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August - Euroregion Elbe/Labe

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Jahrelang hat der gelernte Arzt versucht, auf Zigaretten zu verzichten. „Dabei handelt es<br />

sich nicht um eine üble Angewohnheit, sondern um eine heimtückische Krankheit. Und<br />

wir müssen all jene bekämpfen, die sie verbreiten“, erklärt er den Journalisten und<br />

schildert, wie er es im vergangenen Frühjahr geschafft hat, sein Land davon zu<br />

überzeugen, für alle Zigarettenmarken eine einheitliche Verpackungsschachtel<br />

einzuführen, auf der ein Bild zu sehen ist, das eine Detailaufnahme einer vom Tabak<br />

zerfressenen Lunge zeigt.<br />

James Reillys Kampf gegen die Lobby<br />

James Reilly und seine Kollegen aus der Regierung haben den Kampf gegen den Tabak<br />

zum Schwerpunktthema der sechsmonatigen irischen EU-Ratspräsidentschaft gemacht,<br />

die Ende Juli zu Ende ging. Und das Ergebnis ist sensationell. Im Juni haben die<br />

europäischen Gesundheitsminister entschieden, dass alle EU-Mitgliedsstaaten innerhalb<br />

der nächsten drei Jahre alle die in Irland diesbezüglich geltenden Regeln übernehmen<br />

müssen. Das Europäische Parlament muss dem nur noch zustimmen. Beobachtern<br />

zufolge gibt es allerdings noch einen letzten Akteur, der in der Lage ist, diesen Willen zu<br />

brechen. Dabei handelt es sich um eine der geheimnisvollsten und einflussreichsten<br />

Kräfte der gegenwärtigen Politik: Die Tabaklobby.<br />

„Bis auf die Delegationsleiter bitte ich Sie alle, den Saal zu verlassen.“ Die europäischen<br />

Diplomaten erinnern sich noch sehr gut an diese Worte, die James Reilly in einem<br />

entscheidenden Augenblick sprach: Damals wurden in Luxemburg die Verhandlungen<br />

über die „Zigarettenschachtel-Richtlinie“ abgehalten. Nie zuvor hatte es eine solche<br />

Forderung gegeben. Dabei ist [Reillys Vorgehensweise] durchaus nachvollziehbar. Die<br />

Tabakunternehmen hätten sonst nach jeder Verhandlungsrunde alle Einzelheiten über die<br />

Besprechungsfortschritte erfahren. Darüber hinaus haben sich zahlreiche Beteiligte an<br />

das Ermittlungsverfahren gegen EU-Gesundheitskommissar John Dalli erinnert, der<br />

verdächtigt wurde, auf die EU-Gesetzgebung Einfluss genommen und dafür<br />

Bestechungsgelder von der Tabakindustrie kassiert zu haben.<br />

Reilly hat es geschafft, sich gegenüber einer Lobby durchzusetzen, die rund einhundert<br />

Personen in Brüssel beschäftigt und über ein jährliches Budget von fünf Millionen Euro<br />

verfügt. Und scheinbar ist das auch nur „die sichtbare Spitze des Eisbergs“, unter der<br />

sich eine noch viel größere Armee von Tabak-Kriegern versteckt, die es durch langjährige<br />

Arbeit geschafft haben, sich in das Umfeld der politischen Verantwortungsträger<br />

einzuschleichen und sich stets in der Nähe der Europäischen Kommission aufzuhalten.<br />

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten stehen selbstverständlich ganz oben auf<br />

der Liste der Lobbys.<br />

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten stehen selbstverständlich ganz oben auf der Liste<br />

der Lobbys. Schließlich sind sie allein in der Lage, die in Brüssel getroffenen<br />

Entscheidungen endgültig für rechtsgültig zu erklären. Als britische Wissenschaftler 2012<br />

eine eingehende Untersuchung über die Entwicklung der Gesundheit in Europa<br />

durchführten, suchten sie sich die Tschechische Republik als Fallstudie aus, weil das Land<br />

von der Tabak-Lobby in erheblichem Maße beeinflusst wird. „Kleine Staaten wie diese<br />

sind ganz besonders anfällig.<br />

In den USA haben wir eine gut durchdachte Strategie der Tabakkonzerne ausfindig<br />

gemacht. Sie konzentrieren sich langfristig insbesondere auf kleine Staaten, weil es dort<br />

einfacher ist, immer mehr Einfluss zu gewinnen, und sie zum Zeitpunkt der Abstimmung<br />

genau das gleiche Stimmgewicht haben wie die großen Staaten“, erklärt die<br />

Exekutivdirektorin der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie [American<br />

Society of Clinical Oncology, kurz ASCO], Helen Ross, die diese Studie mitbetreut hat.<br />

Tschechien widersetzt sich<br />

Die tschechische Delegation reagierte mit erbittertem Widerstand auf die „Tabak-<br />

Richtlinie“. Von allen Delegationen war sie die einzige, die sich für eine Politik „ohne<br />

wenn und aber“ entschied und forderte, dass die Richtlinie aufs Abstellgleis gestellt wird.<br />

Allerdings ist es dank des neuen, mit dem Vertrag von Lissabon eingeführten

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