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Gute Bildung - gute Chancen - Statistik der Bundesagentur für Arbeit

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Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für<br />

Akademikerinnen und Akademiker<br />

ARBEITSMARKTBERICHTERSTATTUNG<br />

<strong>Gute</strong> <strong>Bildung</strong> -<br />

<strong>gute</strong> <strong>Chancen</strong><br />

<strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Allgemeiner Teil................................................................................................................. 4<br />

1.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Entwicklung des <strong>Arbeit</strong>smarktes 2012..... 4<br />

1.2 Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für akademische Fachkräfte im Jahr 2012........................................... 4<br />

1.3 Entwicklung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit.................................................................................... 5<br />

1.4 Künftige Ersatzbedarfe.................................................................................................... 8<br />

1.5 Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung..................................... 10<br />

1.6 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit von akademischen Fachkräften........................................................... 19<br />

1.7 <strong>Arbeit</strong>skräftenachfrage................................................................................................. 24<br />

1.8 Akademischer Nachwuchs............................................................................................ 29<br />

1.9 Berufseinstieg von Bachelor-Absolventen..................................................................... 34<br />

2.1 Maschinenbau und Fahrzeugtechnik............................................................................. 39<br />

Kontakt für Rückfragen:<br />

Ralf Beckmann<br />

Judith Wüllerich<br />

E-Mail: arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de<br />

Internet:<br />

http://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/<strong>Statistik</strong>/<strong>Arbeit</strong>smarktberichte/Akademiker/<br />

Akademiker-Nav.html<br />

Bezugsmöglichkeit:<br />

Printexemplare können über www.ba-bestellservice.de bezogen werden.<br />

Zitiervorschlag:<br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong>, <strong>Arbeit</strong>smarktbericherstattung:<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland - <strong>Gute</strong> <strong>Bildung</strong> - <strong>gute</strong><br />

<strong>Chancen</strong>, Nürnberg 2013.<br />

2. Berufsgruppen................................................................................................................ 39<br />

2.2 Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik.................................................................... 42<br />

2.3 Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung ............................... 45<br />

2.4 Architektur und Bauingenieurwesen............................................................................. 49<br />

2.5 Informatik..................................................................................................................... 52<br />

2.6 Naturwissenschaften.................................................................................................... 56<br />

2.7 Management, Finanzen, Volkswirtschaft....................................................................... 59<br />

2.8 Rechtswissenschaften.................................................................................................. 63<br />

2.9 Medizin und Pharmazie................................................................................................. 66<br />

2.10 Sozialarbeit, Sozialpädagogik und -beratung............................................................... 70<br />

2.11 Lehrkräfte.................................................................................................................... 73<br />

2.12 Gesellschaftswissenschaften und Psychologie............................................................ 77<br />

2.13 Sprach-, Literatur- und Geisteswissenschaften........................................................... 81<br />

2.14 Redaktion, Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit...................................................... 84<br />

Hinweise zu statistischen Angaben..................................................................................... 87<br />

2 3


1. Allgemeiner Teil<br />

1.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

und die Entwicklung des <strong>Arbeit</strong>smarktes<br />

im Jahr 2012<br />

Trotz <strong>der</strong> langsameren konjunkturellen<br />

Gangart und des Sogs <strong>der</strong> europäischen<br />

Rezession hat sich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt 2012<br />

robust gezeigt. Nach Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes ist das preisbereinigte<br />

Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem<br />

Vorjahr um 0,7 Prozent gewachsen. Die<br />

Erwerbstätigkeit stieg – nach hochgerechneten<br />

Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

– auf 41,6 Millionen Personen und<br />

erreichte damit einen neuen Höchststand<br />

seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung. Die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung lag im<br />

Juni 2012 bei 28,9 Millionen Personen, ein<br />

Niveau wie zuletzt zu Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre.<br />

Der Bestand an gemeldeten Stellen blieb<br />

mit jahresdurchschnittlich knapp einer halben<br />

Million gegenüber dem Vorjahr stabil,<br />

wobei im Jahresverlauf eine nachlassende<br />

Tendenz erkennbar war. Nach Untersuchungen<br />

des Instituts für <strong>Arbeit</strong>smarkt- und<br />

Berufsforschung (IAB) waren im IV. Quartal<br />

2012 insgesamt gut eine Million Stellen zu<br />

besetzen, acht Prozent weniger als im Vorjahresquartal.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ist 2012<br />

weiter zurückgegangen. Mit 2,9 Millionen<br />

arbeitslosen Menschen im Jahresdurchschnitt<br />

sank sie auf ihren niedrigsten Wert<br />

seit 1991.<br />

1.2 Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für akademische<br />

Fachkräfte 2012<br />

Die Lage am <strong>Arbeit</strong>smarkt stellte sich<br />

auch 2012 für Akademiker positiv dar. Die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit befand sich mit einer <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

von 2,4 Prozent auf einem<br />

Niveau, bei dem man üblicherweise von<br />

Vollbeschäftigung spricht. Die Nachfrage<br />

nach Hochqualifizierten bewegte sich ebenso<br />

wie die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung 1 auf<br />

Rekordhöhe. Auch mittelfristig dürfte die<br />

Nachfrage nach akademischen Fachkräften<br />

hoch bleiben. Sowohl <strong>der</strong> Trend zu höher<br />

qualifizierter Beschäftigung als auch die<br />

demografische Entwicklung bringen einen<br />

steigenden Bedarf an Akademikern mit sich.<br />

Diese positive Entwicklung war in allen Berufsrichtungen<br />

- mehr o<strong>der</strong> weniger stark<br />

ausgeprägt - festzustellen. Beson<strong>der</strong>s begehrt<br />

waren 2012 Ingenieur-Experten im<br />

Bereich <strong>der</strong> Maschinen- und Fahrzeugtechnik,<br />

in <strong>der</strong> Mechatronik, <strong>der</strong> Energie- und<br />

Elektrotechnik, <strong>der</strong> Ver- und Entsorgung sowie<br />

in <strong>der</strong> Informatik und <strong>der</strong> Softwareentwicklung.<br />

Hier zeigten sich insbeson<strong>der</strong>e im<br />

Süden Deutschlands Fachkräfteengpässe<br />

bei <strong>der</strong> Besetzung freier Stellen. Ebenso ha-<br />

1<br />

Letzte Angaben zu Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung von akademischen<br />

Fachkräften aus dem Jahr 2011. Die Gesamterwerbstätigkeit<br />

und –beschäftigung ist seitdem weiter gewachsen.<br />

ben die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Besetzung<br />

von Arztstellen weiter zugenommen. Eine<br />

Entspannung durch die erweiterten Zuwan<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />

in Form <strong>der</strong> „Blauen<br />

Karte“ war hier 2012 noch nicht ersichtlich.<br />

In an<strong>der</strong>en akademischen Berufsfel<strong>der</strong>n gab<br />

es 2012 allerdings keine Anzeichen für einen<br />

flächendeckenden Fachkräftemangel.<br />

Auch den Absolventen <strong>der</strong> Bachelorstudiengänge<br />

gelang in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Start ins<br />

Berufsleben. Allerdings zeigten Befragungen<br />

des Hochschulinformationssystems (HIS)<br />

für den Absolventenjahrgang 2009 starke<br />

Unterschiede beim <strong>Arbeit</strong>smarkterfolg nach<br />

Fachrichtungen. Während die Absolventen<br />

von MINT-Fächern häufig <strong>gute</strong> <strong>Chancen</strong> vorfanden,<br />

fiel <strong>der</strong> Berufseinstieg den Bachelors<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften etwas<br />

und denen <strong>der</strong> Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

deutlich schwerer. Bei den marktgängigen<br />

MINT-Studiengängen taten sich<br />

Fachhochschulbachelors leichter als Absolventen<br />

von Universitäten (vgl. Kapitel 1.9).<br />

1.3 Entwicklung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen übt eine<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

aus (vgl. Kapitel 1.5). Weitere wesentliche<br />

Erwerbsformen im akademischen Bereich<br />

sind die Selbständigkeit und die Tätigkeit als<br />

Beamter.<br />

Je<strong>der</strong> Fünfte hat einen akademischen<br />

Abschluss<br />

Insgesamt verzeichnete das Statistische<br />

Bundesamt 2011 rund 7,7 Millionen Erwerbstätige<br />

mit einem akademischen<br />

Abschluss. Ihre Zahl ist seit 2001 um<br />

2,5 Millionen bzw. 48 Prozent angestiegen<br />

(Abbildung 1). Fast je<strong>der</strong> fünfte Erwerbstätige<br />

hatte damit an einer Universität, Fachhochschule<br />

o<strong>der</strong> einer Berufsakademie<br />

studiert. Der Akademikeranteil kletterte binnen<br />

zehn Jahren um fünf Prozentpunkte auf<br />

19 Prozent. Dies spiegelt den fortschreitenden<br />

Strukturwandel am <strong>Arbeit</strong>smarkt hin zu<br />

einer Wissens- und Informationsgesellschaft<br />

wi<strong>der</strong>. Die Zuwächse sind in allen Erwerbstätigkeitsformen<br />

feststellbar (Abbildung 2) 2 .<br />

Während die Zahl <strong>der</strong> Selbständigen insgesamt<br />

seit 2005 mo<strong>der</strong>at um drei Prozent<br />

anstieg, übten 2011 zwölf Prozent mehr Akademiker<br />

eine selbständige Tätigkeit aus als<br />

2005. Im Angestelltenbereich war <strong>der</strong> prozentuale<br />

Beschäftigungszuwachs unter Akademikern<br />

ungefähr doppelt so hoch wie im<br />

Durchschnitt aller Erwerbstätigen. Auch im<br />

öffentlichen Dienst war <strong>der</strong> Trend zur Höherqualifizierung<br />

zu beobachten. Der Mikrozensus<br />

registrierte 2011 – bei einer insgesamt<br />

rückläufigen Zahl verbeamteter Staatsbediensteter<br />

– zwei Prozent mehr Beamte mit<br />

Fach- und Hochschulabschluss als 2005.<br />

2<br />

Quelle: Mikrozensus 2011. Nicht abgebildet sind<br />

Erwerbstätige ohne Angabe zum Erwerbsstatus.<br />

4 5


Abbildung 1<br />

Zahl <strong>der</strong> erwerbstätigen akademischen Fachkräfte steigt auf 7,7 Mio<br />

Lehrkräfte und Ingenieurfachkräfte<br />

bilden die größten Berufsgruppen<br />

Lehrer, Ärzte und Apotheker sowie Sozialpädagogen,<br />

IT-Fachleute und Juristen zählen zu<br />

den „Top 5“ <strong>der</strong> akademischen Berufsgruppen<br />

(Abbildung 3). Die Ingenieure stellten<br />

– würde man die einzelnen Fachrichtungen<br />

zusammenfassen – mit 1,04 Millionen Erwerbstätigen<br />

die zweitgrößte Akademikergruppe.<br />

Selbständigkeit und Verbeamtungen spielen<br />

bei einigen Gruppen eine wichtige Rolle.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Berufswahl, aber auch<br />

bei <strong>der</strong> späteren Stellensuche, sollte dies<br />

bewusst sein. Fast zwei Drittel <strong>der</strong> Lehrer<br />

an allgemein- und berufsbildenden Schulen<br />

sowie Dozenten an Hochschulen sind verbeamtet,<br />

nur wenige üben den Lehrerberuf<br />

selbständig aus. Dagegen sind vier von zehn<br />

Ärzten und Apothekern selbständig tätig.<br />

Ähnlich hoch ist <strong>der</strong> Anteil bei den Psychologen.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> sozialen <strong>Arbeit</strong> spielt dagegen<br />

Selbständigkeit eine nachgeordnete<br />

Rolle. Bei den Juristen sind die meisten zum<br />

Beispiel als Rechtsanwälte selbständig tätig<br />

(43 Prozent). Je<strong>der</strong> vierte erwerbstätige<br />

Jurist steht als Beamter in Staatsdiensten,<br />

insbeson<strong>der</strong>e als Richter o<strong>der</strong> Staatsanwalt.<br />

Abbildung 2<br />

Zahl <strong>der</strong> akademischen Fachkräfte wächst überdurchschnittlich<br />

Abbildung 3<br />

Lehrkräfte, medizinische und Ingenieur-Berufe gehören<br />

zu den großen akademischen Berufsgruppen<br />

6 7


In den Ingenieurberufen sind Architekten,<br />

gefolgt von Bauingenieuren vergleichsweise<br />

häufig ihr eigener Chef, wohingegen Maschinen-<br />

und Fahrzeugbauingenieure o<strong>der</strong><br />

Elektroingenieure in <strong>der</strong> Regel abhängig<br />

beschäftigt sind. Viele Selbständige gibt<br />

es außerdem in wirtschaftsprüfenden und<br />

steuerberatenden Berufen, bei Unternehmensberatern<br />

und Publizisten. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> Wirtschafts-, Sozial- und Naturwissenschaften<br />

wie<strong>der</strong>um ist die selbständige Tätigkeit<br />

eher die Ausnahme.<br />

1.4 Künftige Ersatzbedarfe<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Generation 55+ unter den<br />

Akademikern ist in den letzten Jahren gestiegen.<br />

2011 war mit 1,5 Millionen Personen<br />

je<strong>der</strong> fünfte erwerbstätige Fach- o<strong>der</strong><br />

Hochschulabsolvent 55 Jahre o<strong>der</strong> älter<br />

(Abbildung 4). Der Anteil Älterer insgesamt<br />

erhöhte sich von zwölf Prozent im Jahr 2001<br />

auf 17 Prozent im Jahr 2011, bei Akademikern<br />

von 14 auf 20 Prozent. Diese Zahlen<br />

bieten einen Anhaltspunkt, um die Größenordnung<br />

<strong>der</strong> Ruhestandseintritte in den<br />

nächsten circa zehn Jahren einzuschätzen.<br />

Noch größer wird <strong>der</strong> demografiebedingte<br />

Ersatzbedarf ab 2020 ausfallen, wenn sich<br />

die geburtenstarken Jahrgänge <strong>der</strong> heute<br />

45- bis 55-Jährigen dem Rentenalter nähern.<br />

Mit 1,9 Millionen stellten diese 2011 immerhin<br />

28 Prozent <strong>der</strong> erwerbstätigen Akademiker.<br />

Im Vergleich zum Jahr 2001 war diese<br />

Altersgruppe um rund eine halbe Million<br />

bzw. um zwei Fünftel angewachsen. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> Jungakademiker unter 35 Jahren ist dagegen<br />

in den letzten Jahren trotz <strong>Bildung</strong>sexpansion<br />

nicht in diesem Umfang gestiegen.<br />

So waren im Jahr 2011 etwa 1,7 Millionen<br />

Akademiker jünger als 35 Jahre; ein Viertel<br />

mehr als im Jahr 2001 3 . Die demografisch<br />

und qualifikatorisch bedingten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

am <strong>Arbeit</strong>smarkt werden sich in den<br />

nächsten Jahren potenzieren. Zum Einen<br />

wird eine große absolute Zahl an Fachkräften<br />

mit akademischer Ausbildung als auch<br />

mit Berufsausbildung zu ersetzen sein 4 .<br />

Zum An<strong>der</strong>en wird bereits heute sichtbar,<br />

dass die jüngeren Alterskohorten zu klein<br />

sind, um dies vollständig aufzufangen. Es<br />

gilt daher, mehr als je zuvor, die vorhandenen<br />

Potenziale auszuschöpfen, um einem<br />

zukünftigen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.<br />

Hierfür erscheint nur das kombinierte<br />

Angehen verschiedener Handlungsfel<strong>der</strong><br />

3<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Zeitverlauf aus Gründen <strong>der</strong><br />

Vergleichbarkeit ohne Abschlüsse an Verwaltungsfachhochschulen<br />

und Berufsakademien.<br />

4<br />

Forschungen von IAB und BiBB kommen zu dem<br />

Schluss, dass die aktuelle <strong>Bildung</strong>sexpansion im<br />

akademischen Bereich einem in <strong>der</strong> Zukunft drohenden<br />

Akademikermangel entgegenwirkt und im Jahr 2030<br />

bei einer gleichbleibenden Entwicklung sogar zu einem<br />

leichten Überangebot an akademischen Fachkräften<br />

führen könnte. Gleichzeitig könnten – bei sonst gleichen<br />

Bedingungen – Engpässe an Fachkräften im mittleren<br />

Qualifikationssegment zunehmen. (BiBB-Report 18-2012)<br />

Abbildung 4<br />

Anteil Älterer steigt in vielen Berufen und damit auch <strong>der</strong> Ersatzbedarf<br />

erfolgsversprechend zu sein. 5<br />

Starke Unterschiede in den Berufsgruppen<br />

Die Altersstruktur unterscheidet sich sehr<br />

deutlich in den Berufsgruppen. Einen beson<strong>der</strong>s<br />

hohen prozentualen Ersatzbedarf gibt<br />

es bei Lehrern sowie Ärzten und Apothekern,<br />

bei denen 2011 etwa je<strong>der</strong> Dritte bis<br />

Vierte 55 Jahre o<strong>der</strong> älter war. Im Vergleich<br />

zum Jahr 2001 ist dieser Anteil in den letzten<br />

Jahren noch erheblich gestiegen. Von<br />

5<br />

Zu den Handlungsfel<strong>der</strong>n vergleiche: <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong>: „Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland“,<br />

Januar 2011.<br />

den erwerbstätigen Bauingenieuren und<br />

Architekten könnten rund 22 Prozent in den<br />

nächsten zehn Jahren ins Ruhestandsalter<br />

eintreten, während dieser Anteil bei den<br />

technischen Ingenieuren an<strong>der</strong>er Fachrichtungen<br />

mit 19 Prozent etwas kleiner ausfiel.<br />

Unterdurchschnittlich war <strong>der</strong> relative Anteil<br />

<strong>der</strong> älteren Erwerbstätigen bei geistes- und<br />

naturwissenschaftlichen Berufen, bei IT-<br />

Fachkräften und in <strong>der</strong> Sozialpädagogik.<br />

8 9


1.5 Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung<br />

Die <strong>Statistik</strong> über die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung befindet sich <strong>der</strong>zeit<br />

im Umstellungsprozess auf eine neue<br />

Berufe-Systematik, die die bisherige Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe aus dem Jahr 1988 ablöst.<br />

Aus diesem Grund sind <strong>der</strong>zeit 6 für das Jahr<br />

2012 keine aktuellen Daten zu Berufen und<br />

zum Ausbildungsabschluss verfügbar und es<br />

kann an dieser Stelle nur auf Daten bis zum<br />

Juni 2011 zurückgegriffen werden.<br />

6<br />

Erste Daten nach <strong>der</strong> neuen „Klassifikation <strong>der</strong><br />

Berufe 2010“ werden voraussichtlich ab September 2013<br />

für den Stichtag 31.12.2012 verfügbar sein.<br />

Abbildung 5<br />

Zahl <strong>der</strong> beschäftigten Akademikerinnen<br />

und Akademiker stark steigend<br />

Die Beschäftigtenstatistik verzeichnete 2011<br />

erstmals mehr als drei Millionen Hochqualifizierte<br />

mit Fach- und Hochschulabschluss.<br />

Im Laufe des letzten Jahrzehnts, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in <strong>der</strong> zweiten Hälfte, stieg die Zahl<br />

<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Akademiker stark an. 2011 gab es in<br />

Deutschland 650.000 mehr akademische<br />

Fachkräfte als vor zehn Jahren – ein Anstieg<br />

um 27 Prozent (Abbildung 5). Bei <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung insgesamt<br />

mussten dagegen im gleichen Zeitraum<br />

zunächst Rückgänge hingenommen<br />

Über 3 Mio. sozialversicherungspflichtig beschäftigte Akademiker/innen<br />

werden, die allerdings in den letzten Jahren<br />

wie<strong>der</strong> ausgeglichen wurden. So lag die Beschäftigung<br />

2011 zwei Prozent über dem<br />

Stand des Jahres 2001. Die Entwicklung verlief<br />

für Akademiker demnach deutlich positiver<br />

als für an<strong>der</strong>e Beschäftigte (Abbildung<br />

6). Dementsprechend stieg <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Hochqualifizierten an allen sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten: 2011 verfügten<br />

elf Prozent aller Beschäftigten über einen<br />

Hochschulabschluss, rund zwei Prozentpunkte<br />

mehr als noch im Jahr 2001. Wie die<br />

Erwerbstätigenstatistik (vergleiche Kapitel<br />

1.3) unterstreicht auch die <strong>Statistik</strong> über die<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

Abbildung 6<br />

eindrucksvoll den zunehmenden Trend <strong>der</strong><br />

Akademisierung in <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>swelt. So ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

<strong>Arbeit</strong>splätze für Hochqualifizierte sowohl<br />

relativ als auch absolut steigend, während<br />

für Geringqualifizierte Beschäftigungsverluste<br />

festzustellen sind 7 .<br />

Ingenieurfachkräfte bilden die größte<br />

akademische Berufsgruppe<br />

Mehr als je<strong>der</strong> fünfte sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigte Akademiker übte 2011<br />

einen Ingenieurberuf aus – damit stellten<br />

7<br />

siehe hierzu auch IAB-Kurzbericht 4-2013 „<strong>Bildung</strong><br />

ist <strong>der</strong> beste Schutz vor <strong>Arbeit</strong>slosigkeit“<br />

Beschäftigung von Akademiker/inne/n entwickelt sich dynamisch<br />

10 11


die Ingenieure die größte akademische<br />

Berufsgruppe dar. Bezöge man neben den<br />

klassischen Ingenieursgruppen wie den Maschinenbau-<br />

und Elektroingenieuren, den<br />

Architekten und Bauingenieuren auch Chemie-<br />

und Physikingenieure sowie Ingenieure<br />

im Agrar-, Forst- und Landschaftsbereich<br />

mit ein, wäre gut je<strong>der</strong> vierte Beschäftigte<br />

als Ingenieur tätig gewesen (Abbildung 7).<br />

Als zweitgrößte Gruppe folgten Lehrer und<br />

Dozenten, die elf Prozent <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Akademiker<br />

bildeten. Ärzte, Apotheker und Therapeuten<br />

machen mit gut einer viertel Million knapp<br />

neun Prozent <strong>der</strong> angestellten Akademiker<br />

Abbildung 7<br />

aus. Sechs Prozent sind Informatiker. Mit<br />

einem Anteil von fünf Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Akademiker<br />

sind Sozialarbeiter und Sozialpädagogen<br />

ebenfalls noch unter den Top 5 <strong>der</strong> größten<br />

Akademikergruppen vertreten.<br />

Zuwächse 2011 in fast allen Fachrichtungen<br />

Auch im Jahr 2011 setzte sich das Beschäftigungswachstum<br />

fort. Mit Ausnahme <strong>der</strong><br />

Elektroingenieure und einzelner kleiner Ingenieursgruppen,<br />

verzeichneten alle großen<br />

Akademikergruppen gegenüber dem Vorjahr<br />

einen Zuwachs an <strong>Arbeit</strong>splätzen. Die Be-<br />

Gut jede fünfte akademische Fachkraft ist Ingenieur/in<br />

schäftigtenzahlen stiegen insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

„sonstigen Ingenieuren“, zu denen vor allem<br />

Wirtschaftsingenieure zählen. Aber auch bei<br />

Unternehmens- und Steuerberatern, bei Sozialpädagogen<br />

und Naturwissenschaftlern<br />

wie Biologen, Geografen und Geowissenschaftlern<br />

gab es deutliche Steigerungen.<br />

Insgesamt erhöhte sich die Beschäftigung<br />

von Akademikern von 2010 auf 2011 um<br />

gut vier Prozent. Die Zahl aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten wuchs zwar<br />

ebenfalls nicht unerheblich, aber mit etwas<br />

über zwei Prozent nicht ganz so kräftig.<br />

Sehr hohe Dynamik in einzelnen Berufssparten<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> letzten Dekade verlief die<br />

Entwicklung in den akademischen Fachrichtungen<br />

mit unterschiedlicher Dynamik. Mit<br />

einem Plus von über 60 Prozent verzeichneten<br />

Naturwissenschaftler wie Biologen, Geografen<br />

o<strong>der</strong> Geowissenschaftler die größten<br />

Zuwächse. Überdurchschnittliche Beschäftigungsgewinne<br />

im Vergleich zu allen Akademikern<br />

konnten darüber hinaus angestellte<br />

Juristen, Unternehmens- und Steuerberater<br />

und Sozialpädagogen verbuchen (jeweils<br />

mindestens +40 Prozent). Auch Geisteswissenschaftler,<br />

Informatiker sowie Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaftler wiesen<br />

ein erhebliches Beschäftigungsplus auf (Abbildung<br />

8).<br />

Die Zuwächse bei den Ingenieuren fielen für<br />

Akademiker unterdurchschnittlich aus, was<br />

jedoch mit ganz unterschiedlichen Entwicklungen<br />

bei den einzelnen Ingenieursparten<br />

zusammenhing. Auf <strong>der</strong> einen Seite erhöhte<br />

sich die Zahl <strong>der</strong> „sonstigen Ingenieure“, zu<br />

denen insbeson<strong>der</strong>e Wirtschaftsingenieure<br />

zählen, um mehr als die Hälfte 8 . Bei den Maschinenbauingenieuren<br />

sind eher schmale<br />

Zuwächse von neun Prozent auszumachen.<br />

Die Elektroingenieure erlebten sogar einen<br />

Rückgang von 16 Prozent. Bei den Bauingenieuren<br />

und Architekten, <strong>der</strong>en Entwicklung<br />

eng mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Baubranche<br />

verknüpft ist, ging die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten bis 2006<br />

deutlich zurück. Seitdem stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Beschäftigten wie<strong>der</strong>. Insgesamt bleibt aber<br />

im Zehn-Jahresvergleich ein Rückgang von<br />

fast acht Prozent.<br />

8<br />

Zur Gruppe <strong>der</strong> „sonstigen Ingenieure“ zählen neben<br />

Wirtschaftsingenieuren zum Beispiel REFA-Ingenieure,<br />

Betriebs- und Verkehrsingenieure, Überprüfungsingenieure,<br />

Ingenieure des technischen Gesundheitswesens o<strong>der</strong><br />

Umweltschutzingenieure. Daten liegen aber nur für die<br />

Gruppe insgesamt vor.<br />

12 13


Abbildung 8<br />

Starke Zuwächse unter an<strong>der</strong>em bei naturwissenschaftlichen Berufen<br />

Abbildung 9<br />

Beschäftigungszuwächse vor allem in den westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Beschäftigungswachstum konzentrierte<br />

sich auf westdeutsche Län<strong>der</strong><br />

Im Vergleich zum Jahr 2001 sind deutliche<br />

Zuwächse bei <strong>der</strong> Beschäftigung von Akademikern<br />

vor allem in den westdeutschen<br />

Län<strong>der</strong>n festzustellen (Abbildung 9). In einzelnen<br />

Regionen, wie Helmstedt / Wolfsburg<br />

o<strong>der</strong> Ingolstadt, hat sich die Akademikerzahl<br />

sogar mehr als verdoppelt. Die Situation<br />

entwickelte sich in Ostdeutschland konträr.<br />

In einigen Regionen brachen die Beschäftigtenzahlen<br />

um mehr als ein Fünftel ein.<br />

Zuwächse von über 15 Prozent – die in<br />

westlichen Agenturbezirken die Regel waren<br />

– konnten hier nur in den Metropolregionen<br />

Berlin, Potsdam, Leipzig und Dresden sowie<br />

in den Agenturbezirken Stendal und Frankfurt<br />

/ O<strong>der</strong> verzeichnet werden.<br />

Steigen<strong>der</strong> Frauenanteil<br />

Der Frauenanteil bei Akademikern lag 2011<br />

mit 40 Prozent noch immer unter dem Frauenanteil<br />

insgesamt (46 Prozent), wenngleich<br />

er in den letzten zehn Jahren um sechs Prozentpunkte<br />

angestiegen ist. Zwar war <strong>der</strong><br />

Frauenanteil bei allen akademischen Berufsgruppen<br />

steigend, die Spannbreite über<br />

die einzelnen Berufsgruppen blieb aber sehr<br />

groß (Abbildung 10). Waren bei den Sozialarbeitern<br />

und Sozialpädagogen nahezu drei<br />

von vier Beschäftigen weiblich, so bildeten<br />

die Elektroingenieure mit lediglich knapp<br />

sechs Ingenieurinnen bei 100 Beschäftigten<br />

das Schlusslicht. Bei Lehrern und Dozenten,<br />

bei Ärzten und Apothekern sowie bei den<br />

Geisteswissenschaftlern und Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaftlern machten die<br />

Frauen mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

aus. Der Anteil <strong>der</strong> weiblichen Beschäftigten<br />

lag in diesen Berufsgruppen damit nicht nur<br />

über dem Durchschnitt aller Akademiker,<br />

son<strong>der</strong>n auch über dem Durchschnitt aller<br />

Berufe. Naturwissenschaftlerinnen im Feld<br />

<strong>der</strong> Biologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geowissenschaften<br />

konnten gegenüber 2001 knapp neun Prozentpunkte<br />

dazugewinnen. 2011 wies diese<br />

Gruppe mit 42 Prozent immerhin einen für<br />

Akademiker überdurchschnittlichen Anteil<br />

auf. Zuwächse von etwa sieben Prozentpunkten<br />

verzeichneten die Chemieingenieurinnen<br />

sowie die Architektinnen und Bauingenieurinnen.<br />

Sie stellten damit unter den<br />

Ingenieursgruppen beim Frauenanteil die<br />

Spitzenreiter. Mit 17 Prozent weiblichen Beschäftigten<br />

war <strong>der</strong> Frauenanteil unter den<br />

Informatikern unterdurchschnittlich niedrig.<br />

14 15


Abbildung 10<br />

Frauenanteil unter den Akademiker/inne/n ist steigend<br />

Abbildung 11<br />

Relativ viele Befristungen, dagegen Zeitarbeit selten<br />

Er zeigte in den letzten Jahren auch keine<br />

Steigerung. Um immerhin fünf Prozentpunkte<br />

stieg <strong>der</strong> Frauenanteil unter den Physikern,<br />

Physikingenieuren und Mathematikern<br />

an. Etwa je<strong>der</strong> sechste sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte war hier weiblich.<br />

Kaum steigern konnten im Verlauf <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre die Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure<br />

und die Elektroingenieure ihren<br />

Frauenanteil. Dieser lag weit unterdurchschnittlich<br />

bei sechs bis sieben Prozent.<br />

Atypische Beschäftigungsverhältnisse<br />

Die <strong>Arbeit</strong>smarktreformen des letzten Jahrzehnts<br />

haben flexiblere Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

eröffnet. Damit einher gehen<br />

<strong>Chancen</strong>, aber auch Unsicherheiten für die<br />

Beschäftigten. Der Beschäftigungsanstieg<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre geht sowohl auf mehr<br />

Normalarbeitsverhältnisse zurück als auch<br />

auf eine Zunahme von flexiblen bzw. „atypischen“<br />

Beschäftigungsverhältnissen. Darunter<br />

werden Teilzeit, Minijobs, befristete<br />

Beschäftigung und Zeitarbeitsverhältnisse<br />

zusammengefasst. Auch am <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

für Akademiker ist ein Plus an atypischer<br />

Beschäftigung zu beobachten. Insgesamt<br />

spielt sie aber eine nachgeordnete Rolle.<br />

Im Jahr 2011 hatten rund 25.400 Personen<br />

und damit weniger als ein Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten<br />

Akademiker einen Zeitarbeitsvertrag (Abbildung<br />

11). Weitere 518.200 sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigte Akademiker -<br />

knapp jede sechste Fachkraft – arbeitete in<br />

Teilzeit. Darüber hinaus gingen rund 89.000<br />

o<strong>der</strong> drei Prozent aller regulär und geringfügig<br />

beschäftigten Akademiker ausschließlich<br />

einem Minijob nach. Die Ursachen, weshalb<br />

jemand ein atypisches Beschäftigungsverhältnis<br />

ausübt, sind vielschichtig. So können<br />

zum Beispiel Teilzeitbeschäftigungen o<strong>der</strong><br />

Minijobs freiwillig gewählt sein o<strong>der</strong> aber<br />

das Ergebnis mangeln<strong>der</strong> Vollzeitangebote<br />

o<strong>der</strong> fehlen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten<br />

sein.<br />

Befristete <strong>Arbeit</strong>sverhältnisse insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Jüngeren<br />

Seltener „freiwillig“ gewählt ist dagegen ein<br />

befristetes <strong>Arbeit</strong>sverhältnis. Laut Mikrozensus<br />

waren 2011 rund 586.000 Erwerbstätige<br />

mit Fach- und Hochschulabschluss befristet<br />

16 17


eschäftigt. 9 Das war etwa je<strong>der</strong> zehnte<br />

abhängig beschäftigte Akademiker. Dabei<br />

gibt es von Branche zu Branche merkliche<br />

Unterschiede. Sehr häufig finden sich Befristungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Hochschulen, denn<br />

Forschungsprojekte sind oftmals zeitlich<br />

begrenzt. Relativ viele Befristungen gibt es<br />

auch im Gesundheits- und Sozialwesen o<strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung, während zum<br />

Beispiel im Verarbeitenden Gewerbe o<strong>der</strong><br />

bei Banken und Versicherungen die Befristungsanteile<br />

geringer sind.<br />

Befristungen von <strong>Arbeit</strong>sverträgen treten<br />

vorrangig in <strong>der</strong> Anfangsphase des Berufslebens<br />

auf. So hatten 2011 rund 29 Prozent<br />

<strong>der</strong> Akademiker unter 30 Jahren einen <strong>Arbeit</strong>svertrag<br />

mit Verfallsdatum. Mit fortschreiten<strong>der</strong><br />

beruflicher Etablierung werden<br />

Befristungen immer mehr zur Ausnahme.<br />

Beträgt er bei abhängig erwerbstätigen Akademikern<br />

unter 35 Jahren noch 22 Prozent,<br />

fiel <strong>der</strong> Befristungsanteil bei 35- bis 49-Jährigen<br />

mit sieben Prozent und bei mindestens<br />

50-Jährigen mit fünf Prozent wesentlich kleiner<br />

aus.<br />

9<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Angaben<br />

ohne Erwerbstätige mit Abschluss an Berufsakademien<br />

sowie ohne Ausbildungsverträge. Enthalten sind 20.000<br />

Erwerbstätige, die eine Daueranstellung nicht wünschten.<br />

Vergleiche zu diesem Thema auch IAB-Kurzbericht<br />

14/2010 und STATmagazin: <strong>Arbeit</strong>smarkt 5/2013<br />

1.6 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit von akademischen<br />

Fachkräften<br />

Leichter Anstieg <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosenzahl<br />

Nachdem die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit 2011 im Zuge<br />

<strong>der</strong> <strong>gute</strong>n wirtschaftlichen Entwicklung um<br />

fast 10.000 Akademiker zurückgegangen<br />

war, stieg sie im Jahresdurchschnitt 2012<br />

wie<strong>der</strong> leicht auf insgesamt fast 170.000<br />

Akademiker. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

bedeutete dies eine Zunahme um 3.200<br />

Personen bzw. zwei Prozent. Das verwun<strong>der</strong>t<br />

zunächst, ist doch die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

insgesamt im gleichen Zeitraum um fast<br />

80.000 Personen bzw. drei Prozent gesunken.<br />

Detaillierter betrachtet fällt auf, dass<br />

<strong>der</strong> Anstieg bei den Akademikern insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch Experten im Bereich Handel und<br />

Vertrieb hervorgerufen wurde. Hier macht<br />

sich zum Einen die in <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte<br />

2012 nachlassende Konjunktur bemerkbar.<br />

Zum An<strong>der</strong>en bleibt es nicht ganz<br />

ohne Auswirkungen, dass die Absolventenzahlen<br />

in den letzten Jahren von Rekord zu<br />

Rekord eilen. Bedenkt man, dass allein in<br />

<strong>der</strong> Fächergruppe Wirtschaftswissenschaften<br />

jährlich 40.000 bis 50.000 Absolventen<br />

in den <strong>Arbeit</strong>smarkt starten, erscheint <strong>der</strong><br />

Anstieg <strong>der</strong> Akademikerarbeitslosigkeit fast<br />

schon überraschend gering und zeigt, wie<br />

aufnahmefähig <strong>der</strong> Markt ist. Zur Einordnung<br />

<strong>der</strong> Entwicklung gehören außerdem<br />

die Tatsachen, dass die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit in<br />

vielen akademischen Berufen auch 2012<br />

weiter gesunken ist und dass – trotz erheblich<br />

gestiegener Erwerbstätigkeit – die Zahl<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosen mit Hoch- und Fachhochschulabschluss<br />

deutlich geringer ist als in<br />

den Jahren 2000 bis 2005. Verglichen mit<br />

dem Jahr 2005 waren 2012 sogar fast ein<br />

Drittel weniger Akademiker arbeitslos gemeldet<br />

(Abbildung 12).<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenquote auf Vollbeschäftigungsniveau<br />

Vergleiche mit Vorjahren zeigen aktuelle Entwicklungen<br />

auf. Für eine Gesamtbeurteilung<br />

sind jedoch auch längerfristige Vergleiche<br />

und Aussagen über das Niveau <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

von Bedeutung. Die beste Kennziffer<br />

für eine Niveaueinschätzung stellt die <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

dar. Da für die Berechnung<br />

auf Daten des Mikrozensus zurückgegriffen<br />

wird und diese erst mit zeitlicher Verzögerung<br />

zur Verfügung stehen, sind aktuell nur<br />

Aussagen bis zum Jahr 2011 möglich. Diese<br />

zeigen, dass <strong>der</strong> langfristige Trend geringer<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit für Akademiker ungebrochen<br />

ist. Nach Berechnungen des Instituts<br />

für <strong>Arbeit</strong>smarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />

lag die qualifikationsspezifische <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

für Akademiker im Jahr 2011 bei<br />

2,4 Prozent. 10 Das ist eine Größenordnung,<br />

bei <strong>der</strong> man von Vollbeschäftigung spricht.<br />

In Westdeutschland betrug die Quote sogar<br />

lediglich 1,9 Prozent. In Ostdeutschland<br />

10<br />

Quelle: IAB-Kurzbericht 4/2013<br />

18 19


Abbildung 12<br />

Leichter Anstieg <strong>der</strong> Akademiker-<strong>Arbeit</strong>slosenzahl, aber geringes Niveau<br />

Abbildung 13<br />

Akademiker-<strong>Arbeit</strong>slosenquote auf Vollbeschäftigungsniveau<br />

war sie mit 4,1 Prozent zwar fast doppelt so<br />

hoch, aber im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Qualifikationsgruppen<br />

ebenfalls weit unter dem<br />

Durchschnitt.<br />

Auch die langfristige Entwicklung seit 1975<br />

zeigt eindrucksvoll, dass Fachkräfte mit<br />

Fachhochschul- und Hochschulabschluss in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit viel seltener von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

betroffen waren als an<strong>der</strong>e Qualifikationsgruppen<br />

(Abbildung 13). So war<br />

die <strong>Arbeit</strong>slosenquote in diesem Segment<br />

konstant die niedrigste aller Qualifikationsebenen.<br />

Selbst in konjunkturell schlechten<br />

Zeiten lag sie in den letzten 20 Jahren fast<br />

durchweg unter <strong>der</strong> Vier-Prozent-Marke, seit<br />

2007 sogar kontinuierlich unter drei Prozent.<br />

Bei Fachkräften mit Berufs- bzw. Fachschulausbildung<br />

fiel die <strong>Arbeit</strong>slosenquote 2011<br />

zwar etwas höher aus als bei Akademikern,<br />

war aber mit 5,1 Prozent ebenfalls unterdurchschnittlich.<br />

Das größte Risiko arbeitslos<br />

zu werden, tragen nicht formal Qualifizierte.<br />

Hier ist die <strong>Arbeit</strong>slosenquote in den<br />

letzten zwei Jahrzehnten auf ein sehr hohes<br />

Maß gestiegen. Auch wenn sie aktuell etwas<br />

rückläufig ist, war 2011 im Schnitt je<strong>der</strong><br />

fünfte Geringqualifizierte arbeitslos. Darin<br />

zeigen sich die Auswirkungen des Struktur-<br />

wandels mit einer zunehmenden Zahl an <strong>Arbeit</strong>splätzen<br />

für Hochqualifizierte und einer<br />

abnehmenden Zahl einfacher Tätigkeiten,<br />

die keinen Berufsabschluss erfor<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenbestand in den meisten<br />

Berufsgruppen weiter gesunken<br />

In den meisten Berufsfel<strong>der</strong>n ist die Zahl <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>slosen, die eine hochqualifizierte Tätigkeit<br />

suchen, auch 2012 zurückgegangen.<br />

Prozentual am deutlichsten war dies <strong>der</strong> Fall<br />

in ingenieurtechnischen Berufen zum Beispiel<br />

im Bereich <strong>der</strong> Mechatronik, Energieund<br />

Elektrotechnik sowie in <strong>der</strong> Maschinenund<br />

Fahrzeugtechnik (Abbildung 14).<br />

Der leichte Anstieg <strong>der</strong> Gesamtarbeitslosenzahl<br />

von Akademikern ist – wie bereits angeführt<br />

– vor allem durch die Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

Logistik, Vertrieb, Management und Finanzen<br />

bedingt. Einen geringen, aber im Kontext<br />

<strong>der</strong> Diskussionen um Fachkräftemangel auffälligen<br />

Anstieg <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosenzahl gab es<br />

darüber hinaus auch in <strong>der</strong> Humanmedizin<br />

(+140 Ärzte), Pharmazie (+130 Apotheker)<br />

und den Naturwissenschaften. Der Zuwachs<br />

an <strong>Arbeit</strong>slosen sollte hier keinesfalls überbewertet<br />

werden. Da die Ausgangsgrößen<br />

sehr klein sind, führen bereits geringe absolute<br />

Verän<strong>der</strong>ungen zu größeren prozentualen<br />

Än<strong>der</strong>ungsraten (Niveau-Effekt). Hinzu<br />

20 21


Abbildung 14<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit in vielen Berufsgruppen weiter rückläufig<br />

Abbildung 15<br />

Akademiker/innen sind am kürzesten arbeitslos<br />

kommt, dass aller Voraussicht nach gleichzeitig<br />

die Zahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen gestiegen<br />

sein dürfte (Daten für 2012 liegen aktuell<br />

nicht vor). Insoweit hätte sich – trotz geringfügig<br />

höherer <strong>Arbeit</strong>slosenzahlen – die<br />

<strong>Arbeit</strong>smarktsituation nicht verschlechtert.<br />

Dies wird auch durch die geringe Akademiker-<strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

bestätigt.<br />

Kurze Dauer <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Wenn Akademiker arbeitslos wurden, waren<br />

sie es - statistisch gesehen - am kürzesten.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund steht hier die Sucharbeitslosigkeit.<br />

Mehr als die Hälfte waren weniger<br />

als drei Monate ohne eine Tätigkeit (Abbildung<br />

15). Rund 73 Prozent <strong>der</strong> arbeitslosen<br />

Akademiker, die im Jahr 2012 ihre <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

beendeten, waren kürzer als ein<br />

halbes Jahr arbeitslos. Bei <strong>Arbeit</strong>slosen mit<br />

Berufsabschluss lag dieser Anteil bei 69<br />

Prozent, bei nicht formal Qualifizierten waren<br />

es 63 Prozent. Langzeitarbeitslosigkeit,<br />

also ein Jahr <strong>Arbeit</strong>slosigkeit und länger,<br />

war dagegen für zwölf Prozent <strong>der</strong> Akademiker<br />

ein Thema. Bei <strong>Arbeit</strong>slosen, die keinen<br />

akademischen Abschluss haben, sind die<br />

Anteile Langzeitarbeitsloser um einiges höher<br />

(Facharbeiter 16 Prozent, ohne Berufsabschluss<br />

21 Prozent).<br />

In Europa eine <strong>der</strong> geringsten <strong>Arbeit</strong>slosenquoten<br />

Auch im europäischen Vergleich fällt die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenquote von Akademikern in<br />

Deutschland sehr gering aus (Abbildung 16).<br />

Die ILO-Erwerbslosenquote von Fachkräften<br />

mit tertiärer Ausbildung belief sich im Jahr<br />

2011 in Deutschland auf 2,5 Prozent. Sie lag<br />

damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt<br />

von 5,6 Prozent. Da die <strong>Arbeit</strong>smarktchancen<br />

immer auch mit <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit eines Landes im Zusammenhang<br />

stehen, streut die <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

von Hochqualifizierten über die<br />

Län<strong>der</strong> Europas. Gleichzeitig ist aber auch<br />

in allen Län<strong>der</strong>n festzustellen, dass <strong>gute</strong><br />

<strong>Bildung</strong> vor <strong>Arbeit</strong>slosigkeit schützt. So ist<br />

in allen europäischen Staaten die Erwerbslosenquote<br />

von Hochschulabsolventen geringer<br />

als die Erwerbslosenquote insgesamt.<br />

22 23


Abbildung 16<br />

Auch in Europa unterdurchschnittliche Akademiker-<strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

1.7 <strong>Arbeit</strong>skräftenachfrage<br />

Mehr gemeldete <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

Akademiker konnten 2012 von <strong>der</strong> robusten<br />

Wirtschaftslage und einer hohen Nachfrage<br />

nach Fachkräften profitieren. Im Laufe<br />

des Jahres 2012 wurden 150.400 <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

für akademische Berufe11 bei <strong>der</strong><br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> gemeldet. Gegenüber<br />

2011 ist die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten<br />

Stellen für Hochqualifizierte erneut um fünf<br />

11<br />

Das Merkmal Fach- und Hochschulabschluss ist in<br />

<strong>der</strong> <strong>Statistik</strong> <strong>der</strong> gemeldeten Stellen nicht direkt auswertbar.<br />

Deshalb werden hier Stellen mit dem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

4 (Experte) zu Grunde gelegt. Dies entspricht<br />

einer Qualifikation, die einem mindestens vierjährigen<br />

Fach- o<strong>der</strong> Hochschulabschluss vergleichbar ist.<br />

Prozent gestiegen, nachdem sie bereits im<br />

Vorjahr ein Plus von 16 Prozent verzeichnete.<br />

Im Gegensatz dazu zeigten sich die<br />

Stellenzugänge über alle Berufe und Anfor<strong>der</strong>ungsniveaus<br />

2012 mit einem Minus von<br />

neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

deutlich schwächer. Der Jahresdurchschnittsbestand<br />

an gemeldeten Stellen<br />

für akademische Experten lag 2012 mit<br />

42.300 Offerten auf dem höchsten Stand<br />

seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende. Daneben waren<br />

rund 46.000 Stellenangebote für komplexe<br />

Spezialistentätigkeiten 12 bei <strong>der</strong> Bundes-<br />

12<br />

Stellen mit dem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau 3 (Spezialisten).<br />

Eine Differenzierung nach Meister-, Techniker o<strong>der</strong><br />

Hochschulausbildung ist nicht möglich.<br />

agentur für <strong>Arbeit</strong> gemeldet. Diese richteten<br />

sich an <strong>Arbeit</strong>suchende, die eine Qualifikation<br />

aufweisen konnten, die zum Beispiel<br />

mit einer Weiterbildung zum Meister o<strong>der</strong><br />

Techniker bzw. einem Fachhochschul- o<strong>der</strong><br />

Hochschulabschluss von weniger als vier<br />

Jahren erworben werden kann.<br />

Gesamtwirtschaftliche Nachfrage auf<br />

Vorjahresniveau<br />

Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach<br />

Akademikern war größer als die Zahl <strong>der</strong><br />

gemeldeten Stellen, da <strong>Arbeit</strong>geber nicht<br />

alle vakanten Stellen den Vermittlungseinrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong><br />

meldeten, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e Suchwege<br />

nutzten. Nach <strong>der</strong> Erhebung des Instituts<br />

für <strong>Arbeit</strong>smarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />

zum gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot<br />

wurde in den letzten Jahren knapp jede zweite<br />

offene Stelle bei den Vermittlungseinrichtungen<br />

angezeigt. Bei Stellen für Akademiker<br />

lag die Meldequote etwas geringer. Hier<br />

wurde für jede vierte bis fünfte freie Stelle<br />

<strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> ein Vermittlungsauftrag<br />

erteilt. Die Meldequote dürfte<br />

sich zudem in den einzelnen Berufsgruppen<br />

unterscheiden. Hierüber liegen jedoch keine<br />

detaillierten Informationen vor. Insgesamt<br />

waren im vierten Quartal 2012 rund<br />

166.000 Stellen für Fachkräfte mit Facho<strong>der</strong><br />

Hochschulabschluss zu besetzen, ähnlich<br />

viele wie zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr.<br />

Rückgang bei Stellenangeboten in<br />

Printmedien<br />

Der Adecco-Stellenindex, <strong>der</strong> regelmäßig<br />

rund 40 Printmedien auswertet, beobachtete<br />

2012 eine rückläufige Entwicklung bei den<br />

Stellenofferten für akademische Fachkräfte.<br />

Diese ging in erster Linie auf weniger Inserate<br />

für Ingenieurfachkräfte, Informatiker und<br />

Betriebswirte zurück. Insgesamt wurden im<br />

Jahr 2012 rund 94.000 Stellenangebote in<br />

Printmedien registriert.<br />

Fachkräfte in technischen und sozialen<br />

Berufen am häufigsten gesucht<br />

Die Liste <strong>der</strong> „gefragtesten Akademiker“<br />

wurde 2012 angeführt von den Sozialarbeitern<br />

und -pädagogen (Abbildung 17). Hier<br />

verzeichneten die Stellenvermittler etwa<br />

17.600 Stelleneingänge – rund jede neunte<br />

Akademiker-Stelle. Gegenüber dem Vorjahr<br />

stieg die Nachfrage um 13 Prozent. Auch<br />

die Nachfrage nach Informatikexperten entwickelte<br />

sich weiterhin nach oben: Mit rund<br />

13.500 Stellenangeboten gingen im Laufe<br />

des Jahres 2012 acht Prozent mehr Stellen<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> ein als<br />

2011. Insgesamt etwa jede dritte gemeldete<br />

Akademikerstelle richtete sich an Angehörige<br />

ingenieurtechnischer Berufe. Darunter<br />

waren 10.900 Angebote für Maschinen- und<br />

Fahrzeugtechnikexperten, 9.500 für Mechatronik-,<br />

Energie- und Elektrotechnikexperten,<br />

8.400 für Bauexperten und 8.300 im<br />

24 25


Abbildung 17<br />

Die gefragtesten Akademiker/innen - Top Ten <strong>der</strong> gemeldeten Stellen<br />

Abbildung 18<br />

Steigende Nachfrage in vielen akademischen Berufsgruppen<br />

Feld Entwicklung und Konstruktion. Gegenüber<br />

dem Vorjahr zeigten sich hier teilweise<br />

Nachfragerückgänge, die mit <strong>der</strong> langsameren<br />

konjunkturellen Gangart im Zusammenhang<br />

stehen dürften. Es folgten zahlreiche<br />

Stellenangebote in betriebswirtschaftlichen<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n mit insgesamt 27.500 Jobangeboten<br />

für Experten in Handel und Vertrieb,<br />

Unternehmensführung und -organisation<br />

sowie Finanzen, Rechnungswesen und<br />

Steuerberatung. Hier war <strong>der</strong> Fachkräftebedarf<br />

sogar noch etwas höher als im Vorjahreszeitraum.<br />

Mehr Stellenangebote als 2011<br />

gab es auch bei Lehrkräften und Ausbil<strong>der</strong>n,<br />

die mit 9.300 Offerten ebenfalls zu den Berufsgruppen<br />

mit großem Einstellungsbedarf<br />

zählten.<br />

Nachfrage in vielen Berufen erheblich<br />

über dem Niveau von 2007<br />

Ein Rückblick auf das Jahr 2007 zeigt, dass<br />

<strong>der</strong> krisenbedingte Einbruch <strong>der</strong> Fachkräftenachfrage<br />

in den Jahren 2009 und 2010<br />

mittlerweile mehr als wett gemacht werden<br />

konnte (Abbildung 18). Die Zahl <strong>der</strong> im Jahresverlauf<br />

eingegangen Stellenmeldungen<br />

für akademische Experten war 2012 rund ein<br />

Fünftel höher als 2007. Ein Nachfrageplus<br />

zeigt sich nicht in allen, aber in den meisten<br />

akademischen Berufsgruppen, wenngleich<br />

erhebliche Unterschiede auszumachen sind.<br />

Sehr deutlich über dem Niveau des Jahres<br />

2007 lag 2012 die Nachfrage nach Experten<br />

für Finanzen, Rechnungswesen und Steuerberatung.<br />

Hier hat sich die Zahl <strong>der</strong> Stellenmeldungen<br />

mehr als verdoppelt. Auch<br />

in Handels- und Vertriebsberufen wurden<br />

signifikant mehr Experten gesucht. Deutlich<br />

gestiegen ist <strong>der</strong> gemeldete Bedarf ebenso<br />

in <strong>der</strong> Sozialarbeit sowie im juristischen<br />

Bereich. Auf technischem Gebiet ist die Entwicklung<br />

ambivalent. Während gut ein Drittel<br />

mehr Experten für den Bereich Entwicklung,<br />

Konstruktion und Produktionssteuerung<br />

gesucht wurden, gab es beispielsweise<br />

bei Maschinen- und Fahrzeugbauexperten<br />

nennenswerte Rückgänge zu verzeichnen<br />

(-20 Prozent). Eine nachlassende Nachfrage<br />

gab es darüber hinaus auch im Bereich <strong>der</strong><br />

Unternehmensführung und -organisation<br />

(-12 Prozent). Die Rückgänge im Bereich<br />

Pharmazie (-19 Prozent) und Human- und<br />

Zahnmedizin (-24 Prozent) könnten auch<br />

damit zusammenhängen, dass <strong>Arbeit</strong>geber<br />

aufgrund geringer Hoffnung auf eine erfolgreiche<br />

Stellenbesetzung weniger Stellen bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> melden.<br />

26 27


Suche nach Fachkräften dauerte länger<br />

Die Zeitspanne zwischen dem vom <strong>Arbeit</strong>geber<br />

gewünschten Besetzungstermin und<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Abmeldung eines Stellenangebotes<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

liefert Anhaltspunkte dafür, wie schnell es<br />

Unternehmen gelingt, ihre freien Stellen zu<br />

besetzen. Ist diese sogenannte Vakanzzeit<br />

sehr hoch, kann sie ein Signal für einen sich<br />

abzeichnenden Engpass an Fachpersonal<br />

darstellen 13 . Die Besetzung von Akademikerstellen<br />

ist aber auch grundsätzlich mit einer<br />

längeren Vakanzzeit verbunden als bei an<strong>der</strong>en<br />

Qualifkationsniveaus, da das Auswahlverfahren<br />

bei <strong>der</strong> Einstellung von Experten<br />

häufig mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gegenüber<br />

dem Vorjahr stieg die Vakanzzeit insgesamt<br />

weiter merklich an. Im Durchschnitt<br />

über alle Berufe und Anfor<strong>der</strong>ungsniveaus<br />

waren gemeldete Stellen 77 Tage vakant<br />

(+13 Tage gegenüber Vorjahr). Bei Stellen für<br />

akademische Experten lag die Vakanzzeit bei<br />

85 Tagen, elf Tage mehr als 2011.<br />

Fachkräfteengpässe bei ärztlichem und<br />

technischem Personal<br />

In den Berufsgruppen zeigten sich erhebliche<br />

Unterschiede hinsichtlich <strong>der</strong> Vakanzzeiten<br />

(Abbildung 19). Erneut deutliche<br />

Anstiege waren bei Stellenangeboten für<br />

13<br />

Zudem spielt eine Rolle, mit welchem zeitlichen<br />

Vorlauf <strong>Arbeit</strong>geber Stellen bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

melden und wie schnell sie die <strong>Arbeit</strong>svermittlung über<br />

die erfolgreiche Besetzung ihrer freien Stellen informieren.<br />

Human- und Zahnmediziner zu verzeichnen.<br />

Stellen blieben hier durchschnittlich<br />

174 Tage vakant und damit 17 Tage länger<br />

als vor einem Jahr. Besetzungsprobleme<br />

wurden insbeson<strong>der</strong>e bei Humanmedizinern<br />

im ländlichen Raum immer deutlicher. Auch<br />

bei Stellen für Ingenieure im Maschinenund<br />

Fahrzeugbau sowie <strong>der</strong> Mechatronik,<br />

Energie-, Elektrotechnik o<strong>der</strong> Informatik<br />

signalisierte die merklich gestiegene und<br />

überdurchschnittliche Vakanzzeit Besetzungsschwierigkeiten.<br />

Mo<strong>der</strong>ater fallen die<br />

Vakanzzeiten dagegen zum Beispiel in den<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n Redaktion, Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie in Managementberufen,<br />

in <strong>der</strong> Unternehmensberatung sowie<br />

in den Naturwissenschaften aus.<br />

Nähere Informationen zu aktuellen Fachkräfteengpässen,<br />

auch in nichtakademischen<br />

Berufen, finden Sie in <strong>der</strong> Fachkräfte-Engpassanalyse<br />

<strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> 14<br />

14<br />

www.statistik.arbeitsagentur.de > <strong>Arbeit</strong>smarktberichte<br />

> Fachkräftebedarf und Stellen<br />

Abbildung 19<br />

Hohe Vakanzzeiten in <strong>der</strong> Humanmedizin<br />

1.8 Akademischer Nachwuchs<br />

Prognosen und Szenarien zur Einschätzung<br />

des zukünftigen Fachkräftebedarfs gehen<br />

von einem steigenden Bedarf an Akademikern<br />

aus. Bereits heute klagen <strong>Arbeit</strong>geber<br />

in einigen Bereichen über einen Mangel an<br />

(hoch-)qualifizierten Fachkräften. Die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Absolventen- und Studienanfängerzahlen<br />

stehen deshalb im Blickpunkt<br />

von Wirtschaft, Politik und zunehmend auch<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Öffentlichkeit. 2011 und<br />

2012 waren aus dieser Perspektive <strong>gute</strong><br />

Jahre – erreichte doch die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger<br />

ein so hohes Niveau wie noch nie<br />

in Deutschland (Abbildung 20). Eine nicht<br />

unerhebliche Rolle spielten hierbei allerdings<br />

auch die doppelten Abiturjahrgänge<br />

und die Aussetzung <strong>der</strong> Wehrpflicht. Die<br />

<strong>Bildung</strong>sexpansion im akademischen Feld<br />

wirkt sich merklich aus. So kommen neuere<br />

Forschungsergebnisse von IAB und BiBB zu<br />

dem Schluss, dass die aktuelle Studierendenentwicklung<br />

einem in <strong>der</strong> Zukunft drohenden<br />

Akademikermangel entgegenwirkt<br />

und im Jahr 2030 bei einer gleichbleibenden<br />

Entwicklung sogar zu einem leichten Überangebot<br />

an akademischen Fachkräften führen<br />

könnte. Gleichzeitig dürften – bei sonst<br />

gleichen Bedingungen – allerdings Engpässe<br />

28 29


Abbildung 20<br />

Studienanfänger- und Absolventenzahl auf Rekordniveau<br />

an Fachkräften im mittleren Qualifikationssegment<br />

zunehmen. 15<br />

Neueinschreibungen auf hohem Niveau<br />

Fast 493.000 Männer und Frauen nahmen<br />

2012 nach vorläufigen Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes ein Studium an Hochschulen<br />

in Deutschland auf.<br />

Im Vergleich zum Studienjahr 2011 – dem<br />

bisherigen Höchststand - ging die Zahl <strong>der</strong><br />

Neueinschreibungen leicht um fünf Prozent<br />

zurück. Sie bewegt sich aber weiterhin auf<br />

15<br />

Quelle: BiBB-Report 18-2012<br />

Rekordniveau. Der Frauenanteil unter den<br />

Studierenden im ersten Hochschulsemester<br />

lag bei 49 Prozent.<br />

Nicht nur die doppelten Abiturjahrgänge, die<br />

2012 in den Län<strong>der</strong>n Bremen, Teilen Hessens,<br />

Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg<br />

ihre Schulzeit beendeten, führten<br />

zu wachsenden Erstsemesterjahrgängen.<br />

Auch unabhängig davon ist das Interesse<br />

an einem Studium gestiegen. So lag die um<br />

den Effekt <strong>der</strong> G8-Umstellung bereinigte<br />

Studienanfängerquote 16 2011 – Angaben für<br />

16<br />

Anteil <strong>der</strong> Studienanfänger an <strong>der</strong> gleichaltrigen<br />

Bevölkerung (ohne <strong>Bildung</strong>sauslän<strong>der</strong>, also ohne Jugendliche,<br />

die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland<br />

erworben hatten)<br />

2012 liegen noch nicht vor – bei 43 Prozent.<br />

Das waren fünf Prozentpunkte mehr als im<br />

Vorjahr, und eindrucksvolle 15 Prozentpunkte<br />

mehr als 2001.<br />

Offensichtlich haben die <strong>gute</strong>n Perspektiven<br />

und Diskussionen über Fachkräftemangel<br />

auch viele zu einem technischen Studium<br />

motiviert: So gab es für die Bereiche Maschinenbau<br />

/ Verfahrenstechnik, Informatik und<br />

Elektrotechnik – für die bereits erste vorläufige<br />

Angaben für das Studienjahr 2012/13<br />

vorliegen – um die 20 Prozent mehr Neueinschreibungen<br />

als noch 2010.<br />

Weiterhin viele Studierende erwartet<br />

Die Kultusministerkonferenz geht in ihrer<br />

aktuellen Vorausberechnung <strong>der</strong> Studienanfängerzahlen<br />

17 für die kommenden Studienjahre<br />

von einem weiterhin hohen Niveau<br />

an Hochschulneueinschreibungen aus. 2013<br />

soll die Zahl aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs<br />

in Nordrhein-Westfalen nochmals<br />

leicht ansteigen. Mindestens bis 2025 wird<br />

von Studienanfängerzahlen ausgegangen,<br />

die über dem Niveau des Jahres 2008 liegen.<br />

Gestiegene Absolventenzahlen<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Absolventen ist nach letzten Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes 2011<br />

auf rund 392.000 gestiegen – ein neuer Re-<br />

17<br />

Quelle: KMK: Vorausberechnung <strong>der</strong> Studienanfängerzahlen<br />

2012-2025 – Fortschreibung – Stand<br />

24.01.2012<br />

kord. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein<br />

Plus von acht Prozent. Seit 2002 steigt die<br />

Zahl <strong>der</strong> Absolventen kontinuierlich an und<br />

hat das Niveau <strong>der</strong> 1990-er Jahre längst hinter<br />

sich gelassen. Im Zehn-Jahresvergleich<br />

konnte sogar eine Steigerung um 69 Prozent<br />

verzeichnet werden. Vor dem Hintergrund<br />

hoher Studienanfängerzahlen dürfte die<br />

Zahl <strong>der</strong> Nachwuchsakademiker auch in den<br />

nächsten Jahren weiter deutlich wachsen,<br />

bevor sie in Folge <strong>der</strong> demografischen Entwicklung<br />

zurückgehen wird.<br />

Etwas einschränkend muss man allerdings<br />

anmerken, dass <strong>der</strong>zeit ein Teil <strong>der</strong> aktuellen<br />

Steigerungsraten dadurch hervorgerufen<br />

wird, dass mit den Bachelorprüfungen eine<br />

neue Prüfungsart eingeführt wurde, für die<br />

vorher kein Pendant existierte. Berücksichtigt<br />

man ferner, dass nur ein kleiner Teil <strong>der</strong><br />

Bachelorabsolventen nach dem Bachelorabschluss<br />

in das Berufsleben startet 18 , hat sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> akademischen Berufseinsteiger,<br />

die dem <strong>Arbeit</strong>smarkt neu zur Verfügung<br />

steht, bei Weitem nicht so rasant entwickelt<br />

wie man anhand <strong>der</strong> Absolventenzahl<br />

vermuten könnte. Lässt man die weiterstudierenden<br />

Bachelorabsolventen außen vor,<br />

ging 2010 die Zahl <strong>der</strong> Hochschulabsolventen<br />

gegenüber dem Vorjahr sogar um drei<br />

18<br />

Laut HIS-Absolventenbefragung haben 72 Prozent<br />

<strong>der</strong> Bachelorabsolventen 2009 ca. ein Jahr nach dem<br />

Abschluss ein Masterstudium begonnen o<strong>der</strong> geplant.<br />

Quelle: Christoph Heine: Übergang vom Bachelor- zum<br />

Masterstudium, HIS-Forum Hochschule 7/2012<br />

30 31


Prozent zurück und 2011 gab es quasi keine<br />

Verän<strong>der</strong>ung (+0,1 Prozent). Ab dem Jahr<br />

2012 dürfte sich tatsächlich wie<strong>der</strong> ein Plus<br />

an akademischen Berufseinsteigern ergeben<br />

und zur Verringerung o<strong>der</strong> Schließung von<br />

Fachkräftelücken beitragen.<br />

Zuwächse in allen Fächergruppen<br />

Die einzelnen Fachrichtungen erfreuen sich<br />

bei den Studierenden unterschiedlicher Beliebtheit.<br />

Die größte Fächergruppe ist die<br />

<strong>der</strong> Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

mit 128.000 Absolventen im Jahr<br />

2011. Ihr gehörte etwa je<strong>der</strong> dritte Absolvent<br />

an. Im Vergleich zum Vorjahr war hier<br />

Abbildung 21<br />

ein Plus von sieben Prozent festzustellen<br />

(Abbildung 21). Etwa je<strong>der</strong> fünfte Absolvent<br />

legte sein Examen in den Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

ab. Mit 70.000 erfolgreichen<br />

Prüfungen im Jahr 2011 gab es hier ein<br />

Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Auch in den MINT-Fächern steigen die<br />

Absolventenzahlen. Sieben Prozent mehr<br />

Mathematiker, Informatiker und Naturwissenschaftler<br />

als im Vorjahr beendeten 2011<br />

ihr Studium.<br />

Die viel diskutierten Fachkräfteengpässe bei<br />

Ingenieuren resultieren in erster Linie aus<br />

dem Einbruch <strong>der</strong> Studierendenzahlen Mitte<br />

Zuletzt starke Zuwächse in den Ingenieurwissenschaften<br />

<strong>der</strong> 1990-er Jahre. Seit 2003 steigt die Zahl<br />

<strong>der</strong> Absolventen wie<strong>der</strong>. Mit fast 70.000<br />

frisch examinierten Ingenieuren 2011 wird<br />

mittlerweile das Niveau von vor zehn Jahren<br />

überschritten. Der Anstieg <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre geht insbeson<strong>der</strong>e auf den Bereich<br />

Maschinenbau/Verfahrenstechnik zurück<br />

(+16 Prozent gegenüber Vorjahr, im Vergleich<br />

zu 2001 +121 Prozent). Die Zahl <strong>der</strong><br />

Elektroingenieure stieg ebenfalls (+15 Prozent<br />

gegenüber Vorjahr; gegenüber 2001<br />

+74 Prozent). In <strong>der</strong> Architektur gab es gegenüber<br />

2010 ein leichtes Plus von sechs<br />

Prozent. Die Zahl <strong>der</strong> Absolventen eines<br />

Bauingenieurstudiums war von 2001 bis<br />

2008 kontinuierlich gesunken, steigt aber<br />

seit drei Jahren wie<strong>der</strong> (zuletzt +11 Prozent,<br />

gegenüber 2001 -14 Prozent). Die Zahl <strong>der</strong><br />

Humanmediziner und Gesundheitswissenschaftler<br />

ist vergleichsweise konstant. Hier<br />

spielt die Steuerung über zulassungsbeschränkte<br />

Studiengänge eine große Rolle.<br />

Traditionelle und gestufte Abschlüsse<br />

gleichauf<br />

Peu à peu überholen Bachelor und Master<br />

zahlenmäßig die traditionellen akademischen<br />

Abschlüsse. Nach letzten Angaben<br />

<strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz ist die Umstellung<br />

<strong>der</strong> Studiengänge auf Bachelor- und<br />

Masterabschlüsse weitgehend abgeschlossen.<br />

Im aktuellen Wintersemester 2012/13<br />

waren 87 Prozent aller Studiengänge umgestellt.<br />

Differenziert nach Hochschularten<br />

zeigt sich, dass das neue System bei<br />

98 Prozent <strong>der</strong> Fachhochschulstudiengänge<br />

eingeführt ist und zu 83 Prozent an Universitäten.<br />

Die meisten <strong>der</strong> nicht umgestellten<br />

Studiengänge sind solche, die mit Staatsexamen<br />

abschließen bzw. im Zuständigkeitsbereich<br />

<strong>der</strong> Kirchen liegen. An Kunst- und<br />

Musikhochschulen begann die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Studienreform etwas später. Hier waren<br />

im Wintersemester 2012/13 rund 71 Prozent<br />

<strong>der</strong> Studiengänge umgestellt.<br />

84 Prozent <strong>der</strong> Studienanfänger 19 im Wintersemester<br />

2011/12 strebten einen Bacheloro<strong>der</strong><br />

Masterabschluss an, während vier Prozent<br />

einen „klassischen“ Lehramtsabschluss<br />

zum Ziel hatten, elf Prozent ein Diplom bzw.<br />

Staatsexamen und zwei Prozent eine Promotion.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Studienanfänger<br />

in den neuen Studiengängen stieg damit<br />

gegenüber dem Vorjahr nochmals um fünf<br />

Prozentpunkte. Insgesamt sind nun gut zwei<br />

Drittel <strong>der</strong> Studierenden in einem gestuften<br />

Studiengang eingeschrieben (Abbildung 22).<br />

Rund 194.000 Absolventen schlossen ihr<br />

Studium 2011 mit einem Bachelor- o<strong>der</strong><br />

Masterabschluss ab. Damit lagen 2011 erstmals<br />

die Anteile von traditionellen und „neuen“<br />

Abschlüssen gleich auf. Auf Bachelor<br />

entfielen dabei 39 Prozent, auf Masterabsolventen<br />

elf Prozent.<br />

19<br />

Studierende im 1. Fachsemester<br />

32 33


Abbildung 22<br />

Bachelor und Master überholen peu à peu die traditionellen Abschlüsse<br />

(Abbildung 23). Rechnet man diejenigen Bachelorabsolventen<br />

hinzu, die eine weitere<br />

akademische Qualifizierung planen, steigen<br />

die Anteile sogar auf 66 bzw. 85 Prozent.<br />

Überproportional hoch war <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Weiterstudierenden an beiden Hochschularten<br />

in den MINT-Fächern. Als wichtigster<br />

Beweggrund für ein weiteres Studium gaben<br />

drei Viertel <strong>der</strong> Studierenden ihr fachliches<br />

Interesse an. Rund die Hälfte <strong>der</strong> Fachhochschüler<br />

und etwa zwei Drittel <strong>der</strong> Uni-<br />

Absolventen äußerten ein nur geringeres<br />

Vertrauen in ihren ersten Studienabschluss<br />

und wollten ihre Berufschancen verbessern.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit spielte beim Berufseinstieg<br />

kaum eine Rolle<br />

Nur eine Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Bachelor-Absolventen,<br />

ging somit direkt nach bestandener<br />

Prüfung in das Erwerbsleben. Etwa ein Jahr<br />

nach dem Bachelor-Abschluss übten 44 Prozent<br />

<strong>der</strong> Absolventen von Fachhochschulen<br />

eine reguläre Erwerbstätigkeit als Angestellte<br />

o<strong>der</strong> Selbständige aus. Bei Universitätsabsolventen<br />

war es nur je<strong>der</strong> fünfte (21 Prozent).<br />

Positiv festzuhalten ist, dass Praktika<br />

und Übergangstätigkeiten wie Jobben o<strong>der</strong><br />

Honorartätigkeiten in <strong>der</strong> Regel kaum eine<br />

Rolle spielten. Auch <strong>Arbeit</strong>slosigkeit trat<br />

nur selten auf. Die ermittelte <strong>Arbeit</strong>slosen-<br />

1.9 Berufseinstieg von Bachelor-Absolventen<br />

Über die <strong>Arbeit</strong>smarktchancen von Absolventen<br />

<strong>der</strong> Bachelor-Studiengänge ist viel<br />

diskutiert worden und insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Perspektiven für Uni-Absolventen wurden<br />

und werden dabei mit viel Skepsis betrachtet.<br />

Mittlerweile liegen erste umfangreichere<br />

Studien zur <strong>Arbeit</strong>smarktbefähigung und<br />

<strong>Arbeit</strong>smarktakzeptanz von Bachelor-Absolventen<br />

vor. Diese zeigen im Großen und<br />

Ganzen, dass die <strong>Chancen</strong> <strong>der</strong> Bachelors<br />

besser sind als erwartet.<br />

Die Mehrheit schloss ein Masterstudium<br />

an<br />

Eine Studie des Stifterverbandes für die<br />

Deutsche Wissenschaft, die gemeinsam mit<br />

dem Institut <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft Köln<br />

und <strong>der</strong> Hochschul-Informations-System-<br />

GmbH durchgeführt wurde, zeigte, dass <strong>der</strong><br />

weit überwiegende Teil <strong>der</strong> Bachelorabsolventen<br />

im Hochschulsystem verblieb und<br />

sich in einen Masterstudiengang einschrieb.<br />

Bei den Fachhochschulen befand sich gut je<strong>der</strong><br />

zweite Absolvent, bei den Universitäten<br />

sogar mehr als drei Viertel <strong>der</strong> Absolventen<br />

ein Jahr nach Ende des Bachelor-Studiums in<br />

einer weiteren akademischen Qualifizierung<br />

Abbildung 23<br />

Hohe Übergangsquote in ein Masterstudium<br />

34 35


quote lag für Fachhochschulabsolventen<br />

bei drei Prozent, für Uni-Absolventen sogar<br />

noch darunter bei lediglich zwei Prozent.<br />

Allerdings bestätigen sich die auch von den<br />

klassischen Abschlüssen bekannten größeren<br />

Schwierigkeiten <strong>der</strong> Sprach- und Kulturwissenschaftler<br />

beim Berufseinstieg. Der<br />

Anteil <strong>Arbeit</strong>sloser lag hier mit sieben Prozent<br />

(FH) bzw. fünf Prozent (Uni) über dem<br />

Durchschnitt. Auch Übergangstätigkeiten,<br />

Praktika und Volontariate nahmen in diesem<br />

Berufsfeld insgesamt einen größeren Raum<br />

ein (FH 13 Prozent, Uni 14 Prozent).<br />

Einstiegspositionen weit gefächert<br />

Die Bachelors, die eine reguläre Erwerbstätigkeit<br />

ausübten, fanden sich wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

gesamten Bandbreite möglicher beruflicher<br />

Positionen. 18 Prozent <strong>der</strong> Uni-Absolventen<br />

und zehn Prozent <strong>der</strong> FH-Absolventen übten<br />

etwa ein Jahr nach ihrer Prüfung eine<br />

Leitungsfunktion aus. Die Mehrzahl <strong>der</strong> Absolventen<br />

arbeitete ohne Leitungsaufgaben<br />

als wissenschaftlich qualifizierte Angestellte<br />

(31 Prozent FH, 25 Prozent Uni). Rund je<strong>der</strong><br />

vierte Absolvent bei<strong>der</strong> Hochschultypen war<br />

als qualifizierter Angestellter, zum Beispiel<br />

als Sachbearbeiter, tätig.<br />

Fachhochschulbachelors häufiger in<br />

adäquater Beschäftigung<br />

Als weitere Qualitätskriterien <strong>der</strong> von den<br />

Bachelors ausgeübten Erwerbstätigkeit können<br />

beispielsweise Aussagen zur Adäquanz<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung, zum Einkommen und zur<br />

individuellen Gesamtzufriedenheit herangezogen<br />

werden.<br />

Die Erhebung unterscheidet hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Adäquanz zwischen vier Abstufungen. Als<br />

vertikal adäquat wurde eine Tätigkeit beurteilt,<br />

wenn ein Hochschulabschluss notwendig<br />

bzw. übliche Voraussetzung ist. Fachliche<br />

Adäquanz heißt im Gegenzug, dass die<br />

<strong>Arbeit</strong>saufgaben zwar inhaltlich dem Studienfach<br />

entsprechen, aber das akademische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau eher nicht gegeben war.<br />

Volladäquat waren demnach diejenigen beschäftigt,<br />

die sowohl in vertikaler als auch<br />

in fachlicher Dimension angemessen tätig<br />

waren. Der Anteil lag bei Fachhochschulbachelors<br />

mit 54 Prozent deutlich höher als<br />

bei Unibachelors mit 40 Prozent (Abbildung<br />

24). Hinzu kam rund ein Fünftel <strong>der</strong> FH- und<br />

Uni-Absolventen, die ihre <strong>Arbeit</strong> als vertikal<br />

adäquat, also einem Hochschulabschluss<br />

angemessen, einschätzten. Besorgnis erregend<br />

erscheint ein Anteil von 28 Prozent<br />

<strong>der</strong> Uni-Absolventen und 19 Prozent <strong>der</strong><br />

FH-Absolventen, die vollständig inadäquat<br />

beschäftigt waren. Nach Fachrichtungen betrachtet,<br />

schnitten am schlechtesten wie<strong>der</strong><br />

Abbildung 24<br />

Die große Mehrheit ist adäquat beschäftigt<br />

die Sprach- und Kulturwissenschaftler ab,<br />

gefolgt von den Wirtschaftswissenschaftlern.<br />

Die besten Ergebnisse waren für MINT-<br />

Absolventen <strong>der</strong> Fachhochschulen sowie im<br />

Sozialwesen zu verzeichnen.<br />

Einstiegsgehälter bei Fachhochschulbachelors<br />

höher<br />

Es überrascht nicht, dass die Ingenieurwissenschaftler<br />

die höchsten Einstiegsgehälter<br />

erzielen konnten und Sprach- und Kulturwissenschaftler<br />

durchschnittlich die geringsten.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> Hochschularten lagen<br />

die Verdienste von Fachhochschulabsolventen<br />

in <strong>der</strong> Regel über denen von Universitätsabsolventen.<br />

Eine Ausnahme bildeten<br />

hier nur die Wirtschaftswissenschaftler.<br />

Zu den besseren Verdienstaussichten von<br />

Fachhochschulabsolventen trug auch bei,<br />

dass überproportional viele bereits mit einer<br />

abgeschlossenen Berufsausbildung in ihr<br />

Studium gestartet sind. Sie verfügten somit<br />

über Berufserfahrung und waren lebensälter<br />

als ihre Kommilitonen von Universitäten.<br />

36 37


2. Berufsgruppen<br />

MINT-Bachelors überdurchschnittlich<br />

zufrieden, in Bereich <strong>der</strong> Sprach- und<br />

Kulturwissenschaftlen häufiger Unzufriedenheit<br />

Insgesamt gesehen waren Fachhochschulbachelors<br />

häufiger zufrieden bzw. sehr zufrieden<br />

mit ihrer beruflichen Situation als<br />

Hochschulbachelors (64 Prozent versus 56<br />

Prozent). Hohe Unzufriedenheitswerte gab<br />

es in <strong>der</strong> Fachrichtung Sprach- und Kulturwissenschaften,<br />

wo rund je<strong>der</strong> vierte wenig<br />

bzw. überhaupt nicht zufrieden war. Probleme<br />

beim Berufseinstieg traten ebenfalls<br />

bei Gesundheitswissenschaftlern von Fachhochschulen<br />

und Wirtschaftswissenschaftlern<br />

von Universitäten zu Tage, von denen<br />

ähnlich viele unzufrieden waren. Überdurchschnittliche<br />

Zufriedenheitswerte wurden dagegen<br />

im MINT-Bereich registriert.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die pauschalen<br />

Befürchtungen in Bezug auf die Berufsbefähigung<br />

<strong>der</strong> Bachelorabschlüsse unbegründet<br />

sind. Beim Berufseinstieg und adäquaten<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten zeigte sich<br />

eine ähnliche Abstufung <strong>der</strong> Fachrichtungen<br />

wie bei den herkömmlichen Abschlussarten<br />

– überdurchschnittlich <strong>gute</strong> <strong>Chancen</strong> für<br />

MINT-Fächer, größere Schwierigkeiten aufgrund<br />

weniger einschlägiger <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

in den Sprach- und Kulturwissenschaften.<br />

Weiterhin bleibt offen, inwieweit inadäquate<br />

Einmündungen auf den relativ kurzen Befragungszeitpunkt<br />

nach dem Studium zurückzuführen<br />

waren o<strong>der</strong> vorübergehende Begleiterscheinung<br />

des Umstellungsprozesses<br />

sind. Wie<strong>der</strong>holungsbefragungen werden<br />

hier weitere Aufschlüsse bringen müssen.<br />

2.1 Maschinenbau und Fahrzeugtechnik<br />

Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure<br />

konnten auch 2012 von <strong>der</strong> stabilen Wirtschaftslage<br />

in Deutschland profitieren. Die<br />

Zahl <strong>der</strong> gemeldeten Stellen ist gestiegen,<br />

wobei sich allerdings in <strong>der</strong> 2. Jahreshälfte<br />

eine nachlassende Dynamik bemerkbar<br />

machte. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ging weiter<br />

zurück und erreichte einen historischen<br />

Tiefstand. Insbeson<strong>der</strong>e in vielen westlichen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n gab es vermehrt Schwierigkeiten,<br />

offene Stellen mit qualifiziertem<br />

Personal zu besetzen. In den kommenden<br />

Jahren dürften jedoch die deutlich gestiegenen<br />

Studierendenzahlen dem <strong>der</strong>zeitigen<br />

Fachkräftemangel spürbar entgegenwirken.<br />

Leichter Beschäftigungszuwachs<br />

Das sechste Jahr in Folge stieg 2011 die<br />

sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

in den Berufen des Maschinen- und<br />

Fahrzeugbauingenieurwesens an. Nach<br />

verhaltenem Wachstum im Jahr 2010<br />

(+0,4 Prozent), erhöhte sich die Beschäftigtenzahl<br />

2011 wie<strong>der</strong> stärker um 2,5 Prozent.<br />

Insgesamt wurden 2011 rund 157.400 angestellte<br />

Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure<br />

verzeichnet. In den letzten zehn Jahren<br />

wuchs ihre Zahl um 8,8 Prozent. Der Beschäftigungszuwachs<br />

fiel damit zwar deutlich<br />

schwächer aus als für alle Akademiker<br />

– bei denen er 27,1 Prozent betrug - jedoch<br />

stärker als bei <strong>der</strong> Beschäftigung insgesamt<br />

(+2,0 Prozent). In den kommenden Jahren<br />

zeichnet sich ein hoher Ersatzbedarf ab, da<br />

je<strong>der</strong> siebte sozialversicherungspflichtig beschäftigte<br />

Maschinen- und Fahrzeugbauingenieur<br />

55 Jahre o<strong>der</strong> älter ist und in absehbarer<br />

Zeit in den Ruhestand eintreten wird.<br />

Nachfrage auf hohem Niveau<br />

Im Jahresdurchschnitt 2012 waren bei <strong>der</strong><br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> rund 4.300 Stellenangebote<br />

gemeldet, zwölf Prozent mehr<br />

als 2011. Die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

fiel damit höher aus als die Zahl <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>slosen in diesem Feld. Gleichzeitig<br />

kann <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> durchschnittlichen Vakanzzeit<br />

<strong>der</strong> gemeldeten Stellen von 97 Tagen<br />

im Jahr 2011 auf 125 Tage im Jahr 2012<br />

als Zeichen dafür gesehen werden, dass<br />

Stellenbesetzungen schwieriger geworden<br />

sind. Dabei zeichnet sich insbeson<strong>der</strong>e in<br />

den westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n ein zunehmen<strong>der</strong><br />

Fachkräftemangel an Maschinenund<br />

Fahrzeugbauingenieuren ab. Allerdings<br />

führte die nachlassende konjunkturelle<br />

Gangart 2012 dazu, dass die Stellenzugänge<br />

im Laufe des Jahres neun Prozent geringer<br />

ausfielen als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt<br />

gingen 2012 rund 10.900 Stellenangebote<br />

für Experten im Bereich Maschinenbau<br />

und Fahrzeugtechnik neu bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> ein.<br />

38 39


Historischer Tiefstand <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Nach einem relativ starken Anstieg <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

in den Jahren 2009 und 2010<br />

in Folge <strong>der</strong> Wirtschaftskrise geht die Zahl<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosen seit 2011 wie<strong>der</strong> zurück. Im<br />

Jahresdurchschnitt 2012 lag sie mit knapp<br />

2.800 <strong>Arbeit</strong>slosen 13 Prozent unter dem<br />

Vorjahreswert und erreichte damit den niedrigsten<br />

Stand seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung.<br />

Bezogen auf die sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im Jahr 2011 betrug die <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

2,3 Prozent. Dies entspricht<br />

Vollbeschäftigungsniveau.<br />

ten. Mit 55.900 Einschreibungen im 1. Fachsemester<br />

war die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger<br />

im Studiengang Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />

2012/13 20 - abgesehen vom Vorjahr<br />

– so hoch wie nie zuvor. Daneben begannen<br />

im Studienjahr 2011/12 rund 7.900 junge<br />

Menschen ein Ingenieursstudium im Bereich<br />

Verkehrstechnik/Nautik.<br />

Maschinenbau- und Fahrzeugtechnik<br />

2012<br />

Beschäftigte<br />

157.400<br />

(+2,5%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

4.300<br />

(+12%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

Hohes Interesse am Studienfach<br />

Die Entwicklungen an den Hochschulen<br />

dürften dem Ingenieurmangel in den nächsten<br />

Jahren spürbar entgegenwirken. Im Prüfungsjahr<br />

2011 beendeten rund 28.400 Absolventen<br />

erfolgreich ihr Studium im Bereich<br />

Maschinenbauwesen/Verfahrenstechnik,<br />

16 Prozent mehr als 2010. Das neunte Jahr<br />

in Folge war damit die Zahl <strong>der</strong> Nachwuchsingenieure<br />

in diesem Feld größer als im<br />

Vorjahr. Fast je<strong>der</strong> Zweite schloss mit einer<br />

Bachelorprüfung ab. Die Zahl <strong>der</strong> Masterabschlüsse<br />

erhöhte sich auf 3.100. Hinzu kamen<br />

3.900 erfolgreiche Prüfungen im Studienbereich<br />

Verkehrstechnik/Nautik.<br />

Ein Blick auf die Studienanfängerzahlen<br />

lässt auch für die nächsten Jahre erheblich<br />

wachsende Absolventenjahrgänge erwar-<br />

20<br />

Für den Studienbereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik<br />

gibt es bereits erste vorläufige Angaben zum<br />

Studienjahr 2012/13.<br />

2.800<br />

(-13%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

40 41


2.2 Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik<br />

Die <strong>Arbeit</strong>smarktsituation für Experten <strong>der</strong><br />

Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik<br />

stellt sich ausgesprochen gut dar. <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

spielt in diesem Berufsfeld in <strong>der</strong><br />

Regel keine Rolle. So war die <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

auch 2012 die geringste unter allen<br />

Ingenieursgruppen. Die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten<br />

Stellen bewegte sich auf hohem Niveau. Die<br />

Beschäftigung ist zwar tendenziell rückläufig.<br />

Dies könnte aber auch ein Indiz für anhaltende<br />

Schwierigkeiten von Unternehmen<br />

sein, qualifizierte Elektrotechniker in ausreichen<strong>der</strong><br />

Zahl zu finden. Vor allem in den<br />

westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n zeigte sich ein<br />

zunehmen<strong>der</strong> Ingenieurmangel im Bereich<br />

<strong>der</strong> Elektrotechnik. Das in den letzten Jahren<br />

steigende Interesse an einem Studium <strong>der</strong><br />

Elektrotechnik wird in den nächsten Jahren<br />

einen positiven Beitrag zur Deckung des<br />

Fachkräftebedarfs leisten.<br />

Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten rückläufig<br />

Rund 150.300 Elektroingenieure waren 2011<br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigt;<br />

0,8 Prozent weniger als im Jahr 2010. Elektrotechniker<br />

gehörten zu den wenigen Akademikern,<br />

bei denen die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten langfristig<br />

rückläufig ist. Es scheint, als ob die geringen<br />

Absolventenzahlen von Studierenden <strong>der</strong><br />

Elektrotechnik dazu führten, dass in diesem<br />

Berufsfeld vorhandene Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

unausgeschöpft geblieben sind.<br />

Im Vergleich zum Jahr 2001 verzeichnet<br />

die Beschäftigtenstatistik einen Rückgang<br />

um 16 Prozent. Der Rückgang im Jahr 2011<br />

fiel aber wesentlich geringer aus als in<br />

den letzten Jahren, in denen ein Minus von<br />

2,9 Prozent (2010) beziehungsweise<br />

2,6 Prozent (2009) zu verzeichnen war. Darüber<br />

hinaus kann von einer zunehmenden<br />

Verlagerung vom Berufsfeld Elektrotechnik<br />

hin zur Informatik ausgegangen werden.<br />

In <strong>der</strong> Zusammenschau betrachtet, ist das<br />

Berufsfeld Informatik/Informations- und<br />

Elektrotechnik seit dem Jahr 2001 um insgesamt<br />

rund 10.100 akademische Fachkräfte<br />

gewachsen.<br />

Nachfrage auf hohem Niveau<br />

Die Nachfrage nach Experten <strong>der</strong> Mechatronik,<br />

Energie- und Elektrotechnik bewegt<br />

sich auf anhaltend hohem Niveau. Im Jahresdurchschnitt<br />

2012 waren 3.600 Stellenangebote<br />

gemeldet, 14 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Der Zugang an Stellenofferten, <strong>der</strong><br />

besser das Nachfragevolumen eines Jahres<br />

beschreibt, belief sich auf 9.500 Stellenangebote<br />

– etwas weniger als im Vorjahreszeitraum<br />

(-2 Prozent). Hier dürfte sich die etwas<br />

nachlassende Konjunktur nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

Dennoch fällt die Besetzung offener Stellen<br />

in diesem Feld zunehmend schwerer. Ein<br />

Indikator hierfür ist die abgeschlossene Vakanzzeit,<br />

die die Zeitspanne zwischen dem<br />

vom <strong>Arbeit</strong>geber gewünschten Besetzungstermin<br />

und <strong>der</strong> tatsächlichen Abmeldung<br />

<strong>der</strong> Stelle bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>svermittlung umfasst.<br />

Sie stieg von 100 Tagen im Jahr 2011<br />

auf 120 Tage im Jahr 2012.<br />

Kaum <strong>Arbeit</strong>slose<br />

Lediglich unterbrochen durch die Wirtschaftskrise<br />

2009 ist die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

seit 2003 kontinuierlich rückläufig. Durchschnittlich<br />

2.800 Ingenieure <strong>der</strong> Mechatronik,<br />

Energie- und Elektrotechnik waren 2012<br />

arbeitslos gemeldet; 14 Prozent weniger als<br />

im Vorjahr. Die <strong>Arbeit</strong>slosenquote, bezogen<br />

auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

im Jahr 2011, lag unter zwei Prozent.<br />

Sie war damit geringer als bei allen an<strong>der</strong>en<br />

Ingenieursgruppen und bewegte sich trotz<br />

sinken<strong>der</strong> Beschäftigtenzahlen weiterhin auf<br />

Vollbeschäftigungsniveau.<br />

Mehr Ingenieurnachwuchs<br />

Die Zahl <strong>der</strong> erfolgreichen Prüfungen im<br />

Studienbereich Elektrotechnik steigt seit<br />

neun Jahren stetig an. Im Jahr 2011 legten<br />

12.400 Studierende ihr Examen ab, 15 Prozent<br />

mehr als 2010. Nicht ganz die Hälfte erwarb<br />

einen Bachelorabschluss. Weitere rund<br />

2.000 Elektroingenieure starteten in das Berufsleben<br />

mit einem Masterabschluss und<br />

4.300 mit einem traditionellen Diplom-<br />

Abschluss. Der Anteil <strong>der</strong> Absolventinnen<br />

stieg leicht auf neun Prozent.<br />

Nicht zuletzt die <strong>gute</strong>n <strong>Arbeit</strong>smarktperspektiven<br />

dürften dazu geführt haben, dass<br />

sich in den letzten fünf Jahren kontinuierlich<br />

mehr junge Menschen für die Aufnahme eines<br />

Studiums dieser Fachrichtung entschieden.<br />

Im Studienjahr 2012/13 21 schrieben<br />

sich rund 26.400 Technikinteressierte in einen<br />

Elektrotechnik-Studiengang ein. Der Rekordstand<br />

des Studienjahres 2011/12 wird<br />

damit zwar um zwei Prozent unterschritten.<br />

Dennoch waren dies die zweitmeisten Neueinschreibungen<br />

seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung.<br />

So kann die Entwicklung <strong>der</strong> Studierendenzahlen<br />

optimistisch stimmen, dass <strong>der</strong> Fachkräftebedarf<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft perspektivisch<br />

gedeckt werden kann.<br />

21<br />

Für den Studienbereich Elektrotechnik insgesamt<br />

gibt es bereits erste vorläufige Angaben zum Studienjahr<br />

2012/13.<br />

42 43


Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik<br />

Beschäftigte<br />

150.300<br />

(-0,8%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

3.600<br />

(+14%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

2.800<br />

(-14%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

2012<br />

2.3 Forschung, Entwicklung, Konstruktion<br />

und Produktionssteuerung<br />

Neben den in den vorangehenden Kapiteln<br />

beschriebenen Tätigkeitsbereichen Maschinen-<br />

und Fahrzeugbau, Mechatronik,<br />

Energie, Elektrotechnik und Bau finden Ingenieure<br />

vielfältige Einsatzbereiche in <strong>der</strong><br />

Forschung, Entwicklung, Konstruktion und<br />

Produktionssteuerung. Hier entwickeln sie<br />

zum Beispiel Produkte, technische Verfahren<br />

o<strong>der</strong> Technologien, organisieren und<br />

überwachen den Betrieb von Anlagen und<br />

Fertigungsprozessen, sind in <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

tätig o<strong>der</strong> arbeiten an<br />

Aufgabenstellungen wie Kosteneffizienz,<br />

Qualitätssicherung und Prozess- und Produktsicherheit.<br />

Typisch für dieses Feld sind<br />

Tätigkeitsbezeichnungen wie Forschungsund<br />

Entwicklungsingenieur, Projektingenieur,<br />

Konstruktionsingenieur, Qualitätsingenieur<br />

o<strong>der</strong> Wirtschaftsingenieur. Gerade die<br />

Verbindung von technischem Know-How<br />

und betriebswirtschaftlichem Sachverstand,<br />

die kennzeichnend für die letztgenannte Berufsgruppe<br />

ist, hat an Stellenwert gewonnen.<br />

Als Führungskräfte sind Ingenieure darüber<br />

hinaus in produzierenden Unternehmen für<br />

die Steuerung <strong>der</strong> Fertigung in Hinblick auf<br />

Quantität und Qualität, Termintreue und Effizienz<br />

verantwortlich.<br />

Grundsätzlich zählen diese hochqualifizierten<br />

Technik-Experten zu den gefragten<br />

Fachkräften am deutschen <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

Dies zeigt sich in dynamisch wachsen<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung,<br />

niedriger <strong>Arbeit</strong>slosigkeit und einem hohen<br />

Niveau gemeldeter <strong>Arbeit</strong>sstellen.<br />

Anhaltendes Beschäftigungswachstum<br />

Die Berufsgruppe <strong>der</strong> sogenannten „sonstigen<br />

Ingenieure“ 22 , zu <strong>der</strong> neben Wirtschaftsingenieuren<br />

zum Beispiel REFA-Ingenieure,<br />

Betriebs- und Verkehrsingenieure, Überprüfungsingenieure,<br />

Ingenieure des technischen<br />

Gesundheitswesens o<strong>der</strong> Umweltschutzingenieure<br />

zählen, erlebte seit <strong>der</strong><br />

Jahrtausendwende einen wahren Boom.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten stieg hier in den letzten zehn<br />

Jahren um 58 Prozent. Mit einem Zuwachs<br />

von 6,5 Prozent (+14.500 Beschäftigte)<br />

gegenüber dem Vorjahr, waren 2011 rund<br />

238.900 „sonstige Ingenieure“ sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigt. Neben <strong>der</strong><br />

großen Gruppe <strong>der</strong> Wirtschaftsingenieure<br />

dürfte <strong>der</strong> Wachstumseffekt auch auf die<br />

22<br />

Zur Gruppe <strong>der</strong> „sonstigen Ingenieure“ zählen neben<br />

Wirtschaftsingenieuren zum Beispiel REFA-Ingenieure,<br />

Betriebs- und Verkehrsingenieure, Überprüfungsingenieure,<br />

Ingenieure des technischen Gesundheitswesens<br />

o<strong>der</strong> Umweltschutzingenieure. Die Abgrenzung <strong>der</strong> Berufsgruppe<br />

basiert <strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong><br />

Berufe 1988 und ist nicht identisch mit <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und gemeldeten Stellen, die bereits nach<br />

<strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe 2010 vorliegt. Näheres siehe<br />

„Hinweise zu Statistischen Angaben“<br />

44 45


zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> Ingenieurfachkräfte<br />

des Umweltschutzes und <strong>der</strong> Medizintechnik<br />

zurückgehen. Differenzierte Daten<br />

liegen hierzu <strong>der</strong>zeit aber nicht vor.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit auf niedrigem Niveau<br />

weiter leicht gesunken<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit in diesem Feld ging<br />

2012 leicht um zwei Prozent zurück auf jahresdurchschnittlich<br />

rund 5.700 Personen.<br />

Der Tiefpunkt vor <strong>der</strong> Wirtschaftskrise im<br />

Jahr 2008 wurde damit zwar um 2.200 <strong>Arbeit</strong>slose<br />

überschritten. Im längerfristigen<br />

Vergleich mit dem Jahr 2002 ist jedoch ein<br />

deutlicher Abbau des Bestands an <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

zu erkennen. 2012 lag die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

nur noch etwa halb so hoch wie zehn<br />

Jahre zuvor. Eine exakte <strong>Arbeit</strong>slosenquote<br />

lässt sich in diesem Feld <strong>der</strong>zeit nicht<br />

berechnen, da die Berufsgruppen in <strong>der</strong><br />

Beschäftigungsstatistik und <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosenstatistik<br />

nicht überschneidungsfrei<br />

abgrenzbar sind. Zieht man deshalb als Orientierungsgröße<br />

die <strong>Arbeit</strong>slosenquote auf<br />

Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

und arbeitslosen „sonstigen Ingenieure“<br />

(Klassifikation <strong>der</strong> Berufe 1988) 23<br />

heran, zeichnet sich eine sehr geringes Niveau<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ab mit einer Quote<br />

von weniger als drei Prozent.<br />

23<br />

siehe auch Kapitel „Statistische Hinweise“<br />

Nachfrage auf hohem Niveau<br />

Die Nachfrage nach Experten <strong>der</strong> technischen<br />

Entwicklung, Konstruktion und<br />

Produktionssteuerung war 2011 im Zuge<br />

des wirtschaftlichen Aufschwungs kräftig<br />

gestiegen. Im Laufe des Jahres 2012 lagen<br />

die Zugänge gemeldeter Stellen bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> mit rund 8.300 Stellenofferten<br />

nahezu auf dem hohen Stand<br />

des Vorjahres (-1 Prozent). Die meisten<br />

Kräfte wurden dabei gesucht für Tätigkeiten<br />

in <strong>der</strong> technischen Produktionsplanung<br />

und -fertigung sowie für Leitungs- und Führungsaufgaben.<br />

Jahresdurchschnittlich hatte<br />

die öffentliche <strong>Arbeit</strong>svermittlung damit<br />

insgesamt rund 2.800 Stellenangebote zu<br />

vermitteln.<br />

Mehr Ingenieurnachwuchs von den<br />

Hochschulen<br />

Spiegelbildlich zur gewachsenen Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Berufsgruppe, verzeichnet die Zahl <strong>der</strong><br />

Studienabsolventen in den vergangenen<br />

Jahren einen steten Aufwärtstrend. Rund<br />

18.500 Studierende schlossen 2011 erfolgreich<br />

ein Studium in den Studienbereichen<br />

Wirtschaftsingenieurwesen und Allgemeines<br />

Ingenieurwesen 24 ab. Das war ein Zuwachs<br />

von einem Viertel gegenüber dem Vorjahr.<br />

24<br />

Für eine Berufstätigkeit im Feld von Forschung, Entwicklung,<br />

Konstruktion und Produktionssteuerung kann<br />

<strong>der</strong> Zugang natürlich auch über an<strong>der</strong>e als die hier beschriebenen<br />

Ingenieurfächer erfolgen (z. B. Maschinenbau/Verfahrenstechnik).<br />

Die Entwicklungen in diesen<br />

Studienbereichen wurden in den einschlägigen Kapiteln<br />

2.1 und 2.2 beschrieben.<br />

Mittlerweile schloss knapp jede zweite<br />

Prüfung mit einem Bachelor ab. Mit 7.700<br />

jungen Menschen hatten die meisten Absolventen<br />

Wirtschaftsingenieurwesen mit dem<br />

Schwerpunkt Wirtschaftswissenschaften<br />

studiert. Hinzu kamen 5.700 Wirtschaftsingenieure<br />

mit ingenieurwissenschaftlichem<br />

Akzent und 4.900 Studierende <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

ohne fachlichen Schwerpunkt.<br />

40.400 junge Menschen begannen im Studienjahr<br />

2011/12 ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Allgemeinen<br />

Ingenieurwissenschaften. Das waren<br />

ein Viertel mehr als im Vorjahr und so viele<br />

wie noch nie. Im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens<br />

hat dabei <strong>der</strong> ingenieurwissenschaftliche<br />

Schwerpunkt erheblich<br />

an Bedeutung gewonnen 25 . Wählten im Jahr<br />

2009 nur 24 Prozent diesen Schwerpunkt,<br />

so lag ihr Anteil im Jahr 2011 bei 52 Prozent.<br />

25<br />

Differenzierte Betrachtung von Schwerpunkten ab<br />

2009 möglich.<br />

46 47


Forschung, Entwicklung, Konstruktion<br />

und Produktionssteuerung<br />

2012<br />

2.4 Architektur und Bauingenieurwesen<br />

Beschäftigte<br />

238.900<br />

(+6,5%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

2.800<br />

(+12%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

5.700<br />

(-2%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Architekten und Bauingenieure<br />

ist eng mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Baubranche verknüpft. In den letzten Jahren<br />

konnte diese von Konjunkturprogrammen,<br />

niedrigen Zinssätzen und steigenden Investitionen<br />

profitieren. Dies hat sich positiv<br />

auf den <strong>Arbeit</strong>smarkt nie<strong>der</strong>geschlagen:<br />

Beschäftigung und Kräftenachfrage stiegen<br />

weiter an. Gleichzeitig ging die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

von Architekten und Bauingenieuren<br />

stark zurück. Allerdings fällt sie im Vergleich<br />

zu an<strong>der</strong>en Ingenieursgruppen etwas höher<br />

aus.<br />

In den letzten Jahren leichte Beschäftigungsgewinne<br />

In Bezug auf die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung liegen Daten nur für die gesamte<br />

Berufsgruppe <strong>der</strong> Bauingenieure und<br />

Architekten vor. Hier war 2011 mit 128.300<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

ein Zuwachs von 2,7 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Beschäftigung<br />

stieg damit das fünfte Jahr in Folge<br />

an. Gegenüber dem Beschäftigungsstand<br />

des Jahres 2001 sind aber noch immer Verluste<br />

zu verzeichnen. Damals gab es etwa<br />

10.600 bzw. 7,7 Prozent mehr Beschäftigte<br />

als im Jahr 2011.<br />

In <strong>der</strong> Architektur spielt die freiberufliche Tätigkeit<br />

eine wichtige Rolle. Fast je<strong>der</strong> Zweite<br />

ist selbständig tätig. Die Zahl stieg 2011 auf<br />

58.000 freie Architekten und bewegte sich<br />

damit etwas über dem Niveau <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

26 . Bauingenieure sind seltener<br />

selbständig, etwa je<strong>der</strong> Fünfte war hier sein<br />

eigener Chef. Laut Mikrozensus gab es 2011<br />

rund 31.000 selbständige Bauingenieure in<br />

Deutschland, etwas weniger als im Vorjahr.<br />

Darüber hinaus waren circa 8.000 Bauingenieure<br />

im öffentlichen Dienst in einem Beamtenverhältnis<br />

tätig.<br />

Bauingenieurinnen und -ingenieure<br />

profitierten<br />

Bauingenieure konnten auch 2012 vom<br />

günstigen Zinsniveau für private Hausbauten<br />

und Investitionen von Unternehmen profitieren.<br />

So steigt die Nachfrage nach Fachexperten<br />

im Bau seit 2005 ununterbrochen an.<br />

Knapp 8.500 Stellen wurden im Jahresverlauf<br />

gemeldet, fünf Prozent mehr als 2011.<br />

Im Jahresdurchschnitt betrachtet, hatte<br />

<strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>geberservice <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> damit 2.400 Stellenofferten für<br />

Bauingenieure im Angebot. Dem standen<br />

5.000 arbeitslose Bauexperten gegenüber,<br />

neun Prozent weniger als im Vorjahr. Die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosenquote 27 im Bereich Bauingenieurwesen<br />

und Architektur lag mit 3,9 Prozent<br />

etwas höher als bei an<strong>der</strong>en Ingenieurgruppen.<br />

Im Rückblick <strong>der</strong> letzten zehn<br />

26<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus.<br />

27<br />

berechnet auf Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im Juni 2011. Es liegen bislang nur Daten<br />

für Architekten und Bauingenieure als Gesamtgruppe vor.<br />

48 49


Jahre gestaltete sich jedoch <strong>der</strong> Abbau <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit sehr eindrucksvoll - sie beträgt<br />

heute nur noch ein Viertel des Bestandes<br />

von 2002.<br />

Nachfrage nach Architektinnen und<br />

Architekten gestiegen<br />

Die Nachfrage nach abhängig beschäftigten<br />

Architekten, gemessen an den im Jahresverlauf<br />

gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen, zog in<br />

den vergangenen zwei Jahren wie<strong>der</strong> etwas<br />

an, 2012 um zwölf Prozent auf 2.600 Jobofferten.<br />

Dies entsprach einem jahresdurchschnittlichen<br />

Bestand von 600 <strong>Arbeit</strong>sstellen,<br />

100 mehr als im Vorjahr und gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> höchste Wert seit dem Jahr 2000. Die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit von Architekten sank 2012<br />

um acht Prozent. 2.500 <strong>Arbeit</strong>slose wurden<br />

im Jahresdurchschnitt registriert. Das war<br />

<strong>der</strong> niedrigste Stand <strong>der</strong> letzten zehn Jahre.<br />

Mehr Baugenehmigungen<br />

Die Wirtschaftsindikatoren für die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Bauwirtschaft sprechen für eine<br />

weiterhin <strong>gute</strong> Entwicklung. So bewegten<br />

sich die von <strong>der</strong> Bundesbank monatlich<br />

veröffentlichten Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe<br />

2012 auf hohem Niveau. Auch<br />

wurden 2012 rund fünf Prozent bzw. 11.100<br />

mehr Baugenehmigungen erteilt als im Vorjahr<br />

28 . Laut aktueller ifo Architektenumfrage<br />

beurteilten die freischaffenden Architekten<br />

28<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung<br />

Nr. 101 vom 14.03.2013<br />

ihre aktuelle Geschäftslage zu Beginn des<br />

ersten Quartals 2013 zwar leicht pessimistischer<br />

als im Vorquartal. Allerdings wird für<br />

die nächsten sechs Monate eine insgesamt<br />

eher günstigere Entwicklung erwartet.<br />

Interesse am Studienbereich gestiegen<br />

Seit 2007 ist wie<strong>der</strong> ein zunehmendes Interesse<br />

an einem Studium des Bauingenieurwesens<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Architektur zu verspüren.<br />

Im Studienjahr 2012/13 29 gab es<br />

16.300 Neueinschreibungen in einen Bauingenieurstudiengang.<br />

Das waren gegenüber<br />

dem Rekord des Vorjahres zwar sieben Prozent<br />

weniger, jedoch <strong>der</strong> zweithöchste Stand<br />

überhaupt. Der Frauenanteil betrug 29 Prozent<br />

und war damit so hoch wie in keinem<br />

an<strong>der</strong>en ingenieurwissenschaftlichen Fach.<br />

Im Studienbereich Architektur/Innenarchitektur<br />

wurden 2011 12.100 Studienanfänger<br />

registriert, 17 Prozent mehr als 2010.<br />

Mit 60 Prozent waren die Frauen hier beson<strong>der</strong>s<br />

stark vertreten.<br />

Das dritte Jahr in Folge beendeten im Bereich<br />

Bauingenieurwesen wie<strong>der</strong> mehr Absolventen<br />

erfolgreich ihr Studium. Mit 6.300<br />

Absolventen verzeichnete die Hochschulstatistik<br />

ein Plus von zehn Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. In <strong>der</strong> Architektur erhielten<br />

2011 7.200 Studierende einen Abschluss.<br />

Das waren sechs Prozent mehr als 2010.<br />

29<br />

Hierfür gibt es bereits erste vorläufige Angaben zum<br />

Studienjahr 2012/13.<br />

Architektur und Bauingenieurwesen<br />

2012<br />

Beschäftigte<br />

Architektur und Bauingenierwesen<br />

128.300<br />

(+2,7%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

Bauingenieurwesen<br />

2.400<br />

(+13%)<br />

Architektur<br />

600<br />

(+21%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

Bauingenieurwesen<br />

5.000<br />

(-9%)<br />

Architektur<br />

2.500<br />

(-8%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

50 51


2.5 Informatik<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für IT-Fachleute hat sich<br />

auch im Jahr 2012 positiv entwickelt. Die<br />

Nachfrage ist das dritte Jahr in Folge gestiegen.<br />

Auch die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit hat sich weiter<br />

verringert. Das Vordringen <strong>der</strong> Informatik<br />

in nahezu alle <strong>Arbeit</strong>s- und Lebensbereiche<br />

geht einher mit einem überdurchschnittlichen<br />

Zuwachs an <strong>Arbeit</strong>splätzen für Computerspezialisten<br />

in den letzten zehn Jahren.<br />

Gleichzeitig mehren sich im Bereich <strong>der</strong><br />

hochqualifizierten IT-Experten die Anzeichen<br />

für zunehmende Schwierigkeiten von Unternehmen<br />

bei <strong>der</strong> Besetzung ihrer offenen<br />

Stellen.<br />

Positive Beschäftigungsentwicklung<br />

Nach letzten verfügbaren Angaben von 2011<br />

waren rund 554.500 Fachkräfte <strong>der</strong> Informationstechnologie<br />

sozialversicherungspflichtig<br />

in Deutschland beschäftigt. Gut je<strong>der</strong><br />

Dritte davon verfügte über einen Fachhochschul-<br />

bzw. Hochschulabschluss. Gegenüber<br />

dem Vorjahr war ein überdurchschnittlicher<br />

Zuwachs von 3,3 Prozent zu verzeichnen,<br />

bei Informatikexperten mit Fach- und Hochschulabschluss<br />

sogar um 4,2 Prozent.<br />

Nachdem zwischen 2002 und 2005 die Beschäftigung<br />

von IT-Experten nach dem Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> „New Economy“ stagniert<br />

war, steigen die Beschäftigtenzahlen seit<br />

2005 kontinuierlich an. Selbst im Krisenjahr<br />

2009 gab es gegenüber dem Vorjahr ein<br />

Beschäftigungsplus, ein Trend <strong>der</strong> bis zum<br />

aktuellen Rand ungebrochen ist. Im Zehn-<br />

Jahresvergleich waren 2011 gut 100.000<br />

o<strong>der</strong> 22,6 Prozent mehr Informatiker sozialversicherungspflichtig<br />

in Deutschland<br />

beschäftigt. Bei akademisch ausgebildeten<br />

IT-Fachkräften fiel das Plus mit 26,1 Prozent<br />

sogar noch etwas kräftiger aus.<br />

Gestiegene Nachfrage<br />

Die Nachfrage im IT-Bereich, gemessen an<br />

den gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen, hat sich<br />

im Jahr 2012 weiter erhöht. Jahresdurchschnittlich<br />

waren rund 11.100 Jobangebote<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> gemeldet,<br />

ein <strong>gute</strong>s Fünftel mehr als 2011. Zwar war<br />

die Dynamik <strong>der</strong> Stellenzugänge etwas geringer<br />

als im Vorjahr. Insgesamt gingen jedoch<br />

das dritte Jahr in Folge mehr Stellen<br />

als im Vorjahr ein. Im Laufe des gesamten<br />

Jahres meldeten die Unternehmen 35.800<br />

Stellenangebote für IT-Fachleute, 2.100 o<strong>der</strong><br />

sechs Prozent mehr als im Jahr 2011. Darunter<br />

waren rund 13.500 Angebote, die sich<br />

an Experten richteten, die ein mindestens<br />

vierjähriges Hochschulstudium absolviert<br />

hatten bzw. eine vergleichbare Qualifikation<br />

aufwiesen. Die Bedeutung eines akademischen<br />

Abschlusses ist dabei in den letzten<br />

zehn Jahren gewachsen: War 2002 noch<br />

rund jede vierte gemeldete Stelle für einen<br />

Akademiker ausgeschrieben, stieg <strong>der</strong> Anteil<br />

bis zum Jahr 2012 auf mehr als 40 Prozent.<br />

Weniger <strong>Arbeit</strong>slose<br />

Nachdem die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bei IT-Fachkräften<br />

bedingt durch die Wirtschaftskrise<br />

2009 und 2010 gestiegen war, geht sie seit<br />

2011 zurück. Im Jahr 2012 waren durchschnittlich<br />

24.500 IT-Fachleute arbeitslos<br />

gemeldet, neun Prozent weniger als im Vorjahr.<br />

Rund je<strong>der</strong> Vierte verfügte über einen<br />

akademischen Abschluss.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosenquote für Datenverarbeitungsfachleute<br />

insgesamt, berechnet auf<br />

Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />

fiel mit 4,3 Prozent deutlich geringer<br />

aus als in vielen an<strong>der</strong>en Berufsgruppen.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosenquote <strong>der</strong> Informatiker<br />

mit Fach- und Hochschulabschluss war mit<br />

3,1 Prozent noch niedriger.<br />

Stellenbesetzungen dauern länger<br />

Dass <strong>der</strong> Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften<br />

nicht immer ohne Weiteres gedeckt<br />

werden kann, zeigt sich an einer steigenden<br />

Vakanzzeit. Durchschnittlich vergingen bei<br />

<strong>der</strong> Besetzung von Stellen für Informatiker<br />

100 Tage zwischen dem geplanten Besetzungstermin<br />

und <strong>der</strong> tatsächlichen Abmeldung<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong>.<br />

Auf Expertenniveau dauerte die Stellenbesetzung<br />

16 Tage länger. Verglichen mit <strong>der</strong><br />

Vakanzzeit über alle gemeldeten Stellen sind<br />

Angebote für Informatiker 23 Tage länger vakant.<br />

Offerten für IT-Experten waren durchschnittlich<br />

sogar 31 Tage länger vakant als<br />

gemeldete Stellen für Experten insgesamt.<br />

Kein flächendecken<strong>der</strong> Fachkräftemangel<br />

Unter den IT-Fachleuten zeigt sich allerdings<br />

kein genereller Fachkräftemangel. Ein Expertenmangel<br />

ist aber bei Fachkräften mit<br />

einem mindestens vierjährigen Informatikstudium<br />

zu beobachten, ebenso wie bei<br />

Hochqualifizierten in <strong>der</strong> IT-Anwendungsberatung<br />

als auch in <strong>der</strong> Softwareentwicklung<br />

und Programmierung. Der Fachkräftemangel<br />

fokussiert sich beson<strong>der</strong>s auf die Bundeslän<strong>der</strong><br />

Bayern, Baden-Württemberg, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Hamburg, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen. Aktuell kein Fachkräftemangel<br />

ist hingegen im Bereich IT-Systemanalyse,<br />

IT-Vertrieb, Netzwerktechnik und IT-Koordination<br />

erkennbar.<br />

Stetiges Plus bei den Absolventen- und<br />

Studienanfängerzahlen<br />

Seit <strong>der</strong> Jahrtausendwende sind die Absolventenzahlen<br />

<strong>der</strong> Informatikstudiengänge<br />

stetig gewachsen. Gut 19.600 Informatiker<br />

beendeten 2011 ihr Studium erfolgreich, vier<br />

Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie<br />

noch nie. Der Anteil <strong>der</strong> Bachelorabschlüsse<br />

liegt mittlerweile bei 54 Prozent. Die meis-<br />

52 53


ten Angehörigen dieser Prüfungsgruppe treten<br />

jedoch nicht unmittelbar in das Erwerbsleben<br />

ein, da sie zunächst weiterstudieren.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Informatiker, die neu in den<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt eintreten, ist daher deutlich<br />

geringer als die Zahl <strong>der</strong> Absolventen.<br />

Seit 2007 beginnen auch wie<strong>der</strong> mehr junge<br />

Menschen ein Informatikstudium. Nach vorläufigen<br />

Angaben des Statistischen Bundesamts<br />

immatrikulierten sich im Studienjahr<br />

2012 50.900 Studierende. Das entspricht<br />

dem hohen Niveau des Vorjahres.<br />

Vertiefte Informationen zum IT-<strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

finden Sie in <strong>der</strong> Broschüre „<strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

für Akademikerinnen und Akademiker – Naturwissenschaften/Informatik“<br />

30 .<br />

Informatik<br />

2012<br />

Beschäftigte<br />

554.500 (+3,3%),<br />

darunter<br />

191.800 Akademiker<br />

(+4,2%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

11.100 (+21%),<br />

darunter 4.900 für<br />

Akademiker<br />

(+21%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

24.500 (-9%),<br />

darunter 6.100 Akademiker<br />

(-3%)<br />

30<br />

www.arbeitsagentur.de > Veröffentlichungen ><br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt für Akademiker<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

54 55


2.6 Naturwissenschaften<br />

Insgesamt hat sich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt für<br />

Naturwissenschaftler in den letzten Jahren<br />

positiv entwickelt. Die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung blieb im Bereich<br />

Physik, Mathematik und Chemie stabil, in<br />

<strong>der</strong> Biologie und den Geowissenschaften ist<br />

sie in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen.<br />

Die Kompetenzen <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Experten sind in vielen Fel<strong>der</strong>n<br />

gefragt. Jedoch ist die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten<br />

Stellen, die sich explizit an Naturwissenschaftler<br />

richtet, eher überschaubar. Verglichen<br />

mit dem Vorjahr zeigten 2012 die Fachkräftenachfrage<br />

und die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

wenig Verän<strong>der</strong>ung.<br />

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

stabil<br />

Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten, die als Physiker, Mathematiker<br />

o<strong>der</strong> Chemiker in Deutschland arbeitet,<br />

war in <strong>der</strong> letzten Dekade relativ konstant.<br />

Nach letzten Angaben gab es im Jahr 2011,<br />

wie auch im Jahr zuvor, wie<strong>der</strong> leichte Zuwächse.<br />

Bei Physikern und Mathematikern<br />

stieg die Beschäftigung um 1,3 Prozent auf<br />

24.500 Beschäftigte, bei Chemikern um<br />

1,9 Prozent auf insgesamt 42.100 Personen.<br />

Ein etwas stärkerer Anstieg war bei<br />

Naturwissenschaftlern <strong>der</strong> Fachrichtungen<br />

Biologie, Geowissenschaften und Geografie<br />

zu verzeichnen. In diesem Segment stieg<br />

die Beschäftigung um 4,4 Prozent auf insgesamt<br />

rund 65.000. Im Vergleich zum Jahr<br />

2008 erhöhte sich die Beschäftigung in diesem<br />

Berufsfeld um 23 Prozent, im Vergleich<br />

zu 2001 sogar um 62 Prozent. Die meisten<br />

neuen <strong>Arbeit</strong>splätze sind dabei in <strong>der</strong> Öffentlichen<br />

Verwaltung, im <strong>Bildung</strong>swesen sowie<br />

in <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung entstanden.<br />

Selbständig tätig waren laut Mikrozensus<br />

2011 rund 7.000 Biologen und Geowissenschaftler.<br />

Bei Chemikern, Physikern und<br />

Mathematikern spielt die Selbständigkeit<br />

dagegen kaum eine Rolle.<br />

Die statistisch abbildbare Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Naturwissenschaftler<br />

stellt lediglich eine Untergrenze<br />

des tatsächlichen Beschäftigungsvolumens<br />

dar. Naturwissenschaftler arbeiten interdisziplinär<br />

in vielen verschiedenen Fel<strong>der</strong>n,<br />

die in <strong>der</strong> konkreten Berufsausübung nicht<br />

immer den Naturwissenschaften zugeordnet<br />

werden. So waren nach Hochrechnungen<br />

des Mikrozensus 2011 insgesamt rund<br />

441.000 Erwerbstätige mit einem Hochschulabschluss<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaften in<br />

Deutschland tätig 31 .<br />

31<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Erwerbstätige mit<br />

einem Hochschulabschluss <strong>der</strong> Hauptfachrichtungen<br />

Mathematik, Physik, Astronomie, Chemie, Lebensmittelchemie,<br />

Biologie, Biochemie, Biotechnologie, Geowissenschaften<br />

und Geografie<br />

Kaum Verän<strong>der</strong>ung bei <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

und gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

Insgesamt bewegt sich die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

weiter auf einem niedrigen Niveau. Gegenüber<br />

dem Vorjahr hat sie sich 2012 bei Physikern<br />

und Mathematikern quasi nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

Rund 1.900 Personen waren arbeitslos<br />

gemeldet. In <strong>der</strong> Chemie ist ein leichter Anstieg<br />

um 100 Personen bzw. sieben Prozent<br />

auf jahresdurchschnittlich 2.100 <strong>Arbeit</strong>slose<br />

auszumachen. Auch bei den gemeldeten<br />

Stellen gab es wenig Verän<strong>der</strong>ung. So gingen<br />

für Physiker und Mathematiker von Januar<br />

bis Dezember 1.500 Offerten ein, zwei<br />

Prozent weniger als 2011. Für Chemiker<br />

wurden 1.200 Stellen gemeldet, ein Prozent<br />

mehr als im Vorjahr. Auf das Jahr bezogen<br />

hatten 2012 die Agenturen für <strong>Arbeit</strong> durchschnittlich<br />

400 Stellen im Angebot, die sich<br />

explizit an Physiker und Mathematiker richteten.<br />

Für Experten <strong>der</strong> Chemie waren gut<br />

300 Stellen im Bestand.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> arbeitslosen Biologen, Geowissenschaftler<br />

und Geografen stieg 2012 leicht<br />

an. Im Jahresdurchschnitt waren rund 5.100<br />

<strong>Arbeit</strong>slose auf Jobsuche, 300 o<strong>der</strong> sieben<br />

Prozent mehr als 2011. Dem standen 400<br />

gemeldete Stellen gegenüber. Die Stellenzugänge<br />

im Jahresverlauf, die ein besseres<br />

Maß für das gesamte Besetzungsvolumen<br />

im Laufe eines Jahres darstellen, beliefen<br />

sich 2012 auf 1.700 Vakanzen, zwei Prozent<br />

mehr als 2011. Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Biologie<br />

fällt allerdings <strong>der</strong> hohe Anteil befristeter<br />

Stellenangebote auf. Nur jede dritte Stelle<br />

war als Daueranstellung ausgeschrieben.<br />

Steigende Absolventen- und Studienanfängerzahlen<br />

Die Absolventenzahlen in <strong>der</strong> Fächergruppe<br />

Mathematik/Naturwissenschaften (hier<br />

ohne Informatiker betrachtet) steigen seit<br />

2004 an. Rund 40.200 Naturwissenschaftler<br />

beendeten nach letzten Angaben des<br />

Statistischen Bundesamtes im Jahr 2011 ihr<br />

Studium erfolgreich, neun Prozent mehr als<br />

im Vorjahr. Der größte Teil hatte Biologie studiert<br />

(28 Prozent). Je<strong>der</strong> Fünfte legte seine<br />

Prüfung in <strong>der</strong> Fachrichtung Chemie ab und<br />

gut je<strong>der</strong> Sechste in Physik bzw. in Mathematik.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger im Bereich<br />

Naturwissenschaften stieg um 23 Prozent<br />

auf 80.300. Dabei entfielen 71 Prozent<br />

<strong>der</strong> Einschreibungen auf „echte“ Studienanfänger,<br />

die ein Bachelorstudium aufnahmen.<br />

Hinzu kamen 16 Prozent Weiterstudierende,<br />

die ein Masterstudium begannen und sechs<br />

Prozent Promotionsstudierende.<br />

Vertiefte Informationen zum <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaften finden Sie in <strong>der</strong><br />

Broschüre „<strong>Arbeit</strong>smarkt für Akademikerinnen<br />

und Akademiker – Naturwissenschaften/Informatik“<br />

32 .<br />

32<br />

www.arbeitsagentur.de > Veröffentlichungen ><br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt für Akademiker<br />

56 57


Naturwissenschaften<br />

2012<br />

Chemie,<br />

Chemieingenieurwesen<br />

Beschäftigte<br />

42.100 (+1,9%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

300 (+8%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

2.100 (+7%)<br />

Mathematik, Physik,<br />

Physikingenieurwesen<br />

Beschäftigte<br />

24.500 (+1,3%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

400 (+10%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

1.900 (+0,5%)<br />

Biologie, Geografie,<br />

Geowissenschaften<br />

Beschäftigte<br />

65.000 (+4,4%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

400 (-0,2%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

5.100 (+7%)<br />

Jeweils Bestand 2012, Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten sind nicht identisch<br />

mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung bei <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

und gemeldeten Stellen. Näheres<br />

2.7 Management, Finanzen, Volkswirtschaft<br />

Der Bereich Management, Finanzen und<br />

Volkswirtschaft umfasst verschiedene Tätigkeitsfel<strong>der</strong>,<br />

die Beschäftigungschancen<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Studienabschlüssen<br />

bieten. Der <strong>Arbeit</strong>smarkt zeigt sich hier<br />

in den letzten Jahren positiv. So hat die Zahl<br />

<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

als auch die <strong>der</strong> Selbständigen erhebliche<br />

Zuwächse erfahren. Die Nachfrage<br />

nach Fachkräften ist 2011 deutlich und 2012<br />

leicht gestiegen. An<strong>der</strong>erseits lag auch die<br />

Zahl <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosen etwas höher als im<br />

Vorjahr, wobei sich die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit nach<br />

wie vor auf einem niedrigen Niveau befindet.<br />

Kräftig steigende Studierendenzahlen lassen<br />

allerdings in den nächsten Jahren verstärkte<br />

Konkurrenz am <strong>Arbeit</strong>smarkt erwarten.<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

Zur Einschätzung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung<br />

im Bereich Management, Finanzen und<br />

Wirtschaftswissenschaften können <strong>der</strong>zeit<br />

Daten über drei Berufsgruppen herangezogen<br />

werden. In allen drei Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n<br />

ist eine positive Entwicklung festzustellen:<br />

Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler<br />

33 ist gegenüber dem Vorjahr um<br />

3,5 Prozent gewachsen. Mit insgesamt<br />

97.100 Angestellten im Jahr 2011 erhöhte sie<br />

sich innerhalb des vergangenen Jahrzehnts<br />

um fast ein Viertel.<br />

Auch die Zahl <strong>der</strong> angestellten Führungskräfte,<br />

Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater befindet sich im<br />

Aufwärtstrend. So waren 2011 239.900 Beschäftigte<br />

mit Hochschulabschluss in diesen<br />

Fel<strong>der</strong>n tätig. Das waren fünf Prozent mehr<br />

als im Vorjahr und rund 29 Prozent mehr als<br />

vor zehn Jahren. Hinzu kommen 140.000<br />

Menschen, die als Führungskraft, Unternehmensberater,<br />

Wirtschaftsprüfer o<strong>der</strong> Steuerberater<br />

selbständig tätig sind.<br />

Die dritte große Berufsgruppe, in <strong>der</strong> sich<br />

viele Absolventen <strong>der</strong> Betriebs- und Volkswirtschaft<br />

wie<strong>der</strong>finden, ist die <strong>der</strong> Bankund<br />

Versicherungskaufleute. Hier stieg die<br />

Beschäftigung auf 99.100 Angestellte mit<br />

akademischem Berufsabschluss. Trotz Finanzkrise<br />

ist auch hier ein stetiges Beschäftigungswachstum<br />

zu konstatieren: Gegenüber<br />

dem Vorjahr ein leichtes Plus von drei<br />

Prozent, im Zehn-Jahresvergleich immerhin<br />

+14 Prozent.<br />

33<br />

Beschäftigtendaten liegen bislang nur für die<br />

Berufsgruppe <strong>der</strong> Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler<br />

insgesamt vor, wobei hier die Betriebswirte die mit<br />

Abstand größte Gruppe ausmachen.<br />

siehe „Hinweise zu Statistischen Angaben“<br />

58 59


Das <strong>Arbeit</strong>splatzpotenzial für Studierte mit<br />

wirtschaftswissenschaftlichem Abschluss<br />

ist weit größer als die <strong>Statistik</strong> über die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung vermuten<br />

lässt. Laut Mikrozensus gab es 2011<br />

in Deutschland rund 1,2 Mio Erwerbstätige,<br />

die über einen Hochschulabschluss <strong>der</strong><br />

Hauptfachrichtungen Betriebswirtschaft,<br />

Volkswirtschaft o<strong>der</strong> Finanzen, Banken und<br />

Versicherungen verfügten. Offen bleibt bei<br />

dieser Betrachtung allerdings, in welchem<br />

Tätigkeitsfeld die aktuelle Erwerbstätigkeit<br />

ausgeübt wird.<br />

Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik<br />

Die Nachfrage nach Betriebswirten in den<br />

Bereichen Handel, Vertrieb, Verkehr und Logistik<br />

stieg 2012 das dritte Jahr in Folge. Im<br />

Laufe des Jahres wurden <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> insgesamt 14.800 Stellen neu zur<br />

Besetzung gemeldet, 17 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr. Der größte Teil entfiel mit 11.900<br />

Stellenangeboten auf Tätigkeiten im Handel<br />

und Vertrieb. Für Experten im Bereich Verkehr<br />

und Logistik wurden 2.900 Vakanzen<br />

gemeldet. Jahresdurchschnittlich hatte die<br />

öffentliche <strong>Arbeit</strong>svermittlung damit insgesamt<br />

4.100 Stellenofferten im Bestand. Dem<br />

standen 15.600 <strong>Arbeit</strong>slose gegenüber, die<br />

eine Expertentätigkeit in diesem Feld suchten.<br />

Das waren 1.100 Personen o<strong>der</strong> acht<br />

Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich<br />

zum Stand im Jahr 2002 war die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

innerhalb dieser Berufsgruppe 2012<br />

jedoch nur halb so hoch.<br />

Unternehmensführung, -organisation<br />

und Personalwesen<br />

Der Fachkräftebedarf an Experten <strong>der</strong> Unternehmensführung,<br />

-organisation und des<br />

Personalwesens war 2012, gemessen an<br />

den Neuzugängen gemeldeter Stellen, nur<br />

leicht geringer als im Vorjahreszeitraum.<br />

Im Jahresverlauf 2012 wurden 10.300<br />

Stellen gemeldet, vier Prozent weniger als<br />

im Vorjahr. Jahresdurchschnittlich lag <strong>der</strong><br />

Stellenbestand bei 2.400 Offerten. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

hat sich, nachdem sie im Jahr<br />

2011 deutlich gesunken war, 2012 nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

Rund 16.600 <strong>Arbeit</strong>slose, die eine<br />

Tätigkeit zum Beispiel in <strong>der</strong> Geschäftsführung,<br />

Unternehmensberatung o<strong>der</strong> -verwaltung<br />

anstrebten, waren 2012 gemeldet. Das<br />

waren neun Prozent mehr als 2008, aber<br />

immerhin die Hälfte weniger als 2002.<br />

Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung,<br />

Wirtschaftsprüfung<br />

Eine weiter steigende Nachfrage war 2012<br />

nach hochqualifizierten Experten im Bereich<br />

Finanzen, Rechnungswesen, Steuerberatung<br />

und Wirtschaftsprüfung festzustellen. Mit<br />

rund 5.300 Offerten lag <strong>der</strong> Stellenzugang<br />

neun Prozent über dem des Vorjahres. Im<br />

Jahresdurchschnitt waren 1.400 gemeldete<br />

Stellen zu besetzen. Gleichzeitig registrierte<br />

die <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> 4.800 <strong>Arbeit</strong>slose,<br />

zwei Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Wenngleich die <strong>Arbeit</strong>slosenzahl im Feld<br />

Finanzen, Rechnungswesen und Steuerberatung<br />

aktuell höher ausfällt als vor zehn Jahren,<br />

bewegt sie sich – dank einer hohen und<br />

gestiegenen Beschäftigtenzahl – auf einem<br />

relativ niedrigen Niveau.<br />

Volkswirtschaft<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Volkswirte, zu denen<br />

außerdem Berufe wie Konjunkturforscher<br />

o<strong>der</strong> Ökonometriker gerechnet werden,<br />

hat sich 2012 gut entwickelt. Die Zahl <strong>der</strong><br />

arbeitslosen Volkswirte sank im Vergleich<br />

zum Vorjahr um elf Prozent auf jahresdurchschnittlich<br />

rund 1.000 Personen. Mit<br />

insgesamt knapp 300 Stellenzugängen lag<br />

die Nachfrage über <strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Vorjahre.<br />

Trotzdem suchen nur wenige <strong>Arbeit</strong>geber<br />

wie Banken, Forschungsinstitute und Einrichtungen<br />

des öffentlichen Dienstes explizit<br />

nach Volkswirten: Der durchschnittliche<br />

Bestand gemeldeter Stellen lag 2012 bei 60.<br />

Dabei sind die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

regional unterschiedlich ausgeprägt: In<br />

Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet<br />

o<strong>der</strong> in Berlin, in denen es viele Banken und<br />

Behörden gibt, werden vergleichsweise viele<br />

Volkswirte gebraucht. Dagegen sind <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

in mittelständisch geprägten Regionen<br />

rar.<br />

Akademischer Nachwuchs in den<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Im Studienbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

haben 2011 rund 65.600 Studierende<br />

erfolgreich ihre Abschlussprüfung absolviert,<br />

zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter<br />

waren 37.600 Absolventen <strong>der</strong> „klassischen“<br />

Betriebswirtschaftslehre, 3.900 <strong>der</strong><br />

Volkswirtschaftslehre und 11.800 <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Wirtschaftswissenschaften. Ein weiteres<br />

stark belegtes Studienfach war zudem<br />

die Internationale Betriebswirtschaft/Management<br />

mit 7.100 erfolgreichen Examina.<br />

Auch bei den Studienanfängern stellt die<br />

Betriebswirtschaftslehre nach wie vor das<br />

am stärksten besetzte Studienfach dar. Im<br />

Studienjahr 2011/12 schrieben sich im gesamten<br />

Studienbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

123.100 junge Menschen für ihr<br />

erstes Fachsemester ein, 14 Prozent mehr<br />

als 2010. Rund 68.200 strebten dabei einen<br />

Abschluss im Fach Betriebswirtschaftslehre<br />

an, knapp 7.400 im Fach Volkswirtschaft<br />

(+17 bzw. +16 Prozent).<br />

Vertiefte Informationen zum <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

für Wirtschaftswissenschaftler finden<br />

Sie in <strong>der</strong> Broschüre „Der <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

für Akademikerinnen und Akademiker –<br />

Wirtschaftswissenschaften“ 34 .<br />

34<br />

www.arbeitsagentur.de > Veröffentlichungen ><br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt für Akademiker<br />

60 61


Management,<br />

Finanzen und Volkswirtschaft<br />

2012<br />

Beschäftigte<br />

Geschäftsführung,<br />

Unternehmens-, Steuerberatung<br />

239.900 (+5,0%)<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

97.100 (+3,5%)<br />

Banken, Versicherungen<br />

99.100 (+2,7%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

Management, Finanzen<br />

7.800 (+18%)<br />

Volkswirtschaft<br />

60 (+23%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

Management, Finanzen<br />

37.000 (+3%)<br />

Volkswirtschaft<br />

1.000 (-11%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

2.8 Rechtswissenschaften<br />

Die Erwerbstätigkeit von Juristen ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bereich <strong>der</strong> Rechtsvertretung<br />

und -beratung in den letzten Jahren stetig<br />

gewachsen. Auch 2012 hat sich die Lage am<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt weiter positiv entwickelt. Die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit ging weiter zurück und befindet<br />

sich auf einem sehr geringen Niveau.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Vakanzen, die bei den Agenturen<br />

für <strong>Arbeit</strong> im Laufe des Jahres gemeldet<br />

wurden, stieg weiter leicht an.<br />

Zuwächse insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Rechtsvertretung<br />

und -beratung<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Juristen ist im vergangenen Jahrzehnt<br />

deutlich gewachsen. Rund 223.000<br />

Erwerbstätige waren nach letzten Angaben<br />

des Statistischen Bundesamtes 2011 als<br />

Juristen in Deutschland tätig. Zuwächse waren<br />

vor allem in <strong>der</strong> Rechtsvertretung und<br />

Rechtsberatung zu verzeichnen. Hier stieg<br />

die Erwerbstätigkeit in den letzten zehn<br />

Jahren um mehr als ein Drittel auf 189.000<br />

Personen.<br />

Die Berufsausübung als Freiberufler spielt<br />

bei Juristen eine wichtige Rolle. Mit 96.000 35<br />

Selbständigen waren 2011 rund 40 Prozent<br />

<strong>der</strong> erwerbstätigen Juristen ihr eigener Chef.<br />

Ein Drittel arbeitete als Angestellter in einer<br />

Anwaltskanzlei, in <strong>der</strong> Privatwirtschaft o<strong>der</strong><br />

im Öffentlichen Dienst. Ein weiteres Viertel<br />

35<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2011<br />

<strong>der</strong> Juristen war als Beamter im Staatsdienst<br />

tätig. Rund 48.000 arbeiteten hier beispielsweise<br />

als Staatsanwälte, Richter o<strong>der</strong> im allgemeinen<br />

Verwaltungsdienst.<br />

Die <strong>Statistik</strong> über die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung weist 2011<br />

52.400 Juristen aus, 3,4 Prozent mehr als<br />

im Vorjahr. Den größten Teil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

stellten die Juristen in <strong>der</strong> Rechtsberatung.<br />

Vier von zehn waren in diesem<br />

Bereich angestellt, <strong>der</strong> größte Teil in Rechtsanwaltskanzleien<br />

und Notariaten. Weitere<br />

15 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten waren in <strong>der</strong><br />

Rechtspflege zum Beispiel bei Gerichten<br />

und fünf Prozent im Allgemeinen Verwaltungsdienst<br />

bei Ministerien und Behörden<br />

tätig. Das verbleibende Drittel verteilt sich<br />

auf Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und<br />

Steuerberatungskanzleien, Verbände und<br />

Unternehmen aller Wirtschaftszweige.<br />

Anstieg <strong>der</strong> gemeldeten Stellen<br />

Die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten Stellen ist 2012<br />

weiter leicht gestiegen. Rund 700 <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

standen im Jahresdurchschnitt zur<br />

Besetzung bereit. Die im Jahresverlauf neu<br />

eingegangen Stellenmeldungen, die die Dynamik<br />

am <strong>Arbeit</strong>smarkt aussagekräftiger beschreiben,<br />

beliefen sich 2012 auf 3.500 Offerten<br />

für Juristen. Das waren neun Prozent<br />

mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings<br />

bilden die gemeldeten Stellen nur einen<br />

62 63


Teilausschnitt des <strong>Arbeit</strong>smarktes ab. Stellen<br />

für Richter, Staatsanwälte o<strong>der</strong> sonstige<br />

Beamte sind hier in <strong>der</strong> Regel nicht enthalten.<br />

Der Adecco-Stellenindex, <strong>der</strong> regelmäßig<br />

Inserate von 40 Printmedien auswertet,<br />

beobachtet seit zwei Jahren eine rückläufige<br />

Entwicklung: 2012 zählte er in Zeitungen<br />

und Zeitschriften rund 1.500 Stellenofferten<br />

für Juristen, fast 400 weniger als im Vorjahr.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit weiter rückläufig<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit unter Juristen ist 2012<br />

weiter leicht gesunken. Jahresdurchschnittlich<br />

waren 5.300 Juristen arbeitslos gemeldet,<br />

rund 200 bzw. vier Prozent weniger als<br />

im Jahr 2011. Im Vergleich zum Jahr 2002<br />

fiel die <strong>Arbeit</strong>slosenzahl sogar um rund ein<br />

Viertel geringer aus. Allerdings verläuft <strong>der</strong><br />

Berufseinstieg nicht immer ohne Schwierigkeiten.<br />

So waren 2012 fast 60 Prozent <strong>der</strong><br />

arbeitslosen Juristen noch keine 35 Jahre<br />

alt. Im Allgemeinen stellt <strong>Arbeit</strong>slosigkeit für<br />

Juristen jedoch nur ein Randphänomen dar.<br />

Bezogen auf alle in Deutschland Tätigen mit<br />

einem Studienabschluss <strong>der</strong> Rechtswissenschaften<br />

betrug die <strong>Arbeit</strong>slosenquote 2011<br />

gerade einmal 2,2 Prozent.<br />

Mehr Nachwuchs von den Hochschulen<br />

2011 beendeten 14.100 Rechtswissenschaftler<br />

erfolgreich ihr Studium, sieben<br />

Prozent mehr als 2010. Da viele zunächst<br />

ein Referendariat beginnen, erfolgt <strong>der</strong> tatsächliche<br />

Eintritt in den <strong>Arbeit</strong>smarkt erst<br />

nach frühestens zwei Jahren. Mit 3.100 Absolventen<br />

hatte immerhin je<strong>der</strong> Fünfte einen<br />

Bachelor- o<strong>der</strong> Masterabschluss erworben<br />

und strebt damit zum Beispiel eine Tätigkeit<br />

als Wirtschaftsjurist an. Auch die Studienanfängerzahlen<br />

setzen 2011 ihren Wachstumskurs,<br />

<strong>der</strong> seit 2007 zu beobachten ist,<br />

fort. Insgesamt 33.700 Frauen und Männer<br />

schrieben sich für ihr erstes Fachsemester<br />

in einem rechtswissenschaftlichen Studiengang<br />

ein. Das waren 14 Prozent mehr als im<br />

Vorjahr.<br />

Rechtswissenschaften<br />

2012<br />

Erwerbstätige<br />

223.000<br />

Beschäftigte<br />

52.400<br />

(+3,4%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

700<br />

(+17%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

5.300<br />

(-4%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung und<br />

Erwerbstätigkeit 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

64 65


2.9 Medizin und Pharmazie<br />

Das Gesundheitswesen befindet sich auf<br />

Wachstumskurs. Damit einher gehen eine<br />

steigende Zahl an Erwerbstätigen und ein<br />

sehr niedriges Niveau an <strong>Arbeit</strong>slosen.<br />

Vorrangig in ländlichen Regionen wird zunehmend<br />

ein Mangel an Humanmedizinern,<br />

aber auch an Tierärzten beklagt. Die Studierendenzahlen<br />

in diesem Feld verzeichnen<br />

allerdings zulassungsbedigt nur leichte Zuwächse.<br />

Humanmedizin<br />

Die Beschäftigungschancen nach dem Abschluss<br />

des Medizinstudiums stehen sehr<br />

gut. Die <strong>Statistik</strong> <strong>der</strong> Bundesärztekammer<br />

verzeichnete 2011 rund 342.100 berufstätige<br />

Ärzte in Deutschland. Sozialversicherungspflichtig<br />

angestellt waren laut Beschäftigtenstatistik<br />

<strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für<br />

<strong>Arbeit</strong> 200.300 Ärzte, 4,4 Prozent mehr als<br />

2010. Obwohl die Ärztezahlen kontinuierlich<br />

steigen, ist <strong>der</strong> Fachkräftemangel bei<br />

Humanmedizinern deutlich zu spüren. Bis<br />

auf Hamburg, Berlin und Schleswig-Holstein<br />

sind in allen Bundeslän<strong>der</strong>n Engpässe bei<br />

den Besetzungen gemeldeter <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

zu bemerken. Mehrere Gründe lassen den<br />

Bedarf an Humanmedizinern wachsen. Der<br />

medizinische Fortschritt und die zunehmende<br />

Zahl älterer Menschen bringen häufigere<br />

und aufwändigere Behandlungen mit sich.<br />

Des Weiteren ist in <strong>der</strong> Ärzteschaft, ebenso<br />

wie in <strong>der</strong> Gesamtbeschäftigung, ein Trend<br />

zu <strong>Arbeit</strong>szeitverkürzungen zu beobachten.<br />

Dies wird durch einen gestiegenen Anteil an<br />

Ärztinnen noch verstärkt. <strong>Arbeit</strong>ete vor zehn<br />

Jahren nur jede siebte angestellte ärztliche<br />

Fachkraft Teilzeit, war es 2011 bereits jede<br />

fünfte. Perspektivisch kommt hinzu, dass<br />

fast je<strong>der</strong> vierte Arzt 55 Jahre o<strong>der</strong> älter ist<br />

und in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintreten<br />

wird.<br />

Trotz Fachkräftemangel stieg die Zahl arbeitsloser<br />

Ärzte 2012 gegenüber dem<br />

Vorjahr leicht um 140 Personen o<strong>der</strong><br />

sechs Prozent auf jahresdurchschnittlich<br />

2.500 arbeitslose Ärzte an. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

bewegt sich jedoch auf sehr niedrigem<br />

Niveau. Die <strong>Arbeit</strong>slosenquote, berechnet<br />

auf Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten, lag bei 1,3 Prozent und entsprach<br />

damit Vollbeschäftigungsniveau.<br />

Hinzu kommt, dass <strong>der</strong> größte Teil nach<br />

einer kurzen Suchphase von weniger als<br />

drei Monaten seine <strong>Arbeit</strong>slosigkeit wie<strong>der</strong><br />

beendete. Der Stellenbestand war mit<br />

2.500 ebenso hoch wie <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosenbestand.<br />

Im Laufe des Jahres wurden <strong>der</strong><br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> circa 4.900 neue<br />

Stellen gemeldet, etwa neun Prozent weniger<br />

als im Vorjahr. Beispielsweise aufgrund<br />

von Klinikfusionen wurden in manchen Regionen<br />

weniger abhängig beschäftigte Ärzte<br />

gesucht als im Vorjahr. Ein weiterer Grund<br />

für den Rückgang könnte auch darin liegen,<br />

dass <strong>Arbeit</strong>geber in Zeiten des Ärztemangels<br />

die Erfolgsaussichten für eine Stellenbesetzung<br />

als gering einschätzten und deshalb<br />

weniger Stellen meldeten.<br />

Zahnmedizin<br />

Laut Bundeszahnärztekammer waren 2011<br />

rund 54.300 nie<strong>der</strong>gelassene Zahnärzte in<br />

Deutschland tätig. Ihre Zahl geht seit 2006<br />

leicht, aber stetig zurück. Im Gegensatz dazu<br />

steigt die Zahl <strong>der</strong> Zahnärzte kräftig an, die<br />

in einer Praxis als Assistenzärzte angestellt<br />

sind o<strong>der</strong> als Beamte o<strong>der</strong> Angestellte außerhalb<br />

von Zahnarztpraxen tätig sind. Rund<br />

14.200 waren dies 2011, gut die Hälfte mehr<br />

als noch 2002. Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Zahnärzte stieg<br />

von 2010 zu 2011 um acht Prozent auf rund<br />

12.200 Angestellte. Der Frauenanteil ist hier<br />

im Angestelltenbereich beson<strong>der</strong>s hoch. Er<br />

lag 2011 bei 68 Prozent.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit war und ist für Zahnmediziner<br />

kein Thema und wird es in absehbarer<br />

Zeit auch nicht werden. Gut 500 Personen<br />

waren im Jahresschnitt 2012 arbeitslos gemeldet<br />

– und das meist nur für kurze Zeit.<br />

Der Vergleich zum Jahr 2007 zeigt einen<br />

Rückgang <strong>der</strong> arbeitslos gemeldeten Zahnmediziner<br />

um fast ein Viertel. Gegenüber<br />

dem Vorjahr gab es dagegen einen leichten<br />

Anstieg um 5 Prozent. Knapp 400 Stellenangebote<br />

gingen 2012 bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> ein, fünf Prozent mehr als 2011.<br />

Dies entsprach einem durchschnittlichen<br />

Bestand von 160 Stellenangeboten für Zahnärzte<br />

und Kieferorthopäden.<br />

Tiermedizin<br />

Auch bei Tierärzten herrscht Vollbeschäftigung<br />

und in vielen Regionen beginnt sich<br />

ein Mangel an Fachkräften abzuzeichnen.<br />

Rund 26.700 Tierärzte waren laut <strong>Statistik</strong><br />

<strong>der</strong> Bundestierärztekammer am 31.12.2011<br />

in Deutschland tätig. Nach Angaben des<br />

Mikrozensus übte knapp die Hälfte ihre <strong>Arbeit</strong><br />

als Selbständige aus. Auch die Zahl <strong>der</strong><br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Tiermediziner stieg 2011 gegenüber dem<br />

Vorjahr an und zwar um fünf Prozent auf<br />

10.300 Beschäftigte. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

bewegte sich 2012 mit 400 Personen auf<br />

dem geringen Niveau <strong>der</strong> Vorjahre. Im Jahresverlauf<br />

gingen bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für<br />

<strong>Arbeit</strong> knapp 400 Stellenangebote ein, vier<br />

Prozent weniger als im Vorjahr. Der durchschnittliche<br />

Stellenbestand lag bei knapp<br />

100 gemeldeten Stellen.<br />

Pharmazie<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Apotheker zeigte sich<br />

in den letzten Jahren positiv. Trotz steigendem<br />

Kostendruck bei den Gesundheitsausgaben,<br />

blieb die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten in<br />

66 67


den letzten Jahren stabil. So stieg die Zahl<br />

<strong>der</strong> sozialversicherungspflichtigen <strong>Arbeit</strong>splätze<br />

von Apothekern im Jahr 2011 gegenüber<br />

2010 um ein Prozent auf insgesamt<br />

40.500. Im Vergleich zum Jahr 2001 war ein<br />

leichtes Plus von rund drei Prozent zu verzeichnen.<br />

Als Selbständige übten laut Mikrozensus<br />

rund 19.000 Apotheker ihren Beruf<br />

aus - genau so viele wie im Vorjahr.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger stieg in den<br />

letzten Jahren mo<strong>der</strong>at an. Im Studienjahr<br />

2011/12 begannen rund 14.600 Frauen und<br />

Männer ein Medizinstudium (+1 Prozent),<br />

2.900 ein Zahnmedizinstudium (+4 Prozent),<br />

1.700 ein Studium <strong>der</strong> Tiermedizin (-3<br />

Prozent) und 3.800 ein Pharmaziestudium<br />

(+15 Prozent).<br />

Medizin und Pharmazie<br />

2012<br />

Erwerbstätige<br />

530.000<br />

Beschäftigte<br />

263.300<br />

(+4,1%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

Rund 1.200 Stellenmeldungen gingen im<br />

Jahresverlauf für Apotheker ein, im Vergleich<br />

zu 2011 ein Rückgang um elf Prozent. Dies<br />

entsprach einem durchschnittlichen Jahresbestand<br />

von 400 zu besetzenden Stellen. Die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit blieb mit rund 900 arbeitslosen<br />

Pharmazeuten auf dem niedrigen Niveau<br />

<strong>der</strong> Vorjahre, auch wenn 2012 durchschnittlich<br />

100 Personen mehr arbeitslos waren als<br />

2011. Die <strong>Arbeit</strong>slosenquote, berechnet auf<br />

Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />

lag unter zwei Prozent.<br />

3.100<br />

(-11%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

4.300<br />

(+7%)<br />

Akademischer Nachwuchs auf stabilem<br />

Niveau<br />

Rund 23.300 Absolventen beendeten 2011<br />

erfolgreich ihr Hochschulstudium. Darunter<br />

waren 16.500 Studierende <strong>der</strong> Humanmedizin<br />

(+1 Prozent), 2.900 Studierende <strong>der</strong><br />

Zahnmedizin (+7 Prozent), 1.500 Tiermediziner<br />

(+5 Prozent) und 2.400 Pharmazeuten<br />

(-0,3 Prozent).<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung und Erwerbstätigkeit<br />

2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

68 69


2.10 Sozialarbeit, Sozialpädagogik und<br />

-beratung<br />

Der demografische Wandel sowie <strong>der</strong> Ausbau<br />

<strong>der</strong> Schulsozialarbeit und <strong>der</strong> Ganztagsschulen<br />

in vielen Bundeslän<strong>der</strong>n trugen in<br />

den letzten Jahren zu einer positiven <strong>Arbeit</strong>smarktentwicklung<br />

im Bereich <strong>der</strong> sozialen<br />

<strong>Arbeit</strong> bei. Auch nach letzten Angaben für<br />

das Jahr 2011 wuchs die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

überdurchschnittlich. Die Nachfrage<br />

nach Fachkräften ist 2012 wie<strong>der</strong> gestiegen.<br />

Gleichzeitig ist die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit gesunken.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Studienabsolventen ging<br />

zuletzt etwas zurück, während die Neueinschreibungen<br />

im Studienbereich Sozialwesen<br />

anstiegen.<br />

Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten stetig gewachsen<br />

In den letzten Jahren ist die Beschäftigung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Sozialen <strong>Arbeit</strong> stetig gewachsen.<br />

Auch 2011 stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Sozialarbeiter und -pädagogen 36 um<br />

4,6 Prozent an. Mit 154.300 gab es 2011 sogar<br />

40,3 Prozent mehr Beschäftigte als im<br />

Jahr 2001. Dabei gehen die Zuwächse insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf mehr Teilzeitarbeitsplätze zurück,<br />

<strong>der</strong>en Anzahl sich in den letzten zehn<br />

Jahren verdoppelt hat. Mit 42 Prozent war<br />

die Teilzeitquote in <strong>der</strong> Sozialen <strong>Arbeit</strong> auch<br />

2011 wie<strong>der</strong> überdurchschnittlich hoch.<br />

Unter allen sozialversicherungspflichtig Be-<br />

36<br />

nur Beschäftigte mit Fach- o<strong>der</strong> Hochschulabschluss<br />

schäftigten war nur je<strong>der</strong> Fünfte in Teilzeit<br />

angestellt. Von den Frauen arbeitete im sozialen<br />

Bereich sogar etwa jede Zweite Teilzeit,<br />

bei den Männern je<strong>der</strong> Vierte.<br />

Steigendes Stellenangebot<br />

Die Kräftenachfrage nahm 2012 wie<strong>der</strong> deutlich<br />

zu. Im Laufe des Jahres wurden 17.600<br />

freie <strong>Arbeit</strong>sstellen des ersten <strong>Arbeit</strong>smarktes<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> gemeldet,<br />

13 Prozent mehr als im Jahr zuvor.<br />

Durchschnittlich waren damit im Jahr 2012<br />

rund 3.200 <strong>Arbeit</strong>sstellen zu vermitteln.<br />

Viele Stellen im sozialen Bereich werden als<br />

Projekte öffentlich geför<strong>der</strong>t und waren deshalb<br />

befristet und in Teilzeit ausgeschrieben.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> befristeten Stellen an allen<br />

gemeldeten Stellen hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren um 20 Prozentpunkte<br />

erhöht. Waren 2002 noch 43 Prozent <strong>der</strong><br />

gemeldeten Stellen befristet, wurden 2012<br />

63 Prozent befristet ausgeschrieben.<br />

Sinkende <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit von Sozialarbeitern<br />

und Sozialpädagogen ist 2012 – erstmalig<br />

seit drei Jahren – wie<strong>der</strong> zurückgegangen.<br />

Im Jahresdurchschnitt 2012 waren 7.700<br />

Personen arbeitslos gemeldet, die im Feld<br />

<strong>der</strong> Sozialarbeit, <strong>der</strong> Sozialpädagogik und<br />

-beratung eine Tätigkeit auf Fach- o<strong>der</strong><br />

Hochschulniveau suchten. Dies waren drei<br />

Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt<br />

waren akademische Fachkräfte im Bereich<br />

<strong>der</strong> sozialen <strong>Arbeit</strong> relativ wenig von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

betroffen. Ihre <strong>Arbeit</strong>slosenquote,<br />

berechnet auf Basis <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten, lag bei 4,9<br />

Prozent. Die vergleichbare Quote für alle <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

fiel mit 9,3 Prozent fast doppelt<br />

so hoch aus.<br />

Minus bei den Absolventen- und Plus bei<br />

den Studienanfängerzahlen<br />

12.900 Studierende des Studienbereichs<br />

Sozialwesen beendeten 2011 ihr Studium<br />

erfolgreich. Das waren – nach fünf Jahren<br />

mit stetig wachsenden Absolventenzahlen –<br />

sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Hier<br />

könnten sich die stagnierenden Studienanfängerzahlen<br />

in den Jahren 2003 bis 2007<br />

bemerkbar machen. In den letzten vier<br />

Jahren schrieben sich wie<strong>der</strong> mehr junge<br />

Menschen neu für ein Studium <strong>der</strong> Sozialen<br />

<strong>Arbeit</strong>, <strong>der</strong> Sozialpädagogik o<strong>der</strong> des allgemeinen<br />

Sozialwesens ein. Rund 18.300 Studienanfänger<br />

waren 2011 zu verzeichnen,<br />

ein Plus von sieben Prozent.<br />

70 71


Sozialarbeit, -pädagogik und -beratung<br />

2012<br />

Beschäftigte<br />

154.300<br />

(+4,6%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

3.200<br />

(+15%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

7.700<br />

(-3%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

2.11 Lehrkräfte<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Lehrer und Dozenten<br />

hat sich in den letzten Jahren positiv<br />

entwickelt. Die Situation stellt sich jedoch<br />

nach Bundeslän<strong>der</strong>n, Schulformen und<br />

Schulfächern unterschiedlich dar. Während<br />

sich in einigen Bereichen ein Lehrermangel<br />

abzeichnet, bestehen in an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

Überkapazitäten. Insgesamt gab es<br />

im Schuljahr 2011/12 an den öffentlichen<br />

Schulen einen leichten Rückgang <strong>der</strong> Lehrerzahl.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit war leicht rückläufig.<br />

Gleichzeitig gab es mehr gemeldete<br />

Stellen. Die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger, die<br />

einen Lehramtsabschluss anstreben, wuchs<br />

in den letzten Jahren stetig.<br />

Stabile Beschäftigtenzahlen und unterschiedlicher<br />

Nachwuchsbedarf<br />

Im Schuljahr 2011/12 verzeichnete die<br />

Schulstatistik 37 669.800 voll- und teilzeitbeschäftigte<br />

Lehrer an allgemeinbildenden<br />

Schulen und 124.500 Lehrkräfte an<br />

berufsbildenden Schulen. Damit hat sich<br />

die Lehrerzahl gegenüber dem Vorjahr nur<br />

unwesentlich verringert. Im Vergleich zum<br />

Jahr 2001/2002 ist an allgemeinbildenden<br />

Schulen ein leichter Rückgang des nicht nur<br />

stundenweise tätigen Lehrpersonals zu beobachten,<br />

an berufsbildenden Schulen dagegen<br />

ein merkliches Beschäftigungsplus.<br />

37<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11,<br />

Reihen 1 und 2<br />

Die Zahl <strong>der</strong> nur stundenweise beschäftigten<br />

Lehrkräfte stieg im selben Zeitraum in<br />

beiden Schulbereichen deutlich an. Rund ein<br />

Drittel aller Lehrkräfte arbeitet als Angestellte,<br />

etwa zwei Drittel sind verbeamtet.<br />

Fast ein Drittel <strong>der</strong> Lehrerschaft an allgemeinbildenden<br />

Schulen ist 55 Jahre o<strong>der</strong><br />

älter 38 . Dies deutet auf einen hohen Bedarf<br />

an Nachwuchslehrern in den kommenden<br />

Jahren hin. Allerdings muss dabei auch berücksichtigt<br />

werden, dass die Schülerzahl<br />

bis zum Jahr 2020 um gut 20 Prozent abnehmen<br />

wird (Vergleichsjahr 2006). Deshalb<br />

dürfte – bei gleich bleiben<strong>der</strong> Schüler-<br />

Lehrer-Relation – insgesamt eine geringere<br />

Lehrerzahl als zum aktuellen Zeitpunkt nötig<br />

sein. Wie die Höhe des Ersatzbedarfs<br />

konkret ausfallen wird, ist allerdings von<br />

vielen weiteren Faktoren abhängig, wie <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Teilzeitquote, des tatsächlichen<br />

Pensionseintrittalters o<strong>der</strong> bildungspolitisch<br />

gesetzter Rahmenbedingungen,<br />

beispielsweise <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> Schulklassen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulformen an sich.<br />

Der Bedarf ist je nach Schultyp und Unterrichtsfächern,<br />

aber auch in den einzelnen<br />

Län<strong>der</strong>n, verschieden. Insgesamt zeichnet<br />

sich etwa ein Mangel an Lehrern im Berufsschul-<br />

und Son<strong>der</strong>pädagogikbereich ab,<br />

während zum Beispiel bei Gymnasial- und<br />

38<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11,<br />

Reihe 1<br />

72 73


Grundschullehrern <strong>der</strong> Einstellungsbedarf<br />

eher geringer sein könnte als das Angebot<br />

an Nachwuchskräften. Nach Fachrichtungen<br />

betrachtet ist ein hoher Bedarf an Lehrkräften<br />

für Mathematik, Chemie, Physik und<br />

Informatik anzunehmen. Für die Fächer Geschichte<br />

und Erdkunde wird eher eine geringere<br />

Nachfrage erwartet. 39 Viele Bundeslän<strong>der</strong><br />

erstellen eigene Bedarfsprognosen und<br />

veröffentlichen diese im Internet.<br />

Einstellungen von Lehrämtern stabil,<br />

mehr sonstige Stellenangebote<br />

Nach letzten Angaben <strong>der</strong> Kultusministerkonferenz<br />

haben die deutschen Bundeslän<strong>der</strong><br />

2012 knapp 30.000 neue Lehrkräfte in<br />

den öffentlichen Schuldienst eingestellt,<br />

zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Damit<br />

bewegt sich die Zahl <strong>der</strong> Neueinstellungen<br />

seit 2008 auf einem stabilen Niveau von<br />

jährlich 30.000, nachdem in den Jahren<br />

2002 bis 2007 deutlich weniger Personal<br />

rekrutiert wurde.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> bei den Agenturen für <strong>Arbeit</strong><br />

eingegangen Stellenangebote für Lehrkräfte<br />

stieg darüber hinaus mit rund 9.300 Angeboten<br />

um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.<br />

Im Jahresdurchschnitt 2012 entsprach<br />

dies einem Bestand von knapp 2.000 gemeldeten<br />

<strong>Arbeit</strong>sstellen. Bei diesen Offerten<br />

handelte es sich nicht nur um klassische<br />

39<br />

Lehrereinstellungsbedarf und –angebot in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland Modellrechnung 2010 – 2020<br />

Stellenausschreibungen für Lehrämter an<br />

allgemeinbildenden Schulen. Darüber hinaus<br />

wurden zum Beispiel Dozenten an Universitäten<br />

o<strong>der</strong> Fachhochschulen gesucht<br />

o<strong>der</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten an Privatschulen,<br />

Volkshochschulen, privaten <strong>Bildung</strong>strägern<br />

o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

angeboten.<br />

Rückgang <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Die Zahl arbeitsloser Lehrkräfte sank 2012<br />

leicht um zwei Prozent. Insgesamt 14.400<br />

<strong>Arbeit</strong>slose, die eine lehrende o<strong>der</strong> ausbildende<br />

Tätigkeit anstrebten, waren im Jahresdurchschnitt<br />

registriert. Darunter befanden<br />

sich 5.500 Lehrkräfte, die eine <strong>Arbeit</strong><br />

an allgemeinbildenden Schulen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

beruflichen Erstausbildung suchten, sowie<br />

6.600 Personen, die an außerschulischen<br />

<strong>Bildung</strong>seinrichtungen unterrichten wollten,<br />

zum Beispiel im Bereich <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.<br />

Hinzu kamen rund 1.900 <strong>Arbeit</strong>slose,<br />

die eine Dozententätigkeit an einer<br />

Hochschule im Auge hatten. Langfristig ist<br />

die Zahl <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosen deutlich rückläufig.<br />

2012 waren rund ein Viertel weniger Lehrkräfte<br />

arbeitslos gemeldet als 2002.<br />

Mehr Lehrernachwuchs<br />

Fast 38.800 Studierende legten 2011 erfolgreich<br />

die Lehramtsprüfung ab. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Absolventen ist in den letzten Jahren wie<strong>der</strong><br />

kontinuierlich steigend; 2011 um drei Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

Etwa 60.600 Studienanfänger schrieben<br />

sich 2011 für ein Lehramtsstudium neu ein,<br />

4.400 o<strong>der</strong> acht Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Die Umstellung auf die Bachelor- und<br />

Masterstruktur in einigen Län<strong>der</strong>n, die es<br />

Bachelor-Absolventen auch später noch<br />

ermöglicht, einen Master mit Lehramtsprüfung<br />

anzuschließen, erschwert allerdings<br />

eine Einschätzung des Nachwuchspotenzials.<br />

74 75


Lehrkräfte<br />

2012<br />

Lehrkräfte an<br />

allgemein- und<br />

berufsbildenden<br />

Schulen<br />

794.300<br />

(-0,4%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

2.000<br />

(+9%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

14.400<br />

(-2%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

voll-. und teilzeitbeschäftigte<br />

Lehrkräfte ohne stundenweises<br />

Personal 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen in<br />

Klammern,<br />

Zu den Abgrenzungen <strong>der</strong><br />

Berufsgruppen siehe<br />

„Hinweise zu statistischen<br />

Angaben“<br />

2.12 Gesellschaftswissenschaften und<br />

Psychologie<br />

Am <strong>Arbeit</strong>smarkt für Psychologen, Soziologen,<br />

Politologen und an<strong>der</strong>e sozialwissenschaftliche<br />

Berufe än<strong>der</strong>te sich 2012 nur<br />

wenig. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ist im Bereich<br />

<strong>der</strong> Politikwissenschaften und <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften<br />

leicht gesunken, in<br />

den an<strong>der</strong>en Fel<strong>der</strong>n leicht gestiegen beziehungsweise<br />

hat sich kaum verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Nachfrage, gemessen am Zugang gemeldeter<br />

Stellen, fällt mit Ausnahme <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften<br />

zwar etwas höher<br />

aus als im Vorjahr. Dennoch ist die Zahl <strong>der</strong><br />

Stellenangebote, die sich explizit an <strong>Arbeit</strong>suchende<br />

mit sozialwissenschaftlichem Abschluss<br />

wenden, relativ gering. Steigende<br />

Absolventen- und Studienanfängerzahlen<br />

lassen für die nächsten Jahre ein wachsendes<br />

Potenzial an wissenschaftlichen Nachwuchskräften<br />

erwarten.<br />

Psychologie 40<br />

Ingesamt entwickelte sich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

für Psychologen in den letzten Jahren durchaus<br />

positiv. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bewegt sich<br />

seit 2009 auf einem gleichbleibend niedrigen<br />

Niveau. Im Jahresdurchschnitt 2012 waren<br />

1.500 Psychologen und 300 nichtärztliche<br />

Psychotherapeuten arbeitslos gemeldet<br />

40<br />

Die Berufsgruppe umfasst Psychologen und nichtärztliche<br />

Psychotherapeuten. Ärztliche Psychotherapeuten<br />

sind <strong>der</strong> Berufsgruppe <strong>der</strong> Ärzte zugeordnet.<br />

- vier bzw. zwei Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Dem standen im Jahresdurchschnitt fast<br />

500 Stellenangebote für Psychologen und<br />

knapp 100 Stellen für nichtärztliche Psychotherapeuten<br />

gegenüber. Die Stellenzugänge<br />

im Laufe des Jahres, die mehr über die Dynamik<br />

<strong>der</strong> Nachfrage aussagen, beliefen sich<br />

auf 2.100 Angebote im Bereich <strong>der</strong> Psychologie,<br />

acht Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.<br />

Hinzu kamen rund 250 Offerten<br />

für Psychotherapeuten, zehn Prozent mehr<br />

als 2011. Die meisten Vakanzen waren im<br />

Gesundheitswesen zu besetzen. So kamen<br />

36 Prozent <strong>der</strong> Stellenangebote aus Krankenhäusern<br />

und Rehabilitationskliniken.<br />

Aber auch im <strong>Bildung</strong>s- und Sozialwesen,<br />

von <strong>der</strong> Öffentlichen Verwaltung sowie von<br />

kirchlichen Vereinigungen, <strong>Bildung</strong>s- und<br />

Jugendorganisationen wurden Psychologen<br />

gesucht.<br />

Der Mikrozensus verzeichnete in Deutschland<br />

2011 rund 95.000 Erwerbstätige, die<br />

ein Psychologiestudium erfolgreich absolviert<br />

haben. Rund 54.000 davon gaben an,<br />

als Psychologe tätig zu sein, etwas mehr<br />

als noch 2010. Gut 44 Prozent boten ihre<br />

Dienstleistungen auf selbständiger Basis an.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> angestellten Psychologen blieb<br />

stabil bei 29.000 Beschäftigten. Auch <strong>der</strong><br />

akademische Nachwuchs scheint gesichert:<br />

Die Hochschulstatistik weist für das Jahr<br />

2011 6.800 erfolgreiche Abschlüsse aus –<br />

76 77


im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung<br />

um 16 Prozent. Auch die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger<br />

wuchs in den letzten Jahren stetig.<br />

So schrieben sich im Studienjahr 2011/12<br />

17.000 junge Männer und Frauen neu für ein<br />

Studium <strong>der</strong> Psychologie ein, zwölf Prozent<br />

mehr als im Vorjahr.<br />

Soziologie<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Soziologen zeigte<br />

sich 2011 und 2012 stabil. Laut den Hochrechnungen<br />

des Mikrozensus waren 2011<br />

circa 64.000 Personen mit einem sozialwissenschaftlichen<br />

Studienabschluss in<br />

Deutschland erwerbstätig, mehr als in den<br />

Jahren zuvor. Allerdings arbeitete mit rund<br />

14.000 Personen nur ein Teil als Sozialwissenschaftler<br />

im engeren Sinne.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> registrierten <strong>Arbeit</strong>slosen bewegt<br />

sich auf dem gleichen Niveau wie<br />

2010 und 2011 – etwa 1.500 Soziologen,<br />

Gen<strong>der</strong>- und an<strong>der</strong>e Sozialwissenschaftler<br />

waren 2012 arbeitslos gemeldet. Gleichzeitig<br />

stieg die Zahl <strong>der</strong> Neuzugänge an gemeldeten<br />

Stellen leicht um acht Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Knapp 500 Vakanzen<br />

wurden im Jahresverlauf gemeldet. Im Jahresdurchschnitt<br />

betrachtet, bedeutete das<br />

lediglich 100 gemeldete Stellenangebote<br />

und damit vergleichsweise wenig einschlägige<br />

Bewerbungsmöglichkeiten. Die Konkurrenz<br />

am <strong>Arbeit</strong>smarkt könnte sich aktuell<br />

weiter verstärken, denn mit rund 5.700<br />

Absolventen schlossen 2011 vier Prozent<br />

mehr als 2010 erfolgreich ein Studium <strong>der</strong><br />

Sozialwissenschaften ab. Auch die Zahl <strong>der</strong><br />

Studienanfänger steigt weiter an: 10.100<br />

junge Menschen immatrikulierten sich<br />

2011/12 in einem sozialwissenschaftlichem<br />

Studiengang, vier Prozent mehr als 2010<br />

und 30 Prozent mehr als 2008.<br />

Politikwissenschaften<br />

Die Politikwissenschaften haben, gemessen<br />

an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Erwerbstätigen mit<br />

einem entsprechenden Studienabschluss, in<br />

den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.<br />

So steigt die Zahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen mit<br />

einem Abschluss <strong>der</strong> Politikwissenschaften<br />

tendenziell an. Rund 43.000 Politologen waren<br />

2011 in Deutschland tätig, wobei offen<br />

bleibt, in welchen Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n diese beschäftigt<br />

sind. Denn die Zahl <strong>der</strong> Personen,<br />

die angeben als Sozial- o<strong>der</strong> Politikwissenschaftler<br />

zu arbeiten, fällt mit 14.000 Personen<br />

erheblich kleiner aus.<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit ist nach einem merklichen<br />

Anstieg in den Jahren 2009 und 2010,<br />

seitdem wie<strong>der</strong> gesunken; 2012 um etwa<br />

drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund<br />

1.000 arbeitslose Politologen waren jahresdurchschnittlich<br />

registriert. Dem standen<br />

zwar mehr zu besetzende Stellen gegenüber<br />

als im Vorjahr. Dennoch bewegt sich<br />

die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten Stellen, die sich<br />

gezielt an Politikwissenschaftler wenden,<br />

auf einem anhaltend niedrigen Niveau. So<br />

verzeichnete die <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong><br />

im Laufe des Jahres 140 Stellenzugänge. Im<br />

Jahresdurchschnitt bedeutete dies lediglich<br />

30 einschlägige Jobangebote. Trotz <strong>der</strong> geringen<br />

Zahl an Vakanzen stößt das Studienfach<br />

Politik auf großes Interesse. So stieg<br />

die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger im Jahr 2011<br />

gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent.<br />

Mit 9.300 Studierenden im ersten Fachsemester<br />

waren dies mehr Erstsemester als je<br />

zuvor. Auch die Zahl <strong>der</strong> Absolventen im Fach<br />

Politikwissenschaft ist gewachsen. Legten<br />

2010 noch 4.200 Studierende erfolgreich<br />

eine Abschlussprüfung ab, waren es 2011<br />

4.800 – ein Plus von 13 Prozent.<br />

Erziehungswissenschaften<br />

Der <strong>Arbeit</strong>smarkt für Erziehungswissenschaftler<br />

und Pädagogen hat sich 2012<br />

durchaus positiv entwickelt. So ist die Zahl<br />

<strong>der</strong> arbeitslosen Pädagogen um fünf Prozent<br />

auf jahresdurchschnittlich 1.800 Personen<br />

gesunken. <strong>Arbeit</strong>suchenden bereitet es jedoch<br />

Schwierigkeiten, dass es nur relativ<br />

wenig Stellen gibt, die sich explizit an Erziehungswissenschaftler<br />

wenden. Die Zahl<br />

<strong>der</strong> im Jahresverlauf gemeldeten Stellen bewegte<br />

sich 2012 mit 1.100 Angeboten leicht<br />

unter dem Stand des Vorjahres (-3 Prozent).<br />

Im Jahresdurchschnitt standen damit lediglich<br />

rund 220 gemeldete Stellen zur Besetzung<br />

bereit. Ebenso fällt auf, dass ein hoher<br />

Anteil <strong>der</strong> gemeldeten Stellen befristet ist<br />

(57 Prozent). Die Mehrzahl <strong>der</strong> Stellenangebote<br />

kam aus dem <strong>Bildung</strong>swesen,<br />

angefangen von Kin<strong>der</strong>gärten bis hin zu<br />

Universitäten, von Einrichtungen <strong>der</strong> Erwachsenenbildung,<br />

aus sozialen Beratungseinrichtungen,<br />

Schul- und Jugendämtern<br />

o<strong>der</strong> Jugendzentren.<br />

Laut Mikrozensus waren 2011 gut<br />

201.000 Erwerbstätige mit einem Studienabschluss<br />

<strong>der</strong> Erziehungswissenschaften<br />

in Deutschland tätig. Jedoch nur rund<br />

26.000 Personen ordneten ihre ausgeübte<br />

Tätigkeit in erster Linie erziehungswissenschaftlichen<br />

Aufgaben zu. Darunter waren<br />

5.000 Männer und Frauen, die als Selbständige<br />

tätig waren.<br />

Im Jahr 2011 schlossen 8.500 Studierende<br />

ihr Studium <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften<br />

erfolgreich ab, ein Plus von vier Prozent. In<br />

den nächsten Jahren dürfte diese Zahl weiter<br />

steigen, da sich seit 2007 immer mehr<br />

junge Menschen für ein Studium <strong>der</strong> Erziehungswissenschaften<br />

einschreiben. 2011<br />

verzeichneten die Hochschulen 15.300 Erstsemester,<br />

zwei Prozent mehr als 2010 und<br />

gut ein Viertel mehr als 2009.<br />

78 79


Gesellschaftswissenschaften<br />

und Psychologie<br />

2012<br />

Erwerbstätige<br />

Psychologie<br />

54.000<br />

Sozialwissenschaften<br />

14.000<br />

Erziehungswissenschaften<br />

26.000<br />

Gemeldete Stellen<br />

1.000<br />

(+8%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

6.900<br />

(-1%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung und<br />

Erwerbstätigkeit 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

2.13 Sprach-, Literatur- und Geisteswissenschaften<br />

Unter geisteswissenschaftlichen Berufen<br />

werden hier insbeson<strong>der</strong>e Sprach- und Literaturwissenschaftler,<br />

Geschichts-, Medienund<br />

Theaterwissenschaftler, Philosophen<br />

sowie Regionalwissenschaftler und Anthropologen<br />

zusammengefasst. Insgesamt<br />

hat sich <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarkt für diese Berufe<br />

zwar positiv entwickelt, stellt sich aber an<strong>der</strong>erseits<br />

nicht unproblematisch dar. In den<br />

letzten zehn Jahren gab es mit tendenziell<br />

rückläufiger <strong>Arbeit</strong>slosigkeit und steigen<strong>der</strong><br />

Beschäftigung eine positive Entwicklung. Allerdings<br />

verläuft <strong>der</strong> Berufseinstieg oft alles<br />

an<strong>der</strong>e als einfach, da es nur wenige Stellenangebote<br />

gibt, die sich explizit an die Vielzahl<br />

von Absolventen geisteswissenschaftlicher<br />

Studiengänge richten. Eine frühzeitige<br />

berufliche Orientierung, Flexibilität und Mobilität<br />

sind daher wichtige Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Etablierung am <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

Beschäftigung wächst weiter<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite werden Geisteswissenschaftler<br />

in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen<br />

zunehmend geschätzt,<br />

verfügen sie doch in <strong>der</strong> Regel über ausgeprägte<br />

Kompetenzen im Bereich des Wissensmanagements.<br />

Auch ihre interkulturellen<br />

Kompetenzen und Fertigkeiten bei <strong>der</strong><br />

Informationsgewinnung und -aufbereitung<br />

gehören zu den nachgefragten Fähigkeiten<br />

in einer wissensbasierten und globalen<br />

<strong>Arbeit</strong>swelt. So ist die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Geisteswissenschaftler<br />

in den letzten Jahren stetig gewachsen.<br />

Mit 44.200 Beschäftigten gab es<br />

– nach letzten Angaben – 2011 ein leichtes<br />

Plus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.<br />

Gegenüber dem Jahr 2001 waren sogar<br />

28 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte mit einer geisteswissenschaftlichen<br />

Tätigkeit zu verzeichnen.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist <strong>der</strong> Markt dadurch<br />

geprägt, dass es angesichts hoher Konkurrenz<br />

nicht allen Geisteswissenschaftlern<br />

gelingt, einen <strong>Arbeit</strong>splatz in einem studienadäquaten<br />

Tätigkeitsfeld zu finden. Laut<br />

Mikrozensus gab es 2011 rund 319.000 Erwerbstätige<br />

in Deutschland, die über einen<br />

Studienabschluss <strong>der</strong> Sprach- und Kulturwissenschaften,<br />

<strong>der</strong> Geschichte o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Philosophie verfügten. Im Vergleich zum<br />

Jahr 2008 war dies ein Zuwachs von rund<br />

40.000 Personen bzw. 15 Prozent. Dabei<br />

weichen Geisteswissenschaftler zunehmend<br />

auf an<strong>der</strong>e Bereiche in <strong>der</strong> freien Wirtschaft<br />

aus und sind dort zum Beispiel in <strong>der</strong> Kundenberatung,<br />

Werbung o<strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

– nicht unbedingt entsprechend ihrer<br />

Qualifikation – tätig.<br />

80 81


Kaum Stellenangebote, die sich explizit<br />

an Geisteswissenschaftler richten<br />

Berufseinsteigern bereitet es immer wie<strong>der</strong><br />

Schwierigkeiten, dass es relativ wenig<br />

Stellenangebote gibt, die sich ausdrücklich<br />

an Geisteswissenschaftler richten. Es gilt<br />

daher, sich möglichst frühzeitig über Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

zu informieren und auf ein klares<br />

arbeitsmarktgerechtes Qualifikationsprofil<br />

hinzuarbeiten. Hierzu sind praktische Erfahrungen<br />

und Netzwerkpflege sehr hilfreich.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> neu gemeldeten Stellen, die<br />

sich explizit an Geisteswissenschaftler wendet,<br />

ist in den letzten zwei Jahren gestiegen.<br />

2012 gingen rund 100 Stellenmeldungen<br />

o<strong>der</strong> 16 Prozent mehr bei <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong><br />

für <strong>Arbeit</strong> ein als im Vorjahreszeitraum.<br />

Dennoch lagen die öffentlich zu vermittelnden<br />

Stellenofferten mit einem durchschnittlichen<br />

Jahresbestand von knapp 200 Stellenangeboten<br />

und rund 800 Stellenzugängen im<br />

Laufe des Jahres auf sehr niedrigem Niveau.<br />

Für Historiker und Archäologen gingen 2012<br />

etwa 240 Stellenangebote bei <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>svermittlung<br />

ein, für Germanisten sowie<br />

Sprach- und Literaturwissenschaftler knapp<br />

100. Die Zahl <strong>der</strong> gemeldeten Stellen für<br />

Medien- und Theaterwissenschaftler stieg<br />

auf 300.<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit auf niedrigem Niveau<br />

Seit Mitte des letzten Jahrzehnts war die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

von Geisteswissenschaftlern<br />

kontinuierlich rückläufig, bevor sie von 2009<br />

bis 2011 wie<strong>der</strong> leicht anstieg. Mit 4.100<br />

arbeitslosen Geisteswissenschaftlern gab<br />

es 2012 kaum Verän<strong>der</strong>ung (-1 Prozent). Im<br />

längeren Zeitvergleich ist eine sehr positive<br />

Entwicklung zu sehen, die vor dem Hintergrund<br />

einer kräftig gestiegenen Erwerbstätigkeit<br />

noch an Bedeutung gewinnt. Gegenüber<br />

dem Jahr 2002 war die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

2012 um rund 40 Prozent geringer.<br />

Geisteswissenschaftliche Studiengänge<br />

sehr beliebt<br />

Die Sprach- und Kulturwissenschaften erfreuen<br />

sich sehr großer Beliebtheit. Rund<br />

jede siebte Neueinschreibung war 2011 dieser<br />

Fächergruppe zuzuordnen. Mit 106.900<br />

Studienanfängern im Studienjahr 2011/12<br />

wurde die Immatrikulationszahl <strong>der</strong> Vorjahre<br />

erneut übertroffen. So stieg die Zahl <strong>der</strong><br />

Erstsemester im Vergleich zum Vorjahr um<br />

elf Prozent.<br />

Auch die Zahl <strong>der</strong> Absolventen erhöhte<br />

sich seit dem Jahr 2001 kontinuierlich. Mit<br />

46.100 bestandenen Abschlussprüfungen<br />

gab es 2011 sieben Prozent mehr Absolventen<br />

als im Vorjahr. Darunter waren 30 Prozent<br />

Bachelorabschlüsse.<br />

Sprach-, Literatur- und Geisteswissenschaften<br />

2012<br />

Erwerbstätige mit<br />

geisteswissenschaftlichem<br />

Studienabschluss<br />

319.000<br />

Beschäftigte<br />

44.200<br />

(+2,2%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

200<br />

(+1%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

4.100<br />

(-1%)<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung und<br />

Erwerbstätigkeit 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

82 83


2.14 Redaktion, Journalismus und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Die Medienwirtschaft befindet sich im Umbruch.<br />

Rückläufige Verkaufszahlen und<br />

Werbeeinnahmen im Printbereich, die sich<br />

bislang nicht durch entsprechende Mehreinnahmen<br />

im boomenden Online-Bereich<br />

ausgleichen, machen vielen Verlagen das<br />

Leben schwer. Diese tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die 2012 zum Beispiel mit <strong>der</strong><br />

Einstellung <strong>der</strong> Financial Times Deutschland<br />

o<strong>der</strong> einem Insolvenzantrag <strong>der</strong> Frankfurter<br />

Rundschau einhergingen, bleiben zwar<br />

grundsätzlich nicht ohne Auswirkungen auf<br />

den <strong>Arbeit</strong>smarkt. Dennoch spiegeln sie sich<br />

in den wichtigen Eckdaten des <strong>Arbeit</strong>smarktes<br />

2012 nicht wi<strong>der</strong>. So ging die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

weiter leicht zurück und die Nachfrage<br />

nach Fachkräften legte zu. Trotzdem<br />

gibt es in Folge <strong>der</strong> großen Beliebtheit <strong>der</strong><br />

sprach- und kulturwissenschaftlichen Studiengänge<br />

eine wachsende Konkurrenz auf<br />

dem <strong>Arbeit</strong>smarkt. Offen bleibt außerdem,<br />

wie sich <strong>der</strong> Kostendruck im klassischen<br />

Medienbereich und die Dynamik <strong>der</strong> Online-<br />

Nachrichtenwelt künftig auswirken werden.<br />

Positive Beschäftigungsentwicklung,<br />

viele Selbständige<br />

Die Zahl <strong>der</strong> sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Publizisten ist nach einer<br />

Stagnation im Jahr 2010 im Jahr 2011 weiter<br />

gestiegen. Insgesamt 68.300 Personen<br />

zählte die <strong>Statistik</strong> <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für<br />

<strong>Arbeit</strong>; darunter 27.400 mit einem akademischen<br />

Abschluss. Gegenüber dem Vorjahr<br />

war in diesem Feld insgesamt ein <strong>Arbeit</strong>splatzzuwachs<br />

von drei Prozent zu verzeichnen.<br />

Im längeren Zeitvergleich sind noch<br />

viel deutlichere Beschäftigungsgewinne<br />

auszumachen, die auch auf den Boom <strong>der</strong><br />

Online-Medien zurückgehen dürften. So<br />

waren 2011 14 Prozent mehr Redakteure<br />

und Journalisten mit Fach- und Hochschulabschluss<br />

in sozialversicherungspflichtigen<br />

<strong>Arbeit</strong>sverhältnissen beschäftigt als im Jahr<br />

2001. Unabhängig vom Berufsabschluss betrachtet<br />

stieg die sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung in publizistischen Berufen<br />

immerhin um zehn Prozent.<br />

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

bildet nur einen Teil des Marktes ab.<br />

Mit insgesamt rund 166.000 Erwerbstätigen,<br />

die einer publizistischen <strong>Arbeit</strong> nachgehen,<br />

war das Tätigkeitsfeld erheblich umfangreicher.<br />

Viele Journalisten sind selbständig<br />

tätig. Ihre Zahl ist im Jahr 2011 auf 74.000<br />

angestiegen. Gegenüber dem Jahr 2001 war<br />

dies ein Zuwachs um mehr als die Hälfte.<br />

Damals waren rund 46.000 Freiberufler ihr<br />

eigener Chef.<br />

Mehr Stellenmeldungen<br />

Nach einem krisenbedingten Einbruch <strong>der</strong><br />

gemeldeten Stellen im Jahr 2009 zieht die<br />

Nachfrage nach publizistischen Berufen und<br />

Mitarbeitenden in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

seit 2010 wie<strong>der</strong> merklich an. Durchschnittlich<br />

waren 2012 gut 500 Stellen durch die<br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> zu besetzen. Im<br />

Laufe des Jahres entsprach dies 2.400 neu<br />

gemeldeten Stellenangeboten, ein Plus von<br />

sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.<br />

Der Adecco-Stellenindex, <strong>der</strong> regelmäßig<br />

die Stelleninserate in Printmedien<br />

beobachtet, verzeichnete dagegen weniger<br />

Stellenangebote als noch im Vorjahr. Hier<br />

wurden insgesamt etwa 700 Stellen für Redakteure<br />

und Journalisten gezählt.<br />

Sinkende <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Trotz Turbulenzen in <strong>der</strong> Medienbranche<br />

konnten 2012 mehr Angehörige <strong>der</strong> schreibenden<br />

Berufe ihre <strong>Arbeit</strong>slosigkeit beenden<br />

als neu arbeitslos wurden. So ging <strong>der</strong><br />

Jahresdurchschnittsbestand an <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

2012 weiter zurück. Mit 6.200 Personen, die<br />

eine qualifizierte Tätigkeit in <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />

in <strong>der</strong> Verlags- und Medienwirtschaft,<br />

als Journalist o<strong>der</strong> Redakteur suchten,<br />

waren drei Prozent weniger <strong>Arbeit</strong>slose<br />

registriert als im Vorjahr. Der überwiegende<br />

Teil von ihnen – rund 4.100 Frauen und Männer<br />

– strebte eine Tätigkeit als Redakteur<br />

o<strong>der</strong> Journalist an. Weitere rund 1.700 Personen<br />

hatten eine Betätigung als Pressesprecher<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Aufgaben im Bereich<br />

Public-Relation ins Auge gefasst. Der längerfristige<br />

Vergleich mit dem Jahr 2002 zeigt<br />

einen Rückgang <strong>der</strong> registrierten <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

um rund ein Viertel. Damit sank die<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit in diesem Feld ähnlich stark<br />

wie die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit von Akademikern<br />

insgesamt.<br />

Vielfältige Zugangswege in eine journalistische<br />

Tätigkeit<br />

Die Wege zum Einstieg in eine Tätigkeit als<br />

Journalist sind vielfältig. In <strong>der</strong> Regel wird<br />

für ein Volontariat ein erfolgreicher Studienabschluss<br />

vorausgesetzt. Dabei muss es<br />

sich nicht unbedingt um ein Journalistik-<br />

Studium handeln. Geisteswissenschaftliche<br />

Studiengänge kommen ebenso in Frage wie<br />

fachspezifische. Allein im Studienbereich<br />

Kommunikationswissenschaften/Publizistik<br />

legten 2011 2.500 Studierende erfolgreich<br />

ihre Prüfung ab, zwei Prozent weniger als<br />

im Vorjahr. Die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger ist<br />

steigend. Rund 4.700 Studierende schrieben<br />

sich im Studienjahr 2011/12 neu für ein<br />

Studium <strong>der</strong> Kommunikationswissenschaft/<br />

Publizistik ein. Das waren 15 Prozent mehr<br />

als im Vorjahr.<br />

84 85


Redaktion, Journalismus und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

2012<br />

Erwerbstätige<br />

166.000<br />

Beschäftigte<br />

68.300<br />

(+2,6%),<br />

darunter<br />

27.400 Akademiker<br />

(+2,7%)<br />

Gemeldete Stellen<br />

500<br />

(+11%)<br />

<strong>Arbeit</strong>slose<br />

6.200<br />

(-3%)<br />

HINWEISE ZU STATISTISCHEN ANGABEN<br />

Für die Analyse <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>smarktsituation wurden folgende Quellen einbezogen:<br />

<strong>Statistik</strong> <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong> (BA): Beschäftigtenstatistik, <strong>Arbeit</strong>slosenstatistik,<br />

<strong>Statistik</strong> <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> BA gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen<br />

Institut für <strong>Arbeit</strong>smarkt- und Berufsforschung (IAB): Erhebung zum gesamtwirtschaftlichen<br />

Stellenangebot<br />

Statistisches Bundesamt: Erwerbstätigenstatistik (Mikrozensus), Hochschulstatistik<br />

(Angaben zu Studienanfängern in einzelnen Fachrichtungen beziehen sich dabei auf<br />

Studierende im 1. Fachsemester. Das Studienjahr umfasst das jeweilige Sommersemester<br />

und das darauffolgende Wintersemester. Angaben zu Absolventen resultieren aus <strong>der</strong><br />

Prüfungsstatistik. Das jeweilige Prüfungsjahr beinhaltet das Sommersemester und das<br />

vorangehende Wintersemester. Lehramtsstudiengänge blieben bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong><br />

einzelnen Studienfachrichtungen außen vor. Sie wurden im Kapitel 2.12 zusammengefasst<br />

dargestellt.)<br />

Ergebnisse von Absolventenbefragungen: Stifterverband für die deutsche Wissenschaft<br />

„Mit dem Bachelor in den Beruf“, 2011; HIS-Forum Hochschule 17/2011 „Hochschulabschlüsse<br />

im Umbruch“ sowie HIS-Forum Hochschule 7/2012 „Übergang vom Bachelorzum<br />

Masterstudium“<br />

Jeweils Bestand 2012,<br />

Beschäftigung und<br />

Erwerbstätigkeit 2011,<br />

Vorjahresverän<strong>der</strong>ungen<br />

in Klammern.<br />

Die Beschäftigtendaten basieren<br />

<strong>der</strong>zeit noch auf <strong>der</strong> Klassifikation<br />

<strong>der</strong> Berufe 1988 und sind nicht<br />

identisch mit <strong>der</strong> Berufsgruppenabgrenzung<br />

bei <strong>Arbeit</strong>slosen und<br />

gemeldeten Stellen, die bereits<br />

nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

2010 vorliegt. Näheres siehe „Hinweise<br />

zu Statistischen Angaben“<br />

Analysen von Stellenmärkten, z. B. Adecco<br />

Erfahrungen aus den Beratungs- und Vermittlungsteams <strong>der</strong> <strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>Statistik</strong>en und Beobachtungen von berufsständischen Organisationen, Verbänden,<br />

Forschungsinstituten und den Tarifparteien<br />

86 87


Die Angaben zu <strong>Arbeit</strong>slosen beinhalten auch Daten <strong>der</strong> zugelassenen kommunalen Träger.<br />

Außer für die Jahre 2005 und 2006, für die keine Angaben zu <strong>Arbeit</strong>slosen nach Berufen<br />

von Seite <strong>der</strong> zugelassenen kommunalen Träger vorliegen, bilden alle Angaben die registrierte<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit vollständig ab. Die Gesamtzahl arbeitsloser Akademiker bezieht sich<br />

auf alle <strong>Arbeit</strong>slosen mit einen Fach- o<strong>der</strong> Hochschulabschluss, unabhängig davon, welche<br />

Tätigkeit sie anstreben. Als arbeitslose Akademiker in den einzelnen Berufsgruppen werden<br />

<strong>Arbeit</strong>slose ausgewiesen, die aktuell eine Tätigkeit mit dem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau „Experte“ in<br />

diesem Berufsfeld anstreben. Dem entsprechend werden in <strong>der</strong> Regel auch die gemeldeten<br />

<strong>Arbeit</strong>sstellen ausgewiesen, die eine Tätigkeit anbieten, die dem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau „Experte“<br />

entspricht. Dieses Anfor<strong>der</strong>ungsniveau bezieht sich auf Berufe, die in <strong>der</strong> Regel eine mindestens<br />

vierjährige Hochschulausbildung und/o<strong>der</strong> eine entsprechende Berufserfahrung<br />

voraussetzen. Der typischerweise erfor<strong>der</strong>liche berufliche <strong>Bildung</strong>sabschluss ist ein Hochschulabschluss<br />

(Master, Diplom, Staatsexamen, ggf. Promotion o<strong>der</strong> ähnliches). Je nach Relevanz<br />

werden im Text zusätzlich Angaben zum Anfor<strong>der</strong>ungsniveau „Spezialist“ einbezogen.<br />

Diesem sind Berufe zugeordnet, denen eine Meister- o<strong>der</strong> Technikerweiterbildung bzw. eine<br />

gleichwertige Fachschulausbildung vorausgegangen ist. Ebenso sind beispielsweise Berufe<br />

beinhaltet, für die ein Abschluss an einer Berufsakademie o<strong>der</strong> ein Bachelorabschluss an<br />

einer Hochschule vorausgesetzt wird. Eine Differenzierung nach akademischer o<strong>der</strong> nichtakademischer<br />

Berufsqualifikation ist innerhalb des Anfor<strong>der</strong>ungsniveaus „Spezialist“ nicht<br />

möglich.<br />

Die Berufsaggregate in dieser Broschüre basieren erstmals auf <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe<br />

aus dem Jahre 2010 und unterscheiden sich daher von den Veröffentlichungen <strong>der</strong> letzten<br />

Jahre (<strong>Arbeit</strong>slose und gemeldete Stellen). Im Unterschied dazu beziehen sich die Daten zur<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung <strong>der</strong>zeit noch auf die Berufe-Klassifikation aus<br />

dem Jahr 1988 und verwenden damit einen von <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosen- und Stellenstatistik abweichenden<br />

Berufsgruppenzuschnitt. Die Beschäftigtendaten sollten deshalb nicht als absolute<br />

Größenordnung, son<strong>der</strong>n im Sinne eines allgemeinen Entwicklungstrends für das Berufsfeld<br />

gesehen werden. Letzter verfügbarer Datenstand ist hier das Jahr 2011. Aktuellere Daten,<br />

dann auch auf Basis <strong>der</strong> neuen Klassifikation, werden voraussichtlich ab September 2013<br />

verfügbar sein für den Stichtag 31.12.2012. Für die Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

zu Erwerbstätigkeit und Selbständigkeit ist die Klassifikation <strong>der</strong> Berufe 1992 Grundlage.<br />

Um eine bessere Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, sind die Bezeichnungen teilweise<br />

gegenüber den offiziellen Benennungen in <strong>der</strong> Klassifikation verkürzt o<strong>der</strong> abgewandelt<br />

benannt beziehungsweise finden zum Beispiel in den Überschriften die Bezeichnungen <strong>der</strong><br />

Klassifikation <strong>der</strong> Berufe 2010 Verwendung.<br />

Im Einzelnen wurden die beschriebenen akademischen Berufsfel<strong>der</strong> wie oben dargestellt<br />

abgegrenzt.<br />

88 89


Aufgrund <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Auswertungsprozesse in <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong> kann es – auch<br />

über die Klassifikationsumstellung hinaus – zu geringen Abweichungen im Vergleich zu früheren<br />

Veröffentlichungen kommen.<br />

Grundsätzlich sind alle Angaben auf ein Vielfaches von einhun<strong>der</strong>t gerundet; bei einzelnen<br />

kleineren Berufsgruppen auf ein Vielfaches von zehn.<br />

Zu den verwendeten Zeiträumen:<br />

Daten zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beziehen sich in dieser Broschüre<br />

jeweils auf den Stichtag 30. Juni des angegeben Jahres.<br />

Bei Jahresangaben von <strong>Arbeit</strong>slosenbeständen wird jeweils auf den Jahresdurchschnittsbestand<br />

des jeweiligen Jahres zurückgegriffen.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> gemeldeten <strong>Arbeit</strong>sstellen werden jeweils die Zugänge von Januar bis<br />

Dezember (Jahressumme) sowie <strong>der</strong> Jahresdurchschnittsbestand des jeweiligen Jahres<br />

betrachtet.<br />

Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wird im Text in <strong>der</strong> Regel nur das jeweilige Jahr benannt.<br />

Standardmäßig sind Daten nach <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Berufe 2010 rückwirkend bis zum Jahr<br />

2007 verfügbar. Um in dieser Broschüre längere Zeitreihen darzustellen, wurden mit Hilfe<br />

einer Index-Verkettung Schätzungen für frühere Jahre vorgenommen 41 .<br />

41<br />

Analog zur Umstellung <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Wirtschaftszweige von WZ 2003 auf WZ 2008, siehe Methodenbericht<br />

www.statistik.arbeitsagentur.de > Grundlagen > Methodenberichte > Beschäftigung<br />

90 91


Herausgeber<br />

<strong>Bundesagentur</strong> für <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>smarktberichterstattung<br />

Juli 2013<br />

www.arbeitsagentur.de<br />

Diese Broschüre kann über www.ba-bestellservice.de<br />

bezogen werden.

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