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rechtsberatung für unternehmen - Wirtschaftszeitung

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WIRTSCHAFTSZEITUNG RECHTSBERATUNG FÜR UNTERNEHMEN<br />

AUGUST 2013 | SEITE 11<br />

ChinaorientiertsichamdeutschenPatentrecht<br />

KroneshatseinePatentstrategiegrundlegendumgestellt:AlleininChinawurden650PatenteundGebrauchsmusterangemeldet<br />

WETTBEWERBSRECHT<br />

VON GERD OTTO<br />

NEUTRAUBLING. Ein Patent soll geistigesEigentumschützen,vorallemaber<br />

ermöglicht es dem Inhaber des Patents,wirtschaftlichenNutzen<br />

ausseinerErfindungzuziehen.ImGegenzug<br />

erklärtsichdasUnternehmen,alsoder<br />

Patentinhaber, damit einverstanden,<br />

seine Idee auch zu veröffentlichen.<br />

Schließlich gilt ein solches Patent<br />

doch zumeist als Maßstab und vor allem<br />

als Basis für die Weiterentwicklung<br />

auf dem jeweiligen Gebiet der<br />

Technik. Jede Publikation löst einen<br />

weiterenDenkprozessaus.<br />

Patente und (abgeschwächt) auch<br />

Gebrauchsmuster sind ein Beleg für<br />

das Innovationspotenzial, ja für die<br />

Leistungsfähigkeit eines Unternehmens.<br />

Wie Matthias Wahl, seit Jahren<br />

Leiter der Patentabteilung der Krones<br />

AG,hervorhebt,verbirgtsichdahinter<br />

derIdeenreichtumderMitarbeiter,vor<br />

allem aber auch das Konzept des Unternehmens,<br />

durch gezielte Innovationsprozesse<br />

und spezielle Innovations-Workshops<br />

die Entwicklung von<br />

Kronesvoranzutreiben.<br />

Allein im vergangenen Jahr erhöhte<br />

sich die Zahl der erteilten Patente<br />

und Gebrauchsmuster um 25 Prozent<br />

aufüber2750,undzwarinallenKerntechnologiebereichen<br />

des Weltmarktführers<br />

der Getränkeabfüll- und Verpackungstechnologie.<br />

Weltweit verfügt<br />

Krones über 2900 erteilte Patente<br />

und eingetragene Gebrauchsmuster.<br />

„Dies ist sehr erfreulich“, aber wohl<br />

auch notwendig, ist es doch offenbar<br />

ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil<br />

von Krones, alle Technologien zu beherrschen,dienötigsind,ummoderne<br />

Produktionslinien zu konzipieren,<br />

aufzubauenundzubetreiben.„Dabei“,<br />

sobetontMatthiasWahl,„gehtesheute<br />

nicht mehr um die große Basis-Erfindung,aberimmerwenigerauchum<br />

die kleine Detail-Lösung.“ Bei der Krones<br />

AG werden vielmehr – ganz im<br />

Sinne des Firmengründers und „Patent-Königs“<br />

Hermann Kronseder –<br />

zunehmend ganze Anlagen und Verfahren<br />

patentiert, „statt dem einen<br />

großen Wurf kommt es heute darauf<br />

an, sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln“.<br />

Patente internationalanmelden<br />

Vor diesem Hintergrund stellen sich<br />

die Unternehmen natürlich immer<br />

häufiger die Frage, ob sie eine Erfindung<br />

überhaupt als Patent anmelden<br />

sollen. Schließlich sind die Kosten<br />

ganz erheblich, in Deutschland geht<br />

man von 8000 Euro pro Patentanmeldungaus,freilichmitsehrgroßenUnterschieden.<br />

Patentiert ist eine Erfindung<br />

erst dann, wenn sie das gesetzlichvorgeschriebeneVerfahrenerfolgreichdurchlaufenhat.AbdemAnmeldetagwirktdieseserteiltePatentmaximal20Jahre.<br />

Vor allem gelten Patente aber nur<br />

indemLand,fürdassieerteiltworden<br />

sind.Diesbedeutet:WennsicheinUnternehmen<br />

– und das gilt angesichts<br />

deraußerordentlichhohenExportausrichtungDeutschlandsfürdiemeisten<br />

Firmen hierzulande – etwas schützen<br />

lassen möchte, dann müssen die Patente<br />

europäisch oder gar internationalangemeldetwerden.<br />

Ein„Weltpatent“gibteszwarnicht,<br />

inzwischen haben sich die Europäer<br />

aber auf ein „EU-Patent“ geeinigt, das<br />

günstigerundeffizienterseinsoll.Kolportiert<br />

wurden kürzlich für ein EU-<br />

EinNachweisfürdieLeistungsfähigkeit:DiePatentederKronesAG entstehenimTeam.<br />

Patent lediglich 4725 Euro an Kosten,<br />

bislangkommenaufEuropasErfinder<br />

Durchschnittskosten von 36000 Euro<br />

zu.Gleichzeitigwirdabdemkommenden<br />

Jahr ein neues Europäisches Patentgericht<br />

in Paris eingerichtet, mit<br />

Außenstellen in London und München,<br />

wo seit 30 Jahren das EuropäischePatentamtseinenSitzhat.<br />

Wie Matthias Wahl aus seinem<br />

langjährigen Erfahrungsschatz als Leiter<br />

der Krones-Patentabteilung zu berichten<br />

weiß, braucht das Chinesische<br />

Patentamt, das laut Wahl „übrigens<br />

nach deutschem Vorbild installiert“<br />

wurde,inBezugaufSchnelligkeitund<br />

Effizienz keinen Vergleich mit den<br />

USA oder dem Europäischen Patentamtzuscheuen.<br />

Es sei unübersehbar, dass auch in<br />

Chinaselbsterkanntwerde,wiewichtigderSchutzgeistigenEigentumsbewertetwerdenmüsse.Nichtvonungefähr<br />

finden die meisten gerichtlichen<br />

Auseinandersetzungen bereits jetzt<br />

zwischen chinesischen Kontrahenten<br />

statt. Auch inländische Unternehmen<br />

wehrensichinzwischen,dassNachahmer<br />

unter Umgehung von Entwicklungskosten<br />

Plagiate auf den Markt<br />

bringen, „die bei mangelhafter Qualität<br />

sogar dem Ruf des Originals schaden<br />

können“. Immerhin haben selbst<br />

ausländische Firmen ihre Patente bereits<br />

gegen chinesische Unternehmen<br />

erfolgreichdurchsetzenkönnen.<br />

650 Krones-Patentein China<br />

Angesichts dieser Veränderungen, die<br />

ihren Ausgang in der Ära von Chinas<br />

starkem Mann Deng Xiaoping (1979<br />

bis 1997) genommen hatten, entschloss<br />

sich die Krones AG zu einer<br />

grundlegenden Umstellung ihrer Patentstrategie.<br />

Erschien es den Oberpfälzern<br />

wegen der vermeintlich<br />

kaum durchsetzbaren eigenen Rechte<br />

in China lange Jahre nicht sinnvoll,<br />

Foto:Krones<br />

überhauptPatentanmeldungenvorzunehmen,<br />

so haben diese Aktivitäten<br />

bei Krones inzwischen einen hohen<br />

Stellenwert erreicht. Aktuell hat das<br />

Unternehmen in China rund 650 Patente<br />

und Gebrauchsmuster angemeldet,178sindderzeitbereitserteilt.<br />

Dass Kopieren allein nicht genügt,<br />

sondern Qualität und Innovation eine<br />

große Rolle spielen, macht Matthias<br />

Wahl anhand einer kleinen Episode<br />

deutlich, die die Begegnung mit einer<br />

Vertreterin eines chinesischen Konkurrenz<strong>unternehmen</strong>s<br />

schildert. Vor<br />

Jahren habe diese Firmen-RepräsentantinvollerStolzdaraufhingewiesen,<br />

dass ihr Unternehmen eine Krones-<br />

Anlage 1:1 nachbauen könne – heute<br />

bei einem Messebesuch einen Krones<br />

Mitarbeiter gegenüber entnervt gefragt,<br />

ob Krones nicht den chinesischen<br />

Markt verlassen wolle. Sonst<br />

könnemandienachgebautenProduktenichtmehrveräußern.<br />

EinVerlustvon50MilliardenEuro<br />

AnwaltDr.BernhardBittnerimWZ-GesprächüberGrenzenderNachahmungsfreiheit<br />

StudiummitJobgarantie<br />

DiePatentingenieurederHAWsind„hochgradiggefragt“<br />

UhrensindeinbesondersbeliebtesBeispielfürProduktpiraterie.<br />

REGENSBURG. Eigentlich dürfen Produkte,<br />

Erfindungen und Ideen durchaus<br />

nachgeahmt werden, ist technischer<br />

Fortschritt doch nur möglich,<br />

wennbereitsbestehendeErfindungen<br />

als Basis für weitere Entwicklungen<br />

genutztwerdenkönnen–soderallgemeineTenor.<br />

Dieser Grundsatz der Nachahmungsfreiheit<br />

findet, wie der Regensburger<br />

Patent- und Rechtsanwalt Dr.<br />

BernhardBittnerimGesprächmitder<br />

<strong>Wirtschaftszeitung</strong> erläutert, freilich<br />

seine Grenzen einerseits in den<br />

SchutzbestimmungenfürgeistigesEigentum<br />

(also dem Urheber- oder Markenrecht),<br />

auf der anderen Seite aber<br />

vor allem im Gesetz gegendenunlauteren<br />

Wettbewerb (UWG). Ursprünglich<br />

war hier von Sittenwidrigkeit die<br />

Rede.<br />

Nach Ansicht der Rechtsprechung<br />

ist etwas sittenwidrig, wenn es gegen<br />

das Anstandsgefühl „aller billig und<br />

gerecht denkenden Menschen“ verstößt.<br />

Laut § 138 Abs. 1 des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuchs (BGB) ist ein<br />

Rechtsgeschäft, das gegen die guten<br />

Sitten verstößt, nichtig. Ob damit bereits<br />

die reine Nachahmung erfasst<br />

werdenkann,giltalsumstritten.<br />

Im UWG werden Beispiele unlauterenWettbewerbsaufgezeigt.Rechtsanwalt<br />

Dr. Bittner verweist insbesondere<br />

auf den Paragraphen 4 Ziffer 9,<br />

wonach derjenige „unlauter“ handelt,<br />

der Waren oder Dienstleistungen anbietet,<br />

die eine Nachahmung der Waren<br />

oder Dienstleistungen eines Mitbewerbers<br />

sind. Freilich müsse zumindest<br />

eine von drei Bedingungen<br />

erfülltsein.ImeinenFallseidiesgegeben,<br />

wenn der Wettbewerber ein Produkt<br />

nachahmt, das eine gewisse Bekanntheit<br />

genießt und eine bestimmte<br />

Eigentümlichkeit aufweist. Im<br />

zweiten Fall, so Dr. Bernhard Bittner,<br />

könne unter unangemessener Ausnutzung<br />

der Wertschätzung einer<br />

nachgeahmten Ware oder Dienstleistung<br />

verstanden werden, dass zum<br />

Beispiel der Hersteller des Originalprodukts<br />

sehr bekannt sei und der<br />

Wettbewerber diese Bekanntheit für<br />

die Vermarktung seines eigenen Produktesausnützenmöchte.<br />

Zum dritten schließlich sei Nachahmungsittenwidrig,<br />

wenndie dafür<br />

Foto:dpa<br />

erforderlichenKenntnisseoderUnterlagen<br />

unredlich erlangt worden sind.<br />

DieseNormwerdeauchals„ergänzender<br />

Leistungsschutz“ bezeichnet. Der<br />

DeutscheIndustrie-undHandelskammertag<br />

(DIHK) schätzt den Schaden<br />

für die deutsche Wirtschaft, der jährlich<br />

durch Produktpiraterie entsteht,<br />

aufüber50MilliardenEuro.<br />

Diese Bilanz hat die Wirtschaft am<br />

WelttagdesgeistigenEigentumsgezogen.<br />

Zwei Drittel aller Fälschungen<br />

oder Nachahmungen kommen aus<br />

China und Hongkong. Immer mehr<br />

gefälschte Waren kommen über SingapurnachDeutschland.(go)<br />

AMBERG. Seit dem Wintersemester<br />

1999/2000vermitteltderdeutschlandweit<br />

einzigartige Studiengang „Patentingenieurwesen“<br />

an der Hochschule<br />

Amberg-Weiden fundierte<br />

technische Kompetenzen in Maschinenbau<br />

und Elektrotechnik. Neben<br />

diesen ingenieurtypischen Kenntnissen<br />

werden in dem interdisziplinär<br />

angelegtenBachelor-Studiengangumfangreiche<br />

juristische, betriebswirtschaftliche<br />

und kommunikative Inhalte<br />

gelehrt, welche im vielschichtigen<br />

Bereich des Patentwesens unerlässlichsind.<br />

„Ziel des Studiums ist es, auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage und mittels<br />

anwendungsbezogener Lehre Ingenieure<br />

für den wichtigen Bereich<br />

des Patentwesens auszubilden“, erklärtStudiengangsleiterProf.Dr.ThomasTiefel.<br />

Zahlreiche Kooperationen<br />

Darüber hinaus besteht im Studiengang„Patentingenieurwesen“<br />

einebesondere<br />

Verbindung zu zahlreichen<br />

Unternehmen und Einrichtungen.<br />

Seit 2007 existiert eine vertraglich basierte<br />

Kooperation mit dem Deutschen<br />

Patent- und Markenamt, und<br />

seit 2009 arbeitet der Bereich Patente<br />

und Normen des TÜV Rheinland eng<br />

mit den Amberger Studenten zusammen.Zusätzlichförderninsgesamt<br />

26<br />

Unternehmen im HAW Partnercircle<br />

die praxisorientierte Ausbildung und<br />

optimale Vernetzung der Studierenden<br />

zwischen Hochschule und regionalerWirtschaft.<br />

Durch sein Alleinstellungsmerkmal<br />

bietet der Studiengang beste Karrierechancen:InUnternehmengibtes<br />

sowohl in der Patent- als auch in der<br />

Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />

Einsatzfelder. Zudem können<br />

die Absolventen die Unternehmensführung<br />

im Patent- oder Innovationsmanagement–etwabeiFragenzuPatent-<br />

und Technologieanalysen oder<br />

einer Patentstrategieentwicklung –<br />

mitihrerExpertiseunterstützen.<br />

Null-Prozent-Arbeitslosenquote<br />

Laut dem Studiengangsleiter sind die<br />

Patentingenieure„hochgradiggefragt,<br />

die Studenten werden uns förmlich<br />

aus der Hand gerissen“. So berichtet<br />

Tiefel von einer Null-Prozent-Arbeitslosenquote<br />

bei den Absolventen. Erfreulich<br />

sei auch die Frauenquote: Einen<br />

Frauenanteil von fast 30 Prozent<br />

gebe es laut Tiefel sonst in so gut wie<br />

keinem anderen Ingenieursstudiengang.<br />

Obwohl „Patentingenieurwesen“<br />

keinem Numerus clausus unterliegt,<br />

gibt es pro Semester nur rund 25 bis<br />

30Anfänger.Angesichtsdesenormen<br />

Bedarfs versuchen die Unternehmen<br />

dementsprechend frühzeitig, mit angehenden<br />

Patentingenieuren über<br />

Praktika oder Projektarbeiten in Kontaktzukommen.<br />

Aufgrund der hervorragenden Berufsperspektiven<br />

sei der Anteil der<br />

Studenten, die sich im Anschluss für<br />

einen Master-Studiengang entscheiden,<br />

laut Tiefel „sehr gering“. Grundsätzlich<br />

steht den Patentingenieuren<br />

nach dem erfolgreichen Bachelor-Abschluss<br />

aber jeder technische Master-<br />

Studiengang offen, die Zulassung dafüristjedochhochschulabhängig.<br />

Weitere Informationen gibt es im<br />

Internetaufwww.haw-aw.de.(xtr)

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