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Erklärungen von Langheimer Konventualen ... - Bezirk Oberfranken

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ten. Die Einrichtung der Mönchszellen wurde bei der<br />

Säkularisation denn auch als Privateigentum anerkannt.<br />

Die erhaltenen Verzeichnisse hierüber zeigen, dass die<br />

Zellen durchweg üppig möbliert waren. Der Bursarius<br />

zum Beispiel nannte allein an Sitzmöbeln ein Kanapee,<br />

einen Leibstuhl und 10 Sessel mit grünen Plüsch sein<br />

eigen.<br />

Die Einrichtung der Abtsräume dagegen gehörte großteils<br />

dem Kloster und fiel damit an den Staat. Der Abt<br />

musste, um seiner Würde angemessen in den Wohnungen<br />

logieren zu können, die ihm zugestanden waren –<br />

dem <strong>Langheimer</strong> Hof zu Bamberg und dem Schlösschen<br />

zu Trieb –, demnach weit mehr Inventar erhalten. Den<br />

behördlichen Vorschlägen folgend, zeigte sich der Kurfürst<br />

großzügig gegenüber Abt Candidus Hemmerlein,<br />

dessen ausgezeichneten Verdienste eine besondere Rücksicht<br />

verdienten. Er erhielt Folgendes als Eigentum:<br />

1) die Pectoralien und Ringe,<br />

2) das vorhandene Brettspiel auf 12 Personen,<br />

3) das ohnedies mangelbare Steingut-Service,<br />

4) vier Pferde mit Geschirren und die nothwendige Fourage<br />

bis zur Erntezeit,<br />

5) drey Chaisen und einem Leiterwagen,<br />

6) vier Fuder <strong>von</strong> dem vorhandenen Weine,<br />

7) acht Garnituren Tisch- und Tafelzeug,<br />

8) zwölf Handtücher,<br />

9) zein Dutzend Sessel und ein Canapee,<br />

10) das benöthigte Kuchengeschirre,<br />

11) fünf Betten für Domestiken nebst Ueberzügen, Leibtüchern<br />

und Bettstätten,<br />

12) ein Dutzend Gläser und Carvinen.<br />

G.D.<br />

58-60 <strong>Erklärungen</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Langheimer</strong> <strong>Konventualen</strong><br />

über ihre zukünftige Verwendung<br />

58 Schreiben <strong>von</strong> P. Albericus Förtsch, 2. Juli 1803<br />

Staatsarchiv Bamberg, Rep. K 202 Nr. 1517, fol. 45r–v<br />

59 Schreiben <strong>von</strong> P. Augustin Busch, 30. Juni 1803<br />

Staatsarchiv Bamberg, Rep. K 202 Nr. 1517, fol. 21r–22v<br />

60 Schreiben <strong>von</strong> P. Thomas Wazanini, 30. Juni 1803<br />

Staatsarchiv Bamberg, Rep. K 202 Nr. 1517, fol. 17r–v<br />

Lit.: WACHTER, General-Personal-Schematismus, Nr. 1316, 2587,<br />

10742. – KARL-HEINZ ARTMANN (Hrsg.): Chronik der Familie Messerschmitt<br />

Bamberg. Rangschiffer, Bierbrauer, Weinhändler im 18. und<br />

19. Jahrhundert. Hirschaid [1993] S. 97. – GÜNTER DIPPOLD, Die Klostersäkularisation<br />

<strong>von</strong> 1803. Das Beispiel Langheim (Heimatbeilage<br />

zum Oberfränkischen Schulanzeiger 307). Bayreuth 2003. – Zu<br />

Augustin Busch: JOSEF URBAN, Die Seelsorger der katholischen Pfarrei<br />

Mistelfeld im 19. und 20. Jahrhundert. In: GÜNTER DIPPOLD<br />

(Hrsg.): 850 Jahre Mistelfeld (Vom Main zum Jura, Sonderheft 1).<br />

Lichtenfels 1992, S. 66–85, hier S. 67. – Zu Ludwig Busch: Churfürstlich-Bamberger<br />

Intelligenzblatt 51 (1804), S. 149, 473f. – JAECK,<br />

Pantheon, Sp. 135f. – WACHTER, General-Personal-Schematismus, Nr.<br />

1321. – WALTER BRANDMÜLLER, Das Tagebuch des Erlanger Kuraten Dr.<br />

Ludwig Busch aus den Jahren 1793–1801. In: BHVB 99 (1963), S.<br />

317–357. – MANFRED PROBST, Das „Deutsche Ritual“ <strong>von</strong> Ludwig<br />

Busch. In: FRANZ KOHLSCHEIN (Hrsg.), Aufklärungskatholizismus<br />

und Liturgie. Reformentwürfe für die Feier <strong>von</strong> Taufe, Firmung,<br />

Buße, Trauung und Krankensalbung (Pietas Liturgica Studia 6). St.<br />

Ottilien 1989, S. 153–180.<br />

Am 3. Mai 1803 befragte der Lichtenfelser Vogt und Kastner<br />

Michael Brückner im Auftrag der Spezialkommission für<br />

die Administration sämtlicher Stifter und Klöster die<br />

<strong>Langheimer</strong> <strong>Konventualen</strong>, welche Verwendung sich<br />

jeder Einzelne nach einer zu erwartenden Aufhebung des<br />

Klosters wünsche. Die meisten Mönche gaben zu Protokoll,<br />

sie sähen sich nicht in der Lage, ein Seelsorgeamt zu<br />

übernehmen. Einige beriefen sich auf ihr Alter, ihre<br />

Gebrechlichkeit oder gesundheitliche Einschränkungen<br />

wie Schwerhörigkeit oder Brustschwäche. Andere erklärten,<br />

ihr Abscheu gegen Kranke mache sie für eine Pfarrstelle<br />

ungeeignet, wieder andere verwiesen auf ihre fehlende<br />

pastorale Praxis. Einzelne – ältere zumeist – wünschten<br />

sich, ihre Pension, wie es der Senior Philipp Schneider<br />

(1728–1808) formulierte, gemeinschäftlich mit einigen<br />

andern <strong>Konventualen</strong> auf einer der klösterlichen Besitzungen<br />

[zu] geniesen. Den meisten dürfte Ludwig<br />

Schlicht (1755–nach 1821) mit seinem Wunsch aus der<br />

Seele gesprochen haben, er wolle erkleckliche Pension<br />

und Ruhe.<br />

Nachdem der Kurfürst die Pensionen für die <strong>Konventualen</strong><br />

bestimmt hatte – zur Zahlung verpflichtete ihn der<br />

Reichsdeputationshauptschluss –, beauftragte am 16.<br />

Juni 1803 das Separat der Landesdirektion Bamberg (die<br />

vormalige Spezialkommission) den <strong>Langheimer</strong> Versteigerungskommissär<br />

Karl Dresch, jedem der 18 <strong>Konventualen</strong>,<br />

für die der unterste Satz <strong>von</strong> 400 Gulden im<br />

Jahr vorgesehen sei, eine schriftliche Erklärung abzufordern,<br />

welchen Stand und welchen künftigen Beruf<br />

nach Verhältnis seiner physischen und moralischen<br />

Anlagen er zu wehlen gedenkt. Es handelte sich bei den<br />

Betroffenen um die jüngeren Mönche.<br />

Der Staat werde nie zugeben, so das Separat der Landesdirektion,<br />

daß diese Pensionen ohne reelle und gemeinnüzliche<br />

Beschäftigung, also zweckloß, verzehrt werden.<br />

Da Pfarreinkommen oder Besoldungen mit der Pension<br />

verrechnet wurden, hätte sich obendrein die Pensionslast<br />

des Staates spürbar verringert.<br />

In Schreiben an die Landesdirektion hatten die <strong>Konventualen</strong><br />

ihre Zukunftspläne zu entwickeln. Die drei<br />

ausgestellten Briefe sind Beispiele für die darin aufscheinenden<br />

Tendenzen: den Wunsch, keine seelsorgerli-<br />

137


chen Aufgaben zu erhalten, die Bereitschaft, pastorale<br />

Pflichten zu übernehmen, und das Streben nach einem<br />

Lehrberuf.<br />

Albericus Förtsch (1759–1816) aus Teuschnitz erklärte: Zur<br />

Seel-Sorge kann ich mich nicht gebrauchen lassen. Denn 1)<br />

habe ich einen angebohrnen und natürlichen Abscheu zu<br />

den Kranken zu gehen [...]. 2) ist die Brust sehr schwach<br />

und die Stimme sehr leise; daher habe ich nie mehr als<br />

eine einzige Predigt während meines 19jährigen Priester-<br />

Standes halten können, zu einen Kranken nie gekommen,<br />

auch niemals eine Leiche zur Erde bestättigt.<br />

Auf ihren Ekel vor Krankheit verwies eine Reihe <strong>von</strong> <strong>Konventualen</strong>,<br />

und dies stellte wohl nicht in jedem Fall einen<br />

bloßen Vorwand dar. Der Bamberger Schiffer und Wirt<br />

Johann Adam Messerschmitt (1799–1868) etwa berichtet<br />

<strong>von</strong> einem jungen Priester, der nur widerwillig in den<br />

geistlichen Stand getreten sei: Zu gut fühlte er Abneigung<br />

eines Geschäftes am Krankenbette. Tatsächlich<br />

sei er 1826, ein Jahr nach seiner Weihe, an der Folge<br />

eines Ekels gestorben.<br />

Schon früher hatte Albericus Förtsch auf gesundheitliche<br />

Beeinträchtigungen verwiesen. Am 7. Mai 1803 baten er<br />

und drei andere <strong>Konventualen</strong>, die alle 1779 ins Kloster<br />

Langheim eingetreten waren, die Spezialkommission, sie<br />

mit denjenigen Mitbrüdern gleichzustellen, die wegen<br />

Krankheit keine Stelle bekleiden könnten – damit hätten<br />

sie den Höchstsatz <strong>von</strong> 600 Gulden erhalten. Denn es sei<br />

wegen unseren vormaligen schweren Chor unsere körperliche<br />

Constitution so zerrüttet, dass sie, die Antragsteller,<br />

den Großteil ihrer Pension für Doktor u[nd] Apothecker<br />

aufwenden müssten.<br />

Tatsächlich übernahm Förtsch in seiner Heimatstadt Teuschnitz,<br />

wo er seit 1803 lebte, doch noch seelsorgerliche<br />

Aufgaben: Er fungierte ab 1807 als Verweser der Kaplanei,<br />

bis er am 31. März 1816 starb.<br />

Eine ganz andere Haltung legte 1803 Augustin Busch<br />

(1765–1837) an den Tag. Der gebürtige Bamberger, dessen<br />

Mutter der Buchhändlerfamilie Göbhardt entstammte<br />

und eine Schwester des Zisterzienserabtes Heinrich Göbhardt<br />

(1742–1816) <strong>von</strong> Bronnbach war, hatte schon vor<br />

1803 pastorale Erfahrung gesammelt, fühlte sich aber <strong>von</strong><br />

seinen Oberen zurückgesetzt und sah nun die Chance,<br />

endlich zu der ersehnten Pfarrstelle zu kommen.<br />

Unmittelbar nach seiner Priesterweihe am 29. Mai 1790<br />

hatte er die Aufgabe eines Kooperators in der Pfarrei<br />

Isling übernommen, und nun, so schrieb er, wirke er dort<br />

schon 13 volle Jahre mit großem Engagement. Während<br />

einer Seuche habe er sich mehrmalen der Gefahr der<br />

Ansteckung ausgesetzt als ein guter Hirt, der sein Leben<br />

für seine Schaafe lassen muß. Dennoch seien ihm weit<br />

jüngere und nur eine geringe Zeit in der Seelsorge<br />

gestandenen Conventualen bei Vergebung der Kloster-<br />

138<br />

Pfarreyen, weiß nicht, aus welchen rechtlichen Gründen,<br />

[...] vorgezogen worden.<br />

Busch erstrebte eine Stelle, bestürmte aber zugleich die<br />

Landesdirektion, ihm angesichts seiner langen Erfahrung<br />

nicht die beschämende Last aufzulegen, zur näheren Prüfung<br />

auf einige Zeit ins Seminarium tretten zu müssen.<br />

Ungerührt verfügte die Landesdirektion am 5. Juli 1803,<br />

Augustin Busch sowie die fünf anderen <strong>Konventualen</strong>,<br />

die sich zur Seelsorge bereit gefunden hatten, ins Bamberger<br />

Priesterseminar aufzunehmen.<br />

Es scheint jedoch, als habe Augustin Busch, falls überhaupt,<br />

dort nicht lange bleiben müssen. Wohl noch 1803<br />

kam er als Aushilfspriester zu seinem Bruder, der nach<br />

zehnjähriger Tätigkeit in Erlangen in diesem Jahr als<br />

Pfarrer nach Weismain versetzt wurde. Ludwig Busch<br />

(1763–1822) genoss als namhafter Reformer, der in seinem<br />

1803 erschienenen Buch Liturgischer Versuch oder<br />

Deutsches Ritual für eine volkssprachliche Liturgie<br />

votierte, großes Ansehen bei den Behörden. Er sei rastlos<br />

thätig fürs deutsche Kirchengesang, stand 1804 im Bamberger<br />

Intelligenzblatt zu lesen, und bereitwillig setzte er<br />

die das kirchliche Leben berührenden Neuerungen um.<br />

Möglicherweise erleichterte es seine Reputation seinem<br />

Bruder, vom herabsetzenden Seminarbesuch entbunden<br />

zu werden.<br />

Nach über drei Jahren in Weismain wurde Augustin<br />

Busch Anfang 1807 zum Pfarrer <strong>von</strong> Mistelfeld ernannt.<br />

Damit war er zuständig für Langheim, wo er auch wohnte,<br />

denn ein Pfarrhaus in Mistelfeld wurde erst 1826<br />

errichtet. 1817 erlangte Busch die schon mehrmals beantragte<br />

Erlaubnis zum Rücktritte in den Pensions-<br />

Zustand und resignierte seine Pfarrei. In der Folge<br />

betreute er vertretungsweise die 1812 entstandene katholische<br />

Gemeinde in Coburg. Zuletzt betätigte er sich noch<br />

als Wallfahrtsseelsorger in Vierzehnheiligen.<br />

Zu einer wissenschaftlichen Karriere oder einem Lehramt<br />

– das für einen Geistlichen nur eine Professorentätigkeit<br />

an einem Gymnasium, einem Lyzeum, einer<br />

Universität oder einer ähnlichen Einrichtung bedeuten<br />

konnte –, fühlten sich einige <strong>Langheimer</strong> <strong>Konventualen</strong><br />

berufen: Anton Schliermann (1754–1841) wünschte sich<br />

eine Professur der Dogmatik oder auch Moraltheologie,<br />

ebenso Norbert Benkert (1765–1834). Joachim Jaeck<br />

erklärte, er wolle gerne an der allgemeinen Staatsbibliothek<br />

in Bamberg Dienste leisten – wozu ihn offenbar<br />

auch die Landesdirektion als fähig betrachtete.<br />

Wie etliche Mitbrüder meinte Thomas Wazanini (1773–<br />

1814), er sei pastoralen Aufgaben nicht gewachsen: nicht<br />

nur in Hinsicht meiner physischen Kräfte überhaupt, als<br />

wegen Schwäche meiner Brust, insbesondere vorzüglich<br />

aber wegen angebornen Ekel vor Kranken, bei welchen<br />

ich Gesundheit und Leben offenbar in Gefahr sezen


müßte. Um so bereitwilliger bot er sich zu irgend einer<br />

andern dem Staatsbesten dienlichen Stelle, zum Beispiele<br />

dem Erziehungsgeschäfte oder einem andern wissenschaftlichen<br />

Fache, an. Vorerst aber wolle er seine gegenwärtige<br />

Hofmeistersstelle bei Carl Julius Heinrich Graf<br />

<strong>von</strong> Rotenhan (1791–1847) behalten. Als dieser 16 Jahre<br />

alt war, schied Wazanini aus dem gräflichen Dienst und<br />

bezog die Universität Erlangen, bis er 1808 als Gymnasiallehrer<br />

in den Staatsdienst berufen wurde. Er beschloss<br />

sein Leben als Inspektor des Schullehrerseminars Freising<br />

(siehe Kat.-Nr. 61). G.D.<br />

61 Gedenkschrift für den<br />

ehemaligen <strong>Langheimer</strong> <strong>Konventualen</strong><br />

Dr. Thomas Wazanini<br />

JOACHIM HEINRICH JAECK, Biographie des verstorbenen<br />

Oberinspektors Herrn Dr. Thomas Wazanini, am königl.<br />

baier. Schullehrers-Seminar zu Freysingen.<br />

Nürnberg, 1816<br />

Papier, 16 Seiten<br />

Oktavformat<br />

Staatsbibliothek Bamberg, MvO.Bamb.0.168/2<br />

Lit.: HESS, Matrikel, Bd. 1, S. 429f. – JAECK, Pantheon, Sp. 1138f. –<br />

KARL WAGNER (Bearb.), Register zur Matrikel der Universität Erlangen<br />

1743–1843. München/Leipzig 1918 (VGffG IV, 4), S. 528.<br />

Der Bibliothekar Joachim Heinrich Jaeck, der 1796<br />

zugleich mit Thomas Wazanini in die Abtei Langheim<br />

eingetreten war, veröffentlichte im Jahr nach dessen Tod<br />

eine Gedenkschrift auf den Verstorbenen in der Galerie<br />

der vorzüglichsten Staatsmänner und Gelehrten deutscher<br />

Nation, die der Nürnberger Verleger Johann Philipp<br />

Moser herausgab. 1816 erschien das Lebensbild im selben<br />

Verlag als separate Schrift.<br />

Wazanini wurde am 15. April 1773 (nicht 1772, wie Jaeck<br />

angibt) in Scheßlitz <strong>von</strong> armen Aeltern geboren, deren<br />

Berufsgeschäfte sich auf Landkrämerey beschränkten.<br />

Sein Vater Daniel Wazanini war in Italien geboren, wohl<br />

auch die Mutter Isabella, geborene Tiranco (AEB, Pfarrmatrikel<br />

Scheßlitz, Bd. 6, pag. 228). Schon im Studienjahr<br />

1789/90 als Poeta an der Universität Bamberg<br />

immatrikuliert, musste er wegen Krankheit sein Studium<br />

unterbrechen. 1791/92 wurde er erneut eingeschrieben.<br />

Wenige Tage nach seinem 23. Geburtstag trat Wazanini in<br />

das Kloster Langheim ein, wo er mit den sieben zur selben<br />

Zeit aufgenommenen Novizen ein umfassendes Studium<br />

absolvierte; Jaeck nennt als Lehrer die <strong>Konventualen</strong><br />

Placidus Geyer (Experimentalphysik), Anton Schlier-<br />

mann (Theologie), Norbert Benkert (Moraltheologie,<br />

Kasuistik und Pastoraltheologie), Wunibald Jüngling<br />

(Natur- und Staatsrecht) und Nivard Rather (römisches<br />

und deutsches Privatrecht und bürgerlichen Prozess).<br />

Erst durch den Klosterbrand im Mai 1802 wurde die Ausbildung<br />

unterbrochen.<br />

Als die in Bamberg lebende Gräfin <strong>von</strong> Rotenhan einen<br />

Hofmeister für ihren Sohn suchte, benannte der Abt <strong>von</strong><br />

Langheim Thomas Wazanini, der diese Aufgabe im April<br />

1803 – damit unmittelbar vor der Säkularisation Langheims<br />

– übernahm und über die Aufhebung des Klosters<br />

hinaus, seinem eigenen Wunsch gemäß, behielt.<br />

Als er sich viereinhalb Jahre der Erziehung des jungen<br />

Grafen gewidmet hatte, schied Wazanini aus dem Dienst.<br />

Er schrieb sich am 30. November 1807 an der Universität<br />

Erlangen ein – und damit an einer ausländischen Hochschule,<br />

denn das Fürstentum Bayreuth fiel erst 1810 an<br />

Bayern. Bereits am 8. Juni 1808 erwarb er dort den Grad<br />

eines Doktors der Philosophie, nachdem er das Buch<br />

Organismus des Individual-, National- und Staatskredits.<br />

Beytrag zur Beförderung vaterländischer Industrie<br />

(Erlangen 1808) vorgelegt hatte. Überdies publizierte er<br />

Beiträge zum Kameralkorrespondenten und weiteren<br />

gelehrten Zeitschriften.<br />

Noch im Jahr seiner Promotion ernannte der König <strong>von</strong><br />

Bayern Wazanini zum Progymnasiallehrer in Neuburg a.<br />

d. Donau. 1810 wurde er zum Klassenprofessor in Augsburg<br />

befördert und schließlich 1812 zum ersten Inspektor<br />

des Schullehrerseminars berufen, das unmittelbar zuvor<br />

<strong>von</strong> München nach Freising verlegt worden war. Er starb,<br />

nur zwei Jahre im Amt und erst 41 Jahre alt, am 25. Oktober<br />

1814 in Freising.G.D.<br />

62 Verzeichnis der <strong>Langheimer</strong><br />

Klosterbediensteten<br />

Staatsarchiv Bamberg, Rep. K 202 Nr. 1507, Numerus 8<br />

Lit.: FERDINAND GELDNER, Langheim. Wirken und Schicksal eines<br />

fränkischen Zisterzienser-Klosters. 2. Aufl. Lichtenfels 1990, S. 139–<br />

141. – GÜNTER DIPPOLD, Die Klostersäkularisation <strong>von</strong> 1803. Das Beispiel<br />

Langheim (Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger<br />

307). Bayreuth 2003. – Zu Reiser und Erb: FRANZ FRIEDRICH, Bamberg<br />

und die frühe Lithographie. Bamberg 1978, S. 36, 67.<br />

Der für Langheim zuständige Referent der Spezialkommission<br />

für die Administration sämtlicher Stifter und<br />

Klöster, Hofrat Christian Wilhelm Stenglein, hatte die<br />

Aufgabe, in seinem Abschlussbericht über die Abtei den<br />

Einkünften aus den einzelnen langheimischen Klosterämtern<br />

die jeweiligen Verwaltungskosten gegenüber-<br />

139

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