. Die laut Teilungserklärung <strong>de</strong>r<br />
Wohnung B. zugewiesene Son<strong>de</strong>rnutzungsfläche ist folglich mietrechtlich<br />
im Verhältnis <strong>de</strong>r Parteien nicht mit vermietet wor<strong>de</strong>n und<br />
durch diese Fläche verursachte Kosten können nicht gemäß<br />
§ 556a Abs. 1 S. 2 BGB umgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rechtsanwalt Heiko Ormanschick, Hamburg<br />
BGB §§ 823 Abs. 1, 1004, ZPO §§ 935 ff.<br />
Vi<strong>de</strong>oüberwachung: Mieter müssen<br />
Kamera nicht dul<strong>de</strong>n<br />
1. Die Installation einer Kamera, mit <strong>de</strong>r eine gezielte Überwachung<br />
<strong>de</strong>s Eingangsbereichs eines Mehrparteienhauses möglich ist, stellt<br />
einen Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht <strong>de</strong>r Mieter dar.<br />
Eine solche Anlage bedarf daher <strong>de</strong>r Zustimmung sämtlicher Mieter.<br />
2. Ein Mieter kann durch einstweilige Verfügung <strong>de</strong>m Vermieter die<br />
Überwachung <strong>de</strong>s Eingangsbereichs untersagen lassen.<br />
AG Schöneberg, Urteil vom 8.6.2012, 19 C 166/12<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Das Amtsgericht Schöneberg hat entschie<strong>de</strong>n, dass die Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />
von Mehrfamilienhäusern nur zulässig ist, wenn alle Bewohner einverstan<strong>de</strong>n<br />
sind. Schon wenn ein Mieter nicht zustimmt, darf <strong>de</strong>r Vermieter keine<br />
Kamera installieren lassen. Sogar eine Anlage, die noch gar nicht in Betrieb<br />
ist, können Betroffene gerichtlich per Eilverfahren verbieten lassen. Das<br />
Gericht begrün<strong>de</strong>te das Urteil damit, dass sich <strong>de</strong>r Mieter durch die Kameras<br />
in seinem privaten Bereich nicht mehr ungestört und unbeobachtet<br />
fühlen könne. Auch eine noch nicht aktivierte Kamera verletze daher schon<br />
das allgemeine Persönlichkeitsrecht.<br />
Die Entscheidung bewegt sich im Rahmen <strong>de</strong>r bisherigen Rechtsprechung<br />
zu diesem Problem. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall ging es <strong>de</strong>m Vermieter um die<br />
Überwachung <strong>de</strong>r gesamten Hausanlage. In diesen Fällen richtet sich die<br />
Duldungspflicht <strong>de</strong>s Mieters zur Installation <strong>de</strong>rartiger Einrichtungen<br />
nach § 554 BGB, soweit im Einzelfall von einer Mo<strong>de</strong>rnisierung auszugehen<br />
ist. Das ist hier nicht <strong>de</strong>r Fall. Der Mieter muss solche Maßnahmen<br />
nicht hinnehmen, die lediglich für einen kleinen Kreis von Mietern von<br />
Be<strong>de</strong>utung sind. Zwar sind Maßnahmen zur Sicherheit <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />
grundsätzlich als Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahme anerkannt, jedoch steht die<br />
Exklusivität <strong>de</strong>r Maßnahme einer generellen Duldungspflicht entgegen.<br />
Das Erkaufen <strong>de</strong>r maximalen Sicherheit im Mietobjekt mit <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r<br />
freien Entfaltung <strong>de</strong>r Persönlichkeit <strong>de</strong>s Mieters dient nur einer kleinen<br />
Zahl von Bewohnern, die auf einen beson<strong>de</strong>ren und umfassen<strong>de</strong>n Schutz<br />
Wert legen. Für <strong>de</strong>n Durchschnittsmieter liegt in <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oüberwachung<br />
keine Erhöhung <strong>de</strong>s Gebrauchs- o<strong>de</strong>r Substanzwertes<br />
<strong>de</strong>r Mietsache, mithin keine Mo<strong>de</strong>rnisierung.<br />
Rechtsanwalt Rainer Maaß (VNW), Hamburg<br />
BGB §§ 305, 535<br />
Gewerberaummietvertrag; Sinn <strong>de</strong>r<br />
Vereinbarung einer Betriebspflicht;<br />
einstweilige (Leistungs-)Verfügung<br />
Der Sinn <strong>de</strong>r Vereinbarung einer Betriebspflicht, <strong>de</strong>r darin liegt,<br />
ein Einkaufszentrum durch ein möglichst großes und vielfältiges<br />
Angebot an Geschäften für Kun<strong>de</strong>n attraktiv zu halten, wür<strong>de</strong><br />
unterlaufen, wenn <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erlass einer einstweiligen Verfügung<br />
beantragen<strong>de</strong> Vermieter darauf verwiesen wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, mit<br />
<strong>de</strong>r Durchsetzung <strong>de</strong>r Betriebspflicht bis zum Abschluss eines<br />
Verfahrens in <strong>de</strong>r Hauptsache zu warten.<br />
KG, Beschluss vom 28.1.2013, 8 W 5/13<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Die Antragstellerin hat gegen <strong>de</strong>n Antragsgegner einen Anspruch<br />
auf Erfüllung <strong>de</strong>r vereinbarten Betriebspflicht. Zwar nimmt die<br />
einstweilige Verfügung je<strong>de</strong>nfalls für die Zeit bis zu einer Entscheidung<br />
<strong>de</strong>s Rechtsstreits in <strong>de</strong>r Hauptsache diese vorweg. Eine (<strong>de</strong>rart<br />
eingeschränkte) Vorwegnahme <strong>de</strong>r Hauptsache durch eine Leistungsverfügung<br />
ist jedoch dann zulässig, wenn <strong>de</strong>r Gläubiger darlegt und<br />
glaubhaft macht, dass er auf die Erfüllung dringend angewiesen ist.<br />
Das ist im vorliegen<strong>de</strong>n Fall anzunehmen. Denn <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>r Vereinbarung<br />
einer Betriebspflicht, <strong>de</strong>r darin liegt, das Einkaufszentrum<br />
durch ein möglichst großes und vielfältiges Angebot an Geschäften<br />
für Kun<strong>de</strong>n attraktiv zu halten, wür<strong>de</strong> unterlaufen, wenn die Antragstellerin<br />
darauf verwiesen wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>r Durchsetzung <strong>de</strong>r<br />
Betriebspflicht bis zum Abschluss eines Verfahrens in <strong>de</strong>r Hauptsache<br />
zu warten. Es ist gerichtsbekannt, dass ein erhebliches wirtschaftliches<br />
Interesse aller Mieter eines Einkaufszentrums besteht, keine<br />
Leerstän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nachbarschaft hinzunehmen, weil sich dies auch<br />
auf die Umsätze <strong>de</strong>r übrigen Geschäfte nie<strong>de</strong>rschlägt. Demgemäß<br />
ist die Antragstellerin auch an<strong>de</strong>ren Mietern gegenüber gehalten,<br />
die vertraglich vereinbarte Betriebspflicht durchzusetzen. Die<br />
Antragstellerin hat auch ein eigenes Interesse an <strong>de</strong>r Fortsetzung <strong>de</strong>s<br />
Geschäftsbetriebes, weil davon auszugehen ist, dass die Weitervermietung<br />
eines nicht betriebenen La<strong>de</strong>ns schwieriger ist als diejenige<br />
eines in Betrieb befindlichen. Der Antragstellerin ist es auch nicht<br />
zuzumuten, sich auf Scha<strong>de</strong>nsersatzansprüche verweisen zu lassen,<br />
<strong>de</strong>ren Nachweis – insbeson<strong>de</strong>re was die Kausalität zwischen<br />
Vertragsverletzung und Scha<strong>de</strong>n angeht – große<br />
Probleme mit sich bringt.<br />
Rechtsanwalt Heiko Ormanschick, Hamburg<br />
70 8 | 2013
WEG-RECHT<br />
BGB §§ 280 ff:, 675; WEG § 27 Abs. 1; RDG § 5 Abs. 2<br />
Haftung <strong>de</strong>s Verwalters für verpasste<br />
För<strong>de</strong>rmittelfristen?<br />
1. Die För<strong>de</strong>rmittelberatung ist von § 5 Abs. 2 Nr. 3 RDG eigenständig<br />
erfasst. Aus <strong>de</strong>r Systematik <strong>de</strong>s RDG geht hervor, dass auch <strong>de</strong>r<br />
Wohnungseigentumsverwalter gera<strong>de</strong> nicht zur För<strong>de</strong>rmittelberatung<br />
(an<strong>de</strong>rs LG Mönchengladbach ZMR 2007, 402) befugt ist, son<strong>de</strong>rn hier<br />
bereits im Rahmen <strong>de</strong>r unerlaubten Rechtsberatung agieren wür<strong>de</strong>.<br />
2. Haben die Wohnungseigentümer we<strong>de</strong>r einen Beschluss gefasst,<br />
<strong>de</strong>r im Grundsatz überhaupt die Umstellung <strong>de</strong>r Wärmeversorgung<br />
regelt, noch einen Beschluss dahingehend gefasst, dass För<strong>de</strong>rmittel<br />
beantragt wer<strong>de</strong>n sollen, so besteht auch insoweit keine Handlungsverpflichtung<br />
<strong>de</strong>s Verwalters.<br />
AG Oberhausen, Urteil vom 7.5.2013, 34 C 79/12<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Der WEG-Verwalter war nach bisheriger Meinung (vgl. LG Mönchengladbach<br />
ZMR 2007, 402) zumin<strong>de</strong>st dann verpflichtet, sich um Existenz<br />
und Konditionen von För<strong>de</strong>rmitteln zu kümmern, wenn Sanierungsmaßnahmen<br />
und <strong>de</strong>ren Finanzierung zur Beschlussfassung anstan<strong>de</strong>n. Seine<br />
Informationspflichten haben jedoch keine För<strong>de</strong>rmittelberatung im<br />
engeren Sinne zum Inhalt. Generelle Informationen z. B. über kommunale<br />
Darlehen o<strong>de</strong>r Zuschüsse sowie KfW-Mittel sind als Nebenleistung <strong>de</strong>m<br />
WEG-Verwalter aber wohl doch nicht über das RDG verboten, son<strong>de</strong>rn<br />
nötig. Dann mag die Gemeinschaft entschei<strong>de</strong>n, ob ein<br />
professioneller För<strong>de</strong>rmittelberater als Son<strong>de</strong>rfachmann<br />
eingeschaltet wer<strong>de</strong>n soll.<br />
BGB §§ 280 ff., WEG §§ 10 Abs. 6, 21<br />
Verfahrenskosten und Scha<strong>de</strong>nsersatzpflicht<br />
<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />
Die Pflicht zur ordnungsgemäßen Verwaltung beinhaltet auch gemäß<br />
§ 21 Abs. 5 Nr. 2 WEG die ordnungsgemäße Instandhaltung und<br />
Instandsetzung <strong>de</strong>s gemeinschaftlichen Eigentums. Dieser Anspruch<br />
richtet sich jedoch nicht gegen die Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
(Verband), son<strong>de</strong>rn gegen je<strong>de</strong>n einzelnen Wohnungseigentümer.<br />
Die Inanspruchnahme <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s ist schon aus <strong>de</strong>m Grund<br />
wi<strong>de</strong>rsprüchlich, weil die Kläger bei einem Obsiegen zu einem Teil<br />
für ihre Klagefor<strong>de</strong>rung mit haften wür<strong>de</strong>n. Denn die Kläger sind an<br />
<strong>de</strong>r Ansammlung <strong>de</strong>s Verwaltungsvermögens, aus <strong>de</strong>m die Klagefor<strong>de</strong>rung<br />
letztlich bezahlt wer<strong>de</strong>n müsste, selbst beteiligt.<br />
AG Oberhausen, Urteil vom 14.5.2013, 34 C 9/13<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Zutreffend wur<strong>de</strong> ein Anspruch gegen <strong>de</strong>n Verband „Wohnungseigentümergemeinschaft”<br />
in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen ein Wohnungseigentümer<br />
nach § 280 BGB Scha<strong>de</strong>nsersatz wegen einer nicht bzw. nicht rechtzeitig<br />
beschlossenen und/o<strong>de</strong>r durchgeführten Instandsetzungs- bzw. Sanierungsmaßnahme<br />
begehrt, wegen fehlen<strong>de</strong>r Passivlegitimation verneint.<br />
Unzutreffend ist dagegen die Ansicht <strong>de</strong>s BGH (Urteil vom 13.7.2012,<br />
V ZR 94/11, ZMR 2012, 974): Die Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
als Verband ist je<strong>de</strong>nfalls dann <strong>de</strong>m einzelnen Wohnungseigentümer<br />
gegenüber verpflichtet, die unverzügliche Umsetzung eines Beschlusses<br />
zur Sanierung <strong>de</strong>s Gemeinschaftseigentums gegenüber <strong>de</strong>m Verwalter<br />
durchzusetzen (Anm: durch wen?), wenn <strong>de</strong>r Beschluss <strong>de</strong>n Zweck hat,<br />
einen Scha<strong>de</strong>n am Gemeinschaftseigentum zu beseitigen,<br />
<strong>de</strong>r das Son<strong>de</strong>reigentum <strong>de</strong>s Wohnungseigentümers unbenutzbar<br />
macht.<br />
Dr. Olaf Riecke, Hamburg<br />
Dr. Olaf Riecke, Hamburg<br />
WEG § 27; BGB §§ 280 ff., 286<br />
Verwalterpflichten und Verwalter haftung<br />
bei einem Mangel im Gemeinschaftseigentum<br />
1. Lehnt es <strong>de</strong>r Verwalter bei einer im Son<strong>de</strong>reigentum aufgetretenen<br />
Feuchtigkeit und Schimmelbildung ab, <strong>de</strong>r Ursache nachzugehen,<br />
obgleich hierfür ein Mangel am Gemeinschaftseigentum nicht<br />
von vorneherein auszuschließen war, han<strong>de</strong>lt er pflichtwidrig.<br />
2. Stellt sich dann später heraus, dass Ursache ein Mangel im<br />
Gemeinschaftseigentum ist, hat <strong>de</strong>r Verwalter <strong>de</strong>m geschädigten<br />
Eigentümer <strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>n zu ersetzen.<br />
LG München I, Urteil vom 15.10.2012, 1 S 26801/11<br />
Be<strong>de</strong>utung für die Praxis<br />
Die Frage, ob ein Gegenstand zum Gemeinschafts- o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>reigentum<br />
gehört, lässt sich oft nicht allein aus <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>r Teilungserklärung<br />
beantworten. Zwar hat <strong>de</strong>r BGH (Urteil vom 8.7.2011, V ZR 176/10,<br />
ZMR 2011, 971) gesagt: Heizkörper und dazugehörige Leitungen zum<br />
Anschluss an eine Zentralheizung können durch Teilungserklärung o<strong>de</strong>r<br />
nachträgliche Vereinbarung <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>reigentum zugeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese – falsche – Ansicht hat <strong>de</strong>r BGH (Urteil vom 26.10.2012, V ZR<br />
57/12, ZMR 2013, 454) revidiert; er fühlte sich von Stimmen in <strong>de</strong>r<br />
Wissenschaft missverstan<strong>de</strong>n und entschied: Durch die Teilungserklärung<br />
kann Son<strong>de</strong>reigentum an wesentlichen Bestandteilen <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />
nicht begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n; diese kann die Grenze zwischen <strong>de</strong>m gemeinschaftlichen<br />
Eigentum und <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>reigentum nur zu Gunsten, nicht<br />
aber zu Ungunsten <strong>de</strong>s gemeinschaftlichen Eigentums verschieben. Der<br />
WEG-Verwalter ist gut beraten, wenn er über das Vorgehen bei einem Instandsetzungsbedarf<br />
mit unklarer Ursache, Beschlüsse fassen lässt. Denn<br />
<strong>de</strong>r BGH (Urteil vom 13.7.2012, V ZR 94/11, ZMR 2012, 974 = NJW<br />
2012, 2955) vertritt folgen<strong>de</strong> (umstrittene; vgl. Derle<strong>de</strong>r NJW 2012,<br />
3132, Elzer NZM 2012, 718 einerseits, Abramenko ZMR 2013, 174<br />
an<strong>de</strong>rerseits) Auffassung: Ein Anspruch auf Scha<strong>de</strong>nsersatz wegen verzögerter<br />
Beschlussfassung über notwendige Instandsetzungsmaßnahmen<br />
nach § 280 Abs. 1 und 2, § 286 BGB schei<strong>de</strong>t aus, wenn <strong>de</strong>r betroffene<br />
Wohnungseigentümer vorher gefasste Beschlüsse über die<br />
Zurückstellung <strong>de</strong>r Instandsetzung nicht angefochten hat.<br />
Dr. Olaf Riecke, Hamburg<br />
8 | 2013<br />
71
LETZTE SEITE / IMPRESSUM<br />
EINSCHÄTZUNGEN EINER STUDENTIN<br />
„In Ghana herrscht Bauchaos”<br />
Laura Lutwitzi studiert an <strong>de</strong>r EBZ Business School im Studiengang B. A. Real Estate (Distance Learning).<br />
Für eine Hausarbeit hat die 21-Jährige ein ungewöhnliches Thema gewählt: die ghanaische Immobilienwirtschaft.<br />
Was hat Sie am meisten überrascht?<br />
Ghana ist im Vergleich zu Deutschland ein armes<br />
Land, doch <strong>de</strong>r Mietpreis für die heute neu<br />
gebauten Apartments eines für uns akzeptablen<br />
Standard liegt bei ca. 30 $/m 2 . Diese hohen Preise<br />
machen klar, wie weit die Schere zwischen<br />
Arm und Reich auseinan<strong>de</strong>rklafft. In Accra, <strong>de</strong>r<br />
Hauptstadt Ghanas, fehlen <strong>de</strong>rzeit rund 1,6 Mio.<br />
Wohnungen für die Unterschicht.<br />
Was sind die größten Unterschie<strong>de</strong> zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Immobilienmärkten?<br />
In Ghana gibt es keine staatliche För<strong>de</strong>rung für<br />
Errichtung neuer Luxusappartments<br />
Geringverdiener, we<strong>de</strong>r für die Errichtung von<br />
Wohnraum noch für die Anmietung. Zu<strong>de</strong>m gibt<br />
es zwar Vorschriften für <strong>de</strong>n Grundstückserwerb<br />
und für die Genehmigung und Errichtung von<br />
Bauwerken, doch sie wer<strong>de</strong>n meistens nicht<br />
eingehalten. Es existieren keine nachhaltigen<br />
Kontrollmechanismen. Dadurch entstehen viele<br />
illegale Bauten. Auch kann durch die fehlen<strong>de</strong><br />
Registrierung beim Grundstückserwerb oft nicht<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n, wer <strong>de</strong>r Eigentümer eines<br />
Grundstückes ist.<br />
Zu welchen Erkenntnissen sind Sie gelangt?<br />
Projekte und Planungen früherer Regierungen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht weitergeführt, was zu einem<br />
„Bauchaos“ geführt hat. Eine konzeptionellplanerische<br />
Kontinuität scheint nicht gegeben.<br />
Die hohen Preise begrün<strong>de</strong>n sich durch<br />
<strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Auslän<strong>de</strong>ranteil: Nach Ghana<br />
treibt es Investoren und Arbeitskräfte aus Europa<br />
und Asien, vor allem aus China, Indien und<br />
<strong>de</strong>m Libanon. Es halten sich auch viele Investoren<br />
und Arbeiter aus an<strong>de</strong>ren afrikanischen<br />
Län<strong>de</strong>rn hier auf, beson<strong>de</strong>rs Südafrikaner und<br />
Nigerianer. Auch ihre höhere Kaufkraft lässt die<br />
Mieten weiter steigen. Für viele Ghanaer ist es<br />
daher unmöglich, ein Haus zu bauen o<strong>de</strong>r eine<br />
Wohnung zu mieten. Die meisten Prozesse scheinen<br />
nur durch Bestechungsgel<strong>de</strong>r in Bewegung<br />
gehalten zu wer<strong>de</strong>n. Woran es in Ghana fehlt,<br />
sind gut ausgebil<strong>de</strong>te immobilienwirtschaftliche<br />
Fachkräfte in <strong>de</strong>r Verwaltung.<br />
Das klingt alles recht rau. Wie hat es Ihnen<br />
<strong>de</strong>nn in Ghana gefallen?<br />
Die Fröhlichkeit und positive Einstellung <strong>de</strong>r Menschen<br />
hat mich begeistert. Durch ihre offene Art<br />
wird man als Frem<strong>de</strong>r sehr leicht aufgenommen,<br />
wobei viele <strong>de</strong>r dortigen Sitten für Mitteleuropäer<br />
aber gewöhnungsbedürftig sind. Ich wer<strong>de</strong> meinen<br />
Aufenthalt auch noch eine Weile fortsetzen,<br />
was mir ja Dank meines Fernstudiums bei <strong>de</strong>r EBZ<br />
möglich ist.<br />
Frau Lutwitzi, vielen Dank.<br />
Das Gespräch führte Andreas Winkler.<br />
IMPRESSUM >>> DAS TEAM DER DW DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT<br />
Ulrike Silberberg (US)<br />
Chefredakteurin<br />
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Sarah Tekath (ST)<br />
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Wolfgang Boge<br />
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Nicole Behrendt<br />
Redaktionsassistentin<br />
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Standort Hamburg, Tangstedter Landstraße 83, 22415 Hamburg<br />
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Birte Hackenjos, Randolf Jessl, Matthias Mühe,<br />
Markus Reithwiesner, Joachim Rotzinger, Dr. Carsten Thies<br />
Beiratsvorsitzen<strong>de</strong>: Andrea <strong>Haufe</strong>, Kommanditgesellschaft,<br />
Sitz Freiburg, Registergericht Freiburg, HRA 4408<br />
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72 8 | 2013
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