rechtsberatung für unternehmen - Wirtschaftszeitung
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SEITE 2 | AUGUST 2013 NACHRICHTEN WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />
EDITORIAL<br />
VON MARTIN ANGERER<br />
KreativeKöpfe<br />
Niederlagefür„EuropaderRegionen“<br />
KürzungderFörderung:BayernsPolitikerundUnternehmerkritisierenEU-KommissarAlmunia<br />
DasimMittelalterentstandene<br />
geflügelteWort<br />
der„brotlosen<br />
Kunst“legtnahe,dassKünstlerseitjeherim<br />
Verdachtstanden,mitihremSchaffennichteinmaldeneigenenLebensunterhalt<br />
verdienenzukönnen.<br />
BetrachtetmanheutedieKunstszeneunderweitertsieumweitere<br />
kreativeBerufe,wirdschnellein<br />
gänzlichanderesBildsichtbar.<br />
DennindersogenanntenKulturundKreativwirtschaftverdienen<br />
heutedeutschlandweitknappeine<br />
MillionMitarbeiterinüber240000<br />
UnternehmenihreBrötchen.<br />
Autoren,Architekten,Designer,<br />
MusikeroderSoftwareprogrammierererwirtschafteten2011eineBruttowertschöpfungvonknapp63MilliardenEuroundlagendamitauf<br />
AugenhöhemitderAutomobilindustrie.DeramerikanischeÖkonomRichardFloridagehtinseiner<br />
Theorieder„creativeclass“sogardavonaus,dassunkonventionelleund<br />
kreativeLösungenzukünftigdie<br />
wichtigstenFaktorenfürwirtschaftlichenFortschrittundgesellschaftlicheInnovationseinwerden.<br />
DieKreativenjedenfallsvernetzensichimmerbesser.InRegensburgentstandeinKreativinkubator,<br />
derdieRegionzueinemZentrum<br />
derkreativenKöpfemachenmöchte.<br />
Die<strong>Wirtschaftszeitung</strong>hatsich<br />
inderKultur-undKreativszeneOstbayernsumgesehenunddemThemaimMagazineinSpezialgewidmet.<br />
LESEN SIE AUCH<br />
ARBEITSAMTALSPIONIER<br />
DieArbeitsagenturRegensburgwar<br />
schonimmerPionierundspieltauch<br />
beideraktuellenNeuorganisationeinewichtigeRolle.DieZuständigkeit<br />
wurdestarkausgeweitet. Seite 6<br />
„DÜRERAIRPORT“INNÜRNBERG<br />
MitneuenFlugangebotenundeinem<br />
attraktivenNon-Aviation-Bereichwill<br />
derFlughafenNürnbergineinebessereZukunftstarten,vermutlichals<br />
„AlbrechtDürerAirport“. Seite 6<br />
60000BESUCHERERWARTET<br />
DasThemaNachhaltigkeitwirddie<br />
drinktec2013beherrschen.DieWeltleitmessederGetränke-Branchein<br />
Münchenerwartet60000<br />
Fachbesucher. Seite 7<br />
LANGFRISTIGEKREDITENÖTIG<br />
DerMittelstandbrauchteinelangfristigeFinanzierung,betontProf.Dr.<br />
StephanGötzl,derPräsidentdesGenossenschaftsverbandsBayern,ineinemGastbeitragfürdieWZ,<br />
Seite 8<br />
VON GERD OTTO<br />
BRÜSSEL/REGENSBURG. „Die EU-Kommission<br />
hat unser Grenzland eiskalt<br />
abblitzen lassen“, erregte sich Bayerns<br />
Wirtschaftsminister Martin Zeil. Der<br />
aus Niederbayern stammende Europa-Parlamentarier<br />
der CSU Manfred<br />
Weber beklagte, dass der zuständige<br />
Wettbewerbskommissar quasi im Alleingang<br />
den Europäischen Rat und<br />
das Parlament ignoriert habe. Für den<br />
AmbergerIsmailErtug,derdieSPDin<br />
Straßburg vertritt, fiel vor allem eine<br />
Eigenschaft von Joaquin Almunia besonders<br />
auf: „Er zeigte sich für unser<br />
Anliegen wie taub, es war, als würden<br />
wiraufGranitbeißen.“<br />
Parteiübergreifend und mit Hilfe<br />
lokaler Mandatsträger sowie Handwerkskammern<br />
und IHKs war in den<br />
letzten Wochen vehement dafür gekämpftworden,dasFördergefällezwischen<br />
Ostbayern und Tschechien im<br />
Rahmen der ab 2014 geltenden Regionalleitlinien<br />
nicht noch mehr zu verstärken.<br />
Nun haben Bund und Länder<br />
die drohende Differenz bei der Förderung<br />
von unternehmerischen Investitionenabgebaut:von<br />
ursprünglich geplanten25auf15Prozent.<br />
Almunia nimmtEEG ins Visier<br />
Vor allem hat man sich in Bayern an<br />
der, so Martin Zeil, „selbstherrlichen<br />
Art“ von Wettbewerbskommissar Joaquin<br />
Almunia gerieben, der die ArgumenteausdemFreistaat„einfachvom<br />
Tisch gewischt hat“. Joaquin Almunia<br />
kommt von seiner Persönlichkeit und<br />
seinerpolitischenKarriereher–unter<br />
anderemisterChefderSozialistischen<br />
Partei im spanischen Parlament – wie<br />
auchvonAmtswegeninderEU-Kommission<br />
von Präsident José Manuel<br />
Durão Barroso eine besondere Rolle<br />
zu.DadieEuropäischeKommissionin<br />
der Wettbewerbspolitik sehr weitreichende<br />
Kompetenzen hat, gilt die Generaldirektion<br />
für Wettbewerb tatsächlichalseinSchlüsselressort.Umso<br />
enttäuschterreagiertederSozialdemokratIsmailErtug.ImGesprächmitder<br />
<strong>Wirtschaftszeitung</strong> brachte er seine<br />
Kritik an Almunia auf den Punkt: „Er<br />
hatgezeigt,dasserzwarRegionalkommissar<br />
auf dem Papier ist, aber nicht<br />
mit Herz und Hirn für das Europa der<br />
Regioneneintritt.“<br />
Eines der gebräuchlichsten Argumente<br />
gegen Entscheidungen der EuropäischenUnion,insbesonderegegen<br />
Beschlüsse der Kommission, ist die<br />
vermeintlich fehlende Legitimation<br />
der europäischen Organe. Dabei kann<br />
das Europäische Parlament die Kommission<br />
durch sein Kontrollrecht sogarzumRücktrittzwingen.Aberauch<br />
bei der Ernennung haben die Europaparlamentarier<br />
eine stärkere Position<br />
als etwa der Deutsche Bundestag bei<br />
der Kabinettsbildung. Kein Wunder<br />
also,dassimFalldesEU-Vizepräsidenten<br />
Almunia der Spanier wohl zu<br />
Recht auf die Verfassung verweist,<br />
Einstarker,selbstbewussterEU-Kommissar:JoaquinAlmunia<br />
wennnachseinerLegitimationgefragt<br />
wird.AberauchausseinerTätigkeitin<br />
der Kommission ergibt sich der hohe<br />
Stellenwert des promovierten Arbeitsrechtlers.Vorallemhatdieihmunterstehende<br />
Generaldirektion Wettbewerb<br />
weitreichenden Einfluss sowohl<br />
bei der Genehmigung von SubventionendurchMitgliedstaatenalsauchbei<br />
derFusions-undMonopolkontrolle.<br />
In den letzten Tagen haben die<br />
Brüsseler Wettbewerbshüter auch die<br />
Betriebsbeihilfen an die Regionalflughäfen<br />
als Betätigungsfeld entdeckt. In<br />
Zukunft will die EU solche Beihilfen<br />
für Investitionen in die Infrastruktur<br />
von Flughäfen nur noch zeitlich befristet,<br />
nämlich maximal zehn Jahre<br />
lang zulassen, aber auch gestaffelt<br />
nach der Größe des jeweiligen Airports.<br />
Betroffen wären Regionalhäfen<br />
mit weniger als fünf Millionen Passagieren<br />
pro Jahr, also auch Nürnberg<br />
mit derzeit 3,5 Millionen Fluggästen.<br />
Foto:dpa<br />
VorallemaberhatEU-KommissarJoaquinAlmuniaoffenbardasErneuerbare-Energien-Gesetz(EEG)unterdieLupe<br />
genommen. Die weitgehende Befreiung<br />
stromintensiver Betriebe von<br />
der Ökostrom-Umlage könnte als verdeckte<br />
staatliche Beihilfe bewertet<br />
werden. Die Entlastung soll sich auf<br />
siebenMilliardenEurosummieren.<br />
GrundsätzlichgiltaufalldiesenFeldern,<br />
dass es letztlich um nationale<br />
Mittelgeht,diezurFörderungvonUnternehmen<br />
oder Regionen eingesetzt<br />
werden. Die aus dem Europäischen<br />
FondsfürregionaleEntwicklung–EF-<br />
RE – finanzierten Maßnahmen sollen<br />
außerdem dazu beitragen, den wirtschaftlichen,<br />
sozialen und territorialen<br />
Zusammenhalt durch Ausgleich<br />
der wichtigsten regionalen Ungleichgewichte<br />
zu stärken. Bayern standen<br />
dafür zwischen 2007 und 2013 insgesamt<br />
rund 663 Millionen Euro aus<br />
demEFREzurVerfügung.Indenkommenden<br />
Jahren bis 2020 fallen die ostbayerischen<br />
Regionen entlang der<br />
Grenze zu Tschechien, also der Raum<br />
von Kronach über Tirschenreuth und<br />
Cham bis Freyung-Grafenau aus der<br />
Förderung als C-Fördergebiet, was zu<br />
einer eklatanten Wettbewerbsverzerrungführenwürde.AlsAusgleichhatte<br />
man deshalb mit großem Nachdruck<br />
die Absicherung durch einen<br />
„Sonderfördergebietsplafond“ gefordert.<br />
Auch dieser Vorschlag stieß jedoch<br />
auf Ablehnung. Almunia hatte<br />
bei einem Treffen im Bundestag nur<br />
den Hinweis übrig, dass es angesichts<br />
von 300 Regionen in Europa unmöglich<br />
sei, mit jeder einzelnen über<br />
Nachbarschaftsfragenzuverhandeln.<br />
„Ein gutes Signal“ für Ostbayern<br />
Zügig wurde dagegen offenbar zwischen<br />
dem Bund und den Ländern in<br />
Deutschlandverhandelt,ummiteiner<br />
Auffanglösung national gegenzusteuern.<br />
Jedenfalls begrüßte Bayerns EuropaministerEmiliaMüllerdieEinigung<br />
als„eingutesSignal“fürdieUnternehmen<br />
anderGrenze zur Tschechischen<br />
Republik. Nun werde es möglich sein,<br />
alle Landkreise an der Grenze zu<br />
Tschechien einschließlich der Städte<br />
Hof und Weiden bei der Vergabe der<br />
Fördergebiete zu berücksichtigen:<br />
„Wirwerdenweiterhinunternehmerische<br />
Investitionen in den GrenzgebieteninausreichendemUmfangfördern<br />
können.“ Derzeit wird von einem<br />
wahrenAntragsstaugroßerUnternehmen<br />
in Ostbayern berichtet, so dass<br />
sich das Kabinett entschlossen habe,<br />
60 Millionen Euro an zusätzlichen Regionalfördermittelnauszuschütten.<br />
Schon zuvor hatte Toni Hinterdobler<br />
als Hauptgeschäftsführer der<br />
Handwerkskammer Niederbayern-<br />
Oberpfalzdaraufverwiesen,wiewichtig<br />
es sei, gerade den Unternehmen in<br />
denGrenzregioneneineattraktiveInfrastruktur<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Bund und Freistaat könnten ja die<br />
durch das Veto des EU-Kommissars in<br />
Sachen Sonderfördergebietsplafond<br />
freiwerdenden Haushaltsmittel insbesondere<br />
in Straßen-, Schienen- und<br />
Breitbandprojekte des ländlichen<br />
Raumsinvestieren.<br />
Zwischen Prag und München<br />
Im Gespräch mit der <strong>Wirtschaftszeitung</strong><br />
sprach sich Hinterdobler nachdrücklichdafüraus,den„Wachstumskern“<br />
Ostbayern nicht zu schwächen,<br />
wasaberangesichtsder„Sandwich-Lage“<br />
zwischen dem aus europäischer<br />
Sicht als A-Fördergebiet behandelten<br />
Wirtschaftsraum Prag und den Ballungsregionen<br />
München und Nürnberg<br />
gar nicht so abwegig erscheint.<br />
Der Hinweis von Joaquin Almunia<br />
„Euchgehtesjagut“seikeinGegenargument.<br />
Schon heute droht einzelnen<br />
Regionen in Oberfranken und der<br />
nördlichen Oberpfalz eine Abwanderung<br />
qualifizierter Fachkräfte – vom<br />
Altersstrukturwandelganzabgesehen.<br />
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Wilfurth&Kollegen..........................................................12