Bachelorarbeit Hellmer und Burjan SoSe2013 - pro.kphvie.at

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BACHELORARBEIT Titel der BA-Arbeit: Resilienz bei jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit LV-Nr.: 190298 Semester: Sommersemester 2013 LV-Leiter: Mag. Dr. Rudolf Beer Verfasser der Arbeit: Andrea Burjan Matrikel-Nr.: 0808192 Studienkennzahl: 033/645 Andrea Hellmer Matrikel-Nr.: 0047779 Studienkennzahl: 033/645 Wir erklären, die vorliegende Arbeit selbst verfasst und nur die ausgewiesenen Quellen und Hilfsmittel verwendet zu haben. Wir haben die Arbeit weder in Teilen noch zur Gänze anderwärtig verwendet. ……………………………………. (Andrea Burjan) ……………………………………. (Andrea Hellmer) Wien, am 20.07.2013

BACHELORARBEIT<br />

Titel der BA-Arbeit:<br />

Resilienz bei jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit einer in der Erinnerung<br />

positiv erlebten Kindheit<br />

LV-Nr.:<br />

190298<br />

Semester:<br />

Sommersemester 2013<br />

LV-Leiter:<br />

Mag. Dr. Rudolf Beer<br />

Verfasser der Arbeit:<br />

Andrea <strong>Burjan</strong><br />

M<strong>at</strong>rikel-Nr.: 0808192<br />

Studienkennzahl: 033/645<br />

Andrea <strong>Hellmer</strong><br />

M<strong>at</strong>rikel-Nr.: 0047779<br />

Studienkennzahl: 033/645<br />

Wir erklären, die vorliegende Arbeit selbst verfasst <strong>und</strong> nur die ausgewiesenen Quellen <strong>und</strong><br />

Hilfsmittel verwendet zu haben.<br />

Wir haben die Arbeit weder in Teilen noch zur Gänze anderwärtig verwendet.<br />

…………………………………….<br />

(Andrea <strong>Burjan</strong>)<br />

…………………………………….<br />

(Andrea <strong>Hellmer</strong>)<br />

Wien, am 20.07.2013


Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung ................................................................................................................................... 4<br />

Theoretischer Teil ...................................................................................................................... 7<br />

1 Resilienz .............................................................................................................................. 7<br />

1.1 Resilienzforschung ...................................................................................................... 7<br />

1.2 Begriffsdefinition ......................................................................................................... 9<br />

1.3 Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren ....................................................................................... 11<br />

1.3.1 Risikofaktoren ........................................................................................................ 11<br />

1.3.2 Schutzfaktorenkonzept ........................................................................................... 12<br />

2 Kindheit ............................................................................................................................. 13<br />

2.1 Die Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz ......................................... 13<br />

2.1.1 Ist die Kindheit für die psychische Entwicklung von Relevanz?........................... 14<br />

2.1.2 Definition des Begriffs „Familie“ .......................................................................... 15<br />

2.2 Die Bedeutung der Familie für die Ausbildung von Resilienz .................................. 16<br />

2.2.1 Die Bedeutung der Familie in der Entwicklungspsychologie ................................ 16<br />

2.2.2 Die Bedeutung der Familie in Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie ..................... 18<br />

2.3 Die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers für die Ausbildung von Resilienz ................................... 21<br />

3 Zusammenfassung ............................................................................................................. 23<br />

Empirischer Teil ....................................................................................................................... 24<br />

4 Empirische Erhebung ........................................................................................................ 24<br />

4.1 Formulierung der Hypothesen ................................................................................... 24<br />

4.2 Das Forschungsinstrument ........................................................................................ 25<br />

4.2.1 Die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens ........................................... 26<br />

4.3 Die Stich<strong>pro</strong>be ........................................................................................................... 28<br />

4.4 Auswertungsmethode ................................................................................................ 28<br />

5 Deskriptive St<strong>at</strong>istik .......................................................................................................... 29<br />

Seite 2


5.1 Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be ..................................................................................... 29<br />

5.2 Resilienz .................................................................................................................... 30<br />

5.3 Resilienz nach Geschlecht ......................................................................................... 33<br />

5.4 Häufigkeiten des Items „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“ ..................... 34<br />

5.5 Positiv erinnerte Kindheit nach Geschlecht ............................................................... 36<br />

6 Dimensionsreduktion ........................................................................................................ 37<br />

6.1 Faktorenanalyse ......................................................................................................... 37<br />

6.1.1 Faktorenanalyse aus den unabhängigen Variablen ................................................ 38<br />

6.1.2 Interpret<strong>at</strong>ion der errechneten Faktoren ................................................................. 42<br />

6.2 Reliabilitätsanalyse .................................................................................................... 43<br />

7 Weiterführende Hypothesen/Überlegungen ...................................................................... 44<br />

8 Signifikanzniveau ............................................................................................................. 47<br />

9 Prüfung auf Normalverteilung .......................................................................................... 47<br />

10 Korrel<strong>at</strong>ionen ................................................................................................................. 50<br />

10.1 Überprüfung der Haupthypothese .......................................................................... 50<br />

10.2 Überprüfung der Subhypothesen ........................................................................... 52<br />

10.2.1 Korrel<strong>at</strong>ion zwischen dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> „Resilienz“ ................ 52<br />

10.2.2 Interkorrel<strong>at</strong>ionen innerhalb des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“: ............................... 53<br />

11 Interpret<strong>at</strong>ion der Ergebnisse ........................................................................................ 58<br />

Liter<strong>at</strong>urverzeichnis .................................................................................................................. 61<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 65<br />

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. 66<br />

Anhang ..................................................................................................................................... 67<br />

Seite 3


Einleitung<br />

Kinder werden heutzutage mit immer neuen <strong>und</strong> ständig wachsenden Herausforderungen konfrontiert.<br />

Täglich wird in den Medien von K<strong>at</strong>astrophen, Gewaltverbrechen, wachsender Armut,<br />

Umweltbelastungen u.v.m. berichtet. Vor allem die immer zunehmenden Belastungen<br />

innerhalb der Familien, in der Peergroup <strong>und</strong> in der Schule erschweren den Kindern ein unversehrtes<br />

Aufwachsen. Aufgr<strong>und</strong> solcher Umstände ist zu erwarten, dass die Entwicklung<br />

der Kinder neg<strong>at</strong>iv beeinflusst wird <strong>und</strong> sich daraus psychische Folgeschäden ergeben. Es ist<br />

jedoch so, dass trotz dem Zuwachs der Belastungen keine Gefährdung der kindlichen Entwicklung<br />

im großen Maße vorliegt. Angesichts dieser Risikoperspektive ist es erstaunlich,<br />

wie viele Kinder trotz der hohen Belastungen <strong>und</strong> erschwerten Lebensbedingungen zu stabilen<br />

Persönlichkeiten heranwachsen. Dieses Phänomen h<strong>at</strong> die Aufmerksamkeit vieler ForscherInnen<br />

auf sich gelenkt <strong>und</strong> wird heute in den verschiedenen Fachdisziplinen unter dem<br />

Begriff „Resilienz“ erforscht. Sie gehen dabei der Frage nach, welche Faktoren <strong>und</strong> Gegebenheiten<br />

dazu beitragen, dass die Kinder eine positive Entwicklung durchlaufen. (Vgl. Laucht<br />

u.a. 2000; Wustmann 2004; Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009)<br />

„Unter den psychosozialen Risiken dominieren in der Kindheit familiäre Risiken“ (Laucht<br />

u.a. 2000: 101), das heißt, dass die Familie <strong>und</strong> die damit in Verbindung stehenden Belastungen<br />

ausschlaggebend für die Entwicklung der Kinder sind. Daraus lässt sich ableiten, dass die<br />

Erfahrungen, die in der Kindheit innerhalb der Familie gemacht wurden, einen Einfluss auf<br />

die Entwicklungen der Kinder haben. Die vorliegende Arbeit wird von der Annahme geleitet,<br />

dass eine positiv erlebte Kindheit ein Schutzfaktor im Hinblick auf belastende Situ<strong>at</strong>ionen ist<br />

<strong>und</strong> somit die Ausbildung von Resilienz begünstigt.<br />

Das Forschungsinteresse an dem Thema Resilienz wurde im Zuge des Bachelorseminars<br />

„empirisch-quantit<strong>at</strong>ive Verfahren am Modell eines konkreten Forschungsvorhabens“ geweckt.<br />

Dabei beschäftigten sich die Autorinnen gemeinsam mit anderen Studierenden der<br />

Studienrichtung Bildungswissenschaft mit dem Thema Resilienz bei jungen Erwachsenen. Im<br />

Zuge dessen entwickelten die AutorInnen eine wissenschaftliche Neugier an Resilienz bei<br />

jungen Erwachsenen im Hinblick auf die familiären Verhältnisse <strong>und</strong> die in der Kindheit gemachten<br />

innerfamiliären Erfahrungen. Angeleitet von dieser Neugier eröffnete sich im Zuge<br />

der Recherche ein breites Themengebiet, welches die AutorInnen in der vorliegenden Arbeit<br />

aufgreifen.<br />

Seite 4


Aus diesen bisher vorgesellten Überlegungen zum Thema Resilienz ergibt sich die zentrale<br />

Fragestellung dieser Arbeit: Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung<br />

positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen? Wie aus der Forschungsfrage<br />

bereits hervorgeht, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit, einen Zusammenhang zwischen<br />

der Ausbildung von Resilienz <strong>und</strong> einer positiv erlebten Kindheit aufzuzeigen. Anhand einer<br />

eingehenden Liter<strong>at</strong>urrecherche <strong>und</strong> der Auswertung einer quantit<strong>at</strong>iven Erhebung mittels<br />

Fragebogen soll dieser vermutete Zusammenhang geprüft werden.<br />

Für die Pädagogik „sind die Ergebnisse der Resilienzforschung insofern von großer Wichtigkeit,<br />

als dass sie Anhaltspunkte dafür liefern, welche Fähigkeiten <strong>und</strong> Unterstützung Kinder<br />

brauchen, um sich trotz schwieriger Bedingungen ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> positiv entwickeln zu können“<br />

(Fthenakis 2004 zit. nach Wustmann 2004: 10). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die von<br />

der Resilienzforschung erbrachten Ergebnisse in den pädagogischen Alltag integriert werden<br />

sollten. Das Resilienzkonzept weist auf Schutzfaktoren hin, die eine positive Entwicklung<br />

fördern; diese sind für die Pädagogik im Allgemeinen <strong>und</strong> insbesondere für die pädagogische<br />

Praxis von besonderer Relevantz.<br />

Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit den<br />

theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen, die für die Beantwortung der Forschungsfrage von Bedeutung sind.<br />

Im ersten Kapitel wird näher auf das Phänomen der inneren psychischen Widerstandskraft<br />

eingegangen. Dabei soll zuerst die Resilienzforschung <strong>und</strong> deren Entstehung näher dargestellt<br />

<strong>und</strong> anschließend eine begriffliche Definition für Resilienz diskutiert werden. Des Weiteren<br />

befindet sich im ersten Kapitel eine Darstellung des Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktorenkonzepts.<br />

Das zweite Kapitel ist ebenfalls Teil der theoretischen Abhandlung. Darin wird näher auf die<br />

Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz eingegangen. Zuerst wird diskutiert ob<br />

Kindheit, sei sie positiv oder neg<strong>at</strong>iv verlaufen, wirklich Einfluss auf die psychische Entwicklung<br />

des Menschen h<strong>at</strong>. Des Weiteren erfolgt eine Definition des weitgefassten Begriffs „Familie“,<br />

um anschließend anhand entwicklungspsychologischer Theorien, der Bindungstheorie<br />

<strong>und</strong> psychoanalytischen Konzepten <strong>und</strong> Forschungsergebnissen die Bedeutung der Familie im<br />

Bezug auf Resilienz zu diskutieren. Abschließend wird noch kurz auf die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers<br />

für die Ausbildung psychischer Widerstandfähigkeit Bezug genommen.<br />

Ab dem dritten Kapitel beginnt der empirische Teil der vorliegenden Arbeit. Im Zentrum des<br />

dritten Kapitels steht die empirische Erhebung. Unter anderem ist darin die Formulierung der<br />

Hypothesen enthalten. Des Weiteren wird das Forschungsinstrument vorgestellt. Nach einer<br />

kurzen theoretischen Einleitung über die allgemeinen Gr<strong>und</strong>lagen zur schriftlichen Befragung<br />

Seite 5


wird die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des verwendeten Fragebogens erklärt. Anschließend<br />

wird ein Überblick über die Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Stich<strong>pro</strong>be gegeben. Am Ende des dritten<br />

Kapitels wird noch kurz die Auswertungsmethode vorgestellt.<br />

Das vierte Kapitel bildet die deskriptive St<strong>at</strong>istik. Die Stich<strong>pro</strong>be wird anhand von Häufigkeitsrechnungen<br />

<strong>und</strong> Mittelwertverteilungen näher beschrieben. Es erfolgt eine Herausarbeitung<br />

der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Hinblick auf Resilienz <strong>und</strong> auf das für die<br />

vorliegende Arbeit relevante Item „positiv erlebte Kindheit“.<br />

Anschließend wird im fünften Kapitel die Dimensionsreduktion vorgenommen. Es wird eine<br />

Faktorenanalyse durchgeführt, um die einzelnen Items zu Variablengruppen, wie zum Beispiel<br />

„familiärer St<strong>at</strong>us“, zusammenfassen zu können. Anschließend wird mit Hilfe der Reliabilitätsanalyse<br />

die Zuverlässigkeit des für die weitere Analyse relevanten Faktors „familiäre<br />

Verhältnisse“ überprüft. Danach die Prüfung auf Normalverteilung der Variablen, um festzustellen,<br />

welche Testverfahren für die Hypothesenprüfung verwendet werden dürfen.<br />

Im sechsten Kapitel werden weiterführende Hypothesen formuliert. Die Annahmen, die diesen<br />

Subhypothesen zu Gr<strong>und</strong>e liegen, wurden im Zuge der Faktorenanalyse herausgearbeitet.<br />

Das siebente <strong>und</strong> achte Kapitel bilden das Signifikanzniveau <strong>und</strong> die Prüfung auf Normalverteilung.<br />

Damit soll herausgef<strong>und</strong>en werden, welche weiteren Testverfahren für die weiteren<br />

Berechnungen verwendet werden dürfen.<br />

Im neunten Kapitel werden Korrel<strong>at</strong>ionen <strong>und</strong> Interkorrel<strong>at</strong>ionen berechnet, um herauszufinden,<br />

ob die gebildeten Haupt- <strong>und</strong> Subhypothesen verifiziert oder falsifiziert werden können.<br />

Es werden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Variablen geprüft.<br />

Das zehnte Kapitel bildet den Abschluss der Arbeit. Die Ergebnisse, die im empirischen Teil<br />

der Arbeit errechnet wurden, werden diskutiert <strong>und</strong> interpretiert.<br />

Seite 6


Theoretischer Teil<br />

1 Resilienz<br />

„Maria kam zu früh auf die Welt <strong>und</strong> musste eine Reihe von medizinischen Untersuchungen<br />

in ihrem ersten Lebensjahr über sich ergehen lassen. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr wurde<br />

ihre Mutter aufgr<strong>und</strong> von Depressionen viermal in eine Psychi<strong>at</strong>rie eingewiesen. Ihr V<strong>at</strong>er<br />

war so starker Alkoholiker, dass häufig nicht einmal genügend Geld vorhanden war, um den<br />

für eine Familie notwendigen Lebensunterhalt garantieren zu können. In diesen schwierigen<br />

Familienverhältnissen übernahm Maria als ältestes von vier Kindern die Rolle eines Elternteils<br />

für ihre vier jüngeren Geschwister - eines davon geistig behindert. Es wäre ein leichtes<br />

für Maria gewesen, sich in ihrer persönlichen Entwicklung von dieser Situ<strong>at</strong>ion entmutigen zu<br />

lassen. Doch dies geschah nicht“ (Joseph 1994 zit. nach Ladwig/Gisbert/Wörz 2001: 43).<br />

Maria wurde in ihrer Kindheit mit den verschiedensten Belastungen konfrontiert. Diese Erlebnisse<br />

<strong>und</strong> Lebensumstände machten ihr das Leben schwer <strong>und</strong> sie war gezwungen, mit<br />

diesen fertig zu werden. Entgegen allen Annahmen ließ sich Maria nicht entmutigen <strong>und</strong><br />

wuchs zu einer seelisch ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erfolgreichen Persönlichkeit heran. Maria ist ein Beispiel<br />

dafür, was unter einem resilienten Kind verstanden werden kann. Es geht also um Kinder,<br />

die sich trotz neg<strong>at</strong>iver Erfahrungen positiv entwickeln.<br />

Im folgenden Kapitel wird die Resilienzforschung dargestellt. Es soll in die Them<strong>at</strong>ik eingeführt<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung des Forschungsbereiches Resilienz vorstellt werden.<br />

1.1 Resilienzforschung<br />

Die Resilienzforschung entwickelte sich in den 1970er Jahren aus der Entwicklungsp<strong>at</strong>hologie<br />

heraus. Diese untersuchte vor allem die Risikofaktoren, welche die kindliche Entwicklung<br />

beeinflussen. Im Zuge der Risikoforschung fand langsam ein Paradigmenwechsel st<strong>at</strong>t, dabei<br />

wurde die Blickrichtung von der P<strong>at</strong>hologie auf die Resilienz verlegt. Die Kinder, die trotz<br />

schwieriger Bedingungen eine positive Entwicklung aufzeigten, rückten immer mehr in den<br />

Mittelpunkt des Forschungsinteresses (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13). Somit<br />

ist das generelle Ziel der Resilienzforschung, ein besseres Verständnis darüber zu erhalten,<br />

welche Faktoren <strong>und</strong> Bedingungen die psychische Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Stabilität bei Kindern<br />

begünstigen, obwohl die Kinder unter schwierigen Umständen aufwachsen (vgl. Fingerle/Freytag/Julius<br />

1999: 303).<br />

Seite 7


Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit drei verschiedenen Erscheinungsformen von resilientem<br />

Verhalten:<br />

- „die positive, ges<strong>und</strong>e Entwicklung trotz andauerndem, hohem Risikost<strong>at</strong>us“<br />

- „die beständige Kompetenz unter akutem Stressbedingungen“<br />

- „die positive bzw. schnelle Erholung von traum<strong>at</strong>ischen Erlebnissen“ (Wustmann 2004: 19).<br />

Nach heutigem Forschungsstand legten vor allem die Kauai-Studie von Emmy Werner <strong>und</strong><br />

das Salutogenese-Konzept von Aaron Antonovsky einen wichtigen Gr<strong>und</strong>stein für die Resilienzforschung<br />

(vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13f.).<br />

Emmy Werner initiierte im Jahr 1955 auf der hawaiianischen Insel Kauai eine <strong>pro</strong>spektive<br />

Längsschnittstudie, die die Beobachtung einer bestimmten Risikogruppe von der prän<strong>at</strong>alen<br />

Phase bis ins Erwachsenenalter zum Ziel h<strong>at</strong>te. Es wurde der Einfluss einer Vielzahl biologischer<br />

<strong>und</strong> psychosozialer Risikofaktoren, kritischer Lebensereignisse <strong>und</strong> schützender Faktoren<br />

in der Entwicklung von 698 Kindern studiert, die im Jahr 1955 auf Kauai geboren wurden.<br />

Es wurde entdeckt, dass ein Drittel der Kinder, die einem hohem Entwicklungsrisiko ausgesetzt<br />

waren, zu leistungsfähigen, zuversichtlichen <strong>und</strong> fürsorglichen Erwachsenen heranwuchs<br />

(vgl. Werner 1999: 26). Dies zeigt, dass nicht alle Kinder, die in belasteten Verhältnissen<br />

aufwachsen, in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind. Außerdem wurde anhand dieser Studie<br />

sichtbar, dass es bestimmte Faktoren gibt, die die Entwicklung der Kinder positiv beeinflussen.<br />

Die Annahme, dass dem Menschen bestimmte Ressourcen <strong>und</strong> Schutzfaktoren zur Verfügung<br />

stehen, die ihm helfen, belastende Situ<strong>at</strong>ionen zu bewältigen, liegt dem Salutogenese-Konzept<br />

von Aaron Antonovsky zu Gr<strong>und</strong>e. Anders als bei der Risikoforschung, welche versucht die<br />

Risiken <strong>und</strong> die neg<strong>at</strong>iven Einflüsse zu bekämpfen, legt Antonovsky den Schwerpunkt auf die<br />

Stärkung der Ressourcen <strong>und</strong> Schutzfaktoren, um den Menschen gegen Risiken <strong>und</strong> Belastungen<br />

widerstandsfähig zu machen. Das von Antonovsky benannte Kohärenzgefühl beinhaltet<br />

drei Komponenten. Es geht darum die Situ<strong>at</strong>ionen <strong>und</strong> Ereignisse zu verstehen, die schwierigen<br />

Situ<strong>at</strong>ionen meistern zu können <strong>und</strong> um den dahinter verborgenen Sinn. Die Gr<strong>und</strong>annahmen<br />

des Salutogenese-Konzeptes sind denen des Resilienzans<strong>at</strong>zes ähnlich, es werden<br />

aber verschiedene Akzente gesetzt. Während das Salutogenese-Konzept den Schwerpunkt auf<br />

die Erhaltung der Ges<strong>und</strong>heit legt, konzentriert sich die Resilienzforschung mehr auf den Prozess<br />

der positiven Anpassung <strong>und</strong> der Bewältigung von Risiken (vgl. Fröhlich-<br />

Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 13f.)<br />

Seite 8


Nachdem nun geklärt wurde, in welchem Zusammenhang das Konzept der Resilienz entstanden<br />

ist, wird im Folgenden näher auf die Definition <strong>und</strong> die Merkmale von Resilienz eingegangen.<br />

1.2 Begriffsdefinition<br />

Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom englischen Begriff „resilience“ ab <strong>und</strong> wird in der<br />

Fachliter<strong>at</strong>ur mit „psychischer Widerstandsfähigkeit“ übersetzt. Damit wird Bezug auf das<br />

Phänomen genommen, dass es Kinder <strong>und</strong> auch Erwachsene gibt, die trotz schwieriger Lebensumstände<br />

eine positive <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Entwicklung aufweisen (vgl. Zander 2009: 18). Im<br />

Folgenden werden nun Definitionen von Resilienz dargestellt, die dem Resilienzverständnis<br />

der vorliegenden Arbeit entsprechen.<br />

Wustmann zum Beispiel definiert Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern<br />

gegenüber biologischen, psychologischen <strong>und</strong> psychosozialen Entwicklungsrisiken“<br />

(Wustmann 2004: 18). Laut Laucht u.a. gelingt es „einem (psychisch) widerstandsfähigen<br />

Kind (…), Entwicklungsrisiken weitestgehend zu vermindern oder zu kompensieren, neg<strong>at</strong>ive<br />

Einflüsse auszugleichen <strong>und</strong> sich gleichzeitig ges<strong>und</strong>heitsförderliche Kompetenzen anzueignen“<br />

(Laucht u.a. 2000: 104). Außerdem hält Wustmann zwei Bedingungen fest, an die Resilienz<br />

bzw. resilientes Verhalten geknüpft sind. Zum Einen muss „eine signifikante Bedrohung<br />

für die kindliche Entwicklung“ vorhanden sein <strong>und</strong> zum Andern muss „eine erfolgreiche Bewältigung<br />

dieser belastenden Lebensumstände“ erfolgen (Wustmann 2004: 18). Daraus ergibt<br />

sich, dass jene Menschen als resilient angesehen werden, die sich trotz erheblicher Belastungen<br />

positiv entwickeln, wo hingegen andere Menschen unter den gleichen Bedingungen psychische<br />

Beeinträchtigungen aufweisen.<br />

Fröhlich-Gildhoff <strong>und</strong> Rönnau-Böse haben zum Konstrukt der Resilienz einen Merks<strong>at</strong>z formuliert:<br />

„Resilienz ist ein dynamischer <strong>und</strong> kompens<strong>at</strong>orischer Prozess positiver Anpassung<br />

bei ungünstigen Entwicklungsbedingungen <strong>und</strong> dem Auftreten von Belastungsfaktoren. Charakteristisch<br />

für Resilienz sind außerdem ihre variable Größe, das situ<strong>at</strong>ionsspezifische Auftreten<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Multidimensionalität“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse<br />

2009: 13).<br />

Dies impliziert, dass Resilienz als ein „dynamischer Anpassungs- <strong>und</strong> Entwicklungs<strong>pro</strong>zess“<br />

(Wustmann 2004: 30) zu verstehen ist, das heißt, ob ein Mensch die Fähigkeit zur Resilienz<br />

besitzt, ist nicht wie in der Resilienzforschung zuerst angenommen, angeboren, sondern entwickelt<br />

sich in einem Interaktions<strong>pro</strong>zess zwischen Individuum <strong>und</strong> Umwelt. Resilienz ist<br />

Seite 9


dem zufolge von äußeren <strong>und</strong> inneren Bedingungen abhängig. Außerdem zeigt sich, wie die<br />

AutorInnen postulieren, resilientes Verhalten erst dann, wenn ein Mensch eine Risikositu<strong>at</strong>ion<br />

positiv bewältigt h<strong>at</strong> (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 10).<br />

Resilienz darf aber nicht als Unverw<strong>und</strong>barkeit verstanden werden, denn sie ist „eine variable<br />

Größe <strong>und</strong> keine stabile Einheit“ (Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 10). Das ist so zu<br />

verstehen, dass ein Mensch die Fähigkeit zum resilienten Verhalten nicht autom<strong>at</strong>isch über<br />

den gesamten Lebenslauf besitzt <strong>und</strong> sich zwangsläufig auch nicht in allen Lebensbereichen<br />

resilient verhält. So kann zum Beispiel ein Kind, das die Trennung der Eltern positiv bewältigt<br />

h<strong>at</strong> <strong>und</strong> dabei resilientes Verhalten gezeigt h<strong>at</strong>, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die<br />

Mutter verstirbt, trotzdem Schwierigkeiten haben, diese Belastung zu bewältigen. Ein anderes<br />

Bespiel wäre, wenn sich ein Erwachsener in seinem Berufsleben resilient verhält <strong>und</strong> eine<br />

Kündigung positiv bewältigt, jedoch auf Gr<strong>und</strong> der Scheidung seiner Eltern nicht in der Lage<br />

ist, eine Beziehung einzugehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> h<strong>at</strong> Resilienz keine Allgemeingültigkeit,<br />

sondern ist eher als situ<strong>at</strong>ionsspezifisch zu verstehen (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse<br />

2009: 10f.). Auch Wustmann schreibt hierzu, dass die Fähigkeit, schwierige Ereignisse <strong>und</strong><br />

Risiken erfolgreich zu bewältigen, immer von der momentanen Entwicklung des Individuums<br />

abhängt. „Resilienz bedeutet nach heutigem Forschungsstand keine stabile Immunität <strong>und</strong><br />

absolute Unverw<strong>und</strong>barkeit gegenüber neg<strong>at</strong>iven Lebensereignissen <strong>und</strong> psychischen Störungen,<br />

sondern ist ein Konstrukt, das über die Zeit <strong>und</strong> Situ<strong>at</strong>ionen hinweg variieren kann“<br />

(Wustmann 2004: 30).<br />

Aus diesen vielen verschiedene Facetten der Resilienz ergibt sich eine Mehrdimensionalität<br />

aus biologischen, psychologischen <strong>und</strong> psychosozialen Faktoren, die untereinander in einer<br />

Wechselbeziehung zueinander stehen (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 11).<br />

Wie oben bereits beschrieben, ist die Resilienzforschung aus der Risikoforschung heraus entstanden,<br />

indem man die Aufmerksamkeit neben den Defiziten auch auf die Ressourcen der<br />

menschlichen Entwicklung gelegt h<strong>at</strong>. Diverse ForscherInnen haben herausgef<strong>und</strong>en, dass<br />

sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren in einem Wechselwirkungs<strong>pro</strong>zess auf das<br />

Individuum <strong>und</strong> seine Umwelt einwirken. Daraus ergibt sich für die Resilienzforschung, dass<br />

nicht nur die Minderung der Risikofaktoren, sondern auch der Erhalt bzw. der Erwerb von<br />

Schutzfaktoren Beachtung finden muss (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 19). Im<br />

nächsten Teilkapitel soll nun genauer auf diese Wechselwirkung zwischen Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren eingegangen werden.<br />

Seite 10


1.3 Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

Die Termini Risikofaktoren <strong>und</strong> Schutzfaktoren bezeichnen zwei zentrale Begriffe in der Resilienzforschung.<br />

Auf diesen beiden Konzepten <strong>und</strong> auf der Wechselwirkung zwischen diesen<br />

beiden Konzepten basiert die Resilienzidee. Ein Kind <strong>und</strong> dessen Entwicklung wird beeinflusst<br />

von risikoerhöhenden Bedingungen, den Risikofaktoren, die zu einer Verw<strong>und</strong>barkeit<br />

des Kindes <strong>und</strong> zu einer Belastung der kindlichen Entwicklung führen. Demgegenüber stehen<br />

die risikomildernden Bedingungen, die Schutzfaktoren, welche die Resilienz des Kindes fördern.<br />

Abhängig von der Qualität dieser Wechselwirkung von Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren,<br />

verläuft die Entwicklung des Kindes positiv oder neg<strong>at</strong>iv (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-<br />

Böse 2009: 33). Im den nächsten beiden Teilkapiteln werden nun das Risikofaktorenkonzept<br />

<strong>und</strong> das Schutzfaktorenkonzept näher erklärt.<br />

1.3.1 Risikofaktoren<br />

Beim Risikofaktorenkonzept stehen jene Faktoren im Mittelpunkt, die die kindliche Entwicklung<br />

gefährden <strong>und</strong> zu psychischen Störungen oder Erkrankungen führen können. Generell<br />

werden in der Resilienzforschung zwei Gruppen von Entwicklungsgefährdungen unterschieden.<br />

Zum Einen sind das die Vulnerabilitätsfaktoren. Diese Faktoren umfassen die biologischen<br />

<strong>und</strong> psychologischen Merkmale des Kindes. Dabei unterscheiden die Forscher zwischen<br />

primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Vulnerabilitätsfaktoren. Primäre Faktoren weist das Kind<br />

bereits bei der Geburt auf, das können zum Beispiel genetische Dispositionen oder eine Frühgeburt<br />

sein. Sek<strong>und</strong>äre Faktoren hingegen, erwirbt das Kind erst in der Auseinandersetzung<br />

mit seiner Umwelt, wie zum Beispiel ein neg<strong>at</strong>ives Bindungsverhalten. Die zweite Gruppe<br />

von Entwicklungsgefährdungen bilden die Risikofaktoren. Diese Faktoren finden sich in der<br />

psychosozialen Umwelt des Kindes wieder. Risikofaktoren, die aus den verschiedenen Studien<br />

hervorgehen, sind zum Beispiel ein niedriger sozioökonomischer St<strong>at</strong>us, elterliche Trennung<br />

oder Scheidung, chronische familiäre Disharmonie, Mobbing <strong>und</strong> Ablehnung durch<br />

Gleichaltrige oder der Verlust einer Bezugsperson (vgl. Laucht u.a. 2000; Petermann u.a.<br />

2004; Wustmann 2004).<br />

Diese Entwicklungsgefährdungen treten jedoch selten isoliert auf <strong>und</strong> es ist auch unwahrscheinlich,<br />

dass ein einziger Risikofaktor eine Entwicklungsstörung zu Folge h<strong>at</strong>. Meist sind<br />

es mehrere Belastungen, die sich zu einem Bündel von Entwicklungsgefährdungen summieren<br />

(vgl. Laucht u.a. 2000: 100). Daraus ergibt sich, dass besonders Kinder, die mehreren Belastungen<br />

gleichzeitig ausgesetzt sind, entwicklungsgefährdet sind. Jedoch weisen nicht alle<br />

Seite 11


Kinder, die solchen Entwicklungsgefährdungen ausgesetzt sind, eine neg<strong>at</strong>ive Entwicklung<br />

auf. Aus diesem Phänomen heraus wurde das Schutzfaktorenkonzept entwickelt, das im Folgenden<br />

dargestellt wird.<br />

1.3.2 Schutzfaktorenkonzept<br />

Da nicht nur das Fernhalten von Risikofaktoren sondern auch das Einwirken von schützenden<br />

(<strong>pro</strong>tektiven) Faktoren eine positive Entwicklung begünstigt, spielt die Betrachtung der<br />

Schutzfaktoren in der Resilienzforschung ebenfalls eine wichtige Rolle. In der Fachliter<strong>at</strong>ur<br />

wird zwischen Schutzfaktoren <strong>und</strong> förderlichen Bedingungen unterschieden. Förderliche Bedingungen<br />

sind gegeben, wenn ein schützender Faktor wirkt, aber kein erhöhtes Risiko besteht.<br />

Von Schutzfaktoren ist die Rede, wenn mit der Wirkung der schützenden Faktoren eine<br />

Risikositu<strong>at</strong>ion abgepuffert werden kann. Das heißt, es muss immer eine Risikositu<strong>at</strong>ion vorliegen,<br />

damit ein Schutzfaktor wirken kann. Um die Risikositu<strong>at</strong>ion moderieren zu können, ist<br />

es wichtig, dass die Schutzfaktoren bereits vor dem Eintreten des Risikofaktors zu wirken<br />

beginnen (vgl. Bengel u.a. 2009, Scheithauer 2000).<br />

Schutzfaktoren beziehen sich einerseits auf personale Ressourcen – darunter versteht man die<br />

persönlichen Eigenschaften des Kindes – <strong>und</strong> andererseits auf soziale Ressourcen, damit sind<br />

jene Faktoren gemeint, die in der Umwelt des Kindes zu finden sind. Personale Ressourcen<br />

können zum Beispiel ein positives Selbstwertgefühl, ein positives Sozialverhalten oder das<br />

weibliche Geschlecht sein (vgl. Laucht u.a. 2000: 103). Außerdem sind im Bereich der personalen<br />

Ressourcen neben den kindbezogenen Faktoren auch die sogenannten Resilienzfaktoren<br />

enthalten. Dazu zählen die Selbstwahrnehmung, die Selbstwirksamkeit, die Selbststeuerung,<br />

die soziale Kompetenz, der Umgang mit Stress <strong>und</strong> die Problemlösefähigkeit. Diese sechs<br />

Faktoren können übergreifend als jene Faktoren bezeichnet werden, die die Resilienz einer<br />

Person unterstützen (vgl. Wustmann 2004: 46). Zu den sozialen Ressourcen gehören zum<br />

Beispiel der familiäre Zusammenhalt oder positive Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen (vgl. Laucht<br />

u.a. 2000: 103). Im empirischen Teil dieser Arbeit wird erneut Bezug auf die familiären Verhältnisse<br />

im Zusammenhang mit Resilienz genommen. Denn auch wir gehen davon aus, dass<br />

ein positives Familienverhältnis <strong>und</strong> eine damit verb<strong>und</strong>ene positiv erlebte Kindheit als<br />

Schutzfaktor verstanden werden kann.<br />

Genau wie beim Risikofaktorenkonzept ist es auch bei Schutzfaktorenkonzept wichtig, dass<br />

mehrere <strong>pro</strong>tektive Faktoren gleichzeitig wirken. Es gilt auch hier: je mehr Schutzfaktoren<br />

Seite 12


vorhanden sind, desto höher ist die <strong>pro</strong>tektive Wirkung <strong>und</strong> desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Entwicklungsbeeinträchtigung (vgl. Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2009: 30).<br />

Aus den letzten beiden Teilkapiteln ergibt sich, dass die kindliche Entwicklung immer von<br />

Belastungen <strong>und</strong> Ressourcen beeinflusst wird. Aus dem Zusammenspiel dieser beiden Komponenten<br />

ergibt sich entweder ein positiver oder ein neg<strong>at</strong>iver Entwicklungsverlauf. Außerdem<br />

wird deutlich, dass das Zusammenwirken dieser beiden Faktoren immer individuell zu<br />

betrachten ist <strong>und</strong> es keinen allgemeingültigen Merks<strong>at</strong>z dafür gibt. Nachdem nun die Entstehung<br />

des Resilienzkonzepts, die Definition von „Resilienz“ <strong>und</strong> die Wechselwirkung zwischen<br />

Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren dargestellt wurde, wird im nächsten Kapitel der zweite<br />

Teilbereich unserer Forschungsfrage theoretisch diskutiert.<br />

2 Kindheit<br />

2.1 Die Rolle der Kindheit für die Ausbildung von Resilienz<br />

Die vorliegende Arbeit möchte ihren Fokus darauf richten, inwiefern eine positiv erlebte<br />

Kindheit Einfluss auf die Resilienz junger Erwachsener nimmt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk<br />

der AutorInnen auf der Überprüfung der Annahme, dass sich eine positiv erlebte Kindheit<br />

in förderlicher Weise auf die Resilienz junger Erwachsener auswirkt <strong>und</strong> somit als<br />

Schutzfaktor fungiert. Diese Vermutung stützt sich auf das sogenannte „Schutzfaktorenmodell“,<br />

das besagt, dass die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung von Resilienz mit der Anzahl<br />

an <strong>pro</strong>tektiven Faktoren steigt, <strong>und</strong> dass diese Schutzfaktoren auch Voraussetzung sind, um in<br />

belastenden Lebenssitu<strong>at</strong>ionen resilientes Verhalten zu zeigen (vgl. Zander 2009: 40f.).<br />

Schutzfaktoren, so Wustmann, schwächen Risiken ab <strong>und</strong> wirken förderlich auf die Entwicklung,<br />

darüber hinaus stelle auch umgekehrt der Mangel an Schutzfaktoren wiederum ein Risiko<br />

dar (vgl. Wustmann 2004: 44f.).<br />

Die der vorliegenden Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegende Hypothese stützt sich auf die Annahme, dass<br />

die Kindheit auf das spätere Leben <strong>und</strong> Verhalten junger Erwachsener entscheidenden Einfluss<br />

h<strong>at</strong>. Daher soll im nachfolgenden Kapitel diese Annahme anhand einschlägiger Liter<strong>at</strong>ur<br />

die Frage untersucht werden, inwieweit die Kindheit für die psychische Entwicklung eines<br />

Individuums Bedeutung h<strong>at</strong>.<br />

Seite 13


2.1.1 Ist die Kindheit für die psychische Entwicklung von Relevanz?<br />

Ähnlich der bekannten Anlage-Umwelt-Deb<strong>at</strong>te herrscht in der Psychologie Uneinigkeit darüber,<br />

wie viel Einfluss der Kindheit für die psychische Ges<strong>und</strong>heit im Leben des Erwachsenen<br />

zugemessen werden soll (vgl. Göppel 2006: 32). Psychoanalytische <strong>und</strong> bindungstheoretische<br />

Studien suchen, wie der Autor darlegt, unter der paradigm<strong>at</strong>ischen Annahme, dass die<br />

Ursachen von psychischen Beeinträchtigungen <strong>und</strong> Problemen in der Kindheit zu suchen seien,<br />

nach gewichtigen Zusammenhängen, während einige entwicklungspsychologische AutorInnen<br />

das Paradigma des entscheidenden Einflusses der frühen Kindheit gr<strong>und</strong>legend anzweifeln<br />

(vgl. Göppel 2006: 16ff.). Nicht zuletzt auch mit Hinweis auf Ergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

der Resilienzforschung, in denen sich „immer wieder auch Kinder finden lassen,<br />

die sich trotz sehr schwieriger Lebenshintergründe <strong>und</strong> Entwicklungsgeschichten erstaunlich<br />

positiv entwickeln“ (Göppel 2006: 21), verweisen sie auf eine gewissermaßen im Menschen<br />

angelegte Widerstandskraft, die es gar ermöglichen solle, traum<strong>at</strong>isierenden Ereignissen der<br />

Kindheit „einen konstruktiven, kre<strong>at</strong>iven Wert“ abzugewinnen (vgl. Nuber 1995: 13f.). Göppel,<br />

der mit seinen Schriften der psychoanalytischen Pädagogik zugeordnet werden kann,<br />

schließt sich dieser Ansicht nicht an. Zwar rel<strong>at</strong>iviert er die schicksalshafte Bedeutung einer<br />

hochbelasteten Kindheit hinsichtlich psychischen Leides im späteren Leben ebenso wie die<br />

Bedeutung einer glücklich erlebten Kindheit als Garantie für spätere psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> räumt damit eine gewisse Plastizität der seelischen Entwicklung ein (vgl. Göppel 2006:<br />

31). Belastende Kindheitserlebnisse stellen ihm zufolge jedoch eine „Hypothek“ (Göppel<br />

2006: 31) dar, mit welcher sich das Kind im weiteren Leben nicht nur arrangieren muss, sondern<br />

die darüber hinaus den Nährboden für eine Entwicklung in eine Neg<strong>at</strong>ivspirale bildet:<br />

„belastende Lebensumstände haben eine außerordentliche Tendenz zu persistieren. Kinder,<br />

die in ungünstige Verhältnisse hineingeboren werden, sind oft auch im späteren Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter mit größeren Risiken konfrontiert“ (Göppel 2006: 31). Aus dieser Aussage kann<br />

geschlossen werden, dass belastende Ereignisse im Kindesalter als Risikofaktoren wirksam<br />

werden, die in späteren Krisen die psychische Widerstandskraft schwächen <strong>und</strong> anfällig für<br />

eine neg<strong>at</strong>ive Entwicklung machen. Im Umkehrschluss lässt sich daraus folgern, dass eine<br />

positiv erlebte Kindheit als Schutzfaktor fungiert, der eine konstruktive Auseinandersetzung<br />

mit späteren Krisen erleichtert. Die psychoanalytische Perspektive auf das Zustandekommen<br />

psychischer Widerstandskraft, der Göppel folgt, weist somit starke Parallelen zum Schutzfaktorenmodell<br />

der Resilienz auf, das von einer kumul<strong>at</strong>iven Wirkung von Schutz-, sowie von<br />

Risikofaktoren ausgeht (vgl. Zander 2009: 43ff.). Auch aus bindungstheoretischer Perspektive<br />

wird Kindheitserfahrungen eminente Bedeutung zugemessen. Bowlby, der die Bindungstheo-<br />

Seite 14


ie (mit)begründet h<strong>at</strong>, streicht als entscheidende Weiche für eine gelungene psychische Entwicklung<br />

eine in früher Kindheit erworbene sichere Bindung an die Eltern bzw. die primären<br />

Bezugspersonen heraus (vgl. Bowlby 2006: 97ff.). Diese fungiere als „secure base“ (Ainsworth<br />

1969: 32), die Bowlby zufolge „eine unverzichtbare Voraussetzung, um das Leben optimal<br />

bewältigen <strong>und</strong> psychisch ges<strong>und</strong> bleiben zu können“ sei (Bowlby 2006: 99). Bindungstheoretische<br />

Autoren stellen in erster Linie die Bedeutung mütterlicher Feinfühligkeit heraus,<br />

die nötig sei, um emotionale Unruhezustände des Babys zu lindern <strong>und</strong> eine für die ges<strong>und</strong>e<br />

psychische Entwicklung notwendige stabile Bindungsbeziehung zur Mutter aufzubauen (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 129f.). Auch Göppel hebt „eine zuverlässig verfügbare positive<br />

Bezugsperson in der frühen Kindheit“ als zentralen <strong>pro</strong>tektiven Umweltfaktor hervor (vgl.<br />

Göppel 2006: 31). Auf Basis dieser Darstellung zentraler psychoanalytischer <strong>und</strong> bindungstheoretischer<br />

Annahmen zeigt sich nicht nur die eminente Bedeutung, die der (frühen) Kindheit<br />

für die spätere psychische Widerstandskraft zugemessen wird, sondern darüber hinaus<br />

wird deutlich, dass insbesondere dem Verhalten <strong>und</strong> den Eigenschaften primärer Bezugspersonen<br />

besonderer Stellenwert zukommt (vgl. Petermann/Petermann 2002: 51; Nolting/Paulus<br />

2004: 114). In folgendem Kapitel soll daher die Bedeutung der Familie für die Ausbildung<br />

von Resilienz auf Basis der Liter<strong>at</strong>ur näher untersucht werden.<br />

2.1.2 Definition des Begriffs „Familie“<br />

Der Begriff „Familie“ ist keineswegs so eindeutig, wie seine selbstverständliche Verwendung<br />

im alltäglichen Sprachgebrauch vermuten lässt. Daher scheint es lohnenswert, einen näheren<br />

Blick auf die möglichen Bedeutungsaspekte hinter dem Begriff zu werfen, um anschließend<br />

der vorliegenden Arbeit eine für unsere Zwecke brauchbare Definition zugr<strong>und</strong>e zu legen.<br />

Wie Petzold schreibt, wird „Familie“ oft mit der klassischen Gemeinschaft von V<strong>at</strong>er, Mutter<br />

<strong>und</strong> Kind gleichgesetzt (vgl. Petzold 2002: 24). Diese Definition werde jedoch, wie der Autor<br />

unterstreicht, der T<strong>at</strong>sache nicht gerecht, dass es auch Ein-Eltern-Familien <strong>und</strong> Fortsetzungsfamilien<br />

sowie „neue Formen des Zusammenlebens in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften“<br />

gebe (Petzold 2002: 24.), <strong>und</strong> die Kernfamilie nicht mehr die häufigste Familienform<br />

darstelle (vgl. Petzold 1999). Petzold gibt einen Überblick über diverse „Familienformen“<br />

<strong>und</strong> zeigt auf, wie vage der Begriff der Familie ohne Definition bleiben muss.<br />

Manchen Auffassungen zufolge macht die Existenz von Kindern das Konzept „Familie“ aus<br />

(vgl. Petzold 2002:25), andere wiederum weiten es auf mehrere Gener<strong>at</strong>ionen aus oder beziehen<br />

die Verwandtschaft mit ein (vgl. Petzold 2002: 25ff.). Auch in behördlichen Dokumenten<br />

Seite 15


<strong>und</strong> Gesetzestexten gibt es kein einheitliches Konzept von Familie, wie Petzold ausführlich<br />

darstellt (vgl. Petzold 2002:24 ff.). Der Autor plädiert angesichts der Vielfalt an Lebensformen<br />

dafür, auf die subjektive Sichtweise der jeweils Betroffenen selbst abzustellen, nicht zuletzt<br />

deshalb, weil das Empfinden der Zugehörigkeit zu einer Familie nicht an objektiv feststellbaren<br />

Kriterien wie gemeinsamer Haushalt, Trauschein, Blutsverwandtschaft, Gender<br />

oder sexuelle Orientierung festzumachen sei (vgl. Petzold 2002: 26 ff.). Angesichts des Umstandes,<br />

dass die D<strong>at</strong>en, die mittels Fragebogen als Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Arbeit erhoben<br />

wurden, auf den subjektiven Einschätzungen <strong>und</strong> Sichtweisen der Befragten basieren,<br />

erscheint es sinnvoll, dieser Auffassung zu folgen <strong>und</strong> die Definition des Begriffs „Familie“<br />

auf Basis der subjektiven Sichtweise der Befragten zu begründen.<br />

Die Items im Fragebogen beziehen sich speziell nur auf die Herkunftsfamilie; dem liegt wie<br />

generell in der vorliegenden Arbeit die hypothetische Annahme zugr<strong>und</strong>e, dass die Kindheit<br />

<strong>und</strong> dabei insbesondere das Aufwachsen <strong>und</strong> Heranreifen in der Herkunftsfamilie die psychische<br />

Entwicklung <strong>und</strong> somit eine gelungene oder mangelnde Ausbildung von Resilienz beeinflusst.<br />

Auf den Begriff der „Herkunftsfamilie“ wird bei der Fragebogenerstellung aus Verständlichkeitsgründen<br />

verzichtet; jedoch geht aus dem Umstand, dass sich der Fragebogen an<br />

junge Erwachsene von 18 bis 30 Jahren richtet, sowie aus der Formulierung der Items hervor,<br />

dass die Herkunftsfamilie, <strong>und</strong> nicht etwa die selbst gegründete Familie mit eigenen Kindern<br />

der Befragten gemeint ist.<br />

Nachfolgend soll anhand der einschlägigen Liter<strong>at</strong>ur herausgearbeitet werden, welche Faktoren<br />

für die Ausbildung von Resilienz des Kindes auf Seiten der Familie wirksam sind.<br />

2.2 Die Bedeutung der Familie für die Ausbildung von Resilienz<br />

2.2.1 Die Bedeutung der Familie in der Entwicklungspsychologie<br />

Nolting <strong>und</strong> Paulus setzen sich mit verschiedenen Erziehungsstilen <strong>und</strong> ihren Auswirkungen<br />

auf die psychische Entwicklung des Kindes auseinander (vgl. Nolting/Paulus 2004: 72ff.),<br />

weisen jedoch mehrmals darauf hin, dass aus dem elterlichen Erziehungsstil <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

des Kindes kein eindeutiger Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nachzuzeichnen sei.<br />

Dies führen sie unter anderem darauf zurück, dass neben dem Erziehungsverhalten der Eltern<br />

auch „andere Merkmale des Erziehungskontextes ebenfalls einen Beitrag zur Aufklärung der<br />

Persönlichkeitsentwicklung des Erzogenen leisten“ (Nolting/Paulus 2004: 77). Wie sie betonen,<br />

ist „für die Eltern des Kindes das gesamte Familienleben <strong>und</strong> Familienklima bedeutsam<br />

Seite 16


(…) Selbst innerhalb der Familie gehen die Einflüsse also über den Erziehungsstil weit hinaus“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 70). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine Eingrenzung auf<br />

den Erziehungsstil der Eltern im Hinblick auf die Ausbildung von Resilienz der Kinder zu eng<br />

gefasst ist <strong>und</strong> das familiäre Klima generell einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden<br />

sollte. Nolting <strong>und</strong> Paulus unterscheiden drei bipolar ausgerichtete Dimensionen des Familienklimas:<br />

1.) „positives emotionales Klima: Harmonie, wechselseitiges Verständnis, emotionale Zuwendung<br />

vs. geringe Familiensolidarität, hohes Konfliktpotenzial, unbefriedigende Konfliktlösungen“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

2.) „anregendes Klima: Offenheit nach innen <strong>und</strong> nach außen, aktives Bemühen um neue<br />

Erfahrungen vs. Eintönigkeit, Passivität <strong>und</strong> emotionale Ausdrucksarmut“ (Nolting/Paulus<br />

2004: 78).<br />

3.) „Norm<strong>at</strong>iv-autoritäres Klima: Starre Einhaltung <strong>und</strong> Überwachung von Regeln, rigider<br />

Ablauf des Familienlebens, starke Orientierung an Leistung <strong>und</strong> Erfolg vs. flexibler Umgang<br />

mit Familienregeln, geringe Gewichtung von Ordnung, Planung, Leistung im Familienleben“<br />

(Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

In Bezug auf das Verständnis von Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren, das der vorliegenden Arbeit<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, wären die ersten beiden genannten Dimensionen, das positive emotionale<br />

Klima, sowie das anregende Klima als Schutzfaktoren, die letztgenannte Dimension, das<br />

norm<strong>at</strong>iv-autoritäre Klima, als Risikofaktor aufzufassen. Die Autoren selbst gehen auf diesen<br />

Aspekt nicht näher ein, jedoch lassen ihre weiteren Ausführungen darauf schließen, dass sie<br />

dieser Auffassung größtenteils zustimmen: Sie betonen die förderliche Bedeutung emotionaler<br />

Wärme, des elterlichen Einfühlungsvermögens, gelungener Kommunik<strong>at</strong>ion über die eigenen<br />

Gefühle (vgl. Nolting/Paulus 2004: 93), aktiven Zuhörens, der Signalisierung der Akzeptanz<br />

kindlicher Wünsche <strong>und</strong> Gefühle, der Gewährung von Handlungsspielraum, der Ermutigung<br />

zu selbstständigem Handeln <strong>und</strong> der Toleranz von Fehlern (vgl. Nolting/Paulus 2004: 93).<br />

Weiters heben die Autoren als bedeutsam hervor, dass „sie (die Kinder; Anm. d. Verf.)<br />

gleichberechtigt am Familienleben teilnehmen können, dass ihre Eltern sich ihnen gegenüber<br />

nur in geringem Umfang dirigistisch verhalten, dass die Eltern ihre Einflussnahmen gegenüber<br />

ihren Kindern begründen, <strong>und</strong> dass in der Familie klare Verhaltenserwartungen der Familienmitglieder<br />

zueinander existieren“ (Nolting/Paulus 2002: 87). Die letztgenannten Punkte<br />

lassen sich mit der 3. Dimension des Familienklimas in Bezug setzen. Dabei wird deutlich,<br />

dass weder das eine Extrem im Sinne des norm<strong>at</strong>iv-autoritären Klimas, noch dessen Gegenteil<br />

Seite 17


(„geringe Gewichtung von Ordnung, Planung, Leistung“) förderlichen Charakter aufweisen,<br />

sondern eine ausgewogene Mitte, die zugleich Orientierung bietet, aber auch die für eine gelungene<br />

Persönlichkeitsentwicklung nötige Flexibilität aufweist, in Bezug auf die Entwicklung<br />

von Resilienz angemessen ist.<br />

Petermann <strong>und</strong> Petermann zählen zu den Risikofaktoren für die psychische Entwicklung im<br />

familiären Kontext „das ungünstige Modell- <strong>und</strong> Interaktionsverhalten der Eltern, (…) interpersonelle<br />

Konflikte, überzogene Ansprüche der Eltern gegenüber ihren Kindern“ (Petermann/Petermann<br />

2004: 51f.). Im Gegens<strong>at</strong>z dazu könne ein positives Familienklima auch<br />

förderlich auf die Entwicklung von Resilienz wirken; die AutorInnen nennen hier beispielsweise<br />

„eine enge Beziehung zu einer erwachsenen Bezugsperson“ <strong>und</strong> eine „positive Partnerschaft<br />

der Eltern“ (Petermann/Petermann 2004: 52). Sie unterstreichen das besonders ausgeprägte<br />

Risiko für Kinder aus sozial schlecht gestellten Familien, wobei die einzelnen Risikofaktoren<br />

nicht additiv, sondern kumul<strong>at</strong>iv wirksam würden <strong>und</strong> eine Teufelskreisdynamik 1 bis<br />

hin zu körperlicher <strong>und</strong> seelischer Misshandlung oder bleibenden Schäden auf psychischer<br />

oder biologisch-physiologischer Ebene ausbilden könnten (vgl. Petermann/Petermann 2004:<br />

53). Darüber hinaus weisen die AutorInnen auf die Bedeutung der Eltern für die Ausbildung<br />

der Mechanismen zur Emotions- <strong>und</strong> Verhaltensregul<strong>at</strong>ion hin – ein Forschungsgebiet, auf<br />

dem Peter Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen bedeutende Arbeit geleistet haben, auf welche<br />

noch an späterer Stelle Bezug genommen wird.<br />

2.2.2 Die Bedeutung der Familie in Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie<br />

Nicht nur in der entwicklungspsychologischen Liter<strong>at</strong>ur wird der Kindheit – <strong>und</strong> dabei insbesondere<br />

den Erfahrungen mit den Eltern <strong>und</strong> anderen primären Bezugspersonen – für die psychische<br />

Entwicklung eminente Bedeutung zugemessen, auch in der Psychoanalyse <strong>und</strong> Bindungstheorie<br />

rücken die Beziehungen <strong>und</strong> Erlebnisse innerhalb des Familienverbandes ins<br />

Zentrum. Im Rahmen der vorliegende Arbeit kann jedoch nicht annäherungsweise auf die<br />

gesamte Breite der bindungstheoretischen <strong>und</strong> psychoanalytischen Liter<strong>at</strong>ur eingegangen<br />

werden, darum soll hier exemplarisch auf ein Entwicklungsmodell der jüngeren psychoanalytischen<br />

Forschung sowie auf neuere Erkenntnisse der Bindungstheorie 2 eingegangen werden.<br />

1 Nolting <strong>und</strong> Paulus zufolge kann das Familienklima jedoch auch „positive Kreis<strong>pro</strong>zesse“ – sogenannte „Engelskreise“<br />

initiieren, was hinsichtlich des Schutzfaktorenmodells, das der Hypothese der vorliegenden Arbeit<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt, von Relevanz ist (vgl. Nolting/Paulus 2004: 78).<br />

2 Neuere psychoanalytische Theorien beziehen zunehmend bindungstheoretische Aspekte <strong>und</strong> Erkenntnisse der<br />

Bindungsforschung in ihre Überlegungen mit ein, wie auch das hier vorgestellte Mentalisierungskonzept von<br />

Fonagy u.a. – daher werden hier beide Theorien gemeinsam in einem Kapitel vorgestellt.<br />

Seite 18


Peter Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen haben in jüngerer Zeit diverse theoretische Ansätze<br />

<strong>und</strong> Studienergebnisse zusammengeführt <strong>und</strong> ein ausführliches Modell der psychischen Entwicklung<br />

erarbeitet, das in besonderer Weise die Interaktionserfahrungen mit den Eltern <strong>und</strong><br />

anderen primären Bezugspersonen, in erster Linie jedoch mit der Mutter, ins Zentrum rückt<br />

<strong>und</strong> ihre Bedeutung für die psychische Ges<strong>und</strong>heit bzw. P<strong>at</strong>hologie eingehend untersucht. Im<br />

Zentrum ihrer Überlegungen steht das Konzept der Mentalisierungsfähigkeit. Darunter verstehen<br />

die Autoren die Fähigkeit „[of] reflecting on the contents of other’s minds, and to having<br />

knowledge of one’s own intentions, derives and thoughts“ (Fonagy/Gergely/Target 2007:<br />

297). Lesen zu können, was im Geist oder in der Psyche eines anderen Menschen vorgeht, sei<br />

gr<strong>und</strong>legend, nicht nur um andere <strong>und</strong> auch sich selbst zu verstehen, sondern die Voraussetzung<br />

für die Entwicklung eines stabilen mentalen Selbst <strong>und</strong> somit für psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

im Allgemeinen (vgl. Fonagy/Target 2005: 264f.; Fonagy/Target 2006: 362ff.). Im Zusammenhang<br />

mit den Überlegungen der vorliegenden Arbeit kann die Mentalisierungsfähigkeit<br />

daher als Schutzfaktor angesehen werden. Diese Fähigkeit sei, wie Fonagy <strong>und</strong> seine MitarbeiterInnen<br />

darlegen, nicht angeboren, sondern werde in einer förderlichen Interaktion mit<br />

primären Bezugspersonen erworben (vgl. Fonagy/Target 2006, 360ff.). Voraussetzung dafür<br />

sei, wie die AutorInnen betonen, dass diese Bindungspersonen selbst in der Lage sind, das<br />

psychische Erleben des Kindes zu verstehen <strong>und</strong> angemessen darauf zu reagieren (vgl. Fonagy<br />

u.a. 2008: 291f.). Das Verhalten der Bezugspersonen fungiere als Spiegel des konstitutionellen<br />

Selbst des Kindes, das sein von der Mutter gespiegeltes Selbstbild als Kern seiner sich<br />

daraus herausbildenden Selbststruktur in sich aufnehme (vgl. Fonagy u.a. 2008: 322). Die<br />

AutorInnen betonen in diesem Zusammenhang die Rolle einer fördernden, einfühlsamen <strong>und</strong><br />

unterstützenden sozialen Umgebung für die zunehmende Fähigkeit der Unterscheidung inneren<br />

Erlebens von äußerer Realität, wobei auch der sensible Umgang mit den Äußerungen des<br />

Kindes im Spiel hervorgehoben wird (vgl. Fonagy/Target 2006: 370). Hier wird die Parallele<br />

zur Bedeutung des V<strong>at</strong>ers im Spiel mit dem Kind in der Bindungstheorie deutlich, auf die<br />

nachfolgend noch näher eingegangen wird.<br />

Fonagy legt in seinem Werk einen großen Schwerpunkt auf die Erforschung der Auswirkungen<br />

inadäqu<strong>at</strong>en elterlichen Umgangs mit den kindlichen Affektäußerungen bis hin zu Misshandlungen<br />

<strong>und</strong> Traum<strong>at</strong>isierungen von Seiten der primären Bezugspersonen. Durch diese<br />

Erfahrungen werde die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung sowie zur Affektkontrolle<br />

untergraben, was – abhängig von der Schwere der erlittenen neg<strong>at</strong>iven Erfahrungen<br />

von Seiten der Eltern – zu einer Vulnerabilität für spätere Traum<strong>at</strong>isierungen bis hin zu<br />

schweren Persönlichkeitsstörungen führen könne. Zu einer ähnlichen Einschätzung der Be-<br />

Seite 19


deutung primärer Bezugspersonen <strong>und</strong> der Interaktionen mit diesen kommt auch die Bindungstheorie.<br />

Sie wurde von John Bowlby, einem Psychoanalytiker, in Zusammenarbeit mit<br />

Mary Ainsworth entwickelt (vgl. Holmes 2006: 43f.). Er führte an der Londoner Tavistock<br />

Clinic system<strong>at</strong>ische Beobachtungen von Kindern <strong>und</strong> ihren Eltern durch <strong>und</strong> entdeckte dabei<br />

schließlich vier verschiedene Bindungsmuster der Kinder zu ihren Eltern, in erster Linie zu<br />

den Müttern: sicher, unsicher-ambivalent, unsicher-vermeidend <strong>und</strong> desorganisiert/desorientiert<br />

3 (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 132ff.). Ein von Geburt an vorhandenes<br />

Bindungsstreben sichere, wie Bowlby ausführt, Schutz, Zuwendung <strong>und</strong> Beistand durch die<br />

Eltern (vgl. Bowlby 2006: 98). Für unser Forschungsvorhaben von besonderem Interesse ist<br />

Bowlbys Hinweis, dass die Bindung zu diesen Personen bis weit ins Erwachsenenleben bestehen<br />

bleibt (vgl. Bowlby 2006: 98), sowie verschiedene Ergebnisse der empirischen Bindungsforschung,<br />

die eine Tendenz zur Beibehaltung des in der frühen Kindheit erworbenen Bindungsstils<br />

sowie zu in Beziehung zu den jeweiligen Personen des jeweilige Bindungsmusters<br />

nahelegen (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 65ff.).<br />

Obwohl das Bindungsbedürfnis schon im Menschen angelegt sei <strong>und</strong> dem Überleben sowie<br />

der Arterhaltung diene (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 76f.), spielen zwischenmenschliche<br />

Beziehungen Bowlby zufolge „eine wichtigere Rolle als Instinkt oder genetische Ausst<strong>at</strong>tung“<br />

(Bowlby 2006: 130). Diese These ist für die Bindungstheorie insgesamt gr<strong>und</strong>legend, denn<br />

die vier verschiedenen Bindungsmuster sind, so Bowlby, „das Ergebnis unterschiedlicher Interaktionsmuster“<br />

(Bowlby 2006: 130f.) zwischen Eltern <strong>und</strong> ihren Kindern. Welches Bindungsmuster<br />

aber das Kind ausbildet, sei nicht gleichgültig: Unsichere <strong>und</strong> desorganisierte<br />

Bindungsmuster korrelieren bindungstheoretischen Forschungsergebnissen zufolge eng mit<br />

Entwicklungs<strong>pro</strong>blemen des Kindes, wie Verhaltensauffälligkeiten oder gar späteren psychischen<br />

Erkrankungen (vgl. Bowlby 2006: 177ff.).<br />

Zentrale Bedeutung hinsichtlich der Ausbildung der verschiedenen Bindungsmuster – <strong>und</strong> in<br />

der Folge auch für die psychische Entwicklung – wird, wie Holmes ausführt, der Beziehung<br />

<strong>und</strong> den Interaktionen zwischen dem Kind <strong>und</strong> seiner Mutter zugemessen (vgl. Holmes 2006:<br />

130ff.). Der bedeutende Einfluss, den vor allem mütterliche Feinfühligkeit auf die Bindungssicherheit<br />

habe, werde, so der Autor, auch durch Langzeitstudien belegt. Dabei spiele es eine<br />

gewichtige Rolle, wie die Mütter auf die Äußerungen des Kindes reagieren – ob <strong>und</strong> wie sie<br />

diese trösten, anschauen, mit ihnen reden, sie halten oder mit ihnen spielen; ob sie sie ignorie-<br />

3 An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass eine ausführliche Darstellung der einzelnen Bindungsmuster<br />

sowie ein detaillierteres Eingehen auf die Entwicklung <strong>und</strong> Erkenntnisse der Bindungstheorie im Rahmen<br />

der vorliegenden Arbeit nicht möglich ist. Daher werden die für unser Forschungsinteresse relevanten Aspekte<br />

herausgegriffen <strong>und</strong> in knapper Form erläutert.<br />

Seite 20


en, unvorhersehbar agieren oder sich ihnen aufdrängen (vgl. Holmes 2006: 131f.). Vor allem<br />

der Umgang der Mutter mit den Bindungs- <strong>und</strong> Explor<strong>at</strong>ionsbedürfnissen des Kindes sei von<br />

großer Bedeutung, wie Grossmann <strong>und</strong> Grossmann ausführlich darlegen (Grossmann/Grossmann<br />

2006: 114ff.). Trotz ihrer unterschiedlicher Blickwinkel werden hier die<br />

Parallelen zwischen Fonagys Mentalisierungskonzept <strong>und</strong> der Bindungstheorie deutlich: In<br />

beiden Ansätzen wird der gewichtige Einfluss der Fähigkeit (vor allem) der Mutter, sich einfühlsam<br />

auf die Gefühlswelt ihres Kindes einzulassen, seine Bedürfnisse zu erkennen <strong>und</strong><br />

angemessen zu stillen, sowie adäqu<strong>at</strong> auf seine Äußerungen zu reagieren, hervorgehoben.<br />

2.3 Die Bedeutung des V<strong>at</strong>ers für die Ausbildung von Resilienz<br />

Wie den bisherigen Ausführungen zu entnehmen ist, wird in den vorgestellten theoretischen<br />

Konzepten der Mutter <strong>und</strong> der Art der Beziehung zwischen ihr <strong>und</strong> ihrem Kind überragende<br />

Bedeutung für dessen Entwicklung zugemessen. Dies ist kein Zufall, sondern zum Teil darauf<br />

zurückzuführen, dass in der Wissenschaft, wie in der klassischen Psychoanalyse, jedoch auch<br />

in der Entwicklungspsychologie <strong>und</strong> in der Bindungstheorie lange Zeit die Rolle des V<strong>at</strong>ers<br />

vernachlässigt <strong>und</strong> die Bedeutung der Mutter für die psychische Entwicklung des Kindes hervorgehoben<br />

wurde (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 604f.; Seiffge-Krenke 2012: 148ff.).<br />

Dieses Kapitel soll dazu dienen, die Rolle des V<strong>at</strong>ers in den vorgestellten Theorien näher zu<br />

beleuchten <strong>und</strong> auf seine Bedeutung für die Ausbildung von Resilienz einzugehen.<br />

In der empirischen Bindungsforschung wurde der V<strong>at</strong>er als Bindungsperson lange außer Acht<br />

gelassen, da er im Vergleich seiner in empirischen Untersuchungen gewonnenen Werte in<br />

Bezug auf Fürsorglichkeit <strong>und</strong> Feinfühligkeit, als auch bezüglich Qualität <strong>und</strong> Stabilität der<br />

Bindungsbeziehung zum Kind im Vergleich zur Mutter schlechter abschnitt (vgl. Grossmann/Grossmann<br />

2006: 604f.). Neuere Untersuchungen jedoch weisen darauf hin, dass den<br />

Vätern für die Entwicklung von Bindungssicherheit entscheidende Bedeutung zukommt (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 185ff.). Selbst zu einer Zeit, als eine traditionelle Rollenverteilung<br />

der Geschlechter, in welcher die Mütter sehr viel stärker mit der Kindererziehung befasst<br />

waren als die Väter, noch sehr weit verbreitet war, h<strong>at</strong>ten die beobachteten Kinder eine erkennbare<br />

Bindung zu ihren Vätern (vgl. Grossmann/Grossmann 1991). Die AutorInnen<br />

schreiben dem V<strong>at</strong>er keinen geringeren, jedoch einen anders gewichteten Einfluss auf die<br />

psychische Entwicklung als der Mutter zu. Seine Bedeutung für die Entwicklung von psychischer<br />

Sicherheit erlange er vor allem in der Spielbeziehung durch seine „Unterstützung <strong>und</strong><br />

Herausforderung der Explor<strong>at</strong>ionen des Kindes“ im gemeinsamen Spiel, wobei sich seine<br />

Einfühlsamkeit <strong>und</strong> sein Engagement förderlich auf die Bindungsqualität zwischen V<strong>at</strong>er <strong>und</strong><br />

Seite 21


Kind auswirken (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 242), sowie darüber hinaus auf das<br />

„Selbstvertrauen in neuen, herausfordernden Situ<strong>at</strong>ionen“ (Grossmann/Grossmann 2006:<br />

231). Der förderliche väterliche Einfluss auf die psychische Entwicklung mache sich, wie von<br />

den AutorInnen hervorgehoben wird, auch noch im jungen Erwachsenenalter deutlich bemerkbar:<br />

„Die Einflüsse väterlicher Spielfeinfühligkeit auf sein Kind zeigten sich bis zum<br />

Alter von 22 Jahren (…) Jugendliche mit einem feinfühlig unterstützenden V<strong>at</strong>er wurden auch<br />

von anderen als kompetent, kre<strong>at</strong>iv, mutig <strong>und</strong> angemessen selbstbewußt eingeschätzt.“<br />

(Grossmann/Grossmann 2006: 604f.). Aus den obigen Ausführungen kann gefolgert werden,<br />

dass sowohl feinfühliges, als auch herausforderndes Verhalten von Seiten der Väter die Resilienz<br />

des Kindes stärkt. Auch aus entwicklungspsychologischer Perspektive wird dieser Aspekt<br />

väterlichen Einflusses betont: Seiffge-Krenke hebt ebenso die Wichtigkeit väterlicher<br />

„Spielfeinfühligkeit“ hervor, die eine sichere Basis für die Explor<strong>at</strong>ion schaffe, die wiederum<br />

von väterlicher Seite durch aggressive Herausforderung gefördert werde (vgl. Seiffge-Krenke<br />

2012: 154). Die Autorin legt dabei den Schwerpunkt eines förderlichen Bindungsverhaltens<br />

des V<strong>at</strong>ers auf Aktivität <strong>und</strong> Aggression: „Der väterliche Fokus auf körperlicher Aktivität,<br />

Spiele <strong>und</strong> Regeln h<strong>at</strong> große Bedeutung für die körperliche, emotionale <strong>und</strong> Kompetenzentwicklung<br />

der Kinder (…) In der T<strong>at</strong> gehört der Umgang mit Aggression zu den Funktionen,<br />

die Kinder u. a. in ihrer Beziehung zu ihrem V<strong>at</strong>er lernen können, sowohl bei den Tobespielen<br />

<strong>und</strong> aufregenden Erk<strong>und</strong>ungen als auch in der Rivalität <strong>und</strong> im Wettstreit, etwa bei Sport <strong>und</strong><br />

Spiel“ (Seiffge-Krenke 2012: 153f.). Dies fördere die Fähigkeit des/der Heranwachsenden zur<br />

Regul<strong>at</strong>ion neg<strong>at</strong>iver Emotionen (vgl. Seiffge-Krenke 2012: 154). Die Autorin betont jedoch<br />

die Schwierigkeit des adäqu<strong>at</strong>en Umgangs mit Aggression: Zwar seien autoritäre Erziehungsstile<br />

<strong>und</strong> die Anwendung körperlicher Gewalt von väterlicher Seite insgesamt zurückgegangen,<br />

jedoch psychologisches Kontrollverhalten an deren Stelle getreten: Liebesentzug, Abwertung,<br />

Überladung mit Verantwortung oder Schuld <strong>und</strong> Betonung kindlichen Versagens<br />

schade massiv der Ausbildung von Identität <strong>und</strong> Selbstbewusstsein auf Seiten des Kindes. Die<br />

Orientierung des „liebevollen V<strong>at</strong>ers“ an der Mutter-Kind-Bindung erschwere es darüber hinaus,<br />

„einen ‚normalen Umgang‘ mit Aggression zu entwickeln“ (Seiffge-Krenke 2012: 153).<br />

Seite 22


3 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Resilienz ein Phänomen beschreibt, bei dem ein<br />

Mensch wider allen Erwartungen <strong>und</strong> trotz schwieriger Lebensumstände eine „normale“ Entwicklung<br />

durchläuft <strong>und</strong> zu einem psychisch ges<strong>und</strong>en Menschen heranwächst. Zum Thema<br />

Resilienz, auch bezeichnet als „psychische Widerstandsfähigkeit“, gibt es bereits zahlreiche<br />

Forschungsergebnisse <strong>und</strong> auf deren Gr<strong>und</strong>lage weiterentwickelte Modelle. Die vorliegende<br />

Arbeit stützt sich auf das Schutzfaktorenkonzept, dem zufolge das Einwirken von <strong>pro</strong>tektiven<br />

Faktoren eine positive Entwicklung <strong>und</strong> die Ausbildung von Resilienz fördert; diese förderliche<br />

Wirkung soll nachfolgend empirisch untersucht werden. Im Kapitel „Kindheit“ wurden<br />

entwicklungspsychologische, bindungstheoretische <strong>und</strong> psychoanalytische Modelle diskutiert,<br />

welche die Annahme, dass eine positiv erlebte Kindheit <strong>und</strong> positive Erfahrungen innerhalb<br />

der Familie die Ausbildung von Resilienz unterstützen, vertreten.<br />

Der nun folgende Abschnitt widmet sich der empirisch-quantit<strong>at</strong>iven Untersuchung des Zusammenhangs<br />

zwischen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der psychischen Widerstandskraft<br />

im jungen Erwachsenenalter.<br />

Seite 23


Empirischer Teil<br />

4 Empirische Erhebung<br />

Dieser Abschnitt der Arbeit beschäftigt sich mit dem empirischen Forschungs<strong>pro</strong>zess. Im<br />

Folgenden werden die Annahmen, auf welchen vorliegende Arbeit basiert, in Form von<br />

Hypothesen formuliert. Nach einer eingehenden Beschreibung des Instruments zur D<strong>at</strong>enerhebung<br />

wird der Prozess von der D<strong>at</strong>enerhebung über die D<strong>at</strong>enauswertung bis hin zur Auswertung<br />

der Ergebnisse genau dargestellt.<br />

4.1 Formulierung der Hypothesen<br />

Bei der Liter<strong>at</strong>urrecherche zum Thema Resilienz <strong>und</strong> in den Ausführungen im theoretischen<br />

Teil der vorliegenden Arbeit wurde deutlich, welchen enormen Einfluss die innerfamiliären<br />

Erfahrungen, insbesondere die Erfahrungen mit den Eltern, auf die psychische Entwicklung<br />

der Kinder haben <strong>und</strong> somit auch auf die Ausbildung des Persönlichkeitsmerkmals Resilienz.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird im Folgenden versucht, einen Zusammenhang zwischen den Erfahrungen<br />

innerhalb der Familie <strong>und</strong> der subjektiven Bedeutung der Familie mit Resilienz im<br />

jungen Erwachsenenalter zu finden.<br />

Speziell geht es darum, ob es eine positive oder neg<strong>at</strong>ive Erinnerung an die in der Kindheit<br />

gemachten innerfamiliären Erfahrungen gibt <strong>und</strong> wie diese Erinnerungen mit der Ausbildung<br />

von Resilienz zusammenhängen. Daraus resultiert die zentrale, die vorliegende Arbeit leitende<br />

Fragestellung:<br />

Gibt es einen Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong><br />

Resilienz bei jungen Erwachsenen?<br />

Von dieser Forschungsfrage ausgehend <strong>und</strong> unter Zugr<strong>und</strong>elegung des beschriebenen Schutzfaktorenmodells<br />

besteht die Annahme, dass die beiden Variablen positiv miteinander korrelieren.<br />

Folgende Hypothese <strong>und</strong> die dazugehörige Prüfhypothese werden daraus abgeleitet:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> Resilienz bei jungen Erwachsenen.<br />

Anhand eines Fragebogens <strong>und</strong> der Auswertung der damit erhobenen D<strong>at</strong>en können diese<br />

Annahme <strong>und</strong> die davon abgeleiteten Hypothesen verifiziert bzw. falsifiziert werden.<br />

Seite 24


Nach Darstellung der Forschungsfrage <strong>und</strong> der daraus abgeleiteten Hypothesen soll im folgenden<br />

Kapitel das Forschungsinstrument beschrieben werden, das für die D<strong>at</strong>enerhebung<br />

herangezogen wurde.<br />

4.2 Das Forschungsinstrument<br />

In der Empirie gibt es verschiedene Forschungsmethoden <strong>und</strong> dazu gehörende Erhebungsinstrumente<br />

(vgl. Stier 1999: 161). Für den vorliegenden Sachverhalt bot sich eine schriftliche<br />

Befragung unter Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens als geeignete Methode an. Damit können die Einstellungen<br />

der ProbandInnen bestmöglich abgebildet werden, da bei einer Erhebung mittels<br />

Fragebogen mit standardisierten Fragen gearbeitet werden kann <strong>und</strong> somit allem ProbandInnen<br />

die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge vorgelegt werden konnten. Damit kann<br />

eine hohe Vergleichsmöglichkeit erzielt werden (vgl. Stier 1999: 171). Weitere Vorteile, die<br />

für den Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens sprechen, werden im Folgenenden ausgeführt.<br />

Der Eins<strong>at</strong>z eines Fragebogens ist im Vergleich zu anderen Erhebungsmethoden mit einem<br />

wesentlich geringeren Aufwand verb<strong>und</strong>en, sei es in Hinsicht auf den Zeitaufwand oder die<br />

Kosten, vor allem dann, wenn eine rel<strong>at</strong>iv große Zahl an ProbandInnen befragt werden soll.<br />

Auch im Hinblick auf die Anonymität habe der Fragebogen im Vergleich zu anderen Erhebungsmethoden<br />

seine Vorteile, denn hier gilt die Zusicherung der Anonymität als glaubwürdiger.<br />

Des Weiteren werde ein hohes Maß an Objektivität gewährleistet. So entfallen zum<br />

Beispiel Antwortverzerrungen, die zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> von Interviewerbeeinflussung verursacht<br />

werden können (vgl. Stier 1999: 198). Durch die Auswertung mit dem Software-<br />

Programm SPSS ist auch bei der D<strong>at</strong>enauswertung die Objektivität gewährleistet.<br />

Diesen Vorteilen stünden jedoch auch einige Nachteile gegenüber. An erster Stelle ist hier<br />

wieder im Vergleich mit anderen Methoden eine wesentlich höhere Ausfallquote zu nennen.<br />

Dies bezieht sich einerseits auf den Totalausfall, also der Fragebogen wird erst gar nicht ausgefüllt<br />

<strong>und</strong> landet im Papierkorb oder andererseits auf die mildere Form des Ausfalls als itemnon-response,<br />

das heißt, dass einzelne Fragen unbeantwortet bleiben. Außerdem könne es bei<br />

gewissen Fragen zu Verständnisschwierigkeiten kommen, die zum Beispiel während eines<br />

Interviews ausgeräumt werden können (vgl. Stier 1999: 198f.).<br />

Nachdem nun die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen im Hinblick auf die Fragebogenerhebung vorgestellt<br />

wurden, wird im folgenden Teil auf die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens<br />

eingegangen.<br />

Seite 25


4.2.1 Die Entwicklung <strong>und</strong> Ausarbeitung des Fragebogens<br />

Wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, beschäftigt sich das ForscherInnenteam im Zuge<br />

eines Seminars mit dem Thema Resilienz bei jungen Erwachsenen; dabei wurde ein bereits<br />

bestehender Fragebogen für die D<strong>at</strong>enerhebung herangezogen <strong>und</strong> um einige Themengebiete<br />

<strong>und</strong> dafür ausgewählte Items erweitert.<br />

Der ursprüngliche Fragebogen bestand aus einer Frage zum Geschlecht der ProbandInnen,<br />

einigen Fragen zur Erhebung des Bildungsniveaus der ProbandInnen <strong>und</strong> einem Erhebungsinstrument<br />

zur Beforschung der Resilienz, nämlich der Resilienzskala RS-25 nach Wagnild <strong>und</strong><br />

Young 1993. Über das Bildungsniveau sollten Fragen zum Bildungsabschluss, zu den Schulnoten<br />

<strong>und</strong> zur derzeitigen Situ<strong>at</strong>ion Aufschluss geben. Dieser bereits bestehende Teil wurde<br />

um die Themengebiete krisenhafte Ereignisse, Ges<strong>und</strong>heit, familiäre Verhältnisse <strong>und</strong> sozioökonomischer<br />

St<strong>at</strong>us erweitert. Zu diesen Bereichen wurden jeweils einige Items entwickelt.<br />

Mit insgesamt 24 Items wurde versucht, die verschiedenen Themenbereiche bestmöglich abzudecken.<br />

Der folgende Fragebogenausschnitt gibt einen Überblick über die Items aus dem<br />

Bereich familiäre Verhältnisse, welche auch für die vorliegende Arbeit relevant sind.<br />

Abbildung 1: Fragebogenausschnitt_Familie<br />

Diese Resilienzskala erfasst die psychische Widerstandsfähigkeit einer Person im Hinblick<br />

auf Belastungen <strong>und</strong> krisenhaften Ereignisse. Resilienz wird dabei als Persönlichkeitsmerkmal<br />

aufgefasst, das anhand von 25 Items <strong>und</strong> einer sieben-stufigen Skala abgefragt <strong>und</strong> oper<strong>at</strong>ionalisiert<br />

werden soll. Die ursprünglich englischsprachige Version wurde von einem AutorInnen-Team<br />

r<strong>und</strong> um Schumacher in die deutsche Sprache übersetzt (vgl. Schumacher u.a.<br />

2004: 25f.). Diese deutschsprachige Version wurde in den Fragebogen der vorliegenden Arbeit<br />

aufgenommen. Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt der Resilienzskala.<br />

Seite 26


Abbildung 2: Fragebogenausschnitt_Resilienzskala<br />

Der gesamte Fragebogen umfasst drei Seiten, wo die oben erwähnten Themenbereiche abgefragt<br />

werden. Die meisten Items werden mit geschlossenen Fragen erhoben, das heißt, dass<br />

die ProbandInnen die für sie zutreffende Antwort unter bereits vorgegebenen Antworten ankreuzen<br />

(vgl. Stier 1999: 174). Bei den Fragen zum Geschlecht, zum höchsten Bildungsabschluss<br />

<strong>und</strong> zur derzeitigen Situ<strong>at</strong>ion werden Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von denen<br />

sich die ProbandInnen eine Antwort aussuchen können. Die Frage zu den Schulnoten ist offen<br />

gestaltet, hier können die ProbandInnen ihre damaligen Schulnoten eintragen. Die zweite <strong>und</strong><br />

die dritte Seite des Fragebogens bilden die Items zu den oben erwähnten Themenbereichen,<br />

wie familiäre Verhältnisse, Ges<strong>und</strong>heit usw. <strong>und</strong> die Resilienzskala. Hier bilden die Antwortmöglichkeiten<br />

eine sieben-stufige R<strong>at</strong>ing-Skala. Wie oben in der Abbildung zu sehen ist,<br />

können die ProbandInnen in sieben Stufen von 0% bis 100% zustimmen oder nicht zustimmen.<br />

In der vorliegenden Arbeit wird Resilienz als ein Persönlichkeitsmerkmal verstanden, dass<br />

anhand einer Selbsteinschätzung gemessen wird. Daraus ergibt sich, dass die erhobenen D<strong>at</strong>en<br />

als subjektiv angesehen werden müssen.<br />

Nachdem die Entwicklung des Fragebogens aufgezeigt wurde, erfolgt nun im nächsten Kapitel<br />

die Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be. Des Weiteren wird kurz auf die Methode zur D<strong>at</strong>enauswertung<br />

eingegangen.<br />

Seite 27


4.3 Die Stich<strong>pro</strong>be<br />

Unser Forschungsinteresse richtet sich auf junge Erwachsene im Alter von 18-30 Jahren, <strong>und</strong><br />

zwar an solche, die in Österreich ihren Wohnort gemeldet haben <strong>und</strong> somit zur österreichischen<br />

Bevölkerung gezählt werden.<br />

Die Gr<strong>und</strong>gesamtheit setzt sich laut St<strong>at</strong>istik Austria (Stand 2012) wie folgt zusammen:<br />

Gesamt Männer Frauen<br />

Bevölkerungszahl 1.402.508 709.836 692.672<br />

Prozent 100% 50,6% 49,4%<br />

Tabelle 1: Stich<strong>pro</strong>be_Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

Die obige Tabelle zeigt eine Auflistung der österreichischen Jahresdurchschnittsbevölkerung<br />

im Alter von 18-30 Jahren aus dem Jahr 2012. Es wurde dabei eine Unterteilung zwischen<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen vorgenommen. Im Jahr 2012 h<strong>at</strong>te Österreich 1.402.508 Einwohner zwischen<br />

18 <strong>und</strong> 30 Jahren, davon waren 49,4 Prozent weiblich <strong>und</strong> 50,6 Prozent männlich.<br />

Weiter unten, bei der Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be, wird darauf noch einmal Bezug genommen,<br />

indem die Stich<strong>pro</strong>be – also die Zahl der ProbandInnen die an der Befragung teilgenommen<br />

haben – mit der Gr<strong>und</strong>gesamtheit verglichen wird.<br />

4.4 Auswertungsmethode<br />

Die gewonnenen D<strong>at</strong>en werden mit Hilfe des St<strong>at</strong>istik<strong>pro</strong>gramms SPSS 20 ausgewertet. Die<br />

mittels Fragebogen erhobenen D<strong>at</strong>en wurden das Programm übertragen. Die D<strong>at</strong>en stellten<br />

sich darin als D<strong>at</strong>enm<strong>at</strong>rix dar. Jede Zeile steht für einen Fragebogen <strong>und</strong> jede Spalte steht für<br />

eine Variable. Für die Auswertung der Variablen werden Häufigkeitsverteilungen gerechnet.<br />

Es wird eine Faktorenanalyse durchgeführt um die verschiedenen Items zusammenzufügen<br />

<strong>und</strong> einen besseren Überblick zu erhalten. Danach wird nach Zusammenhängen (Korrel<strong>at</strong>ionen)<br />

zwischen einzelnen Items oder Variablen <strong>und</strong> dem Faktor Resilienz gesucht.<br />

Seite 28


5 Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

5.1 Beschreibung der Stich<strong>pro</strong>be<br />

Mit Hilfe eines Fragebogens wurden insgesamt 1791 junge Erwachsene, also Männer <strong>und</strong><br />

Frauen im Alter zwischen 18 <strong>und</strong> 30 Jahren, befragt. Wobei 1788 Befragte ihre Geschlechtszugehörigkeit<br />

angaben, davon waren 1046 weiblich <strong>und</strong> 742 männlich. Das entspricht – werden<br />

nur die gültigen Antworten als Basis genommen – einer <strong>pro</strong>zentuellen Verteilung von<br />

58,4% zu 41,5%. Vergleicht man dies mit der Gr<strong>und</strong>gesamtheit, lassen sich leichte Unterschiede<br />

erkennen. Generell ist es zwar so, dass im Gegens<strong>at</strong>z zur Anzahl der ProbandInnen<br />

bei der Gr<strong>und</strong>gesamtheit der Anteil der Männer größer ist als jener der Frauen, trotzdem kann<br />

man hier von keiner enormen Abweichung sprechen.<br />

Gültige<br />

Häufigkeit Prozent Prozente<br />

Gültig weiblich 1046 58,4 58,5<br />

männlich 742 41,4 41,5<br />

Gesamt 1788 99,8 100,0<br />

Fehlend System 3 ,2<br />

Gesamt 1791 100,0<br />

Tabelle 2: Häufigkeit_Geschlecht<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

Häufigkeit<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

weiblich<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

Abbildung 3: Häufigkeit_Geschlecht<br />

Seite 29


5.2 Resilienz<br />

Der Fragebogenteil mit der Resilienzskala RS-25 gab 7 im Rang aufsteigende Antwortmöglichkeiten<br />

vor, wobei 1 für 0% Zustimmung <strong>und</strong> 7 für 100% Zustimmung fungierte. Alle<br />

Items sind positiv formuliert (siehe Tabelle 4) – je höher der angegebene Wert, desto höher<br />

der Grad der Resilienz. Durch die Möglichkeit, in Prozentangaben zu antworten, handelt es<br />

sich um intervallskalierte D<strong>at</strong>en, aus denen sich das arithmetische Mittel sowie Streuungsmaße<br />

ermitteln lassen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die für das Konstrukt<br />

„Resilienz“ berechneten Kennzahlen.<br />

N Gültig 1791<br />

Fehlend 0<br />

Mittelwert 5,5813<br />

Median 5,6667<br />

Modus 5,58<br />

Standardabweichung ,60055<br />

Spannweite 4,63<br />

Minimum 2,38<br />

Maximum 7,00<br />

Tabelle 3: Kennzahlen_Resilienz (ges.)<br />

Der kleinste aus allen Items der Resilinenzskala des Fragebogens errechnete Wert beträgt 2,38<br />

(für die Person mit dem geringsten Resilienzwert), der höchste 7 (für die Person mit dem<br />

höchsten Resilienzwert), was der höchsten Merkmalsausprägung am Fragebogen entspricht.<br />

Die Spannweite, „definiert als Differenz zwischen größtem <strong>und</strong> kleinstem Beobachtungswert<br />

des D<strong>at</strong>ens<strong>at</strong>zes“ (Assenmacher 2010: 87), beträgt somit 4,63. Das arithmetische Mittel der<br />

Resilienz, das aus den Angaben aller Befragten errechnet wurde, beträgt 5,58 <strong>und</strong> liegt somit<br />

über dem Skalenmittelpunkt (dieser beträgt 4). Da diese Maßzahl jedoch äußerst anfällig für<br />

Ausreißer ist (vgl. Assenmacher 2010: 74; Hornsteiner 2012: 41), wurden außerdem noch der<br />

Median <strong>und</strong> die Standardabweichung ermittelt.<br />

Der Median teilt einen D<strong>at</strong>ens<strong>at</strong>z in zwei beinahe gleich große Hälften, wobei „mindestens<br />

50% der Beobachtungen kleiner oder gleich <strong>und</strong> mindestens 50% aller Beobachtungen größer<br />

oder gleich“ dem Median sind (Assenmacher 2010: 67). Er beträgt hier 5,67 <strong>und</strong> weicht somit<br />

nur leicht vom arithmetischen Mittel ab, somit gibt es keine bemerkenswerten Ausreißer. Die<br />

Standardabweichung ist ein Streuungsmaß <strong>und</strong> dient dazu, „die Abweichung der Beobachtungswerte<br />

von einem Lagemaß [zu] beschreiben“ (Burksch<strong>at</strong>/Cramer/Kamps 2004: 162; Erg.<br />

Seite 30


A.H.). Sie beträgt im vorliegenden Fall 0,6. Das bedeutet, die Resilienzwerte der meisten befragten<br />

Personen liegen somit im Intervall von 5,58 ± 0,6, also zwischen 4,98 <strong>und</strong> 6,18. Die<br />

folgende Grafik gibt die Häufigkeitsverteilung der Resilienz in der Stich<strong>pro</strong>be anschaulich<br />

wieder.<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

3,00<br />

4,00<br />

5,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

7,00<br />

Mittelwert =5,5813<br />

Std.-Abw. =0,60055<br />

N =1.791<br />

Abbildung 4: Häufigkeit_Resilienz (ges.)<br />

Seite 31


Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

N Mittelwert Standardabweichung Varianz<br />

01. Wenn ich Pläne habe, verfolge ich sie auch. 1789 5,90 1,074 1,153<br />

02. Normalerweise schaffe ich alles irgendwie. 1787 5,95 1,049 1,099<br />

03. Ich kann mich eher auf mich selbst als auf<br />

Andere verlassen.<br />

04. Es ist mir wichtig, an vielen Dingen interessiert<br />

zu bleiben.<br />

1789 5,19 1,344 1,805<br />

1783 5,63 1,293 1,673<br />

05. Wenn ich muss, kann ich auch allein sein. 1790 5,62 1,567 2,456<br />

06. Ich bin stolz auf das, was ich schon geleistet<br />

habe.<br />

07. Ich lasse mich nicht so schnell aus der Bahn<br />

werfen.<br />

1791 5,97 1,202 1,444<br />

1789 5,45 1,296 1,678<br />

08. Ich mag mich. 1787 5,91 1,202 1,446<br />

09. Ich kann mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen.<br />

1790 5,54 1,266 1,604<br />

10. Ich bin entschlossen. 1790 5,48 1,294 1,674<br />

11. Ich stelle mir selten Sinnfragen. 1783 3,87 1,780 3,168<br />

12. Ich nehme die Dinge wie sie kommen. 1788 5,14 1,422 2,022<br />

13. Ich kann schwierige Zeiten durchstehen, weil<br />

ich weiß, dass ich das früher auch schon geschafft<br />

habe.<br />

1778 5,65 1,247 1,554<br />

14. Ich habe Selbstdisziplin. 1786 5,32 1,422 2,021<br />

15. Ich behalte an vielen Dingen Interesse. 1786 5,51 1,239 1,535<br />

16. Ich finde öfter etwas, worüber ich lachen<br />

kann.<br />

17. Mein Glaube an mich selbst, hilft mir auch in<br />

harten Zeiten.<br />

18. In Notfällen kann man sich auf mich verlassen.<br />

19. Normalerweise kann ich eine Situ<strong>at</strong>ion aus<br />

mehreren Perspektiven betrachten.<br />

20. Ich kann mich auch überwinden, Dinge zu<br />

tun, die ich eigentlich nicht machen will.<br />

1790 6,21 1,020 1,040<br />

1788 5,52 1,238 1,533<br />

1787 6,45 ,877 ,769<br />

1785 5,61 1,185 1,405<br />

1790 5,27 1,314 1,726<br />

21. Mein Leben h<strong>at</strong> einen Sinn. 1784 6,26 1,135 1,288<br />

22. Ich beharre nicht auf Dingen, die ich nicht<br />

ändern kann.<br />

23. Wenn ich in einer schwierigen Situ<strong>at</strong>ion bin,<br />

finde ich gewöhnlich einen Weg heraus.<br />

24. In mir steckt genügend Energie, um alles zu<br />

machen, was ich machen muss.<br />

25. Ich kann es akzeptieren, wenn mich nicht alle<br />

Leute mögen.<br />

Gültige Werte (Listenweise) 1718<br />

1789 4,89 1,483 2,198<br />

1791 5,74 ,998 ,996<br />

1790 5,79 1,165 1,357<br />

1790 5,59 1,502 2,255<br />

Tabelle 4: Mittelwertverteilung_Resilienzskala RS-25 Items<br />

Seite 32


Die obige Tabelle listet die wichtigsten Kennzahlen jedes einzelnen Items der Resilienzskala<br />

noch einmal auf. Anhand der Mittelwerte ergibt sich ein ungefährer Eindruck hinsichtlich des<br />

Antwortverhaltens der befragten Personen. Die höchste Zustimmung drückten die Probanden<br />

im Durchschnitt zu Item 18 („In Notfällen kann man sich auf mich verlassen.“) aus, wie am<br />

arithmetischen Mittel von 6,45 zu erkennen ist. Auch die Streuung ist bei diesem Item im<br />

Vergleich zu anderen Items niedrig (Standardabweichung 0,877 bzw. Varianz 0,769), das<br />

heißt, die Einzelwerte stimmen in Rel<strong>at</strong>ion gesehen stark mit dem Mittelwert überein (vgl.<br />

Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 212). Die geringste Zustimmung erfolgte zu Item 11 („Ich stelle mir selten<br />

Sinnfragen.“) mit einem arithmetischen Mittel von 3,87, allerdings mit starken Abweichungen<br />

vom arithmetischen Mittel (Varianz von 3,17 <strong>und</strong> Standardabweichung von 1,78).<br />

Die meisten Beobachtungswerte liegen bei diesem Item also im Bereich 3,87 ± 1,78, d.h. zwischen<br />

den Werten 2,09 <strong>und</strong> 5,65.<br />

5.3 Resilienz nach Geschlecht<br />

Im Folgenden soll untersucht werden, ob es im Bezug auf die Resilienz geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede gibt. Folgende Tabelle gibt die Mittelwerte <strong>und</strong> Streuung getrennt nach<br />

Geschlecht wieder. Es zeigen sich sehr geringfügige Unterschiede im arithmetischen Mittel<br />

sowie beim Median <strong>und</strong> in der Standardabweichung. Die Mittelwerte liegen bei den Männern<br />

ein wenig höher <strong>und</strong> auch die Streuung ist geringfügig stärker (Standardabweichung 0,62 bei<br />

den Männern; 0,59 bei den Frauen). Die Person mit dem geringsten Resilienzwert von 2,38 ist<br />

weiblich.<br />

Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

Geschlecht<br />

St<strong>at</strong>istik<br />

Resilienz (ges.) weiblich Mittelwert 5,5699<br />

Median 5,5833<br />

Standardabweichung ,58644<br />

Minimum 2,38<br />

Maximum 7,00<br />

Spannweite 4,63<br />

männlich Mittelwert 5,5968<br />

Median 5,7083<br />

Standardabweichung ,61960<br />

Minimum 2,79<br />

Maximum 7,00<br />

Spannweite 4,21<br />

Tabelle 5: Kennzahlen_Resilienz (ges.) <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Seite 33


Die folgenden beiden Grafiken zeigen nochmals die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern<br />

auf. Das linke Histogramm gibt die Häufigkeitsverteilung der weiblichen Befragten<br />

wieder, rechts findet sich die Verteilung der Männer. Insgesamt zeigt sich eine ähnliche<br />

Verteilung. Bei den Frauen konzentrieren sich die Werte etwas stärker im Bereich zwischen<br />

den Merkmalsausprägungen 5 <strong>und</strong> 6, bei den Männern um den Wert 6.<br />

von sex= weiblich<br />

von sex= männlich<br />

120<br />

100<br />

100<br />

80<br />

Häufigkeit<br />

80<br />

60<br />

Häufigkeit<br />

60<br />

40<br />

40<br />

20<br />

20<br />

0<br />

3,00<br />

4,00<br />

5,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

7,00<br />

Mittelwert =5,5699<br />

Std.-Abw. =0,58644<br />

N =1.046<br />

0<br />

4,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

Mittelwert =5,5968<br />

Std.-Abw. =0,6196<br />

N =742<br />

Abbildung 6: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Frauen<br />

Abbildung 5: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Männer<br />

5.4 Häufigkeiten des Items „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“<br />

In vorliegender Arbeit soll – gemäß der Hypothese – der Zusammenhang zwischen einer als<br />

positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Stärke von Resilienz untersucht werden. Daher wird nachfolgend<br />

das Item „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ beschrieben.<br />

St<strong>at</strong>istiken<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

N Gültig 551<br />

Fehlend 1240<br />

Mittelwert 5,88<br />

Median 7,00<br />

Modus 7<br />

Standardabweichung 1,496<br />

Spannweite 6<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Tabelle 6: Kennzahlen_Item Kindheit<br />

Seite 34


An dieser Stelle sei nur kurz darauf hingewiesen, dass die T<strong>at</strong>sache, dass nur 551 TeilnehmerInnen<br />

(das sind 30,8% aller Befragten) dieses Item beantwortet haben, sich auf den Umstand<br />

zurückführen lässt, dass der dritte Teil des Fragebogen, also die Seite zu den Themengebieten<br />

wie Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, erst nach Anlaufen der Studie hinzugefügt wurde. Das arithmetische<br />

Mittel liegt mit 5.88 sehr hoch, der Median liegt sogar bei 7,00, dem höchsten Wert auf<br />

der Skala, das bedeutet, mindestens die Hälfte der Befragten gab den Wert 7 an. Auch der<br />

Modus, der „am häufigsten auftretende Wert“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 211) zeigt an, dass die<br />

ProbandInnen dieses Item am häufigsten mit dem Wert 7 – der höchsten Merkmalsausprägung<br />

auf der Skala – beantwortet haben. In diesem Fall scheint es lohnenswert, die Antwortverteilung<br />

genauer anzusehen.<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

Gültige Kumulierte<br />

Häufigkeit Prozent Prozente Prozente<br />

Gültig 1 12 ,7 2,2 2,2<br />

2 13 ,7 2,4 4,5<br />

3 21 1,2 3,8 8,3<br />

4 47 2,6 8,5 16,9<br />

5 75 4,2 13,6 30,5<br />

6 104 5,8 18,9 49,4<br />

7 279 15,6 50,6 100,0<br />

Gesamt 551 30,8 100,0<br />

Fehlend System 1240 69,2<br />

Gesamt 1791 100,0<br />

Tabelle 7: Häufigkeit_Antwortverteilung beim Item Kindheit<br />

Die Häufigkeitsverteilung hebt nochmals den Median hervor. 279 von 551 ProbandInnen, das<br />

sind 50,6%, also mehr als die Hälfte, gaben den höchsten Wert auf der Skala an. Folgendes<br />

Histogramm gibt diese links-schiefe Verteilung der Antworten grafisch wieder.<br />

Seite 35


300<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

Mittelwert =5,88<br />

Std.-Abw. =1,496<br />

N =551<br />

Abbildung 7: Häufigkeit_Item Kindheit<br />

5.5 Positiv erinnerte Kindheit nach Geschlecht<br />

Nachfolgend soll untersucht werden, inwieweit die Maßzahlen der männlichen <strong>und</strong> weiblichen<br />

ProbandInnen divergieren.<br />

Deskriptive St<strong>at</strong>istik<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

Geschlecht<br />

St<strong>at</strong>istik<br />

weiblich Mittelwert 5,88<br />

Median 7,00<br />

Varianz 2,493<br />

Standardabweichung 1,579<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Spannweite 6<br />

männlich Mittelwert 5,88<br />

Median 6,00<br />

Varianz 1,819<br />

Standardabweichung 1,349<br />

Minimum 1<br />

Maximum 7<br />

Spannweite 6<br />

Tabelle 8: Kennzahlen_Item Kindheit <strong>und</strong> Geschlecht<br />

Seite 36


Das arithmetische Mittel liegt bei Männern <strong>und</strong> Frauen gleich hoch, nämlich bei 5.88. Die<br />

beiden Gruppen weichen jedoch deutlich im Median voneinander ab. Bei den Probandinnen<br />

liegt er bei 7 (dem höchsten Wert), bei den Probanden bei 6. Auch bei der Dispersion gibt es<br />

Unterschiede. Die Varianz – „die mittlere quadr<strong>at</strong>ische Abweichung der Einzelwerte vom<br />

arithmetischen Mittel“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 228) – liegt bei den Frauen mit 2,49 eindeutig<br />

über dem Wert der Männer mit 1,82. Das bedeutet, im Bereich der häufigsten Antworten<br />

streuen die Angaben der Frauen etwas weiter als die der Männer. In beiden Gruppen wurden<br />

die Merkmalsausprägungen 1 <strong>und</strong> 7 angegeben, die Spannweite beträgt daher bei Männern<br />

<strong>und</strong> Frauen gleichermaßen 6.<br />

6 Dimensionsreduktion<br />

6.1 Faktorenanalyse<br />

Bei der Faktorenanalyse handelt es sich um ein „d<strong>at</strong>enreduzierendes Verfahren“<br />

(Bortz/Schuster 2010: 387), „das die Variablen gemäß ihrer korrel<strong>at</strong>iven Beziehungen in wenige,<br />

voneinander unabhängige Variablengruppen ordnet (…) Mit der Faktorenanalyse können<br />

Variablen gemäß ihrer korrel<strong>at</strong>iven Beziehungen in voneinander unabhängige Gruppen<br />

klassifiziert werden (…) Das Ergebnis der Faktorenanalyse sind wechselseitig von einander<br />

unabhängige Faktoren, die die Zusammenhänge zwischen den Variablen erklären“<br />

(Bortz/Schuster 2010: 386). Sie dient, wie Bortz <strong>und</strong> Döring ausführen, der Überprüfung der<br />

Dimensionalität eines Erhebungsinstruments <strong>und</strong> <strong>pro</strong>duziert „<strong>pro</strong> Faktor für jedes Item eine<br />

sog. Faktorladung. Eindimensionalität liegt vor, wenn die Item-Interkorrel<strong>at</strong>ionen auf einen<br />

Faktor (…) reduziert werden können, auf dem sie hoch ‚laden‘ (d.h., mit dem sie hoch korrelieren).<br />

Der Faktor repräsentiert inhaltlich das ‚Gemeinsame‘, das in allen Items ausgedrückt<br />

wird <strong>und</strong> steht für das zu messende Konstrukt“ (Bortz/Döring 2006: 221).<br />

Die Faktorladung gibt, wie die Autoren erklären, das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen<br />

dem einzelnen Item <strong>und</strong> dem Faktor an (Bortz/Döring 2006: 147). Die Ladungen können<br />

Werte zwischen -1 <strong>und</strong> +1 annehmen, wobei Werte gegen 0 eine niedrige Ladung angeben,<br />

+1 für eine hohe positive Ladung steht <strong>und</strong> -1 für eine hohe neg<strong>at</strong>ive. Im letzteren Fall sei es<br />

angebracht, die jeweilige Variable umzukodieren, um anschließende Berechnungen mit dem<br />

Faktor zu erleichtern. Außerdem seien Items mit niedrigen Ladungen aus dem Erhebungsinstrument<br />

auszuschließen, wie die Autoren unterstreichen (Bortz/Döring 2006:221). Was die<br />

Anzahl der zu extrahierenden Faktoren angeht, weisen die Autoren darauf hin, dass es keine<br />

Seite 37


festgelegte Richtlinie gibt. Sie sei abhängig von inhaltlichen Aspekten <strong>und</strong> der Interpret<strong>at</strong>ion<br />

durch den/die AnwenderIn (Bortz/Döring 2006: 221).<br />

Die Faktorenanalyse kann „entweder explor<strong>at</strong>iv (ohne vorangestellte Hypothese) oder konfirm<strong>at</strong>orisch<br />

(Überprüfung einer vorangestellten Hypothese)“ erfolgen (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013:<br />

547). Bortz <strong>und</strong> Döring schreiben insbesondere der explor<strong>at</strong>iven Faktorenanalyse einen „hohen<br />

heuristischen Wert“ zu, da für die isolierten Faktoren „inhaltlich sinnvolle Interpret<strong>at</strong>ionen<br />

zu finden“ seien, was sich inspirierend auf den gesamten Forschungs<strong>pro</strong>zess auswirke<br />

<strong>und</strong> zu neuen Hypothesen <strong>und</strong> Erkenntnissen führen könne (Bortz/Döring 2006: 378). Ob eine<br />

entsprechende Interpret<strong>at</strong>ion jedoch sinnvoll ist, hänge von der Deutungsperspektive ab, weshalb<br />

die Autoren eine Interpret<strong>at</strong>ion auf Basis einer eingehenden Auseinandersetzung mit theoretischen<br />

Überlegungen postulieren (vgl. Bortz/Döring 2006: 378).<br />

Im Anschluss an diese Überlegungen soll eine explor<strong>at</strong>ive Faktorenanalyse erfolgen, um die<br />

die D<strong>at</strong>enmenge zu reduzieren, die extrahierten Faktoren auf Basis der dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Liter<strong>at</strong>ur zu interpretieren <strong>und</strong> sich daraus ergebenden weiterführenden Fragestellungen<br />

nachzuspüren.<br />

6.1.1 Faktorenanalyse aus den unabhängigen Variablen<br />

Bestimmung der Faktorenanzahl<br />

Wie Janssen <strong>und</strong> La<strong>at</strong>z (2013: 556) ausführen, gibt es mehrere gängige Kriterien, um die Anzahl<br />

der Faktoren festzulegen. In vorliegender Arbeit soll dies mit Hilfe zweier st<strong>at</strong>istischm<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ischer<br />

Verfahren erfolgen, nämlich des Kaiser-Guttmann-Kriteriums, sowie des<br />

Scree-Tests.<br />

„Das Kaiser-Guttmann-Kriterium gibt an, wie viel der Gesamtvarianz durch den Faktor erklärt<br />

wird“ (Beer 2005: 155). Dabei sollten „nur Faktoren interpretiert werden, deren Varianz<br />

größer als 1 ist, denn nur in diesem Fall binden die Faktoren mehr Varianz als die ursprünglichen<br />

(…) Variablen. Faktoren, deren Eigenwerte kleiner oder gleich 1 sind, bleiben deshalb<br />

unberücksichtigt“ (Bortz/Schuster 2010: 415).<br />

Wie in folgender Tabelle ersichtlich, trifft dies im vorliegenden Fall für eine Faktorenanzahl<br />

von 1 bis 7 zu. Daraus lässt sich schließen, dass eine Zusammenfassung der Variablen zu<br />

mehr als 7 Faktoren nicht sinnvoll ist.<br />

Seite 38


Erklärte Gesamtvarianz<br />

Komponente Anfängliche Eigenwerte Summen von quadrierten Faktorladungen für<br />

Rotierte Summe der quadrierten Ladungen<br />

Extraktion<br />

Gesamt<br />

% der Vari-<br />

Kumulierte % Gesamt % der Varianz Kumulierte % Gesamt % der Vari-<br />

Kumulierte %<br />

anz<br />

anz<br />

1 5,666 23,607 23,607 5,666 23,607 23,607 3,622 15,091 15,091<br />

2 2,020 8,418 32,025 2,020 8,418 32,025 2,964 12,350 27,441<br />

3 1,987 8,280 40,305 1,987 8,280 40,305 2,495 10,395 37,836<br />

4 1,469 6,119 46,424 1,469 6,119 46,424 2,061 8,588 46,424<br />

5 1,223 5,097 51,521<br />

6 1,118 4,658 56,180<br />

7 1,092 4,551 60,731<br />

8 ,897 3,737 64,467<br />

9 ,852 3,550 68,018<br />

10 ,807 3,364 71,382<br />

11 ,778 3,241 74,623<br />

12 ,689 2,871 77,494<br />

13 ,673 2,803 80,297<br />

14 ,645 2,689 82,986<br />

15 ,577 2,405 85,391<br />

16 ,539 2,244 87,635<br />

17 ,518 2,158 89,794<br />

18 ,488 2,034 91,828<br />

19 ,435 1,812 93,640<br />

20 ,410 1,708 95,348<br />

21 ,355 1,481 96,829<br />

22 ,344 1,433 98,262<br />

23 ,252 1,050 99,312<br />

24 ,165 ,688 100,000<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Tabelle 9: erklärte Gesamtvarianz<br />

„Ein Scree-Plot ist die Darstellung der Eigenwerte in einem Diagramm, geordnet in abfallender<br />

Reihenfolge“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 557). Wie Bortz <strong>und</strong> Schuster ausführen, sind die Eigenwerte,<br />

die vor dem Knick liegen, für die Festlegung einer Faktorenanzahl relevant (vgl.<br />

Bortz/Schuster 2010: 416). Im vorliegenden Fall befindet sich ein solcher Knick bei Faktor 7,<br />

Faktor 4 sowie Faktor 3.<br />

Seite 39


Abbildung 8: Screeplot<br />

Unter Berücksichtigung inhaltlicher <strong>und</strong> theoretischer Überlegungen wurde auf Basis dieser<br />

beiden Kriterien ein 4-Faktoren-Modell gewählt. Eine Reliabilitätsanalyse mit Cronbachs<br />

Alpha als Reliabilitätskoeffizienten soll anschließend darüber Auskunft geben, ob das 4-<br />

Faktoren-Modell eine sinnvolle K<strong>at</strong>egorisierung darstellt.<br />

Komponente<br />

1 2 3 4<br />

a16. Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. ,872<br />

a19. Familie ist mir wichtig. ,819<br />

a18. Meine Familie ist für mich da. ,760<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. ,664<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. ,573<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. ,506<br />

a12. Kontakt zu Tieren tut mir gut.<br />

a5. Ich war betroffen von Gewalterfahrungen. ,668<br />

a6. Ich war betroffen von Diskriminierungen / Mobbing. ,643<br />

a7. Ich war betroffen von Todesfällen. ,615<br />

a4. Ich war betroffen von Trennungen / Scheidungen. ,597<br />

a2. Ich war betroffen von häufigen / belastenden Berufswechsel. ,508<br />

Seite 40


a3. Ich war betroffen von längerfristiger Arbeitslosigkeit. ,452<br />

a1. Ich war betroffen von häufigen / belastenden Schulwechsel. ,437<br />

a10. Ich fühle mich fit. ,850<br />

a9. Ich fühle mich ges<strong>und</strong>. ,812<br />

a13. Ich bin zufrieden. ,573<br />

a8. Ich fühle mich durch Krankheit belastet. ,424 -,528<br />

a11. Ich betreibe Sport. ,527<br />

a21. Ich verfüge über ausreichend finanzielle Mittel. ,794<br />

a22. Ich habe Geldsorgen. -,603<br />

a23. Ich bin vermögend. ,592<br />

a24. Ich bin in finanziell stabilen Verhältnissen aufgewachsen. ,556<br />

a20. Meine Kindheit habe ich auf dem Land verbracht.<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Rot<strong>at</strong>ionsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung.<br />

a Die Rot<strong>at</strong>ion ist in 6 Iter<strong>at</strong>ionen konvergiert.<br />

Tabelle 10: Rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_4-Faktoren-Modell<br />

In obiger Tabelle lässt sich ablesen, welchem Faktor die einzelnen Items aufgr<strong>und</strong> der Höhe<br />

ihrer Ladung in den jeweiligen Komponenten zuzuordnen sind. Der Wert der Faktorenladung<br />

gibt an, wie viel das Item zur Korrel<strong>at</strong>ion innerhalb des Faktors beiträgt (Bortz/Döring 2006:<br />

147f.). Werte unter 0,4 wurden – da sie nicht in die Kohärenz des Faktors passen – aus der<br />

Ansicht in der obigen Tabelle ausgeschlossen, um die Zuordnung der einzelnen Items zu einem<br />

Faktor übersichtlicher zu gestalten. Jeder Faktor enthält mindestens 4 Items, was als<br />

Hinweis auf die Brauchbarkeit des 4-Faktoren-Modells gewertet werden kann.<br />

Folgende Zuordnung der einzelnen Items lässt sich anhand der obigen Tabelle vornehmen:<br />

Faktor 1: Items a16, a19, a18, a14, a17, a15<br />

Faktor 2: Items a5, a6, a7, a4, a2, a3, a1<br />

Faktor 3: Items a10, a9, a13, a8, a11<br />

Faktor 4: Items a21, a22, a23, a24<br />

Die Items a12 <strong>und</strong> a20 tragen zu keinem der extrahierten Faktoren entscheidend bei <strong>und</strong> fallen<br />

bei dem vorliegenden 4-Faktoren-Modell heraus.<br />

Das Item a8 liefert einen Beitrag zu zwei der vier Komponenten, nämlich zu Faktor 2 sowie<br />

zu Faktor 3, lädt aber höher in Faktor 3 <strong>und</strong> wird daher diesem zugeordnet.<br />

Seite 41


Die Ladungen der Items a8 <strong>und</strong> a22 enthalten ein neg<strong>at</strong>ives Vorzeichen, daher ist es sinnvoll,<br />

sie umzukodieren, damit der Faktor kohärenter <strong>und</strong> für weitere Berechnungen handhabbarer<br />

wird.<br />

Folgender Tabellenausschnitt (rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix) zeigt die Ladungen der genannten<br />

Items a8 <strong>und</strong> a22 nach der Umkodierung:<br />

Abbildung 9: rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_Items a8 <strong>und</strong> a22 nach Umkodierung<br />

Nachfolgend soll eine inhaltlich sinnvolle Benennung der einzelnen Faktoren erfolgen:<br />

Faktor 1: familiärer St<strong>at</strong>us<br />

Faktor 2: krisenhafte Ereignisse<br />

Faktor 3: ges<strong>und</strong>heitlicher St<strong>at</strong>us<br />

Faktor 4: sozioökonomischer St<strong>at</strong>us<br />

6.1.2 Interpret<strong>at</strong>ion der errechneten Faktoren<br />

Durch die Zuordnung der Items in der obigen Tabelle wurden die bei der Konstruktion des<br />

Fragebogens <strong>und</strong> der Itemerstellung angestellten inhaltlichen <strong>und</strong> theoretischen<br />

Vorüberlegungen zum Großteil bestätigt. Im theoretischen Teil der vorliegenden Arbeit wurde<br />

auf Basis einschlägiger Liter<strong>at</strong>ur herausgearbeitet, in welchem Ausmaß <strong>und</strong> auf welche Art<br />

<strong>und</strong> Weise innerfamiliäre Erfahrungen <strong>und</strong> Erlebnisse der Kindheit förderlich oder hinderlich<br />

auf die Ausbildung von Resilienz wirken können. Dabei wurden verschiedene Theorien <strong>und</strong><br />

Konzepte dahingehend untersucht, welchen familiären Einflussfaktoren förderliche oder<br />

beeinträchtigende Wirkung zukommt <strong>und</strong> wie diese als Schutz- oder Risikofaktoren wirksam<br />

werden können. Mittels obiger Faktorenanalyse konnte ein Faktor extrahiert werden, der auf<br />

die Bedeutung der Familie abstellt <strong>und</strong> der für die nähere Analyse der im Theorieteil<br />

postulierten Bedeutung innerfamiliärer Erfahrungen herangezogen werden kann. Es handelt<br />

sich um den Faktor 1 („familiärer St<strong>at</strong>us“), dem in der Faktorenanalyse die Items a14 bis a19<br />

zugeordnet wurden. Die nun anschließende Reliabilitätsanalyse soll über die Kohärenz der<br />

Seite 42


einzelnen Faktoren Aufschluss geben, sowie darüber, ob durch Herausnahme einzelner Items<br />

die Korrel<strong>at</strong>ion der Einzelindik<strong>at</strong>oren verbessert werden könnte (vgl. Bortz/Döring 2006:<br />

147).<br />

6.2 Reliabilitätsanalyse<br />

Reliabilitätsanalyse der 4 Faktoren aus den unabhängigen Variablen<br />

Die Reliabilitätsanalyse dient dazu, die Zuverlässigkeit bzw. Messgenauigkeit eines aus<br />

mehreren gleichwertigen Messungen additiv zusammengefassten Messinstruments zu prüfen<br />

(vgl. Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 577ff.). In unserem Fall handelt es sich dabei um die jeweiligen, im<br />

obigen Abschnitt extrahierten Faktoren, denen mehrere miteinander inhaltlich verwandte,<br />

korrelierende Items zugeordnet wurden.<br />

„Cronbachs Alpha ist eigentlich ein Koeffizient zur Beurteilung der Reliabilität der<br />

Gesamtskala. Wird allerdings der Koeffizient der Gesamtskala damit vergleichen, wie er<br />

ausfiele, wenn das St<strong>at</strong>ement gestrichen würde, gibt dies auch Aufschluss über die Qualität<br />

des St<strong>at</strong>ements. Und zwar ist ein St<strong>at</strong>ement dann besonders schlecht, wenn sich die<br />

Gesamtreliabilität verbessert“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 579). Somit dient die Reliabilitätsanalyse<br />

auch der Optimierung der ermittelten Faktoren.<br />

Im Folgenden sollen der mittels Faktorenanalyse extrahierte Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“, der –<br />

wie bereits dargelegt – für das eingangs vorgestellte Forschungsvorhaben auf Basis der<br />

analysierten Liter<strong>at</strong>ur von besonderer Relevanz ist, hinsichtlich seiner Reliabilität untersucht,<br />

sowie dahingehend geprüft werden, ob die Gesamtreliabilität des Faktors durch die<br />

Streichung eines oder mehrerer Items verbessert werden könnte.<br />

Reliabilitätsst<strong>at</strong>istiken<br />

Cronbachs Alpha<br />

Anzahl der Items<br />

,823 6<br />

Tabelle 11: Cronbachs Alpha_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

In der obigen Tabelle wird die Gesamtreliabilität des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“ mit einem<br />

Wert (Cronbachs Alpha) von 0,823 angegeben. Cronbachs Alpha kann Werte zwischen 0 <strong>und</strong><br />

1 annehmen, wobei 1 für vollständig gegebene Reliabilität, 0 hingegen für nicht vorhandene<br />

Reliabilität steht (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 581). Janssen <strong>und</strong> La<strong>at</strong>z (2013: 581) zufolge gibt es<br />

keine Konvention für die Annahme der Zuverlässigkeit einer Skala. Beer (2005: 158) jedoch<br />

Seite 43


nennt Werte um 0,9 als Anzeichen für „eine hohe innere Konsistenz des Faktors“ <strong>und</strong> Werte<br />

unter 0,5 als unbrauchbar. Ein Cronbachs Alpha-Wert von 0,823 steht diesen Angaben zufolge<br />

für eine hohe Konsistenz des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“.<br />

Wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich, würde sich die Gesamtreliabilität des Faktors jedoch<br />

noch weiter erhöhen, wenn das Item a15, „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er“,<br />

eliminiert würde. Cronbachs Alpha stiege nach der Streichung des Items von 0,823 auf<br />

ca. 0,832. Gegen die Eliminierung sprechen jedoch inhaltliche Gründe. Das Verhältnis zum<br />

V<strong>at</strong>er wird den theoretischen Erwägungen der AutorInnen der vorliegenden Arbeit zufolge –<br />

unter Verweis auf die im theoretischen Teil auf Basis der Liter<strong>at</strong>ur angestellten Überlegungen<br />

– als unverzichtbar für den Faktor „familiäre Verhältnisse“ angesehen.<br />

Item-Skala-St<strong>at</strong>istiken<br />

Skalenmittelwert,<br />

Skalenvarianz,<br />

Korrigierte Item-<br />

Cronbachs Alpha,<br />

wenn Item weg-<br />

wenn Item<br />

Skala-Korrel<strong>at</strong>ion<br />

wenn Item weg-<br />

gelassen<br />

weggelassen<br />

gelassen<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. 30,72 25,670 ,635 ,786<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. 31,40 23,353 ,505 ,832<br />

a16. Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. 30,49 26,433 ,709 ,777<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. 31,05 25,520 ,534 ,809<br />

a18. Meine Familie ist für mich da. 30,54 26,033 ,675 ,780<br />

a19. Familie ist mir wichtig. 30,43 27,803 ,639 ,792<br />

Tabelle 12: Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“_Skala-St<strong>at</strong>istiken<br />

7 Weiterführende Hypothesen/Überlegungen<br />

Im Zuge der Liter<strong>at</strong>uranalyse der vorliegenden Arbeit wurde die Bedeutung der Familie als<br />

Schutzfaktor in psychoanalytischen, bindungstheoretischen <strong>und</strong> entwicklungspsychologischen<br />

Theorien evident. Im Allgemeinen besteht, wie im theoretischen Teil dargelegt, bei den<br />

referierten AutorInnen darüber Konsens, dass positive Erfahrungen innerhalb des familiären<br />

Kontexts, insbesondere mit den primären Bezugspersonen, in förderlicher Weise auf die<br />

psychische Entwicklung <strong>und</strong> in der Folge auch auf die Ausbildung von Resilienz wirksam<br />

sind. Bei den primären Bezugspersonen handelt es sich zumeist um die Eltern. Wie in den<br />

Ausführungen des Theorieteils dargestellt wurde, spielt dabei die Beziehung zur Mutter eine<br />

besonders herausragende Rolle (Vgl. Grossmann/Grossmann 2006). In Forschungsarbeiten<br />

jüngeren D<strong>at</strong>ums jedoch wird auch dem V<strong>at</strong>er zunehmende Bedeutung für die psychische<br />

Seite 44


Entwicklung des Kindes zugemessen (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 185ff.; Seiffge-<br />

Krenke 2012: 148ff.).<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> eröffnen sich in Bezug auf die der Arbeit vorangestellte Hypothese,<br />

neue, weiterführende Fragestellungen. Allem voran soll im Anschluss an die Überprüfung der<br />

Haupthypothese untersucht werden, inwieweit sich der in obengenannten Theorien postulierte<br />

Einfluss der Familie als Schutzfaktor auf die Resilienz belegen lässt. Dabei erfolgt die<br />

Überprüfung auf Basis des Schutzfaktorenmodells, das davon ausgeht, dass positive<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Beziehungen innerhalb der Familie eine hohe Resilienz zur Folge haben,<br />

durch Überprüfung folgender gerichteter Unterhypothese, die folgendermaßen als Altern<strong>at</strong>iv<strong>und</strong><br />

Nullhypothese formuliert wird:<br />

Unterhypothesen:<br />

a) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären<br />

St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären<br />

St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit.<br />

Die Überprüfung erfolgt jedoch unter Zugr<strong>und</strong>elegung einiger Annahmen. Mit Ausnahme des<br />

Items a17 („Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“) beziehen sich alle im Faktor „familiärer<br />

St<strong>at</strong>us“ enthaltenen Items auf die in der Gegenwart bestehende Situ<strong>at</strong>ion. Bei den Items<br />

a14 <strong>und</strong> a15 auf das derzeitige Verhältnis zu den Eltern; beim Item a18 auf die bestehende<br />

Bereitschaft der Familie, unterstützend <strong>und</strong> helfend einzugreifen; bei den Items a16 <strong>und</strong> a19<br />

auf die gegenwärtige Einstellung des/der ProbandIn gegenüber Familie allgemein bzw. der<br />

eigenen (Herkunfts)familie. Sollen nun die Familiensitu<strong>at</strong>ion bzw. innerfamiliäre Erfahrungen<br />

während der Kindheit als Einflussfaktoren auf die Ausbildung von Resilienz untersucht werden,<br />

liegen der Zuordnung dieser Items zum Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“, der die Basis dieser<br />

Untersuchung bildet, die Vermutungen zugr<strong>und</strong>e, dass positive Erfahrungen mit den Eltern in<br />

der Kindheit ein gutes Verhältnis zu ihnen im jungen Erwachsenenalter nach sich ziehen, <strong>und</strong><br />

dass neg<strong>at</strong>ive Erfahrungen dieses Verhältnis beeinträchtigen. Diese Annahmen werden beispielsweise<br />

auch durch die Untersuchungen von Grossmann & Grossmann bestätigt (vgl.<br />

Grossmann/Grossmann 2006: 386ff.). Auch wenn außerdem davon ausgegangen werden<br />

kann, dass die Items, die das gegenwärtige Verhältnis bzw. die gegenwärtige Einstellung zur<br />

Familie mit dem Item a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.“ hoch korrelieren, da<br />

ja eine hohe Korrel<strong>at</strong>ion gr<strong>und</strong>legend für die Faktorgenerierung bei der Faktorenanalyse ist,<br />

erscheint eine Überprüfung der Interkorrel<strong>at</strong>ionen sinnvoll. Ziel ist es, diesen spezifischen<br />

Seite 45


Zusammenhang nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen <strong>und</strong> herauszufinden, welches<br />

der Items, die die jetzige Situ<strong>at</strong>ion abbilden, am stärksten mit einer glücklich erlebten Kindheit<br />

korreliert. Auch hier liegt den Überlegungen das Schutzfaktorenmodell zugr<strong>und</strong>e. Daher<br />

sollen die oben dargestellten Annahmen nachfolgend in Form weiterer (gerichteter) Unterhypothesen<br />

formuliert <strong>und</strong> anschließend überprüft werden.<br />

b) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

c) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

d) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

e) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

f) H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

An dieser Stelle soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den Angaben der<br />

ProbandInnen um Selbsteinschätzungen handelt, die äußerst subjektiven Charakter haben <strong>und</strong><br />

nicht als Abbildung einer objektiven Realität gesehen werden können. Dies ergibt sich<br />

einerseits aus der N<strong>at</strong>ur des Gegenstandes (das psychische Erleben von Menschen) <strong>und</strong><br />

andererseits aus dem, für den vorliegenden Gegenstand, angemessene Erhebungsinstrument<br />

Seite 46


(in unserem Fall der Fragebogen, der von den ProbandInnen nach subjektivem Ermessen<br />

ausgefüllt wurde).<br />

8 Signifikanzniveau<br />

Für alle nachfolgenden Berechnungen soll die in den Sozialwissenschaften allgemein verbreitete<br />

5%ige Irrtumswahrscheinlichkeit gelten. Das bedeutet, Werte < 0,05 sind signifikant.<br />

9 Prüfung auf Normalverteilung<br />

In vorliegendem Kapitel soll für diejenigen Konstrukte, Faktoren <strong>und</strong> Items des Fragebogens,<br />

auf die sich unsere Hypothesen stützen, mittels Kolmogorov-Smirnov-Test geprüft werden,<br />

ob es sich bei der jeweiligen Verteilung um eine Normalverteilung oder sogenannte<br />

„Gauß’sche Verteilung“ (Benesch 2006: 18) handelt. Dies dient nicht zuletzt dazu, um festzustellen,<br />

ob bei der anschließenden Hypothesenprüfung parametrische Testverfahren eingesetzt<br />

werden können, oder ob – für den Fall, dass keine Normalverteilung vorliegt – auf nonparametrische<br />

Verfahren zurückgegriffen werden muss (vgl. Hornsteiner 2012: 228).<br />

Kolmogorov-Smirnov(a)<br />

St<strong>at</strong>istik df Signifikanz<br />

Resilienz (ges.) ,065 539 ,000<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us ,199 539 ,000<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück. ,279 539 ,000<br />

a14. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

a15. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

a16. Eine gute Beziehung<br />

zu meiner Familie ist mir<br />

wichtig.<br />

,335 539 ,000<br />

,256 539 ,000<br />

,402 539 ,000<br />

a18. Meine Familie ist für<br />

mich da. ,400 539 ,000<br />

a19. Familie ist mir wichtig.<br />

,418 539 ,000<br />

a Signifikanzkorrektur nach Lilliefors<br />

Tabelle 13: Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest<br />

Seite 47


Die Überprüfung auf Normalverteilung ergab für alle Variablen das Vorliegen einer signifikant<br />

(0,00 < 0,05) von einer Normalverteilung abweichenden Verteilung. „Für die Normalverteilung<br />

gelten einige charakteristische Merkmale. Die Normalverteilung ist glockenförmig<br />

<strong>und</strong> symmetrisch. Der Abstand zwischen dem arithmetischen Mittel <strong>und</strong> dem zu einem Wendepunkt<br />

gehörenden x-Wert beträgt genau eine Standardabweichung. In den Bereich von ±<br />

einer Standardabweichung um das arithmetische Mittel fallen immer ca. 68% der Fälle der<br />

Verteilung“ (Janssen/La<strong>at</strong>z 2013: 213). Wie die nachfolgenden Grafiken anhand der Variablen<br />

– die für die Beantwortung der Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit besonders relevant<br />

sind – deutlich veranschaulichen, sind diese Kriterien nicht erfüllt. Sie weisen eine mehr<br />

oder weniger ausgeprägte rechts-schiefe Verteilung auf. Daraus folgt, dass im Folgenden trotz<br />

des Intervallskalenniveaus der Merkmalsausprägungen aller überprüften Variablen keine parametrischen<br />

Rechenverfahren angewandt werden können, sondern auf non-parametrische<br />

Verfahren zurückgegriffen werden muss, die eine geringere Mächtigkeit aufweisen (vgl. Benesch<br />

2006: 72ff.).<br />

250<br />

300<br />

200<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

100<br />

50<br />

50<br />

0<br />

2,00<br />

4,00<br />

Resilienz (ges.)<br />

6,00<br />

Mittelwert =5,5813<br />

Std.-Abw. =0,60055<br />

N =1.791<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

8<br />

Mittelwert =5,88<br />

Std.-Abw. =1,496<br />

N =551<br />

Abbildung 11: Normalverteilung_Resilienz (ges.)<br />

Abbildung 10: Normalverteilung_Item „Kindheit“<br />

Seite 48


250<br />

400<br />

200<br />

300<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

Häufigkeit<br />

200<br />

100<br />

100<br />

50<br />

Mittelwert =5,53<br />

Std.-Abw. =1,856<br />

N =543<br />

Mittelwert =6,2<br />

Std.-Abw. =1,315<br />

N =549<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

a15. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er.<br />

0<br />

0<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

a14. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

Abbildung 12: Normalverteilung_Item „V<strong>at</strong>er“<br />

Abbildung 13: Normalverteilung_Item „Mutter“<br />

250<br />

200<br />

Häufigkeit<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Mittelwert =6,1549<br />

Std.-Abw. =0,99623<br />

N =552<br />

0<br />

1,00<br />

2,00<br />

3,00 4,00 5,00<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us<br />

6,00<br />

7,00<br />

Abbildung 14: Normalverteilung_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

Die Normalverteilungsprüfung weiterer Faktoren <strong>und</strong> Items, die für die nachfolgende Hypothesenprüfung<br />

relevant sind, erübrigt sich dadurch, denn weicht nur eine von zwei oder mehr<br />

Variablen bei der Korrel<strong>at</strong>ionsberechnung in ihrer Verteilung von einer Normalverteilung ab,<br />

muss auf non-parametrische Verfahren ausgewichen werden (Benesch 2006: 88ff.).<br />

Seite 49


10 Korrel<strong>at</strong>ionen<br />

Die Haupthypothese, auf die sich die vorliegende Arbeit stützt, postuliert einen signifikanten<br />

positiven Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz im<br />

jungen Erwachsenenalter. Diese Hypothese soll nachfolgend als erstes überprüft werden. Zum<br />

Eins<strong>at</strong>z kommt zu diesem Zweck das non-parametrische Rechenverfahren der Korrel<strong>at</strong>ion<br />

nach Spearman, da die Anwendung parametrischer Verfahren aufgr<strong>und</strong> der Verteilung der<br />

beiden Variablen (deren Korrel<strong>at</strong>ion untersucht werden soll) nicht in Frage kommt.<br />

Der „Begriff Korrel<strong>at</strong>ion bezeichnet nichts anderes als einen Zusammenhang zwischen Variablen“<br />

(Sedlmeier/Renkewitz 2013: 198). Die Korrel<strong>at</strong>ion dient unter Analyse von „Richtung,<br />

Stärke <strong>und</strong> Form des Zusammenhangs“ den Autoren zufolge dazu, die Beziehung zwischen<br />

diversen Merkmalen zu analysieren (vgl. Sedlmeier/Renkewitz 2013: 198).<br />

10.1 Überprüfung der Haupthypothese<br />

Berechnung der Korrel<strong>at</strong>ion zwischen der Variable „positiv erlebter Kindheit“ <strong>und</strong> „Resilienz“<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der<br />

Resilienz junger Erwachsener.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der<br />

Resilienz junger Erwachsener.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

Resilienz<br />

(ges.)<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,255(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Resilienz (ges.) Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,255(**) 1,000<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Tabelle 14: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resiliez (ges.)<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 551 1791<br />

Mit einem Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizienten von ρ = 0,255 findet sich ein schwacher, positiver Zusammenhang<br />

zwischen der Prädiktorvariablen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem<br />

Kriterium der Resilienz junger Erwachsener. Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,00 <<br />

Seite 50


0,05 ist der berechnete Zusammenhang mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht auf den<br />

Zufall zurückzuführen, somit signifikant <strong>und</strong> darf auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit übertragen werden.<br />

Daher kann die Nullhypothese verworfen werden <strong>und</strong> die Altern<strong>at</strong>ivhypothese bleibt aufrecht.<br />

Es gibt einen signifikanten, schwachen positiven Zusammenhang zwischen einer als glücklich<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz junger Erwachsener.<br />

Das Bestimmungsmaß (B = ρ 2 x 100) beträgt 0,255 2 x 100 = 6,5025. Daraus folgt, dass 6,5%<br />

der Varianz der Resilienz auf eine positiv erlebte Kindheit zurückgeführt werden können. Das<br />

folgende Streudiagramm veranschaulicht noch einmal den schwachen positiven Zusammenhang<br />

zwischen den beiden Variablen. Ein Streudiagramm dient Sedlmeier <strong>und</strong> Renkewitz<br />

zufolge dazu, „verschiedene Formen von Zusammenhängen zu veranschaulichen <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

der Stärke <strong>und</strong> Richtung eines Zusammenhangs zu erklären“ (Sedlmeier/Renkewitz<br />

2013: 198). In dieser Grafik verläuft die Regressionsgerade von links nach rechts gesehen<br />

aufwärts, was einen positiven Zusammenhang anzeigt. Die Punktewolke um die Regressionsgerade<br />

verdeutlicht die Stärke des Zusammenhangs: Je näher die D<strong>at</strong>enpunkte an der Regressionsgeraden<br />

liegen, desto eindeutiger die Beziehung zwischen den beiden Variablen (vgl.<br />

Sedlmeier/Renkewitz 2013: 203f.). Im vorliegenden Diagramm weichen die D<strong>at</strong>enpunkte<br />

rel<strong>at</strong>iv weit von der Geraden ab, das heißt, die Punktewolke ist breit gelagert. Es handelt sich<br />

daher um einen geringen Zusammenhang zwischen positiv erlebter Kindheit <strong>und</strong> Resilienz.<br />

Resilienz (ges.)<br />

7,00<br />

Beobachtet<br />

Linear<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1<br />

2 3 4 5 6<br />

a17. Ich denke gerne an meine Kindheit zurück.<br />

7<br />

Abbildung 15: Streudiagramm_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

Seite 51


Wie im theoretischen Teil herausgearbeitet wurde, betonen viele AutorInnen die Bedeutung<br />

positiver Erfahrungen in der Kindheit <strong>und</strong> messen dabei insbesondere der Familie für eine<br />

ges<strong>und</strong>e psychische Entwicklung <strong>und</strong> in der Folge für die Ausbildung psychischer Widerstandskraft<br />

große Bedeutung zu. Diese F<strong>und</strong>e sprechen für das „Schutzfaktorenmodell“, das<br />

nahelegt, dass sich das Heranwachsen in einem unterstützenden familiären Umfeld förderlich<br />

auf die Entwicklung von Resilienz auswirkt. Nachfolgend soll daher untersucht werden, ob –<br />

unter Zugr<strong>und</strong>elegung dieses Modells – ein signifikanter positiver Zusammenhang zwischen<br />

dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> dem Faktor „Resilienz“ junger Erwachsener vorliegt.<br />

10.2 Überprüfung der Subhypothesen<br />

10.2.1 Korrel<strong>at</strong>ion zwischen dem Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> „Resilienz“<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong><br />

der Resilienz junger Erwachsener.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einem positiven familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong><br />

der Resilienz junger Erwachsener.<br />

(3) Familiärer<br />

St<strong>at</strong>us<br />

Resilienz<br />

(ges.)<br />

Spearman-Rho (3) Familiärer St<strong>at</strong>us Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,316(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 552 552<br />

Resilienz (ges.) Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,316(**) 1,000<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 552 1791<br />

Tabelle 15: Korreltaion_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient beträgt ρ = 0,316. Es liegt daher ein schwacher positiver Zusammenhang<br />

zwischen dem Prädiktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> dem Kriterium „Resilienz“ vor. Mit<br />

einer Signifikanz von 0,000 liegt der errechnete Zusammenhang unter dem Grenzwert der<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit von 0,05 <strong>und</strong> ist somit mit 95% Wahrscheinlichkeit nicht auf den<br />

Zufall zurückzuführen. Daraus folgt, dass das Ergebnis signifikant ist <strong>und</strong> somit über die<br />

Stich<strong>pro</strong>be hinaus auch für die Gr<strong>und</strong>gesamtheit aller jungen Erwachsenen behauptet werden<br />

kann. Die Nullhypothese kann somit verworfen werden <strong>und</strong> es gilt die Gr<strong>und</strong>hypothese. Das<br />

Bestimmtheitsmaß (B = 0,316² x 100) beträgt 9,9856. Das bedeutet, dass knapp 10% der Va-<br />

Seite 52


ianz der Resilienz auf den familiären St<strong>at</strong>us zurückgeführt werden können. Es gibt somit<br />

einen schwach positiven Zusammenhang zwischen dem familiären St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> der Resilienz<br />

junger Erwachsener.<br />

Die folgende Grafik veranschaulicht diesen schwachen positiven Zusammenhang anhand einer<br />

Regressionsgeraden, um die sich ein rel<strong>at</strong>iv breiter Punktschwarm bildet (vgl. Ponocny-<br />

Seliger 2001: 21).<br />

Resilienz (ges.)<br />

7,00<br />

Beobachtet<br />

Linear<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

2,00<br />

3,00 4,00 5,00<br />

(3) Familiärer St<strong>at</strong>us<br />

6,00<br />

7,00<br />

Abbildung 16: Streudiagramm_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)<br />

10.2.2 Interkorrel<strong>at</strong>ionen innerhalb des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“:<br />

Aus dem Prinzip der Faktorenanalyse, das bei der Faktorenextraktion auf einen hohen inneren<br />

Zusammenhang der einzelnen Items abstellt, ergibt sich zwar, dass die folgenden Variablen,<br />

deren Zusammenhang geprüft werden soll, (positiv) miteinander korrelieren. Der folgende<br />

Schritt soll jedoch dazu dienen, die Annahme, dass positive Kindheitserfahrungen innerhalb<br />

der Familie entscheidenden Einfluss auf den späteren Bezug zur Familie im jungen Erwachsenenalter<br />

zur Folge haben, zu stützen. Wichtig ist, zu betonen, dass durch die folgende Berechnung<br />

aber auch nicht mehr als die Stützung dieses Gedankens möglich ist, da mittels Korrel<strong>at</strong>ionen<br />

keine kausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bewiesen werden können (vgl.<br />

Sedlmeier/Renkewitz 2013: 221ff.).<br />

Seite 53


In der herangezogenen Liter<strong>at</strong>ur h<strong>at</strong> sich gezeigt, wie groß die Bedeutung der primären Bezugspersonen,<br />

nämlich V<strong>at</strong>er <strong>und</strong> Mutter, für die psychische Entwicklung <strong>und</strong> damit für die<br />

Ausbildung von Schutzfaktoren ist. Es kann daher ihrer Basis nicht nur davon ausgegangen<br />

werden, dass V<strong>at</strong>er <strong>und</strong> Mutter in der Kindheit einen bedeutenden Einfluss darauf h<strong>at</strong>ten, wie<br />

positiv diese erlebt wurde, sondern es liegt auch der Schluss nahe, dass sich dieser Einfluss<br />

darauf auswirkt, wie das Verhältnis zur Mutter bzw. zum V<strong>at</strong>er im jungen Erwachsenenalter<br />

beschaffen ist (vgl. Grossmann/Grossmann 2006: 476ff.). Im Folgenden soll daher die Korrel<strong>at</strong>ion<br />

zwischen einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig positiven Verhältnis<br />

zu den Eltern untersucht werden.<br />

Mittels folgender Berechnung soll der Zusammenhang zwischen den Items a17 „Ich denke<br />

gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a14 „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter“<br />

ermittelt werden:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zur Mutter.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a14. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meiner Mutter.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a14. Ich habe<br />

ein gutes Verhältnis<br />

zu meiner<br />

Mutter.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,408(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 548<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,408(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Tabelle 16: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Mutter“<br />

N<br />

,000 .<br />

548 549<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ liegt bei 0,408 <strong>und</strong> zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

den beiden Items a17 <strong>und</strong> a14 an. Die errechnete Signifikanz beträt 0,000 <strong>und</strong> liegt damit<br />

weit unter der 5%-Marke des Signifikanzniveaus. Die berechnete Korrel<strong>at</strong>ion ist somit<br />

signifikant, das bedeutet, sie ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% nicht zufällig vorhanden<br />

<strong>und</strong> kann auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit umgelegt werden. Damit ist die Nullhypothese zu<br />

Seite 54


verwerfen <strong>und</strong> es gilt die Altern<strong>at</strong>ivhypothese. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtigen Verhältnis zur Mutter.<br />

Das Bestimmtheitsmaß B=0,408 2 x 100 beträgt 16,6464. Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass 16,6% eines positiven Verhältnisses zur Mutter auf eine als glücklich erlebte Kindheit<br />

zurückgeführt werden können.<br />

In nachfolgender Berechnung soll der Zusammenhang zwischen den Items a17„Ich denke<br />

gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a15 „Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er“<br />

ermittelt werden:<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a15. Ich habe ein gutes<br />

Verhältnis zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a15. Ich habe<br />

ein gutes Verhältnis<br />

zu meinem<br />

V<strong>at</strong>er.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,412(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 542<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,412(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

N<br />

Tabelle 17: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „V<strong>at</strong>er<br />

,000 .<br />

542 543<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ beträgt 0,412 <strong>und</strong> zeigt somit einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtigen Verhältnis zum V<strong>at</strong>er<br />

auf. Mit 0,000 liegt die Signifikanz unter der 5%-Schwelle der Irrtumswahrscheinlichkeit,<br />

somit ist der Zusammenhang signifikant. Daraus folgt, dass die Nullhypothese verworfen<br />

werden kann <strong>und</strong> die Altern<strong>at</strong>ivhypothese aufrecht bleibt. Es gibt einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einem gegenwärtig guten<br />

Verhältnis zum V<strong>at</strong>er.<br />

Das Bestimmtheitsmaß beträgt 0,412 2 x 100 = 16,9744. Daraus kann geschlossen werden,<br />

dass fast 17% eines guten Verhältnisses zum V<strong>at</strong>er auf eine positiv erlebte Kindheit zurückge-<br />

Seite 55


führt werden können. Damit ist der Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtig guten Verhältnis zum V<strong>at</strong>er noch ein wenig enger als der Zusammenhang<br />

zwischen einer glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> dem gegenwärtig guten Verhältnis<br />

zur Mutter (B=16,6).<br />

Anschließend sollen die Zusammenhänge einer in der Erinnerung als glücklich erlebten Kindheit<br />

mit der gegenwärtigen Beziehung zur Familie, der bestehenden Unterstützung durch die<br />

Familie <strong>und</strong> der momentan eingeschätzten Bedeutung von Familie allgemein überprüft werden,<br />

um die Annahme einer möglichen Beziehung zwischen positiven Kindheitserfahrungen<br />

<strong>und</strong> der in der Gegenwart bestehenden Einstellung zur Familie bzw. eines positiven Umgangs<br />

miteinander innerhalb dieser zu stützen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Wichtigkeit einer guten Beziehung zur eigenen Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a16. Eine gute Beziehung<br />

zu meiner Familie ist mir<br />

wichtig.<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a16. Eine<br />

gute Beziehung<br />

zu meiner<br />

Familie ist<br />

mir wichtig.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,430(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,430(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig)<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

N<br />

Tabelle 18: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Beziehung zur Familie“<br />

,000 .<br />

551 552<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient von ρ = 0,430 zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer gegenwärtig eingeschätzten Bedeutung eines guten<br />

Verhältnisses zur Familie auf. Dieser Zusammenhang ist signifikant (0,00 < 0,05). Der<br />

errechnete Zusammenhang ist somit zu über 95% nicht auf den Zufall zurückzuführen <strong>und</strong><br />

darf auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit aller jungen Erwachsenen übertragen werden. Die Nullhypothese<br />

ist somit zu verwerfen <strong>und</strong> es gilt die Gr<strong>und</strong>hypothese. Es gibt einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Be-<br />

Seite 56


deutung einer guten Beziehung zur Familie. Das Bestimmungsmaß (0,430 2 x 100) beträgt<br />

18,49. Damit lassen sich immerhin 18,5% der Varianz der gegenwärtigen Bedeutung eines<br />

guten Verhältnisses zur Familie auf eine als glücklich erlebte Kindheit zurückführen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Unterstützung durch die eigene Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a18. Meine Familie ist für<br />

mich da.<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a18. Meine<br />

Familie ist für<br />

mich da.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,431(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 549<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,431(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 549 550<br />

Tabelle 19: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Familie ist für mich da“<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient zeigt einen positiven Zusammenhang von ρ = 0,431 zwischen den<br />

Items a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a18 „Meine Familie ist für mich<br />

da“ auf. Dieser Zusammenhang ist signifikant (0,00 < 0,05) <strong>und</strong> kann daher mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 95% als nicht vom Zufall abhängig angesehen <strong>und</strong> auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

übertragen werden. Damit ist die Nullhypothese zu verwerfen, während die Altern<strong>at</strong>ivhypothese<br />

aufrecht bleibt. Somit gibt es einen positiven Zusammenhang zwischen einer positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Unterstützung durch die Familie. Das Bestimmungsmaß<br />

beträgt 18,5761. In diesem Fall jedoch kann aus inhaltlichen Gründen noch weniger<br />

als bei den anderen Interkorrel<strong>at</strong>ionsberechnungen von einer eindeutigen Kausalbeziehung<br />

zwischen den beiden Variablen ausgegangen werden. Es wäre denkbar <strong>und</strong> naheliegend, dass<br />

z.B. die positiv erlebte Kindheit zumindest teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die Familie<br />

auch schon damals für die Nöte <strong>und</strong> Bedürfnisse des Kindes empfänglich war, oder dass<br />

beide Variablen auf einem dritten Einflussfaktor fußen.<br />

H1: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv erlebten<br />

Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

Seite 57


H0: Es gibt keinen positiven Zusammenhang zwischen einer in der Erinnerung positiv<br />

erlebten Kindheit <strong>und</strong> einer hohen Bedeutung von Familie.<br />

Spearman-Rho<br />

a17. Ich denke gerne an<br />

meine Kindheit zurück.<br />

a19. Familie ist mir wichtig.<br />

** Die Korrel<strong>at</strong>ion ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

a17. Ich denke<br />

gerne an<br />

meine Kindheit<br />

zurück.<br />

a19. Familie ist<br />

mir wichtig.<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient 1,000 ,414(**)<br />

Sig. (2-seitig) . ,000<br />

N 551 551<br />

Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ,414(**) 1,000<br />

Sig. (2-seitig) ,000 .<br />

N 551 552<br />

Tabelle 20: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Wichtigkeit der Familie“<br />

Der Korrel<strong>at</strong>ionskoeffizient ρ = 0,414 zeigt einen positiven Zusammenhang zwischen den<br />

Items a17 „Ich denke gerne an meine Kindheit zurück“ <strong>und</strong> a19 „Familie ist mir wichtig“ an.<br />

Diese Korrel<strong>at</strong>ion ist signifikant (0,00 < 0,05). Daher ist der Zusammenhang mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von weniger als 5% auf den Irrtum zurückzuführen <strong>und</strong> kann auch für die<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheit angenommen werden. Somit kann die Nullhypothese verworfen <strong>und</strong> die<br />

Altern<strong>at</strong>ivhypothese aufrecht erhalten werden. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

einer in der Erinnerung als positiv erlebten Kindheit <strong>und</strong> der gegenwärtigen Bedeutung<br />

von Familie.<br />

Das Bestimmungsmaß von 0,414 2 x 100 = 17,1396 weist darauf hin, dass mehr als 17% der<br />

Varianz der Bedeutung, die die ProbandInnen der Familie zumessen, auf eine als glücklich<br />

erlebte Kindheit zurückgeführt werden kann.<br />

11 Interpret<strong>at</strong>ion der Ergebnisse<br />

Im Zuge der Hypothesenprüfung konnten mittels Korrel<strong>at</strong>ionsberechnung die Gr<strong>und</strong>hypothesen<br />

bestätigt werden, es zeigte sich durchwegs ein signifikanter, positiver Zusammenhang<br />

zwischen den beiden miteinander in Beziehung gesetzten Variablen. Dabei zeigte sich ein<br />

schwacher Zusammenhang zwischen einer als glücklich erlebten Kindheit <strong>und</strong> der Resilienz<br />

junger Erwachsener, der 6,5% der Varianz der Resilienz erklären kann. Damit kann die der<br />

vorliegenden Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegende Haupthypothese beibehalten werden <strong>und</strong> auf Basis der<br />

Seite 58


Ausführungen der herangezogenen Liter<strong>at</strong>ur von VertreterInnen diverser Theorien ein geringer<br />

Einfluss einer als positiv erlebten Kindheit auf die Resilienz junger Erwachsener angenommen<br />

werden 4 . Das Ergebnis stützt somit das Schutzfaktorenmodell – eine positiv erlebte<br />

Kindheit kann als <strong>pro</strong>tektiver Faktor für die psychische Entwicklung angesehen werden – <strong>und</strong><br />

widerspricht dem Herausforderungsmodell, das widrige Lebensereignisse als Herausforderungen<br />

im positiven Sinne begreift.<br />

Der errechnete Zusammenhang zwischen familiärem St<strong>at</strong>us <strong>und</strong> der Resilienz liegt etwas höher<br />

<strong>und</strong> erklärt fast 10% der Varianz der Resilienz. Dieses Ergebnis stützt die im Theorieteil<br />

bereits anges<strong>pro</strong>chene <strong>und</strong> aus der Perspektive der Psychoanalyse, der Bindungstheorie sowie<br />

von entwicklungspsychologischen AutorInnen hervorgehobene Bedeutung der Familie für die<br />

psychische Widerstandsfähigkeit im Erwachsenenalter. Ihr Einfluss wiegt somit als stärker als<br />

die Gesamtheit der in der Kindheit gemachten positiven Erfahrungen.<br />

Als nächstes wurde der in der Dimensionsreduktion extrahierte Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“<br />

näher beleuchtet. Dieser Schritt diente dazu, Hinweise zur Stützung der Annahme, dass eine<br />

positiv erlebte Kindheit Auswirkungen auf die gegenwärtige Bedeutung der Familie, sowie<br />

auf das jetzige Verhältnis zu den Eltern h<strong>at</strong>, zu sammeln, sowie zu überprüfen, wie eng die<br />

gegenwärtig empf<strong>und</strong>ene Unterstützung mit einer als glücklich erlebten Kindheit korreliert.<br />

Die Zusammenfassung all dieser Items in denselben Faktor im Zuge der Faktorenanalyse legte<br />

zwar schon eine hohe Korrel<strong>at</strong>ion dieser Variablen nahe, jedoch sollte durch die Berechnung<br />

der Interkorrel<strong>at</strong>ionen herausgef<strong>und</strong>en werden, wie groß die Zusammenhänge in Bezug<br />

auf die als positiv erlebte Kindheit im einzelnen sind, <strong>und</strong> welche Variablen die höchste Korrel<strong>at</strong>ion<br />

aufweisen. Die höchste Korrel<strong>at</strong>ion konnte dabei mit ρ = 0,431 in Bezug auf die familiäre<br />

Unterstützung gef<strong>und</strong>en werden. Auf die Problem<strong>at</strong>ik, hier eine in die eine oder andere<br />

Richtung gerichtete Kausalbeziehung abzuleiten, wurde bereits oben hingewiesen. In etwa<br />

gleich hoch korrelierten auch die eingeschätzte Bedeutung von Familie allgemein mit ρ =<br />

0,414, sowie die einer guten Beziehung zur Familie zugemessene Bedeutung mit ρ = 0,430.<br />

Dies kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass eine als glücklich erlebte Kindheit sich<br />

positiv auf die Einstellung zu Familie auswirkt.<br />

Die Korrel<strong>at</strong>ionen im Bezug auf die positiv erlebte Kindheit <strong>und</strong> dem Verhältnis zu den beiden<br />

Elternteilen fiel etwas schwächer aus, jedoch war auch hier ein positiver Zusammenhang<br />

4 An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass die hier vorgenommenen kausalen Interpret<strong>at</strong>ionen der<br />

Ergebnisse sich auf die im theoretischen Teil vorgestellten Theorien <strong>und</strong> Forschungsergebnisse der angeführten<br />

AutorInnen stützen, unter Verweis auf den Gr<strong>und</strong>s<strong>at</strong>z „Korrel<strong>at</strong>ionen dürfen ohne Zus<strong>at</strong>zinform<strong>at</strong>ionen nicht<br />

kausal interpretiert werden“ (Bortz/Schuster 2010: 160). Auch Sedlmeier <strong>und</strong> Renkewitz geben dazu wichtige<br />

Hinweise (Sedlmeier/Renkewitz 2013: 221ff.).<br />

Seite 59


gef<strong>und</strong>en worden, was die Bedeutung des Schutzfaktorenmodells unterstreicht. Das Verhältnis<br />

zum V<strong>at</strong>er korreliert den Berechnungen nach sogar ein wenig stärker mit einer als positiv<br />

empf<strong>und</strong>enen Kindheit, als das Verhältnis zur Mutter. Dieses Ergebnis überrascht angesichts<br />

der T<strong>at</strong>sache, dass das Item, das die Beziehung zum V<strong>at</strong>er beschreibt, im Rahmen der Faktorenanalyse<br />

zur Optimierung des Faktors „familiärer St<strong>at</strong>us“ herausgenommen werden hätte<br />

müssen. Cronbachs Alpha wäre bei Streichung dieses Items von 0,823 auf ca. 0,832 gestiegen,<br />

wurde aber aus inhaltlichen Gründen, vor allem auch hinsichtlich der in der jüngeren<br />

Liter<strong>at</strong>ur hervorgehobenen Bedeutung der V<strong>at</strong>er-Kind-Beziehung für die psychische Entwicklung<br />

im Faktor belassen. Diese Diskrepanz eröffnet neue Fragestellungen, die im Rahmen der<br />

vorliegenden Arbeit nicht angemessen erforscht <strong>und</strong> beantwortet werden können. Eine auf die<br />

Bedeutung des väterlichen Einflusses auf die kindliche Entwicklung <strong>und</strong> Ausbildung psychischer<br />

Widerstandskraft eingehende Untersuchung könnte unter Anwendung eines spezifischeren<br />

Erhebungsinstruments wertvolle Hinweise liefern. Außerdem könnte dieser Einfluss in<br />

einer Longitudinalstudie genauer <strong>und</strong> differenzierter untersucht werden.<br />

Seite 60


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Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Fragebogenausschnitt_Familie ........................................................................... 26<br />

Abbildung 2: Fragebogenausschnitt_Resilienzskala ................................................................ 27<br />

Abbildung 3: Häufigkeit_Geschlecht ....................................................................................... 29<br />

Abbildung 4: Häufigkeit_Resilienz (ges.)................................................................................ 31<br />

Abbildung 5: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Männer .................................................................. 34<br />

Abbildung 6: Häufigkeit_Resilienz (ges.)/Frauen ................................................................... 34<br />

Abbildung 7: Häufigkeit_Item Kindheit .................................................................................. 36<br />

Abbildung 8: Screeplot ............................................................................................................. 40<br />

Abbildung 9: rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_Items a8 <strong>und</strong> a22 nach Umcodierung ................. 42<br />

Abbildung 10: Normalverteilung_Item „Kindheit“ ................................................................. 48<br />

Abbildung 11: Normalverteilung_Resilienz (ges.) .................................................................. 48<br />

Abbildung 13: Normalverteilung_Item „V<strong>at</strong>er“....................................................................... 49<br />

Abbildung 12: Normalverteilung_Item „Mutter“..................................................................... 49<br />

Abbildung 14: Normalverteilung_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ .................................................. 49<br />

Abbildung 15: Streudiagramm_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.) .................................... 51<br />

Abbildung 16: Streudiagramm_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.)..................... 53<br />

Seite 65


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Stich<strong>pro</strong>be_Gr<strong>und</strong>gesamtheit .................................................................................. 28<br />

Tabelle 2: Häufigkeit_Geschlecht ............................................................................................ 29<br />

Tabelle 3: Kennzahlen_Resilienz (ges.)................................................................................... 30<br />

Tabelle 4: Mittelwertverteilung_Resilienzskala RS-25 Items.................................................. 32<br />

Tabelle 5: Kennzahlen_Resilienz (ges.) <strong>und</strong> Geschlecht ......................................................... 33<br />

Tabelle 6: Kennzahlen_Item Kindheit ..................................................................................... 34<br />

Tabelle 7: Häufigkeit_Antwortverteilung beim Item Kindheit ................................................ 35<br />

Tabelle 8: Kennzahlen_Item Kindheit <strong>und</strong> Geschlecht ............................................................ 36<br />

Tabelle 9: erklärte Gesamtvarianz ............................................................................................ 39<br />

Tabelle 10: Rotierte Komponentenm<strong>at</strong>rix_4-Faktoren-Modell ............................................... 41<br />

Tabelle 11: Cronbachs Alpha_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ ....................................................... 43<br />

Tabelle 12: Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“_Skala-St<strong>at</strong>istiken ........................................................ 44<br />

Tabelle 13: Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest ................................................................. 47<br />

Tabelle 14: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Resiliez (ges.).................................................. 50<br />

Tabelle 15: Korreltaion_Faktor „familiärer St<strong>at</strong>us“ <strong>und</strong> Resilienz (ges.) ................................ 52<br />

Tabelle 16: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Mutter“.................................................. 54<br />

Tabelle 17: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „V<strong>at</strong>er...................................................... 55<br />

Tabelle 18: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Beziehung zur Familie“ ........................ 56<br />

Tabelle 19: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Familie ist für mich da“ ........................ 57<br />

Tabelle 20: Korrel<strong>at</strong>ion_Item „Kindheit“ <strong>und</strong> Item „Wichtigkeit der Familie“ ...................... 58<br />

Seite 66


Anhang<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren!<br />

Wir möchten Sie bitten an einer Umfrage zum Thema Resilienz teilzunehmen. Die Befragung ist anonym <strong>und</strong><br />

freiwillig <strong>und</strong> für Teilnehmer/innen von 18-30 Jahren gedacht. Die erbetenen Auskünfte werden streng vertraulich<br />

behandelt. Die Bestimmungen des D<strong>at</strong>enschutzes werden eingehalten.<br />

Wir freuen uns über Ihre Mitarbeit <strong>und</strong> bedanken uns vielmals!<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Mag. Dr. Rudolf Beer & Team<br />

Zutreffendes bitte ankreuzen!<br />

● Ich bin<br />

□ weiblich<br />

□ männlich<br />

● Mein höchster Bildungsabschluss ist □ die Pflichtschule<br />

□ ein Lehrberuf<br />

□ eine Berufsbildende mittlere Schule ohne M<strong>at</strong>ura<br />

□ die M<strong>at</strong>ura<br />

□ ein Hochschulstudium<br />

● Ich bin derzeit □ berufstätig<br />

□ beschäftigungslos<br />

□ in Karenz<br />

□ in Berufsausbildung<br />

□ Student/in an der Pädagogischen Hochschule<br />

□ Student/in an einer Fachhochschule<br />

□ Student/in an einer Universität<br />

● Meine Schulnoten in der 4. Klasse Volksschule:<br />

Deutsch/Lesen /Schreiben ________________<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik<br />

________________<br />

Sachunterricht ________________<br />

● Meine Schulnoten in der 4. Klasse Hauptschule/AHS:<br />

Deutsch<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik<br />

Fremdsprache<br />

________________<br />

________________<br />

________________<br />

● Meine Schulnoten bei der M<strong>at</strong>ura:<br />

Deutsch<br />

________________<br />

M<strong>at</strong>hem<strong>at</strong>ik ________________ (ev. Rechnungswesen)<br />

Fremdsprache ________________ (lebende Fremdsprache)<br />

Bitte umblättern!<br />

Seite 67


Bitte bewerten Sie die vorliegenden Aussagen <strong>und</strong> geben Sie den Grad Ihrer<br />

Zustimmung durch das Ankreuzen des entsprechenden Feldes ( □ ) an.<br />

Aussagen, die Sie nicht bewerten können, lassen Sie bitte aus.<br />

12 -nein- 13 -ja-<br />

0% 100%<br />

Ich war betroffen von … häufigen / belastenden Schulwechsel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… häufigen / belastenden Berufswechsel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… längerfristiger Arbeitslosigkeit. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… Trennungen / Scheidungen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von…Gewalterfahrungen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von… Diskriminierungen / Mobbing. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich war betroffen von … Todesfällen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich durch Krankheit belastet. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich ges<strong>und</strong>. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich fühle mich fit. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich betreibe Sport. □ □ □ □ □ □ □<br />

Kontakt zu Tieren tut mir gut. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin zufrieden. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem V<strong>at</strong>er. □ □ □ □ □ □ □<br />

Eine gute Beziehung zu meiner Familie ist mir wichtig. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. □ □ □ □ □ □ □<br />

Meine Familie ist für mich da. □ □ □ □ □ □ □<br />

Familie ist mir wichtig. □ □ □ □ □ □ □<br />

Meine Kindheit habe ich auf dem Land verbracht. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich verfüge über ausreichend finanzielle Mittel. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich habe Geldsorgen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin vermögend. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin in finanziell stabilen Verhältnissen aufgewachsen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Seite 68


Bitte bewerten Sie die vorliegenden Aussagen <strong>und</strong> geben Sie den Grad Ihrer<br />

Zustimmung durch das Ankreuzen des entsprechenden Feldes ( □ ) an:<br />

14 -nein- 15 -ja-<br />

0% 100%<br />

Wenn ich Pläne habe, verfolge ich sie auch. □ □ □ □ □ □ □<br />

Normalerweise schaffe ich alles irgendwie. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann mich eher auf mich selbst als auf Andere verlassen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Es ist mir wichtig, an vielen Dingen interessiert zu bleiben. □ □ □ □ □ □ □<br />

Wenn ich muss, kann ich auch allein sein. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin stolz auf das, was ich schon geleistet habe. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich lasse mich nicht so schnell aus der Bahn werfen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich mag mich. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich bin entschlossen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich stelle mir selten Sinnfragen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich nehme die Dinge wie sie kommen.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich kann schwierige Zeiten durchstehen, weil ich weiß, dass ich □ □ □ □ □ □ □<br />

das früher auch schon geschafft habe.<br />

Ich habe Selbstdisziplin.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich behalte an vielen Dingen Interesse.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Ich finde öfter etwas, worüber ich lachen kann.<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

Mein Glaube an mich selbst, hilft mir auch in harten Zeiten. □ □ □ □ □ □ □<br />

In Notfällen kann man sich auf mich verlassen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Normalerweise kann ich eine Situ<strong>at</strong>ion aus mehreren Perspektiven<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

betrachten.<br />

Ich kann mich auch überwinden, Dinge zu tun, die ich eigentlich □ □ □ □ □ □ □<br />

nicht machen will.<br />

Mein Leben h<strong>at</strong> einen Sinn. □ □ □ □ □ □ □<br />

Ich beharre nicht auf Dingen, die ich nicht ändern kann. □ □ □ □ □ □ □<br />

Wenn ich in einer schwierigen Situ<strong>at</strong>ion bin, finde ich gewöhnlich<br />

□ □ □ □ □ □ □<br />

einen Weg heraus.<br />

In mir steckt genügend Energie, um alles zu machen, was ich □ □ □ □ □ □ □<br />

machen Ich kann muss. es akzeptieren, wenn mich nicht alle Leute mögen. □ □ □ □ □ □ □<br />

Vielen Dank!<br />

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