rechtsberatung für unternehmen - Wirtschaftszeitung
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RECHTSBERATUNG FÜR UNTERNEHMEN<br />
WIRTSCHAFTSZEITUNG AUGUST 2013 | SEITE 15<br />
Will einUnternehmerseinenBetriebübergebenoderverkaufen,stehenRechtsanwälteundNotarebeim VerfasseneinesÜbergabevertragesberatendzurSeite.<br />
Foto:istockphoto/thinkstock<br />
VonderFirmengründungbiszurÜbergabe<br />
DieKammernverstehensichalsErstberaterundbegleitendieUnternehmeninallenPhasenihrerEntwicklung<br />
VON GERD OTTO<br />
ERBRECHT<br />
REGENSBURG. Rechtliche Fragen für<br />
Unternehmer stellen sich eigentlich<br />
vom ersten Tag an. Wie Andreas Keller,<br />
Bereichsleiter bei der Handwerkskammer<br />
Niederbayern-Oberpfalz<br />
(HWK), und Winfried Riedl, der<br />
Rechtsreferent der IHK Regensburg,<br />
übereinstimmend feststellen, beginne<br />
diesbeiderGründungeinesUnternehmensundbeiderWahldergeeigneten<br />
Rechtsform und ende zumindest für<br />
eine Generation bei der Betriebsnachfolge.<br />
Wie die HWK-Abteilungsleiterin<br />
Claudia Kreuzer-Marks erläutert,<br />
müssemansichgeradefürdenGesellschaftsvertrag<br />
Zeit nehmen, werde<br />
hier doch das Fundament gelegt, auf<br />
dem später ein gutgehender Betrieb<br />
gedeihen soll. Die Kammer mit nicht<br />
wenigeralsviervoralleminderPraxis<br />
erfahrenenBeraternstündedenBetrieben<br />
auf diesem Gebiet zur Verfügung.<br />
WennesdanntieferindasThemahineingeht,<br />
sei freilich der Rat eines AnwaltsoderNotarsunverzichtbar.<br />
Seminare,Beratungen und Skripte<br />
Auch die Industrie- und Handelskammer<br />
für die Oberpfalz und den LandkreisKelheimverweistaufdievonihr<br />
angebotenen rechtlichen ErstauskünfteundnenntalsThemendieganzePalette<br />
vom Wettbewerbsrecht über Arbeitsrecht<br />
und gewerbliche Schutzrechte<br />
bis hin zum IT-Recht, dem GewerberechtoderauchderAbgrenzung<br />
zum Handwerk. Praktisch könne es<br />
dabei etwa um die Mahnung bei Verzug<br />
gehen, um das Mietrecht der Gewerberäume<br />
oder auch um das richtigeImpressumbeimOnlinehandel.<br />
Als Instrumente, speziell für Existenzgründer,<br />
kommen insbesondere<br />
Seminare, Schulungen, Beratungen<br />
und Skripte zum Einsatz. Während<br />
Riedl unter anderem auch auf die<br />
mehrals200MerkblätterderIHKverweist,<br />
bietet die Handwerkskammer<br />
etwa ein Forderungsmanagement-Paket<br />
an, das beispielsweise Musterverträge<br />
und Musterrechnungen enthält,<br />
diealsVorlagefürdieeigenenUnterlagen<br />
dienen können. „Die häufigsten<br />
Probleme haben unsere Betriebe mit<br />
demNachweisihrerForderungen.Das<br />
kannmanansichrechteinfachdurch<br />
die Schaffung beweisbarer Grundlagen<br />
– also einen ordentlichen Vertrag<br />
–vermeiden“,soKreuzer-Marks.<br />
Im Laufe eines Unternehmerlebens<br />
tauchen dann natürlich alle möglichen<br />
Rechtsfragen auf. Reinhard Gaber,<br />
Arbeits- und Sozialrechtsberater<br />
bei der Handwerkskammer, listet die<br />
häufigsten Anfragen auf. Dabei gehe<br />
esumArbeitsverträgeüberdieEinhaltung<br />
von Mindestlöhnen, die Allgemeinverbindlichkeit<br />
von Tarifverträgen<br />
oder um Fragen zur ordnungsmäßigen<br />
Kündigung und zur Kurzarbeitergeld-Regelung,<br />
wie beispielsweise<br />
beideraktuellenHochwasserkatastrophe.<br />
BeiStreitigkeitenmitKundenkommen<br />
sogenannten Schiedsstellen zum<br />
Zug, an die sich die Parteien wenden<br />
können, um eine möglichst gerechte<br />
Lösung zu erreichen. In diesem Zusammenhang,<br />
also im Bereich außergerichtlicher<br />
Beilegung von Streitigkeiten,<br />
erwähnt der IHK-Rechtsreferent<br />
Winfried Riedl die „Einigungsstelle<br />
für Wettbewerbsstreitigkeiten“,<br />
woSpezialistenbeidergütlichenEinigung<br />
behilflich sind. Als Besonderheit<br />
erwähnt die Industrie- und Handelskammer<br />
das „kaufmännische Schiedsgericht“.<br />
Hier werde nicht der übliche<br />
Rechtsweg durch alle Instanzen beschritten.<br />
Vielmehr unterwerfen sich<br />
die Unternehmen ganz bewusst dem<br />
Spruch eines mit Spezialisten besetzten<br />
Schiedsgerichts: „Dieser Schiedsspruch<br />
ist nicht mehr anfechtbar und<br />
führt zu einer schnellen, rechtskräftigen<br />
und vollstreckbaren Entscheidung.“<br />
Streitigkeiten, darauf verweist<br />
Claudia Kreuzer-Marks, könnte man<br />
freilich durch ein klar gestaltetes Vertragswerk<br />
sowie die ordentliche AufnahmevonNachträgenvermeiden.<br />
Gesamtkonzeptmuss stehen<br />
Wenn ein Unternehmer dann allmählich<br />
an die Übergabe seines Betriebes<br />
denkt und den Betrieb in der Familie<br />
weitergeben oder aber verkaufen<br />
möchte,sinddieBeraterderKammern<br />
natürlich nicht minder gefordert.<br />
HWK-BereichsleiterAndreasKellererinnert<br />
dabei insbesondere daran, dass<br />
die Übergabe eines Betriebes fast zeitgleich<br />
mit der Regelung des Testaments<br />
erfolgt. Der Übergabevertrag<br />
selbst werde zumeist von Rechtsanwälten<br />
oder Notaren erledigt, wichtig<br />
sei aber, dass das Gesamtkonzept der<br />
Übergabe stehe und alle Regelungen,<br />
die getroffen werden, auf dieses Ziel<br />
ausgerichtet seien. Die Berater der<br />
Kammern verstehen sich hierbei<br />
grundsätzlich als Moderatoren und<br />
Koordinatoren, die den Betrieb an der<br />
Hand nehmen und durch die Übergabe<br />
begleiten. Gleichzeitig sei man<br />
dann für den Übernehmer, der in den<br />
Betrieb einsteigt, wieder da, „und so<br />
fängtdasSpielwiedervonneueman.“<br />
Neben hoheitlichen Aufgaben, etwa<br />
der Bestellung von Sachverständigen<br />
oder der Benennung ehrenamtlicher<br />
Richter bei der Kammer für HandelssachenamLandgericht,wirkenetwa<br />
die Industrie- und Handelskammern,<br />
die Handwerkskammern oder<br />
auch die Vereinigung der Bayerischen<br />
Wirtschaft (vbw) bei der „Verbesserung<br />
des Justizstandortes Bayern“ mit.<br />
Außerdemtragensiedazubei,aufden<br />
Gesetzgebereinzuwirken.<br />
Als aktuelles Beispiel nennt Peter<br />
Weber, Leiter der IHK-Rechtsabteilung,<br />
die Herabsetzung des Ordnungsgelds<br />
für Unternehmen, die den Jahresabschluss<br />
nicht fristgemäß offen<br />
gelegthaben,vonbisher2500Euroauf<br />
500EurobeiKleinstkapitalgesellschaftenoderauf1000EurofürkleineKapitalgesellschaften.<br />
Dies wird wohl Mitte<br />
September vom Bundesrat abgesegnet.<br />
EineunentdeckteOption<br />
InterimsmanagementkannakutePersonalengpässeimManagemententschärfen<br />
NÜRNBERG. Das Problem, das die bundesweit<br />
aktive Agentur für Interim<br />
Manager (AIM) aus Nürnberg zu lösen<br />
hatte, war eigentlich alltäglich.<br />
Eine 40-jährige Angestellte wurde<br />
schwanger. Für die Personalleiterin<br />
musste schnell und befristet Ersatz<br />
her. Von den Interimsmanagern, die<br />
der Agentur-Chef Werner von Beyer<br />
als Zwischenlösung präsentierte, fiel<br />
die Entscheidung auf einen 58-jährigen<br />
Personalmanager, der für die einjährige<br />
Babypause einspringt und danach<br />
für einen „weichen Übergang“<br />
sorgt. Diese passgenaue Lösung des<br />
Interimsmanagements ist in der Unternehmenslandschaft<br />
noch lange<br />
nicht die Regel. Rund 50 Prozent der<br />
Firmen kennen diese Managementform<br />
nicht, berichtet von Beyer, der<br />
seit 2004 das Geschäft betreibt. Und<br />
Deutschland hinke etwa dem niederländischen<br />
oder amerikanischen<br />
Markthinterher.<br />
Honorarvoluminasteigen<br />
Organisiert ist die Branche beispielsweise<br />
durch den Arbeitskreis Interim<br />
Management Provider (AIMP) als Interessenvertretung<br />
der Interim Provider<br />
– also Vermittlerbüros – oder die<br />
Dachgesellschaft Deutsches Interim<br />
Management (DDIM) aus Köln für<br />
professionelles Interimsmanagement,<br />
Interimmanager und dazugehörigeVermittlungsdienstleistungen.<br />
Auch unter den Mitgliedern des Bundesverbands<br />
Deutscher Unternehmensberater<br />
(BDU) aus Bonn finden<br />
sich nach Verbandsangaben solche,<br />
die Interimsjobs übernehmen. Der<br />
DDIM prognostiziert für den Markt<br />
im laufenden Jahr ein Plus beim Honorarvolumenfürdieersteundzweite<br />
Führungsebene um über 25 Prozent<br />
auf 1,2 Milliarden Euro. Die<br />
AIMP-Providerumfrage beziffert bereits<br />
für das vergangene Jahr ein um<br />
mehr als zehn Prozent gestiegenes<br />
Marktvolumenauffast2,2Milliarden<br />
Euro.JenachAbgrenzungliegenhierzuunterschiedlicheAngabenvor.Der<br />
DDIMgehtvonrund6000Top-Managern<br />
auf Zeit aus, der AIMP von<br />
14000.<br />
Zunehmend werden Interimslösungen<br />
beim Generationenwechsel<br />
nachgefragt.„DieseOptiongerätlangsam<br />
ins Blickfeld der Entscheider“,<br />
hat von Beyer beobachtet. Gerade der<br />
Mittelstandhatimmerwiedermitoffenen<br />
Fragen bei der Nachfolge zu<br />
kämpfen. So war etwa für einen 75-<br />
jährigen Firmenchef aus dem Bamberger<br />
Raum, der selbst keine Kinder<br />
hatte, irgendwann klar: „Ich möchte<br />
jetzt aufhören.“ Der vermittelte Interimsmanager<br />
löste innerhalb von<br />
zehnMonatendieNachfolgeundden<br />
Übergabeprozess.ÄhnlichsiehtesDr.<br />
Jörg Kariger, selbst Interimsmanager<br />
alsChief Restructuring Officerund<br />
DDIM-Vorstand:„DieUnternehmensnachfolge<br />
macht im Markt aktuell<br />
nur einen kleinen Teil aus.“ Kariger<br />
selbsthatfüreinen64-jährigenEigentümermit400MitarbeiterndieNachfolge<br />
geregelt. Häufig geht es zunächstumeineneueAusrichtungder<br />
Firma, „unabhängig von einer bis dato<br />
oftmals auf den Eigentümer als<br />
PersönlichkeitunddaherinderRegel<br />
eher patriarchalisch orientierten Unternehmensführung“.<br />
Sind die Weichen<br />
gestellt, werden Interessenten<br />
gesucht und Kaufpreise verhandelt,<br />
und sobald die Tinte unter dem Vertrag<br />
trocken ist, endet der Job. Das<br />
könnedurchausmal„einbisdreiJahredauern“.<br />
Häufig gehtes nichtohne<br />
UmdieRolleals„KoordinatorundIntegrator“<br />
ausfüllen zu können, muss<br />
der Eigentümer operativ zurücktreten.DafürkanneinInterimsmanager<br />
als Generalbevollmächtigter inthronisiert<br />
werden und bekommt so Entscheidungsspielraum,<br />
um etwa Steuerberater<br />
und Rechtsanwälte hinzuzuziehen,<br />
mit Banken zu verhandeln<br />
und Verträge zu unterschreiben. Karinger<br />
geht davon aus, dass es kaum<br />
eine Alternative gebe, wenn der StabwechselderGenerationennichtfunktioniert.<br />
„Mittelständler glauben, sie<br />
können es in Eigenregie lösen – das<br />
istofteinIrrtum.“(ntt)<br />
AlsFachkraftindieZukunftdurchstarten!<br />
HandwerklicheFachkräfteausdenverschiedenenBerufen<br />
stehenaufderSonnenseitedesArbeitsmarktes.<br />
DasBildungszentrumderHandwerkskammerinRegensburgbietetinvielenBereichenWeiterbildungan.<br />
EgalobessichumtechnischeThemenwiez.B.SchweißtechnikoderaberauchumrechtlicheundbetriebswirtschaftlicheKurseundSeminarehandelt.<br />
Erwähntseihierz.B.derKurszumBetriebswirt(HWK)<br />
DerBedarfanqualifizierten,gutausgebildetenFührungskräftennimmtimHandwerkimmermehrzu.Diese<br />
müsseninderLagesein,Betriebsabläufeinihrem<br />
Gesamtzusammenhangzuerkennen,umdarausrichtige<br />
Entscheidungenzutreffen.DurchdieseLehrveranstaltung<br />
werdenKenntnisseindenBereichenVolkswirtschaft,<br />
Betriebswirtschaft,RechtundPersonalmanagement<br />
vertieft.Am08.10.2013beginntinRegensburgdernächste<br />
Teilzeitkurs.<br />
WeiterbildungbeiderHandwerkskammer–<br />
immereineguteWahl!<br />
HandwerkskammerNiederbayern-Oberpfalz<br />
TeamWeiterbildung<br />
Ditthornstraße10·93055Regensburg<br />
Tel.09417965-112<br />
www.hwkno.de