rechtsberatung für unternehmen - Wirtschaftszeitung
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SEITE 8 | AUGUST 2013<br />
FINANZEN & RECHT<br />
WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
DieVorteilelangfristigerFinanzierung<br />
präsentiert:<br />
ZurnachhaltigenEntwicklungbrauchtderMittelstandKreditemitLaufzeitenvonmehralsfünfJahren<br />
DOX–derOstbayernIndex<br />
Firma<br />
aktueller Verände-<br />
Kurswert rungzum<br />
in€ Vormonat<br />
BMWAG 67,03 -8,10%<br />
SiemensAG 77,58 -5,27%<br />
KronesAG 54,72 -1,67%<br />
ContinentalAG 102,95 2,23%<br />
MühlbauerAG 19,05 -10,14%<br />
GrammerAG 23,88 -9,55%<br />
InfineonTechnologiesAG 6,38 -1,85%<br />
PfleidererAG --- ---<br />
NabaltecAG 6,77 5,78%<br />
SchneiderAG 112,24 -8,93%<br />
AndritzAG 79,9 -5,42%<br />
E.ONAG 12,59 -4,08%<br />
GerresheimerAG 44,39 -4,17%<br />
EinhellGermanyAG 30,3 -3,96%<br />
DeutscheSteinzeug<br />
CremerundBreuerAG 0,175 -16,67%<br />
PilkingtonDeutschlandAG 450 -2,17%<br />
BHSTabletopAG 11,42 -3,71%<br />
HeidelbergCementAG 52 -10,71%<br />
DeutscheTelekomAG 8,93 0,08%<br />
GeneralElectricCo 17,84 -1,44%<br />
AmgenInc. 75,5 -7,25%<br />
DaimlerAG 46,64 -3,96%<br />
TextronInc. 20,05 -3,42%<br />
JohnsonControls 27,77 -4,14%<br />
LearCorporation 89,6 -2,48%<br />
PolytecHoldingAG 0,083 -4,60%<br />
KontronAG 3,78 -6,20%<br />
ToshibaCorp. 3,687 -0,35%<br />
SüdzuckerAG 23,75 -9,11%<br />
BechtleAG 35,01 -6,27%<br />
Stand:28.06.2013<br />
DAX = 7950(-4,44%)<br />
DAX(normiert*) = 1276(-4,44%)<br />
DOX = 1210(-4,42%)<br />
*ZurbesserenVergleichbarkeitwurdederDAX-Wert<br />
am 1.10.2010 zum Start der DOX-Erhebung auf den<br />
DOX-Startwert1000heruntergerechnet.<br />
GASTBEITRAG VON PROF.<br />
DR. H.C. STEPHAN GÖTZL,<br />
VERBANDSPRÄSIDENT<br />
DES GENOSSENSCHAFTS-<br />
VERBANDS BAYERN E.V<br />
MÜNCHEN. Die deutsche Wirtschaft ist<br />
der Stabilitätsanker in Europa. In keinem<br />
Mitgliedsland – außer Österreich<br />
–istdieArbeitslosigkeitderzeitniedriger<br />
als in Deutschland. Grundlage für<br />
diesenErfolgistderMittelstand.Seine<br />
Vielfalt macht ihn widerstandsfähig<br />
undleistungsstark.Ergleichtdamiteinem<br />
gesunden Mischwald. Dieser bedarffüreinenachhaltigeEntwicklung<br />
der gleichmäßigen und zuverlässigen<br />
Nährstoffzufuhr.Dasgiltauchfürden<br />
Unternehmensbereich. Dort wird das<br />
nachhaltige Wachstum von kleinen<br />
und mittleren Betrieben durch langfristige<br />
Bankkredite gewährleistet. Ihr<br />
AnteilliegtinDeutschlandmitknapp<br />
70 Prozent deutlich über dem Durchschnittvon58ProzentimEuroraum.<br />
Rund85ProzentdervonVolks-und<br />
Raiffeisenbanken ausgegebenen Kredite<br />
haben längere Laufzeiten als fünf<br />
Jahre. Dadurch übernehmen sie das<br />
Zinsänderungsrisiko für die Firmen<br />
und geben diesen Planungssicherheit<br />
für Investitionen. Aktuell wird die<br />
Mischkultur der deutschen Unternehmen<br />
jedoch durch europäische Maßnahmen<br />
zur Bankenregulierung gefährdet.Im<br />
Rahmen von BaselIIIwerdenKreditinstitutezurKurzfristigkeit<br />
gedrängt. Welche Gefahren das mit<br />
sich bringt, zeigen die Beispiele Irland<br />
und Spanien. Dort werden Laufzeiten<br />
und Kreditzinsen ständig angepasst.<br />
Diese Kurzfristkultur ist mitverantwortlich<br />
für den Einbruch der dortigenImmobilienmärkte.<br />
Zudem führt mangelnde Differenzierung<br />
bei den neuen Eigenkapitalvorschriften<br />
zur Kreditverknappung<br />
in den Krisenländern. Zur „Neutralisierung“plantdie<br />
EU-Kommissiongegenläufige<br />
Maßnahmen. Sie hat kürzlich<br />
ein Grünbuch vorgelegt. Dessen<br />
SchwerpunktistdieFörderungvonalternativen<br />
Formen der Unternehmensfinanzierung,vorallemüberden<br />
Kapitalmarkt. Dies widerspricht jedoch<br />
der in Europa vorherrschenden<br />
Tradition des Bankkredits. Insbesondere<br />
in Deutschland sind gewerbliche<br />
Investoren häufig nicht bereit, sich<br />
langfristig an ein bestimmtes Unternehmen<br />
zu binden. Auch Anleihen<br />
sindkeinegeeignetealternativeFinanzierungsform<br />
für den breiten Mittelstand.<br />
Denn eine Anleiheemission ist<br />
mit fixen Kosten verbunden, etwa für<br />
dieErstellungeinesRatings,dieNotierung<br />
an der Börse. Deshalb lohnt sich<br />
eine Kapitalmarktfinanzierung erst<br />
beieinemMittelbedarfinzweistelliger<br />
Millionenhöhe. Der FinanzierungsbedarfdermeistenmittelständischenBetriebe<br />
ist aber weitaus geringer. Ein<br />
Firmenkunde der bayerischen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken nahm<br />
Ende2012KrediteinHöhevondurchschnittlich130000EuroinAnspruch.<br />
Für die große Mehrheit der Mittelständler<br />
werden also Bedürfnisse gar<br />
Welche Gefahren kurzfristige Kreditvergaben mit sich bringen, zeigt sich<br />
auchamZusammenbruchdesImmobilienmarktesinSpanien. Foto:dpa<br />
nicht adäquat vom Kapitalmarkt befriedigt.<br />
Das spiegelt sich auch in den<br />
Konditionen wieder. Derzeit reichen<br />
die deutschen Banken großvolumige<br />
Unternehmenskredite mit einer LaufzeitüberfünfJahrenzufestenZinssätzen<br />
unter drei Prozent aus. Dagegen<br />
rentiertendieimerstenHalbjahr2013<br />
an der Frankfurter Börse im Mittelstandsegment<br />
begebenen Anleihen<br />
mit langen Laufzeiten bei durchschnittlich<br />
rund sieben Prozent. Eine<br />
Verdrängung der Langfristkultur bei<br />
der Kreditvergabe deutscher Banken<br />
schadet unmittelbar der Wirtschaft.<br />
Denn nachhaltiges Wirtschaftswachstum<br />
setzt eine nachhaltige Finanzversorgung<br />
voraus. Dabei sind die RegionalbankendasWurzelwerkdermittelständischen<br />
Unternehmen. Wer hier<br />
unüberlegt den Spaten ansetzt,<br />
schwächt die Wirtschaftskraft<br />
Deutschlands und riskiert damit die<br />
StabilitätEuropas.<br />
Anzeige<br />
WieweitfälltderPreis?<br />
DasGoldscheintseinenGlanzverlorenzuhaben<br />
Manfred Rath, Vermögensverwalter<br />
der KSW Vermögensverwaltung AG,<br />
Nürnberg<br />
Wir wissen genau, wo es herkommt,<br />
wie es gefördert und bis zum Einschmelzen<br />
als Goldbarren oder<br />
Schmuck verarbeitet wird, doch eines<br />
kennenwirvonGoldnicht:denwahren<br />
Wert. Großen Einfluss auf die Entwicklung<br />
der Goldpreise üben die Notenbanken<br />
aus, die schätzungsweise ein<br />
Fünftel aller Bestände halten. In den<br />
Minen – vor allem in den USA, in Südafrika,<br />
China und Australien – werden<br />
jährlich rund 2400 Tonnen Gold gefördert.<br />
Die Gesamtmenge des gelben<br />
Edelmetalls beträgt weltweit lediglich<br />
schätzungsweise 160000 Tonnen.<br />
Jahrzehntelang kannte der Goldpreis<br />
nur eine Richtung: nach oben. In den<br />
letzten beiden Jahren scheint dieser<br />
Trendgebrochenzusein.VieleAnleger<br />
fragen sich: „Bis wohin fällt jetzt der<br />
Goldpreis?“<br />
Auf der Suche nach greifbaren Parametern,<br />
um einen fairen Goldpreis<br />
zu bestimmen, fällt eines immer wiederauf:<br />
Es gibtsiewohlnicht!So kann<br />
bei der Betrachtung der Vergangenheit<br />
kein wirklicher Zusammenhang<br />
mitderInflationbewiesenwerden.<br />
Klar feststellbar ist,dass Menschen<br />
inKrisenzeitenvermehrtGoldalsAbsicherung<br />
des Geldvermögens kaufen.<br />
Denn Gold ist sowohl einZahlungsmittel<br />
als auch eine Möglichkeit zur Wertaufbewahrung.<br />
Gerade die letztgenannte<br />
Eigenschaft hat Gold über<br />
Jahrtausende vortrefflich erfüllt. Die<br />
sich entspannende Einschätzung der<br />
Krisen ließ die Preise von rund 1900<br />
US-Dollar je Unze im September 2011<br />
auf zwischenzeitlich 1250 US-Dollar<br />
sinken. Trotz des wirtschaftlichen Gefälles<br />
in Europa und der teilweise darausresultierendenArbeitslosigkeitder<br />
Südländer ist die Eurozone (noch)<br />
nichtauseinandergebrochen.<br />
Gleichzeitig pumpen die Notenbanken<br />
weltweit Geld in noch nie dagewesenem<br />
Maße in den Wirtschaftskreislauf,um<br />
der Konjunkturdenerforderlichen<br />
Auftrieb zu geben. Notenbanken,<br />
insbesondere aus den Schwellenländern,<br />
sind allerdings auch wieder als<br />
Nettokäufer von Gold auszumachen.<br />
Diese haben nämlich ein großes Aufholpotenzial<br />
bei der Streuung ihrer<br />
Währungsreserven. Das wird dem<br />
Goldpreis (mittelfristig) wieder Auftriebgeben.<br />
Befragt man die Charttechnik, so<br />
gibt es zahlreiche Unterstützungslinien<br />
im Bereich von 1055 bis 1225 US-<br />
Dollar je Unze. Viel tiefer sollte der<br />
Goldpreisalsonichtmehrfallen.<br />
Fazit: Trotz der in den letzten Wochen<br />
gefallenen Notierungen ist der<br />
langfristige Aufwärtstrend der Edelmetalle,<br />
der nach der Jahrtausendwende<br />
begann, noch nicht vorbei. Die<br />
nächste Zeit besteht beim Gold noch<br />
Konsolidierungsbedarf. Auf lange<br />
Sicht bleibt es eine kluge Absicherung<br />
gegen die Risiken im Finanzsystem.Es<br />
gibt noch genügend Sprengstoff für<br />
wieder steigende Preise. Niedrige Kurse<br />
bei den Unterstützungslinien bieten<br />
gute Einstiegsmöglichkeiten,vor allem<br />
für diejenigen, die noch kein Gold besitzen.<br />
DeutschesGeschäftsmodellalsVorbild<br />
BDI-ChefDr.KerbersetztimKampfgegenDivergenzeninderEUaufDeutschland<br />
REGENSBURG. Europa braucht<br />
Deutschland und Deutschland<br />
braucht Europa – so könnte das FazitdesVortragslauten,denDr.Markus<br />
Kerber im Juli an der Universität<br />
Regensburg hielt. Prof. Dr. Stephan<br />
Bierling vom Institut für Politikwissenschaft<br />
hatte den Hauptgeschäftsführer<br />
des Bundesverbands<br />
der Deutschen Industrie BDI nach<br />
Regensburgeingeladen,umvorden<br />
Studenten der Internationalen Politik<br />
„Zur Lage der Weltwirtschaft<br />
undderEurozone“zusprechen.<br />
„Deutschland ist zu groß, um<br />
den Währungsraum zu ignorieren,<br />
aberzuklein,umallesalleinezubestimmen“,<br />
nahm Dr. Kerber die<br />
Bundespolitiker in die Pflicht, sich<br />
zwar selbstbewusst den HerausforderungeninEuropaimJahrvierder<br />
Krise zu stellen, aber darüber hinausdieeigeneAußenwirkungsowie<br />
die wirtschaftlichen und sozialen<br />
TatsachenindenanderenMitgliedsstaaten<br />
nicht zu vergessen. Mit 27<br />
Prozent der Wirtschaftsleistung<br />
kommeDeutschlandschließlichdie<br />
tragendeRolleinderEurozonezu.<br />
Konvergenz kein Selbstläufer<br />
DenAbbauderDivergenzinEuropa<br />
identifizierte der BDI-Chef als elementares<br />
Projekt, solle der Währungsraum<br />
weiter fortbestehen.<br />
„Als vor 13 Jahren die gemeinsame<br />
Währung kam, dachten alle, dass<br />
sich Konvergenz quasi automatisch<br />
einstellen werde.“ Tatsache heute<br />
sei jedoch eine stetig steigende Divergenzzwischeneinem„Industrieeuropa“unddemRest.Umdiewirtschaftlichen<br />
und sozialen Klüfte,<br />
die inzwischen den Kontinent teilen,<br />
zu überwinden, forderte Dr.<br />
Kerber sowohl von den prosperierendenLändernimNordenalsauch<br />
von den Krisenstaaten im Süden<br />
weitere Anstrengungen und Kompromissbereitschaft.<br />
„Die Starken müssen fiskalisch<br />
Einfluss verlagern,auchdurch konditionierte<br />
Ausgleichszahlungen.“<br />
Dieeuropäischen „Südstaaten“ dagegen<br />
müssten offener sein für das<br />
deutsche Geschäftsmodell. Das fuße<br />
neben dem Export vor allem auf der<br />
Industrie, die nicht nur für einen<br />
GroßteilderF&E-Investitionenverantwortlichsei,sondernauchüber70Prozent<br />
am deutschen Export ausmache.<br />
US-Präsident Barak Obama verfolge<br />
aus gutem Grund das Ziel der Re-Industrialisierung<br />
in den USA, wo der<br />
Industriegüteranteil am Export weniger<br />
als 50 Prozent beträgt. „Die südlichen<br />
Länder müssen aber auch mehr<br />
Geschmack am Export und damit an<br />
der Wettbewerbsfähigkeit bekommen.“<br />
Deutschland, dessen BIP zu 52<br />
ProzentvomExportgetragenwird,habe<br />
gezeigt, dass innovative Produkte<br />
und deutsches Prozess-Know-how<br />
überall auf der Welt ein optimales<br />
Umfeld fänden. „Ein deutsches Produkt<br />
muss nicht zwingend in<br />
Deutschland produziert werden.“ Als<br />
Vorbild für gelebte Internationalisierung<br />
gelten die deutschen Autobauer.<br />
Siehaben2012erstmalsmehrPkwim<br />
AuslandgefertigtalsimInland.<br />
DagegenhättenmitAusnahmevon<br />
Deutschland und den Niederlanden<br />
die anderen Nationen im Währungsraum<br />
die binnenwirtschaftlichen Tendenzen<br />
weiter ausgebaut. Angesichts<br />
der riesigen Marktchancen in Asien<br />
und neuerdings auch wieder in den<br />
USA hätte das exportorientierte „Geschäftsmodell<br />
Deutschland“ und der<br />
sinkende Industrialisierungsgrad der<br />
anderen Nationen die Divergenzen in<br />
Europaweiterverstärkt.<br />
ExportabhängigkeitbirgtGefahren<br />
Dr. Kerber wies jedoch auch auf die<br />
Gefahren der auf die Spitze getriebenen<br />
deutschen Exportorientiertheit<br />
hin.„NiemandistindenWeltmarktso<br />
eingebundenwiewir,deshalbistauch<br />
kaum jemand so überproportional betroffenvonKrisenundEinschränkungen<br />
des Handels und damit verwundbar.“VordiesemHintergrundhofftder<br />
BDI-Chef auf einen möglichst raschen<br />
und erfolgreichen Abschluss der im<br />
JulizwischenderEU unddenUSAbegonnenen<br />
Verhandlungen über ein<br />
Freihandelsabkommen. Es ist jedoch<br />
nicht allein die größte Wirtschaftsmacht<br />
der Erde, auch von den krisengebeutelten<br />
Staaten in Südeuropa ist<br />
Deutschland abhängig. Ein Großteil<br />
der erwirtschafteten Güter und<br />
Dienstleistungen sei in diese Länder<br />
exportiert worden. „Wir sind auf die<br />
angewiesen, die unsere Produkte<br />
nachfragen.“ Verloren sind die Forderungen<br />
aus dem Außenhandel indes<br />
nicht. Dr. Kerber sieht Licht am Ende<br />
des Krisentunnels. „Die Lohnstückkosten<br />
sinken, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigt.“ In drei Jahren<br />
könnedieKriseüberwundenseinund<br />
Europa seine Funktion als Schlüsselmarktwiedervollerfüllen.(tr)<br />
Die anhaltende Wirtschaftskrise in Europa wird zu einer immer stärkeren BedrohungfürdenZusammenhaltaufdemKontinent.<br />
Foto:dpa