August - Euroregion Elbe/Labe

Ohnehin ist der Umgang mit Kritik ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Kulturen.
Tschechen sind Meister im Vermeiden von Konflikten. Probleme und schwierige Themen
werden nur ungern angesprochen, im schlimmsten Fall unter den Tisch gekehrt. Denn
Kritik und Fehler könnten in Sanktionen münden, so die historische Erfahrung. Daher
werden mit viel Geschick und Phantasie Ausreden erfunden. Darauf muss man sich
einstellen und Kritik sehr diplomatisch vorbringen.
Nicht irritieren lassen darf man sich davon, dass Tschechen bei Geschäftsverhandlungen
ihre persönlichen Stimmungen, Sorgen oder Emotionen mit anklingen lassen. Deutsche
trennen Emotionalität und Rationalität sehr strikt. Sie führen ihre Verhandlungen fast
ausschließlich sachorientiert und blenden ihre private Seite weitgehend aus. Bei
Tschechen vermischen sich Berufliches und Privates mitunter stark.
Das zeigt sich auch darin, wie wichtig immer noch ein enges Beziehungsgeflecht ist. Gute
persönliche Kontakte zu Schlüsselposition in Wirtschaft und Verwaltung zahlen sich auf
jeden Fall aus.
Die erste Begegnung mit dem Geschäftspartner
Erfahrene deutsche Unternehmer im Land empfehlen, für den ersten Geschäftstermin
einen möglichst offiziellen Ort zu wählen, zum Beispiel die eigenen Büroräume oder die
des künftigen Partners. Erst für spätere Treffen kann dann auch mal ein Restaurant
angesteuert werden. Allzu frühe Gesprächstermine sind in Tschechien nicht üblich. Ab 10
Uhr sind Sie auf der sicheren Seite.
Grundsätzlich ist auf Terminzusagen in Tschechien Verlass. Zur Sicherheit die vereinbarte
Zeit aber kurz vorher noch einmal telefonisch abklopfen. Visitenkarten sind ein Muss.
Firmenunterlagen unbedingt in die Landessprache übersetzen. Nur so zeigt man den
potenziellen Kunden, dass Tschechien ein wichtiger und geschätzter Markt ist. Für die
Übersetzung verwenden auch kleinere deutsche Unternehmen viel Zeit und Energie.
Denn gerade bei dicken Produktkatalogen mit technischen Spezialbezeichnungen ist die
richtige Vokabel wichtig.
Erwarten Sie keine unterschriftsreifen Verhandlungen beim ersten Gespräch. Die
Tschechen wollen nicht überrumpelt werden und sich Zeit lassen für ihre Entscheidungen.
Wegen der erwähnten Personenorientierung muss von Anfang an eine gute Beziehung zu
Kunden, Zulieferern, Partnern und Mitarbeitern aufgebaut werden. Nicht nur als
Firmenvertreter auftreten, sondern auch als Mensch mit persönlichen Interessen,
Wünschen und Gefühlen. Zeigen Sie sich interessiert an Land und Leuten! Positive
Bemerkungen zur Schönheit Prags oder anderer Städte, zur regionalen Küche oder zu
Sporterfolgen bringen auf jeden Fall Pluspunkte.
Ablauf von Besprechungen
Als Kommunikationssprache ist Deutsch nicht immer zu empfehlen, auch wenn viele
Tschechen die Sprache des größten Nachbarlandes sehr gut beherrschen. Doch gerade
für komplizierte Verhandlungen mit vielen Fachausdrücken stoßen auch Geschäftsleute
mit guten Fremdsprachenkenntnissen an ihre Grenzen. Besser also einen Dolmetscher
nehmen. Ein paar tschechische Phrasen zu erlernen, kann sicherlich nicht schaden. Doch
honorieren die Tschechen solcherlei Bestrebungen deutlich seltener als in anderen
slawischsprachigen Ländern. Sie sind (wohl zu Recht) der Meinung, dass ihre Sprache
ohnehin nur ein echter Tscheche richtig sprechen kann.
Immer noch ist es wichtig, dass auf Augenhöhe verhandelt wird. Soll auf tschechischer
Seite der Geschäftsführer zum Gespräch erscheinen, so schickt auch das deutsche
Unternehmen im Idealfall seinen Chef persönlich. Zwar werden auch in Tschechien die
Hierarchien flacher und Entscheidungskompetenz wird mehr und mehr von oben nach